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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Dienstag, 29. Dezember 2015

Lu­sti­ge Lö­te­rei­en

Auf der Su­che nach di­ver­sen elek­tri­schen Strip­pen in sei­ner Ka­bel­ki­ste sind dem zone­batt­ler heu­te al­ler­lei selbst­kon­stru­ier­te und ‑ge­schaf­fe­ne Ar­te­fak­te aus sei­ner di­gi­ta­len Sturm-und-Drang-Zeit un­ter die Au­gen und in die Fin­ger ge­kom­men. So sa­hen sei­ne hand­ge­feil­ten und ‑ge­bru­zel­ten Ex­pe­ri­men­tier-Pla­ti­nen mit TTL-ICs der Se­rie 74xx aus (Fo­tos sind per Mau­klick ver­grö­ßer­bar):

An­zei­ge­mo­du­le mit LEDs (0=dunkel, 1=hell):

Anzeigemodule mit LEDs (0=dunkel, 1=hell)

Stom­ver­sor­gung, Takt­ge­ber, Flip-Flops etc.:

Stomversorgung, Taktgeber, Flip-Flops etc.

1‑­zu-16-De­ko­der:

1-zu-16-Dekoder

De­zi­mal­zäh­ler:

Dezimalzähler

Ist in­so­fern et­was nost­al­gisch, als all’ die­se mei­ne selbst­ent­wor­fe­nen Ba­ste­lei­en nicht mehr ganz ak­tu­ell sind. Tat­säch­lich sind sie et­wa 40 Jah­re alt. Der gu­te Jean Pütz hat mich da­mals mit sei­ner »Hob­by­thek« auf den di­gi­ta­len Trich­ter ge­bracht. Da ich Depp die LEDs da­mals un­be­dingt bün­dig auf der Pla­ti­ne ha­ben woll­te, ha­be ich et­li­che da­von beim Ein­lö­ten ge­grillt und ge­killt. Tja.

Na ja, lang ist’s her. Schön war die Zeit, sie kehrt nicht wie­der. Aber Löt­kol­ben und Löt­zinn (selbst­re­dend noch »rich­ti­ges« mit Blei­an­teil) lie­gen durch­aus noch griff­be­reit in der Schub­la­de...

Montag, 28. Dezember 2015

Coo­ler Ge­burts­tag

18 Grad im ho­hen Alt­bau-Zim­mer sind im Hoch­som­mer was an­de­res als »zwi­schen den Jah­ren«, wie der zone­batt­ler heu­te am ei­ge­nen Lei­be er­fah­ren durf­te: In der Nacht zu sei­nem Ge­burts­tag hat­te die bis da­to stets zu­ver­läs­sig ar­bei­ten­de Gas­ther­me klamm­heim­lich ih­ren Dienst quit­tiert. Am Mor­gen war sie stumm und kalt und blieb das auch trotz al­ler Ver­su­che, sie wie­der zum Mit­spie­len zu be­we­gen. Der erst am Nach­mit­tag (in kur­zen T‑­Shirt-Är­meln!) er­schie­ne­ne Not­dienst-Jüng­ling war mit sei­nem La­tein ob der völ­li­gen Funk­ti­ons­star­re der Gas­ther­me sehr bald am En­de und muß­te letzt­lich den Fall an den Werks­kun­den­dienst des Her­stel­lers über­ge­ben. Der aber er­scheint erst mor­gen Mit­tag...

Die herz­li­chen (und herz­er­wär­men­den) Gruß- und Gra­tu­la­ti­ons­bot­schaf­ten der zahl­rei­chen Freun­de, Be­kann­ten und Kol­le­gen ha­ben den Be­richt­erstat­ter über den un­ge­wohnt fri­schen Tag ge­hol­fen und die­sen zu ei­nem er­fri­schen­den ge­macht. Die Nacht wird er dank war­mer Decken im oh­ne­hin nie be­heiz­ten Schlaf­zim­mer auch über­le­ben, und dann be­steht Hoff­nung, daß der neue Tag die Hei­lung für den ma­la­den Wär­me­block bringt. Wenn’s nicht ge­ra­de an ei­nem sel­te­nen und der­zeit nicht vor­rä­ti­gem Er­satz­teil schei­tert. Na ja, mit ei­nem Heiz­lüf­ter und ei­ner zu­sätz­li­chen Fleece-Jacke an­ge­tan schaf­fe ich es zur Not auch bis ins näch­ste Jahr!

Montag, 16. November 2015

Ab­ge­dreht

Ach­tung: Das nach­fol­gen­de An­ge­bot ist nicht mehr ak­tu­ell!

Der zone­batt­ler trennt sich Stück für Stück vom Bal­last sei­nes Le­bens, um mit im­mer we­ni­ger im­mer glück­li­cher zu wer­den (so je­den­falls die Theo­rie). Hier und heu­te of­fe­riert er da­her sei­nen treu­en Di­rekt-Dre­her DUAL CS 604, den er sich am 21.07.1979 (!) vom zum Ab­itur ge­schenk­ten Geld sei­ner Tan­te ge­lei­stet hat. Der schwar­ze Plat­ten­spie­ler steht al­so bis da­to noch im Erst­be­sitz, und es ist au­ßer dem Sin­gle-Puck die kom­plet­te Ori­gi­nal­ver­packung samt al­len Pa­pie­ren so­wie Rech­nung (ei­nes längst nicht mehr exi­sten­ten Er­lan­ger Fach­ge­schäf­tes) da­bei. Das ist frag­los schon mal au­ßer­ge­wöhn­lich, wenn­gleich na­tür­lich nicht so sehr bei ei­ner pe­dan­ti­schen Be­am­ten-Na­tur wie dem En­des­un­ter­fer­tig­ten... Die nach­fol­gend ge­zeig­ten Fo­tos sind durch An­klicken ver­grö­ßer­bar.

DUAL CS 604 von vorn (Foto: Ralph Stenzel)

Nicht we­ni­ger er­freu­lich ist zwei­fel­los mei­ne Zu­si­che­rung, daß das Ge­rät die drei Um­zü­ge in sei­nem lan­gen Le­ben (nach Er­lan­gen, nach Forch­heim und nach Fürth) sämt­lich mit ord­nungs­ge­mäß ab­ge­nom­me­nen Plat­ten­tel­ler, vor­sichts­hal­ber aus­ge­bau­tem An­ti-Re­so­na­tor und trans­port­schutz­schrau­ben­ge­si­cher­tem Sub­chas­sis ab­sol­viert hat, al­so de­fi­ni­tiv kei­nen ver­steck­ten La­ger­scha­den oder so­was ha­ben kann! Die Hau­be ist in­takt und weist nur die üb­li­chen staub­wisch­be­ding­ten Krat­zer auf. Die Fe­der­schar­nie­re sind in Ord­nung, der trans­pa­ren­te Deckel hält in of­fe­ner Stel­lung wie vor­ge­se­hen. Ta­del­los sind selbst­re­dend auch die Funk­ti­on und das ge­sam­te op­ti­sche Er­schei­nungs­bild.

DUAL CS 604 von hinten (Foto: Ralph Stenzel)

Das Ge­rät ist nach dem Kauf im Jah­re 1979 nur bis März 1983 nen­nens­wert ge­nutzt wor­den, da­nach bin ich als pas­sio­nier­ter Klas­sik-Hö­rer auf die da­mals neue CD um­ge­stie­gen und ha­be für­der­hin nur noch al­le paar Mo­na­te ei­ne LP auf­ge­legt. Dem mit­ge­lie­fer­ten Sy­stem DMS 240E ha­be ich ir­gend­wann in den spä­ten 1980ern mal ei­ne neue Ori­gi­nal-Na­del DN 242 spen­diert.

Detailansicht der Anschlußkabel (Foto: Ralph Stenzel)

Der Spie­ler kommt in der schwar­zen Ori­gi­nalz­ar­ge. Die ein­zi­ge Mo­di­fi­ka­ti­on be­steht im da­mals selbst durch­ge­führ­ten Um­bau vom DIN-Stecker auf Cinch-Buch­sen samt Er­dungs­ka­bel. Wer mag, kann hier hö­her­wer­ti­ge Buch­sen ans ori­gi­na­le Ka­bel lö­ten...

Anleitung, Hinweisblätter, Kaufquittung (Foto: Ralph Stenzel)

Ach ja: Es ist hin­ten links auf der Trä­ger­plat­te noch ein ori­gi­na­ler Can­ton-Dis­co­stat-Mit­lauf­be­sen mit Car­bon-Bür­ste mon­tiert. Auch da­von gibt es noch die ori­gi­na­le Ver­packung. Wer den m.E. her­vor­ra­gen­den Staub­samm­ler aus Pu­ris­mus-Er­wä­gun­gen nicht ha­ben mag, kriegt ihn mit Hil­fe ei­nes Föns spur­los wie­der »ab­ge­klebt«.

Weitere Papiere (Foto: Ralph Stenzel)

Zu­sätz­lich zum Plat­ten­spie­ler bie­te ich noch ein Zu­be­hör-Pa­ket an, be­stehend aus

- ei­ner DUAL Headshell TK 24 mit An­lei­tung und al­len Schrau­ben in der OVP
– ei­nem wei­te­ren DUAL Sin­gle-Puck
– ei­ner Er­satz­na­del DUAL DN 325 (Zu­stand un­be­kannt, u.U. neu)
– ei­ner Ton­arm­waa­ge Shu­re SFG‑2 in OVP
– ei­ner Do­se »Dis­co-Plast« Plat­ten­rei­ni­gungs-Mas­se (wie neu, nach 35 Jah­ren!)
– ei­nem Po­ly­dor-Pie­zo-Kri­stall-Sta­tik­auf­la­dungs-Eli­mi­nie­rer
– ei­ner Car­bon­fa­ser-Plat­ten­bür­ste VMP Dust-up

DUAL CS 604 Originalkarton (Foto: Ralph Stenzel)

Nun zum Preis: Für den Plat­ten­spie­ler selbst hät­te ich ger­ne 150 EUR als Tren­nungs­schmerz­ver­sü­ßungs­prä­mie, für das Zu­be­hör-Pa­ket 50 EUR; zu­sam­men al­so 200 EUR.

Den Dre­her möch­te ich de­fi­ni­tiv nicht ver­sen­den, hof­fe al­so ent­we­der auf ei­nen Käu­fer aus dem Groß­raum ER-FÜ-N-SC. Das Zu­be­hör­pa­ket kann grund­sätz­lich se­pa­rat ab­ge­ge­ben und auch pro­blem­los ver­schickt wer­den, aber nur, so­fern der Käu­fer des Plat­ten­spie­lers selbst kein In­ter­es­se dar­an hat. Ich möch­te zu­nächst je­dem In­ter­es­sen­ten die Op­ti­on zum Kom­plet­t­er­werb of­fen­hal­ten.

Das mit dem Plattenspieler angebotene Zubehörpaket (Foto: Ralph Stenzel)

Pro­be­hö­ren ist na­tür­lich im­mer noch mög­lich. Die in acht the­ma­tisch sor­tier­te Kon­vo­lu­te auf­ge­teil­te Schall­plat­ten­samm­lung ist zwar be­reits in di­ver­sen Kar­tons auf dem Weg zu den neu­en Be­sit­zern, aber ei­ne ein­zi­ge schwar­ze Schei­be ist noch üb­rig­ge­blie­ben und kann je­der­zeit zum aku­sti­schen Le­ben er­weckt wer­den... Ich freue mich über je­de In­ter­es­sen­be­kun­dung per Mail von ei­nem la­tent gu­ten neu­en Herr­chen (oder Frau­chen).

Montag, 31. August 2015

Me­mo­ry-Ef­fek­te (11)

Fahrrad in Regensburg-Prüfening
 
Fahr­rad in Re­gens­burg-Prü­fe­ning
Fahrrad in Fürth (Bay)
 
Fahr­rad in Fürth (Bay)
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Mittwoch, 5. August 2015

Zah­len­dre­her

Im Rah­men ei­nes durch Team-Ver­grö­ße­rung be­ding­ten Bü­ro­tau­sches muß­te un­ter an­de­rem der Schreib­tisch ei­ner der­zeit ku­ren­den Kol­le­gin von ei­nem Raum zum an­de­ren ver­bracht wer­den. Da die (eher aus­la­den­den) Schreib­ti­sche und die (eher schma­len) Tür­öff­nun­gen in kri­ti­schem Ver­hält­nis zu­ein­an­der ste­hen, muß man die Ti­sche bei sol­chen Ak­tio­nen nor­ma­ler­wei­se um­le­gen und hoch­kant trans­por­tie­ren.

Wä­re ja al­les kein Pro­blem ge­we­sen, wenn die ab­sen­te Kol­le­gi­on ih­ren dienst­li­chen Klapp­rech­ner nicht ver­mit­tels ei­nes Seil­schlos­ses nach Ken­sing­ton-Pa­tent fest mit der Tisch­fuß­kon­struk­ti­on ver­ban­delt ge­habt hät­te. Wie aber jetzt den emp­find­li­chen Ap­pa­ril­lo schnell und schmerz­los vom Tisch be­kom­men, um den­sel­ben von der­ben Kerls weg­wuch­ten las­sen zu kön­nen?

Ei­ne Zim­mer­ge­nos­sin hat­te schon pro­biert, das 4‑stellige Zah­len­schloß mit dem Ge­burts­jahr der Kur­lau­be­rin zu öff­nen, aber der Ver­such war lei­der nicht von Er­folg ge­krönt ge­we­sen. Der zone­batt­ler ward um Rat ge­be­ten und eil­te zur Hil­fe...

Und was dach­te er sich? Er­stens: Der Mensch ist faul und kon­fi­gu­riert sel­ten um, was er funk­ti­ons­fä­hig in die Hän­de be­kommt. Zwei­tens: Was für ei­ne Zah­len­kom­bi­na­ti­on wür­de wohl ein Her­stel­ler als »De­fault-Ein­stel­lung« für den Lie­fer­zu­stand vor­se­hen? Drit­tens: Pro­bie­ren wir doch da­her zu­nächst ein­mal »0000« aus.

Klickel, Klickel, Spro­ing: Of­fen war das Schloß, of­fen auch die Mün­der der um­ste­hen­den Zeu­gen. Über­rascht war so­gar der Be­richt­erstat­ter selbst, da längst nicht im­mer auf An­hieb funk­tio­niert, was er sich so zu­recht­legt in sei­ner nai­ven Welt­sicht. Al­len Besitzer(innen) von Zah­len­schlös­sern sei hier­mit als Mo­ral von der Ge­schicht’ an­ge­ra­ten, die Kom­bi­na­ti­on »0000« zu mei­den resp. un­ver­züg­lich ab­zu­än­dern, denn was ein rei­ner Tor wie der zone­batt­ler kann, kön­nen Schur­ken schon lan­ge!

Samstag, 4. Juli 2015

Ei­ne Not­was­se­rung ...

... wä­re die­ser Ta­ge drin­gend an­zu­ra­ten an­ge­sichts der re­kord­ver­däch­ti­gen Tem­pe­ra­tu­ren, die des zonebattler’s Ba­de­ther­mo­me­ter schon auf dem trocke­nen Tep­pich der gu­ten (und schat­ti­gen!) Stu­be an­zeigt:

Badethermometer in Form einer Apollo-Kapsel

Ab­küh­lung tut not! Im­mer­hin konn­te im Ge­frier­fach un­se­res ge­fun­de­nen Kühl­schran­kes end­lich Platz ge­schaf­fen wer­den für ei­ne Eis­wür­fel­be­rei­ter­scha­le. Pro­sit!

Montag, 22. Juni 2015

Gei­ster­zug

An un­se­rem Schre­ber­gar­ten fah­ren neu­er­dings selt­sa­me Fahr­zeug­ko­lon­nen dem Son­nen­un­ter­gang ent­ge­gen:

Güterzug voller Neuwagen mit weißen Schutzhauben

Wei­ße La­ken wa­ren zu mei­nen Ju­gend­zei­ten das gän­gi­ge Fa­schings­ko­stüm für ju­ve­ni­le Ge­spen­ster-Dar­stel­ler, und so ähn­lich schau­en die­se »gei­ster­haf­ten« Au­to­mo­bi­le in ih­rer ei­gen­ar­ti­gen Uni­for­miert­heit eben­falls aus:

Güterzug voller Neuwagen mit weißen Schutzhauben

Die wei­ßen Hus­sen die­nen na­tür­lich dem Schutz und der Scho­nung von Lack und An­bau­tei­len die­ser mut­maß­lich ziem­lich teu­ren Ge­fähr­te, aber et­was merk­wür­dig ist ei­nem schon zu­mu­te beim Durch­rum­peln der ex­trem lan­gen Zü­ge, zu­mal die ge­la­de­nen Au­tos nicht eben freund­lich drein­schau­en. Na ja, so­lan­ge es nur quietscht und nicht »Buuuuuhuuuu« macht, soll es mir recht sein...

Sonntag, 14. Juni 2015

»Die Zeit ist ka­putt«

So sprach einst Hans Al­bers als Ba­ron Münch­hau­sen im gran­dio­sen UfA-Ju­bi­lä­ums­film von 1943, und es muß im Nach­hin­ein Wun­ders neh­men, daß im spä­ten Na­zi­reich ein so an­spie­lungs­rei­cher Satz un­be­an­stan­det durch die Zen­sur kam. Seit ein paar Ta­gen ist auch in Fürth die Zeit ka­putt, je­den­falls für mich, der ich werk­tags au­ßer Sa (nicht 24.12., 31.12.) des Mor­gens zum Haupt­bahn­hof ha­ste und bei­zei­ten nach der gro­ßen Uhr im süd­sei­ti­gen Gie­bel des Emp­fangs­ge­bäu­des schie­le, um zu se­hen, ob ich noch ei­nen Zahn zu­le­gen muß, um mei­nen Zug zu­ver­läs­sig zu er­rei­chen:

ausgeweidete Bahnhofsuhr in Fürth (Bay) Hbf

Es gibt aber neu­er­dings nichts mehr zu se­hen, zu­min­dest kei­ne Uhr­zeit mehr. So ei­nen drei­sten »Zeit­dieb­stahl« ha­be ich zwar schon vor zwei Jah­ren in der Zi­ta­del­le von Vic­to­ria auf der In­sel Go­zo be­merkt, aber da war im­mer­hin noch das Zif­fer­blatt vor­han­den und nur die Zei­ger ver­schwun­den. Hier in der Hei­mat schmückt jetzt nur noch ein ne­bu­lö­ses Rund die Fas­sa­de:

ausgeweidete Bahnhofsuhr in Fürth (Bay) Hbf

O tem­po­ra, o mo­res! Was soll das wer­den? Hat DB Station&Service den ma­ro­den Me­cha­nis­mus zu Re­pa­ra­tur- und War­tungs­zwecken aus­bau­en las­sen, auf daß uns in Kür­ze wie­der zu­ver­läs­sig Stun­de und Mi­nu­te ge­wie­sen wer­den kön­nen? Oder hat man die ka­put­te Uhr ver­schrot­tet, weil man lie­ber gar kei­ne Zeit an­zeigt als ei­ne fal­sche? Rück­bau al­so als ko­sten­gün­sti­ge Pro­blem­lö­sung? Wä­re ei­ner­seits ver­ständ­lich in Zei­ten, wo fast jede(r) ein Smart­phone mit prä­zi­ser Zeit­an­zei­ge in Hän­den hält, an­de­rer­seits aber ein trau­ri­ges Sym­bol für die al­lent­hal­ben ero­die­ren­de In­fra­struk­tur.

Und es wä­re nicht des er­ste Mal: So­was ken­nen wir lei­der be­reits in Sa­chen elek­tro­ni­sche Ab­fahrts­ta­fel, de­ren süd­städ­ti­sche Aus­ga­be auch erst ka­putt, dann re­pa­riert, dann er­neut de­fekt und schließ­lich er­satz­los ver­schwun­den war. Bleibt zu hof­fen, daß die DB die Zei­chen der Zeit (und die Wich­tig­keit die­ser ele­men­ta­ren Dienst­lei­stung) er­kennt und uns Süd­städ­tern bald wie­der mit­teilt, was die Stun­de ge­schla­gen hat...

Freitag, 22. Mai 2015

Die Lär­min­sel (2)

Auch wenn Pu­er­to de la Cruz ei­ne »ech­te« Stadt mit »ech­ten« Be­woh­nern ist – ei­ne vom Tou­ris­mus ge­präg­te Ge­mein­de ist sie na­tür­lich den­noch. Das merkt man an den un­zäh­li­gen Bars und Re­stau­rants, das sieht man auch an den (Lebens-)Künstlern al­ler Art, die an der Ufer­pro­me­na­de ih­re mehr oder we­ni­ger ori­gi­nel­len Dien­ste und Din­ge an­bie­ten.

Wie neu­lich in Pa­ris fie­len dem rap­por­tie­ren­den Be­ob­ach­ter die Heer­scha­ren flie­gen­der Ma­ler und Zeich­ner auf, die nicht nur Politiker(innen) und dem gla­mour­lo­sen zone­batt­ler ge­mein­hin völ­lig un­be­kann­te »Ce­le­bri­ties« auf poin­tiert über­zeich­ne­te Wei­se auf’s Blatt brin­gen, son­dern auch die vor­bei­fla­nie­ren­de Kund­schaft. Letz­te­re ge­gen Ent­gelt, wie sich von selbst ver­steht...

ambulanter Portrait-Maler an der Uferpromenade von Puerto de la Cruz

Der Be­richt­erstat­ter, der um die Durch­schnitt­lich­keit sei­ner Er­schei­nung weiß, macht um Of­fer­ten die­ser Art re­gel­mä­ßig ei­nen wei­ten Bo­gen. Und was soll­te er mit der fer­ti­gen Ka­ri­ka­tur sei­ner selbst dann an­fan­gen? Über sich la­chen kann er schließ­lich auch oh­ne der­lei Hilfs­mit­tel!

Schluß­end­lich fer­tigt er sel­ber Bil­der an, frei­lich nicht mit Stift oder Pin­sel, son­dern mit sei­ner mitt­ler­wei­le von vie­len Ur­laubs­rei­sen pa­ti­nier­ten Kom­pakt-Ka­me­ra. [1] Meist geht es ihm da­bei be­kann­ter­ma­ßen nicht um ge­treu­li­che Do­ku­men­ta­ti­on, son­dern eher um gra­phi­sche Ab­strak­ti­on:

o.T.

Zu­ge­ge­ben, man muß nicht un­be­dingt nach Te­ne­rif­fa fah­ren, um mi­ni­ma­li­sti­sche Fo­tos zu ma­chen, aber hier wie fast über­all gilt, daß die vom Men­schen ge­form­te Welt de­sto ba­na­ler und häß­li­cher aus­schaut, je mehr man von ihr mit auf’s Bild bannt...

Aber da man ei­ne Rei­se-Re­pri­se ja schwer­lich nur mit künst­le­risch am­bi­tio­nier­ten De­tail-Her­aus­lö­sun­gen be­strei­ten kann, soll der Blick jetzt erst­mal wie­der wei­ter schwei­fen. Hier freu­en sich ein paar Jungs auf strand­na­her Sitz­ge­le­gen­heit ih­res Le­bens und be­trach­ten da­bei die sich aus­brei­ten­de Be­bau­ung west­lich von Pu­er­to:

Drei Jünglinge

Die gut ge­bräun­ten Kerls wa­ren ver­mut­lich Ein­hei­mi­sche, je­den­falls kei­ne Bri­ten: Die von der gro­ßen In­sel sind ge­mein­hin zwei­fels­frei zu be­stim­men, da sie ty­pi­scher­wei­se kä­se­weiß auf die spa­ni­schen Ei­lan­de kom­men und spä­te­stens am drit­ten Tag ih­res Auf­ent­hal­tes krebs­rot ge­son­nen­bran­det um­her­lau­fen...

Freu­di­ge Zer­streu­ung sucht der Mensch in­des nicht nur zu Lan­de und am (bzw. im) Was­ser, so­gar der Luft­raum ist längst von ad­re­na­lin­süch­ti­gen Rei­sen­den auf der Su­che nach dem be­son­de­ren Kick be­völ­kert: Oben bei der Hoch­stra­ße zum Tei­de sprin­gen bei schö­nem Wet­ter Gleit­schirm­flie­ger im Dop­pel­pack ab, wir hat­ten Ge­le­gen­heit, so­wohl ei­ni­ge Starts in ca. 1000 m Hö­he als auch meh­re­re Lan­dun­gen un­ten auf Mee­res-Ni­veau zu be­ob­ach­ten:

Gleitschirm-Tandemspringer beim Landeanflug

Der laut­lo­se Se­gel­flug kann bis zur ei­ner hal­ben Stun­de dau­ern, wir ha­ben nach müh­sa­mer Hoch­krab­be­lung auf den Berg­rücken den schö­nen Schir­men bei ih­rer laut­lo­sen Rei­se nach drun­ten lan­ge nach­ge­schaut. Merk­wür­di­ger­wei­se ha­ben wir aber nir­gends ein­schlä­gi­ge Of­fer­ten ge­se­hen, ob­wohl man sonst al­ler­or­ten auf aus­ge­leg­te Fly­er von Wan­der-Ver­an­stal­tern und an­de­ren Frei­zeit-Ver­brin­gungs-Hel­fern stößt. Of­fen­bar ist die Hang­glei­te­rei un­ter dem Sei­den­dach doch (noch) et­was eher Eli­tä­res...

Sprin­gen wir wie­der zu­rück auf den Bo­den der Tat­sa­chen. Wäh­rend man im Sü­den der In­sel tat­säch­lich frach­ter­wei­se Sa­ha­ra-Sand über den Strand ge­kippt hat, um den be­we­gungs­scheu­en Fau­len­zer-Tou­ri­sten Süd­see-Fee­ling zu be­sche­ren, sind die Strand­ab­schnit­te im Nor­den Te­ne­rif­fas noch so, wie sie seit je­her wa­ren und recht ei­gent­lich auch sein müs­sen, näm­lich schwarz. Klar, daß sich der dunk­le vul­ka­ni­sche Aus­wurf im pral­len Son­nen­licht weit stär­ker auf­heizt als hel­les Schütt­gut aus Afri­ka, aber wenn man nicht un­be­dingt bar­fuß un­ter­wegs sein muß, hält man das gut aus, wie die­ser mu­sik­kon­ser­ven­be­auf­schlag­te Strand­läu­fer hier sou­ve­rän de­mon­striert:

musikalischer Strandläufer

Wo­hin der Herr mit zeit­geist­ge­mä­ßer Ide­al-Fi­gur so be­schwingt eil­te, ist nicht über­lie­fert. Wir folg­ten ihm ein Stück We­ges, denn wir woll­ten an die­sem un­se­ren zwei­ten Ur­laubs­tag an der Kü­ste ent­lang nach We­sten wan­dern bis zum Mi­ra­dor de San Pe­dro.

Nur ein paar Mi­nu­ten nach der Be­geg­nung mit je­nem hur­tig aus­schrei­ten­den Mann am schwar­zen Stran­de kam mir die­ser Ho­tel­klotz vor die Lin­se, der uns bei spä­te­ren Aus­flü­gen ins Ge­bir­ge als im Wort­sin­ne her­vor­ste­chen­de Land­mar­ke die Iden­ti­fi­zie­rung der auf die Ent­fer­nung doch recht ähn­li­chen aus­se­hen­den An­sied­lun­gen er­leich­ter­te:

Hotel Maritim bei Punta Brava

Zwei­fels­frei kriegt man in so ei­ner him­mel­stür­men­den Ori­ga­mi-Falt­schach­tel aus Be­ton wie die­sem »Ma­ri­tim« mehr Leu­te un­ter als in so ei­nem an­ti­quier­tem Ho­tel wie dem »Me­tro­pol«, aber für uns per­sön­lich wä­re so­was kei­ne ernst­zu­neh­men­de Be­her­ber­gungs-Al­ter­na­ti­ve. Ger­ne hät­ten wir im Rah­men ei­ner am­bu­lan­ten so­zio­lo­gi­schen Stu­die her­aus­ge­fun­den, was für Leu­te wohl in sol­chen Be­wahr­an­stal­ten ab­stei­gen, al­lein, wir ha­ben kei­ne ge­se­hen. Of­fen­bar wer­den die In­sas­sen nur zu be­stimm­ten Zei­ten eben­so bus­la­dungs­wei­se her­an­ge­karrt wie ab­ge­fah­ren, wir sa­hen im wei­ten Um­kreis um den Klotz je­den­falls kaum ei­ne le­be­ne See­le...

Wei­ter im Text, wei­ter auf un­se­rem Weg gen We­sten. Was zu ge­fal­len weiß, sind ein­zel­ne Häu­ser in der nach un­se­rem Maß­stä­ben ei­ni­ger­ma­ßen »zer­sie­delt« zu nen­nen­den Land­schaft, in der of­fen­bar je­der sei­ne Fin­ca da­hin stel­len kann, wo es ihm ge­ra­de paßt. Manch­mal geht das so­gar mit äs­the­ti­schem Fein­ge­fühl von­stat­ten, und das Er­geb­nis sind groß­ar­ti­ge Kon­tra­ste von blau­em Meer (und Him­mel), ro­ten Dä­chern und schnee­wei­ßen Wän­den:

mein Himmel, mein Haus, meine Mauer...

Man be­ach­te die Ober­kan­ten der hübsch ver­zier­ten Zier­stein­mau­er: Ja, das sind ein­ze­men­tier­te Glas­split­ter, die we­ni­ger der De­ko­ra­ti­on als viel­mehr der Ab­wehr un­er­wünsch­ter Über­stei­ger die­nen sol­len (und das frag­los auch er­folg­reich tun). Nicht ein­mal Te­ne­rif­fa scheint ein Pa­ra­dies der Ehr­li­chen und Neid­lo­sen zu sein...

Wan­dern wir noch ein Stück wei­ter, so er­spä­hen wir bald ei­ne pit­to­res­ke Rui­ne, de­ren Ab­bild in kei­nem Rei­se­füh­rer fehlt und die wirk­lich ganz au­ßer­or­dent­lich an­zie­hend wirkt, trotz (oder we­gen) ih­res ziem­lich be­kla­gens­wer­ten Zu­stan­des:

Casa Hamilton bei Los Realejos

Bei der »Ca­sa Ha­mil­ton« han­delt es sich nicht um ein al­tes Klo­ster, wie uns man­che Hob­by-Knip­ser auf Goog­le Earth weis­ma­chen wol­len, son­dern um ei­ne ehe­ma­li­ge Quell­was­ser-Pump­sta­ti­on, mit de­ren Hil­fe die um­lie­gen­den Fel­der und Plan­ta­gen be­wäs­sert wur­den. Die im­mer noch wür­de­vol­le Rui­ne ist an sich nicht zu­gäng­lich, übt aber na­tür­lich auch des­halb ei­nen gro­ßen Reiz auf ka­me­ra­be­wehr­te ur­ban ex­plo­rer aus. Hier zeigt ein sol­cher ein­drucks­vol­le Fo­tos des grün­der­zeit­li­chen In­du­strie-Re­lik­tes; lei­der hat der Kol­le­ge es sich al­ler­dings nicht ver­knei­fen kön­nen, bei der Be­ar­bei­tung sei­ner HDR-Bil­der die Stell­schrau­ben sämt­li­cher Pa­ra­me­ter viel zu weit auf­zu­dre­hen. Die re­sul­tie­ren­de Künst­lich­keit am Ran­de des Er­träg­li­chen hät­te nicht sein müs­sen, die ge­wähl­ten Aus­schnit­te und Per­spek­ti­ven loh­nen aber den­noch die nä­he­re Be­gut­ach­tung.

Und da­mit ge­nug für heu­te, wir le­gen jetzt ei­ne (et­was aus­ge­dehn­te) Pick­nick-Pau­se ein und wan­dern in ei­ner Wo­che frisch ge­stärkt wei­ter...

 
[1] Lei­der al­tern mo­der­ne Di­gi­tal-Din­ger aus sprüh­lackier­tem Pla­stik ty­pi­scher­wei­se nicht an­nä­hernd so wür­de­voll und au­ra­tisch wie al­te Ap­pa­ra­te aus der Ana­log-Ära. Da wa­ren bzw. sind mei­ne zehn al­ten Mi­nol­tas doch von ganz an­de­rem Schrot und Korn. Im­mer­hin muß man sich heut­zu­ta­ge mit Leicht­bau-Knip­sen we­ni­ger ab­schlep­pen, und das hat ja auch sein Gu­tes...

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Freitag, 3. April 2015

Auf­ge­bag­gert

Ich ha­be ja schon ewig lan­ge kein Preis­rät­sel mehr aus­ge­lobt, aber am heu­ti­gen Kar­frei­tag könn­te ich mei­ner ge­schätz­ten Le­ser­schaft doch mal wie­der was zum Nach­den­ken ge­ben. Al­so gut: Was ist das hier für ein ge­heim­nis­vol­les Tech­nik-Trumm?

geheimnisvolles Technik-Trumm

Klei­ner Tipp: Ich muß­te zum Fo­to­gra­fie­ren die Woh­nung nicht ver­las­sen!

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Alt­glas­ver­wer­tung

Als neu­lich je­mand im von mir fast täg­lich be­spiel­ten Old-Fi­de­li­ty-Fo­rum in der An- und Ver­kauf-Ru­brik ein ol­les iPad der er­sten Ge­ne­ra­ti­on in neu­wer­ti­gem Er­hal­tungs­zu­stand an­bot, schlug ich oh­ne lan­ges Über­le­gen zu und er­stand das ori­gi­nä­re und da­mit tech­nik-hi­sto­risch be­deut­sa­me Tatsch-Ta­blett für ei­nen schlan­ken Hun­der­ter. Im Lau­fe der Ab­wick­lung stell­te sich her­aus, daß der Ver­käu­fer nicht nur ein Vor­na­mens­vet­ter von mir ist, son­dern auch noch am glei­chen Tag Ge­burts­tag hat, was den dop­pel­stein­böcki­schen Deal schon mal un­ter ei­nem gu­ten Stern­bild ab­lau­fen ließ.

Das neue alte iPad 1 auf dem Wohnzimmertisch

We­ni­ge Ta­ge spä­ter kam per Post ein wohl­rie­chen­der Schuh­kar­ton an, der ur­sprüng­lich le­der­ne Da­men­stie­fel be­her­bergt hat­te von der glei­chen Grö­ße, wie sie auch des zonebattler’s bes­se­rer Hälf­te pas­sen wür­den. Was mich aber nicht zum Spin­nen von ab­stru­sen Ver­schwö­rungs-Theo­rien ver­an­laß­te: Das dem Kar­ton ent­nom­me­ne iPad ent­pupp­te sich in der Tag als ma­kel­los und im Voll­be­sit­ze sei­nes ur­sprüng­lich mit­ge­lie­fer­ten Ori­gi­nal-Zu­be­hörs. Für klei­nes Geld (sprich mit Por­to im­mer noch für ei­nen ein­stel­li­gen Be­trag) ließ ich mir noch aus Eng­land ei­ne haut­eng ge­schnit­te­ne Hül­le aus ei­nem si­li­kon­ar­ti­gen Weich­ma­te­ri­al kom­men, wel­che die Rück­sei­te des Pads und des­sen Kan­ten vor Be­schä­di­gun­gen schützt und den gan­zen Ap­pa­ril­lo über­dies grif­fi­ger in der Hand lie­gen läßt. Per­fek­te Paß­form, per­fek­ter Start!

Der Aus­lö­ser für den Spon­tan­kauf war die va­ge Idee, das be­schei­den be­stück­te Brett­chen (WLAN-Ver­si­on, 16 GB Mas­senpei­cher) als draht­los an­ge­kop­pel­tes In­ter­net­ra­dio zur Mu­sik­be­schal­lung über die gro­ße Hi­Fi-An­la­ge ein­zu­set­zen. Spä­ter kam die Über­le­gung hin­zu, das iPad auch für je­ne Auf­ga­ben her­an­zu­zie­hen, die der Au­tor die­ser Zei­len ge­mein­hin auf dem vom Ar­beit­ge­ber ge­spon­sor­ten iPad neue­rer Bau­art sei­ner Le­bens­ge­fähr­tin aus­führt, wenn die­se abends noch am Haupt­com­pu­ter im gro­ßen Sa­lon zu­gan­ge ist und we­der das ge­mein­sa­me So­fa noch ihr ei­ge­nes iPad in Be­schlag nimmt. Ver­füh­re­risch nahm al­so der Ge­dan­ke Kon­tu­ren an, das neue/alte Pad zur Eman­zi­pa­ti­on vom ger­ne ge­grif­fe­nen Ta­blett der Freun­din zu be­nut­zen und sich dann in den letz­ten Stun­den des aus­klin­gen­den Ta­ges nur noch um den be­sten Platz auf der Couch bal­gen zu müs­sen...

App-Icons im Detail

Das Er­tüch­ti­gen ei­nes al­ten Ge­rä­tes für ak­tu­el­le Zwecke aber ist in der Tat nicht ganz so ein­fach, denn die Hard­ware der 1. iPad-Ge­ne­ra­ti­on ist nach heu­ti­gen Maß­stä­ben ur­alt bis prä­hi­sto­risch, auch wenn die Markt­ein­füh­rung ge­ra­de mal vier Jah­re her ist. Fol­gen­des muß man wis­sen (und da­mit le­ben kön­nen), wenn man es mir nach­tun und ein bil­lig er­schnapp­tes iPad mit Ge­winn und Spaß be­trei­ben will:

  • Das Ur-iPad hat kei­ne Ka­me­ras ein­ge­baut, Knip­sen, Sky­pen und der­glei­chen fällt al­so schon mal flach. Braucht aber längst nicht jede(r), und auch ak­tu­el­le Pads sau­gen we­der Staub noch wa­schen sie das Ge­schirr ab.

  • Die Auf­lö­sung des Bild­schirms ist mit 1024 x 768 Pi­xeln sicht­bar grö­ber als die heu­ti­gen »Retina«-Displays mit der vier­fa­chen Pi­xel­zahl (2048 × 1536) auf glei­cher Flä­che. Da­zu sa­ge ich gleich noch was...

  • Der nicht er­wei­ter­ba­re Ar­beits­spei­cher zur Pro­gramm-Aus­füh­rung (RAM, nicht zu ver­wech­seln mit dem Mas­sen­spei­cher zur Da­tei-Ab­la­ge) ist mit 256 MB grenz­wer­tig knapp be­mes­sen, was man sehr bald be­merkt, wenn man mit dem Sa­fa­ri-Web­brow­ser kom­ple­xe Sei­ten ansurft, die den Brow­ser dann ur­plötz­lich ab­stür­zen las­sen. Ganz klar ein Fall von fail­ure by de­sign!

  • Im ge­gen­wär­tig to­ben­den Wett­be­werb zu klei­ne­rer, leich­te­rer, schicke­rer, tol­le­rer Bau­form kann man mit dem bau­chi­gen Bo­li­den kei­nen Blu­men­topf mehr ge­win­nen. An­de­rer­seits: Ein paar Zen­ti­me­ter am ei­ge­nen Bauch­um­fang ab­ge­speckt (und ein paar Ki­lo Ge­wicht gleich mit ab­ge­wor­fen) so­wie im Ge­gen­zug die Arm­mus­ku­la­tur ge­stärkt wä­re das er­stre­bens­wer­te­re und die ei­ge­ne Be­find­lich­keit deut­lich mehr be­för­dern­de Ziel...

Al­so gut, ich hat­te al­so ein schwach­brü­sti­ges Ur-iPad in Hän­den und schick­te mich an, es im Rah­men des Mög­li­chen zu op­ti­me­ren. Als sehr er­freu­lich er­wies sich schon mal die im­mer noch sehr re­spek­ta­ble Ak­ku-Lauf­zeit, bei täg­li­cher Be­nut­zung für 1–2 Stun­den muß das Pad al­len­falls zwei­mal pro Wo­che an die elek­tro­nen­spei­sen­de Na­bel­schnur ge­hängt wer­den. Ge­mes­sen hab ich’s nicht, aber die Durch­hal­te­zeit ist wirk­lich noch be­ein­druckend und mehr als nur OK. Wol­len wir hof­fen, daß das so bleibt.

Das schmucklose Auftreten der »radio.de«-App

Die Sa­che mit der Auf­lö­sung des Dis­plays ist auch weit we­ni­ger dra­ma­tisch als an­fangs be­fürch­tet: Na­tür­lich sieht schon das un­be­waff­ne­te Au­ge – das kri­tisch-ge­schul­te des zonebattler’s zu­mal – den Un­ter­schied zur vier­fa­chen Pi­xel­zahl und ent­spre­chend hö­he­ren ‑dich­te so­fort, wenn al­tes und neu­es Pad ne­ben­ein­an­der­lie­gen und zum Ver­gleich das glei­che Bild an­zei­gen. Nur: Wenn die Schrift so win­zig wird, daß man sie auch mit Bril­le kaum noch le­sen kann, dann zoomt man sie halt mit ei­ner Zwei­fin­ger-Ge­ste auf, und dann ist sie auf dem al­ten Dis­play so gut zu le­sen wie auf dem neue­ren. Bei Fo­tos und Vi­de­os be­merkt man so­wie­so kaum ei­nen Un­ter­schied, das liegt in der (phy­si­ka­li­schen) Na­tur der Sa­che.

Als schwie­ri­ger er­wies sich der Um­gang mit der Soft­ware, sprich das Be­stücken mit An­wen­dun­gen (neu­deutsch »Apps« ge­hei­ßen): Da das iPad 1 als letz­te be­triebs­sy­stem­sei­ti­ge Aus­bau­stu­fe un­ter iOS 5.11 läuft (die der­zeit ak­tu­el­le Ver­si­on für jün­ge­re Ge­rä­te ist iOS 8.1), kann man sich nur sol­che Apps her­un­ter­la­den und in­stal­lie­ren, die auch un­ter die­ser al­ten Be­triebs­sy­stem­va­ri­an­te lauf­fä­hig sind. Das sind bei wei­tem nicht al­le, im Ge­gen­teil: Vie­le Apps er­for­dern heut­zu­ta­ge min­de­stens iOS 6 oder gar iOS 7, um sich über­haupt aus­wäh­len und aus­pro­bie­ren zu las­sen...

Diashow mit Fotos von einer der diesjährigen Wanderungen

Aber da sich ja un­ser­eins aus­weis­lich des ei­ge­nen Im­pres­sums als Tüft­ler sieht und be­trach­tet, war das eher ei­ne Her­aus­for­de­rung als ein Är­ger­nis. Nach ei­ni­gen Stun­den er­war­tungs­fro­hen Ex­pe­ri­men­tie­rens kann ich in der Tat sa­gen, daß man mit ei­nem al­ten iPad im­mer noch ei­ni­ger­ma­ßen vor­ne mit­spie­len kann, wenn man her­vor­ra­gen­de Ver­ar­bei­tung und so­li­de Hand­ha­bungs-Qua­li­tä­ten eben­so schätzt wie in­tui­tiv be­dien­ba­re Soft­ware. Nach­fol­gend emp­feh­le ich ein paar res­sour­cen­spa­ren­de Werk­zeu­ge für die mir per­sön­lich wich­ti­gen Ein­satz-Sze­na­ri­en:

  • In­ter­net­ti­ges Ra­dio­hö­ren funk­tio­niert her­vor­ra­gend mit der App radio.de. In der nach Gen­re sor­tier­ba­ren Sen­der­li­ste fin­det jede(r) die ei­ge­nen Lieb­lings­sen­der! Mei­ner ei­ner läßt sich ger­ne von ba­rocken Trom­pe­ten­kon­zer­ten, ge­le­gent­lich aber auch von loung­i­gem Smooth­ge­jaz­ze hin­ter­grund­be­schal­len: Was draht­los per WLAN vom Rou­ter rein­kommt, wird vom iPad via Blue­tooth eben­so schnur­los an ein an die gro­ße Hi­Fi-An­la­ge an­ge­stöp­sel­tes Emp­fän­ger­lein wei­ter­ge­reicht. Kom­mo­de Be­die­nung und ei­ne mehr als nur be­frie­di­gen­de Klang­qua­li­tät: Das war’s, was ich such­te und woll­te. Al­lein da­für hat sich die An­schaf­fung (aus mei­ner höchst sub­jek­ti­ven Sicht) schon ren­tiert!

  • Vi­de­os gucken will man auch hin und wie­der, sei es, um sich an tol­pat­schi­gen Kat­zen­ba­bies zu er­göt­zen, sei es, um sich mit an­de­ren in­fan­ti­len Be­wegt­bil­dern den Fei­er­abend zu ver­sü­ßen: Da­für taugt die mit­ge­lie­fer­te You­Tube-App al­le­mal! [1]

  • Um von Ka­na­pee oder Fau­teuil aus mal eben elek­tri­sche Post zu emp­fan­gen und zu ver­sen­den ist die gleich­falls zur Grund­aus­stat­tung ge­hö­ren­de Mail-App be­stens ge­eig­net.

  • Zum Sur­fen in den Wei­ten und Tie­fen er­weist sich der Gra­zing Web Brow­ser als zu­ver­läs­si­ger Part­ner, der auf­grund sei­nes cle­ve­ren Spei­cher-Ma­nage­ments deut­lich sel­te­ner ab­stürzt als der re­gu­lä­re Stan­dard-Brow­ser Sa­fa­ri. Klas­se!

  • Zum Bil­der her­um­zei­gen hat man mit der Stan­dard-App Fo­tos schon das nö­ti­ge Tool an Bord. Wie aber die vor­zu­füh­ren­den Schnapp­schüs­se auf das Pad brin­gen, oh­ne sich und sei­nen Rech­ner mit dem un­säg­li­chen iTu­nes-Pro­gramm kon­ta­mi­nie­ren zu müs­sen? Da­für gibt es al­ler­lei Trans­fer-Apps, die al­le ähn­lich funk­tio­nie­ren: Man star­tet die App auf dem Pad, ruft auf dem PC (der da­bei im glei­chen Netz­werk an­ge­mel­det sein muß) ei­ne be­stimm­te Adres­se im Web­brow­ser auf und kann dann über ein Web­in­ter­face die zu über­tra­gen­den Bild­da­tei­en aus­wäh­len und ei­nem Al­bum zu­ord­nen. Aus der Fül­le ähn­li­cher Apps ha­be ich mit Wi­Fi Al­bum Free ei­ne noch un­ter iOS 5.11 ih­ren Dienst tu­en­de Va­ri­an­te ge­fun­den. De­ren Be­dien­ober­flä­che schaut zwar nicht so schick aus wie die an­de­rer Pro­duk­te, funzt da­für aber ta­del­los, und das ist ja schließ­lich das ein­zig re­le­van­te Kri­te­ri­um...

  • Für den sel­te­nen Fall, daß dem zone­batt­ler zum Fern­gucken zu­mu­te ist (et­wa 1x al­le 14 Ta­ge), ist es schön zu wis­sen, was ge­ra­de läuft, denn der zeit­rau­ben­den Zap­pe­rei will un­ser­ei­ner nicht mehr er­lie­gen. Da­her lau­tet mei­ne Emp­feh­lung für ein vi­su­ell schick auf­be­rei­te­tes TV-Pro­gramm: Klack für Ta­blet. Mit we­ni­gen Hand- bzw. Fin­ger­grif­fen wählt man sei­ne Sen­der aus und sor­tiert sie in die ge­wohn­te Rei­hen­fol­ge, und schon kann man in ei­ner Zeit­schie­ne mit al­len Sen­dern un­ter­ein­an­der se­hen, was ge­ra­de wo aus­ge­strahlt wird.

  • Be­nö­tigt man zwecks Vor- oder Nach­be­rei­tung ei­ner Wan­de­rung oder Rad­tour geo­gra­phi­sche Ori­en­tie­rung, so ist das vor­in­stal­lier­te Goog­le Earth die eben­so na­he­lie­gen­de wie op­ti­ma­le Wahl.

  • Last but not least will man sich viel­leicht mal No­ti­zen ma­chen, wenn ei­nen der Gei­stes­blitz trifft und Pa­pier und Blei­stift ge­ra­de nicht in Griff­wei­te sind. In die­sem Fall kriegt man UPAD Li­te um­stands­los was spä­ter noch Les­ba­res auf’s Glas ge­kra­kelt...

Mehr brau­che ich nicht, mehr nut­ze ich nicht, nach mehr ver­langt es mich nicht, und das gilt im Gro­ßen und Gan­zen auch für das neue­re und soft­ware­mä­ßig auf dem ak­tu­el­len Stand der Tech­nik be­find­li­che Pad der bes­se­ren Hälf­te. [2] In­so­fern hat sich der Ap­fel-Kauf für mich ge­lohnt, wo­bei ich aber auch wei­ter­hin Bir­nen und an­de­re Früch­te zu gou­tie­ren ge­den­ke.

Die in Google Earth visualisierte Route der Steigerwald-Wanderung vom letzten Sonntag

zonebattler’s Fa­zit: Ein ak­tu­el­les iPad ist schön und teu­er, ein äl­te­res er­heb­lich bil­li­ger, aber im­mer noch fesch und nicht nur als Brief­be­schwe­rer nütz­lich!

 
[1] Bei der Ge­le­gen­heit sei er­wähnt, daß mir die App-Icons des al­ten iOS 5.11 in ih­rem nach of­fi­zi­el­ler Ap­ple-Dok­trin in­zwi­schen ge­äch­te­ten Skeu­omor­phis­mus er­heb­lich bes­ser ge­fal­len als die neu­en Sym­bol­bild­chen. Na­ment­lich ist mir bei­spiels­wei­se das frü­he­re You­Tube-Icon – ein knuf­fig-sti­li­ser­tes Ab­bild ei­nes Röh­ren­fern­se­hers aus den 1940er Jah­ren – er­heb­lich sym­pa­thi­scher als das ro­te »Play«-Dreieck auf wei­ßer Ta­sten­flä­che im ro­ten Käst­chen beim ak­tu­el­len iOS. Ap­ple fie­le kein Zacken aus der Kro­ne, wenn sie dem Be­nut­zer die Wahl lie­ßen zwi­schem ei­nem »mo­der­nen« und ei­nem »klas­si­schen« Sym­bol­satz...

[2] Über die Taug­lich­keit der haus­ei­ge­nen Or­ga-An­wen­dun­gen (Er­in­ne­run­gen, Ka­len­der, Kon­tak­te, Nach­rich­ten, No­ti­zen) kann ich nicht ur­tei­len, da mir so­wohl die Ap­ple-Cloud als auch an­de­re wol­ki­ge und ne­bu­lö­se Dien­ste zu­tiefst su­spekt bis zu­wi­der sind: Ich mag mei­ne ver­trau­li­chen bis ge­hei­men Da­ten nicht plap­per­ta­schi­gen Apps an­ver­trau­en, son­dern spei­che­re sie seit vie­len Jah­ren in mei­nem ol­len Palm-Or­ga­ni­zer ab, den ich an und mit al­len von mir be­nutz­ten PCs off­line via Ka­bel oder In­fra­rot-Au­ge syn­chro­ni­sie­re. Man mag mich da­für be­lä­cheln, aber es funk­tio­niert be­stens: Ich ha­be noch nie ir­gend­wel­che für mich re­le­van­ten Da­ten ver­lo­ren, nicht bei Be­darf zur Hand ge­habt oder fahr­läs­sig wild­frem­den Leu­ten zu­gäng­lich ge­macht. Das soll auch wei­ter­hin so blei­ben.

Freitag, 24. Oktober 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (6)

So, mit ei­nem ge­mie­te­ten Au­to­mo­bil er­schlie­ßen sich dem Wan­de­rer auch die et­was ent­le­ge­ne­ren Ge­gen­den, wenn­gleich mit dem sy­stem­be­ding­ten Nach­teil, daß man am Schluß der Ta­ges­tour wie­der zum Stand­ort des Fahr­zeu­ges und da­mit zum Aus­gangs­punkt zu­rück­kom­men muß. Aber gut, ist halt so. Das Her­um­fah­ren im ei­ge­nen Wa­gen ist im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge mit ei­ni­ger Lenk­rad-Kur­be­lei ver­bun­den, die Stra­ßen sind schmal und mä­an­drie­ren fröh­lich am Hang ent­lang. Un­se­re fla­che Flun­der der Mar­ke Opel ver­füg­te im Ge­gen­satz zum ei­ge­nen Low­Tech-Mi­ni­bus über al­ler­lei ma­schi­nel­le Be­die­nungs­hil­fen, und so ge­riet das stän­di­ge Dre­hen des Vo­lants nicht wirk­lich zur mus­ku­lö­sen An­stren­gung. Wohl aber zur men­ta­len, denn trotz (oder we­gen) der be­acht­li­chen Stei­gun­gen hier und der Ge­fäl­le dort sind die Stra­ßen vol­ler Ma­so­chi­sten, die sich auf Renn­rä­dern oder Moun­tain­bikes die Hü­gel hoch­quä­len und es run­ter­wärts mun­ter lau­fen las­sen, bis die näch­ste Kur­ve ein Ab­brem­sen und ein Ver­las­sen der Ide­al­li­nie er­zwingt. Da fühl­te sich der zone­batt­ler schon recht her­aus­ge­for­dert, zu­mal das Leih­au­to im Ge­gen­satz zum na­sen­lo­sen Glas­ka­sten da­heim über ei­ne lan­ge und un­über­sicht­li­che Front­par­tie ver­füg­te. Den­noch ging der Ur­laub letzt­lich – so­viel sei hier be­ru­hi­gend vor­weg­ge­nom­men – völ­lig kol­li­si­ons­frei von­stat­ten.

Al­so auf geht’s, die Wan­der­stie­fel in den Kof­fer­raum ge­wor­fen und ha­ken­schla­gend und ser­pen­ti­nen­fah­rend durch die gran­dio­se Berg­land­schaft nach Sa Ca­l­obra auf­ge­bro­chen, wo es ei­nen klei­nen Strand gibt und die Ein­mün­dung des Tor­rent de Pa­reis, ei­nes Sturz­bach­es, in des­sen gran­dio­se, na­tür­lich nicht stän­dig was­ser­füh­ren­de Schlucht wir uns ei­ni­ge hun­dert Me­ter weit vor­ge­wagt ha­ben:

im Torrent de Pareis

Man be­ach­te die bei­den win­zi­gen Wan­de­rer im Hin­ter­grund, an de­rer Grö­ße resp. Klei­ne die Di­men­sio­nen der stei­len Schlucht deut­lich wird. Er­staun­lich, was ei­nem da so al­les ent­ge­gen­kam, vom be­stens aus­ge­rü­ste­ten Trek­king-Ex­per­ten bis hin zum san­da­len­tra­gen­den Schul­kind. Ganz woll­ten wir den Tor­rent nicht hin­auf­stei­gen, das hät­te uns zu­viel Zeit ge­ko­stet, die uns spä­ter an an­de­rer Stel­le ge­fehlt hät­te...

Al­so mach­ten wir ir­gend­wann kehrt und kra­xel­ten wie­der zu­rück bis ans flach aus­lau­fen­de En­de der Schlucht, tapp­ten noch­mals bis ans Meer und er­freu­ten uns dort des An­blicks der von des Or­tes un­er­meß­li­chen Schön­heit nie­der­ge­streck­ten Tou­ri­sten:

in der südlichen Sonne Bratende

Ja, so kann man’s na­tür­lich auch ma­chen, wenn­gleich un­ser­ei­ner der Mei­nung ist, daß man im April so­gar da­heim in der Son­ne schmo­ren kann, mit mut­maß­lich ge­rin­ge­rem Son­nen­brand-Ri­si­ko, vom Haut­krebs gar nicht zu re­den. Aber den kon­ser­vie­ren­den Pö­kel-Ef­fekt der gischt­be­för­der­ten, salz­hal­ti­gen Luft hat man na­tür­lich nur am Mee­res­strand und nicht im fer­nen Bin­nen­land...

Wir schli­chen an den Lie­gen­den vor­bei zu un­se­rer schnit­ti­gen Ka­ros­se zu­rück, fan­den die­se un­ver­sehrt und un­be­straf­zet­telt am Ein­gang zur Bucht vor und mach­ten uns auf den Rück­weg, den wir hier und da zwecks Aus­sichts­ge­nuß un­ter­bra­chen. Hier se­hen wir un­se­ren mo­disch kaf­fee­braun-me­tal­lic ein­ge­färb­ten OPEL Astra am höch­sten Punkt der ser­pen­ti­nen­rei­chen Stra­ße zur Bucht Ca­la Tuent:

kantige Berge, gerundete Karosse: Pinkelpause mit Ausblick

An­ge­sichts un­über­seh­ba­rer Hor­den von Rad­lern (die ei­nen von links hoch und nach rechts run­ter, die an­de­ren von rechts hoch kom­mend und nach links run­ter wol­lend) ha­ben wir uns die Ca­la Tuent ge­schenkt und sind wie­der in Rich­tung Port de Sol­lér ge­fah­ren, nicht oh­ne noch ei­nen aus­ge­dehn­ten Spa­zier­gang rund um den schö­nen Cú­ber-Stau­see zu un­ter­neh­men. An des­sen sanft sich im Win­de kräu­seln­den Ge­sta­den sich al­ler­lei far­ben­fro­hes Ge­tier am Gra­se labt:

grasendes Schaf am Cúber-Stausee

Ver­mut­lich ist die Co­lo­rie­rung sei­nes dich­ten Pel­zes we­ni­ger dem Mo­de­be­wußt­sein des Scha­fes als viel­mehr der Ge­witzt­heit sei­nes Be­sit­zers zu ver­dan­ken, der sei­ne Her­de per Spray­do­se mit ei­nem weit­hin zu se­hen­den Ei­gen­tums­merk­mal ver­se­hen woll­te. Wan­deln­de Farb­kleck­se fin­det man zu­dem im Ge­bir­ge zwi­schen all den hell­gel­ben Stei­nen viel schnel­ler wie­der, und freund­li­cher als ein bru­tal ein­ge­schmor­tes Brand­zei­chen ist bun­tes »Haar­spray« doch auch al­le­mal!

Den Cú­ber-Stau­see per pe­des zu um­run­den ist ein un­be­schwer­tes Ver­gnü­gen, wel­ches man Mal­lor­ca-Be­su­chern nur wärm­stens ans Herz le­gen kann: Der Weg am Ufer ver­läuft na­tur­ge­mäß eben und ver­leiht der Wan­de­rung Spa­zier­gang-Cha­rak­ter, aber die Aus­sicht ist gran­di­os und das in al­le Rich­tun­gen. Der zone­batt­ler hät­te vor die­ser Rei­se nicht für mög­lich ge­hal­ten, daß man auf der Haupt­in­sel der Ba­lea­ren Fo­tos wie die­ses hier ma­chen kann:

Das Refugio de Cúber vor dramatischer Kulisse

Wenn man nicht ge­ra­de Geo­lo­ge ist, könn­te man das doch glatt für ein al­pen­län­di­sches Pan­ora­ma hal­ten, nicht wahr? Aber nein, mit­ten im Mit­tel­meer gibt es stei­ne­re Auf­fäl­te­lun­gen zu be­stau­nen. Bei dem Ge­bäu­de han­delt es sich üb­ri­gens um ei­ne staat­li­che (wenn­gleich nicht statt­li­che) Wan­der­hüt­te, das Re­fu­gio de Cú­ber. Lei­der hat­te das Re­fu­gi­um we­gen Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten ge­schlos­sen, aber nach­dem wir dort oh­ne­hin we­der es­sen noch über­nach­ten woll­ten, mach­te uns das nichts aus. Auch ge­öff­ne­te Re­fu­gi­os kann man üb­ri­gens nicht ein­fach so auf­su­chen in der Hoff­nung auf Kost und Lo­gis: Bei­des muß lan­ge im Vor­aus be­stellt und re­ser­viert wer­den, sonst hat man das Nach­se­hen und muß un­ter frei­en Him­mel frie­rend und hun­gernd den neu­en Tag er­war­ten...

Nach er­folg­ter See-Um­run­dung (für die man et­wa 1,5 Stun­den braucht) mach­ten wir auf dem Heim­weg noch­mal in Sol­lér Sta­ti­on (Stra­ßen­bah­nen gucken und Oran­gen-Eis gou­tie­ren), be­vor wir dann wie­der zu­rück in un­ser Ha­fen­städt­chen fuh­ren und den Tag rot­sti­chig und kitsch­ge­fähr­det an der Steil­kü­ste ober­halb der Bucht aus­klin­gen lie­ßen:

Sonnenuntergang bei ruhiger See

So ge­gen 20:30 Uhr plumpst En­de April die Son­ne ins mal­lor­quin­in­sche Meer, und der An­blick ist im­mer wie­der sehr er­bau­lich. Da­nach kann man noch bei re­la­tiv an­ge­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren drau­ßen sit­zen blei­ben oder sich ins Ho­tel­bett fal­len las­sen, um dort noch ein we­nig durch das di­gi­ta­le Fen­ster in die wei­te Welt zu schau­en, ei­ne ver­füh­re­ri­sche Op­ti­on, die wir in der Re­gel prä­fe­rier­ten...

Be­vor wir für heu­te das Licht aus­knip­sen, ge­hen wir noch der Fra­ge nach, was man denn als Gast auf Mal­lor­ca sinn­vol­ler­wei­se kau­fen kann. Die er­ste Ant­wort liegt auf der Hand: Oran­gen!

beutelweise Niedrigpreise: Orangen-Angebot in Valldemossa

Das Bild­bei­spiel stammt aus dem schö­nen Städt­chen Vall­de­mo­s­sa und il­lu­striert den au­gen­fäl­li­gen Vor­teil der über­all auf der In­sel er­hält­li­chen Süd­früch­te: sie sind dort kon­kur­renz­los (oder viel­mehr kon­kur­renz­be­dingt) bil­ligst zu ha­ben. Das zwei­te Al­lein­stel­lungs­merk­mal kann nur aus spei­chel­fluß­trei­ben­der Er­in­ne­rung be­schwö­rend be­kräf­tigt wer­den: Die mal­lor­qui­ni­schen Oran­gen sind wun­der­bar wohl­schmeckend, saf­tig und aro­ma­tisch. Fri­scher kriegt man sie so­wie­so nir­gends. Wer auf Mal­lor­ca die pral­len Früch­te des Lan­des links lie­gen läßt, ver­paßt ei­nen der gött­lich­sten Ge­nüs­se, die das Land und das Le­ben zu bie­ten ha­ben!

An­son­sten hal­ten sich die Tou­ri­sten ger­ne an Kla­mot­ten, Kunst­stück, im Ur­laub hat man Zeit und Mu­ße zum Shop­pen und das Geld sitzt locke­rer als in des hei­mi­schen All­tags re­pe­ti­ti­ven Trott. Da­von pro­fi­tie­ren nicht nur die schicken Bou­ti­quen und om­ni­prä­sen­ten Fi­lia­li­sten in Pal­ma und den an­de­ren Städ­ten, son­dern auch die klei­nen An­bie­ter in den ru­hi­ge­ren Win­keln des Ei­lands. In Vall­de­mo­s­sa brauch­te ich den Ka­me­ra­blick nur von den Oran­gen­beu­teln ein we­nig zur Sei­te zu schwen­ken, um ein paar am­bu­lant an­ge­bo­te­ne, fesch-fe­mi­ni­ne Kit­tel zu er­ha­schen:

ambulante Auslage an einem Haus in Valldemossa

Noch ein paar Me­ter wei­ter fand sich ein La­den vol­ler ent­setz­lich kit­schi­ger Mit­bring­sel aus über­wie­gend fern­öst­li­cher Pro­duk­ti­on, fa­brik­neu­er Müll, bei dem man sich wirk­lich fra­gen muß, wer sich so­was an­tut und da­für auch noch Geld hin­legt. The hor­ror! Den ab­ar­ti­gen Schund ab­zu­lich­ten hät­te sich des zonebattler’s mo­tiv­ver­wöhn­te Ka­me­ra frag­los ge­wei­gert. Doch je­dem das Sei­ne: Der Au­tor und sei­ne bes­se­re Hälf­te nei­gen da­zu, Sou­ve­nirs mit­zu­neh­men, die ein­ser­seits nichts ko­sten, an­de­rer­seits aber un­er­meß­lich wert­voll sind: Wur­zeln, Stei­ne, Mu­schel­scha­len und an­de­re Lei­chen­tei­le, die noch vie­le Jah­re spä­ter als Er­in­ne­rungs­an­ker tau­gen...

Fort­set­zung folgt: Dem­nächst gibt’s ein paar Vier­bei­ner so­wie ein paar Zwei­bei­ner von hin­ten zu se­hen. Und auch – nun ja – ein gan­zes Re­gal vol­ler ein­zel­ner Bei­ne oh­ne den Rest ih­rer ehe­ma­li­gen Be­sit­zer. Blei­ben Sie dran!

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