Mittwoch, 3. Juli 2013
Nach zehn im Wortsinne eindrucksvollen Tagen auf Gozo freuten wir uns auf die uns verbleibende Urlaubswoche auf der Hauptinsel Maltas. Wir setzten mit der Fähre über und wurden am Terminal bereits von einem persönlichen Chauffeur erwartet [1], der uns schnurstracks nach Valletta brachte und uns dabei aufgrund baubedingter Einbahnstraßen-Regelungen eine unfreiwillig-ausgedehnte Stadtrundfahrt durch das arg verwinkelte Labyrinth der engen Straßen und Gassen Vallettas zuteil werden ließ...
Wir boten dem gestreßten Fahrer schließlich an, die letzten paar Meter zu unserer neuen Herberge mit Sack und Pack zu Fuß zurückzulegen, aber eine derartige Kapitulation vor den Verhältnissen kam für ihn schon aus Gründen der Ehre nicht in Frage. Irgendwann schaffte er es dann schließlich doch, uns direkt vor dem Osborne Hotel abzuliefern.
Unser Zimmer dort war deutlich kleiner als das im Grand Hotel auf Gozo, dafür umso praktischer eingerichtet mit einer Vielzahl an Verstaumöglichkeiten. Es fehlte uns an nichts Relevantem. Also erst mal alles wieder ausgepackt und einsortiert, den kleinen Tagesrucksack geschultert und raus auf die Straße. Wo uns als erstes die Eleganz der Städterinnen auffiel, die sich stylistisch deutlich von der der Touristinnen abhebt:
Valletta ist im Grunde wie Fürth: einerseits groß genug, um urbanes Leben zu beherbergen, andererseits klein genug, um ein überschaubares Kaff zu bleiben. Und überall historische Bausubstanz, womit sie allerdings auf Malta mindestens so sorglos umzugehen scheinen wie bei uns in Fürth. Aber die von den Großmeistern des Malteserordens zur eindrucksvollen Festung ausgebaute Hauptstadt Maltas bietet noch mehr: italienische Einflüsse sind ebenso zu spüren wie arabische und afrikanische, wobei das mediterrane Flair noch mit einer ordentlichen Prise britischer Kolonial-Ära gewürzt ist. Diese Mischung ist einigermaßen originell und anderswo nicht anzutreffen.
Finden tut man in so einer Melange Foto-Motive ohne Ende, die meisten Touristen sehen folgerichtigerweise die Stadt nicht primär mit eigenen Augen, sondern als Sucher-Abbild auf dem Display ihres unablässig vor die Augen gehaltenen Smartphones! Auch der zonebattler hat natürlich oft seine Kamera in Anschlag gebracht, wobei es ihm wie meist weniger um die aus den Reiseführern bekannten »Sehenswürdigkeiten« ging, sondern um Lichtspiele, Details und Strukturen. Wie zum Beispiel um die Streifenmuster von Wellblächdächern, die ihre zufällige Fortsetzung in den vor ihnen gelagerten Ruderbooten fanden:
Derlei Motive mag ich gern, wozu sollte ich auch ablichten, was in jedem Bildband schöner zu sehen ist, weil deren Fotografen im Gegensatz zu mir bei Sonnenauf- oder ‑untergang zur Stelle waren, mithin die spektakuläreren Lichtverhältnisse vorteilhaft zu nutzen wußten? Eben. Unsereiner guckt da lieber untertags in die weniger repräsentativen Ecken. Und was sieht man da? Genau, die gleichen Nischenbewohner wie in Fürth:
Weitere Motive verdanken sich dem Umstand, daß man im Frühling, der Vorsaison also, noch nicht soviele Touristen antrifft, die durch ihre schiere Präsenz den Blick auf das strukturell Festhaltenswerte verstellen. So ein Bild wie das folgende wäre an einem hochsaisonalen Sommerabend sicherlich nicht so einfach und ohne längere Wartezeit einzufangen:
Natürlich zog es uns bald auch wieder zu jenen schönen Orten, an denen wir schon im Jahr zuvor Gefallen gefunden hatten. Beispielsweise zu den Upper Barrakka Gardens, von denen schon im zweiten Teil die Rede war. Der weite Panoramablick über den Hafen lockt Schaulustige in großer Zahl an, auch wenn der eine oder die andere die imponierende Umgebung lieber zum Abschweifen in innere oder imaginäre Welten nutzt:
Richten wir aber die Linse dann doch noch über die Mauern und hinunter ins Wasser, wo sich vom Faltboot bis zur ausgewachsenen Bohrinsel (!) Wasserfahrzeuge aller Kategorien und Gewichtsklassen tummeln und sich beobachten lassen:
Ein paar Tage später entdeckte ich dann aber doch eine ganz neue Attraktion, von der ich schon auf dem Hinflug im Kundenmagazin der Air Malta gelesen hatte und die in nur wenigen Gehminuten vom Hotel aus zu erreichen war: Im »The Fortress Builders Interpretation Centre« wird die Geschichte des Festungsbaus auf multimediale und didaktisch moderne Art und Weise erzählt und erläutert. Von den Anfängen der Verteidigungsbauten in frühgeschichtlicher Zeit spannt sich der Bogen über die regelrechte Bauwut des Malteserordens bis hin zu den neuzeitlichen Bunkeranlagen der Briten im zweiten Weltkrieg.
Von den Exponaten verdienen die zahlreichen Modelle, die historischen Fotos und die großflächigen Bildtafeln besondere Erwähnung. Die Bildschirmstationen mit animierten Präsentationen sind attraktiv gestaltet und verlocken zu stundenlanger Beschäftigung damit: Der menschliche Erfindergeist war und ist in militärischen Belangen ja seit jeher am kreativsten. Auch klassische Architekturmodelle sind nach wie vor interessante Studienobjekte, erkennt man an ihnen doch die größeren Strukturen und Konzepte, die man – als kleiner Wicht vor den riesigen Originalmauern stehend – durchaus beabsichtigterweise nicht wahrzunehmen imstande ist:
In die Errichtung des Zentrums sind – wie bei vielen von uns besichtigten Infrastrukturmaßnahmen – beachtliche Menge an EU-Fördermitteln geflossen (genauer gesagt: stolze 85%), womit auch unsereins mit seinen Steuergeldern seinen kleinen Anteil am Ergebnis haben dürfte. Die deutsche (Mit-)Aufbauhilfe geht voll in Ordnung angesichts des Umstandes, daß die teutonische Luftwaffe vor 70 Jahren sehr wirkungsvoll und ungebetenerweise am Gegenteil mitgewirkt hat...
Leider haben zwischenzeitliche Wahlen und ein Regierungswechsel das schicke Zentrum schon kurz nach seiner Eröffnung in eine prekäre Lage gebracht: Der Direktor hat Mühe, Druckerpatronen und andere Verbrauchsmaterialien zu finanzieren, seine wenigen wissenschaftlichen Mitarbeiter sitzen auf von daheim mitgebrachten Stühlen. Cafeteria und Museumsshop existieren b.a.w. nur auf dem Papier, und für eine besucherzahlenfördernde Beschilderung im Außenbereich hat es auch nicht gereicht: Wie immer kommen die Mittel für den Bau aus anderen Töpfen als die für die Betriebsführung und Instandhaltung, worauf ich später noch einmal zurückkommen werde. Für heute wenden wir uns kopfschüttelnd ab und linsen über die Schultern einer auf der obersten Terrasse an der Festungsmauer pausierenden Zentrums-Mitarbeiterin hinüber nach Sliema:
Tja. Hüben Festungswälle, drüben Bettenburgen. Solider ist allemal das alte Gemäuer, schon wegen der Dicke seiner Wände. Dennoch fährt man mit dem Paradigmenwechsel offenbar nicht schlecht: Während man die Invasoren früher erst mit Bollwerken draußen und später mit Kanonen auf Distanz hielt, läßt man sie heute als zahlende Gäste ins Land hinein und nimmt ihnen das Geld ab, ohne sich mit ihnen zu hauen. Eine klassische Win-Win-Situation!
Mit diesen philosophischen Betrachtungen verabschiedet sich der Autor für heute. In der nächsten Folge geht es raus aus der Hauptstadt, die Küste entlang. Allerlei merkwürdige Dinge gibt es nämlich auch da...
[1] Mit diesem uns kurzfristig angekündigten Service unseres Reiseveranstalters hatten wir gar nicht gerechnet: Aufgrund unserer ungewöhnlichen Reisebuchung mit Orts- und Hotelwechsel mittendrin waren wir davon ausgegangen, den »Zwischentransfer« auf eigene Faust unternehmen zu müssen. Ein Hoch auf die örtliche Stadthalterin von FTI-Touristik, Frau Borg!
Sonntag, 30. Juni 2013
Dienstag, 25. Juni 2013
Mitunter kommt man sich auf Gozo und Malta recht verlassen vor, zumal beim Erforschen aufgegebener Gebäude, die es auf beiden Inseln in großer Menge gibt. Hier tappten wir nördlich von Żebbuġ an den Klippen der Qbajjar-Bucht auf ein von weitem tadellos in Schuß erscheinendes, an eine kleine Festung erinnerndes Gebäude zu:
Was uns da drinnen erwartete, war kein Museum, kein Laden und auch kein Lokal, sondern ein längst aufgelassenes Restaurant mit reichlich Spuren von Verfall und Vandalismus. Ein paar Fotos des traurig heruntergekommenen Zustandes aus dem Inneren des an sich ja prächtigen Gebäudes zeige ich in den Kommentaren zu diesem Beitrag. Hier an der Oberfläche gehen wir lieber rasch weiter, und drehen uns nur nochmal aus einiger Entfernung kurz um, um den an exponierter Lage errichteten Bau nochmal in voller Rest-Schönheit zu bewundern:
Die allerorten auffälligen Leerstände und aufgegebenen Häuser haben uns natürlich auf die Hintergründe neugierig gemacht. Die Antworten von befragten Einheimischen und darauf angesprochenen Reiseleitern reichten von schwer begreiflichen Dummheiten (Bauen auf unsicheren Tonschichten, auf denen die errichteten Bauten dann unter bedrohlicher Rißbildung ins Rutschen kamen und gesperrt werden mußten) bis hin zu den Tücken des lokalen Erbrechtes (Freibeträge nur auf Barvermögen, nicht jedoch auf Immobilienbesitz, so daß viele ungenutzte Häuser aus Steuervermeidungsgründen lieber dem Staat geschenkt als weitergenutzt werden). Eine Immobilienblase, erbläht aus der Gier renditehungriger Investoren ohne Nachhaltigkeitsstreben, hat hier und da zum Bauen am Bedarf vorbei geführt, wovon wir am Schluß dieser Folge noch ein Exempel sehen werden.
Vorher aber wenden wir uns wieder landeinwärts und schauen uns nach den Menschen und deren besten Freunden um. Hier in dieser Genre-Szene sehen wir eine vor ihrem Haus handarbeitende Oma und ihren vierbeinigen Bewacher:
Wobei »Bewacher« eine recht euphemistische Zuschreibung ist: Wenn ich die 25 Aufnahmen, die ich von der alten Frau und Ihrem faltigen Gesellen gemacht habe, nach Art eines virtuellen Daumenkinos an meinem Monitor durchblättere, dann bewegt sich die wettergegerbte Großmutter da um einiges mehr als ihr träges, quasi zur Salzsäule erstarrtes Hundchen. Vermutlich hätte ich sogar Oma samt Spitzenklöppelei unter den Augen des alten Kameraden einsacken und forttragen können, bevor der überhaupt reagiert, geschweige denn »Wuff« gesagt hätte...
Weit weniger gemütlich aufgelegt waren diese beiden Kerle hier, die immerhin keine fliegenden Hunde waren und sich daher auch nicht wirklich von ihrer hohen Hausmauer herunter trauten:
So furchterregend die kläffenden Köter auf den ersten Blick auch waren, im Grunde waren sie arme Schweine. Die Landbevölkerung – und das ist keineswegs nur auf Malta so – pflegt zu den ihnen anvertrauten, nichtmenschlichen Geschöpfen ein eher pragmatisches und nicht unbedingt von Empathie getragenes Verhältnis. Man möchte gar nicht wissen, was da so alles hinter den Mauern, Zäunen und Hecken vorgeht...
Immerhin scheint sich ein übergeordneter Gestaltungswille (mutmaßlich der EU-Bürokratie) langsam auch der Beziehung von Mensch und Tier annehmen zu wollen, wie dieses Schild im Gemeindegebiet von Quala beweist:
Angesichts der Lässigkeit, mit der die Insulaner ihre nicht verrottenden Kunststoff-Flaschen und anderen Zivilisationsmüll in die Landschaft werfen, muten Aufforderungen zum Einsammeln hündischer Hinterlassenschaften nachgerade rührend an. Aber immerhin, schaden kann es nix, und wenn sich langfristig ein Gefühl für umsichtiges Handeln auf allen Ebenen breitmacht, kann man das ja nur begrüßen...
Begrüßt habe ich auch etwas ganz anderes, nämlich das von mir heißgeliebte, kalte »Mint Cornetto«-Eis, welches ich vor vielen Jahrzehnten in einem früheren Leben im Vereinigten Königreich Ihrer Majestät Elisatbeth II, damals noch unter dem insularen Markennamen »Wall’s« kennengelernt habe. In diesen globalisierten Zeiten weist das aus heimischen Gefilden wohlbekannte Langnese-Logo auf die Zugehörigkeit zum Unilever-Konzern hin, der immerhin den althergebrachten Geschmackspräferenzen Rechnung trägt und die britische Vorliebe zum Pfefferminz-Geschmack auch in den ehemaligen Kolonien hochhält:
Das in entlegener Küstenlage erstandene Eis erfreute nicht nur durch sein typisches Minze-Aroma, sondern auch durch seine sehr kusperige Waffeltüte, der offenbar ununterbrochenen Kühlkette sein Dank! Des zonebattler’s bessere Hälfte kann der Minzophilie des Berichterstattenden indes nur wenig abgewinnen und guckte daher lieber aufs Meer hinaus, welches an jenem windigen Tag recht munter an die Gestade schwappte uind die Klippen hinauf zoschte...
Wie schon mehrfach hervorgehoben, wuselt das Heer der einheimischen wie eingereisten Menschen vornehmlich in den Städten herum, die insofern Ameisenhäufen ähneln. Außerhalb der Orte trifft man Zweibeiner regelmäßig nur in gut verträglicher Dosierung an, denn die Touristen sind überwiegend zu faul zum Wandern und die Insel-Bewohner anderweitig beschäftigt. Wer die Natur und die Einsamkeit liebt, kommt also auf Gozo und Malta auf seine Kosten, aller Sticheleien von mir gegen die eine oder andere Unsitte zum Trotze...
Was mich an an eine solche erinnert, die ich ja nochmals aufgreifen wollte, die des augenscheinlich sinnlosen Verschwendens von Geld und Grund zum Zwecke des Errichtens unnötiger und überflüssiger Bauten. Zum Exempel gibt es oberhalb des Hafenstädtchens Mġarr eine ausgedehnte alte Festung, das Fort Chambray. Innerhalb der meterdicken Außenmauern wurde in den letzten Jahren eine luxuriöse Apartment-Anlage mit mondänen Gemeinschafts-Pools errichtet, die auf den arglosen Besucher eingermaßen gespenstisch wirkt, da so gut wie unbewohnt und von allen guten Geistern verlassen:
Wir kamen uns dort vor in einem postapokalyptischen Endzeit-Film: Alle Häuser und Anlagen vom Feinsten, doch allenfalls in jeder zwanzigsten Einheit schien sich Leben zu regen, der Rest stand still und stumm herum, war offenkundig noch nie bezogen und zeigte schon erste Spuren von Verwitterung und Verfall. Sehr eigenartig! Angeblich leisten sich reiche Malteser hier (mit angesichts der Euro-Einführung rasch unterzubringendem Schwarzgeld) ein nobles Ferien-Domizil, welches sie nur wenige Wochen im Jahr bewohnen. Der Haken ist nur: Wer im Geld schwimmt und solchen Luxus haben zu müssen meint, der will auch Schickeria-Leben um und unter sich haben und kein verschlafenes Fischerdorf, an dem der Fährhafen das einzig nennenswerte Stück belebter Infrastruktur ist...
Egal, ein Rätsel mehr, welches einen Inselurlaub wie den unseren ja auch würzt. Damit genug von und mit Gozo, in der nächsten Folge geht es auf die Hauptinsel Maltas hinüber und in der Hauptstadt Valletta weiter!
Donnerstag, 13. Juni 2013
Heute hingegen ist mir was eingefallen, wenngleich nichts, was zum Frohsinn Anlaß gäbe: »‘Abriß verpflichtet’ – Vom Krieg verschont, vom Stadtrat nicht« ist mein mir vom Furor direkt in die Finger diktierter Beitrag in der »Fürther Freiheit« überschrieben.
Sonntag, 9. Juni 2013
Von ca. 1975 bis März 1983 habe ich mir eine (Klassik-)LP-Sammlung aufgebaut, seit der Einführung der CD dann nur noch silberne Scheiben zugelegt. Neulich holte ich meine Lieblingsaufnahme des Wagner’schen Parsifal aus dem Regal, die ich lange nicht mehr angefaßt hatte, da ich sie vor Jahren schon »gerippt« und unterwegs nur die platzsparende mp3-Fassung gehört habe.
Beim Aufklappen dieser 4‑CD-Box der Deutschen Grammophon machte ich eine sehr unangenehme Entdeckung: Die beiden darin enthaltenen Schaumstoff-Quadrate, die zwischen jeweils 2 gegenüberliegenden CDs eingelegt waren, um dieselben gegen gegenseitiges Beschädigen zu schützen, hatten sich teilweise sehr innig mit den Scheiben verbunden. Offenbar gab es da chemische Reaktionen infolge altersbedingter Weichmacher-Ausdünstung, die teilweise zum bekannten Zerbröseln des Schaumstoffmaterials führten, mitunter aber eben auch dazu, daß sich der Schaumstoff in die Labelseite der CDs regelrecht »einbrannte«. Abspielen lassen sich die derart angegriffenen Discs immerhin (noch)...
Daraufhin habe ich alle meine CD-Boxen und auch die dicken LP-Mehrfachalben aufgemacht (schon zu LP-Zeiten waren ja ‑entsprechend große- Schaumstoff-Einlagen Usus, um ein unkontrolliertes »Geklapper« in der Schachtel zu unterbinden). Das Ergebnis: Überall das Gleiche, die überwiegend jahrzehntealten Schaumstoffmatten haben ihre Elastizität verloren, zerbröseln einem unter den Fingern und in einigen Fällen haben sie sich mit den zu schützenden Silberscheiben in kaum zu trennende Beziehungen begeben.
Ich kann allen Leserinnen und Lesern nur raten, ihre Sammlungen durchzusehen und etwa vorhandene »Zeitbomben« dieser Art schnellstmöglich zu entfernen: Der Schutzeffekt geht über die Jahre sowieso flöten und kehrt sich irgendwann heimtückischerweise ins Gegenteil um!
Samstag, 1. Juni 2013
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Obsolete Leuchtreklame eines Resteverkaufs (Fürth, Moststraße) |
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Montag, 24. Dezember 2012
Samstag, 10. November 2012
Als Vorstand von Medien PRAXIS e.V. erlaube ich mir hier und heute einen freudig erregten Hinweis auf unsere neueste DVD-Produktion: Die anläßlich des internationalen Klezmer-Festivals entstandene Reportage »Faszination Klezmer – zwischen Tradition und Weltmusik« vermag sogar den klassik-verliebten zonebattler vom Hocker zu reißen, zumal berühmte und bekannte Namen des Genres die ganze Vielfalt dieser Musik mit jüdischen Wurzeln auf Fürther Bühnen höchst engagiert zum Klingen gebracht haben. Wer für sich selbst oder seine Lieben noch ein ungewöhnliches und individuelles Weihnachtsgeschenk sucht, liegt hiermit goldrichtig: Meine geschätzten LeserInnen beliefere ich freudetrunken portofrei, Anfrage per Mail genügt!
Ach ja: Es gibt einen Trailer auf YouTube zu sehen (und zu hören)...
Donnerstag, 1. November 2012
Fundstück: |
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Art / Typ: |
SONY BetaHiFi-Videorecorder SL-HF100ES |
Herkunft: |
Japan, 1984 |
Zustand: |
sehr guter Erhaltungszustand mit nur minimalen (äußerlichen) Spuren des Gebrauchs. Mängel: Fluoreszenz-Display durch langjährigen Dauerbetrieb etwas nachgedunkelt, Lademechanik ermüdet und mitunter nachhilfebedürftig, Videoköpfe vermutlich mittlerweile grenzwertig abgenutzt. Sämtliches Zubehör nebst Schrifttum und Original-Verpackung vollständig vorhanden. |
Fundort: |
selbst gekauft im Juni 1984 beim heimatörtlichen Radio-/Fernseh-Fachhändler, unter Inanspruchnahme meines ersten (und bis heute einzigen) Bankkredites. Der Gerätekarton trägt einen Luftfracht-Aufkleber der JAL; vermutlich war ich damals einer der ersten (und wenigen) Käufer dieser weiland brandneuen AV-Komponente. |
Kaufpreis: |
DM 2.498,00 |
Notizen: |
Auch 28 Jahre nach dem Kauf vermag mich dieser »dicke Brummer« immer noch zu faszinieren: Seine umfassende Ausstattung und die äußerlich wie innerlich kompromißlos hochwertige Verarbeitung wären heutzutage im Zeitalter der digitalen Plastikschachteln in für den Normalverbraucher bezahlbaren Größenordnungen gar nicht mehr realisierbar.
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Was habe ich früher an Fernsehfilmen und ‑spielen aufgenommen! Damals war auch die technische Qualität unschlagbar (und blieb es gegenüber VHS und Video 2000 bis heute), der spätere Siegeszug der DVD lag in unendlicher Ferne (selbst die CD war ja 1984 noch neu und kaum verbreitet). Was mich die solide Archivierung meiner Lieblingsfilme seinerzeit gekostet hat (SONY UHG-HiFi-Kassetten von je 195 min Spieldauer kosteten im 3er-Pack immerhin stolze DM 69,00), rechne ich mir lieber nicht aus... Wert waren es mir die ausnahmslos öffentlich-rechtlichen TV-Produktionen aber allemal!
Dennoch muß nun weichen, was mir fast drei Jahrzehnte lang treu gedient hat: Zum einen hat mich das Interesse an bewegten Fernsehbildern weitgehend und wohl auch unwiderruflich verlassen, zum zweiten habe ich jene Pretiosen, an denen das Herz aus manchen Gründen hängt, längst digitalisieren lassen, zum dritten tut es zum gelegentlichen zeitversetzten Anschauen der einen oder anderen TVReportage auch ein billiger und einfacherer, aber unverschlissener VHS-Rekorder.
In wenigen Stunden werde ich daher meinen kartoffelsackschweren Videorecorder und ein kaum weniger wiegendes Paket voller hochwertiger BetaHiFi-Kassetten in meine virtuellen Auktionen einstellen. Eine eingeschworene Betamax-Gemeinde existiert nach wie vor, und so kann ich darauf vertrauen, daß der (t)olle Band-Bolide demnächst in die Hände eines guten neuen Herrchens kommt. Hier in meinem Blog kriegt er mit diesem Beitrag jedenfalls ein kleines Denkmal gesetzt...
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Donnerstag, 18. Oktober 2012
Ich befürchte Schlimmes für Fürth. Nachzulesen in der »Fürther Freiheit«.
Mittwoch, 17. Oktober 2012
Manche Erinnerungen verblassen kaum, halten sich vielmehr über Jahrzehnte frisch, wenngleich mitunter in leicht bis kräftig verklärter Form. Die fünfteilige Fernsehserie »Das blaue Palais« von Rainer Erler beispielsweise hat mich bei ihrer Erstausstrahlung anno 1974/1976 dermaßen multipel beeindruckt, daß ich später jahrelang (vergeblich) nach Wiederholungen oder Aufzeichnungen Ausschau gehalten habe. Vor wenigen Tagen nun ist die komplette Serie endlich auf DVD herausgekommen, und nachdem ich sie schon Wochen vor dem Veröffentlichungstermin bei amazon.de bestellt hatte, kriegte ich sie jetzt als einer der ersten zu fassen. Die Freude darüber wich indes recht bald einer gewissen Ernüchterung...
Die ungewöhnliche Mini-Serie aus heimischer Produktion – man mag sie mit einiger Berechtigung dem Genre der Science Fiction zurechnen – verhandelte schon vor knapp 40 Jahren (!) im Wortsinne weltbewegende Themen, die auch heute noch brandaktuell erscheinen: Genmanipulation, Organtransplantation, wissenschaftliche Skrupellosigkeit hier, ethische Verantwortung für das eigene Tun da. Weißbekittelte Forscher eilten durch das marode Gemäuer eben des »blauen Palais’«, lieferten sich Wortgefechte in zungenbrecherischem Fachchinesisch und gelegentlich auch die eine oder andere Handgreiflichkeit. Der Kontrast zwischen der Abgeschiedenheit und dem heruntergekommen Zustand der Forschungsstätte einerseits und der Erkenntnissuche an vorderster Front der Wissenschaft andererseits hat mich weiland ungemein fasziniert und tut das im Grunde bis heute, woran übrigens der herausragende Peter Fricke in seiner Rolle als bis zur Besessenheit engagierter Biochemiker Jeroen de Groot großen Anteil hatte und hat.
Wie so oft sind es aber die über die Zeit hinweg sich verändert habenden Erzählgewohnheiten und Rezeptionsweisen, die den Versuch einer Wiederbelebung des einst erlebten Nervenkitzels schon im Ansatz zum Scheitern verurteilen: Was man als junger Mensch im Zeitalter der solide bis bieder inszenierten Fernsehspiele noch als ungemein spannend empfand, erscheint einem als abgeklärtem alten Sack im rasanten Multimedia-Zeitalter als streckenweise flau und spannungsarm. Was im vorliegenden Fall nicht an einer etwaigen Überholtheit der Thematik liegt, sondern an der zeitbedingt dialoglastigen Inszenierung, die auch gerne mal den moralisierend erhobenen Zeigefinger vorzeigt. Die (wenigen) Spezialeffekte entsprechen natürlich auch nicht heutigen Standards, wobei das jedoch der (durchaus vorhandenen) Restspannung keinen Abbruch tut.
Ärgerlicher sind da schon die mangelnde editorische Sorgfalt des Publishers und die schlechte technische Qualität der DVD-Umsetzung. Die überwiegend negativen Kunden-Rezensionen sprechen für sich: EuroVideo hat sich in der Tat wenig Mühe mit dieser Edition gemacht! Die Bildqualität kommt über grieseliges VHS-Niveau nicht hinaus, was zwar unter Nostalgie-Gesichtspunkten notgedrungen hinnehmbar ist, aber unzweifelhaft weit unter den heutigen technischen Restaurierungs-Möglichkeiten rangiert. Auch ansonsten bietet die Box mit drei DVDs nichts, was lobend hervorzuheben wäre: Keinerlei Extras auf den Discs selbst, und auf ein Booklet hofft der Fan natürlich auch vergeblich...
Mit den Extras ist das indes so eine Sache: Während heutzutage im Film-Geschäft das »Making of« schon bei Produktionsbeginn mit auf der Agenda steht, hat man vor Jahrzehnten an die Möglichkeiten der heutigen Datenträger und deren Abspielgeräten nicht denken können. Mir persönlich fehlen auch nicht so sehr irgendwelche später verworfenen Szenen oder witzige Versprecher und Mißgeschicke am Set, filmographische oder biographische Daten erst recht nicht, derlei kann man sich ja bei Interesse schnell ergoogeln. Aber ein paar kurze Interviews mit noch lebenden Schauspielern, dem Autor und Regisseur Rainer Erler oder anderen Beteiligten von damals hätten doch einigen Mehrwert geboten und den auf der dritten DVD noch reichlich vorhandenen Platz gut gefüllt. Leider wird man jedoch bei solchen »Minderheiten-Programmen« nicht auf eine besser ausgestattete und bearbeitete Sammler-Edition hoffen können, das schnelle Geldverdienen mit alter Archivware ist ja eher die Regel als die Ausnahme. Das zeitgenössische Jung-Publikum sieht man ohnehin nicht als Zielgruppe, die in die Jahre gekommenen Fans greifen auch bei minderer Qualität zu, wozu also sich große Mühe machen? Tja. So geht das wohl.
Der zonebattler würdigt derlei schnöden Marketing-Zynismus mit einem Stern Abzug in der Gesamtwertung:
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Film / Inhalt |
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Bild & Ton |
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Extras |
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Aufmachung |
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Gesamturteil |
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Trotz aller Alters-Patina und der berechtigten Kritik am unrestaurierten Filmmaterial und der spartanischen Ausstattung, mit heruntergebrochen knapp vier Euro pro 90-minütiger Folge ist der finanzielle Einsatz gering für eine Kollektion von fünf visionären Wissenschaftskrimis, die einen heute noch mit ihren angedeuteten globalen Folgen für die Menschheit bewegen und umtreiben. Wem gut konstruierte Zukunftsvisionen im Kammerspiel-Format mehr liegen als letztlich inhaltsleere Stunts und Action, findet hier gediegene Fernsehkost, wie es sie in vergleichbarer Form heute längst nicht mehr gibt.
Dienstag, 16. Oktober 2012
Seinen Hang zu alten Apparaten mit der Fähigkeit zu highfideler Musikabsonderung hat der zonebattler ja schon mehrfach dokumentiert, namentlich in seiner Serie »Funde im Fundus«. Wer der Thematik etwas abgewinnen kann, sei hiermit zum Studium der engagiert ausgetragenen Debatte »deutsches HIFI in den 70ern« animiert: Die recht interessanten Zusammenhänge zwischen Wohn- und Einkommensverhältnissen im Nachkriegsdeutschland, dem Stellenwert von Musik und Fernsehen sowie der Relevanz vorzeigbarer Statussymbole sind sicherlich nicht jedem geläufig oder auch nur bewußt. Dem eiligen Leser seien insbesondere die Kommentare #58, #77 und #80 ans mitfühlende Herz gelegt.
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...
Flexibilität ist allesKönntest du diese 9-Figuren-Packung für mich kaufen und ich kaufe sie dann...
Flexibilität ist allesOb ein(e) Verkäufer(in) auch ins Ausland liefern mag, ist eine individuelle Entscheidung....