Sonntag, 29. Januar 2006
Während ich anderer Leute künstlerische Arbeiten ohne zu zögern sofort der Rubrik Kulturelles zuscheide, spüre ich bei eigenen Machwerken immer zunächst den Impuls, sie unter Vermischtes einzuordnen. Heute aber lasse ich alle Bescheidenheit fahren und erkläre zum kreativen Akt, was ich gestern gesehen, abgelichtet und arrangiert habe: Vorhang auf also für die Fotoserie Der Zug ist abgefahren :
Wie immer bringt Sie ein Mausklick auf eines der kleinen Vorschaubilder oder auf das Link mit dem Titel in die jeweilige Fotogalerie meines Bildarchives. Zur Zeit überkommt mich wieder verstärkt der Drang zum Draufhalten mit der Kamera. Muß wohl am Wetter und am Licht liegen...
Dienstag, 24. Januar 2006
Erstaunlich, wie sehr einen die immer gleichen Hiobs-Botschaften in den Fernseh-Nachrichten abstumpfen gegen Leid, das anderen anderswo widerfährt. Verblüffend aber auch, wie sehr es einen doch betroffen macht, wenn man nicht die TV-Bilder vor Augen hat, sondern die nackte Realität:
Auf dem Heimweg gesehen an der Fürther Straße in Nürnberg: Bei bitterer Kälte harren kleine Häuflein von AEG-Mitarbeitern als Streikposten an den Werkstoren aus. Die kleinen »Schlupflöcher« haben sie mit massiven Ketten gesichert...
Wie die Nürnberger Nachrichten bereits gestern bemerkten, hat der Niedergang der Industriebetriebe im Stadtteil Muggenhof traurige Tradition.
Montag, 23. Januar 2006
Der zonebattler schnürt ja gerne in jenen Ecken Fürths herum, die etwas abseits liegen und der Allgemeinheit eher unbekannt sind. Zum Beispiel gibt oder vielmehr gab es ein paar lange leerstehende Bahn-Werkstätten unmittelbar an der Kreuzung Gebhardt- / Jakobinenstraße, hier aus der Vogelperspektive gesehen:
Das Gebäude an der oberen linken Spitze des gelben Markierungs-Quadrates ist das ehemalige Zollamt. Da das besagte Geländestück eingezäunt ist, führt der offizielle (und unversperrte) Weg dahin von der ehemaligen DB-Güterabfertigung aus die ehemalige Ladestraße entlang, sozusagen im Korridor zwischen der Gebhardtstraße und den Bahngleisen. Noch im September letzten Jahres stand ich da vor einer Schmiede und weiteren Werkstatt- und Lagergebäuden:
Die weder bewachten noch bewirtschafteten Häuschen waren schon von marodierenden Vandalen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, zudem lag überall Müll herum. Der Vorplatz war gar eine einzige Halde aus Bauschutt, Elektroschrott und sonstigem Abfall. Offenbar ein »Geheimtipp« für Müllfrevler! Des Autors bevorzugte Verfahrensweise mit solchen Leuten ist bekannt, wenngleich nicht rechtsstaatlich abgesegnet. Hier wurde kürzlich wenigstens das Gerümpel konsequent beseitigt, wenngleich leider mitsamt der pittoresken Bebauung:
Tja, da ist nun nichts mehr zu retten. Der Fahrleitungsmast am rechten Bildrand ist tatsächlich auf beiden Fotos der gleiche, die Fotos entstanden aus identischer Position heraus! Hier wurde wirklich gründlich aufgeräumt!
Schade, denn auch wenn die kleinen Zweckbauten nicht wirklich Denkmal-Charakter hatten, so waren doch auch sie Zeugen Ihrer Zeit und der Industriegeschichte. Aber es verfallen ja leider in naher Nachbarschaft noch weit wertvollere Bauten der frühen Eisenbahnzeit. Dem zonebattler bleibt nur das Bejammern und das Bewahren einer kleinen Erinnerung in diesem seinem Weblog...
Samstag, 7. Januar 2006
Achtung: Das nachfolgende Angebot ist nicht mehr aktuell!
In jungen Jahren war der zonebattler von Waffen fasziniert, insbesondere von historischen solchen. Heute stellt er fest, daß die (Lebens-)Zeit mit zunehmendem Alter immer schneller zu verstreichen scheint, weswegen er sich lieber wenigen Hobbies intensiv als (zu) vielen Steckenpferden jeweils nur ein bißchen widmen will. Es soll also diverses aus seinem Fundus in gute neue Hände kommen...
Zum Beispiel sein Waffen-Arsenal! Erstens eine Hawken Rifle, eine wunderschöne Replik eines Vorderladergewehres mit reich verziertem Perkussionsschloß aus italienischer Fertigung (cal .45). Staatlich beschossen (mit Zertifikat), hing bei mir 25 Jahre an der Wand, ohne je einen Schuß abgegeben zu haben:
Mit Pulverflasche und Kugelzange kostet das feine Stück 180 EUR und taugt nicht nur zu dekorativen Zwecken. Zustand neuwertig! Auf Wunsch können gegen geringen Aufpreis lederbeschlagene Wandhalter mitgeliefert werden (Foto auf Anfrage).
Dann hätten wir als zweiten voll funktionsfähigen Vorderlader das originalgetreue Modell einer Schiffskanone:
Dieses »Gerät« ist aus spanischer Produktion (cal .45) und kommt gleichfalls mit der amtlichen Beschußurkunde. Da ich den zum Schwarzpulver-Erwerb erforderlichen Sprengstoff-Erlaubnisschein nie besaß (und mich auch nicht zur Mitgliedschaft in einem Schützenverein durchringen konnte), ist auch diese Waffe neuwertig und unbenutzt. Preis: 40 EUR.
Schließlich habe ich noch ein modernes Luftgewehr abzugeben, einen 8‑Schuß-Repetierer (für 4,5 mm Diabolos) von Gamo mit Leuchtvisier:
Ein unbedachter Spontankauf, wurde nach dem Abfeuern von allenfalls einem Dutzend (gut sitzenden) Testschüssen auf eine Zielscheibe gereinigt und wie alle hier angepriesenen Schußwaffen innerhalb meiner (Nichtraucher-)Wohnung sorgfältig eingelagert. Neuwertiger Zustand in der Original-Verpackung, mit reichlich Munition. Preis 150 EUR.
Anfragen richten interessierte LeserInnen bitte per Mail an mich. Die Waffen dürfen legal von volljährigen Personen erworben und besessen werden. Damit alles mit rechten Dingen zugeht, ist ein Altersnachweis zwingend erforderlich, falls ich ein Stück an einen auswärtigen Käufer versenden soll...
Nachtrag vom 23.01.2007:
Die Schiffskanone ist verkauft, das diesbezügliche Angebot damit hinfällig.
Nachtrag vom 16.01.2014:
Auch die Hawken Rifle hat ein gutes neues Herrchen gefunden, es ist jetzt nur noch das Luftgewehr übrig.
Nachtrag vom 26.09.2021:
So, nun ist auch das Luftgewehr in andere Hände übergegangen, damit ist der zonebattler waffenlos.
Freitag, 6. Januar 2006
Eine merkwürdige Volte des Schicksals hat den zonebattler leider weder zum Nobelpreisträger noch zum Astronauten gemacht, sondern vor mehr als einem Vierteljahrhundert Dienst bei der Eisenbahn nehmen lassen (was er bis heute nicht so recht verstehen kann). Auch wenn ihm da mittlerweile durchaus der Wind der Marktwirtschaft um die Nase weht, so hat er seine Erinnerungen an die Merkwürdigkeiten der Staatsbahnzeit sorgfältig bewahrt und so manches Artefakt aus dem Behörden-Kosmos in die Gegenwart hinübergerettet...
Zum Beispiel ein paar jener praktischen Klebe-Vignetten, mit denen weiland die wiederzuverwendenden Umschläge der innerdienstlichen Postsendungen (korrekte Bezeichnung »EDS« = Eisenbahn-Dienstsache) verschlossen werden konnten. Neben prosaischem Einfach-Klebeband gab es recht martialisch anmutende Motiv-Marken:
Es sollte einen nicht wundern, wenn die Urfassungen dieser hübschen Illustrationen aus »großdeutscher« Zeit stammten: Bestimmt wurden später zu Bundesbahn-Zeiten nur die Uniformen der Ex-Reichsbahner graphisch »entnazifiziert«...
Der zonebattler hat schneidige Schlipse, sprich forsche Unternehmensberater erlebt, die langjährigen Eisenbahnern erst völlige Inkompetenz attestierten, um wenige Minuten später beim achtlosen Überqueren von Werksgleisen fast überfahren zu werden. Da sieht man es wieder: Wer wie ich dem Tod jahrelang die Zunge herausgestreckt hat (um ihm die rückwärtige Gummierung anzufeuchten), dem kann so etwas nicht passieren!
Freitag, 16. Dezember 2005
Heute möchte ich von einem Restaurationsprojekt berichten, welches sich zwar lange hinzog, aber insgesamt weniger nervenzehrend verlief als die Geschichte mit der Flurlampe, bei der sich ja offenbar alles gegen mich verschworen hatte...
Diese prächtige Rock-Ola Musikbox vom Typ 1455‑D (Baujahr 1957) befindet sich seit vielen Jahren im Familienbesitz. Vor einiger Zeit habe ich das schöne Gerät generalüberholt: Unmengen Staub und Schmutz waren aus dem Inneren zu entfernen, korrosionsbedingte Kontaktprobleme zu beheben, einheitliche Platten-Schildchen zu drucken usw. Sogar fehlende Zierelemente am unteren Lautsprecher-Grill ließ ich anhand noch vorhandener Teile aus Kunstharz nachgießen. Nach der farblichen Anpassung der Repro-Teile waren diese von den daneben angebrachten Originalen kaum noch zu unterscheiden.
Erstaunlicherweise erwies sich sogar der alte Röhrenverstärker (nach ausgiebiger Reinigung) wieder als betriebsfähig, und ich konnte den irgendwann einmal hilfshalber nebendran montierten Transistorverstärker wieder spurlos zurückbauen. Eine Reparatur des Originals wäre nicht eben einfach zu bewerkstelligen gewesen, da zur Zeit der Herstellung noch keine gedruckte Leiterplatten verwendet und alle Teile daher »freifliegend« in einem soliden Blech-Chassis verlötet wurden. Da würde sich eine Fehlersuche als recht schwierig gestalten... Zum Glück waren aber nur leichte Oxydationen an den Steck-Kontakten zu entfernen. Ein toller Anblick, wenn es in den großen Glaskolben der Verstärker-Röhren sanft rötlich glimmt oder gar blau fluoresziert!
Die Mechanik der wuchtigen Maschine scheint für die Ewigkeit gebaut zu sein, ich mußte noch nicht einmal nachschmieren oder ‑ölen! Allein die verschlissene Nadel des Kristall-Tonabnehmers blieb zu erneuern. Kein ganz simples Unterfangen: Im Zeitalter der allgegenwärtigen CD-Player sind Tonnadeln kaum noch zu bekommen... Aber irgendwann war auch diese Hürde genommen.
Inzwischen hat das zentnerschwere Gerät das jahrzehntelange Kellerbar-Dasein (zwischen unbenutzten Fitneß-Geräten und Wäschetrockner-Gestellen) hinter sich gelassen und in meines Bruders Musikzimmer einen würdigen Aufstellungsplatz gefunden. Da scheint es ihr zwar durchaus zu gefallen, doch trotz meiner Instandsetzungsbemühungen zickt die alte Diva mitunter und weigert sich, bestimmte Platten abzuspielen. Womöglich sind dafür Leitungsbrüche in den elend dicken Kabelbäumen verantwortlich. Vielleicht hat sie aber auch nur ihren eigenen Musikgeschmack entwickelt und weiß sich gegen ihre Bediener durchzusetzen?
Sonntag, 11. Dezember 2005
Heute gibt’s mal wieder einen nostalgischen Rückblick des mit einem unverdrossen kindlichen Gemüt ausgestatteten zonebattler...
Anno 1969 saß ich im zarten Alter von neun Jahren fasziniert vor dem Fernseher, um die erste Mondlandung »life« mitzuerleben. In verrauschten Schwarzweiß-Bildern sah man Neil Armstrong und Edwin Aldrin über den öden Erdtrabanten hüpfen, derweilen Michael Collins als dritter Mann in seiner Apollo-Kapsel weiter um den Erdbegleiter kreiste. Ich versuchte später ebenso intensiv wie vergeblich, die Raumfahrt-Pioniere mit dem väterlichen Feldstecher auf dem Mond auszumachen. Keine Frage, Astronaut war aus meiner Knabensicht das Coolste, was man als Erwachsener werden konnte! Selbstredend wollte ich damals zumindest das passende Spielzeug haben...
Der schneidige Major Matt Mason, dessen Freunde und vor allem seine futuristische Ausrüstung waren in Amerika zu jener Zeit der Renner schlechthin! Auch ich wünschte mir sehnlichst den tollkühnen Helden von Mattel samt seinem HighTech-Equipment. Leider wurde nichts daraus, das auch in Deutschland einige Zeit erhältliche Spielzeug fand nie den Weg in mein Kinderzimmer.
Inzwischen ist dieses über 35 Jahre alte Produkt freilich zum Kultspielzeug avanciert: Gut erhaltene Figuren, vollständige Raumstationen und einwandfrei funktionierende Mond-Fahrzeuge erzielen immer wieder Höchstpreise auf Internet-Auktionen. Liebhaber und Sammler finden in der Space Station von Keith Meyer sowie auf Pat Storto’s Major Matt Mason Website alles Wissenswerte in Wort und Bild.
Ich selbst konnte mir den Wunsch mit gut drei Jahrzehnten Verspätung doch noch erfüllen und eine ganze Anzahl gut abgelagerter Astronauten- und Zubehörpackungen erwerben. Doch die Rechnung ging erwartungsgemäß nicht ganz auf, denn es gibt für alles seine Zeit und als Erwachsener konnte ich mir natürlich weder die Kindheit noch die Unbeschwertheit derselben zurückkaufen...
Immerhin, ich hatte diesen Jugendtraum endlich leibhaftig in der Hand! Selbstredend habe ich die unversehrten Blisterpackungen nicht geöffnet, denn das hätte den Sammlerwert sofort um Größenordnungen dahinschmelzen lassen. War also nix mit Spielen! So beschränkte ich mich darauf, den Schatz einzulagern und gelegentlich zu bewundern.
Ein Jahr später wurde die Lust zur Last, deshalb habe ich die nostalgischen Spielzeuge auf einer eigenen Major Matt Mason – Sammlungsseite dokumentiert und anschließend restlos wieder weiterverkauft: Die in deutscher Beschriftung doch recht raren Packungen gingen an Sammler in aller Welt. Mir selbst genügen jetzt die in meiner kleinen Website konservierten Gefühle und Erinnerungen, die weder Kapital binden noch Platz und Zuwendung benötigen. Dennoch: Es hat sein müssen! ;-)
Mittwoch, 30. November 2005
Ich habe zwei denkwürdige Nächte in einem bis dato noch nicht ausprobierten Hotel in Ludwigsburg hinter mir: Die Zimmerflucht ein langer Schlauch im fünften Stock, mindestens sechs Meter Panorama-Fenster-Front hinunter zu Straße und Eisenbahn, die ganze Nacht unzureichend gedämmter Verkehrslärm und dazu das Tröten von Sicherungsposten von einer Baustelle im Gleisbereich. Telefon von außen her ständig besetzt (zu wenig Leitungen?), der Wecker staubig, die Heizung blubbernd, die Bettdecke dünn, der Duschkopf verkalkt. Im Flur vor dem Zimmer und auch im Stockwerk darunter hängt abstrakte Kunst in Öl an den Wänden, kein einziges Bild richtig herum, bei allen (!) steht die gut lesbare Signatur des Künstlers entweder auf dem Kopf oder auf die Seite gekippt. Der Frühstücksraum ist eng wie eine U‑Bahn, entsprechend nah sitzt man/frau sich auf der Pelle. Gesamturteil: Na ja.
Aber das alles kann mich nicht wirklich mehr berühren: Zum einen bin ich in solchen Dingen eher anspruchslos und pflegeleicht (habe auch schon Fragwürdigeres erlebt), zum anderen markiert das Erlebnis das Ende einer persönlichen Epoche. Nach einem sechstägigen Seminar geht meine berufliche Zwitterexistenz (halb Trainer, halb Bildungsplaner) heute relativ unspektakulär zu Ende: Ich werde um 15:36 Uhr in den Zug Richtung Heimat springen und dann gut drei Stunden Zeit haben, meine Jahre als Wissens- und Könnens-Vermittler Revue passieren zu lassen... Zukünftig werde ich wohl ausschließlich als Planer tätig sein und dafür sorgen, daß Trainer, TeilnehmerInnen, Fahrzeuge, Schulungsunterlagen usw. zur vorgesehenen Zeit am vorgesehenen Ort irgendwo in Deutschland zusammenkommen.
Ich hänge das Trainer-Dasein mit einem weinenden und einem lachenden Auge an den Nagel: Einerseits ist das Vermitteln von Fähigkeiten und Fertigkeiten eine äußerst befriedigende Tätigkeit (sofern sich die Seminar-TeilnehmerInnen halbwegs interessiert zeigen und/oder motivierbar sind), andererseits hadere ich schon seit längerem mit den Rahmenbedingungen des Jobs. Vor allem ist es die Herumreiserei, die nur denen als attraktiv erscheint, die die Praxis nicht aus eigener Anschauung kennen...
Ein Wochen-Seminar beginnt für den Trainer in (m)einem bundesweit (neuerdings auch zunehmend international) tätigen Untenehmen meist mit einer Voranreise am Sonntag (ohne Überstunden, ohne zusätzliche Bezahlung) und endet ebenso oft am späten Freitag Abend. Zwischendrin sieht man a) Verkehrsmittel (in meinem Fall Züge und Taxis), b) Schulungsräume und c) Hotelzimmer von innen. Des Abends kann man Fußgängerzonen besichtigen, deren gesichtslose Kommerz-Meilen in jeder Stadt weitgehend identisch sind. Museen haben überwiegend schon geschlossen. Nach einem Tag intensiver Arbeit mit Menschen (was auch die Stimme recht beanspruchen kann) ist mir selten nach Gesellschaft zumute, da will ich eher meine Ruhe. Jetzt im Winter bleibe ich im auswärtigen Trainingszentrum am Rechner hocken und pflege Homepage und Weblog, aber es macht schon einen Unterschied, ob man sich die Rahmenbedingungen des Feierabends selber setzen kann oder halt zusehen muß, die fern der Heimat verbrachte Freizeit halbwegs sinnvoll zu nutzen. Mir jedenfalls ist die heimische Couch lieber als jedes Hotelbett!
Der Planertätigkeit geht der Glanz des Theatralischen und des individuellen Stils weitgehend ab, und auch wenn ich interessante Themen und Inhalte beplane und als Mitarbeiter des »Ressourcen-Managements« eine wichtige Aufgabe erfülle, so ist das auf meiner Ebene natürlich eine ziemlich abstrahierte Tätigkeit, zu deren Ausübung ich den überwiegenden Teil der Arbeitszeit auf den Bildschirm glotze, bunte Kästchen in Tabellen verschiebe, Buchungsmasken bediene und Kunden-Anfragen beantworte.
Der ganz große Pluspunkt (neben dem guten und sehr kollegialen Betriebsklima) liegt für mich im Umstand, zwischen meinem Büro in Nürnberg und meiner Wohnung in Fürth nur ganze sechs Regional-Express-Fahrminuten zu wissen. Im Regelfall brauche ich vom Bürostuhl bis auf das schon erwähnte Lieblingssofa gerade mal 20 Minuten. Eingedenk der Tatsache, daß die unmittelbaren Kollegen um mich herum jeden Tag aus Augsburg oder Karlstadt (Main) hereinpendeln (und abends wieder zurück), kann ich mich damit als privilegiert und glücklich schätzen!
Die Tätigkeit in der Nähe des heimischen Herdes erlaubt zudem die Teilnahme an lokalen Events und das Treffen mit Nachbarn und Freunden, was man ja »auf Achse« notgedrungen entbehren muß. Von daher bin ich’s zufrieden, und gelegentliche Dienstreisen zu bundesweiten Konferenzen etc. werden mir hin und wieder eine willkommene Abwechslung sein...
So, und nun auf und frisch gestartet in den letzten Trainings-Tag!
Dienstag, 29. November 2005
Vor Äonen von Jahren (so etwa zwischen 1985 und 1990 n. Chr.) arbeitete der zonebattler im Dienste der damaligen Deutschen Bundesbahn als Schichtleiter in einem Rechenzentrum. Dessen Leiter strebte zwar nicht nach der Weltherrschaft (war auch keinesfalls vom dazu nötigen Kaliber), ferner entsprachen die Kolleginnen nicht dem gängigen Hollywood-Typus, aber sonst hätte unser Computer-Bunker durchaus als Kulisse für einen James-Bond-Streifen herhalten können: Schrankgroße Rechner, blinkende Birnchen, zuckende Bandspulen und unentwegt ratternde Drucker allenthalben. Das alles in einem fensterlosen Beton-Hochsicherheitstrakt, der nur per Code-Karte zu betreten war. Ein paar Bilder aus dieser abgeschlossenen Welt haben bis in die Gegenwart überlebt:
Wie lief das damals? Eine ganze Abteilung Programmierer codierte Software-Module in Assembler oder Cobol, die von MitarbeiterInnen der Arbeitsvorbereitung mittels »Job Control« zu Batch-Jobs zusammengestellt und hernach an uns »Kellerknechte« in die Produktion überstellt wurden.
Als steuernde Datenträger kamen in meiner Anfangszeit noch Lochkarten zum Einsatz, später wurden die Jobs papierlos an grün leuchtenden Bildschirm-Terminals editiert. Die zur Laufzeit angeforderten, externen Datenträger zur Ein- oder Ausgabe waren Magnetbänder vom Durchmesser einer Pizza. Die mußte man von Hand auf die großen Bandmaschinen »mounten«, erst Jahre später hielt mit halbautomatischen Kassetten-Geräten etwas mehr Komfort Einzug...
Die Druckausgabe auf Listenpapier oder spezielle Vordrucke erfolgte anfangs über lärmende »Kettendrucker«, in denen 132 Hämmer von hinten auf ein schnell umlaufendes Typenband klopften und so die aufgeprägten Buchstaben und Zahlen über ein Farbtuch auf das Papier übertrugen. Später kamen dann schnelle Laserdrucker von der Größe mehrerer Gefriertruhen hinzu. Da waren die Operateure ständig mit dem Herbeiwuchten und Abtransportieren der schweren 2000-Blatt-Kartons beschäftigt, die nach dem Einfädeln und Justieren ziemlich schnell durch die Maschinen gelaufen waren... Ob das ganze Zeugs dann jemals von irgend jemandem gelesen wurde?
Im Rückblick frage ich mich, welche Rechenpower wir wohl damals auf hunderten von klimatisierten Quadratmetern auf dem aufgeständerten Doppelboden stehen hatten. Vermutlich lag sie irgendwo zwischen der Leistung meines Palm-Organizers in der Hosentasche und der Performance meines mittlerweile veralteten PCs unter dem heimischen Schreibtisch!
Für mich haben diese etwa 15 Jahre alten Fotos besonders augenbefeuchtenden Wert, da ich mit jedem unscheinbaren Detail etwas anfangen kann und damit so manche Erinnerung verbinde. Mein herzlicher Dank gilt dem ehemaligen Kollegen B., der die Aufnahmen seinerzeit erstellt und bis heute aufbewahrt hat.
Mittwoch, 23. November 2005
Ich liebe alte Städte wie Regensburg, Bamberg oder Görlitz, die weder durch den Krieg noch durch die Bauwut danach nachhaltig ihr Gesicht verloren haben. Fürth kann sich da ohne weiteres einreihen, wenngleich im Wortsinne »herausragende« Betonsünden wie das Sparkassen-Gebäude oder das Hochhaus am Bahnhof an recht brachiale Bauboom-Zeiten erinnern, die gar nicht so lange zurückliegen...
Ganze Straßenzüge sind hier in Fürth noch in prächtigster Gründerzeit-Neo-Renaissance erhalten, und das im warmen Goldton des fränkischen Sandsteins. Eine einmalige Kulisse! Insbesondere die Eckhäuser waren zu den Kreuzungen hin besonders prächtig geschmückt, oft mit eindrucksvollen Zwiebeltürmen wie hier an der Ecke Karlstraße / Amalienstraße:
Leider sind viele dieser rein der Ästhetik dienenden Zier-Aufsätze heute spurlos verschwunden, sei es durch Kriegsschaden, sei es durch Verwitterung, Blitzschlag oder (häufiger wohl) Abriß durch unsensible Hausbesitzer. So sieht das ansonsten noch bestens gepflegte Haus von der alten Postkarte heute aus:
Wer’s nicht anders kennt, mag mit den Schultern zucken. Wer aber einen Sinn für Schönheit und Proportionen hat, wird den Unterschied bemerken (und den Verlust des geschindelten Dach-Türmleins als schmerzlich empfinden). Nach Studium des bebilderten Beispiels mögen die geneigten LeserInnen spaßeshalber mal erhobenen Hauptes durch die Stadt laufen, um nach weiteren Dächern Ausschau zu halten, denen »oben was fehlt«!
Ich würde mir jedenfalls wünschen, daß Besitzer und Bewohner alter Häuser ihre Immobilien und Behausungen nicht nur unter rein praktischen Aspekten beurteilten, sondern auch deren Schönheit bewahren und ggf. wiederherstellen würden. Klar kostet das was, aber es bereichert doch letztlich alle. Wo müßte man den Hebel also ansetzen? Wie bei so vielen Zeiterscheinungen schon bei der entsprechenden Erziehung des Nachwuchses, denke ich. Da werden die Weichen gestellt, da fängt es an (oder eben auch nicht)...
P.S.: Wie die Fürther Nachrichten bereits letzten Samstag ankündigten, findet heute um 19.00 Uhr im historischen Sitzungssaal des Rathauses eine prominent besetzte Podiumsdiskussion zum Thema Denkmal statt. Hingehen!
P.P.S.: Weitere Bilder finden Sie in den Kommentaren zu diesem Beitrag.
Samstag, 19. November 2005
Es geht ja nun wieder auf Weihnachten zu, und da werden gerne (oder wurden früher jedenfalls) die über das Jahr gut eingelagerten Modell-Eisenbahnen vom Dachboden geholt und für ein paar Wochen wieder in Betrieb genommen. Mein Favorit in Kindertagen war die winzige »EGGER-BAHN«, die als Schmalspur-Bähnchen inmitten des obligatorischen Märklin-Ovals ihre Runden drehte:
Der Autor (hinten) und sein kleiner Bruder (um 1967)
Nach drei Jahrzehnten symptomfreier Ruhezeit brach sich der Eisenbahn-Virus vor einigen Jahren in mir wieder Bahn, und ich kaufte mir einige dieser motorisierten Jugend-Träume zurück. Die geneigte Leserschaft ahnt vermutlich längst, daß das bei mir natürlich wieder zum Bau einer eigenen Spezialisten-Website führen mußte:
Hier kriege ich reichlich aufbauende und ermunternde Rückmeldungen, und ich habe die Ehre und das Vergnügen, zur Freude aller Fans in extra eingerichteten Rubriken über engagierte Bastel-Projekte meiner Leser berichten zu können. Damit tragen einige zur Erbauung vieler bei und so soll es sein! Dank der vielen nostalgischen Fotos und Abbildungen kommen übrigens auch LeserInnen ohne nennenswerte Affinität zum Thema auf Ihre Kosten...
Donnerstag, 17. November 2005
Da ich schon als junger Knabe starke Affinität zu technischen Dingen erkennen ließ, wurde ich mit entsprechendem Spielzeug reich beschenkt und bastelte unentwegt mit LEGO, fischertechnik und Plasticant. Die gesamte Verwandtschaft propehezeite mir einen ruhmreichen Werdegang als Ingenieur, doch ein später tatsächlich begonnenes Studium der Elektrotechnik habe ich wegen der mir unverständlichen, höheren Mathematik sehr bald wieder aufgegeben...
Immerhin habe ich durch meine vielen Experimentierkästen eine Menge gelernt, ohne das damals als etwas Außergewöhnliches zu empfinden. In der Rückschau erinnere ich mich besonders gerne an den »Spielcomputer LOGIKUS« von Kosmos, mit dem ich mir seinerzeit die Grundlagen der Boole’schen Algebra und binären Datenverarbeitung aneignete:
Das ziemlich primitive Selbstbau-Gerät (es bestand aus wenig mehr als aus einer Anzahl Schaltschiebern, Lämpchen und steckbaren Verbindungsdrähten) fasziniert mich bis auf den heutigen Tag, weswegen ich ihm unter
eine eigene Homepage gewidmet habe. Die wird von anderen rührseligen LOGIKUS-Freaks gerne besucht, wie das Feedback im Gästebuch zeigt. Es befriedigt sehr, mit so einem »virtuellen Denkmal« eine kollektive Erinnerungs-Plattform für gleichaltrige Gesinnungsgenossen (mit einem in dieser Hinsicht ähnlichen Erfahrungshintergrund) anbieten zu können!
Heutzutage scheint es leider weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein, daß »Spielen« und »Lernen« keine Gegensätze sein müssen, sondern ganz im Gegenteil Lernen außerordentlichen Spaß machen kann. Aber das ist nun wieder eine ganz andere Geschichte...
Süßer und scharfer Senf: