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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Freitag, 26. Juni 2015

Die Lär­min­sel (7)

Nach ei­nes lan­gen Wan­der­ta­ges An­stren­gung ma­chen sich der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ger­ne lang, rä­keln sich auf ih­rem Ho­tel­bett und gucken durch das Tatsch-Fen­ster ih­rer Brett­chen-Com­pu­ter in die wei­te Welt, ger­ne auch in Rich­tung Hei­mat, um die dor­ti­gen Af­fai­ren und Be­geb­nis­se mit­zu­krie­gen, so un­wich­tig und pro­vin­zi­ell die ei­nem aus der Di­stanz mit­un­ter auch er­schei­nen mö­gen. Vor­aus­set­zung da­für ist das Vor­han­den­sein ei­nes (idea­ler­wei­se ko­sten­lo­sen) WLANs, doch just in die­ser Hin­sicht hat die Be­trei­ber­fa­mi­lie des »Mo­no­pol« die Zei­chen der Zeit noch nicht er­kannt: Wi-Fi gibt es nur ge­gen Auf­preis, für lau kommt man dort pro Tag nur für 30 schnell ver­ron­ne­ne Mi­nu­ten ins Netz. [1]

Nun mei­nen ja vie­le, daß im Ur­laub be­trie­be­nes In­ter­net-Sur­fen, Mai­len und son­sti­ge vir­tu­el­le Ak­ti­vi­tä­ten schäd­lich und dem an­ge­streb­ten Er­ho­lungs­er­folg un­be­ding­te ab­träg­lich wä­ren. Ich kann die­se un­re­flek­tier­te Mei­nung in kei­ner Wei­se tei­len: Er­stens emp­fän­de ich es als er­heb­lich stres­si­ger, nach der Heim­kehr aus der Som­mer- resp. Früh­lings­fri­sche 150 un­ge­le­se­ne pri­va­te Mails im Post­fach zu fin­den (zu­sätz­lich zu den 300 dienst­li­chen am er­sten Ar­beits­tag nach dem Ur­laub), zwei­tens se­he ich im elek­trisch ge­hal­te­nen Kon­takt zu den Freun­den und Be­kann­ten da­heim ein Stück Le­bens­qua­li­tät, drit­tens mei­ne ich, daß die di­gi­ta­len Win­dows zur Welt per se wert­neu­tra­le Werk­zeu­ge sind. Oder, um es pla­ka­tiv aus­zu­drücken: Das In­ter­net macht die Schlau­en schlau­er und die Dum­men düm­mer! Wie üb­ri­gens auch der Fern­se­her, den wir im Ur­laub ge­mein­hin gar nicht [2] und da­heim nur sehr sel­ten an­schal­ten.

Na je­den­falls wä­re es für un­ser­eins kei­ne Op­ti­on, die di­gi­ta­le Tech­nik da­heim zu las­sen und in der Fer­ne den hal­ben Tag ins ana­lo­ge Meer zu star­ren in der Hoff­nung, daß ei­ner an­beißt:

Fischerin bei Garachico

Wo­mit ich nix ge­gen die ab­ge­bil­de­te Ang­le­rin ge­sagt ha­ben möch­te, viel­leicht wohnt dem (in letz­ter Kon­se­quenz grau­sa­men) Tun ja ei­ne me­di­ta­ti­ve Kom­po­nen­te in­ne, zu die mei­ner ei­ner kei­nen Zu­gang fin­det. Egal: Die ei­nen fi­schen halt in den Tie­fen des vir­tu­el­len Oze­ans nach Er­kennt­nis­sen, die an­de­ren hän­gen ih­ren Ha­ken ins rich­ti­ge Meer in der Hoff­nung auf ein Abend­essen. Su­um cui­que.

Un­se­re von abend­li­cher Pas­si­vi­tät ge­präg­ten Ak­tiv­ur­lau­be ha­ben un­ter dem Strich re­gel­mä­ßig ei­ne Ver­bes­se­rung der ei­ge­nen Fit­ness zur Fol­ge, die ich durch kon­se­quen­te Auf­zugs- und Roll­trep­pen­ver­wei­ge­rung noch ei­ne Wei­le ins All­tags­le­ben hin­über­zu­ret­ten ver­mag. Was ich frei­lich nim­mer­mehr er­ei­chen wer­de und nur nei­disch be­stau­nen kann, ist die Ge­len­kig­keit man­cher rund ums Jahr dienst­be­frei­ten Vier­bei­ner:

reinliche Katze

Wo­bei das Le­ben auf den In­seln des ewi­gen Früh­lings selbst für Kat­zen we­der Zucker­hof noch Po­ny­schlecken ist: Die hier bei der Kör­per­pfle­ge ab­ge­lich­te­te Mie­ze war von ei­ni­gen Ver­wun­dun­gen und Biß­spu­ren ge­zeich­net und wohl eher zu be­dau­ern als zu be­nei­den.

Be­dau­er­lich ist auch der Spa­ni­er un­be­küm­mer­ter Um­gang mit den ir­di­schen Res­sour­cen, wie ich schon mehr­mals an­ge­merkt ha­be. Ein wei­te­res Ex­em­pel bau­li­cher Fehl­pla­nung ist der von uns am letz­ten Wan­der­tag ver­ram­melt und ver­las­sen vor­ge­fun­de­ne Mi­ra­dor El Ma­za­pé:

im Mirador El Mazapé

Das ober­halb des Bar­ran­co de Ruiz auf ein Berg­pla­teau ge­stell­te, auf­wen­dig aus­ge­stat­te­te Re­stau­rant mit Aus­sicht ist sei­nes tech­ni­schen In­nen­le­bens weit­ge­hend be­raubt, die noch vor­han­de­nen Ein­bau­ten und das Mo­bi­li­ar ein­ge­staubt, die Luft im In­ne­ren muf­fig und ab­ge­stan­den. Ei­ner be­bil­der­ten Ta­fel mit der Hi­sto­rie des Eta­blis­se­ments konn­te man ent­neh­men, daß der frag­los teu­re Bau nur we­ni­ge Jah­re in Be­nut­zung ge­we­sen war (und da­bei mei­ner Mei­nung nach nie und nim­mer sei­ne Bau­ko­sten ein­ge­spielt hat). In­zwi­schen ist die Zu­fahrt ver­schlos­sen, der gro­ße Park­platz ver­waist, die Ve­ge­ta­ti­on rund­um ins Kraut schie­ßend, ei­ne Wie­der­auf­nah­me des Be­trie­bes mehr als nur frag­lich er­schei­nend.

Was un­ser­ei­nen nicht im Ge­ring­sten ver­wun­dert: Der spek­ta­ku­lär ge­le­ge­ne Aus­sichts­punkt ist von mo­to­ri­si­s­ier­ten Be­su­chern nicht so leicht zu er­rei­chen, Bus­se müß­ten sich müh­sam über land­wirt­schaft­li­che Stra­ßen klei­ne­ren Ka­li­bers hoch­quä­len, Wan­de­rer sich Aus­sicht und Ein­kehr ent­we­der durch das Er­klim­men des stei­len Bar­ran­cos oder durch ei­nen lan­gen Auf­stieg von San Ju­an de la Ram­bla her ver­die­nen. Kurz­um: Ein Lo­kal an die­ser Stel­le – un­zu­rei­chend er­schlos­sen und ab­seits leid­lich fre­quen­tier­ter Ver­kehrs­adern – kann gar nicht funk­tio­nie­ren, schon sei­ne Er­rich­tung muß mehr von Wunsch­den­ken als von nüch­ter­ner Kal­ku­la­ti­on ge­prägt ge­we­sen sein. Aber wer weiß, wer im Hin­ter­grund den­noch or­dent­lich an dem zum Schei­tern ver­ur­teil­ten Pro­jekt ver­dient hat...

Mei­ne bis hier­her durch­ge­hal­ten ha­ben­den Le­se­rin­nen und Le­ser frei­lich ha­ben was Bes­se­res ver­dient als des zonebattler’s trüb­sin­ni­ge Ge­dan­ken, da­her sei­en sie nun mit üp­pi­gem Wachs­tum am We­ges­rand be­glückt. Die Flo­ra der Ka­na­ren bringt im­mer wie­der Er­staun­li­ches her­vor und da­von reich­lich:

Riesenhauswurz galore!

Ähn­li­ches sieht man zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen hin und wie­der auch auf frän­ki­schen Gar­ten­mäu­er­chen, aber die in­su­la­ren Rie­sen­h­aus­wur­ze spren­gen in An­zahl und Grö­ße un­ser zen­tral­eu­ro­pä­isch ge­präg­tes Vor­stel­lungs­ver­mö­gen. Scha­de, daß ein klamm­heim­li­ches Mit- und Ein­schlep­pen ins frän­ki­sche Fürth kei­ne Aus­sich­ten auf dau­er­haft neu­es Wur­zel­schla­gen im kli­ma­tisch wech­sel­haf­te­ren Exil er­öff­nen kann...

Im­mer wie­der nett an­zu­schau­en – da nost­al­gisch an Italo-We­stern der 1960er Jah­re er­in­nernd – sind klei­ne Kir­chen mit ver­gleichs­wei­se win­zi­gen Glocken in ru­di­men­tä­ren Türm­chen, die eher schüch­tern »Bim Bim« ma­chen als mit mäch­ti­gem »Dong Dong« ei­nen drei­ki­lo­met­ri­gen Ra­di­us zu be­schal­len:

Kirchlein mit Glöcklein

Wir hör­ten zu un­se­rem Er­stau­nen von di­ver­sen Gä­sten des Ho­tels »Mo­no­pol«, die sich über das Läu­ten der Glocken der un­mit­tel­bar be­nach­bar­ten Kir­che Nue­stra Se­ño­ra de la Pe­ña de Fran­cia be­schwert hat­ten, ein Got­tes­haus, wel­ches erst ab sie­ben Uhr mor­gens die Zeit aku­stisch zu ver­kün­den be­ginnt und das durch­aus de­zent. Der­lei un­gläu­bi­ge und/oder dep­per­te Be­schwer­de­füh­rer soll­ten mal nach Fürth kom­men, in mei­nem Bett­chen schla­fen und des Mor­gens die Glocken von St. Paul dröh­nen hö­ren. Das hat Schmackes, aber hal­lo! Da­ge­gen ist das Bim­melb­am­mel in Pu­er­to de la Cruz ein nach­ge­ra­de lä­cher­li­ches Läu­te­werk!

Wo­bei die Spa­ni­er es sehr wohl auch kra­chen las­sen kön­nen, daß ei­nem Hö­ren und Se­hen ver­geht. Ge­gen En­de un­se­rer Rei­se hat­ten wir bei­spiels­wei­se in San Ju­an de la Ram­bla noch ei­ne ein­ger­ma­ßen bi­zar­re Be­geg­nung mit ei­nem mut­maß­lich kom­mu­ni­sti­schen kom­mu­na­len Ver­kün­di­gungs-Mo­bil, wel­ches – so­zu­sa­gen als aku­sti­sches Amts­blatt – die Gas­sen auf und nie­der fuhr und aus zwei rie­si­gen Horn­laut­spre­chern merk­wür­di­ge Re­den und ei­gen­ar­ti­ge Mu­sik ab­son­der­te. Al­les nicht im Min­de­sten high-fi­del, son­dern ble­chern schep­pernd und von ei­ner Laut­stär­ke, die zum Er­wecken von To­ten ge­eig­net er­schien (was ja viel­leicht auch die Ab­sicht war). Wer be­tagt ge­nug ist, um sich an die al­ten Don-Ca­mil­lo-Fil­me zu er­in­nern, wird sich wie ich an die Pro­pa­gan­da-Laut­spre­cher­wa­gen der Ro­ten er­in­nert füh­len. Lei­der kam hier auf Te­ne­rif­fa kein er­bo­ster Got­tes­mann her­bei­ge­lau­fen, umd dem gott­lo­sen Ge­plär­re Ein­halt zu ge­bie­ten. Fal­scher Film, so­zu­sa­gen...

Megaphon-Mobil in San Juan de la Rambla

Glocken hier, über­steu­er­te Flü­ster­tü­ten da: Die »Lär­min­sel« bie­tet in aku­sti­scher Hin­sicht das vol­le Pro­gramm! Vor den Re­stau­rants und den Ho­tels (na­tür­lich auch dem vor un­se­rem) ste­hen ab dem Nach­mit­tag bis in den spä­ten Abend al­ler­lei Mu­si­kan­ten di­ver­ser Gü­te­klas­sen und be­schal­len die Ge­mein­de mit weh­mü­ti­gen Wei­sen, die Pas­san­ten und sit­zen­de Gä­ste zum ge­ne­rö­sen Zücken der Geld­bör­se ani­mie­ren sol­len. Der per­ma­nent aus­ge­leg­te Mu­sik­tep­pich ist nicht wirk­lich ner­vig (wenn man sich nicht ge­ra­de in der Mit­te zwi­schen zwei se­mi­folk­lo­ri­sti­schen Schmacht­fet­zen-Bar­den auf­hält und bei­de gleich­zei­tig er­dul­den muß), aber hin und wie­der wä­re ei­ne no­ten­lo­se Ge­ne­ral­pau­se auch nicht ver­kehrt. Im­mer­hin: Noch deut­lich vor Mit­ter­nacht kehrt ge­mein­hin Ru­he ein in Pu­er­to de la Cruz.

An ei­nem un­se­rer letz­ten Aben­de als tem­po­rä­re In­su­la­ner ging es so­gar im In­ne­ren un­se­res Ho­tels so laut zu, daß wir neu­gie­rig vor die Zim­mer­tür tra­ten, um nach­zu­se­hen, was da wohl ab­geht. Und was wir sa­hen und hör­ten, war mit­rei­ßend und al­le Auf­merk­sam­keit wert: Vier feu­e­ri­ge Spa­nie­rin­nen prä­sen­tier­ten un­ten in der zen­tra­len Pal­men­hal­le ein Pot­pour­ri aus tra­di­tio­nell an­ge­hauch­ter, wie­wohl mo­dern ar­ran­gier­ter Mu­sik und klap­per­ten da­bei an­mu­tig mit den Ab­sät­zen un­ten und ih­ren Ka­sta­gnet­ten oben. Hui, war das ein Stamp­fen, ein Wir­beln, ein Flie­ßen und ei­ne Or­gie von Far­ben, die von un­se­rer Ga­le­rie aus nä­he­rungs­wei­se ein­zu­fan­gen der zap­pe­li­ge zone­batt­ler al­le Mü­he hat­te:

bunt gewandete Tänzerinnen

So ein haus­in­ter­nes Un­ter­hal­tungs­pro­gramm hat­ten wir auf frü­he­ren Rei­sen auch noch nicht ge­bo­ten be­kom­men. Cha­peau! Ein­mal mehr wa­ren wir sehr po­si­tiv an­ge­tan von un­se­rer Blei­be: Was dort auch dem bud­get­be­wuß­ten Spar­fuchs ge­bo­ten wird, ist schon sehr be­mer­kens­wert. Auch die Fern­sicht von der Dach­ter­ras­se in den letz­ten Son­nen­un­ter­gang vor dem Heim­flug kann selbst im teu­er­sten Lu­xus-Res­sort kaum schö­ner sein:

Sonnenuntergang am letzzten Abend auf Teneriffa

Wür­den wir al­so wie­der hin­fah­ren, am En­de so­gar mehr als ein Dut­zend mal wie un­se­rer Buf­fet-Be­kann­ter aus Wales? Ich den­ke nicht. Eher rei­sen wir ihm hin­ter­her nach Wales, wo wir ja über­haupt noch nicht und nie­mals weil­ten. Denn so ein­la­dend un­ser Ho­tel dies­mal auch war (und ist), so sehr reizt uns na­tür­lich auch das Neue und das An­de­re. Es wä­re ver­mes­sen zu be­haup­ten, in zwei Wo­chen (mi­nus vier Krank­heits­ta­gen) Te­ne­rif­fa auch nur an­nä­hernd er­forscht zu ha­ben. Gleich­wohl hat man dann das We­sent­li­che ge­se­hen und ein Ge­fühl für den Cha­rak­ter des Ei­lands be­kom­men.

Viel­leicht fah­ren wir näch­stes Jahr der Ab­wechs­lung hal­ber an ein Bin­nen­ge­wäs­ser? Ei­ne Freun­din hat un­längst ei­ne Wo­che am Gar­da­see ver­bracht und den als »um­ge­kehr­te In­sel« be­zeich­net, al­so mit dem Was­ser in­nen und der Kü­ste au­ßen her­um. Das wä­re doch auch mal was, zu­mal mir da­für schon ein grif­fi­ger Re­por­ta­ge-Ti­tel ein­ge­fal­len ist: »Die Wen­d­e­insel«. Na dann, schau­en wir mal, ob und was aus aus die­ser Idee noch wird...

 
[1] Das an sich wä­re ja noch ei­ni­ger­ma­ßen zu hand­ha­ben, aber dum­mer­wei­se ist der näch­ste freie Log­in erst ex­akt 24 Stun­den nach dem Auf­brau­chen der Frei­mi­nu­ten des Vor­tags mög­lich, wo­mit sich das näch­ste freie »Start­fen­ster« Tag für Tag um min­de­stens ei­ne hal­be Stun­de nach hin­ten ver­schiebt. Mit mei­nen ei­ge­nen drei Ge­rät­schaf­ten (Ur­alt-iPad, Kind­le-Ve­te­ran und Smart­phone) konn­te ich mir zwar 3x 30 Mi­nu­ten Netz­zeit hin­ter­ein­an­der­weg er­schnor­ren, muß­te mir aber sehr bald Auf­schrei­bun­gen ma­chen und mir die je­wei­li­gen On­line-Zei­ten no­tie­ren, weil ich die tags drauf ga­ran­tiert schon wie­der ver­ges­sen ge­habt hät­te...

[2] Dies­mal gab es die Aus­nah­me von der Re­gel, denn für die strecken­wei­se bett­lä­ge­ri­ge bes­se­re Hälf­te galt es, durch mul­ti­me­dia­le Be­blub­be­rung die lang­wei­li­ge Re­kon­va­les­zenz­zeit et­was zu ver­kür­zen. Ver­ständ­lich (was die Spra­che an­geht) war für uns nur der (recht ver­rausch­te) Emp­fang der ARD, un­ver­ständ­lich da­ge­gen, für wel­chen Krampf man sei­ne öf­fent­lich-recht­li­che Zwangs­ab­ga­be zu be­zah­len hat. Wür­de man für in­tel­li­gent ge­mach­te Bil­dungs­pro­gram­me so­gar ger­ne tun, aber nicht für den Bo­den­satz der sich am Pri­vat­sen­der-Ni­veau ori­en­tie­ren­den Se­ri­en und Shows. So ha­ben wir in der Frem­de un­se­re An­sicht be­stä­tigt ge­fun­den, daß sich auch da­heim das Ein­schal­ten der Glot­ze nur sel­ten lohnt.

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Sonntag, 14. Juni 2015

»Die Zeit ist ka­putt«

So sprach einst Hans Al­bers als Ba­ron Münch­hau­sen im gran­dio­sen UfA-Ju­bi­lä­ums­film von 1943, und es muß im Nach­hin­ein Wun­ders neh­men, daß im spä­ten Na­zi­reich ein so an­spie­lungs­rei­cher Satz un­be­an­stan­det durch die Zen­sur kam. Seit ein paar Ta­gen ist auch in Fürth die Zeit ka­putt, je­den­falls für mich, der ich werk­tags au­ßer Sa (nicht 24.12., 31.12.) des Mor­gens zum Haupt­bahn­hof ha­ste und bei­zei­ten nach der gro­ßen Uhr im süd­sei­ti­gen Gie­bel des Emp­fangs­ge­bäu­des schie­le, um zu se­hen, ob ich noch ei­nen Zahn zu­le­gen muß, um mei­nen Zug zu­ver­läs­sig zu er­rei­chen:

ausgeweidete Bahnhofsuhr in Fürth (Bay) Hbf

Es gibt aber neu­er­dings nichts mehr zu se­hen, zu­min­dest kei­ne Uhr­zeit mehr. So ei­nen drei­sten »Zeit­dieb­stahl« ha­be ich zwar schon vor zwei Jah­ren in der Zi­ta­del­le von Vic­to­ria auf der In­sel Go­zo be­merkt, aber da war im­mer­hin noch das Zif­fer­blatt vor­han­den und nur die Zei­ger ver­schwun­den. Hier in der Hei­mat schmückt jetzt nur noch ein ne­bu­lö­ses Rund die Fas­sa­de:

ausgeweidete Bahnhofsuhr in Fürth (Bay) Hbf

O tem­po­ra, o mo­res! Was soll das wer­den? Hat DB Station&Service den ma­ro­den Me­cha­nis­mus zu Re­pa­ra­tur- und War­tungs­zwecken aus­bau­en las­sen, auf daß uns in Kür­ze wie­der zu­ver­läs­sig Stun­de und Mi­nu­te ge­wie­sen wer­den kön­nen? Oder hat man die ka­put­te Uhr ver­schrot­tet, weil man lie­ber gar kei­ne Zeit an­zeigt als ei­ne fal­sche? Rück­bau al­so als ko­sten­gün­sti­ge Pro­blem­lö­sung? Wä­re ei­ner­seits ver­ständ­lich in Zei­ten, wo fast jede(r) ein Smart­phone mit prä­zi­ser Zeit­an­zei­ge in Hän­den hält, an­de­rer­seits aber ein trau­ri­ges Sym­bol für die al­lent­hal­ben ero­die­ren­de In­fra­struk­tur.

Und es wä­re nicht des er­ste Mal: So­was ken­nen wir lei­der be­reits in Sa­chen elek­tro­ni­sche Ab­fahrts­ta­fel, de­ren süd­städ­ti­sche Aus­ga­be auch erst ka­putt, dann re­pa­riert, dann er­neut de­fekt und schließ­lich er­satz­los ver­schwun­den war. Bleibt zu hof­fen, daß die DB die Zei­chen der Zeit (und die Wich­tig­keit die­ser ele­men­ta­ren Dienst­lei­stung) er­kennt und uns Süd­städ­tern bald wie­der mit­teilt, was die Stun­de ge­schla­gen hat...

Dienstag, 2. Juni 2015

Ma­le­ri­sches In­ter­mez­zo (2)

Was neu­lich erst for­mi­da­bel funk­tio­niert hat mit mei­nen Mal­ta-Mit­bring­seln, klappt tat­säch­lich nicht min­der gru­sig ein­drucks­voll mit aus mei­nen un­längst ge­zeig­ten Pa­ris-Fo­tos her­ge­lei­te­ten Aqua­rell-At­trap­pen: Kaum hat man die Licht­bil­der oben in den Trich­ter des Dy­na­mic Au­to Pain­ters ge­stopft und zü­gig an der Kur­bel ge­dreht, kommt un­ten küh­ne Kauf­haus-Kunst her­aus, ne­ben der der »röh­ren­de Hirsch« oder die »ras­si­ge Zi­geu­ne­rin« aus den 1960er bis 1970er Jah­ren vor Neid (v)erblassen wür­den, und sei de­ren Öl­far­be auch noch so echt und ma­nu­ell auf­ge­tra­gen:

Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden

Mit der­lei bun­ten Bil­dern kann man sich ja ei­ne Zeit lang ele­gant über die ei­ge­ne Schreib­faul­heit hin­über­ret­ten, aber ich ge­lo­be fei­er­lich, es da­mit nicht zu über­trei­ben. Schon des­halb nicht, weil ich gar nicht so vie­le Fo­tos in mei­nem Ar­chiv wäh­ne, die sich zu die­ser Art der pseu­do­künst­le­ri­schen Ver­wur­stung eig­nen...

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Dienstag, 26. Mai 2015

Ma­le­ri­sches In­ter­mez­zo (1)

Mit­ten in mei­ner dies­jäh­ri­gen Rei­se­be­richt­erstat­tung (die ich ge­ra­de mal zu 2/7 fer­tig­ge­stellt ha­be), ver­lie­re ich mich im Blät­tern durch die vi­su­el­len Er­trä­ge frü­he­rer Ex­pe­di­tio­nen. Noch sind die Ein­drücke von Te­ne­rif­fa frisch, aber ir­gend­wie ha­be ich ge­ra­de Sehn­sucht nach Mal­ta! Hier ein paar Im­pres­sio­nen aus dem Jahr 2012:

Memories of Malta
 
Memories of Malta
 
Memories of Malta
 
Memories of Malta
 
Memories of Malta
 
Memories of Malta
 
Memories of Malta
 
Memories of Malta

Ja, doch, die Bil­der sind von mir. Aber nein, der zone­batt­ler kann mit Pin­sel und Aqua­rell­far­ben nicht wirk­lich um­ge­hen. Ich ha­be ein paar ei­ner Ur­laubs-Schnapp­schüs­se von ei­nem schon vor Jah­ren vor­ge­stell­ten Ma­ler­mei­ster ver­frem­den las­sen. Nein, das ist kei­ne Kunst, und ja, es ist Kitsch, aber ein schö­ner sol­cher und mir als »Bett­hup­ferl« heu­te ge­ra­de recht. Hat was von Bob Ross. Scha­de, daß das Pro­gramm nicht wie je­ner beim Ma­len vor sich hin­brab­belt. Wä­re viel­leicht ein Fea­ture für die näch­ste Ver­si­on?

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Freitag, 22. Mai 2015

Die Lär­min­sel (2)

Auch wenn Pu­er­to de la Cruz ei­ne »ech­te« Stadt mit »ech­ten« Be­woh­nern ist – ei­ne vom Tou­ris­mus ge­präg­te Ge­mein­de ist sie na­tür­lich den­noch. Das merkt man an den un­zäh­li­gen Bars und Re­stau­rants, das sieht man auch an den (Lebens-)Künstlern al­ler Art, die an der Ufer­pro­me­na­de ih­re mehr oder we­ni­ger ori­gi­nel­len Dien­ste und Din­ge an­bie­ten.

Wie neu­lich in Pa­ris fie­len dem rap­por­tie­ren­den Be­ob­ach­ter die Heer­scha­ren flie­gen­der Ma­ler und Zeich­ner auf, die nicht nur Politiker(innen) und dem gla­mour­lo­sen zone­batt­ler ge­mein­hin völ­lig un­be­kann­te »Ce­le­bri­ties« auf poin­tiert über­zeich­ne­te Wei­se auf’s Blatt brin­gen, son­dern auch die vor­bei­fla­nie­ren­de Kund­schaft. Letz­te­re ge­gen Ent­gelt, wie sich von selbst ver­steht...

ambulanter Portrait-Maler an der Uferpromenade von Puerto de la Cruz

Der Be­richt­erstat­ter, der um die Durch­schnitt­lich­keit sei­ner Er­schei­nung weiß, macht um Of­fer­ten die­ser Art re­gel­mä­ßig ei­nen wei­ten Bo­gen. Und was soll­te er mit der fer­ti­gen Ka­ri­ka­tur sei­ner selbst dann an­fan­gen? Über sich la­chen kann er schließ­lich auch oh­ne der­lei Hilfs­mit­tel!

Schluß­end­lich fer­tigt er sel­ber Bil­der an, frei­lich nicht mit Stift oder Pin­sel, son­dern mit sei­ner mitt­ler­wei­le von vie­len Ur­laubs­rei­sen pa­ti­nier­ten Kom­pakt-Ka­me­ra. [1] Meist geht es ihm da­bei be­kann­ter­ma­ßen nicht um ge­treu­li­che Do­ku­men­ta­ti­on, son­dern eher um gra­phi­sche Ab­strak­ti­on:

o.T.

Zu­ge­ge­ben, man muß nicht un­be­dingt nach Te­ne­rif­fa fah­ren, um mi­ni­ma­li­sti­sche Fo­tos zu ma­chen, aber hier wie fast über­all gilt, daß die vom Men­schen ge­form­te Welt de­sto ba­na­ler und häß­li­cher aus­schaut, je mehr man von ihr mit auf’s Bild bannt...

Aber da man ei­ne Rei­se-Re­pri­se ja schwer­lich nur mit künst­le­risch am­bi­tio­nier­ten De­tail-Her­aus­lö­sun­gen be­strei­ten kann, soll der Blick jetzt erst­mal wie­der wei­ter schwei­fen. Hier freu­en sich ein paar Jungs auf strand­na­her Sitz­ge­le­gen­heit ih­res Le­bens und be­trach­ten da­bei die sich aus­brei­ten­de Be­bau­ung west­lich von Pu­er­to:

Drei Jünglinge

Die gut ge­bräun­ten Kerls wa­ren ver­mut­lich Ein­hei­mi­sche, je­den­falls kei­ne Bri­ten: Die von der gro­ßen In­sel sind ge­mein­hin zwei­fels­frei zu be­stim­men, da sie ty­pi­scher­wei­se kä­se­weiß auf die spa­ni­schen Ei­lan­de kom­men und spä­te­stens am drit­ten Tag ih­res Auf­ent­hal­tes krebs­rot ge­son­nen­bran­det um­her­lau­fen...

Freu­di­ge Zer­streu­ung sucht der Mensch in­des nicht nur zu Lan­de und am (bzw. im) Was­ser, so­gar der Luft­raum ist längst von ad­re­na­lin­süch­ti­gen Rei­sen­den auf der Su­che nach dem be­son­de­ren Kick be­völ­kert: Oben bei der Hoch­stra­ße zum Tei­de sprin­gen bei schö­nem Wet­ter Gleit­schirm­flie­ger im Dop­pel­pack ab, wir hat­ten Ge­le­gen­heit, so­wohl ei­ni­ge Starts in ca. 1000 m Hö­he als auch meh­re­re Lan­dun­gen un­ten auf Mee­res-Ni­veau zu be­ob­ach­ten:

Gleitschirm-Tandemspringer beim Landeanflug

Der laut­lo­se Se­gel­flug kann bis zur ei­ner hal­ben Stun­de dau­ern, wir ha­ben nach müh­sa­mer Hoch­krab­be­lung auf den Berg­rücken den schö­nen Schir­men bei ih­rer laut­lo­sen Rei­se nach drun­ten lan­ge nach­ge­schaut. Merk­wür­di­ger­wei­se ha­ben wir aber nir­gends ein­schlä­gi­ge Of­fer­ten ge­se­hen, ob­wohl man sonst al­ler­or­ten auf aus­ge­leg­te Fly­er von Wan­der-Ver­an­stal­tern und an­de­ren Frei­zeit-Ver­brin­gungs-Hel­fern stößt. Of­fen­bar ist die Hang­glei­te­rei un­ter dem Sei­den­dach doch (noch) et­was eher Eli­tä­res...

Sprin­gen wir wie­der zu­rück auf den Bo­den der Tat­sa­chen. Wäh­rend man im Sü­den der In­sel tat­säch­lich frach­ter­wei­se Sa­ha­ra-Sand über den Strand ge­kippt hat, um den be­we­gungs­scheu­en Fau­len­zer-Tou­ri­sten Süd­see-Fee­ling zu be­sche­ren, sind die Strand­ab­schnit­te im Nor­den Te­ne­rif­fas noch so, wie sie seit je­her wa­ren und recht ei­gent­lich auch sein müs­sen, näm­lich schwarz. Klar, daß sich der dunk­le vul­ka­ni­sche Aus­wurf im pral­len Son­nen­licht weit stär­ker auf­heizt als hel­les Schütt­gut aus Afri­ka, aber wenn man nicht un­be­dingt bar­fuß un­ter­wegs sein muß, hält man das gut aus, wie die­ser mu­sik­kon­ser­ven­be­auf­schlag­te Strand­läu­fer hier sou­ve­rän de­mon­striert:

musikalischer Strandläufer

Wo­hin der Herr mit zeit­geist­ge­mä­ßer Ide­al-Fi­gur so be­schwingt eil­te, ist nicht über­lie­fert. Wir folg­ten ihm ein Stück We­ges, denn wir woll­ten an die­sem un­se­ren zwei­ten Ur­laubs­tag an der Kü­ste ent­lang nach We­sten wan­dern bis zum Mi­ra­dor de San Pe­dro.

Nur ein paar Mi­nu­ten nach der Be­geg­nung mit je­nem hur­tig aus­schrei­ten­den Mann am schwar­zen Stran­de kam mir die­ser Ho­tel­klotz vor die Lin­se, der uns bei spä­te­ren Aus­flü­gen ins Ge­bir­ge als im Wort­sin­ne her­vor­ste­chen­de Land­mar­ke die Iden­ti­fi­zie­rung der auf die Ent­fer­nung doch recht ähn­li­chen aus­se­hen­den An­sied­lun­gen er­leich­ter­te:

Hotel Maritim bei Punta Brava

Zwei­fels­frei kriegt man in so ei­ner him­mel­stür­men­den Ori­ga­mi-Falt­schach­tel aus Be­ton wie die­sem »Ma­ri­tim« mehr Leu­te un­ter als in so ei­nem an­ti­quier­tem Ho­tel wie dem »Me­tro­pol«, aber für uns per­sön­lich wä­re so­was kei­ne ernst­zu­neh­men­de Be­her­ber­gungs-Al­ter­na­ti­ve. Ger­ne hät­ten wir im Rah­men ei­ner am­bu­lan­ten so­zio­lo­gi­schen Stu­die her­aus­ge­fun­den, was für Leu­te wohl in sol­chen Be­wahr­an­stal­ten ab­stei­gen, al­lein, wir ha­ben kei­ne ge­se­hen. Of­fen­bar wer­den die In­sas­sen nur zu be­stimm­ten Zei­ten eben­so bus­la­dungs­wei­se her­an­ge­karrt wie ab­ge­fah­ren, wir sa­hen im wei­ten Um­kreis um den Klotz je­den­falls kaum ei­ne le­be­ne See­le...

Wei­ter im Text, wei­ter auf un­se­rem Weg gen We­sten. Was zu ge­fal­len weiß, sind ein­zel­ne Häu­ser in der nach un­se­rem Maß­stä­ben ei­ni­ger­ma­ßen »zer­sie­delt« zu nen­nen­den Land­schaft, in der of­fen­bar je­der sei­ne Fin­ca da­hin stel­len kann, wo es ihm ge­ra­de paßt. Manch­mal geht das so­gar mit äs­the­ti­schem Fein­ge­fühl von­stat­ten, und das Er­geb­nis sind groß­ar­ti­ge Kon­tra­ste von blau­em Meer (und Him­mel), ro­ten Dä­chern und schnee­wei­ßen Wän­den:

mein Himmel, mein Haus, meine Mauer...

Man be­ach­te die Ober­kan­ten der hübsch ver­zier­ten Zier­stein­mau­er: Ja, das sind ein­ze­men­tier­te Glas­split­ter, die we­ni­ger der De­ko­ra­ti­on als viel­mehr der Ab­wehr un­er­wünsch­ter Über­stei­ger die­nen sol­len (und das frag­los auch er­folg­reich tun). Nicht ein­mal Te­ne­rif­fa scheint ein Pa­ra­dies der Ehr­li­chen und Neid­lo­sen zu sein...

Wan­dern wir noch ein Stück wei­ter, so er­spä­hen wir bald ei­ne pit­to­res­ke Rui­ne, de­ren Ab­bild in kei­nem Rei­se­füh­rer fehlt und die wirk­lich ganz au­ßer­or­dent­lich an­zie­hend wirkt, trotz (oder we­gen) ih­res ziem­lich be­kla­gens­wer­ten Zu­stan­des:

Casa Hamilton bei Los Realejos

Bei der »Ca­sa Ha­mil­ton« han­delt es sich nicht um ein al­tes Klo­ster, wie uns man­che Hob­by-Knip­ser auf Goog­le Earth weis­ma­chen wol­len, son­dern um ei­ne ehe­ma­li­ge Quell­was­ser-Pump­sta­ti­on, mit de­ren Hil­fe die um­lie­gen­den Fel­der und Plan­ta­gen be­wäs­sert wur­den. Die im­mer noch wür­de­vol­le Rui­ne ist an sich nicht zu­gäng­lich, übt aber na­tür­lich auch des­halb ei­nen gro­ßen Reiz auf ka­me­ra­be­wehr­te ur­ban ex­plo­rer aus. Hier zeigt ein sol­cher ein­drucks­vol­le Fo­tos des grün­der­zeit­li­chen In­du­strie-Re­lik­tes; lei­der hat der Kol­le­ge es sich al­ler­dings nicht ver­knei­fen kön­nen, bei der Be­ar­bei­tung sei­ner HDR-Bil­der die Stell­schrau­ben sämt­li­cher Pa­ra­me­ter viel zu weit auf­zu­dre­hen. Die re­sul­tie­ren­de Künst­lich­keit am Ran­de des Er­träg­li­chen hät­te nicht sein müs­sen, die ge­wähl­ten Aus­schnit­te und Per­spek­ti­ven loh­nen aber den­noch die nä­he­re Be­gut­ach­tung.

Und da­mit ge­nug für heu­te, wir le­gen jetzt ei­ne (et­was aus­ge­dehn­te) Pick­nick-Pau­se ein und wan­dern in ei­ner Wo­che frisch ge­stärkt wei­ter...

 
[1] Lei­der al­tern mo­der­ne Di­gi­tal-Din­ger aus sprüh­lackier­tem Pla­stik ty­pi­scher­wei­se nicht an­nä­hernd so wür­de­voll und au­ra­tisch wie al­te Ap­pa­ra­te aus der Ana­log-Ära. Da wa­ren bzw. sind mei­ne zehn al­ten Mi­nol­tas doch von ganz an­de­rem Schrot und Korn. Im­mer­hin muß man sich heut­zu­ta­ge mit Leicht­bau-Knip­sen we­ni­ger ab­schlep­pen, und das hat ja auch sein Gu­tes...

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Freitag, 15. Mai 2015

Die Lär­min­sel (1)

Ein neu­er Früh­ling, ei­ne neue In­sel: Nach­dem der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te in den letz­ten Jah­ren schon al­ler­lei Ei­lan­de be­reist ha­ben (na­ment­lich La Pal­ma, Mal­ta samt Go­zo so­wie Mal­lor­ca), ward heu­er wie­der ein­mal ei­ne Ka­na­ren­in­sel zum Ziel aus­er­ko­ren: Te­ne­rif­fa soll­te es sein und da­mit ei­ne De­sti­na­ti­on, wel­che man von der wei­land Frei­en und Reichs­stadt Nürn­berg aus noch oh­ne lä­sti­ges und zeit­rau­ben­des Um­stei­gen er­flie­gen kann. Man wird ja be­quem im Al­ter...

Der Fe­rien­bom­ber star­te­te nicht wie ge­plant und ge­bucht um 6:00 Uhr in der Früh’, son­dern hob schon des Nachts um 3:40 Uhr in Fran­kens Me­tro­po­le ab. Im­mer­hin konn­ten wir dank die­ser Ter­min­ver­schie­bung die letz­te U‑Bahn des Vor­ta­ges neh­men und muß­ten für den Trans­fer zum Flug­ha­fen we­der auf Nach­bar­schafts­hil­fe noch auf ein Ta­xi zu­rück­grei­fen. Von da­her hat­te die kur­ze (und weit­ge­hend schlaf­lo­se Nacht) auch ihr Gu­tes.

Nach knapp fünf­stün­di­gem Flug (mit ko­sten­pflich­ti­ger Ver­pfle­gung, da­für aber mit Gra­tis-Ba­zil­len-Be­auf­schla­gung durch Hun­dert­schaf­ten hu­sten­der Mit­rei­sen­der) lan­de­ten wir auf dem in­ter­na­tio­na­len Flug­ha­fen im hei­ßen Sü­den Te­ne­rif­fas. Ein Groß­teil der ein­schwär­men­den Tou­ri­sten bleibt dann auch dort in der Ge­gend, wird für die Dau­er des Ur­lau­bes in zu die­sem Zwecke ge­bau­ten Groß­an­la­gen ver­staut, mit Son­ne und Mahl­zei­ten all in­clu­si­ve ver­sorgt und ver­stellt den an Land und Leu­ten in­ter­es­sier­ten Rei­sen­den nicht den Aus­blick auf das We­sent­li­che. Wir in­des wur­den mit ei­ner Hand­voll an­de­rer Neu­an­kömm­lin­ge per Klein­bus in den Nor­den ge­fah­ren, zu un­se­rer tem­po­rä­ren Heim­statt in Pu­er­to de la Cruz. Be­vor wir aber in die De­tails ein­stei­gen, sei zu­nächst – wie im­mer bei des zonebattler’s Rei­se­be­rich­ten – ei­ne Land­kar­te mit den ein­ge­ar­bei­te­ten GPS-Tracks der wäh­rend des Auf­ent­hal­tes zu­rück­ge­leg­ten We­ge ein­ge­baut und vor­ge­zeigt (Pu­er­to de la Cruz liegt ober­halb von La Oro­ta­va di­rekt an der Kü­ste):

Karte von Teneriffa mit den eingearbeiteten GPS-Tracks der zurückgelegten Wege
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by Open­Rou­te­Ser­vice
 
Groß­fas­sung 900 x 750 Pi­xel

Zu­ge­ge­ben, aus gro­ßer Hö­he be­trach­tet schaut das nach nicht son­der­lich viel aus für zwei Wo­chen des Wan­delns und Wan­derns. Es geht aber er­stens recht ge­bir­gig zu auf Vul­kan­in­seln und zwei­tens sieht man die gan­zen klein­räu­mi­gen Mä­an­drie­run­gen der schweiß­trei­bend zu­rück­ge­leg­ten (Höhen-)Meter erst beim Hin­ein­zoo­men. Drit­tens muß­ten wir lei­der auch ein paar Ta­ge krank­heits­hal­ber pau­sie­ren. Da­zu spä­ter mehr.

Nach ei­ner gu­ten Stun­de Klein­bus­fahrt ka­men wir – im­mer noch recht früh am Ta­ge – in Pu­er­to an und be­zo­gen Quar­tier im Ho­tel »Mo­no­pol«, über das ich mich hier und heu­te lo­bend aus­las­sen möch­te. [1] Da das uns zu­ge­dach­te Zim­mer zur vor­mit­täg­li­chen Stun­de noch nicht wie­der be­zugs­fer­tig ge­macht wor­den war, lud uns der am Emp­fangs­tre­sen per­sön­lich prä­sen­te Chef um­stands­los zum Früh­stück ein (»Sie ha­ben doch heu­te be­stimmt noch nichts ge­ges­sen?)« und schick­te uns nach dem Ab­stel­len des Rei­se­ge­päcks zur Stär­kung hin­un­ter ins haus­ei­ge­ne Re­stau­rant. Aber hal­lo! Der un­ver­hoff­te Ser­vice setz­te naht­los fort, wor­auf uns die blu­mi­ge De­ko­ra­ti­on an der Schwel­le des alt­ehr­wür­di­gen Hau­ses (ge­baut im 18. Jahr­hun­dert, seit mehr als 75 Jah­ren im Fa­mi­li­en­be­sitz des heu­ti­gen, deutsch­stäm­mi­gen Be­trei­bers) schon sehr ver­hei­ßungs­voll ein­ge­stimmt hat­te...

Blütendekoration am Eingang des Hotel Monopol

We­der als erst­klas­si­ger Dienst­rei­sen­der noch als bud­get­zim­mer­be­zie­hen­der Pri­vat­mann ist der zone­batt­ler der­lei Um­sicht und Ge­ne­ro­si­tät ge­wöhnt, es macht halt of­fen­bar doch ei­nen Un­ter­schied, wenn sich in in­ha­ber­ge­führ­ten Eta­blis­se­ments die Be­sit­zer und Be­trei­ber höchst­selbst um den Gast be­mü­hen. Cha­peau!

Der größ­te Ak­tiv­po­sten des Ho­tels aber – und des­we­gen brei­te ich mich auch so opu­lent dar­über aus – ist die wun­der­ba­re Pal­men­hal­le, ein über­dach­ter Inn­nen­hof, über des­sen holz­ge­faß­te Ga­le­rien auf drei Eta­gen die um­lie­gen­den Zim­mer er­schlos­sen wer­den. So sieht es aus, wenn man sich un­ten in der Hal­le auf ei­ner Sitz­gar­ni­tur nie­der­läßt und den Blick gen Him­mel rich­tet:

Die Palmenhalle des Hotel Monopol

Welch ei­ne Pracht, was ein Raum­er­leb­nis, was für ei­ne »Auf­ent­halts­qua­li­tät«, um ei­nen neu­mo­di­schen Be­griff aus dem Blub­ber­bot­tich des In­ve­sto­ren­vo­ka­bu­lars zu ge­brau­chen! Jede(r) mei­ner Für­ther Leser(innen) wird nach­voll­zie­hen kön­nen, daß wir uns da so­fort an den Fest­saal des ehem. Park­ho­tels da­heim er­in­nert fühl­ten, ei­nen noch viel grö­ße­ren bau­li­chen Schatz, den nach lan­gem Dorn­rös­chen­schlaf leicht­hin dem Kom­merz ge­op­fert zu ha­ben ich un­se­rem *piep* Ober­bür­ger­mei­ster und sei­nem *pieeeeeeeeeep* Stadt­bau­rat bis an mein ei­ge­nes En­de nim­mer­mehr ver­zei­hen wer­de. Ja, hier im fer­nen Pu­er­to de la Cruz wur­de uns un­ver­se­hens im klei­nen Maß­stab vor Au­gen ge­führt, was für ein ar­chi­tek­to­ni­sches Klein­od wir da hat­ten, ver­kannt von den Po­li­ti­kern, ver­leum­det ge­gen­über der Öf­fent­lich­keit, ver­ra­ten von der Gier der In­ve­sto­ren. Aus, vor­bei, auf im­mer da­hin...

Be­zau­bert vom groß­zü­gi­gen Raum­ein­druck ei­ner­seits, be­trübt durch den sich auf­drän­gen­den Ver­gleich mit für­the­ri­scher Igno­ranz an­de­rer­seits, stell­ten wir die Kof­fer in un­se­rer nun­mehr frei­ge­ge­be­nen Stu­be ab und schau­ten uns zu­nächt ein­mal die Dach­ter­ras­se an, von der aus man wun­der­ba­re Pan­ora­ma­blicke auf das na­he Meer und auf das ein­drucks­vol­le vul­ka­ni­sche Ge­bir­ge im Hin­ter­land wer­fen kann. Da der Au­tor frei­lich nur un­gern ab­lich­tet, was in je­dem An­sichts­kar­ten­stän­der dut­zend­fach wohl­feil ist, muß sich die ge­schätz­te Le­ser­schaft ein­mal mehr mit ei­nem nach as­so­zia­tiv-äs­the­ti­schen Kri­te­ri­en aus­ge­wähl­ten Rea­li­täts-Aus­schnitt be­gnü­gen:

Plastiksessel auf einer der Dachterrassen des Hotel Monopol

Mit der ei­ge­nen Ke­me­na­te konn­ten wir mehr als nur zu­frie­den sein: So­li­des Bett, ge­schmack­vol­les Mo­bi­li­ar, ein frisch re­no­vier­tes Bad. Das Feh­len ei­nes Bal­kons – das of­fen­bar ein­zi­ge »Man­ko« ge­gen­über den hö­her­prei­si­gen Zim­mern – wird von uns Frisch­luft-Fa­na­ti­kern re­gel­mä­ßig nicht als Nach­teil emp­fun­den, wir pfle­gen ja un­se­ren Ur­laub pri­mär in der Land­schaft zu ver­brin­gen und nicht in der Her­ber­ge. Da­mit vor­erst ge­nug des Lo­bes über un­ser tra­di­ti­ons­rei­ches Ho­tel; ein paar wei­te­re Be­mer­kens­wer­tig­kei­ten ge­den­ke ich bei pas­sen­der Ge­le­gen­heit in spä­te­ren Fol­gen mei­ner Be­richt­erstat­tung ein­zu­streu­en...

Jetzt aber erst­mal ein klei­nes Nicker­chen ge­macht (im Flie­ger war man nicht so recht zum Dö­sen ge­kom­men we­gen ste­ten Her­um­hu­stens er­käl­te­ter Pas­sa­gie­re ei­ner­seits und am­bu­lan­ter Ver­kaufs­ver­an­stal­tun­gen des Bord­per­so­nals an­de­rer­seits) und dann das Ho­tel erst­mals zur Er­kun­dung der nä­he­ren Um­ge­bung ver­las­sen. In Er­man­ge­lung fein­san­di­ger Strän­de gibt es in Pu­er­to kei­nen über­bor­den­den Ba­de­be­trieb zu be­ob­ach­ten, aber wer die Son­ne sucht, die See­luft schätzt und das Rau­schen der Wel­len liebt, der fin­det schon ein ge­nuß­rei­ches Plätz­chen zum Ent­span­nen, bei­spiels­wei­se auf ei­ner ge­die­ge­nen Be­fe­sti­gungs­mau­er un­weit des klei­nen Ha­fens:

Sonnenanbeter in mediativer Pose

Un­ter »Ha­fen« darf man sich üb­ri­gens auf den Ka­na­ren nicht das Glei­che vor­stel­len wie auf me­di­ter­ra­nen In­seln: Hier lie­gen kei­ne Hun­dert­schaf­ten klei­ner Se­gel­boo­te und Fi­scher­käh­ne Sei­te an Sei­te, hier hat nicht jede(r) ein ei­ge­nes Schiff­lein an der Lei­ne bau­meln: Hier ist man im At­lan­tik und nicht im ma­re nostrum, der »rich­ti­ge« Oze­an ist kein Tum­mel­platz für Frei­zeit-Ka­pi­tä­ne. Der zone­batt­ler durf­te am ei­ge­nen Lei­be er­fah­ren, daß des At­lan­tiks Wel­len ei­ni­ges Über­ra­schungs­po­ten­ti­al bie­ten und den arg­lo­sen Kü­sten­wan­de­rer sehr plötz­lich und so­zu­sa­gen aus dem Steg­reif durch­näs­sen kön­nen, und das mit ei­ni­ger Ver­ve: Zosch!

Un­ter die­sen Um­stän­den mag es ver­ständ­lich er­schei­nen, daß man­che Ur­lau­ber dem un­be­re­chen­ba­ren Oze­an den Rücken keh­ren und im lie­ber Schut­ze der aus schwar­zem Tuff­stein ge­bau­ten Trutz­mau­ern im Trocke­nen sit­zen und land­ein­wärts sin­nie­ren:

Urlauberpaar am Hafenbecken von Puerto de la Cruz

Wor­über die Herr­schaf­ten wohl nach­ge­dacht ha­ben mö­gen? Viel­leicht über et­was Ab­wechs­lung in der Ta­ges­ge­stal­tung, die für Fuß­fau­le oder al­ters­be­dingt nur­mehr ein­ge­schränkt mo­bi­le Leu­te ty­pi­scher­wei­se aus Es­sen, Ein­kau­fen, Bum­meln, Zei­tungs­le­sen und Dö­sen be­steht (in leicht va­rie­ren­den Ab­fol­gen und Sze­nen­bil­dern). In der Tat ver­mag die pit­to­res­ke Alt­stadt von Pu­er­to de la Cruz nur für ein paar Ta­ge Neu­es zu bie­ten, dann dürf­te man – so­fern man plan­los in den Tag hin­ein­lebt – der Mi­schung aus Lä­den, Re­stau­rants und am­bu­lan­ten Ge­wer­ben über­drüs­sig wer­den. Wo­bei zur Eh­ren­ret­tung der Stadt doch be­tont wer­den muß, daß sie im In­ne­ren noch au­then­tisch und mehr von Ein­hei­mi­schen als von Tou­ri­sten be­völ­kert ist. In den rie­si­gen Ho­tel­bur­gen drum­her­um sieht das na­tür­lich an­ders aus...

Aber die las­sen wir zu­nächst ein­mal bei­sei­te und schlen­dern statt­des­sen in der Alt­stadt her­um. Schnell wird deut­lich, daß die Spa­ni­er es bunt und far­ben­froh mö­gen. Ger­ne wird die ei­ge­ne Fin­ca stark kon­tra­stie­rend von der be­nach­bar­ten Be­hau­sung ab­ge­setzt:

bunte Häuserzeile in der Altstadt von Puerto de la Cruz

Mit­un­ter fal­len die flä­chig-pla­ka­ti­ven Farb­kon­tra­ste der­ma­ßen schrill-schrei­end aus, daß man die vi­su­el­le Plär­re­rei kaum aus­zu­hal­ten ver­mag. Wer bis hier­her ge­dul­dig mit­ge­le­sen und sich da­bei längst ge­fragt hat, war­um ich denn den Mi­nia­tur-Kon­ti­nent Te­ne­rif­fa aus­ge­rech­net als »Lär­min­sel« zu ti­tu­lie­ren mir her­aus­neh­me, fin­det in die­ser Be­ob­ach­tung ei­nen er­sten Hin­weis auf das na­mens­ge­bend Krei­schen­de, wel­ches sich bei­lei­be nicht nur aku­stisch äu­ßert, son­dern eben auch op­tisch und olfak­to­risch und da nicht we­ni­ger nerv­tö­tend pe­ne­trant. Im wei­te­ren Ver­lauf mei­ner auf sie­ben Tei­le an­ge­leg­ten Se­rie wird es da­zu noch ei­ni­ges zu sa­gen bzw. zu schrei­ben ge­ben...

Blei­ben wir noch et­was in Pu­er­to de la Cruz, schau­en wir uns ein we­nig am Ran­de der Alt­stadt um, wo das wohl­pro­por­tio­nier­te Er­schei­nungs­bild der er­kenn­bar von städ­te­pla­ne­ri­scher Weit­sicht ver­gan­ge­ner Jahr­hun­der­te ge­präg­ten Stra­ßen, Gas­sen und Plät­ze aus­zu­fran­sen be­ginnt, wo ren­di­te­op­ti­mier­te Wol­ken­krat­zer in die Hö­he sprie­ßen, die ei­nen als Ho­tel kon­zi­piert, die an­de­ren als Kon­glo­me­rat von Ei­gen­tums­woh­nun­gen resp. ‑Apart­ments wie bei­spiels­wei­se die­ser Klotz hier in der Nä­he der (seit Jah­ren we­gen Bau­fäl­lig­keit ge­schlos­se­nen und rui­nös da­hin­bröckeln­den) Bus­sta­ti­on [2]:

gesichtlos-grusige Balkonfront eines überdimensionalen Apartment-Hochbunkers

Nee, so­was woll­te sich der Ver­fas­ser die­ser Zei­len nicht als »Wert­an­la­ge« an die Backe bin­den. Wo­zu auch für al­len­falls drei Wo­chen im Jahr in ei­ge­nen vier Wän­den hau­sen (bei ganz­jäh­rig lau­fen­den Ko­sten), wo es doch so ein­la­den­de Gast-Stät­ten wie das »Mo­no­pol« gibt?

So­viel für heu­te, so­viel zu un­se­ren er­sten Ein­drücken von der größ­ten In­sel des ka­na­ri­schen Ar­chi­pels. In der näch­sten Fol­ge gucken wir uns dann noch­mals in der nä­he­ren Um­ge­bung un­se­res mit Be­dacht ge­wähl­ten Ur­laubs-Haupt­quar­tie­res um, be­vor wir uns dann zu er­sten Wan­de­run­gen ins Um­land auf­ma­chen...

 
[1] Der En­des­un­ter­fer­tig­te legt Wert auf die Fest­stel­lung, daß er we­der ak­tiv be­sto­chen wor­den ist noch sei­ner­seits pro­ak­tiv um Ver­gün­sti­gun­gen nach­ge­sucht hat mit Hin­weis auf die pu­bli­zi­sti­sche Her­aus­he­bung des spen­da­blen Un­ter­neh­mers. Wenn un­ser­ei­ner Emp­feh­lun­gen ab­gibt, dann aus­schließ­lich auf­grund po­si­ti­ver Er­leb­nis­se als re­gu­lä­rer Rei­sen­der. Zu­dem wä­re es die schie­re Hy­bris, sei­nem ei­ge­nen, letzt­lich ba­na­len Be­find­lich­keits-Blog ir­gend­ei­ne wer­be­wirk­sa­me Re­le­vanz zu­schrei­ben zu wol­len!

[2] Das mit der om­ni­prä­sen­ten Rui­nen-Ro­man­tik ist auch so ei­ne ei­gen­ar­ti­ge Sa­che: Im­mer wie­der stößt man auf re­la­tiv jun­ge Ge­bäu­de, An­la­gen und Ein­rich­tun­gen, die nach ih­rer (teil­wei­se mit EU-Gel­dern ge­för­der­ten) Er­rich­tung und In­be­trieb­nah­me of­fen­kun­dig nicht wei­ter in­stand­ge­hal­ten und ge­pflegt wer­den: Aus klei­nen Schä­den wer­den dann schnell gro­ße, und ir­gend­wann wird das ma­ro­de Ob­jekt dann auf­ge­ge­ben, gün­stig­sten­falls ab­ge­ris­sen und durch et­was Neu­es er­setzt. Die öko­no­misch wie öko­lo­gisch ha­ne­bü­che­ne Men­ta­li­tät da­hin­ter wird sich un­ser­ei­nem nie er­schlie­ßen...

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Montag, 2. März 2015

Aus­trags­st­überl

kleines Feldhäuschen bei Pinzberg
Sonntag, 1. März 2015

Dop­pel­schlag

Heu­te vor ex­akt 35 Jah­ren ha­be ich mei­nen Dienst bei der Deut­schen Bahn (wei­land Bun­des­bahn) auf­ge­nom­men, heu­te vor ge­nau 20 Jah­ren bin dort­selbst zum bis da­to letz­ten Ma­le be­för­dert wor­den. Das ei­ne stimmt mich im Rück­blick et­was me­lan­cho­lisch (wie schnell sind doch die drei­ein­halb De­ka­den ver­flos­sen), das an­de­re juckt mich nicht wei­ter (der Sold reicht mir auch so al­le­mal zum Le­ben)...

Der Blick nach vorn läßt schon das na­tür­li­che En­de der Kar­rie­re er­ah­nen: In knapp elf Jah­ren ist al­ters­hal­ber dau­er­haft Fei­er­abend! Kann ich mir frei­lich noch gar nicht so recht vor­stel­len, zu­mal ich mich – be­ruf­lich wie pri­vat – durch­aus noch für un­ver­än­dert krea­tiv, fle­xi­bel, team­fä­hig und in­no­va­tiv hal­te (und was der glei­chen Flos­keln und Vo­ka­beln mehr sind, mit de­nen Stel­len­an­zei­gen ger­ne aus­ge­schmückt wer­den).

Na ja, so­lan­ge der Him­mel und mein Fa­tum mich ge­sund und mun­ter las­sen, wer­de ich mei­nen Job wei­ter­hin gut zu er­le­di­gen trach­ten und mich auch da­nach sinn­voll zu be­schäf­ti­gen wis­sen, sei es durch Aus­bau der schon vor­han­de­nen eh­ren­amt­li­chen Tä­tig­kei­ten, sei es durch das Be­ackern neu­er Fel­der. Viel­leicht ge­wöh­ne ich mir im Ru­he­stand dann so­gar die Schach­tel­sät­ze ab: Wä­re ei­ne ech­te Her­aus­for­de­rung!

Samstag, 6. Dezember 2014

Neu­bet­tung

Nach ex­akt 10078 Näch­ten (gleich 27 Jah­ren, 7 Mo­na­ten und 2 Ta­gen) schickt der zone­batt­ler heu­te sei­ne ge­lieb­te Dun­lo­pil­lo-La­tex-Ma­trat­ze Mo­dell »Pre­sti­ge« in den ver­dien­ten Ru­he­stand und bet­tet sei­ne ir­di­sche Hül­le ab so­fort auf ei­ne dicke Fe­der­kern­ma­trat­ze vom Typ »Mi­ami« mit sa­ge und schrei­be 1000 Fe­dern drin­nen:

frisch gekaufte und verladende Matratzen

Lob und Preis sei hier­mit dem un­be­kann­ten Fach­be­ra­ter ge­zollt und die Gerz Ma­trat­zen GmbH aus dem na­hen Lan­gen­zenn nach­drück­lich wei­ter­emp­foh­len, in de­ren (in ei­nem drö­ge-tri­sten In­du­strie­ge­biet ge­le­ge­nen) Fa­brik­ver­kaufs­räu­men wir heu­te in al­ler Ru­he und oh­ne je­den Streß pro­be­lie­gen konn­ten. Zwei Dau­men hoch!

 
P.S.: Die Fir­ma be­lie­fert über­wie­gend Ge­schäfts­kund­schaft, al­so Ho­tels, Kli­ni­ken, Ein­zel­händ­ler usw. Der Ver­kauf an End­ver­brau­cher ist qua­si ein »Mit­läu­fer­ge­schäft« und ist nicht be­glei­tet von schril­len Son­der­ak­tio­nen und wir­rer (Des-)Information. Das freut den Au­tor, der so­li­de Be­ra­tung ger­ne mit ei­nem öf­fent­li­chen Fin­ger­zeig oh­ne Wis­sen des Emp­foh­le­nen und oh­ne da­durch er­lang­te Preis­vor­tei­le ho­no­riert.

P.P.S.: Gleich am An­fang des näm­li­chen In­du­strie­ge­biets hat auch die uns freund­schaft­lich ver­bun­de­ne we­ber und her­mann me­tall­ge­stal­tung GbR ih­ren Sitz. Wer ei­nen künst­le­risch ge­stal­te­ten Zaun, ei­ne in­di­vi­du­el­le Grab­de­ko­ra­ti­on oder ein ex­klu­si­ves Bett­ge­stell sucht, ist bei den Schmie­de­mei­stern (und Mei­ster­schmie­den) Uwe We­ber und Ro­land Her­mann und ih­ren wacke­ren Man­nen an der rich­ti­gen Adres­se und in den be­sten Hän­den!

P.P.P.S: Le­sen hier schon wie­der Ber­li­ner Re­kla­me-Fuz­zi­es mit? Hier ent­lang, bit­te!

Freitag, 21. November 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (8)

Aus öko­lo­gi­schen Er­wä­gun­gen her­aus ma­chen der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te in fer­nen Ge­fil­den in der Re­gel län­ge­re Ur­lau­be: Man möch­te mög­lichst we­nig Luft­ver­pe­stung durch avia­to­ri­schen Strahl­tur­bi­nen-Ein­satz auf die ei­ge­nen Kap­pen neh­men müs­sen. Au­ßer­dem kann man Land und Leu­te in drei Wo­chen al­le­mal bes­ser ken­nen­ler­nen als in drei Ta­gen! Auch die­ser un­ser er­ster Mal­lor­ca-Ur­laub war mit 18 Ta­gen merk­lich län­ger als die zwei Wo­chen, die der ge­mei­ne Deut­sche re­gel­mä­ßig als ad­äquat emp­fin­det. Der Au­tor ver­hehlt je­doch nicht, daß es ein paar Ta­ge we­ni­ger auch ge­tan hät­ten: Ge­gen En­de wa­ren die Glie­der schwer und die Bir­ne voll. Viel­leicht hät­te uns ein Quar­tier­wech­sel mit­ten­drin gut ge­tan, das hat­ten wir im Vor­jahr auf Go­zo und Mal­ta ja in wei­ser Vor­aus­sicht ei­gens so ein­ge­tü­tet...

Aber egal, un­ter dem Strich war es trotz­dem ei­ne durch­aus ge­lun­ge­ne Fe­ri­en­rei­se, die noch da­zu in des Be­richt­erstat­ters dif­fu­sem Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen be­reits ver­klärt wird zu ei­nem or­gia­sti­schen Fest des Lich­tes und der Far­ben. Und da­her zieht er in die­ser letz­ten Fol­ge sei­nes dies­jäh­ri­gen Rei­se-Rap­ports noch­mal al­le Re­gi­ster sei­nes knip­se­ri­schen Kön­nens. Fan­gen wir an mit ei­ner Fahrt hin­auf ans »Nord­kap« der In­sel, dem Cap For­men­tor. Auf hal­ber Strecke zwi­schen Pol­len­ça und dem Leucht­turm am äu­ßer­sten Zip­fel der In­sel gibt es ei­nen Aus­sichts­punkt, der wirk­lich spek­ta­ku­lä­re Aus­sich­ten auf die aus dem Meer ra­gen­den, schrof­fen Ge­birgs­for­ma­tio­nen er­öff­net:

Aussichtspunkt auf dem Weg nach Cap Formentor

Trotz der Über­lau­fen­heit der­ar­ti­ger At­trak­tio­nen (vol­le Park­plät­ze, dep­pert ran­gie­ren­de Au­to­mo­bi­li­sten, ver­we­gen ra­sen­de Rad­ler, quen­geln­de Kin­der, quiet­schen­de Tee­nies, ver­hal­tens­auf­fäl­li­ge Tou­ri­sten al­ler Du­bio­si­täts­gra­de) ist das Ver­wei­len dort ein Ge­nuß für al­le Sin­ne: Man spürt den Wind oben, sieht die Gischt un­ten, hört die Vö­gel krei­schen und be­kommt per Fern­blick die ei­ge­ne Un­be­deut­sam­keit pla­stisch vor Au­gen ge­führt. Gran­di­os!

Je wei­ter man sich dem Kap nä­hert, de­sto schwie­ri­ger wird das Vor­an­kom­men: Vor­ne am Leucht­turm ist ja nicht nur das Land, son­dern na­tür­lich auch die Stra­ße zu En­de, und wer – na­ment­lich in der Hoch­sai­son – nicht recht­zei­tig die Kur­ve kriegt und ei­nen Ha­ken schlägt, der steckt in der Blech­la­wi­ne fest und in der Ma­lai­se. Mei­ner ei­ner brach­te sei­nen rol­len­den Bür­ger­kä­fig noch recht pas­sa­bel zwi­schen frei­lau­fen­den Zie­gen und an­de­ren Schau­lu­sti­gen un­ter und mach­te sich auf die Su­che nach Mo­ti­ven. Hier kam mir ein Schwarm ko­mi­scher Vö­gel vor die Lin­se, die of­fen­bar ih­rer­seits auf der Jagd nach sel­te­nem Fe­der­vieh wa­ren:

Vogelkundler am Cap Formentor

Ob die Fri­su­ren der bei­den in die blaue Fer­ne star­ren­den Her­ren nun pro­fa­ner­wei­se ih­rem Al­ter ge­schul­det sind oder aber als pfif­fi­ge Nest-At­trap­pen zur An­lockung brut­wil­li­ger Mö­wen oder Al­ba­tros­se kon­zi­piert wa­ren, ha­be ich lei­der nicht in Er­fah­rung brin­gen kön­nen.

Auf der Rück­fahrt vom Kap durch die lang­ge­streck­te Land­zun­ge in Rich­tung »Fest­land« mach­te ich ei­nen kur­zen Zwi­schen­stopp, um ei­ne schon auf der Hin­fahrt er­späh­te Si­tua­ti­on auf Film resp. auf den Chip zu ban­nen. Und in der Tat er­wies sich das Mo­tiv als nach­ge­ra­de ma­le­risch ro­man­tisch (und die lan­des­üb­li­che Kon­struk­ti­ons­wei­se von höl­zer­nen Lei­tern als über­aus in­ter­es­sant):

mallorquinisches Gartenhäuschen mit landesüblicher Leiter

Was wir vor Ort für ei­ne klei­ne Gar­ten­lau­be auf ei­nem an­son­sten un­be­bau­ten Land­grund­stück hiel­ten, ent­pupp­te sich beim nach­träg­li­chen »Be­flie­gen« der Rou­te via Goog­le Earth als ei­ne Art »Pfört­ner­häus­chen«. Die da­hin­ter­lie­gen­de Fin­ca nebst Pool und an­de­ren In­si­gni­en des Wohl­stan­des ist in­des von der Stra­ße aus nicht zu se­hen (und auf dem vir­tu­el­len Glo­bus auch nur dann, wenn man die hi­sto­ri­schen Luft­bil­der von 2004 aus­wählt. Auf den ak­tu­el­len Fo­tos ver­hin­dert just an die­ser Stel­le ein schma­ler Wol­ken­strei­fen die kla­re Sicht auf den Bo­den).

Aber der zone­batt­ler ist ja ein Bra­ver, der nichts ans Licht der Öf­fent­lich­keit zerrt, was dort nicht hin­ge­hört. Dar­um er­freut er sich an dem, was von der Stra­ße aus ab­zu­lich­ten und für je­der­mann er­reich­bar ist. Wie bei­spiels­wei­se an die­sem (am glei­chen Ta­ge, je­doch fünf Stun­den spä­ter ge­se­he­nen) Pro­spekt des im sanf­ten Abend­lich­te ru­hen­den Tra­m­un­ta­na-Ge­birgs­zu­ges:

Serra de Tramuntana im schwindenden Tageslicht

Mit nur vier Auf­nah­men ha­be ich nun ei­nen an Ein­drücken über­vol­len Früh­lings­tag ge­wür­digt, wol­len wir doch mal se­hen, was sich noch im Fun­dus fin­det, um die Re­mi­nes­zenz an die dies­jäh­ri­ge In­sel-Ex­pe­di­ti­on vi­su­ell pas­send ab­zu­run­den.

Der zone­batt­ler – der noch nie die ibe­ri­sche Halb­in­sel be­tre­ten und bis da­to nur ei­ne knap­pe Hand­voll spa­ni­scher In­seln be­wan­dert hat – hat kein rea­li­täts­be­zo­ge­nes, son­dern ein eher nost­al­gisch-an­ti­quer­tes so­wie li­te­ra­risch-idea­li­sier­tes Bild von Spa­ni­en und den Spa­ni­ern im Hin­ter­kopf. In sei­nen jun­gen Jah­ren war wohl die Lek­tü­re von Cer­van­tes phan­ta­sie­prä­gend, mehr noch die kon­ge­nia­le Ver­fil­mung des »Don Qui­jo­te« mit Jo­sef Mein­rad in der Ti­tel­rol­le. [1] Dar­um rich­tet er sei­ne Ka­me­ra ger­ne dort­hin, wo Na­tur und Ar­chi­tek­tur ge­mein­sam ei­ne klei­ne Vi­si­on je­nes fik­ti­ven Lan­des aus al­ter (und ver­mut­lich nie wirk­lich gu­ter) Zeit ent­ste­hen las­sen:

palmengesäumte Balustrade in Biniaraix

Die Rea­li­tät sieht na­tür­lich al­ler­or­ten pro­sa­ischer und er­nüch­tern­der aus, auch (oder ge­ra­de) in be­lieb­ten Ur­laubs­län­dern, wenn man nur ge­nau ge­nug hin­schaut. Aber da­für hat die Ka­me­ra ja ei­nen Su­cher, da­mit man da­mit das (heraus)suchen kann, was ei­nem in den Kram (und in die Ge­müts­ver­fas­sung) paßt...

Doch be­vor der Ab­schluß mei­ner Mal­lor­ca-Er­in­ne­run­gen hier noch ins Schwer­mü­ti­ge ab­zu­drif­ten droht, rei­ße ich mich zu­sam­men und ei­nen fröh­li­chen Schnapp­schuß vom Strand von Port de Sól­ler aus dem Kö­cher, der ein biß­chen fried­lich-fröh­li­che Abend­stim­mung ein­fängt und ver­brei­tet:

blümerante Badeschlappen am Strand von Port de Sóller

Ein letz­tes Mal sind wir da­mit am Strand des ver­gleichs­wei­se klei­nen Kaffs an­ge­langt, das uns knapp drei Wo­chen lang tem­po­rä­re Hei­mat war. Er­staun­lich, wie ver­traut ei­nem die frem­de Um­ge­bung schon nach ein paar Ta­gen vor­kommt, wie schnell man sich an­pas­sen und fast hei­misch füh­len kann an ei­nem so fried­li­chen Ort. [2]

Schon am er­sten Tag un­se­res Ur­laubs hat­ten wir im Wald an der Steil­kü­ste ober­halb von Port de Sól­ler ei­nen pol­nisch-stäm­mi­gen (Lebens-)Künstler ge­trof­fen, der aus ge­fun­de­nen Wur­zeln al­ler­lei Kunst­wer­ke fer­tig­te und nach Art der Ere­mi­ten den Tag ab­seits der An­sied­lun­gen in ei­ner Höh­le zu­brach­te. Der Zu­fall schick­te mir den kau­zi­gen Kna­ben am letz­ten Abend un­se­res In­sel­auf­ent­hal­tes noch­mals un­ter die Au­gen (und vor die Lin­se). Hier se­hen wir den krea­ti­ven Zeit­ge­nos­sen beim Ab­hal­ten sei­ner Ex­er­zi­ti­en:

kurioser Künstler, alle Viere von sich streckend

We­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter ging die Son­ne un­ter, und auch dem zone­batt­ler stand der Sinn da­nach, in bal­di­ger Bäl­de al­le Vie­re von sich zu strecken, wenn­gleich eher in der war­men Kuh­le sei­nes Ho­tel­bet­tes denn in der feuch­ten Küh­le des Strand­san­des. Aber es muß­te na­tür­lich noch der stim­mungs­voll­ste Au­gen­blick ab­ge­war­tet und fest­ge­hal­ten wer­den, um den bun­ten Bil­der­bo­gen an­ge­mes­sen ab­schlie­ßen zu kön­nen:

Sonnenuntergang in Port de Sóller

Am spä­ten Vor­mit­tag des fol­gen­den Ta­ges wur­den wir in ei­nen Char­ter­bus ver­la­den, der uns schnur­stracks nach Pal­ma de Mal­lor­ca hin­un­ter­brach­te, wo­selbst wir un­se­ren Flie­ger in Rich­tung Hei­mat be­stei­gen soll­ten. Das wä­re dann das En­de der Rei­se und auch ih­rer ama­teur-li­te­ra­ri­schen Auf­be­rei­tung in die­sem mei­nen vir­tu­el­len Thea­ter ge­we­sen, wenn nicht noch ein Nach­spiel aus lo­gi­sti­schen Grün­den an­ge­stan­den hät­te: In Er­man­ge­lung ei­nes ver­füg­ba­ren Di­rekt­flu­ges gen Nurem­berg muß­ten wir näm­lich noch ei­nen stipp­vi­si­to­ri­schen Um­stei­ge-Hopp­ser zu der gleich­falls zu den Ba­lea­ren ge­hö­ren­den In­sel Ibi­za ab­sol­vie­ren!

Was macht man dann aber auf der als Par­ty-In­sel ver­schrie­he­nen Zwi­schen­sta­ti­on, wenn man gut drei Stun­den zur Ver­fü­gung hat, in de­nen man zu Fuß nicht wirk­lich weit weg vom Flug­ha­fen kommt, die aber zum re­gungs­lo­sen Her­um­sit­zen in des Ae­ro­droms blei­er­ner At­mo­sphä­re viel zu lang sind? Ge­nau, man blickt auf die Uhr, er­rech­net die Wen­de­mar­ke für die Um­kehr und tappt dann trotz­dem los, raus aus dem Ter­mi­nal, rein ins (auf den er­sten Blick gar nicht so pral­le) Le­ben.

Der lan­ge Marsch durch das dem Flug­ha­fen be­nach­bar­te In­du­strie­ge­biet war er­war­tungs­ge­mäß we­nig in­spi­rie­rend, und das we­ni­ge, was man sich als mög­li­cher Pri­vat­kun­de nä­her be­se­hen hät­te, hat­te fei­er­tags­hal­ber (es war der 1. Mai) ge­schlos­sen. Im­mer­hin er­gab sich ei­ne er­staun­li­che und be­mer­kens­wer­te Be­geg­nung am Zaun ei­nes gro­ßen Gar­ten­kitsch-Mark­tes:

Eidechse auf Ibiza

Nun mag man ein­wen­den, daß Ei­dech­sen nicht wirk­lich sel­ten sei­en auf den Ba­lea­ren, aber uns ka­men in der ge­sam­ten auf Mal­lor­ca zu­ge­brach­ten Zeit vier­bei­ni­ge Rep­ti­li­en tat­säch­lich nur als T‑­Shirt-Auf­druck und als mehr oder we­ni­ger kunst­voll an­ge­fer­tig­te Mit­bring­sel un­ter. Kei­ne ein­zi­ge ech­te Ei­dech­se, ge­schwei­ge denn ei­nen leib­haf­ti­gen Gecko hat­ten wir auf der »Über­ra­schungs­in­sel« zu Ge­sich­te be­kom­men, die da­mit ih­rem von mir ver­lie­he­nen Na­men in so­zu­sa­gen an­ders­her­um­mer Wei­se ein­mal mehr ge­recht wur­de.

Abschied von den Balearen und ab nach Hause

Was dann noch kam? Ein weit­ge­hend er­eig­nis­lo­ser Marsch zu­rück zum Flug­ha­fen, das Be­gucken ei­ner klei­nen Flug­zeug­mo­dell-Aus­stel­lung in der gro­ßen Hal­le, das Stau­nen über die ab­sur­den Prei­se für die Spei­sen in den weit­ge­hend ver­wai­sten Schnell­re­stau­rants, end­lich die Ver­blüf­fung über die viel­leicht zwei Dut­zend Pas­sa­gie­re, die sich im Bauch des rie­si­gen Air­bus­ses nach Nürn­berg ver­lie­fen und ver­teil­ten. Kurz vor Mit­ter­nacht plump­sten wir in die ei­ge­nen Bet­ten (und muß­ten uns an­dern­tags wie­der selbst um’s Früh­stück küm­mern).

Wer es bis hier­her aus­ge­hal­ten hat, dem/der sei ge­dankt für das In­ter­es­se und die Auf­merk­sam­keit. Über ei­ge­ne Senf­sprit­zer in den Kom­men­ta­ren wür­de ich mich sehr freu­en, na­ment­lich und ins­be­son­ders über gu­te Tipps für ei­nen ir­gend­wan­ni­gen, er­neu­ten Ur­laub auf den Ba­lea­ren!

 
[1] Lei­der wur­de Mein­rad in die­ser deutsch-fran­zö­si­schen Co-Pro­duk­ti­on mit ei­nem an­de­ren Spre­cher nach­syn­chro­ni­siert. Wie schön und der Rol­le an­ge­mes­sen wä­re sei­ne ein­zig­ar­ti­ge Stim­me doch in die­ser sei­ner Pa­ra­de­rol­le ge­we­sen. Vor­bei für im­mer...

[2] Vor al­lem na­tür­lich in der Vor­sai­son, wenn die Ur­lau­ber­zah­len noch über­schau­bar und die Ein­hei­mi­schen noch nicht über­mä­ßig ge­nervt sind.

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Sonntag, 2. November 2014

Bon­jour tri­stesse (57)

Aufgelassener Lotto-Laden (Nürnberg, Allersberger Straße)
 
Auf­ge­las­se­ner Lot­to-La­den (Nürn­berg, Al­ler­s­ber­ger Stra­ße)
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Sonntag, 28. September 2014

Kli­ma­wan­del

Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren)
 
Abb. 1: Ba­na­nen­stau­de in ei­ner Plan­ta­ge auf La Pal­ma (Ka­na­ren)
Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern)
 
Abb. 2: Ba­na­nen­stau­de im Stadt­park von Fürth (Bay­ern)
Als ich vor gut 15 Jah­ren nach Fürth ge­zo­gen bin, war ich sehr an­ge­tan vom Un­der­state­ment ei­ner klei­nen Groß­stadt, die – ein­ge­klemmt zwi­schen den un­ein­hol­bar rei­chen Stief­schwe­stern Er­lan­gen und Nürn­berg – ih­ren ei­ge­nen, ehr­li­chen und bo­den­stän­di­gen Weg zu su­chen schien.
 
Heu­te blicke ich ent­täuscht und er­nüch­tert auf ei­ne pro­vin­zi­el­le Kom­mu­ne, die ihr »Ta­fel­sil­ber« – na­ment­lich ihr ar­chi­tek­to­ni­sches Er­be – ver­schleu­dert, und in der längst nicht mehr die ge­wähl­ten Po­li­ti­ker, son­dern Bau­trä­ger, In­ve­sto­ren und an­de­re Ver­tre­ter von Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen die Marsch­rich­tung zu be­stim­men schei­nen.
 
Kein Wun­der, daß in sol­chen Ver­hält­nis­sen längst auch die Ba­na­nen ge­dei­hen...
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