Sonntag, 19. September 2010
Heute habe ich mich zum ersten Mal seit Jahren wieder mit einer Armbanduhr ins öffentliche Leben begeben, namentlich in die Kunsthalle Würth zu Schwäbisch Hall. Und was soll ich sagen? Obwohl die eigentlichen Attraktionen an den Wänden hingen (Tomy Ungerer hier, Christo und Jeanne-Claude da), guckten die BesucherInnen reihenweise nach mir und meinem schwermetallenen Zeitmesser am Handgelenk, die Männer scheinbar anerkennend bis neidisch, die Frauen kokettiernd bis flirtend. Allerhand! Selbst wenn es sich um das legendäre Original und nicht um einen logo- und namenlosen Nachbau eines robusten Klassikers gehandelt hätte, ich hätte nie und nimmer gedacht, daß 104 Gramm Feinmechanik am Arm solche Wirkung entfalten können. Wer weiß, wo ich heute wäre, wenn ich mein Dutzend Armbanduhren nicht seit Jahren in der Schublade schlummern ließe!
P.S.: Nein, ich hatte keine Nudel im Gesicht und auch kein Loch im Kittel, ich habe mich selbstredend (und selbstkritisch) davon überzeugt...
Mittwoch, 25. August 2010
Man kann es kaum glauben: Ein junger Immobilienmakler sucht für ein Buchprojekt alte Fotos seiner Heimatstadt Chicago und ersteigert zu diesem Behufe den wegen Zahlungsunfähigkeit der Mieterin unter den Hammer kommenden Inhalt eines Lagerabteils mit ‑zigtausend belichteten, aber überwiegend unentwickelten Filmen. Er läßt einige, dann immer mehr davon entwickeln und kommt langsam dahinter, daß die ihm unbekannte Fotografin in den 1950ern bis 1990er Jahren eine ebenso manische wie künstlerisch herausragende Lichtbildnerin gewesen sein mußte, die ihre meisten Schnappschüsse – sei es aus tragischem Geldmangel, sei es aus nach dem erfolgreichen Einfangen der gejagten Motive erloschenem Interesse – nie zu sichtbaren Bildern verarbeitet hat. Er beginnt selbst mit der Knipserei und der street photography, angeleitet und zusehends fasziniert von der in quantitativer wie qualitativer Hinsicht immensen Hinterlassenschaft der geheimnisvollen Frau, die ihm damals vom Auktionator als krank und schwierig beschrieben wurde. Als er – etwa ein Jahr nach dem Erwerb des gigantischen Filmkonvolutes – schließlich doch nach Vivian Maier googelt, um sie endlich persönlich kennenzulernen, findet er ... eine erst wenige Tage vorher aufgegebene Todesanzeige. Er kommt zu spät.
Der eher beiläufig erworbene Schatz erweist sich als so wertvoll und umfangreich, daß John Maloof den Beruf wechselt: Heute ist er selbst als street photographer unterwegs und hat sich zudem der Erschließung und Aufbereitung des künstlerischen Vermächtnisses jener großen, vorher der Welt gänzlich unbekannten Fotografin verschrieben. Man wird sich beider Namen merken müssen.
Dies war nur die Kurzfassung einer an erstaunlichen Zufällen reichen und trotzdem wahren Geschichte. In Gänze nachzulesen ist sie hier, hier, da und dort. Einen deutschsprachigen Zeitungsartikel darf ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht zum Download anbieten, aber gute Freunde können sich privat an mich wenden...
Montag, 23. August 2010
Sonntag, 15. August 2010
Robin Hood, Robin Hood, reitet durch die Lande,
voller Stolz und Wagemut folgt ihm seine Bande.
Es fürchten ihn die Bösen, die Guten sind ihm guuuut,
Robin Hooood, Robin Hooood, Robin Hooood... |
Wer beim Lesen vorstehender Zeilen sofort die dazugehörige Melodie mitsummen konnte, der weiß, wovon hier die Rede sein wird: Von der amerikanisch-britischen TV-Serie »Die Abenteuer von Robin Hood« natürlich, die redlich gealterte Recken meiner Generation in jungen Jahren nur zu gerne guckten, sich dabei mit dem von Richard Greene gespielten Titelhelden identifizierten und sich jedesmal diebisch (!) freuten, wenn der seinem schurkischen Gegenspieler, dem Sheriff von Nottingham, einmal mehr ordentlich eins auf die Mütze geben konnte.
Dem zu nostalgisch-wehmütigen Anwandlungen stets neigenden zonebattler kam es dieser Tage in den Sinn, sich geistig in seine lange zurückliegende Sturm- und Drangzeit zurückzuversetzen und sich im Abstand von mehreren Dezennien erneut in den Sherwood Forest zu begeben, ohne dabei seine Couch verlassen zu müssen...
Hierzulande sind weiland längst nicht alle Folgen der erfolgreichen Produktion aus den 1950er Jahren ausgestrahlt worden. Überdies sind die Silberscheiben mit den deutsch synchronisierten Episoden alles andere als ein Sonderangebot: Für eine DVD-Box mit neun Episoden (von jeweils nur ca. 25 Minuten Dauer) werden stolze EUR 22,90 aufgerufen! Sowas kommt einem Sparfuchs wie dem zonebattler natürlich nicht in die virtuelle Einkaufstüte, und darum hat er sich jetzt aus dem fernen Land der begrenzten Unmöglichkeiten fürs gleiche Geld (!) kurzerhand die Komplett-Edition mit allen 143 Folgen auf 11 DVDs kommen lassen:
Und diese US-Ausgabe ist nun wahrlich ein absolutes Schnäppchen: An jeweils 13 Episoden pro Scheibe hat man (im Vergleich zur deutschen Fassung mit läppischen drei pro Silberling) viel länger Freude, auch wenn man notgedrungendermaßen beim Ton auf die deutsche Synchronspur verzichten muß.
Was aber in des Rezensenten Augen (und insbesondere Ohren) kein allzugroßes Manko darstellt: Zum einen sind die Dialoge überwiegend klar ausgesprochen und gut verständlich, zum anderen wären viele eloquente Wendungen und Wortspiele in einer lippensynchronen Übersetzung ohnehin verloren. Wer also leidlich Englisch versteht, kann getrost zugreifen, auch wenn es hier (wie bei den meisten TV-Produktionen »vorsintflutlichen« Alters) noch nicht einmal englischsprachige Untertitel gibt.
Die Handlung ist ja meist ohnehin nicht sonderlich kompliziert: Irgendwie kommen sich die normannischen Usurpatoren und die rechtschaffenen englischen »Outlaws« unter ihrem charismatischen Führer Robin ins Gehege, nicht selten geht es um Leben oder Tod, doch spätestens nach 25 Minuten siegen List und Recht über (Heim)tücke und Unrecht und die Welt ist vorerst wieder in Ordnung. Nebenbei werden quasi spielerisch ethische Werte wie Haltung, Anstand und Moral vermittelt, und wer das nervig, überholt und altmodisch findet, ist nach des zonebattler’s Meinung Teil des Problems in der heute viel beklagten »Ellenbogengesellschaft«...
Aus technischer Sicht gibt es bei realistischer Betrachtungsweise wenig zu mäkeln: Das Schwarzweiß-Bild ist von passabler Qualität, glücklicherweise sind computergenerierte Nachcolorierungen wohl (noch) zu kostspielig, um 3480 Minuten alten Filmmaterials den nostalgischen Charme nachhaltig auszutreiben. Gut so! Das »analoge Feeling« gehört bei sowas einfach dazu: Wir Älteren wollen es nicht anders, und die Jüngeren würden sich so etwas Altbackenes auch in aufgepeppter Fassung nicht kaufen. Unter dem Strich ist mir die dicke Box aus Amerika daher eine klare Empfehlung wert:
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Bild & Ton |
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Extras |
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Aufmachung |
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Gesamturteil |
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Bei dem extrem günstigen Preis sind natürlich keine Extras zu erwarten: Man kriegt weder ein Booklet dazu noch irgendwelche digitalen Dreingaben, doch wen sollte das stören? Was es an Hintergrundinformationen zu erfahren gäbe, kann sich jede(r) selbst ergoogeln, und ansonsten will man ohnehin nur schnell auf sein abendliches Betthupferl in Form eines knapp halbstündigen Abenteuers zugreifen und sich über stets adrett gekleidete, pseudo-mittelalterliche Genrefiguren in Studiokulissen köstlich amüsieren können...
Mittwoch, 4. August 2010
Die Nürnberger Nachrichten und sämtliche Schwesterblätter, mithin auch die Fürther Nachrichten, haben nächtens ihren Webauftritt umgestellt und firmieren ab sofort nur noch unter der gemeinsamen Dachmarke nordbayern.de.
Mit diesem unangekündigten Wechsel auf ein neues Content Management System sind sämtliche in diesem Blog eingestreuten Verweise auf Zeitungsartikel schlagartig funktions- und wertlos geworden, was ich bedaure, aber leider nicht ändern kann. Eine Weiterleitung der alten Adressen auf die dazu korrespondierenden neuen wäre technisch keine große Sache gewesen, ist aber offensichtlich ganz bewußt unterblieben. Statt dessen schicken sie einen unprofessionellerweise in eine redirect-Endlosschleife...
Bedauerlich ist auch, daß es die Webmaster-Kollegen beim Verlag Nürnberger Presse nicht geschafft haben, in den jetzt verwendeten Permalinks die Umlaute zu konvertieren: Aus »Fürth« wird in den Artikel-Links nicht etwa »fuerth«, sondern »furth«. Schwach. Ganz schwach. Das kriegt ja sogar unsereiner automatisiert auf die Reihe mit einem klitzekleinen WordPress-Plugin.
Also, liebe Fu(e)rther: Eure Tageszeitung findet Ihr jetzt in neuer Gestalt unter
http://www.nordbayern.de/region/furth
Montag, 28. Juni 2010
Gepflasterter Hinterhof (Nürnberg, Espanstraße) |
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Samstag, 26. Juni 2010
Nach schier endlos erscheinender Kurverei über steile Serpentinen erreicht man endlich die höchste Erhebung La Palmas, den Roque de los Muchachos im Norden der Insel. Der Panoramablick, der sich dort oben in gut 2.400 Metern Höhe dem wackeren Wanderer ebenso wie dem fußfaulen Automobilisten bietet, ist nichts weniger als atemberaubend spektakulär! Wer beizeiten aufgebrochen und noch vor der Mittagsstunde vor Ort ist, kann zusehen, wie die weiße Wolken-Watte über den östlichen Kesselrand der Caldera schwappt und den gewaltigen Topf nach und nach füllt, bis man nur noch den äußeren Grat aus der wässerigen Suppe ragen sieht! Hoch über den gleißend weißen Wolken ragen die vielen Kuppeln des Observatoriums aus dem kargen Vulkangestein und geben einem das Gefühl, den unendlichen Weiten des Universums so nahe zu sein wie kaum je zuvor:
Man kann sich schwer lösen von dem faszinierenden Wechselspiel zwischen Wand und Wolke: schroff die Grate, weich das Wabern der Wassertröpfchen, ein Anblick, den man wahrlich nicht oft geboten bekommt. Erstaunlich, daß man die Erhabenheit des genius loci dennoch nicht mit allzuvielen anderen Touristen teilen muß, selbst da oben trifft man auf seinesgleichen nur in homöopatischer (und damit verträglicher) Verdünnung...
Auch viel weiter unten ist das eigenartige (und nachgerade einmalige) Spiel der Wetterkräfte wunderbar zu beobachten: Immer wieder sahen wir die weiße Wolkenwalze über die Cumbre wuppen, wo sie sich aber durch die Energie des Sonnenlichtes genauso schnell in Wohlgefallen auflöst, wie von hinten neuer Wasserdampf nachgeschoben wird. Was für ein Schauspiel!
Nicht minder faszinierend waren die abendlichen Sonnenuntergänge, die wir fast jeden Abend von der Terrasse unserer Casa aus gegen 20:50 Uhr Ortszeit genießen konnten: Auch da sorgten kondensierte Wassertröpfchen (vulgo: Wolken) für ein visuelles Sinnesspektakel, in dem sie die horizontale Grenzlinie zwischen Himmel und Ozean aufhoben zu einer fein aquarellierten Farbverlaufsstudie erlöschenden Lichtes:
Aber wie der Mensch so ist, er gewöhnt sich rasch auch an das Außergewöhnliche: Irgendwann guckt man dann nur noch flüchtig hin, es ist ja eh fast jeden Abend das gleiche Feuerwerk zu sehen...
Womit wir am Ende unserer diesjährigen Expeditions-Berichterstattung angekommen wären. Der zonebattler (der dafür tatsächlich länger gebraucht hat als für die Reise selbst) gesteht freimütig, die Serie ohne rechtes Konzept angegangen zu sein in der Hoffnung, daß sich das knappe halbe Hundert zum Vorzeigen ausgewählter Fotos schon irgendwie zu einer halbwegs interessanten Geschichte zusammenfädeln lassen würde. Ob das nun aus der Sicht der geschätzten Leserschaft geklappt hat und zudem einigermaßen interessant und lesenswert ist, vermag er allenfalls zu hoffen; für das Bewahren des Erlebten in der eigenen Erinnerung genügt ihm das Ergebnis allemal.
Schließen möchte ich mit einem empfehlenden Hinweis auf die private Website La Palma Aktuell. Die »täglich frischen Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik« taugen nicht nur zur Urlaubsvorbereitung, sondern bieten eine Fülle von aktuellen und fundierten Insiderinformationen für alle, die sich mit ihrem Reiseziel (oder gar dem ins Auge gefaßten späteren Wohnsitz) intensiv beschäftigen möchten.
Mittwoch, 23. Juni 2010
Kaum sind die Stadt(ver)führungen absolviert, da stehen auch schon die nächsten Einsätze als Führungskraft vor der Tür: Die Ausstellung »Steam and Steel / Die letzten Dampflokomotiven der USA« mit unglaublich aufwendig inszenierten Fotos des amerikanischen Fotografen O. Winston Link wird am kommenden Freitag in der kunst galerie fürth eröffnet. An insgesamt vier Sonntagen (Termine siehe Flyer) wird der zonebattler durch die Ausstellung führen. Pufferküsser seien aber vorgewarnt: Hier geht es weniger um technisches Fachsimpeln als um die Analyse grandioser Bildästhetik!
Freitag, 18. Juni 2010
Das Meer! Der weite, weite Ozean und seine rauschende Brandung, sein unablässig forderndes Lecken am Land, seine am Ufer oft spielerischen, mitunter aber heillos verheerenden Demonstrationen einer kollossalen Macht faszinieren die Menschen seit jeher. Insbesondere natürlich den gemeinen Binnenländler, der jene gewaltigen und schier endlos erscheinenden Wassermassen nicht tagtäglich vor Augen hat, sondern dem diese Begegnung nur urlaubshalber und in größeren Zeitabständen vergönnt ist.
Der zonebattler ist in der ordnungsgemäß abgewickelten ersten Hälfte seines auf 100 Jahre angelegten irdischen Daseines schon diverse Male an des salzigen Wassers Kante gestanden, an der Nordsee, an der Ostsee, im Mittelmeer, am Atlantik und tatsächlich auch am Pazifik. Schwarze Strände aus fein zerkrümelter Lava waren ihm freilich bis dato noch nicht untergekommen:
Wie neulich bereits ausgeführt, ist die Küste La Palmas überwiegend zerklüftet und unwegsam, regelrechte Badestrände gibt es nur wenige und diese sind noch dazu von überschaubarer Ausdehnung. Doch selbst dort geht es nicht eben überlaufen zu, was unsereinem zugegeben sehr gelegen kam, der ich zwar die Menschen mag, die Leute aber mitunter nicht ausstehen kann... Über die Gründe des Touristen-Mangels zu spekulieren ist hier nicht der rechte Ort, jedenfalls herrscht im »Wonnemonat« Mai sogar in unmittelbarer Nähe größerer Hotelanlagen unübersehbare Belegungsflaute:
Von der trüb-traurigen Tristesse der überdimensionierten Bettenburgen und der darin stattfindenden Zwangsbespaßung träger Touristen will ich in einer späteren Folge noch berichten, hier wollen wir es bei dem Hinweis belassen, daß das Meer dort am schönsten ist, wo man es weitgehend für sich alleine hat. Wie zum Beispiel rund um die sogenannte »Piratenbucht« unterhalb von El Pueblo an der Westküste:
Der keineswegs knieschonende Abstieg dorthin fand nicht nur in prallem Sonnenlichte statt, sondern im späteren Verlauf auch abseits der offiziellen Wege. Über Stunden kam sich der zonebattler wieder wie im Film vor, ein einsamer Schiffbrüchiger abseits aller bewohnten Gefilde. Das mühsame Vorankommen, Schritt für Schritt und Meter für Meter entlang ebenso ungesicherter wie steiler Abbruchkanten sorgte für selten zuvor erlebten Adrenalinausstoß. Doch wie wollte man je seine eigenen Grenzen ausloten, wenn man sich Ihnen nicht hin und wieder auf Sicht- (bzw. Tritt-)weite näherte? Eben. Der spätere, gleichfalls mehrstündige Aufstieg in der gleißenden Sonne schattenloser Glut reduzierte den Berichterstatter auf ein hechelndes, jappsendes, keuchendes und auch weitgehend würdeloses Etwas. Eine läuternde Erfahrung, ich wollte sie niemals mehr missen.
Nicht minder bewegend war für den Autor ein körperlich eher wenig anstrengender Nachmittag an den semi-natürlichen Planschbecken unweit von Hoyo Grande, nördlich von San Andrés an der Ostküste La Palmas gelegen: Ziemlich genau 19 Jahre nach seinem letzten Tauchgang zog er sich seine (in all den Jahren nur leicht gelblich verfärbte) Profi-Taucherbrille über, steckte sich den Schnorchel in den Schlund und sah fortan fasziniert dem flimmernden Treiben unterhalb der Wasseroberfläche zu...
Flossen und Blei waren aus Platz- und Gewichtsgründen daheim geblieben; indes es geht auch ohne, wenngleich man es dann nicht viel tiefer als drei oder vier Meter schafft, bevor einen der im Salzwasser ohnehin erhöhte Auftrieb wieder an die Oberfläche zurückdrückt. Egal, viel tiefer sind die in die Lavaküste gebaggerten Becken ohnehin nicht. Dennoch waren sie ein spannendes Revier, denn immer wieder schwappte der anbrandende Ozean über die seeseitige Kante und spülte neues Getier herein, kleine Fische, größere Fische, gut getarnte ebenso wie in auffälligen Faben leuchtende. Oh, wie schön ist es dort unten, wo alle lungenatmenden Zweibeiner die Klappe halten und sich in Demut üben müssen...
Nach einer Stunde einsamen Genusses erhielten der zonebattler und seine bessere Hälfte unverhofft Gesellschaft in Form eines zweiten Pärchens, welches sich zunächst auf italienisch unterhielt. Man kam rasch ins Gespräch, man schaltete auf Deutsch um, denn wiewohl der junge Mann italienischer Abstammung war und seine Freundin polnischer, so kamen sie doch beide aus... nein, nicht aus Fürth, aber immerhin aus Nürnberg-Gostenhof! Der Zufall wollte es ferner, daß wir eine Woche später nicht nur allesamt im gleichen Flieger gen Heimat saßen, sondern dann auch noch die gleiche U‑Bahn nahmen, Umsteigen am Plärrer inklusive! So klein ist die Welt. Den beiden sei hiermit nochmals herzlich zugewunken!
Nun, damit sind wir schon wieder am Ende einer Episode angekommen und können mittlerweile absehen, daß es insgesamt wohl derer zehn geben wird. Ein Dutzend stimmungsvoller Schnappschüsse habe ich noch vorbereitet auf Halde liegen, vier Stück davon schauen wir uns in der nächsten Folge an...
Donnerstag, 10. Juni 2010
Fernseh-Nostalgiker meines Alters erinnern sich sicherlich noch an die legendären Abenteuervierteiler des ZDF, die zwar nach heute herrschenden Maßstäben ziemlich bieder inszeniert waren, einem jugendlichen Leichtmatrosen vor 40 Jahren aber als ungeheuer spannend vorkamen. Der zu bizarr-theatralischen Assoziationen jederzeit neigende zonebattler fühlte sich auf La Palma schon bei der ersten Wanderung abseits der Straßen sofort an jene »Schatzinsel«-Verfilmung von 1966 erinnert, die ihn im längst vergangenen Schwarzweiß-Zeitalter in ihren Bann geschlagen hatte: Bereits nach wenigen Schritten stiegen die Bilder (diesmal in Farbe) in der Erinnerung wieder auf und mischten sich mit, nein sie wurden zur Realität...
Du kommst Dir vor, als wärest Du der einzige Mensch auf diesem einsamen Eiland: Keine Hütte ist zu sehen, nirgends ein Zaun, ein Zeichen, ein von menschlichen Händen geformtes Artefakt. Du kletterst immer tiefer in die Schlucht hinein, rundum ist alles grün in grün, meterlange Lianen hängen von den überstehenden Felsen herunter, hie und da fällt gleißend helles Sonnenlicht durch das üppige Blätterdach und blendet Dich. Immer wieder drehst Du den Kopf alarmiert zur Seite, doch ist es stets nur das Huschen einer Eidechse, das Krächzen eines Vogels, das Ächzen eines Baumes im Wind gewesen, was Dir einen Schrecken eingejagt hat...
Du kommst nur langsam voran, denn wo kein Weg ist, mußt Du Dir selbst einen schaffen. Am einfachsten noch geht es durch das ausgetrocknete Flußbett vorwärts, wenngleich das Klettern über das Geröll und die mitunter mannshohen Felsbrocken mühsam und kräftezehrend ist. Der Blick reicht nicht weit, und wenn, dann meist nur direkt nach oben, wo dunkle Höhlen unerreichbar hoch in der Steilwand die Fantasie anregen: Bewegte sich dort nicht jemand? Wirst Du auf Schritt und Tritt verfolgt? Bist Du einem Geheimnis auf der Spur? Du würdest schier zu Tode erschrecken, wenn Du plötzlich einen aufgespießten Totenschädel vor Dir sähest, aber wirklich überraschen würde Dich eine solche unzweideutige Warnung vor dem Weitergehen kaum.
Stundenlang arbeitest Du Dich Schritt für Schritt durch den Barranco empor, die Beine sind längst schwer geworden, der Atem keuchend, die Kleidung klebt Dir schweißnaß am Körper. Endlich erreichst Du einen Punkt über den Wipfeln, von wo aus Du einen weiten Blick ins Land hast. Aber wohin Du Dich auch drehst und wendest, es ist in allen Richtungen dasselbe: Wald, nichts als stoischer, gleichgültiger Wald. Du allein bist der Fremdkörper hier, zum Überleben außerstande. Wirst Du jemals wieder aus der wuchernden Wildnis herausfinden?
Na ja, herausgefunden hat der zonebattler dann letztlich doch immer wieder, nicht zuletzt dank seiner ihn begleitenden Führungskraft, die stets die Orientierung behielt und sich im Gegensatz zum pathetischen Berichterstatter keinen irrlichternden Erschöpfungs-Fantasien hingab...
Die Assoziation mit dem großen Klassiker der Abenteuer-Literatur bzw. dessen schöner Verfilmung hatte ich übrigens durchaus auch außerhalb der Regenwälder von La Palmas Nordosten: In den Kiefernwäldern an den steilen Hängen der Caldera sah ich mich ebenso auf den Spuren Long John Silvers humpeln wandeln wie vorher in den trockenheißen Lavafeldern am südlichen Zipfel der Insel. Wo immer man die Straße hinter sich läßt, ist man im Nu alleine mit sich selbst und der grandiosen Natur, eine Konfrontation, der man sich als Stadtmensch im Alltag ja nicht alle Tage stellen muß (und die man erst einmal auszuhalten hat). Die Erinnerung an die weiland durch den Fernseher beflügelte Fantasie (heute trotz rasanter technischer Fortschritte ein eher seltenes Phänomen) hat mich jedenfalls bald bewogen, meine kleine Reise-Reportage unter den (durchaus mehrschichtig gemeinten) Titel »Die Schatzinsel« zu stellen. Und wir sind noch lange nicht am Ende: In der Episode Nr. 6 nähern wir uns demnächst wieder der Zivilisation.
Montag, 31. Mai 2010
Aus der Tiefe des Raumes hat unserer rühriger Stadtheimatpfleger wieder einmal zugeschlagen und ein interessantes Buch zur Fürther Mobilitätshistorie verfaßt:
Der reich bebilderte Wälzer erscheint zwar erst am 10. Jun. 2010, der Pressetext des herausgebenden Verlages macht aber jetzt schon neugierig:
Zu Wasser, zu Lande und in der Luft
Eine Fürther Verkehrsgeschichte
Alexander Mayer
Pünktlich zum 175. Jubiläum der Pionierfahrt des „Adlers“ zwischen Nürnberg und Fürth lädt der Fürther Stadtheimatpfleger Alexander Mayer zu einem unterhaltsamen Streifzug durch die Verkehrsgeschichte der Stadt ein, die ihren Namen und ihre Existenz der Rednitzfurt verdankt. Kompetent und kurzweilig schildert Mayer die Entwicklung der Kanalbauten und Fernstraßen von karolingischer Zeit über die industrielle Revolution bis zum Rhein-Main-Donau-Kanal und dem Frankenschnellweg. In Bild und Text verfolgt der Leser die Entstehung der ersten deutschen Eisenbahnlinie mit, den Ausbau des Bahnnetzes sowie den Aufbau von Straßen- und U‑Bahn. Auch die Geschichte der beiden Flughäfen und die Entwicklung des Autoverkehrs mit all seinen Problemen dürfen in diesem reichhaltig und abwechslungsreich illustrierten Band nicht fehlen. Ein rasanter Streifzug durch alles, was sich in und durch Fürth bewegt.
Schon am von der Rednitzfurt abgeleiteten Stadtnamen wird deutlich, wie wichtig die verkehrsgünstige Lage an der Kreuzung mittelalterlicher Handelswege und zwischen Main und Donau für Fürths Entstehung und Entwicklung waren. Der Leser begleitet Reisende auf holprigen Wegen und gemächlichen Treidelfahrten und gewinnt einen Eindruck von der Mühsal des Reisens im Mittelalter und der frühen Neuzeit.
Kanäle und die Eisenbahn wurden überall auf der Welt zu Motoren des Industriezeitalters und Fürth nahm in Deutschland eine Pionierrolle ein. Ausführlich schildert Mayer die Planung und den Bau der Strecke von Nürnberg nach Fürth und die parallel betriebenen Kanalbauten.
Der Aufbau eines effektiven Nahverkehrs war zugleich Folge und Bedingung der fortschreitenden Industrialisierung Von der Pferdebahn über die 1898 eingeführten elektrischen Triebwagen zeichnet der Autor die Entwicklung des Nahverkehrs in der Metropolregion bis hin zu S- und U‑Bahn nach. Er erörtert Entwicklung und Probleme des Strebens nach der autogerechten Stadt und porträtiert die beiden Flughäfen, mit denen Fürth schon sehr früh den Anschluss an das Luftverkehrsnetz fand.
Sutton Verlag, ISBN: 978–3‑86680–594‑1
128 Seiten, 17,90 € [D] |
Für eingefleischte FürtherInnen mit Interesse an der Lokalhistorie ist das zweifellos ein Pflichtkauf! Und wer es noch nicht kennt, sei auch auf das vor zwei Jahren im gleichen Verlag publizierte Buch zur Grundig-Geschichte hingewiesen...
Freitag, 16. April 2010
Als Liebhaber und Betreiber allerlei hochwertigen HiFi-Equipments aus heimischer Produktion der späten 1970er bis frühen 1980er Jahre treibe ich mich zuweilen in einschlägigen Foren herum, lese hier, blättere dort und hänge gern diesbezüglichen Erinnerungen nach.
Gestern nun stieß ich eher zufällig auf eine interessante Diskussion zum Thema »Welche (Grundig-)Aktivbox kaufen« und las dortselbst gleich an zweiter Stelle eine wohlfundierte (und ‑formulierte) Meinung zur Super HiFi-Box 40 professional, die mich in meiner eigenen positiven Bewertung der sich in meinem Besitz befindlichen, schier tonnenschweren Schallwandler bestätigte. Man liest ja überhaupt immer am liebsten, was sich mit den eigenen Erfahrungen und (Vor-)Urteilen deckt.
Hier freilich kam die Erkenntnis ebenso schlagartig wie unverhofft über mich: Erst am Ende der Lektüre des genannten Beitrages fiel mir auf, daß der ja von mir selbst stammte! Ich hatte völlig vergessen, daß (und was) ich da im Oktober 2006 von mir gegeben hatte... Wie gut, daß ich nicht auch noch unter vielerlei verschiedenen Pseudonyme reüssiere: Am Ende würde ich da noch weitere eigene Einlassungen als empirische Bestätigung meines Weltbildes werten, ohne je die eigene Urheberschaft zu bemerken!
Süßer und scharfer Senf: