Donnerstag, 30. März 2006
Heute kam in einem unscheinbaren Postpaket eine kleine, persönliche Revolution ins Haus: Mit 46 Jahren kaufte sich der zonebattler seine erste Kamera von Canon! Als bekennendem Minolta-Fan mit einem kleinen Marken-Museum aus 10 analogen Spiegelreflexen fiel mir freilich die Hinwendung zum einstigen Erzrivalen des Lieblingsherstellers nicht allzu schwer: Minolta hat schon vor langer Zeit die Führungsrolle des innovativen Vorreiters abgeben müssen. Über die Gründe zu philosophieren ist müßig und dürfte die meisten meiner LeserInnen langweilen. Darum sei hier nur hervorgehoben, daß der Hobby-Lichtbildner zonebattler ab sofort keine seiner schweren Analog-Kameras mehr in den Urlaub mitzuschleppen gedenkt, hervorragende Objektive hin, kreative Möglichkeiten her. Der Aufenthalt in der Fremde will mit allen Sinnen genossen sein, das fotografische Festhalten pittoresker Erinnerungen hat sich dem unterzuordnen...
Was es für ein Modell geworden ist? Eine PowerShot A610, die einen vernünftigen Kompromiß aus optischer Leistung, vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten und kompakter Bauform darstellt. Zudem verfügt diese Kamera über ein Schwenkdisplay (wichtig für Aufnahmen über Kopf oder aus der Froschperspektive) und verdaut preiswerte Standard-Akkus in Mignon-Größe. Die Qual der Wahl ist mir bei technischen Gerätschaften heutzutage eher lästig, aber wenn man sich endlich dazu aufgerafft hat, kann man via Internet alles Relevante in maximal zwei, drei Stunden nachrecherchieren, ohne das Haus verlassen zu müssen: Je klarer das eigene Anforderungsprofil, desto weniger kommt in die engere Wahl.
Auch die Entscheidung für den Lieferanten war schnell gefällt: Während der hiesige SATURN (»Geiz ist geil!«) den empfohlenen Herstellerpreis von EUR 299,00 verlangte, war die Kamera bei amazon.de für EUR 229,00 zu haben. Zusammen mit einer schnellen 1 GB-Speicherkarte habe ich jetzt gerade mal EUR 284,95 bezahlt, bei blitzschneller Lieferung von gestern auf heute. So mag man das.
Wer auf des zonebattler’s Expertise etwas gibt, mag es ihm gleichtun. Eines freilich sei hervorgehoben:
Gute Bilder macht nicht die Kamera, sondern allein der Mensch dahinter! |
P.S.: Über meine Erfahrungen mit der neuen Gerätschaft werde ich in den eigenen Kommentaren zu diesem Beitrag berichten, vor allem aber gedenke ich in meinem Bildarchiv neue Arbeiten für sich sprechen zu lassen. Hier in meinem Blog gibt es wohl weiterhin überwiegend Schnappschüsse aus meiner zoomlosen 2 MegaPixel-Fixfokus-Billig-Knipse, die ich so gut wie immer einstecken und damit schußbereit am Mann habe...
Nachtrag vom 9. Okt. 2007:
Vor einigen Tagen habe ich das Nachfolgemodell Powershot A630 zu einem sehr attraktiven Preis in kaum gebrauchten Zustand erstehen können. Die im Vergleich zur A610 weiter erhöhte Auflösung (8,0 MP statt 5,0 MP) ist mir dabei weit weniger wichtig als das größere Schwenk-Display, an dessen neutralere (=weniger knalligere) Farb-Charakteristik sich der Umsteiger freilich zunächst gewöhnen muß. Obwohl das Display nicht an Auflösung gewonnen hat (und daher im Vergleich sichtbar pixeliger wirkt), ist es doch aufgrund seiner schieren Größe für die Bildgestaltung erheblich praxistauglicher geworden (Stichwort: gerade Horizonte)!
Leider mußte wegen des ausladenden Klapp-Bildschirmes der Speicherkartenschacht umkonstruiert werden: Die kleine SD-Karte steckt nunmehr nicht mehr wie bei der Vorgängerin in einem seitlich leicht zugänglichen Extra-Schacht, sondern um 90 Grad gedreht unten mit in der Batterie-Kammer. Vom Handling her ist das nun wieder deutlich unpraktischer, aber wer das eine will, muß halt das andere mögen... Und überhaupt gilt ja schließlich nach wie vor:
Die beste Kamera ist die, die man im Fall der Fälle griffbereit zur Hand hat! |
Inzwischen hat der Preisverfall dafür gesorgt, daß ich mittlerweile so gut wie immer nur noch die »gute« Knipse dabei (und stets am Mann) habe: Selbst im Falle eines Totalverlustes durch Mißgeschick oder Diebstahl ist das Schadensrisiko inwischen im niedrigen dreistelligen Euro-Bereich angelangt und damit durchaus vertretbar gering.
Nachtrag vom 29. Aug. 2008:
Nachdem sich diverse Ratsuchende auf zonebattler’sche Expertise hin das aktuelle Nachfolgemodell Powershot A650 IS gekauft haben, bin ich nun doch der nagenden Versuchung erlegen, es ihnen endlich gleichzutun. Auch diesmal ist mir der Zugewinn an Auflösung (12,1 MP statt 8,0 MP) gleichgültig bis eher lästig. Alles Mumpitz, erhöht das Rauschen, bläht die Dateien auf und letztlich bleibt die Optik doch der qualitätsbestimmende Flaschenhals. Aber man kann ja zumindest weiterhin mit moderater Auflösung knipsen, um die eigenen Festplatte(n) nicht gar zu schnell zum Überlaufen zu bringen...
Kaufentscheidend waren der am Tele-Ende erheblich erweiterte Zoombereich des Objektives, der aktive Verwackelungsschutz (»CCD-Shift-Bildstabilisator«) und nicht zuletzt die im direkten Vergleich aufallend bessere Auflösung des klapp- und schwenkbaren Rückendisplays, die den Kauf einer Brille weiter herauszuzögern hilft.
Nach ein paar Stunden des Ausprobierens sind mir weitere Aspekte positiv, andere Eigenheiten dagegen doch etwas negativ aufgefallen. Auf der Habenseite sind der sichtbar segensreiche Verwackelungsschutz und die aus der längeren Telebrennweite resultierende Möglichkeit zur bewußten Motivfreistellung (scharfes Hauptmotiv vor verschwimmenden Hintergrund) zu verbuchen. Auf der Sollseite stehen eine etwas plastikmäßige Haptik (Geschmackssache) und ‑weniger verschmerzbar- eine im Vergleich etwas trägere Arbeitsweise, insbesondere nach dem Auslösen. Das scheint mir eine Folge der absurd hochgetriebenen Auflösung zu sein, denn fotografiert wird schließlich immer (auch bei kleiner gewähltem Ausgabeformat) mit der vollen Sensor-Auflösung von 12 Megapixeln. Die müssen sofort intern verarbeitet werden, und das Mehr an Rechenleistung des neuen DIGIC III-Prozessors wird durch das Mehr an zu verwurstenden Bildpunkten offenbar mehr als aufgefressen. Gut, man kann immer noch passabel schnell schnappschießen, aber jede fühlbare Verlangsamung ist und bleibt ein ärgerlicher Rückschritt. Als lästig empfinde ich noch den neuerdings separaten Taster für die Einstellung der ISO-Empfindlickeit, der den bisher im rechten Bedienfeld an gleicher Stelle plazierten Druck-Knopf an die linke obere Gehäuseecke verdrängt hat. Jenen Knopf mit der blauen LED in der Mitte benutze ich zweckentfremdet zum Aufrufen von CHDK [1], und das geht halt jetzt nicht mehr nonchalanterweise mit dem ohnehin dort liegenden rechten Daumen, sondern nur noch mit umständlichem Umgreifen. Ebenfalls eine Verschlechterung, diesmal in der Kategorie Bedienungsergonomie, aber auch damit muß man schlicht zu leben lernen. Ansonsten: Klasse Kamera, für Knipser und Könner gleichermaßen!
[1] CHDK = Canon Hacker’s Development Kit
Die kreativen Möglichkeiten der Canon PowerShot-Kameras können durch diesen inoffiziellen »Hack« ganz erheblich erweitert werden. Der in den unten folgenden Kommentaren beschriebene Einsatz von CHDK geschieht auf eigenes Risiko: Eventuelle Folgeschäden an der Kamera sind weder von der Hersteller-Garantie abgedeckt noch können sie den hier berichtenden Autoren angelastet werden!
Fast jeden Werktag ‑ich weiß schon gar nicht mehr, seit wann- kommt mir morgens auf dem Weg zum Bahnhof ein freundlicher Herr entgegen: Er hat wohl noch ein paar Haare weniger auf dem Kopf als ich selbst und erinnert mich ein bißchen an eine verkleinerte Ausführung des Schauspielers Rolf Hoppe. Der flott ausschreitende Fußgänger schaut meist erfreut in den beginnenden Tag, und er hält stets und ohne Ausnahme den Kopf schief: Immer neigt er das Haupt zur rechten Seite und drückt sich mit der Hand etwas dagegen.
Anfangs dachte ich, der Arme habe Zahnschmerzen und müsse seine Backe kühlen. Bald aber bemerkte ich den wirklichen Grund: Der Mann telefoniert ohne Unterlaß! Ob ich ihm schon am Stellwerk begegne oder erst am Bahnhof, kein einziges Mal von inzwischen mehreren Dutzend zufälligen Begegnungen ist er mit sich und der Welt allein gewesen...
Da unsere Wege entgegengesetzt verlaufen und es mir zudem nicht zustünde, anderer Leute Konversation zu belauschen, erhasche ich nur zufällige Wortfetzen seiner Fern-Gespräche. Gleichwohl rätsele ich natürlich, was da wohl für eine Geschichte dahinterstehen mag: Eine von Panik heimgesuchte Mutter, die den längst erwachsenen Filius nur ungern in die Welt hinaus entläßt und nun unentwegt beruhigt werden muß? Oder ist der Mann womöglich ein vielbeschäftigter Manager (von was auch immer), der keine Minute seiner wachen Lebenszeit zu verschenken hat? Ein Psychiater, der seine Klienten beruhigt? Ein Meister, der Kontakt zu seinen Adepten hält? Ein emsiger Tester von geheimen Mobiltelefon-Prototypen? Ein Film-Mogul, ein Investment-Banker? Und gäbe es solche überhaupt in Fürth, von der Südstadt ganz zu schweigen?
Im Grunde will ich es freilich gar nicht wissen: Die Realität ist doch meist banaler als die Phantasie es sich auszudenken vermag. Ich wünsche dem geheimnisvollen Gentleman jedenfalls von Herzen einen immer hinreichend vollgeladenen Akku!
Montag, 27. März 2006
[uraufgeführt am 25. März 2006 anläßlich der 1. Fränkischen Bloglesung in Fürth.]
Die folgende Geschichte ist wahr und in jeder Hinsicht detailgetreu rekapituliert. Sie beginnt an einem harmlos erscheinenden Samstag im Winter 1997/98 (vielleicht auch 1998/99) frühmorgens im beschaulichen Forchheim (Oberfr.) und endet gut zwei Stunden später dortselbst mit einer für den Autor ziemlich schmerzhaften »Fränkischen Brühwurst« der überaus delikaten Sorte. Dazwischen liegen 120 Minuten voller Hektik in einer Art, wie sie sich nicht einmal ein öffentlich-rechtlicher Fernsehserien-Autor unter Drogeneinfluß einfallen lassen könnte. Doch gemach und immer der Reihe nach...
An jenem schicksalhaften Samstag Morgen stehen wir beizeiten auf, denn der Tag will gut genutzt sein: Der kindsköpfige zonebattler ist ganz scharf auf den Besuch einer Spielzeug-Sammlerbörse in Nürnberg, seine bessere Hälfte will indessen mit der Bahn nach Idar-Oberstein zu ihrer betagten Großmutter fahren. Mein Plan ist es, gemeinsam mit dem Auto aufzubrechen, die Freundin am Forchheimer Bahnhof abzuliefern und dann selbst gleich weiter in Richtung Nürnberg zu flitzen. Aber wie es immer so ist, es wird dann zeitlich doch etwas eng, und so springe ich letztlich nur mit Jogginghose, Sweatshirt und Birkenstock-Schlappen provisorisch bekleidet in die knuffige Renngurke, um die Lebensgefährtin gerade eben rechtzeitig in die Regionalbahn stopfen und verabschieden zu können.
Nach kurzem Hinterherwinken spurte bzw. schlappe ich zurück zum Wagen und fahre geschwind wieder nach Hause, um mich selber ausgehfertig zu machen. Doch kaum wieder daheim angelangt, vermisse ich meinen Hausschlüssel, den ich wenige Minuten vorher von außen in die Wohnungstür gesteckt hatte, um der nachfolgenden besseren Hälfte das Absperren zu erleichtern und wertvolle Sekunden Zeit einzusparen. Jedenfalls ist der Schlüsselbund jetzt nicht da. Nach panischem Absuchen sämtlicher Ablagen irrlichternden Blickes durchzuckt mich die schreckliche Erkenntnis, daß die per Stahlroß abgedampfte Freundin offenbar nicht nur das eigene Schlüsselmäppchen, sondern der Vollständigkeit halber auch noch das meine eingesteckt und mit auf die lange Reise genommen hat...
Heutzutage würde man bei sowas ungerührt das Handy zücken, die Situtation in Minutenschnelle klären und somit den Tag retten. Doch meine Geschichte spielt zu einer Zeit, da wir beide noch keine funkenden Handgurken haben, was mir sofort den Angstschweiß auf die Stirn treibt: Wie soll ich in unzureichender Bekleidung, ohne einen Pfennig Geldes in der Tasche die nächsten Tage bestreiten, ohne jede Aussicht, die eigene (gut verschlossene) Wohnung betreten zu können?
Sekunden später rase ich mit der Kraft eines pochenden Herzens in und dreier Zylinder hinter mir in Richtung Autobahn-Auffahrt: Ich habe mir eine winzige Restwahrscheinlichkeit ausgerechnet, die holde Schlüsselbewahrerin noch in Bamberg abfangen zu können, wo sie gute 20 Minuten Umsteigezeit zu verbringen hat. Kaum auf den Frankenschnellweg eingeschwenkt, trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag nieder, um gen Bamberg zu rasen. Also was man halt so »rasen« nennt als Renngurkenfahrer.
Um die Erzählung abzukürzen und keine strafrechtlich relevanten Tatbestände aufzuwärmen, überspringe ich die folgenden vierzig Kilometer und setze wieder ein, als ich mit quietschenden Bremsen vor dem Haupteingang des Bamberger Bahnhofes zum Stehen komme, noch rasch die Warnblinkanlage aktiviere und hechelnd durch die Halle hechte, den Gleisen entgegen...
Tatsächlich bekomme ich den Regionalexpreß nach Frankfurt noch zu sehen, wenn auch nicht mehr zu fassen: Höhnisch zwinkern mir die roten Schlußlichter des ausfahrenden Zuges zu. Ätsch. Weg. Knapp daneben, aber eben doch vorbei. Sch...! Hilft aber alles nichts, es gilt, weiterhin dem Schicksal die Stirn zu bieten. Also zum Schalter oder vielmehr Service-Point geeilt, sich als Kollege ausgewiesen und die sofortige Alarmierung aller Fahrdienstleiter auf sämtlichen Unterwegshalten über Haßfurt und Schweinfurt bis Würzburg angeordnet erfleht. Man möge die Schlüsselfigur der Geschichte allerorten ausrufen und zur Umkehr bewegen. Großes Palaver, man werde sich bemühen, man werde sehen. Ich sehe auch etwas, nämlich die nahenden Grenzen meiner psychischen Belastbarkeit.
Für mich gibt es jetzt in der Domstadt nichts mehr zu tun, ich tuckere gemäßigten Tempos heimwärts. Es keimt die irre Hoffnung auf, die Herzensdame könnte das Gewicht zweier Schlüsselbünde inzwischen selbst bemerkt und die Situation erkannt haben. Und tatsächlich: Kaum fahre ich daheim wieder vor, kommt sie gerade aus dem Haus! Wie kaum zu erhoffen gewagt hatte sie sich noch rechtzeitig darüber gewundert, was da so schwer in beiden Jackentaschen links und rechts an ihr zerrte. Und während ich in Bamberg Himmel und Hölle rebellisch machte, saß sie schon wieder im nächten Zug nach Forchheim! Nach einem kurzen Zwischenstopp bei mir wollte sie gerade meinen Schlüsselbund für mich in des Vermieters Ladengeschäft im Erdgeschoß deponieren. O holde Glückseligkeit! Jetzt aber her mit meinem Schlüsselmäppchen und dasselbe nicht mehr aus der Hand gegeben!
Mit genau zweistündigem Abstand zum Erstversuch fahre ich erneut zum Bahnhof, den gleichen Weg, die gleiche Ladung. Hasten zum Zug, Gruß an die Oma, Klappe zu und ab dafür! Und abermals zurück zu meiner Wohnung: Inzwischen hat der Morgen dem Vormittag Platz gemacht und ich bin immer noch nicht in Nürnberg, was mag mir entgangen sein?! Ich beschließe, nicht noch mehr Zeit durch das ursprünglich geplante Wannenbad zu vertändeln, auch Duschen in der Badewanne unter der vorhanglosen Dachschräge wäre zu aufwendig, ach was, die Katzenwäsche von heute früh muß reichen. Nur noch schnell die Unterwäsche gewechselt und in die Klamotten vom Vortag gesprungen. Beim Sitzpinkeln wird sich zeitsparend rasiert und nebenbei der Entschluß gefaßt, zumindest ein Minimum an Intimhygiene walten zu lassen. Also nach dem Wasserlassen schnell den eigenen Wurmfortsatz ins Handwaschbecken des Gäste-WCs gehalten, den Hebel der Mischbatterie in Mittelstellung gebracht und aufgezogen. Schon rauscht es angenehm aus der Perlatordüse...
Waaaaaaaaaaaaaaaah!
Mein Schmerzensschrei gellt durch die Wohnung und durch das Treppenhaus hinaus über Stadt und Erdkreis. Das reflexhafte Herumreißen des Mischhebels auf Kalt-Anschlag bringt nicht die erhoffte Erleichterung, sondern verschlimmert im Gegenteil die Pein auf das Entsetzlichste. Ich hoppse heulend wie ein gebissener Storch durch die Diele und hinaus auf den Balkon, mir verzweifelt kalte Luft zufächelnd. Es dampft an mir von einer Stelle aus, die derlei noch nie getan hatte: erst nach Minuten ist das Schlimmste überstanden... Das sollte als Sühne für alle begangenen Sünden der letzten drei Jahrzehnte reichen! Ich fahre schließlich entnervt Richtung Nürnberg, will den Tag nicht einfach verloren geben. Ablenkung tut Not: Noch bis zum Abend juckt es erbärmlich an einer Stelle, an der man sich in der Öffentlichkeit schicklicherweise nicht kratzt.
Tja, wem hatte ich meine »Brühwurst« letzlich zu verdanken? Die bessere Hälfte hatte beim ungeplanten Zwischenstopp in meiner Wohnung einen steten Wasserverlust des WC-Spülkastens konstatiert, hervorgerufen durch eine schon länger verkalkte Gummidichtung. Verschwendung jeglicher Art ist meiner Freundin ein Greuel: Da die lästige Leckage auf die Schnelle nicht anders zu stoppen war, hatte sie kurzerhand und ohne weiteres Nachdenken den Kaltwasser-Haupthahn der Wohnung komplett zugedreht, womit der Rinnverlust zum Erliegen kam. Daß sie damit gleichzeitig eine schier lebensgefährliche Falle für mich aufgestellt hatte, war ihr tatsächlich nicht in den Sinn gekommen: Vielleicht hätte sie mir sonst eine Tube Senf ans Waschbecken gestellt!
Samstag, 25. März 2006
Um halb sechs wache ich auf. Meine Nervosität scheint auf den Funkwecker an der Bettkante auszustrahlen: Zum ersten Mal in einem halben Dutzend Jahren zeigt das Ding hanebüchenen Segment-Salat an. Ich selbst bin darob gleichfalls so verwirrt, daß ich per Batterie Raus- und Wieder-rein-Gepfriemel unverzüglich Ordnung schaffe, ohne das kuriose Ereignis fotografisch zu dokumentieren. Tja, leider Pech gehabt. Aber ich werte das als gutes Omen...
Herrschaften, heute abend werden sich alle Vortragenden selbst zu übertreffen versuchen! Von meiner Seite her sei jetzt schon verraten, daß ich quasi in Welt-Uraufführung eine Geschichte zum Besten geben werde, die hier noch nirgends zu finden ist und erst am kommenden Montag veröffentlicht werden wird. Der vielsagende Titel:
»Wie ich mich einstens fast selbst entmannte«
Na, neugierig geworden? Dann ab nach Fürth: Heute wird dort live vorgelesen !
Donnerstag, 2. März 2006
Als praktizierender Faschingsmuffel begrüßt der zonebattler das Ende der Karnevals-Saison alljährlich mit großer Erleichterung. Das mag Wunders nehmen, wo er sich doch ansonsten zu mancherlei Narreteien versteigt, beispielsweise zum Sammeln von mechanischen Kurzzeitweckern:
Die aus kleinsten Anfängen eher zufällig herangewachsene Kollektion umfaßt mittlerweile 33 Exemplare, die kürzlich mitsamt dem als Präsentationsbasis dienenden Küchen-Hängeschrank scheppernd abgestürzt waren...
Das Besondere an der Sammlung ist, daß sie nicht wahllos zusammengetragen wurde, sondern nur Wecker umfaßt, die Obst oder Gemüse zum Vorbild haben. Also weder grinsende Weihnachtsmänner noch alberne Mini-Toaster.
Das letzte originäre Aufziehding habe ich schon vor Jahren erstanden, es gibt seit längerer Zeit nichts Neues auf dem Markt. Reicht ja aber auch, mehr als vier Herdplatten und eine Backröhre gäbe es gleichzeitig ohnehin nicht zu überwachen!
Freitag, 24. Februar 2006
Wenn ich von Mo-Fr bzw. werktags außer Sa den RE von FÜ nach N besteige, habe ich exakt von 7:42 bis 7:49 Uhr Zeit, mir die in meinem Wunderkästchen frisch aktualisiert vorliegenden Lokalteile der Nordbayerischen Nachrichten (Forchheim), Erlanger Nachrichten, Fürther Nachrichten und Nürnberger Nachrichten nebst dazugehörigen Kultur‑, Wirtschaft- und Politik-Ressorts reinzuziehen. Das ist knapp bemessen. Da ist es eine zweischneidige Gottesgabe, wenn ich im gleichen Wagen am gleichen Platz fast täglich den Sport- und den Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung vorfinde, den ein vorher ausgestiegener Passagier dort wohl zu hinterlassen pflegt. Gut, den Sportteil könnte ich problemlos ignorieren, aber der Rest erscheint doch gar zu interessant...
Was aber tun damit? Die nachmittägliche Rückfahrt ist an sich schon für das Studium der elektronisch gespeicherten Fassungen von FAZ (Feuilleton), Spiegel und Heise Newsticker reserviert, zudem sind die sieben Minuten Fahrzeit natürlich auch in der Gegenrichtung schnell verstrichen.
Was also sind die Alternativen? Zwecks Lesezeit-Gewinnung wieder Richtung Erlangen ziehen, nach Forchheim gar? Ausgeschlossen: Ich bin ein Fürther! Noch schneller lesen? Geht auch nicht. Was dann? Ich glaube, ab nächster Woche nehme ich einen anderen Zug!
Dienstag, 21. Februar 2006
Letzte Woche trug sich in des Autors schon mehrfach besungener Retro-Küche eine einzigartige Katastrophe zu: In Abwesenheit beider Bewohner löste sich ein schwer beladener Hängeschrank von seiner Wandhalterung, sich und sein Schicksal der Schwerkraft überantwortend. Da gab es absolut kein Halten mehr...
Hinab! Dem Möbel samt Inhalt folgend, strebten ferner eine Lautsprecherbox, ein großes Bowlenglas nebst ‑Schalen sowie ein hölzerner Bierkasten (mit des Autors darin ausgestellter Sammlung von über 30 Kurzzeitweckern in Obst- oder Gemüse-Gestalt) spontan und stetig beschleunigend dem Erdmittelpunkt zu. Das Aufprall-Inferno hätte einen zufällig anwesenden Menschen schwer verletzen, wenn nicht gar töten können.
Die Ursache des freien Falls lag sodann offen zutage und verdient es, hier im Bilde festgehalten zu werden, den Lebenden zur Mahnung, sozusagen:
Von diabolischen Vormietern vor immerhin 6,5 Jahren übernommen, hatten Schrank und Aufhängung bis jetzt gehalten, ihr bröselndes Geheimnis freilich unsichtbar verborgen. Auf dem oberen Foto sieht man das linke »Dübel-Loch« (mit sage und schreibe 5 Dübeln und 15 Schrauben verschiedener Größen drin), auf dem unteren das rechte.
Sehr kreativ und nett anzuschauen, doch zweifelsfrei von Anfang an eine Sollbruchstelle. Wenn ich geahnt hätte, an was für einem seidenen Faden respektive murksigem Müll mein wertvoller Hausrat da hängt, ich hätte natürlich schon beim Einzug sofort Hand angelegt...
Wie durch ein Wunder halten sich jedoch die Kollateralschäden in erstaunlich überschaubaren Grenzen:
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Unsere direkt unter dem Hängeschrank positionierten Elektro-Geräte (Espressomaschine, Haushaltswaage, Telefon) kamen mit dem Schrecken davon, da das abstürzende Möbel auf einer Kachelkante aufsaß und daher über diese abrollte, statt senkrecht herunterzurauschen.
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Der schwere alte Holzbierkasten landete auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes auf dem Ceran-Kochfeld unseres Herdes, ohne dieses zu zerstören. Er stoppte unmittelbar vor dem zur schonenden Handwäsche gestapelten, schier unersetzlichen Blümchen-Geschirr.
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Die wuchtige Designerbox der HiFi-Anlage bekam dank Ihrer massiven Vollgummi-Ummantelung nur zwei kaum sichtbare Schnittwunden ab, überdies erwies sich ihr Spezialkabel als belastbar genug, um beim Absturz nicht zu reißen.
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Von 33 über die Küche verstreuten, aufziehbaren Kurzzeitweckern können alle nach wie vor zu dekorativen Zwecken verwendet werden, nur 3 haben innerlich für immer ausgetickt...
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Da das Absturzopfer im wesentlichen Vorräte enthielt und kein Geschirr, gingen nur die Bowlenkugel nebst Portionsschälchen sowie eine durch den Ruck am Lautsprecherkabel herunterkatapultierte Saftkanne zu Bruch. Stammte alles vom Flohmarkt und hatte nicht viel gekostet.
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Die Macken in der Arbeitsplatte erscheinen angesichts der mutmaßlichen Wucht des Aufpralls als marginal.
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Eine zerschmetterte Kunststoff-Wertstofftonne ist leicht zu ersetzen, der verbeulte Blech-Mülleimer wieder geradezubiegen.
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Sogar der Hängeschrank selbst (ein unspektakuläres Teil aus weiß beplankten Preßspanplatten mit Hundekuchen-Rückwand) überlebte den Suizid-Versuch: Sein Salto Mortale führte zu einer abgesprungenen Rückenplatte und einem Knacks im oberen (!) Deckelbrett, was sich in wenigen Minuten (zumindest kosmetisch) wieder richten ließ...
Nach einer Sichtung der Unglücksstelle wurde erstmal alles freigeräumt und der gefährliche Feinglas-Schrott abgesaugt. Sicherheitshalber habe ich dann den noch hängenden Nachbarschrank abgenommen: auch da war zumindest eine Aufhängung von gleicher »Güte« wie die im Bild gezeigten... Inzwischen hängt alles wieder am angestammten Platz, und zwar an großkalibrigen Haken, hier im Vergleich zum Vorgängermodell zu sehen:
Da ich die freigelegten Krater in der Wand gut mit Spachtelmasse ausgefüttert und mit langen Spezialdübeln ausgestattet habe, habe ich beim Eindrehen der neuen Halteeisen just in dem einzigen »guten« Loch das Gewinde des Hakens abgeschert (nach »fest« kommt »ab«, wie der Kenner weiß und nunmehr auch ich). Aber egal, das Loch war stramm und tief, drum habe ich den immer noch sehr langen Hakentorso angeraut und mit Zweikomponentenkleber bombenfest in seinem Schacht verankert. Jetzt braucht es 15 Elefanten und ein Flaschenzug-Geschirr gigantischen Ausmaßes, um mir diese Verankerungen wieder aus der Wand zu ziehen (und die Wand gleich mit)!
Gestern Abend konnten wir die Möbel wieder einräumen (schon erstaunlich, wieviel herum und im Wege steht, wenn zwei läppische Hängeschränke nicht verfügbar sind). Nach Tagen des Machen und Tuns war dann der status quo ante halbwegs wieder hergestellt. Seufzend beschließt der zonebattler das Kapitel in der Hoffnung, daß wenigstens die Gastherme seinerzeit von halbwegs fachkundigem Personal hinreichend stabil in der Wand verankert worden ist...
Donnerstag, 16. Februar 2006
Gestern kehrte der zonebattler aus Troisdorf bei Köln nach Hause zurück, wohin er am Montag geeilt war, um seinem Lehnsherrn treue Heeresfolg’ zu leisten...
Auf der Fahrt im weißen Schwan mit roter Schärpe hörte der müde Streiter mit Hilfe seines elfenbeinfarben schimmernden Wunderschildes den kompletten Lohengrin durch [1], derweilen um ihn herum ein Dutzend dunkel gekleideter Ritter fremder Gefolgschaft über kultische Klapp-Altäre gebeugt hockte und rituelle Trommelwirbel in der Schreine Tasten hämmerte. Dabei starrten die grimmen Mannen entrückt (doch offenbar keineswegs verzückt) in ihrer Altäre leuchtende Deckel. Manch einer ließ sich gesegneten Wein von des Schwanen Knappen bringen, um seine Sorgen darin zu ertränken. Der zonebattler allein schwang übermütig seiner Wunderpalme Stiftchen (um das nur für ihn hörbare Musikdrama angemessen zu begleiten sowie nebenbei diese Mär niederzuschreiben) und kann das zur Nachahmung allerseits empfehlen: Wagners wehmütig-wonnevolle Weisen lassen uns die draußen mit 300 Sachen vorbeiziehenden Landschaften, und seien es die tristesten, in ganz und gar neuem, strahlendem Lichte erscheinen!
[1] Aufnahme von 1964 mit Jess Thomas (Lohengrin), Elisabeth Grümmer (Elsa), Dietrich Fischer-Dieskau (Friedrich von Telramund), Christa Ludwig (Ortrud), Gottlob Frick (König Heinrich der Vogler), Otto Wiener (Heerrufer des Königs), Chor der Wiener Staatsoper, Wiener Philharmoniker, Ltg. Rudolf Kempe (EMI CDS 7 49017 8)
Montag, 13. Februar 2006
In seiner rot-weißen Retro-Küche hat der zonebattler selbstredend eine passende Espresso-Maschine stehen:
Dieses schöne Gerät, eine »Rio Jeunesse« von Jura, erfüllt freilich meist mehr eine dekorative denn eine praktische Funktion, weil nämlich Maschinen mit Wasser-Vorratsbehältern an sich nicht das Richtige für mich sind: Da ich kein regelmäßiger Kaffeetrinker bin und meist nur an Wochenenden oder anderweitig freien Tagen einen guten Espresso nach dem Mittagessen genieße, würde der zu geringe Durchsatz das Wasser im Tank bald den Geschmack von Kunststoff annehmen lassen, wenn nicht gar Schlimmeres heraufbeschwören (Schimmel!). Daher vertraue ich seit immerhin zwei Jahrzehnten auf die kleine (aber feine) »Picco« von Tchibo:
Der dunkelblaue Apparat stellt in meiner Küche tatsächlich die einzige Fehlfarbe dar. Mit wenigen Handgriffen ist das pumpenlose, nach dem Zentrifugenprinzip funktionierende Maschinchen zerlegt: Deckel, Filter-Einsatz und Ablaufrinne können rasch im Waschbecken gespült, die im Grundgerät dann freiliegende Heizschale mit einem Lappen saubergewischt werden. Keine Schläuche, keine Armaturen, kein Gammel, kein Kalk. Dafür aber feiner Espresso mit anständiger Crema. Nichts für zappelige Kaffee-Süchtige mit hohem Tagesbedarf, aber genau das Passende für einen Gelegenheitsschlürfer wie den zonebattler...
Ein eigener Test kostet übrigens nicht viel: Auf (fast) jedem Flohmarkt oder auch im Gebrauchtwarenhof kann man eine guterhaltene »Picco« für 3–5 EUR erwerben [1]. Angesichts solcher Preis-Dimensionen verwundert es wohl niemanden, wenn der Autor dieser Zeilen bekennt, ein Bataillon von fünf bestens erhaltenen Reserve-Maschinen im Keller stehen zu haben...
Die »Picco« gab es in einer Reihe von (blauen, weißen, schwarzen) Varianten, spätere Bauserien kamen sogar mit einem Milchaufschäumer-Rüssel. In seinem Hang zum Einfachen und Ursprünglichen bevorzugt der zonebattler aber ganz fraglos das blaue »Urmodell« aus den 1980ern. Dafür sind seine liebsten Espresso-Tassen (auch so ein Flohmarkt-Schnäppchen) natürlich in rot und weiß gehalten: Wohl bekomm’s!
[1] Man achte auf das Vorhandensein von Filtereinsatz und Abtropf-Siebblech. Betriebsbedingte Verschmutzungen sind normal und bieten einen guten Ansatzpunkt zum Feilschen um einen (noch) günstigeren Preis: Die spätere Säuberung ist ja unkompliziert und schnell zu bewerkstelligen, da alle wasserführenden Teile sehr leicht zugänglich sind.
Sonntag, 12. Februar 2006
Ein Kumpel aus Kindertagen ist dem damals verbindenden Hobby Flugzeugmodellbau bis heute auf interessante Art verbunden geblieben: Als selbständiger Grafiker hat Egbert Friedl schon Hunderte von Bausatz-Illustrationen für den Marktführer Revell eigenhändig geschaffen. Wo immer man auf der Welt einen Flugzeug-Bausatz von Revell im Maßstab 1:32 oder 1:48 aus dem Ladenregal zieht, meist blickt man auf ein Bild, welches im gemeinsamen Heimatort Möhrendorf bei Erlangen gemalt wurde.
Messerschmitt Me 262 A‑1a
Leider geht die Arbeit für eine Industriefirma mit kreativen Einschränkungen einher, die mehr von Marketing-Zwängen diktiert sind als von künstlerischen Überlegungen: Außergewöhnliche Perspektiven sind daher meist ebenso tabu wie »Massenszenen«, die den Käufer zu der Annahme verleiten könnten, die Schachtel könnte mehr enthalten als das im Vordergrund dargestellte Hauptobjekt. Außerdem muß man sich als gedungener Gebrauchsgrafiker notgedrungen damit abfinden, daß die mit dem Verpackungsdesign beauftragten Agenturen gerne nach eigenem Gusto am Bildausschnitt herumschnippeln, wie es ihnen gerade ins Konzept paßt. Von zuweilen schrillen Farbverfälschungenanpassungen aus »verkaufspsychologischen Gründen« nicht zu reden...
Vor vielen Jahren war es Mode, gebaute und bemalte Modelle statt mehr oder weniger atmosphärisch dichten Gemälden auf den Schachteln abzubilden. Auch in dieser Disziplin ist Egbert bis heute ein Meister, der nicht viel Konkurrenz zu fürchten hat:
Focke Wulf Fw 190 D‑9
Hier handelt es sich tatsächlich um die alte Focke Wulf 190 D‑9 im Maßstab 1:32. Eine Federklemme rechts des Bildausschnittes fixiert die Revell-Maschine an der Flügelspitze und hält sie vor eine mit Transparentpapier bespannte Glasplatte, auf die ein Wolken-Dia projiziert wird. Mit einer kompressorbetriebenen Spritzpistole wird der leichtgängig gelagerte Propeller angeblasen und in schnelle Rotation versetzt. Blick durch den Sucher, »klick«, Foto im Kasten. Klingt geradezu banal, aber wer das alles für simpel hält, möge mal selbst versuchen, ein vergleichbares Ergebnis zu erreichen...
Dank seiner Perfektion brachte es Egbert dermaleinst sogar auf ein Siegertreppchen: Mit Bravour gewann er im Jahre 1984 die damals von der Firma Matchbox ausgerichtete »Deutsche Bastelmeisterschaft«:
Norduin Norseman
Leider darf man jedoch auch als Modellbauer eben nicht zu gut sein, wenn man auftragshalber für Bausatzverpackungen arbeitet: Allzu realistische erscheinende Modelle mit gekonnt aufgetragenen Alterungsspuren könnten bei der unbedarften Kundschaft unrealistisch hohe Erwartungen wecken und den naiven Klebstofftuben- und Pinselschwinger nach dem Kauf eher frustrieren...
Man sieht: Es bleibt schwierig. Hier wie anderswo muß man als Kreativer so manche »Kröte schlucken«, wenn man das Hobby zur Profession machen will. Ob dann noch Zeit und Leidenschaft für eigene, freie Arbeiten ohne das beengende Korsett externer Zielvorgaben übrigbleiben, ist überdies keineswegs ausgemacht.
Das Genre Aviation Art führt in Deutschland aus nachvollziehbaren Gründen eher ein Nischendasein: Die luftfahrthistorisch interessanteste Epoche, nämlich die Zeit von 1933 – 1945, gehört zum schwärzesten Kapitel unserer nationalen Geschichte. Daran ändern auch (und gerade) herausragende Ingenieurleistungen nichts. Die Engländer und Amerikaner aber, die mit Fug’ und Recht von sich behaupten können, damals auf der richtigen Seite gestanden zu haben, tun sich mit dem Metier erheblich leichter: Flugzeugmaler haben dort Konjunktur und genießen auch einige Reputation!
Interessenten seien an Egbert Friedls Homepage www.luft-art.de verwiesen. Individuelle Sonderanfertigungen für Luftfahrt-Enthusiasten oder Piloten (z.B. Bilder der eigenen Maschine) sind machbar, haben aber natürlich ihren Preis...
Freitag, 10. Februar 2006
Wie in diesem Weblog schon mehrfach erwähnt, sucht (und findet) der zonebattler gerne verkannte Schätze in Sperrmüllhaufen und auf Flohmärkten. Damit das solcherart trainierte Trüffelschwein außerhalb der eigentlichen Saison (also just beim gegenwärtig naßkalten Matschwetter) nicht aus der Übung kommt, empfehlen sich gelegentliche Besuche in den umliegenden Gebrauchtwarenhöfen:
In Fürth-Bislohe [1] und in Veitsbronn-Siegelsdorf [2] finden sich zwei derartige Einrichtungen, die gespendeten Hausrat an jedermann (und jederfrau) zu (meist) echten Schnäppchenpreisen veräußern. Überwiegend sind Möbel im Angebot, aber auch jede Menge Geschirr, Elektrogeräte, Bücher, Schallplatten, Lampen, Kleidung u.a.m. Da mit derartigen Läden Langzeitarbeitslose in Brot, Arbeit und Würde gesetzt werden und obendrein der unerhörten Ressourcenverschwendung in unserer Überflußgesellschaft ein bißchen Paroli geboten werden kann, sind solche Inititativen in jeder Hinsicht unterstützenswert! Zumal dann, wenn man auch noch fündig wird: Des Autors rot-weiße Retro-Küche verfügt neuerdings über eine wunderschöne Elektro-Warmhalteplatte, die ihn gerade mal 1,50 EUR gekostet hat...
Neugierig geworden? Dann nix wie hin! Das Angebot wechselt ständig und ist nicht vorhersehbar, aber genau das macht ja den eigentlichen Reiz an der Sache aus. Und wenn im eigenen Haushalt etwas nicht mehr benötigt wird, aber ansonsten noch gut in Schuß ist, dann gibt man es dort ab und speist es wieder in den Warenkreislauf ein... So haben andere was davon und nicht zuletzt auch unsere Umwelt!
[1] Gebrauchtwarenhof Bislohe, Industriestraße 46 (Rückgebäude), 90765 Fürth-Bislohe, Tel. 0911–307320; geöffnet Mo-Fr 10–18 Uhr, 1. Sa im Monat 10–16 Uhr.
[2] Gebrauchtwarenhof Siegelsdorf, Reitweg 12a, 90587 Veitsbronn-Siegelsdorf, Tel. 0911–740170; geöffnet Mo-Fr 10–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr.
Nachtrag vom 20. Feb. 2010:
Die Adressen und Öffnungszeiten aller Filialen sind mittlerweile online nachzulesen.
Donnerstag, 9. Februar 2006
Obwohl ich eher anglophil denn frankophil veranlagt bin, fallen mir doch die stilvollen fahrbaren Untersätze französischer Herkunft auf, zumal dann, wenn sie in der näheren Nachbarschaft stationiert sind:
Die Besitzer(innen?) der oberen beiden Exemplare kenne ich leider nicht, wohl aber den Halter des unteren Schlachtschiffes. Der eigenwilligen »Göttin« meines Freundes und Nachbarn Udo Meyer habe ich sogar eine eigene Bildergalerie gewidmet.
Tja, Menschen mit Geschmack wohnen eben gern in Fürth und da insbesondere in der Südstadt... ;-)
Süßer und scharfer Senf: