Dienstag, 29. Dezember 2015
Auf der Suche nach diversen elektrischen Strippen in seiner Kabelkiste sind dem zonebattler heute allerlei selbstkonstruierte und ‑geschaffene Artefakte aus seiner digitalen Sturm-und-Drang-Zeit unter die Augen und in die Finger gekommen. So sahen seine handgefeilten und ‑gebruzelten Experimentier-Platinen mit TTL-ICs der Serie 74xx aus (Fotos sind per Mauklick vergrößerbar):
Anzeigemodule mit LEDs (0=dunkel, 1=hell):
Stomversorgung, Taktgeber, Flip-Flops etc.:
1‑zu-16-Dekoder:
Dezimalzähler:
Ist insofern etwas nostalgisch, als all’ diese meine selbstentworfenen Basteleien nicht mehr ganz aktuell sind. Tatsächlich sind sie etwa 40 Jahre alt. Der gute Jean Pütz hat mich damals mit seiner »Hobbythek« auf den digitalen Trichter gebracht. Da ich Depp die LEDs damals unbedingt bündig auf der Platine haben wollte, habe ich etliche davon beim Einlöten gegrillt und gekillt. Tja.
Na ja, lang ist’s her. Schön war die Zeit, sie kehrt nicht wieder. Aber Lötkolben und Lötzinn (selbstredend noch »richtiges« mit Bleianteil) liegen durchaus noch griffbereit in der Schublade...
Montag, 28. Dezember 2015
18 Grad im hohen Altbau-Zimmer sind im Hochsommer was anderes als »zwischen den Jahren«, wie der zonebattler heute am eigenen Leibe erfahren durfte: In der Nacht zu seinem Geburtstag hatte die bis dato stets zuverlässig arbeitende Gastherme klammheimlich ihren Dienst quittiert. Am Morgen war sie stumm und kalt und blieb das auch trotz aller Versuche, sie wieder zum Mitspielen zu bewegen. Der erst am Nachmittag (in kurzen T‑Shirt-Ärmeln!) erschienene Notdienst-Jüngling war mit seinem Latein ob der völligen Funktionsstarre der Gastherme sehr bald am Ende und mußte letztlich den Fall an den Werkskundendienst des Herstellers übergeben. Der aber erscheint erst morgen Mittag...
Die herzlichen (und herzerwärmenden) Gruß- und Gratulationsbotschaften der zahlreichen Freunde, Bekannten und Kollegen haben den Berichterstatter über den ungewohnt frischen Tag geholfen und diesen zu einem erfrischenden gemacht. Die Nacht wird er dank warmer Decken im ohnehin nie beheizten Schlafzimmer auch überleben, und dann besteht Hoffnung, daß der neue Tag die Heilung für den maladen Wärmeblock bringt. Wenn’s nicht gerade an einem seltenen und derzeit nicht vorrätigem Ersatzteil scheitert. Na ja, mit einem Heizlüfter und einer zusätzlichen Fleece-Jacke angetan schaffe ich es zur Not auch bis ins nächste Jahr!
Montag, 16. November 2015
Achtung: Das nachfolgende Angebot ist nicht mehr aktuell!
Der zonebattler trennt sich Stück für Stück vom Ballast seines Lebens, um mit immer weniger immer glücklicher zu werden (so jedenfalls die Theorie). Hier und heute offeriert er daher seinen treuen Direkt-Dreher DUAL CS 604, den er sich am 21.07.1979 (!) vom zum Abitur geschenkten Geld seiner Tante geleistet hat. Der schwarze Plattenspieler steht also bis dato noch im Erstbesitz, und es ist außer dem Single-Puck die komplette Originalverpackung samt allen Papieren sowie Rechnung (eines längst nicht mehr existenten Erlanger Fachgeschäftes) dabei. Das ist fraglos schon mal außergewöhnlich, wenngleich natürlich nicht so sehr bei einer pedantischen Beamten-Natur wie dem Endesunterfertigten... Die nachfolgend gezeigten Fotos sind durch Anklicken vergrößerbar.
Nicht weniger erfreulich ist zweifellos meine Zusicherung, daß das Gerät die drei Umzüge in seinem langen Leben (nach Erlangen, nach Forchheim und nach Fürth) sämtlich mit ordnungsgemäß abgenommenen Plattenteller, vorsichtshalber ausgebautem Anti-Resonator und transportschutzschraubengesichertem Subchassis absolviert hat, also definitiv keinen versteckten Lagerschaden oder sowas haben kann! Die Haube ist intakt und weist nur die üblichen staubwischbedingten Kratzer auf. Die Federscharniere sind in Ordnung, der transparente Deckel hält in offener Stellung wie vorgesehen. Tadellos sind selbstredend auch die Funktion und das gesamte optische Erscheinungsbild.
Das Gerät ist nach dem Kauf im Jahre 1979 nur bis März 1983 nennenswert genutzt worden, danach bin ich als passionierter Klassik-Hörer auf die damals neue CD umgestiegen und habe fürderhin nur noch alle paar Monate eine LP aufgelegt. Dem mitgelieferten System DMS 240E habe ich irgendwann in den späten 1980ern mal eine neue Original-Nadel DN 242 spendiert.
Der Spieler kommt in der schwarzen Originalzarge. Die einzige Modifikation besteht im damals selbst durchgeführten Umbau vom DIN-Stecker auf Cinch-Buchsen samt Erdungskabel. Wer mag, kann hier höherwertige Buchsen ans originale Kabel löten...
Ach ja: Es ist hinten links auf der Trägerplatte noch ein originaler Canton-Discostat-Mitlaufbesen mit Carbon-Bürste montiert. Auch davon gibt es noch die originale Verpackung. Wer den m.E. hervorragenden Staubsammler aus Purismus-Erwägungen nicht haben mag, kriegt ihn mit Hilfe eines Föns spurlos wieder »abgeklebt«.
Zusätzlich zum Plattenspieler biete ich noch ein Zubehör-Paket an, bestehend aus
- einer DUAL Headshell TK 24 mit Anleitung und allen Schrauben in der OVP
– einem weiteren DUAL Single-Puck
– einer Ersatznadel DUAL DN 325 (Zustand unbekannt, u.U. neu)
– einer Tonarmwaage Shure SFG‑2 in OVP
– einer Dose »Disco-Plast« Plattenreinigungs-Masse (wie neu, nach 35 Jahren!)
– einem Polydor-Piezo-Kristall-Statikaufladungs-Eliminierer
– einer Carbonfaser-Plattenbürste VMP Dust-up
Nun zum Preis: Für den Plattenspieler selbst hätte ich gerne 150 EUR als Trennungsschmerzversüßungsprämie, für das Zubehör-Paket 50 EUR; zusammen also 200 EUR.
Den Dreher möchte ich definitiv nicht versenden, hoffe also entweder auf einen Käufer aus dem Großraum ER-FÜ-N-SC. Das Zubehörpaket kann grundsätzlich separat abgegeben und auch problemlos verschickt werden, aber nur, sofern der Käufer des Plattenspielers selbst kein Interesse daran hat. Ich möchte zunächst jedem Interessenten die Option zum Kompletterwerb offenhalten.
Probehören ist natürlich immer noch möglich. Die in acht thematisch sortierte Konvolute aufgeteilte Schallplattensammlung ist zwar bereits in diversen Kartons auf dem Weg zu den neuen Besitzern, aber eine einzige schwarze Scheibe ist noch übriggeblieben und kann jederzeit zum akustischen Leben erweckt werden... Ich freue mich über jede Interessenbekundung per Mail von einem latent guten neuen Herrchen (oder Frauchen).
Montag, 31. August 2015
Fahrrad in Regensburg-Prüfening |
Fahrrad in Fürth (Bay) |
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Mittwoch, 5. August 2015
Im Rahmen eines durch Team-Vergrößerung bedingten Bürotausches mußte unter anderem der Schreibtisch einer derzeit kurenden Kollegin von einem Raum zum anderen verbracht werden. Da die (eher ausladenden) Schreibtische und die (eher schmalen) Türöffnungen in kritischem Verhältnis zueinander stehen, muß man die Tische bei solchen Aktionen normalerweise umlegen und hochkant transportieren.
Wäre ja alles kein Problem gewesen, wenn die absente Kollegion ihren dienstlichen Klapprechner nicht vermittels eines Seilschlosses nach Kensington-Patent fest mit der Tischfußkonstruktion verbandelt gehabt hätte. Wie aber jetzt den empfindlichen Apparillo schnell und schmerzlos vom Tisch bekommen, um denselben von derben Kerls wegwuchten lassen zu können?
Eine Zimmergenossin hatte schon probiert, das 4‑stellige Zahlenschloß mit dem Geburtsjahr der Kurlauberin zu öffnen, aber der Versuch war leider nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Der zonebattler ward um Rat gebeten und eilte zur Hilfe...
Und was dachte er sich? Erstens: Der Mensch ist faul und konfiguriert selten um, was er funktionsfähig in die Hände bekommt. Zweitens: Was für eine Zahlenkombination würde wohl ein Hersteller als »Default-Einstellung« für den Lieferzustand vorsehen? Drittens: Probieren wir doch daher zunächst einmal »0000« aus.
Klickel, Klickel, Sproing: Offen war das Schloß, offen auch die Münder der umstehenden Zeugen. Überrascht war sogar der Berichterstatter selbst, da längst nicht immer auf Anhieb funktioniert, was er sich so zurechtlegt in seiner naiven Weltsicht. Allen Besitzer(innen) von Zahlenschlössern sei hiermit als Moral von der Geschicht’ angeraten, die Kombination »0000« zu meiden resp. unverzüglich abzuändern, denn was ein reiner Tor wie der zonebattler kann, können Schurken schon lange!
Samstag, 4. Juli 2015
... wäre dieser Tage dringend anzuraten angesichts der rekordverdächtigen Temperaturen, die des zonebattler’s Badethermometer schon auf dem trockenen Teppich der guten (und schattigen!) Stube anzeigt:
Abkühlung tut not! Immerhin konnte im Gefrierfach unseres gefundenen Kühlschrankes endlich Platz geschaffen werden für eine Eiswürfelbereiterschale. Prosit!
Montag, 22. Juni 2015
An unserem Schrebergarten fahren neuerdings seltsame Fahrzeugkolonnen dem Sonnenuntergang entgegen:
Weiße Laken waren zu meinen Jugendzeiten das gängige Faschingskostüm für juvenile Gespenster-Darsteller, und so ähnlich schauen diese »geisterhaften« Automobile in ihrer eigenartigen Uniformiertheit ebenfalls aus:
Die weißen Hussen dienen natürlich dem Schutz und der Schonung von Lack und Anbauteilen dieser mutmaßlich ziemlich teuren Gefährte, aber etwas merkwürdig ist einem schon zumute beim Durchrumpeln der extrem langen Züge, zumal die geladenen Autos nicht eben freundlich dreinschauen. Na ja, solange es nur quietscht und nicht »Buuuuuhuuuu« macht, soll es mir recht sein...
Sonntag, 14. Juni 2015
So sprach einst Hans Albers als Baron Münchhausen im grandiosen UfA-Jubiläumsfilm von 1943, und es muß im Nachhinein Wunders nehmen, daß im späten Nazireich ein so anspielungsreicher Satz unbeanstandet durch die Zensur kam. Seit ein paar Tagen ist auch in Fürth die Zeit kaputt, jedenfalls für mich, der ich werktags außer Sa (nicht 24.12., 31.12.) des Morgens zum Hauptbahnhof haste und beizeiten nach der großen Uhr im südseitigen Giebel des Empfangsgebäudes schiele, um zu sehen, ob ich noch einen Zahn zulegen muß, um meinen Zug zuverlässig zu erreichen:
Es gibt aber neuerdings nichts mehr zu sehen, zumindest keine Uhrzeit mehr. So einen dreisten »Zeitdiebstahl« habe ich zwar schon vor zwei Jahren in der Zitadelle von Victoria auf der Insel Gozo bemerkt, aber da war immerhin noch das Zifferblatt vorhanden und nur die Zeiger verschwunden. Hier in der Heimat schmückt jetzt nur noch ein nebulöses Rund die Fassade:
O tempora, o mores! Was soll das werden? Hat DB Station&Service den maroden Mechanismus zu Reparatur- und Wartungszwecken ausbauen lassen, auf daß uns in Kürze wieder zuverlässig Stunde und Minute gewiesen werden können? Oder hat man die kaputte Uhr verschrottet, weil man lieber gar keine Zeit anzeigt als eine falsche? Rückbau also als kostengünstige Problemlösung? Wäre einerseits verständlich in Zeiten, wo fast jede(r) ein Smartphone mit präziser Zeitanzeige in Händen hält, andererseits aber ein trauriges Symbol für die allenthalben erodierende Infrastruktur.
Und es wäre nicht des erste Mal: Sowas kennen wir leider bereits in Sachen elektronische Abfahrtstafel, deren südstädtische Ausgabe auch erst kaputt, dann repariert, dann erneut defekt und schließlich ersatzlos verschwunden war. Bleibt zu hoffen, daß die DB die Zeichen der Zeit (und die Wichtigkeit dieser elementaren Dienstleistung) erkennt und uns Südstädtern bald wieder mitteilt, was die Stunde geschlagen hat...
Freitag, 22. Mai 2015
Auch wenn Puerto de la Cruz eine »echte« Stadt mit »echten« Bewohnern ist – eine vom Tourismus geprägte Gemeinde ist sie natürlich dennoch. Das merkt man an den unzähligen Bars und Restaurants, das sieht man auch an den (Lebens-)Künstlern aller Art, die an der Uferpromenade ihre mehr oder weniger originellen Dienste und Dinge anbieten.
Wie neulich in Paris fielen dem rapportierenden Beobachter die Heerscharen fliegender Maler und Zeichner auf, die nicht nur Politiker(innen) und dem glamourlosen zonebattler gemeinhin völlig unbekannte »Celebrities« auf pointiert überzeichnete Weise auf’s Blatt bringen, sondern auch die vorbeiflanierende Kundschaft. Letztere gegen Entgelt, wie sich von selbst versteht...
Der Berichterstatter, der um die Durchschnittlichkeit seiner Erscheinung weiß, macht um Offerten dieser Art regelmäßig einen weiten Bogen. Und was sollte er mit der fertigen Karikatur seiner selbst dann anfangen? Über sich lachen kann er schließlich auch ohne derlei Hilfsmittel!
Schlußendlich fertigt er selber Bilder an, freilich nicht mit Stift oder Pinsel, sondern mit seiner mittlerweile von vielen Urlaubsreisen patinierten Kompakt-Kamera. [1] Meist geht es ihm dabei bekanntermaßen nicht um getreuliche Dokumentation, sondern eher um graphische Abstraktion:
Zugegeben, man muß nicht unbedingt nach Teneriffa fahren, um minimalistische Fotos zu machen, aber hier wie fast überall gilt, daß die vom Menschen geformte Welt desto banaler und häßlicher ausschaut, je mehr man von ihr mit auf’s Bild bannt...
Aber da man eine Reise-Reprise ja schwerlich nur mit künstlerisch ambitionierten Detail-Herauslösungen bestreiten kann, soll der Blick jetzt erstmal wieder weiter schweifen. Hier freuen sich ein paar Jungs auf strandnaher Sitzgelegenheit ihres Lebens und betrachten dabei die sich ausbreitende Bebauung westlich von Puerto:
Die gut gebräunten Kerls waren vermutlich Einheimische, jedenfalls keine Briten: Die von der großen Insel sind gemeinhin zweifelsfrei zu bestimmen, da sie typischerweise käseweiß auf die spanischen Eilande kommen und spätestens am dritten Tag ihres Aufenthaltes krebsrot gesonnenbrandet umherlaufen...
Freudige Zerstreuung sucht der Mensch indes nicht nur zu Lande und am (bzw. im) Wasser, sogar der Luftraum ist längst von adrenalinsüchtigen Reisenden auf der Suche nach dem besonderen Kick bevölkert: Oben bei der Hochstraße zum Teide springen bei schönem Wetter Gleitschirmflieger im Doppelpack ab, wir hatten Gelegenheit, sowohl einige Starts in ca. 1000 m Höhe als auch mehrere Landungen unten auf Meeres-Niveau zu beobachten:
Der lautlose Segelflug kann bis zur einer halben Stunde dauern, wir haben nach mühsamer Hochkrabbelung auf den Bergrücken den schönen Schirmen bei ihrer lautlosen Reise nach drunten lange nachgeschaut. Merkwürdigerweise haben wir aber nirgends einschlägige Offerten gesehen, obwohl man sonst allerorten auf ausgelegte Flyer von Wander-Veranstaltern und anderen Freizeit-Verbringungs-Helfern stößt. Offenbar ist die Hanggleiterei unter dem Seidendach doch (noch) etwas eher Elitäres...
Springen wir wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Während man im Süden der Insel tatsächlich frachterweise Sahara-Sand über den Strand gekippt hat, um den bewegungsscheuen Faulenzer-Touristen Südsee-Feeling zu bescheren, sind die Strandabschnitte im Norden Teneriffas noch so, wie sie seit jeher waren und recht eigentlich auch sein müssen, nämlich schwarz. Klar, daß sich der dunkle vulkanische Auswurf im prallen Sonnenlicht weit stärker aufheizt als helles Schüttgut aus Afrika, aber wenn man nicht unbedingt barfuß unterwegs sein muß, hält man das gut aus, wie dieser musikkonservenbeaufschlagte Strandläufer hier souverän demonstriert:
Wohin der Herr mit zeitgeistgemäßer Ideal-Figur so beschwingt eilte, ist nicht überliefert. Wir folgten ihm ein Stück Weges, denn wir wollten an diesem unseren zweiten Urlaubstag an der Küste entlang nach Westen wandern bis zum Mirador de San Pedro.
Nur ein paar Minuten nach der Begegnung mit jenem hurtig ausschreitenden Mann am schwarzen Strande kam mir dieser Hotelklotz vor die Linse, der uns bei späteren Ausflügen ins Gebirge als im Wortsinne hervorstechende Landmarke die Identifizierung der auf die Entfernung doch recht ähnlichen aussehenden Ansiedlungen erleichterte:
Zweifelsfrei kriegt man in so einer himmelstürmenden Origami-Faltschachtel aus Beton wie diesem »Maritim« mehr Leute unter als in so einem antiquiertem Hotel wie dem »Metropol«, aber für uns persönlich wäre sowas keine ernstzunehmende Beherbergungs-Alternative. Gerne hätten wir im Rahmen einer ambulanten soziologischen Studie herausgefunden, was für Leute wohl in solchen Bewahranstalten absteigen, allein, wir haben keine gesehen. Offenbar werden die Insassen nur zu bestimmten Zeiten ebenso busladungsweise herangekarrt wie abgefahren, wir sahen im weiten Umkreis um den Klotz jedenfalls kaum eine lebene Seele...
Weiter im Text, weiter auf unserem Weg gen Westen. Was zu gefallen weiß, sind einzelne Häuser in der nach unserem Maßstäben einigermaßen »zersiedelt« zu nennenden Landschaft, in der offenbar jeder seine Finca dahin stellen kann, wo es ihm gerade paßt. Manchmal geht das sogar mit ästhetischem Feingefühl vonstatten, und das Ergebnis sind großartige Kontraste von blauem Meer (und Himmel), roten Dächern und schneeweißen Wänden:
Man beachte die Oberkanten der hübsch verzierten Ziersteinmauer: Ja, das sind einzementierte Glassplitter, die weniger der Dekoration als vielmehr der Abwehr unerwünschter Übersteiger dienen sollen (und das fraglos auch erfolgreich tun). Nicht einmal Teneriffa scheint ein Paradies der Ehrlichen und Neidlosen zu sein...
Wandern wir noch ein Stück weiter, so erspähen wir bald eine pittoreske Ruine, deren Abbild in keinem Reiseführer fehlt und die wirklich ganz außerordentlich anziehend wirkt, trotz (oder wegen) ihres ziemlich beklagenswerten Zustandes:
Bei der »Casa Hamilton« handelt es sich nicht um ein altes Kloster, wie uns manche Hobby-Knipser auf Google Earth weismachen wollen, sondern um eine ehemalige Quellwasser-Pumpstation, mit deren Hilfe die umliegenden Felder und Plantagen bewässert wurden. Die immer noch würdevolle Ruine ist an sich nicht zugänglich, übt aber natürlich auch deshalb einen großen Reiz auf kamerabewehrte urban explorer aus. Hier zeigt ein solcher eindrucksvolle Fotos des gründerzeitlichen Industrie-Reliktes; leider hat der Kollege es sich allerdings nicht verkneifen können, bei der Bearbeitung seiner HDR-Bilder die Stellschrauben sämtlicher Parameter viel zu weit aufzudrehen. Die resultierende Künstlichkeit am Rande des Erträglichen hätte nicht sein müssen, die gewählten Ausschnitte und Perspektiven lohnen aber dennoch die nähere Begutachtung.
Und damit genug für heute, wir legen jetzt eine (etwas ausgedehnte) Picknick-Pause ein und wandern in einer Woche frisch gestärkt weiter...
[1] Leider altern moderne Digital-Dinger aus sprühlackiertem Plastik typischerweise nicht annähernd so würdevoll und auratisch wie alte Apparate aus der Analog-Ära. Da waren bzw. sind meine zehn alten Minoltas doch von ganz anderem Schrot und Korn. Immerhin muß man sich heutzutage mit Leichtbau-Knipsen weniger abschleppen, und das hat ja auch sein Gutes...
Freitag, 3. April 2015
Ich habe ja schon ewig lange kein Preisrätsel mehr ausgelobt, aber am heutigen Karfreitag könnte ich meiner geschätzten Leserschaft doch mal wieder was zum Nachdenken geben. Also gut: Was ist das hier für ein geheimnisvolles Technik-Trumm?
Kleiner Tipp: Ich mußte zum Fotografieren die Wohnung nicht verlassen!
Mittwoch, 29. Oktober 2014
Als neulich jemand im von mir fast täglich bespielten Old-Fidelity-Forum in der An- und Verkauf-Rubrik ein olles iPad der ersten Generation in neuwertigem Erhaltungszustand anbot, schlug ich ohne langes Überlegen zu und erstand das originäre und damit technik-historisch bedeutsame Tatsch-Tablett für einen schlanken Hunderter. Im Laufe der Abwicklung stellte sich heraus, daß der Verkäufer nicht nur ein Vornamensvetter von mir ist, sondern auch noch am gleichen Tag Geburtstag hat, was den doppelsteinböckischen Deal schon mal unter einem guten Sternbild ablaufen ließ.
Wenige Tage später kam per Post ein wohlriechender Schuhkarton an, der ursprünglich lederne Damenstiefel beherbergt hatte von der gleichen Größe, wie sie auch des zonebattler’s besserer Hälfte passen würden. Was mich aber nicht zum Spinnen von abstrusen Verschwörungs-Theorien veranlaßte: Das dem Karton entnommene iPad entpuppte sich in der Tag als makellos und im Vollbesitze seines ursprünglich mitgelieferten Original-Zubehörs. Für kleines Geld (sprich mit Porto immer noch für einen einstelligen Betrag) ließ ich mir noch aus England eine hauteng geschnittene Hülle aus einem silikonartigen Weichmaterial kommen, welche die Rückseite des Pads und dessen Kanten vor Beschädigungen schützt und den ganzen Apparillo überdies griffiger in der Hand liegen läßt. Perfekte Paßform, perfekter Start!
Der Auslöser für den Spontankauf war die vage Idee, das bescheiden bestückte Brettchen (WLAN-Version, 16 GB Massenpeicher) als drahtlos angekoppeltes Internetradio zur Musikbeschallung über die große HiFi-Anlage einzusetzen. Später kam die Überlegung hinzu, das iPad auch für jene Aufgaben heranzuziehen, die der Autor dieser Zeilen gemeinhin auf dem vom Arbeitgeber gesponsorten iPad neuerer Bauart seiner Lebensgefährtin ausführt, wenn diese abends noch am Hauptcomputer im großen Salon zugange ist und weder das gemeinsame Sofa noch ihr eigenes iPad in Beschlag nimmt. Verführerisch nahm also der Gedanke Konturen an, das neue/alte Pad zur Emanzipation vom gerne gegriffenen Tablett der Freundin zu benutzen und sich dann in den letzten Stunden des ausklingenden Tages nur noch um den besten Platz auf der Couch balgen zu müssen...
Das Ertüchtigen eines alten Gerätes für aktuelle Zwecke aber ist in der Tat nicht ganz so einfach, denn die Hardware der 1. iPad-Generation ist nach heutigen Maßstäben uralt bis prähistorisch, auch wenn die Markteinführung gerade mal vier Jahre her ist. Folgendes muß man wissen (und damit leben können), wenn man es mir nachtun und ein billig erschnapptes iPad mit Gewinn und Spaß betreiben will:
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Das Ur-iPad hat keine Kameras eingebaut, Knipsen, Skypen und dergleichen fällt also schon mal flach. Braucht aber längst nicht jede(r), und auch aktuelle Pads saugen weder Staub noch waschen sie das Geschirr ab.
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Die Auflösung des Bildschirms ist mit 1024 x 768 Pixeln sichtbar gröber als die heutigen »Retina«-Displays mit der vierfachen Pixelzahl (2048 × 1536) auf gleicher Fläche. Dazu sage ich gleich noch was...
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Der nicht erweiterbare Arbeitsspeicher zur Programm-Ausführung (RAM, nicht zu verwechseln mit dem Massenspeicher zur Datei-Ablage) ist mit 256 MB grenzwertig knapp bemessen, was man sehr bald bemerkt, wenn man mit dem Safari-Webbrowser komplexe Seiten ansurft, die den Browser dann urplötzlich abstürzen lassen. Ganz klar ein Fall von failure by design!
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Im gegenwärtig tobenden Wettbewerb zu kleinerer, leichterer, schickerer, tollerer Bauform kann man mit dem bauchigen Boliden keinen Blumentopf mehr gewinnen. Andererseits: Ein paar Zentimeter am eigenen Bauchumfang abgespeckt (und ein paar Kilo Gewicht gleich mit abgeworfen) sowie im Gegenzug die Armmuskulatur gestärkt wäre das erstrebenswertere und die eigene Befindlichkeit deutlich mehr befördernde Ziel...
Also gut, ich hatte also ein schwachbrüstiges Ur-iPad in Händen und schickte mich an, es im Rahmen des Möglichen zu optimeren. Als sehr erfreulich erwies sich schon mal die immer noch sehr respektable Akku-Laufzeit, bei täglicher Benutzung für 1–2 Stunden muß das Pad allenfalls zweimal pro Woche an die elektronenspeisende Nabelschnur gehängt werden. Gemessen hab ich’s nicht, aber die Durchhaltezeit ist wirklich noch beeindruckend und mehr als nur OK. Wollen wir hoffen, daß das so bleibt.
Die Sache mit der Auflösung des Displays ist auch weit weniger dramatisch als anfangs befürchtet: Natürlich sieht schon das unbewaffnete Auge – das kritisch-geschulte des zonebattler’s zumal – den Unterschied zur vierfachen Pixelzahl und entsprechend höheren ‑dichte sofort, wenn altes und neues Pad nebeneinanderliegen und zum Vergleich das gleiche Bild anzeigen. Nur: Wenn die Schrift so winzig wird, daß man sie auch mit Brille kaum noch lesen kann, dann zoomt man sie halt mit einer Zweifinger-Geste auf, und dann ist sie auf dem alten Display so gut zu lesen wie auf dem neueren. Bei Fotos und Videos bemerkt man sowieso kaum einen Unterschied, das liegt in der (physikalischen) Natur der Sache.
Als schwieriger erwies sich der Umgang mit der Software, sprich das Bestücken mit Anwendungen (neudeutsch »Apps« geheißen): Da das iPad 1 als letzte betriebssystemseitige Ausbaustufe unter iOS 5.11 läuft (die derzeit aktuelle Version für jüngere Geräte ist iOS 8.1), kann man sich nur solche Apps herunterladen und installieren, die auch unter dieser alten Betriebssystemvariante lauffähig sind. Das sind bei weitem nicht alle, im Gegenteil: Viele Apps erfordern heutzutage mindestens iOS 6 oder gar iOS 7, um sich überhaupt auswählen und ausprobieren zu lassen...
Aber da sich ja unsereins ausweislich des eigenen Impressums als Tüftler sieht und betrachtet, war das eher eine Herausforderung als ein Ärgernis. Nach einigen Stunden erwartungsfrohen Experimentierens kann ich in der Tat sagen, daß man mit einem alten iPad immer noch einigermaßen vorne mitspielen kann, wenn man hervorragende Verarbeitung und solide Handhabungs-Qualitäten ebenso schätzt wie intuitiv bedienbare Software. Nachfolgend empfehle ich ein paar ressourcensparende Werkzeuge für die mir persönlich wichtigen Einsatz-Szenarien:
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Internettiges Radiohören funktioniert hervorragend mit der App radio.de. In der nach Genre sortierbaren Senderliste findet jede(r) die eigenen Lieblingssender! Meiner einer läßt sich gerne von barocken Trompetenkonzerten, gelegentlich aber auch von loungigem Smoothgejazze hintergrundbeschallen: Was drahtlos per WLAN vom Router reinkommt, wird vom iPad via Bluetooth ebenso schnurlos an ein an die große HiFi-Anlage angestöpseltes Empfängerlein weitergereicht. Kommode Bedienung und eine mehr als nur befriedigende Klangqualität: Das war’s, was ich suchte und wollte. Allein dafür hat sich die Anschaffung (aus meiner höchst subjektiven Sicht) schon rentiert!
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Videos gucken will man auch hin und wieder, sei es, um sich an tolpatschigen Katzenbabies zu ergötzen, sei es, um sich mit anderen infantilen Bewegtbildern den Feierabend zu versüßen: Dafür taugt die mitgelieferte YouTube-App allemal! [1]
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Um von Kanapee oder Fauteuil aus mal eben elektrische Post zu empfangen und zu versenden ist die gleichfalls zur Grundausstattung gehörende Mail-App bestens geeignet.
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Zum Surfen in den Weiten und Tiefen erweist sich der Grazing Web Browser als zuverlässiger Partner, der aufgrund seines cleveren Speicher-Managements deutlich seltener abstürzt als der reguläre Standard-Browser Safari. Klasse!
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Zum Bilder herumzeigen hat man mit der Standard-App Fotos schon das nötige Tool an Bord. Wie aber die vorzuführenden Schnappschüsse auf das Pad bringen, ohne sich und seinen Rechner mit dem unsäglichen iTunes-Programm kontaminieren zu müssen? Dafür gibt es allerlei Transfer-Apps, die alle ähnlich funktionieren: Man startet die App auf dem Pad, ruft auf dem PC (der dabei im gleichen Netzwerk angemeldet sein muß) eine bestimmte Adresse im Webbrowser auf und kann dann über ein Webinterface die zu übertragenden Bilddateien auswählen und einem Album zuordnen. Aus der Fülle ähnlicher Apps habe ich mit WiFi Album Free eine noch unter iOS 5.11 ihren Dienst tuende Variante gefunden. Deren Bedienoberfläche schaut zwar nicht so schick aus wie die anderer Produkte, funzt dafür aber tadellos, und das ist ja schließlich das einzig relevante Kriterium...
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Für den seltenen Fall, daß dem zonebattler zum Ferngucken zumute ist (etwa 1x alle 14 Tage), ist es schön zu wissen, was gerade läuft, denn der zeitraubenden Zapperei will unsereiner nicht mehr erliegen. Daher lautet meine Empfehlung für ein visuell schick aufbereitetes TV-Programm: Klack für Tablet. Mit wenigen Hand- bzw. Fingergriffen wählt man seine Sender aus und sortiert sie in die gewohnte Reihenfolge, und schon kann man in einer Zeitschiene mit allen Sendern untereinander sehen, was gerade wo ausgestrahlt wird.
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Benötigt man zwecks Vor- oder Nachbereitung einer Wanderung oder Radtour geographische Orientierung, so ist das vorinstallierte Google Earth die ebenso naheliegende wie optimale Wahl.
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Last but not least will man sich vielleicht mal Notizen machen, wenn einen der Geistesblitz trifft und Papier und Bleistift gerade nicht in Griffweite sind. In diesem Fall kriegt man UPAD Lite umstandslos was später noch Lesbares auf’s Glas gekrakelt...
Mehr brauche ich nicht, mehr nutze ich nicht, nach mehr verlangt es mich nicht, und das gilt im Großen und Ganzen auch für das neuere und softwaremäßig auf dem aktuellen Stand der Technik befindliche Pad der besseren Hälfte. [2] Insofern hat sich der Apfel-Kauf für mich gelohnt, wobei ich aber auch weiterhin Birnen und andere Früchte zu goutieren gedenke.
zonebattler’s Fazit: Ein aktuelles iPad ist schön und teuer, ein älteres erheblich billiger, aber immer noch fesch und nicht nur als Briefbeschwerer nützlich!
[1] Bei der Gelegenheit sei erwähnt, daß mir die App-Icons des alten iOS 5.11 in ihrem nach offizieller Apple-Doktrin inzwischen geächteten Skeuomorphismus erheblich besser gefallen als die neuen Symbolbildchen. Namentlich ist mir beispielsweise das frühere YouTube-Icon – ein knuffig-stilisertes Abbild eines Röhrenfernsehers aus den 1940er Jahren – erheblich sympathischer als das rote »Play«-Dreieck auf weißer Tastenfläche im roten Kästchen beim aktuellen iOS. Apple fiele kein Zacken aus der Krone, wenn sie dem Benutzer die Wahl ließen zwischem einem »modernen« und einem »klassischen« Symbolsatz...
[2] Über die Tauglichkeit der hauseigenen Orga-Anwendungen (Erinnerungen, Kalender, Kontakte, Nachrichten, Notizen) kann ich nicht urteilen, da mir sowohl die Apple-Cloud als auch andere wolkige und nebulöse Dienste zutiefst suspekt bis zuwider sind: Ich mag meine vertraulichen bis geheimen Daten nicht plappertaschigen Apps anvertrauen, sondern speichere sie seit vielen Jahren in meinem ollen Palm-Organizer ab, den ich an und mit allen von mir benutzten PCs offline via Kabel oder Infrarot-Auge synchronisiere. Man mag mich dafür belächeln, aber es funktioniert bestens: Ich habe noch nie irgendwelche für mich relevanten Daten verloren, nicht bei Bedarf zur Hand gehabt oder fahrlässig wildfremden Leuten zugänglich gemacht. Das soll auch weiterhin so bleiben.
Freitag, 24. Oktober 2014
So, mit einem gemieteten Automobil erschließen sich dem Wanderer auch die etwas entlegeneren Gegenden, wenngleich mit dem systembedingten Nachteil, daß man am Schluß der Tagestour wieder zum Standort des Fahrzeuges und damit zum Ausgangspunkt zurückkommen muß. Aber gut, ist halt so. Das Herumfahren im eigenen Wagen ist im Tramuntana-Gebirge mit einiger Lenkrad-Kurbelei verbunden, die Straßen sind schmal und mäandrieren fröhlich am Hang entlang. Unsere flache Flunder der Marke Opel verfügte im Gegensatz zum eigenen LowTech-Minibus über allerlei maschinelle Bedienungshilfen, und so geriet das ständige Drehen des Volants nicht wirklich zur muskulösen Anstrengung. Wohl aber zur mentalen, denn trotz (oder wegen) der beachtlichen Steigungen hier und der Gefälle dort sind die Straßen voller Masochisten, die sich auf Rennrädern oder Mountainbikes die Hügel hochquälen und es runterwärts munter laufen lassen, bis die nächste Kurve ein Abbremsen und ein Verlassen der Ideallinie erzwingt. Da fühlte sich der zonebattler schon recht herausgefordert, zumal das Leihauto im Gegensatz zum nasenlosen Glaskasten daheim über eine lange und unübersichtliche Frontpartie verfügte. Dennoch ging der Urlaub letztlich – soviel sei hier beruhigend vorweggenommen – völlig kollisionsfrei vonstatten.
Also auf geht’s, die Wanderstiefel in den Kofferraum geworfen und hakenschlagend und serpentinenfahrend durch die grandiose Berglandschaft nach Sa Calobra aufgebrochen, wo es einen kleinen Strand gibt und die Einmündung des Torrent de Pareis, eines Sturzbaches, in dessen grandiose, natürlich nicht ständig wasserführende Schlucht wir uns einige hundert Meter weit vorgewagt haben:
Man beachte die beiden winzigen Wanderer im Hintergrund, an derer Größe resp. Kleine die Dimensionen der steilen Schlucht deutlich wird. Erstaunlich, was einem da so alles entgegenkam, vom bestens ausgerüsteten Trekking-Experten bis hin zum sandalentragenden Schulkind. Ganz wollten wir den Torrent nicht hinaufsteigen, das hätte uns zuviel Zeit gekostet, die uns später an anderer Stelle gefehlt hätte...
Also machten wir irgendwann kehrt und kraxelten wieder zurück bis ans flach auslaufende Ende der Schlucht, tappten nochmals bis ans Meer und erfreuten uns dort des Anblicks der von des Ortes unermeßlichen Schönheit niedergestreckten Touristen:
Ja, so kann man’s natürlich auch machen, wenngleich unsereiner der Meinung ist, daß man im April sogar daheim in der Sonne schmoren kann, mit mutmaßlich geringerem Sonnenbrand-Risiko, vom Hautkrebs gar nicht zu reden. Aber den konservierenden Pökel-Effekt der gischtbeförderten, salzhaltigen Luft hat man natürlich nur am Meeresstrand und nicht im fernen Binnenland...
Wir schlichen an den Liegenden vorbei zu unserer schnittigen Karosse zurück, fanden diese unversehrt und unbestrafzettelt am Eingang zur Bucht vor und machten uns auf den Rückweg, den wir hier und da zwecks Aussichtsgenuß unterbrachen. Hier sehen wir unseren modisch kaffeebraun-metallic eingefärbten OPEL Astra am höchsten Punkt der serpentinenreichen Straße zur Bucht Cala Tuent:
Angesichts unübersehbarer Horden von Radlern (die einen von links hoch und nach rechts runter, die anderen von rechts hoch kommend und nach links runter wollend) haben wir uns die Cala Tuent geschenkt und sind wieder in Richtung Port de Sollér gefahren, nicht ohne noch einen ausgedehnten Spaziergang rund um den schönen Cúber-Stausee zu unternehmen. An dessen sanft sich im Winde kräuselnden Gestaden sich allerlei farbenfrohes Getier am Grase labt:
Vermutlich ist die Colorierung seines dichten Pelzes weniger dem Modebewußtsein des Schafes als vielmehr der Gewitztheit seines Besitzers zu verdanken, der seine Herde per Spraydose mit einem weithin zu sehenden Eigentumsmerkmal versehen wollte. Wandelnde Farbkleckse findet man zudem im Gebirge zwischen all den hellgelben Steinen viel schneller wieder, und freundlicher als ein brutal eingeschmortes Brandzeichen ist buntes »Haarspray« doch auch allemal!
Den Cúber-Stausee per pedes zu umrunden ist ein unbeschwertes Vergnügen, welches man Mallorca-Besuchern nur wärmstens ans Herz legen kann: Der Weg am Ufer verläuft naturgemäß eben und verleiht der Wanderung Spaziergang-Charakter, aber die Aussicht ist grandios und das in alle Richtungen. Der zonebattler hätte vor dieser Reise nicht für möglich gehalten, daß man auf der Hauptinsel der Balearen Fotos wie dieses hier machen kann:
Wenn man nicht gerade Geologe ist, könnte man das doch glatt für ein alpenländisches Panorama halten, nicht wahr? Aber nein, mitten im Mittelmeer gibt es steinere Auffältelungen zu bestaunen. Bei dem Gebäude handelt es sich übrigens um eine staatliche (wenngleich nicht stattliche) Wanderhütte, das Refugio de Cúber. Leider hatte das Refugium wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber nachdem wir dort ohnehin weder essen noch übernachten wollten, machte uns das nichts aus. Auch geöffnete Refugios kann man übrigens nicht einfach so aufsuchen in der Hoffnung auf Kost und Logis: Beides muß lange im Voraus bestellt und reserviert werden, sonst hat man das Nachsehen und muß unter freien Himmel frierend und hungernd den neuen Tag erwarten...
Nach erfolgter See-Umrundung (für die man etwa 1,5 Stunden braucht) machten wir auf dem Heimweg nochmal in Sollér Station (Straßenbahnen gucken und Orangen-Eis goutieren), bevor wir dann wieder zurück in unser Hafenstädtchen fuhren und den Tag rotstichig und kitschgefährdet an der Steilküste oberhalb der Bucht ausklingen ließen:
So gegen 20:30 Uhr plumpst Ende April die Sonne ins mallorquininsche Meer, und der Anblick ist immer wieder sehr erbaulich. Danach kann man noch bei relativ angenehmen Temperaturen draußen sitzen bleiben oder sich ins Hotelbett fallen lassen, um dort noch ein wenig durch das digitale Fenster in die weite Welt zu schauen, eine verführerische Option, die wir in der Regel präferierten...
Bevor wir für heute das Licht ausknipsen, gehen wir noch der Frage nach, was man denn als Gast auf Mallorca sinnvollerweise kaufen kann. Die erste Antwort liegt auf der Hand: Orangen!
Das Bildbeispiel stammt aus dem schönen Städtchen Valldemossa und illustriert den augenfälligen Vorteil der überall auf der Insel erhältlichen Südfrüchte: sie sind dort konkurrenzlos (oder vielmehr konkurrenzbedingt) billigst zu haben. Das zweite Alleinstellungsmerkmal kann nur aus speichelflußtreibender Erinnerung beschwörend bekräftigt werden: Die mallorquinischen Orangen sind wunderbar wohlschmeckend, saftig und aromatisch. Frischer kriegt man sie sowieso nirgends. Wer auf Mallorca die prallen Früchte des Landes links liegen läßt, verpaßt einen der göttlichsten Genüsse, die das Land und das Leben zu bieten haben!
Ansonsten halten sich die Touristen gerne an Klamotten, Kunststück, im Urlaub hat man Zeit und Muße zum Shoppen und das Geld sitzt lockerer als in des heimischen Alltags repetitiven Trott. Davon profitieren nicht nur die schicken Boutiquen und omnipräsenten Filialisten in Palma und den anderen Städten, sondern auch die kleinen Anbieter in den ruhigeren Winkeln des Eilands. In Valldemossa brauchte ich den Kamerablick nur von den Orangenbeuteln ein wenig zur Seite zu schwenken, um ein paar ambulant angebotene, fesch-feminine Kittel zu erhaschen:
Noch ein paar Meter weiter fand sich ein Laden voller entsetzlich kitschiger Mitbringsel aus überwiegend fernöstlicher Produktion, fabrikneuer Müll, bei dem man sich wirklich fragen muß, wer sich sowas antut und dafür auch noch Geld hinlegt. The horror! Den abartigen Schund abzulichten hätte sich des zonebattler’s motivverwöhnte Kamera fraglos geweigert. Doch jedem das Seine: Der Autor und seine bessere Hälfte neigen dazu, Souvenirs mitzunehmen, die einserseits nichts kosten, andererseits aber unermeßlich wertvoll sind: Wurzeln, Steine, Muschelschalen und andere Leichenteile, die noch viele Jahre später als Erinnerungsanker taugen...
Fortsetzung folgt: Demnächst gibt’s ein paar Vierbeiner sowie ein paar Zweibeiner von hinten zu sehen. Und auch – nun ja – ein ganzes Regal voller einzelner Beine ohne den Rest ihrer ehemaligen Besitzer. Bleiben Sie dran!
Süßer und scharfer Senf: