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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Sonntag, 19. September 2010

Zei­chen der Zeit

Heu­te ha­be ich mich zum er­sten Mal seit Jah­ren wie­der mit ei­ner Arm­band­uhr ins öf­fent­li­che Le­ben be­ge­ben, na­ment­lich in die Kunst­hal­le Würth zu Schwä­bisch Hall. Und was soll ich sa­gen? Ob­wohl die ei­gent­li­chen At­trak­tio­nen an den Wän­den hin­gen (To­my Un­ge­rer hier, Chri­sto und Jean­ne-Clau­de da), guck­ten die Be­su­che­rIn­nen rei­hen­wei­se nach mir und mei­nem schwer­me­tal­le­nen Zeit­mes­ser am Hand­ge­lenk, die Män­ner schein­bar an­er­ken­nend bis nei­disch, die Frau­en ko­ket­tiernd bis flir­tend. Al­ler­hand! Selbst wenn es sich um das le­gen­dä­re Ori­gi­nal und nicht um ei­nen lo­go- und na­men­lo­sen Nach­bau ei­nes ro­bu­sten Klas­si­kers ge­han­delt hät­te, ich hät­te nie und nim­mer ge­dacht, daß 104 Gramm Fein­me­cha­nik am Arm sol­che Wir­kung ent­fal­ten kön­nen. Wer weiß, wo ich heu­te wä­re, wenn ich mein Dut­zend Arm­band­uh­ren nicht seit Jah­ren in der Schub­la­de schlum­mern lie­ße!

P.S.: Nein, ich hat­te kei­ne Nu­del im Ge­sicht und auch kein Loch im Kit­tel, ich ha­be mich selbst­re­dend (und selbst­kri­tisch) da­von über­zeugt...

Mittwoch, 25. August 2010

Ent­wick­lun­gen

Man kann es kaum glau­ben: Ein jun­ger Im­mo­bi­li­en­mak­ler sucht für ein Buch­pro­jekt al­te Fo­tos sei­ner Hei­mat­stadt Chi­ca­go und er­stei­gert zu die­sem Be­hu­fe den we­gen Zah­lungs­un­fä­hig­keit der Mie­te­rin un­ter den Ham­mer kom­men­den In­halt ei­nes La­ge­r­ab­teils mit ‑zig­tau­send be­lich­te­ten, aber über­wie­gend un­ent­wickel­ten Fil­men. Er läßt ei­ni­ge, dann im­mer mehr da­von ent­wickeln und kommt lang­sam da­hin­ter, daß die ihm un­be­kann­te Fo­to­gra­fin in den 1950ern bis 1990er Jah­ren ei­ne eben­so ma­ni­sche wie künst­le­risch her­aus­ra­gen­de Licht­bild­ne­rin ge­we­sen sein muß­te, die ih­re mei­sten Schnapp­schüs­se – sei es aus tra­gi­schem Geld­man­gel, sei es aus nach dem er­folg­rei­chen Ein­fan­gen der ge­jag­ten Mo­ti­ve er­lo­sche­nem In­ter­es­se – nie zu sicht­ba­ren Bil­dern ver­ar­bei­tet hat. Er be­ginnt selbst mit der Knip­se­rei und der street pho­to­gra­phy, an­ge­lei­tet und zu­se­hends fas­zi­niert von der in quan­ti­ta­ti­ver wie qua­li­ta­ti­ver Hin­sicht im­mensen Hin­ter­las­sen­schaft der ge­heim­nis­vol­len Frau, die ihm da­mals vom Auk­tio­na­tor als krank und schwie­rig be­schrie­ben wur­de. Als er – et­wa ein Jahr nach dem Er­werb des gi­gan­ti­schen Film­kon­vo­lu­tes – schließ­lich doch nach Vi­vi­an Mai­er goo­gelt, um sie end­lich per­sön­lich ken­nen­zu­ler­nen, fin­det er ... ei­ne erst we­ni­ge Ta­ge vor­her auf­ge­ge­be­ne To­des­an­zei­ge. Er kommt zu spät.

Der eher bei­läu­fig er­wor­be­ne Schatz er­weist sich als so wert­voll und um­fang­reich, daß John Ma­loof den Be­ruf wech­selt: Heu­te ist er selbst als street pho­to­grapher un­ter­wegs und hat sich zu­dem der Er­schlie­ßung und Auf­be­rei­tung des künst­le­ri­schen Ver­mächt­nis­ses je­ner gro­ßen, vor­her der Welt gänz­lich un­be­kann­ten Fo­to­gra­fin ver­schrie­ben. Man wird sich bei­der Na­men mer­ken müs­sen.

Dies war nur die Kurz­fas­sung ei­ner an er­staun­li­chen Zu­fäl­len rei­chen und trotz­dem wah­ren Ge­schich­te. In Gän­ze nach­zu­le­sen ist sie hier, hier, da und dort. Ei­nen deutsch­spra­chi­gen Zei­tungs­ar­ti­kel darf ich aus ur­he­ber­recht­li­chen Grün­den nicht zum Down­load an­bie­ten, aber gu­te Freun­de kön­nen sich pri­vat an mich wen­den...

Montag, 23. August 2010

Tee-Stun­de

TEE-Triebkopf der Baureihe 602 im DB Museum Nürnberg
Sonntag, 15. August 2010

Im Wald, da sind die Räu­ber

Ro­bin Hood, Ro­bin Hood, rei­tet durch die Lan­de,
vol­ler Stolz und Wa­ge­mut folgt ihm sei­ne Ban­de.
Es fürch­ten ihn die Bö­sen, die Gu­ten sind ihm guuuut,
Ro­bin Hooood, Ro­bin Hooood, Ro­bin Hooood...

Wer beim Le­sen vor­ste­hen­der Zei­len so­fort die da­zu­ge­hö­ri­ge Me­lo­die mit­sum­men konn­te, der weiß, wo­von hier die Re­de sein wird: Von der ame­ri­ka­nisch-bri­ti­schen TV-Se­rie »Die Aben­teu­er von Ro­bin Hood« na­tür­lich, die red­lich ge­al­ter­te Recken mei­ner Ge­ne­ra­ti­on in jun­gen Jah­ren nur zu ger­ne guck­ten, sich da­bei mit dem von Ri­chard Gree­ne ge­spiel­ten Ti­tel­hel­den iden­ti­fi­zier­ten und sich je­des­mal die­bisch (!) freu­ten, wenn der sei­nem schur­ki­schen Ge­gen­spie­ler, dem She­riff von Not­ting­ham, ein­mal mehr or­dent­lich eins auf die Müt­ze ge­ben konn­te.

Dem zu nost­al­gisch-weh­mü­ti­gen An­wand­lun­gen stets nei­gen­den zone­batt­ler kam es die­ser Ta­ge in den Sinn, sich gei­stig in sei­ne lan­ge zu­rück­lie­gen­de Sturm- und Drang­zeit zu­rück­zu­ver­set­zen und sich im Ab­stand von meh­re­ren Dez­en­ni­en er­neut in den Sher­wood Fo­rest zu be­ge­ben, oh­ne da­bei sei­ne Couch ver­las­sen zu müs­sen...

Hier­zu­lan­de sind wei­land längst nicht al­le Fol­gen der er­folg­rei­chen Pro­duk­ti­on aus den 1950er Jah­ren aus­ge­strahlt wor­den. Über­dies sind die Sil­ber­schei­ben mit den deutsch syn­chro­ni­sier­ten Epi­so­den al­les an­de­re als ein Son­der­an­ge­bot: Für ei­ne DVD-Box mit neun Epi­so­den (von je­weils nur ca. 25 Mi­nu­ten Dau­er) wer­den stol­ze EUR 22,90 auf­ge­ru­fen! So­was kommt ei­nem Spar­fuchs wie dem zone­batt­ler na­tür­lich nicht in die vir­tu­el­le Ein­kaufs­tü­te, und dar­um hat er sich jetzt aus dem fer­nen Land der be­grenz­ten Un­mög­lich­kei­ten fürs glei­che Geld (!) kur­zer­hand die Kom­plett-Edi­ti­on mit al­len 143 Fol­gen auf 11 DVDs kom­men las­sen:

DVD-Gesamtausgabe von 'The Adventures of Robin Hood'

Und die­se US-Aus­ga­be ist nun wahr­lich ein ab­so­lu­tes Schnäpp­chen: An je­weils 13 Epi­so­den pro Schei­be hat man (im Ver­gleich zur deut­schen Fas­sung mit läp­pi­schen drei pro Sil­ber­ling) viel län­ger Freu­de, auch wenn man not­ge­drun­gen­der­ma­ßen beim Ton auf die deut­sche Syn­chron­spur ver­zich­ten muß.

Was aber in des Re­zen­sen­ten Au­gen (und ins­be­son­de­re Oh­ren) kein all­zu­gro­ßes Man­ko dar­stellt: Zum ei­nen sind die Dia­lo­ge über­wie­gend klar aus­ge­spro­chen und gut ver­ständ­lich, zum an­de­ren wä­ren vie­le elo­quen­te Wen­dun­gen und Wort­spie­le in ei­ner lip­pen­syn­chro­nen Über­set­zung oh­ne­hin ver­lo­ren. Wer al­so leid­lich Eng­lisch ver­steht, kann ge­trost zu­grei­fen, auch wenn es hier (wie bei den mei­sten TV-Pro­duk­tio­nen »vor­sint­flut­li­chen« Al­ters) noch nicht ein­mal eng­lisch­spra­chi­ge Un­ter­ti­tel gibt.

Die Hand­lung ist ja meist oh­ne­hin nicht son­der­lich kom­pli­ziert: Ir­gend­wie kom­men sich die nor­man­ni­schen Usur­pa­to­ren und die recht­schaf­fe­nen eng­li­schen »Out­laws« un­ter ih­rem cha­ris­ma­ti­schen Füh­rer Ro­bin ins Ge­he­ge, nicht sel­ten geht es um Le­ben oder Tod, doch spä­te­stens nach 25 Mi­nu­ten sie­gen List und Recht über (Heim)tücke und Un­recht und die Welt ist vor­erst wie­der in Ord­nung. Ne­ben­bei wer­den qua­si spie­le­risch ethi­sche Wer­te wie Hal­tung, An­stand und Mo­ral ver­mit­telt, und wer das ner­vig, über­holt und alt­mo­disch fin­det, ist nach des zonebattler’s Mei­nung Teil des Pro­blems in der heu­te viel be­klag­ten »El­len­bo­gen­ge­sell­schaft«...

Aus tech­ni­scher Sicht gibt es bei rea­li­sti­scher Be­trach­tungs­wei­se we­nig zu mä­keln: Das Schwarz­weiß-Bild ist von pas­sa­bler Qua­li­tät, glück­li­cher­wei­se sind com­pu­ter­ge­nerier­te Nach­co­lo­rie­run­gen wohl (noch) zu kost­spie­lig, um 3480 Mi­nu­ten al­ten Film­ma­te­ri­als den nost­al­gi­schen Charme nach­hal­tig aus­zu­trei­ben. Gut so! Das »ana­lo­ge Fee­ling« ge­hört bei so­was ein­fach da­zu: Wir Äl­te­ren wol­len es nicht an­ders, und die Jün­ge­ren wür­den sich so et­was Alt­backe­nes auch in auf­ge­pepp­ter Fas­sung nicht kau­fen. Un­ter dem Strich ist mir die dicke Box aus Ame­ri­ka da­her ei­ne kla­re Emp­feh­lung wert:

  Film / In­halt 4 Sterne  
  Bild & Ton 3 Sterne  
  Ex­tras 0 Sterne  
  Auf­ma­chung 1 Stern  
  Ge­samt­ur­teil 5 Sterne  

Bei dem ex­trem gün­sti­gen Preis sind na­tür­lich kei­ne Ex­tras zu er­war­ten: Man kriegt we­der ein Book­let da­zu noch ir­gend­wel­che di­gi­ta­len Drein­ga­ben, doch wen soll­te das stö­ren? Was es an Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zu er­fah­ren gä­be, kann sich jede(r) selbst er­goo­geln, und an­son­sten will man oh­ne­hin nur schnell auf sein abend­li­ches Bett­hup­ferl in Form ei­nes knapp halb­stün­di­gen Aben­teu­ers zu­grei­fen und sich über stets adrett ge­klei­de­te, pseu­do-mit­tel­al­ter­li­che Gen­re­fi­gu­ren in Stu­dio­ku­lis­sen köst­lich amü­sie­ren kön­nen...

Mittwoch, 4. August 2010

Ta­pe­ten­wech­sel

Die Nürn­ber­ger Nach­rich­ten und sämt­li­che Schwe­ster­blät­ter, mit­hin auch die Für­ther Nach­rich­ten, ha­ben näch­tens ih­ren Web­auf­tritt um­ge­stellt und fir­mie­ren ab so­fort nur noch un­ter der ge­mein­sa­men Dach­mar­ke nordbayern.de.

Mit die­sem un­an­ge­kün­dig­ten Wech­sel auf ein neu­es Con­tent Ma­nage­ment Sy­stem sind sämt­li­che in die­sem Blog ein­ge­streu­ten Ver­wei­se auf Zei­tungs­ar­ti­kel schlag­ar­tig funk­ti­ons- und wert­los ge­wor­den, was ich be­dau­re, aber lei­der nicht än­dern kann. Ei­ne Wei­ter­lei­tung der al­ten Adres­sen auf die da­zu kor­re­spon­die­ren­den neu­en wä­re tech­nisch kei­ne gro­ße Sa­che ge­we­sen, ist aber of­fen­sicht­lich ganz be­wußt un­ter­blie­ben. Statt des­sen schicken sie ei­nen un­pro­fes­sio­nel­ler­wei­se in ei­ne re­di­rect-End­los­schlei­fe...

Be­dau­er­lich ist auch, daß es die Web­ma­ster-Kol­le­gen beim Ver­lag Nürn­ber­ger Pres­se nicht ge­schafft ha­ben, in den jetzt ver­wen­de­ten Per­ma­links die Um­lau­te zu kon­ver­tie­ren: Aus »Fürth« wird in den Ar­ti­kel-Links nicht et­wa »fuerth«, son­dern »furth«. Schwach. Ganz schwach. Das kriegt ja so­gar un­ser­ei­ner au­to­ma­ti­siert auf die Rei­he mit ei­nem klit­ze­klei­nen Word­Press-Plug­in.

Al­so, lie­be Fu(e)rther: Eu­re Ta­ges­zei­tung fin­det Ihr jetzt in neu­er Ge­stalt un­ter

http://www.nordbayern.de/region/furth

Montag, 28. Juni 2010

Bon­jour tri­stesse (52)

Gepflasterter Hinterhof (Nürnberg, Espanstraße)
 
Ge­pfla­ster­ter Hin­ter­hof (Nürn­berg, Es­pan­stra­ße)
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Samstag, 26. Juni 2010

Die Schatz­in­sel (10)

Nach schier end­los er­schei­nen­der Kur­ve­rei über stei­le Ser­pen­ti­nen er­reicht man end­lich die höch­ste Er­he­bung La Pal­mas, den Ro­que de los Mucha­chos im Nor­den der In­sel. Der Pan­ora­ma­blick, der sich dort oben in gut 2.400 Me­tern Hö­he dem wacke­ren Wan­de­rer eben­so wie dem fuß­fau­len Au­to­mo­bi­li­sten bie­tet, ist nichts we­ni­ger als atem­be­rau­bend spek­ta­ku­lär! Wer bei­zei­ten auf­ge­bro­chen und noch vor der Mit­tags­stun­de vor Ort ist, kann zu­se­hen, wie die wei­ße Wol­ken-Wat­te über den öst­li­chen Kes­sel­rand der Cal­de­ra schwappt und den ge­wal­ti­gen Topf nach und nach füllt, bis man nur noch den äu­ße­ren Grat aus der wäs­se­ri­gen Sup­pe ra­gen sieht! Hoch über den glei­ßend wei­ßen Wol­ken ra­gen die vie­len Kup­peln des Ob­ser­va­to­ri­ums aus dem kar­gen Vul­kan­ge­stein und ge­ben ei­nem das Ge­fühl, den un­end­li­chen Wei­ten des Uni­ver­sums so na­he zu sein wie kaum je zu­vor:

Kuppel einer Sternwarte höchsten Punkt La Palmas

Man kann sich schwer lö­sen von dem fas­zi­nie­ren­den Wech­sel­spiel zwi­schen Wand und Wol­ke: schroff die Gra­te, weich das Wa­bern der Was­ser­tröpf­chen, ein An­blick, den man wahr­lich nicht oft ge­bo­ten be­kommt. Er­staun­lich, daß man die Er­ha­ben­heit des ge­ni­us lo­ci den­noch nicht mit all­zu­vie­len an­de­ren Tou­ri­sten tei­len muß, selbst da oben trifft man auf sei­nes­glei­chen nur in ho­möo­pa­ti­scher (und da­mit ver­träg­li­cher) Ver­dün­nung...

Spiel der wabernden Wolken am Roque de los Muchachos

Auch viel wei­ter un­ten ist das ei­gen­ar­ti­ge (und nach­ge­ra­de ein­ma­li­ge) Spiel der Wet­ter­kräf­te wun­der­bar zu be­ob­ach­ten: Im­mer wie­der sa­hen wir die wei­ße Wol­ken­wal­ze über die Cumbre wup­pen, wo sie sich aber durch die En­er­gie des Son­nen­lich­tes ge­nau­so schnell in Wohl­ge­fal­len auf­löst, wie von hin­ten neu­er Was­ser­dampf nach­ge­scho­ben wird. Was für ein Schau­spiel!

Blick vom Westen über die aus dem Osten herübergedrückte Wolkenwalze

Nicht min­der fas­zi­nie­rend wa­ren die abend­li­chen Son­nen­un­ter­gän­ge, die wir fast je­den Abend von der Ter­ras­se un­se­rer Ca­sa aus ge­gen 20:50 Uhr Orts­zeit ge­nie­ßen konn­ten: Auch da sorg­ten kon­den­sier­te Was­ser­tröpf­chen (vul­go: Wol­ken) für ein vi­su­el­les Sin­nes­spek­ta­kel, in dem sie die ho­ri­zon­ta­le Grenz­li­nie zwi­schen Him­mel und Oze­an auf­ho­ben zu ei­ner fein aqua­rel­lier­ten Farb­ver­laufs­stu­die er­lö­schen­den Lich­tes:

Sonnenuntergang, gesehen von La Laguna aus

Aber wie der Mensch so ist, er ge­wöhnt sich rasch auch an das Au­ßer­ge­wöhn­li­che: Ir­gend­wann guckt man dann nur noch flüch­tig hin, es ist ja eh fast je­den Abend das glei­che Feu­er­werk zu se­hen...

Wo­mit wir am En­de un­se­rer dies­jäh­ri­gen Ex­pe­di­ti­ons-Be­richt­erstat­tung an­ge­kom­men wä­ren. Der zone­batt­ler (der da­für tat­säch­lich län­ger ge­braucht hat als für die Rei­se selbst) ge­steht frei­mü­tig, die Se­rie oh­ne rech­tes Kon­zept an­ge­gan­gen zu sein in der Hoff­nung, daß sich das knap­pe hal­be Hun­dert zum Vor­zei­gen aus­ge­wähl­ter Fo­tos schon ir­gend­wie zu ei­ner halb­wegs in­ter­es­san­ten Ge­schich­te zu­sam­men­fä­deln las­sen wür­de. Ob das nun aus der Sicht der ge­schätz­ten Le­ser­schaft ge­klappt hat und zu­dem ei­ni­ger­ma­ßen in­ter­es­sant und le­sens­wert ist, ver­mag er al­len­falls zu hof­fen; für das Be­wah­ren des Er­leb­ten in der ei­ge­nen Er­in­ne­rung ge­nügt ihm das Er­geb­nis al­le­mal.

Schlie­ßen möch­te ich mit ei­nem emp­feh­len­den Hin­weis auf die pri­va­te Web­site La Pal­ma Ak­tu­ell. Die »täg­lich fri­schen Nach­rich­ten von ei­ner klei­nen grü­nen In­sel im At­lan­tik« tau­gen nicht nur zur Ur­laubs­vor­be­rei­tung, son­dern bie­ten ei­ne Fül­le von ak­tu­el­len und fun­dier­ten In­si­der­infor­ma­tio­nen für al­le, die sich mit ih­rem Rei­se­ziel (oder gar dem ins Au­ge ge­faß­ten spä­te­ren Wohn­sitz) in­ten­siv be­schäf­ti­gen möch­ten.

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Mittwoch, 23. Juni 2010

Kar­rie­re­sprung (2)

Kaum sind die Stadt(ver)führungen ab­sol­viert, da ste­hen auch schon die näch­sten Ein­sät­ze als Füh­rungs­kraft vor der Tür: Die Aus­stel­lung »Steam and Steel / Die letz­ten Dampf­lo­ko­mo­ti­ven der USA« mit un­glaub­lich auf­wen­dig in­sze­nier­ten Fo­tos des ame­ri­ka­ni­schen Fo­to­gra­fen O. Win­s­ton Link wird am kom­men­den Frei­tag in der kunst ga­le­rie fürth er­öff­net. An ins­ge­samt vier Sonn­ta­gen (Ter­mi­ne sie­he Fly­er) wird der zone­batt­ler durch die Aus­stel­lung füh­ren. Puf­fer­küs­ser sei­en aber vor­ge­warnt: Hier geht es we­ni­ger um tech­ni­sches Fach­sim­peln als um die Ana­ly­se gran­dio­ser Bild­äs­the­tik!

Freitag, 18. Juni 2010

Die Schatz­in­sel (7)

Das Meer! Der wei­te, wei­te Oze­an und sei­ne rau­schen­de Bran­dung, sein un­ab­läs­sig for­dern­des Lecken am Land, sei­ne am Ufer oft spie­le­ri­schen, mit­un­ter aber heil­los ver­hee­ren­den De­mon­stra­tio­nen ei­ner kollos­sa­len Macht fas­zi­nie­ren die Men­schen seit je­her. Ins­be­son­de­re na­tür­lich den ge­mei­nen Bin­nen­länd­ler, der je­ne ge­wal­ti­gen und schier end­los er­schei­nen­den Was­ser­mas­sen nicht tag­täg­lich vor Au­gen hat, son­dern dem die­se Be­geg­nung nur ur­laubs­hal­ber und in grö­ße­ren Zeit­ab­stän­den ver­gönnt ist.

Der zone­batt­ler ist in der ord­nungs­ge­mäß ab­ge­wickel­ten er­sten Hälf­te sei­nes auf 100 Jah­re an­ge­leg­ten ir­di­schen Da­sei­nes schon di­ver­se Ma­le an des sal­zi­gen Was­sers Kan­te ge­stan­den, an der Nord­see, an der Ost­see, im Mit­tel­meer, am At­lan­tik und tat­säch­lich auch am Pa­zi­fik. Schwar­ze Strän­de aus fein zer­krü­mel­ter La­va wa­ren ihm frei­lich bis da­to noch nicht un­ter­ge­kom­men:

Läuferin am abendlichen Strand von Puerto Naos

Wie neu­lich be­reits aus­ge­führt, ist die Kü­ste La Pal­mas über­wie­gend zer­klüf­tet und un­weg­sam, re­gel­rech­te Ba­de­strän­de gibt es nur we­ni­ge und die­se sind noch da­zu von über­schau­ba­rer Aus­deh­nung. Doch selbst dort geht es nicht eben über­lau­fen zu, was un­ser­ei­nem zu­ge­ge­ben sehr ge­le­gen kam, der ich zwar die Men­schen mag, die Leu­te aber mit­un­ter nicht aus­ste­hen kann... Über die Grün­de des Tou­ri­sten-Man­gels zu spe­ku­lie­ren ist hier nicht der rech­te Ort, je­den­falls herrscht im »Won­ne­mo­nat« Mai so­gar in un­mit­tel­ba­rer Nä­he grö­ße­rer Ho­tel­an­la­gen un­über­seh­ba­re Be­le­gungs­flau­te:

Badestrand bei El Socoro

Von der trüb-trau­ri­gen Tri­stesse der über­di­men­sio­nier­ten Bet­ten­bur­gen und der dar­in statt­fin­den­den Zwangs­be­spaßung trä­ger Tou­ri­sten will ich in ei­ner spä­te­ren Fol­ge noch be­rich­ten, hier wol­len wir es bei dem Hin­weis be­las­sen, daß das Meer dort am schön­sten ist, wo man es weit­ge­hend für sich al­lei­ne hat. Wie zum Bei­spiel rund um die so­ge­nann­te »Pi­ra­ten­bucht« un­ter­halb von El Pue­blo an der West­kü­ste:

bunte Schwarzbauten Einheimischer in einer natürlichen Höhle

Der kei­nes­wegs knie­scho­nen­de Ab­stieg dort­hin fand nicht nur in pral­lem Son­nen­lich­te statt, son­dern im spä­te­ren Ver­lauf auch ab­seits der of­fi­zi­el­len We­ge. Über Stun­den kam sich der zone­batt­ler wie­der wie im Film vor, ein ein­sa­mer Schiff­brü­chi­ger ab­seits al­ler be­wohn­ten Ge­fil­de. Das müh­sa­me Vor­an­kom­men, Schritt für Schritt und Me­ter für Me­ter ent­lang eben­so un­ge­si­cher­ter wie stei­ler Ab­bruch­kan­ten sorg­te für sel­ten zu­vor er­leb­ten Ad­re­na­lin­aus­stoß. Doch wie woll­te man je sei­ne ei­ge­nen Gren­zen aus­lo­ten, wenn man sich Ih­nen nicht hin und wie­der auf Sicht- (bzw. Tritt-)weite nä­her­te? Eben. Der spä­te­re, gleich­falls mehr­stün­di­ge Auf­stieg in der glei­ßen­den Son­ne schat­ten­lo­ser Glut re­du­zier­te den Be­richt­erstat­ter auf ein he­cheln­des, japp­sen­des, keu­chen­des und auch weit­ge­hend wür­de­lo­ses Et­was. Ei­ne läu­tern­de Er­fah­rung, ich woll­te sie nie­mals mehr mis­sen.

Nicht min­der be­we­gend war für den Au­tor ein kör­per­lich eher we­nig an­stren­gen­der Nach­mit­tag an den se­mi-na­tür­li­chen Plansch­becken un­weit von Ho­yo Gran­de, nörd­lich von San An­drés an der Ost­kü­ste La Pal­mas ge­le­gen: Ziem­lich ge­nau 19 Jah­re nach sei­nem letz­ten Tauch­gang zog er sich sei­ne (in all den Jah­ren nur leicht gelb­lich ver­färb­te) Pro­fi-Tau­cher­bril­le über, steck­te sich den Schnor­chel in den Schlund und sah fort­an fas­zi­niert dem flim­mern­den Trei­ben un­ter­halb der Was­ser­ober­flä­che zu...

ertauchte Schätze des Meeres: Seeigel-Skelette, Steckmuscheln und ein einsames Krabbenbein

Flos­sen und Blei wa­ren aus Platz- und Ge­wichts­grün­den da­heim ge­blie­ben; in­des es geht auch oh­ne, wenn­gleich man es dann nicht viel tie­fer als drei oder vier Me­ter schafft, be­vor ei­nen der im Salz­was­ser oh­ne­hin er­höh­te Auf­trieb wie­der an die Ober­flä­che zu­rück­drückt. Egal, viel tie­fer sind die in die La­va­kü­ste ge­bag­ger­ten Becken oh­ne­hin nicht. Den­noch wa­ren sie ein span­nen­des Re­vier, denn im­mer wie­der schwapp­te der an­bran­den­de Oze­an über die see­sei­ti­ge Kan­te und spül­te neu­es Ge­tier her­ein, klei­ne Fi­sche, grö­ße­re Fi­sche, gut ge­tarn­te eben­so wie in auf­fäl­li­gen Faben leuch­ten­de. Oh, wie schön ist es dort un­ten, wo al­le lun­gen­at­men­den Zwei­bei­ner die Klap­pe hal­ten und sich in De­mut üben müs­sen...

Nach ei­ner Stun­de ein­sa­men Ge­nus­ses er­hiel­ten der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te un­ver­hofft Ge­sell­schaft in Form ei­nes zwei­ten Pär­chens, wel­ches sich zu­nächst auf ita­lie­nisch un­ter­hielt. Man kam rasch ins Ge­spräch, man schal­te­te auf Deutsch um, denn wie­wohl der jun­ge Mann ita­lie­ni­scher Ab­stam­mung war und sei­ne Freun­din pol­ni­scher, so ka­men sie doch bei­de aus... nein, nicht aus Fürth, aber im­mer­hin aus Nürn­berg-Go­sten­hof! Der Zu­fall woll­te es fer­ner, daß wir ei­ne Wo­che spä­ter nicht nur al­le­samt im glei­chen Flie­ger gen Hei­mat sa­ßen, son­dern dann auch noch die glei­che U‑Bahn nah­men, Um­stei­gen am Plär­rer in­klu­si­ve! So klein ist die Welt. Den bei­den sei hier­mit noch­mals herz­lich zu­ge­wun­ken!

Nun, da­mit sind wir schon wie­der am En­de ei­ner Epi­so­de an­ge­kom­men und kön­nen mitt­ler­wei­le ab­se­hen, daß es ins­ge­samt wohl de­rer zehn ge­ben wird. Ein Dut­zend stim­mungs­vol­ler Schnapp­schüs­se ha­be ich noch vor­be­rei­tet auf Hal­de lie­gen, vier Stück da­von schau­en wir uns in der näch­sten Fol­ge an...

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Donnerstag, 10. Juni 2010

Die Schatz­in­sel (5)

Fern­seh-Nost­al­gi­ker mei­nes Al­ters er­in­nern sich si­cher­lich noch an die le­gen­dä­ren Aben­teu­er­vier­tei­ler des ZDF, die zwar nach heu­te herr­schen­den Maß­stä­ben ziem­lich bie­der in­sze­niert wa­ren, ei­nem ju­gend­li­chen Leicht­ma­tro­sen vor 40 Jah­ren aber als un­ge­heu­er span­nend vor­ka­men. Der zu bi­zarr-thea­tra­li­schen As­so­zia­tio­nen je­der­zeit nei­gen­de zone­batt­ler fühl­te sich auf La Pal­ma schon bei der er­sten Wan­de­rung ab­seits der Stra­ßen so­fort an je­ne »Schatzinsel«-Verfilmung von 1966 er­in­nert, die ihn im längst ver­gan­ge­nen Schwarz­weiß-Zeit­al­ter in ih­ren Bann ge­schla­gen hat­te: Be­reits nach we­ni­gen Schrit­ten stie­gen die Bil­der (dies­mal in Far­be) in der Er­in­ne­rung wie­der auf und misch­ten sich mit, nein sie wur­den zur Rea­li­tät...

üppiger Regenwald im Nordosten La Palmas

Du kommst Dir vor, als wä­rest Du der ein­zi­ge Mensch auf die­sem ein­sa­men Ei­land: Kei­ne Hüt­te ist zu se­hen, nir­gends ein Zaun, ein Zei­chen, ein von mensch­li­chen Hän­den ge­form­tes Ar­te­fakt. Du klet­terst im­mer tie­fer in die Schlucht hin­ein, rund­um ist al­les grün in grün, me­ter­lan­ge Lia­nen hän­gen von den über­ste­hen­den Fel­sen her­un­ter, hie und da fällt glei­ßend hel­les Son­nen­licht durch das üp­pi­ge Blät­ter­dach und blen­det Dich. Im­mer wie­der drehst Du den Kopf alar­miert zur Sei­te, doch ist es stets nur das Hu­schen ei­ner Ei­dech­se, das Kräch­zen ei­nes Vo­gels, das Äch­zen ei­nes Bau­mes im Wind ge­we­sen, was Dir ei­nen Schrecken ein­ge­jagt hat...

Einzig die kanarische Kiefer kommt hier häufiger vor als Bananen...

Du kommst nur lang­sam vor­an, denn wo kein Weg ist, mußt Du Dir selbst ei­nen schaf­fen. Am ein­fach­sten noch geht es durch das aus­ge­trock­ne­te Fluß­bett vor­wärts, wenn­gleich das Klet­tern über das Ge­röll und die mit­un­ter manns­ho­hen Fels­brocken müh­sam und kräf­te­zeh­rend ist. Der Blick reicht nicht weit, und wenn, dann meist nur di­rekt nach oben, wo dunk­le Höh­len un­er­reich­bar hoch in der Steil­wand die Fan­ta­sie an­re­gen: Be­weg­te sich dort nicht je­mand? Wirst Du auf Schritt und Tritt ver­folgt? Bist Du ei­nem Ge­heim­nis auf der Spur? Du wür­dest schier zu To­de er­schrecken, wenn Du plötz­lich ei­nen auf­ge­spieß­ten To­ten­schä­del vor Dir sä­hest, aber wirk­lich über­ra­schen wür­de Dich ei­ne sol­che un­zwei­deu­ti­ge War­nung vor dem Wei­ter­ge­hen kaum.

Kiefern, Kiefern und abermals Kiefern...

Stun­den­lang ar­bei­test Du Dich Schritt für Schritt durch den Bar­ran­co em­por, die Bei­ne sind längst schwer ge­wor­den, der Atem keu­chend, die Klei­dung klebt Dir schweiß­naß am Kör­per. End­lich er­reichst Du ei­nen Punkt über den Wip­feln, von wo aus Du ei­nen wei­ten Blick ins Land hast. Aber wo­hin Du Dich auch drehst und wen­dest, es ist in al­len Rich­tun­gen das­sel­be: Wald, nichts als stoi­scher, gleich­gül­ti­ger Wald. Du al­lein bist der Fremd­kör­per hier, zum Über­le­ben au­ßer­stan­de. Wirst Du je­mals wie­der aus der wu­chern­den Wild­nis her­aus­fin­den?

Mit ihren üppig wuchernden zwischen Farnen und Kakteen wirkt die Landschaft geradezu prähistorisch

Na ja, her­aus­ge­fun­den hat der zone­batt­ler dann letzt­lich doch im­mer wie­der, nicht zu­letzt dank sei­ner ihn be­glei­ten­den Füh­rungs­kraft, die stets die Ori­en­tie­rung be­hielt und sich im Ge­gen­satz zum pa­the­ti­schen Be­richt­erstat­ter kei­nen irr­lich­tern­den Er­schöp­fungs-Fan­ta­sien hin­gab...

Die As­so­zia­ti­on mit dem gro­ßen Klas­si­ker der Aben­teu­er-Li­te­ra­tur bzw. des­sen schö­ner Ver­fil­mung hat­te ich üb­ri­gens durch­aus auch au­ßer­halb der Re­gen­wäl­der von La Pal­mas Nord­osten: In den Kie­fern­wäl­dern an den stei­len Hän­gen der Cal­de­ra sah ich mich eben­so auf den Spu­ren Long John Sil­vers hum­peln wan­deln wie vor­her in den trocken­hei­ßen La­va­fel­dern am süd­li­chen Zip­fel der In­sel. Wo im­mer man die Stra­ße hin­ter sich läßt, ist man im Nu al­lei­ne mit sich selbst und der gran­dio­sen Na­tur, ei­ne Kon­fron­ta­ti­on, der man sich als Stadt­mensch im All­tag ja nicht al­le Ta­ge stel­len muß (und die man erst ein­mal aus­zu­hal­ten hat). Die Er­in­ne­rung an die wei­land durch den Fern­se­her be­flü­gel­te Fan­ta­sie (heu­te trotz ra­san­ter tech­ni­scher Fort­schrit­te ein eher sel­te­nes Phä­no­men) hat mich je­den­falls bald be­wo­gen, mei­ne klei­ne Rei­se-Re­por­ta­ge un­ter den (durch­aus mehr­schich­tig ge­mein­ten) Ti­tel »Die Schatz­in­sel« zu stel­len. Und wir sind noch lan­ge nicht am En­de: In der Epi­so­de Nr. 6 nä­hern wir uns dem­nächst wie­der der Zi­vi­li­sa­ti­on.

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Montag, 31. Mai 2010

Be­weg­te Zei­ten

Aus der Tie­fe des Rau­mes hat un­se­rer rüh­ri­ger Stadt­hei­mat­pfle­ger wie­der ein­mal zu­ge­schla­gen und ein in­ter­es­san­tes Buch zur Für­ther Mo­bi­li­täts­hi­sto­rie ver­faßt:

Zu Wasser, zu Lande und in der Luft - Eine Fürther Verkehrsgeschichte

Der reich be­bil­der­te Wäl­zer er­scheint zwar erst am 10. Jun. 2010, der Pres­se­text des her­aus­ge­ben­den Ver­la­ges macht aber jetzt schon neu­gie­rig:

Zu Was­ser, zu Lan­de und in der Luft
Ei­ne Für­ther Ver­kehrs­ge­schich­te
Alex­an­der May­er
 
Pünkt­lich zum 175. Ju­bi­lä­um der Pio­nier­fahrt des „Ad­lers“ zwi­schen Nürn­berg und Fürth lädt der Für­ther Stadt­hei­mat­pfle­ger Alex­an­der May­er zu ei­nem un­ter­halt­sa­men Streif­zug durch die Ver­kehrs­ge­schich­te der Stadt ein, die ih­ren Na­men und ih­re Exi­stenz der Red­nitz­furt ver­dankt. Kom­pe­tent und kurz­wei­lig schil­dert May­er die Ent­wick­lung der Ka­nal­bau­ten und Fern­stra­ßen von ka­ro­lin­gi­scher Zeit über die in­du­stri­el­le Re­vo­lu­ti­on bis zum Rhein-Main-Do­nau-Ka­nal und dem Fran­ken­schnell­weg. In Bild und Text ver­folgt der Le­ser die Ent­ste­hung der er­sten deut­schen Ei­sen­bahn­li­nie mit, den Aus­bau des Bahn­net­zes so­wie den Auf­bau von Stra­ßen- und U‑Bahn. Auch die Ge­schich­te der bei­den Flug­hä­fen und die Ent­wick­lung des Au­to­ver­kehrs mit all sei­nen Pro­ble­men dür­fen in die­sem reich­hal­tig und ab­wechs­lungs­reich il­lu­strier­ten Band nicht feh­len. Ein ra­san­ter Streif­zug durch al­les, was sich in und durch Fürth be­wegt.
 
Schon am von der Red­nitz­furt ab­ge­lei­te­ten Stadt­na­men wird deut­lich, wie wich­tig die ver­kehrs­gün­sti­ge La­ge an der Kreu­zung mit­tel­al­ter­li­cher Han­dels­we­ge und zwi­schen Main und Do­nau für Fürths Ent­ste­hung und Ent­wick­lung wa­ren. Der Le­ser be­glei­tet Rei­sen­de auf holp­ri­gen We­gen und ge­mäch­li­chen Trei­del­fahr­ten und ge­winnt ei­nen Ein­druck von der Müh­sal des Rei­sens im Mit­tel­al­ter und der frü­hen Neu­zeit.
 
Ka­nä­le und die Ei­sen­bahn wur­den über­all auf der Welt zu Mo­to­ren des In­du­strie­zeit­al­ters und Fürth nahm in Deutsch­land ei­ne Pio­nier­rol­le ein. Aus­führ­lich schil­dert May­er die Pla­nung und den Bau der Strecke von Nürn­berg nach Fürth und die par­al­lel be­trie­be­nen Ka­nal­bau­ten.
 
Der Auf­bau ei­nes ef­fek­ti­ven Nah­ver­kehrs war zu­gleich Fol­ge und Be­din­gung der fort­schrei­ten­den In­du­stria­li­sie­rung Von der Pfer­de­bahn über die 1898 ein­ge­führ­ten elek­tri­schen Trieb­wa­gen zeich­net der Au­tor die Ent­wick­lung des Nah­ver­kehrs in der Me­tro­pol­re­gi­on bis hin zu S- und U‑Bahn nach. Er er­ör­tert Ent­wick­lung und Pro­ble­me des Stre­bens nach der au­to­ge­rech­ten Stadt und por­trä­tiert die bei­den Flug­hä­fen, mit de­nen Fürth schon sehr früh den An­schluss an das Luft­ver­kehrs­netz fand.
 
Sut­ton Ver­lag, ISBN: 978–3‑86680–594‑1
 
128 Sei­ten, 17,90 € [D]

Für ein­ge­fleisch­te Für­the­rIn­nen mit In­ter­es­se an der Lo­kal­hi­sto­rie ist das zwei­fel­los ein Pflicht­kauf! Und wer es noch nicht kennt, sei auch auf das vor zwei Jah­ren im glei­chen Ver­lag pu­bli­zier­te Buch zur Grun­dig-Ge­schich­te hin­ge­wie­sen...

Freitag, 16. April 2010

Selbst­re­fe­ren­zia­li­tät

Als Lieb­ha­ber und Be­trei­ber al­ler­lei hoch­wer­ti­gen Hi­Fi-Equip­ments aus hei­mi­scher Pro­duk­ti­on der spä­ten 1970er bis frü­hen 1980er Jah­re trei­be ich mich zu­wei­len in ein­schlä­gi­gen Fo­ren her­um, le­se hier, blät­te­re dort und hän­ge gern dies­be­züg­li­chen Er­in­ne­run­gen nach.

Ge­stern nun stieß ich eher zu­fäl­lig auf ei­ne in­ter­es­san­te Dis­kus­si­on zum The­ma »Wel­che (Grundig-)Aktivbox kau­fen« und las dort­selbst gleich an zwei­ter Stel­le ei­ne wohl­fun­dier­te (und ‑for­mu­lier­te) Mei­nung zur Su­per Hi­Fi-Box 40 pro­fes­sio­nal, die mich in mei­ner ei­ge­nen po­si­ti­ven Be­wer­tung der sich in mei­nem Be­sitz be­find­li­chen, schier ton­nen­schwe­ren Schall­wand­ler be­stä­tig­te. Man liest ja über­haupt im­mer am lieb­sten, was sich mit den ei­ge­nen Er­fah­run­gen und (Vor-)Urteilen deckt.

Hier frei­lich kam die Er­kennt­nis eben­so schlag­ar­tig wie un­ver­hofft über mich: Erst am En­de der Lek­tü­re des ge­nann­ten Bei­tra­ges fiel mir auf, daß der ja von mir selbst stamm­te! Ich hat­te völ­lig ver­ges­sen, daß (und was) ich da im Ok­to­ber 2006 von mir ge­ge­ben hat­te... Wie gut, daß ich nicht auch noch un­ter vie­ler­lei ver­schie­de­nen Pseud­ony­me re­üs­sie­re: Am En­de wür­de ich da noch wei­te­re ei­ge­ne Ein­las­sun­gen als em­pi­ri­sche Be­stä­ti­gung mei­nes Welt­bil­des wer­ten, oh­ne je die ei­ge­ne Ur­he­ber­schaft zu be­mer­ken!

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