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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Freitag, 1. August 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (1)

Auf den Tag ge­nau drei Mo­na­te nach sei­ner Rück­kehr aus dem Jah­res­ur­laub rafft sich der fau­le zone­batt­ler jetzt end­lich zur längst über­fäl­li­gen Be­richt­erstat­tung über den­sel­ben auf! Nach­dem er die – gleich­falls träg­heits­hal­ber vor sich her­ge­scho­be­ne – Bild­sich­tung, ‑aus­mi­stung und ‑be­ar­bei­tung nun­mehr end­lich ab­ge­schlos­sen hat, wä­re ei­ne wei­te­re Ver­zö­ge­rung nicht mehr plau­si­bel zu be­grün­den. Al­len­falls ei­ne schlei­chen­de Ad­ap­tie­rung des me­di­ter­ra­nen Le­bens­ge­fühls könn­te da­für her­hal­ten, den Schlen­dri­an zu ent­schul­di­gen...

Wo­mit ein gu­ter Ein­stieg ge­fun­den wä­re: Nach den Berei­sun­gen der »Schatz­in­sel« La Pal­ma und der »Ver­kehrs­in­sel« Mal­ta (nebst Go­zo) stand dies­mal mit Mal­lor­ca er­neut ein ent­spann­ter In­sel-Auf­ent­halt auf dem Rei­se­plan. [1] Zwar war der Au­tor die­ser Zei­len vor ei­nem knap­pen Vier­tel­jahr­hun­dert (und in ei­nem frü­he­ren Le­ben) schon mal ne­ben­an auf Me­nor­ca tauch­ur­lau­ben, aber auf die Traum­in­sel der Deut­schen zog es ihn heu­er zum er­sten Ma­le. Die man­nig­fal­ti­gen dort er­leb­ten, teil­wei­se schier un­glaub­li­chen Über­ra­schun­gen ge­ben der auf acht Tei­le an­ge­leg­ten Ar­ti­kel-Se­rie ih­ren Na­men.

Zum Ein­stieg sei wie so oft ein La­ge­plan mit den im Ur­laub zu­rück­ge­leg­ten We­gen vor­ge­zeigt (mit Dank an mei­nen klei­nen GPS-Tracker):

Übersichtskarte von Mallorca mit den eingearbeiteten GPS-Tracks der zurückgelegten Wege
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by Open­Rou­te­Ser­vice
 
Groß­fas­sung 940 x 720 Pi­xel

Wie man sieht, be­schränk­ten sich des zonebattler’s Er­kun­dungs-Ak­ti­vi­tä­ten bei die­sem erst­ma­li­gen Auf­ent­halt im We­sent­li­chen auf die Ser­ra de Tra­m­un­ta­na und die In­sel­me­tro­po­le Pal­ma de Mal­lor­ca. Knap­pe drei Wo­chen lang ha­ben wir vor al­lem das Ge­bir­ge und die eher be­schau­li­chen klei­nen Or­te dar­in er­wan­dert und er­fah­ren. Die viel­fach kol­por­tier­ten Aus­wüch­se des Mas­sen-Tou­ris­mus’ ha­ben wir da­bei üb­ri­gens we­der ge­sucht noch ge­fun­den...

Doch be­gin­nen wir am An­fang: Mit­te April ging es los, per pe­des zur U‑Bahn, mit die­ser zum Nürn­ber­ger Flug­ha­fen, von da aus non-stop und di­rekt mit Air Ber­lin auf und da­von in Rich­tung Pal­ma. Das eu­ro­pa­weit schö­ne Wet­ter mach­te schon die Al­pen­über­que­rung zum spek­ta­ku­lä­ren Er­leb­nis:

Mit Flug AB7530 von Nürnberg nach Palma de Mallorca

Nach der Lan­dung in Pal­ma de Mal­lor­ca muß­ten wir ein we­nig su­chen, bis wir zu un­se­rem Shut­tle-Bus fan­den, der uns und ein wei­te­res Paar dann um­stands­los zu un­se­rem Ziel brach­te, dem klei­nen Kü­sten­ort Port de Sól­ler an der Süd­west­kü­ste des mal­lor­qui­ni­schen Ei­lan­des. Dort­selbst be­zo­gen der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ihr Quar­tier in ei­nem der preis­gün­sti­ge­ren Ho­tels di­rekt an der ma­le­ri­schen Ufer­pro­me­na­de und wa­ren an­ge­nehm über­rascht vom tem­po­rä­ren neu­en Heim.

Die arith­me­tisch nicht wirk­lich in die Sor­tie­rung der üb­ri­gen Zim­mer pas­sen­de Raum­num­me­rie­rung ließ uns schluß­fol­gern, daß wir mög­li­cher­wei­se in ei­nem erst spä­ter zum Ho­tel­zim­mer um­ge­wid­me­ten Raum ge­lan­det wa­ren. Je­den­falls wa­ren wir sehr zu­frie­den da­mit, zu­mal wir nach dem vor­her­ge­gan­ge­nen Stu­di­um von di­ver­sen Be­wer­tungs­por­ta­len schon schlim­me Be­fürch­tun­gen ge­hegt hat­ten... [2]

Hotelbett in Port de Sóller

Das Fen­ster ging zwar nicht zum Meer, son­dern zum ru­hi­gen Hof hin­aus, aber das war uns ei­ni­ger­ma­ßen schnup­pe: Zum Ufer wa­ren es drau­ßen nur we­ni­ge Schrit­te, und drin­nen guck­ten wir oh­ne­hin eher in die mit­ge­führ­ten Fen­ster­chen zur vir­tu­el­len Welt als nach dem ech­ten Aus­blick.

In frü­he­ren Jahr­hun­der­ten schüt­zen sich die Mal­lor­qui­ner vor Pi­ra­ten durch schlaue An­la­ge ih­rer Sied­lun­gen: Wäh­rend die Hä­fen be­wußt klein und un­schein­bar ge­hal­ten wur­den, bau­te man ein paar Ki­lo­me­ter im Hin­ter­land die ei­gent­li­chen Or­te, die von See aus nicht zu se­hen wa­ren (und es bis heu­te nicht sind). »Se­cu­ri­ty by ob­scu­ri­ty«, so­zu­sa­gen. So ver­fuhr man auch im Fal­le von Port de Sól­ler, wel­ches den Mee­res­zu­gang für das et­wa drei Ki­lo­me­ter land­ein­wärts ge­le­ge­ne Städt­chen Sól­ler dar­stellt. Bei­de Ge­mein­de­tei­le sind nicht nur durch Stra­ßen und We­ge, son­dern seit 1913 durch ei­ne schnucke­li­ge Schmal­spur-Stra­ßen­bahn ver­bun­den, de­ren ei­ne End­hal­te­stel­le ju­sta­ment vor un­se­rem Ho­tel-Ein­gang lag:

historische Straßenbahn am Endhalte- und Wendepunkt in Port de Sóller

Nach Aus­sa­ge von Freun­den, die schon seit vie­len Jah­ren im­mer wie­der in die­se Ecke der In­sel rei­sen, ko­ste­te ei­ne Stra­ßen­bahn­fahrt vor zwölf Jah­ren noch läp­pi­sche 50 Cent pro Na­se und Rich­tung, was schwer­lich ko­sten­deckend ge­we­sen sein dürf­te, zu­mal die Zü­gel­chen da­mals wohl pri­mär von der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung fre­quen­tiert wur­den und da­mit al­les an­de­re als aus­ge­la­stet wa­ren. Dann ka­men wohl fin­di­ge Tou­ris­mus-Un­ter­neh­mer auf die Idee, Ta­ges­tou­ren von Pal­ma aus an­zu­bie­ten und so­wohl den nicht min­der hi­sto­ri­schen Zug von Pal­ma nach Sól­ler als auch die dar­an an­schlie­ßen­de Stra­ßen­bahn als At­trak­ti­on zu ver­mark­ten. Heu­te ko­stet die Pas­sa­ge mit der Bim­mel­stra­ßen­bahn stol­ze 5,00 EUR pro Per­son, wes­halb wir uns das Ver­gnü­gen in der gan­zen Zeit un­se­res Auf­ent­halts ge­nau ein­mal ge­gönnt ha­ben (und an­son­sten die Strecke mit Bus oder Au­to ge­fah­ren, wenn nicht gar ge­lau­fen sind)...

Die er­sten Ta­ge un­se­res Ur­laubs ver­brach­ten wir in und um Sól­ler her­um. Das Städt­chen ist der idea­le Aus­gangs­punkt für Wan­de­run­gen al­ler Schwie­rig­keits­gra­de, ver­fügt an­de­rer­seits nicht über aus­ge­dehn­te Strän­de und auf ein jun­ges Pu­bli­kum aus­ge­rich­te­te Frei­zeit­an­ge­bo­te, so daß sich dort mehr mit­tel­al­te Wan­ders­leu­te ein­fin­den als Par­ty-Peo­p­le auf der Su­che nach vol­len San­gria-Ei­mern. Uns war das sehr recht, und vie­len an­de­ren Rei­sen­den auf der Su­che nach Ru­he und Ent­schleu­ni­gung auch.

die Bucht von Sóller Betrachtende

Ich per­sön­lich war von der Aus­deh­nung des mal­lor­qui­ni­schen Ge­birgs­zu­ges der Tra­m­un­ta­na ei­ni­ger­ma­ßen über­rascht, und zwar so­wohl in ho­ri­zon­ta­ler wie auch in ver­ti­ka­ler Hin­sicht. Das ließ schweiß­trei­ben­de Tou­ren er­war­ten (die spä­ter dann auch tat­säch­lich folg­ten). Wie schon in den Vor­jah­ren er­wies es sich da als um­sich­tig, die Rei­se im Früh­jahr an­ge­tre­ten zu ha­ben, wo die Ta­ges­höchst­tem­pe­ra­tur noch er­träg­lich ist und die Ve­ge­ta­ti­on üp­pig. Doch da­zu spä­ter mehr.

Zu­nächst al­so er­forsch­ten wir auf Schu­sters Rap­pen die nä­he­re Um­ge­bung von Port de Sól­ler und krab­bel­ten auf die um­lie­gen­den Hän­ge und Hü­gel. Im­mer wie­der er­ga­ben sich da­bei reiz­vol­le Aus- und An­sich­ten von post­kar­ten­ge­eig­ne­ter Pit­to­re­ski­zi­tät:

Ansicht von Port de Sóller mit dem alten Wachturm Torre Picada

Bei dem dicken Knub­bel da links oben über dem Ha­fen han­delt es sich um ei­nen al­ten Wach- und Wehr­turm, die Tor­re Pi­ca­da. An­son­sten sieht man recht schön das Drei­vier­tel­rund der Bucht, die Strand­pro­me­na­de und die sie säu­men­den Ho­tel­bau­ten von durch­wegs mo­de­ra­ten Aus­ma­ßen. Den Hang hin­auf gibt es Apart­ment-Häu­ser, von de­nen bei nä­he­rer In­spek­ti­on weit mehr un­be­wohnt leer­ste­hen, als man mei­nen möch­te. Wie auch an­ders­wo in spa­ni­schen Lan­den ist da wohl viel am tat­säch­li­chen Be­darf vor­bei ge­baut wor­den, aber ir­gend­wer wird da­von schon pro­fi­tiert ha­ben...

Zu­rück ans Ufer und an die Pro­me­na­de, wo sich das Le­ben ab­spielt, wel­ches »prall« zu nen­nen zu­min­dest in der Vor­sai­son ei­ne ar­ge Über­trei­bung wä­re. Vie­le Was­ser­sport-Ak­ti­vi­tä­ten gab es im April noch nicht zu be­ob­ach­ten, manch’ ein­schlä­gi­ges An­ge­bot stand noch weit­ge­hend un­ge­nutzt her­um und dien­te pri­mär als bun­tes Fo­to­mo­tiv:

gestapelte Kajaks in Port de Sóller

Bald fan­den wir her­aus, daß es auf der In­sel her­vor­ra­gen­des Spei­es­eis zu schlecken, ja es so­gar in Sól­ler ei­ne ei­ge­ne Eis­fa­brik gibt. Als er­klär­ter Geg­ner ab­sur­der Glo­ba­li­sie­rungs­aus­wüch­se soll­te ich mir jetzt ei­gent­lich den Hin­weis dar­auf ver­knei­fen, daß das hei­mi­sche Spe­zia­li­tä­ten-La­bel »Fet a Sól­ler« über den ei­ge­nen On­line-Shop so­gar Eis zur Lie­fe­rung von Mal­lor­ca nach Deutsch­land an­bie­tet, aber mei, de­kla­riert als vir­tu­el­len Ap­pe­ti­zer zum Pro­bie­ren vor Ort las­se ich mir die In­kon­se­quenz selbst mal durch­ge­hen...

Je­den­falls ist es ein schö­nes Ri­tu­al zum Ta­ges­aus­klang in Port de Sól­ler, sich vor die son­nen­ge­wärm­te Mau­er am klei­nen Fet a Sól­ler-Eis­ca­fé an der Strand­pro­me­na­de zu set­zen, ein Eis zu schlab­bern und da­bei den Son­nen­un­ter­gang zu be­trach­ten: [3]

Sonnenuntergang in Port de Sóller

Nach Son­nen­un­ter­gang ist im Früh­jahr nim­mer viel los im Ört­chen, die Ho­tel­gä­ste ver­tei­len sich auf die di­ver­sen Re­stau­rants an der Pro­me­na­de oder tap­pen noch ein we­nig sin­nie­rend am Strand ent­lang. Ir­gend­wann nimmt die letz­te Stra­ßen­bahn als »Lum­pen­samm­ler« noch ein paar Leut­chen mit, dann kehrt Ru­he ein.

Ru­he herrscht nun­mehr auch hier, und ich be­en­de mei­nen heu­ti­gen Bei­trag mit ei­nem Aus­blick auf den näch­sten, in wel­chem wir den Blick er­wei­tern und uns et­was im Um­land um­tun wol­len. Ein Vier­tel­jahr wird es de­fi­ni­tiv nicht dau­ern bis zur zwei­ten Fol­ge mei­ner klei­nen Rei­se­re­por­ta­ge, das im­mer­hin sei hier und heu­te ver­spro­chen! Da bin ich men­ta­li­täts­mä­ßig dann doch noch eher die deut­sche Be­amt­ensee­le und nicht der me­di­ter­ra­ne Le­bens­künst­ler...

 
[1] Ja, ich weiß, La Pal­ma und die üb­ri­gen In­seln der Ka­na­ren lie­gen fern­ab des Mit­tel­mee­res im At­lan­tik, sind aber den­noch so spa­nisch ge­prägt wie die Ba­lea­ren und auch des mil­den Kli­mas we­gen so­zu­sa­gen »qua­si-me­di­ter­ran« in der An­mu­tung...

[2] Wo­bei es mit den Ho­tel-Be­wer­tun­gen im Netz im­mer so ei­ne Sa­che ist: Man fin­det für fak­tisch je­des Eta­blis­se­ment so­wohl him­mel­hoch jauch­zen­de wie grot­tig-grau­sa­me Kom­men­ta­re. Die ei­nen mö­gen von be­stell­ten Cla­que­ren kom­men, die an­de­ren von nei­di­schen Kon­kur­ren­ten lan­ciert sein. Man­che Rei­sen­de kön­nen bi­zarr über­zo­ge­ne An­sprü­che ha­ben, an­de­re sind – wie wir – eher ge­nüg­sam, so­lan­ge Bett & Du­sche sau­ber und be­nutz­bar sind. Pech kann man ha­ben, Glück aber auch. Be­trei­ber kön­nen wech­seln, di­to das Ser­vice-Per­so­nal. Kurz­um: Man soll­te sich im Vor­aus kei­nen gro­ßen Kopf ma­chen und nicht all­zu viel Zeit mit dies­be­züg­li­cher Re­cher­che ver­schwen­den.

[3] Be­vor orts­kun­di­ge Kenner(innen) jetzt tri­um­phie­rend her­um­nölen: Ja, der Blick vom Eis-Ca­fé aus sieht et­was an­ders aus, man hat da näm­lich Blick auf’s of­fe­ne Meer hin­aus, das Fo­to ent­stand zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen ein paar hun­dert Schrit­te rechts da­von, aber nein, die ru­hig-ro­man­ti­sche Abend­stim­mung ist hier wie da die glei­che und ich neh­me im Zwei­fels­fall lie­ber die schö­ne­ren Fo­tos, weil die mei­sten Blogbesucher(innen) er­fah­rungs­ge­mäß nur die Bil­der an­schau­en und mei­ne mir da­zu müh­sam ab­ge­run­ge­nen Zwi­schen­tex­te eh nicht le­sen. Selbst wenn ich re­si­gnie­rend seuf­zend Blind­text hin­schrü­be, wür­den es ver­mut­lich die we­nig­sten mer­ken...

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Samstag, 15. Juni 2013

Ro­sen­stolz (2)

Rose im Garten
 
Rose im Garten
 
Rose im Garten
 
Rose im Garten
 
Rose im Garten
 
Rose im Garten
 

Zu­fäl­le gibt es, die glaubt ei­nem kein Mensch: Vor­hin hat­te ich spon­tan die Idee zu die­sem Bei­trag, wohl wis­send, daß er schon ei­nen Vor­gän­ger hat. Aber daß ich je­nen auf den Tag ge­nau heu­te vor sie­ben Jah­ren an­ge­fer­tigt ha­be, ist mir ge­ra­de erst auf­ge­fal­len. Schon merk­wür­dig, nicht wahr? Noch er­schüt­tern­der fin­de ich frei­lich, wie schnell doch die Zeit da­hin­zu­ra­sen scheint, je äl­ter man wird...

Montag, 10. Juni 2013

Die Ver­kehrs­in­sel (10)

Die In­sel Go­zo woll­ten wir uns pri­mär per pe­des er­wan­dern, da traf es sich gut, daß das Früh­stücks-Bufett im Grand Ho­tel zum Da­von­lau­fen war. Al­so ei­gent­lich nicht die dar­ge­bo­te­nen Spei­sen, son­dern viel­mehr die im­mer glei­che Mu­sik­be­rie­se­lung, die aus ei­nem schwer er­träg­li­chen Mit­tel­al­ter-Med­ley aus den 1970er Jah­ren be­stand: Ne­ben Ab­ba-Ever­greens (»Suuu­paaaa Truuu­paaa«) ero­dier­ten be­son­ders die Ja­mes-Last-Ar­ran­ge­ments deut­scher (!) Volks­lie­der un­se­re Hör­nerven. Das bri­ti­sche Pu­bli­kum in­des nahm die­se spä­te Ra­che des ehe­ma­li­gen Kriegs­geg­ners er­staun­lich gleich­mü­tig, ja nach­ge­ra­de sto­isch hin. Wo­mög­lich ha­ben die Eng­län­der die ea­sy-li­stening-Va­ri­an­ten von »Muß i denn, muß i denn zum Städ­te­le hin­aus« und an­de­ren ger­ma­ni­schen Schen­kel­klop­fern aber auch gar nicht er­kannt...

Apro­pos ero­die­ren: Die Ero­si­on ist be­kann­ter­ma­ßen ein im­mer wie­der­keh­ren­des Mo­tiv auf dem mal­te­si­chen Ar­chi­pel, ich hat­te letz­tes Jahr schon dar­über ge­schrie­ben und wer­de auch dies­mal mehr­fach dar­auf re­kur­rie­ren. Weil den Mal­te­sern und Go­zit­a­nern die Häu­ser von Wind und Wet­ter so­zu­sa­gen un­ter dem Hin­tern weg­pul­ve­ri­siert wer­den, herrscht ste­te Nach­fra­ge nach neu­en Sand­stei­nen, wie sie in zahl­rei­chen Stein­brü­chen im Wort­sin­ne aus dem Vol­len ge­sägt [1] wer­den:

Steinsäge in einem Steinbruch

Trotz sorg­fäl­ti­gen Sä­gens scheint es gleich­wohl je­de Men­ge Bruch zu ge­ben, denn die Stra­ßen, Fel­der und Äcker sind ge­säumt von Stei­nen, die aus ir­gend­wel­chen Grün­den nicht ver­baut wor­den sind. Mit­un­ter meint man, ein zor­ni­ges Rie­sen­ba­by ha­be sei­ne LE­GO-Ki­ste aus­ge­schüt­tet und den In­halt über die Land­schaft ver­streut...

Die un­ver­sehr­ten Stei­ne türmt man ger­ne auch him­mel­wärts zur Eh­re Got­tes auf, wie das Ex­em­pel der Pfarr­kir­che von Għa­jn­sie­lem zeigt:

Die Pfarrkirche von Għajnsielem

Doch auch mit Got­tes Se­gen wird sein Haus nicht so lan­ge hal­ten wie die bis heu­te er­hal­te­nen Tem­pel­an­la­gen aus der Jung­stein­zeit, denn der Zahn der Zeit nagt schnel­ler an dem wei­chen Ma­te­ri­al, als den je­wei­li­gen Be­sit­zern recht sein kann. Mit­un­ter sieht das Zer­stö­rungs­werk der Ele­men­te da­bei so­gar recht de­ko­ra­tiv aus:

stark verwitterte und erodierte Hausfassade

Kör­be- bzw. spei­cher­kar­ten­wei­se kön­ne ich hier Fo­tos von in­ter­es­san­ten Mau­ern aus­brei­ten, von neu­en und al­ten und sol­chen, bei de­nen die Da­tie­rung schwer­fällt: Was heu­te in Re­mi­nes­zenz an den geor­gia­ni­schen Stil er­baut wird und noch glei­ßend gelb in der Son­ne leuch­tet, sieht we­ni­ge Jah­re spä­ter oft schon aus wie aus dem 19. Jahr­hun­dert über­kom­men...

Nie­mand scheint sich in­des an dem ei­gent­lich zu wei­chen Bau­ma­te­ri­al zu stö­ren, es hält ja im­mer­hin auch die Bau­kon­junk­tur am Lau­fen, je­den­falls bis zur Er­schöp­fung der na­tür­li­chen La­ger­stät­ten. Hier noch ein net­tes Bei­spiel für das krea­ti­ve Spiel mit Sand­stein-Bau­klöt­zen:

zugemauerte Türöffnung

Doch vor­erst ge­nug er­zählt von des Men­schen Wir­ken, jetzt schau­en wir uns end­lich in der Na­tur um. Von un­se­rem ha­fen­na­hen Stand- und Wohn­ort aus mach­ten wir uns zu­nächst zu Fuß auf und er­kun­de­ten die Kü­sten­li­nie in der nä­he­ren Um­ge­bung. Aber auch da be­geg­net man na­tür­lich auf Schritt und Tritt der Ero­si­on:

erodierender Sandstein an der Küste Gozos

Wäh­rend sich da­heim in Deutsch­land ein rech­tes Früh­lings­wet­ter par­tout nicht ein­stel­len woll­te, ge­nos­sen wir in den er­sten Ta­gen un­se­res Ur­laubs auf den mal­te­si­schen In­seln reich­lich Son­nen­schein, wes­we­gen wir uns an al­len ex­po­nier­ten Haut­par­tien gut mit Son­nen­milch prä­pa­rier­ten und die Köp­fe mit Tü­chern ge­gen Hitz­schlag schütz­ten. Man holt sich sonst leicht ei­nen schwe­ren Son­nen­brand und be­merkt das erst­mal gar nicht, denn in Mee­res­nä­he weht ja fast im­mer ein küh­len­des Lüft­chen...

Wind und Son­ne ma­chen sich die Men­schen hier üb­ri­gens seit je­her zu­nut­ze, um dem Meer sein Salz ab­zu­trot­zen: Noch heu­te fin­den sich über­all gan­ze Net­ze an künst­lich an­ge­leg­ten Bas­sins, in die das Meer­was­ser zur Ver­dun­stung ge­lei­tet wur­de. Auch wenn heu­te vie­le An­la­gen aus wirt­schaft­li­chen Grün­den nicht mehr be­trie­ben wer­den, so sind sie im­mer noch gut er­hal­ten vor­han­den und schön an­zu­schau­en. Wir ha­ben ein Ki­lo fein­sten Meer­sal­zes sel­ber hän­disch schöp­fen und spä­ter als wohl­schmecken­des Sou­ve­nir mit nach Hau­se neh­men kön­nen:

Salzgewinnung in einer stillgelegten Verdunstungsanlage

Der Trick da­bei war, nicht nach dem trocke­nen, be­reits aus­kri­stal­li­sier­ten Salz zu schie­len (wel­ches man wohl müh­sam berg­män­nisch mit Ham­mer und Mei­ßel ab­bau­en müß­te), son­dern die noch feuch­te, ge­sät­tig­te So­le zu ber­gen, die sich sehr leicht auf­neh­men ließ und die nach dem Ab­trop­fen der noch flüs­si­gen Salz­lö­sung im Hand­um­dre­hen zu ei­ner Hand­voll rein­sten Meer­sal­zes wur­de. Na­tür­lich kann man sich so­was auch ab­ge­packt kau­fen, aber selbst­ge­fan­ge­nes Sa­li­nen­salz schmeckt noch­mal so gut!

So, nach­dem wir das Salz für die Sup­pe ein­ge­sam­melt und in ei­ner dich­ten Pla­stik­box si­cher ver­staut hat­ten, wand­ten wir uns ir­gend­wann land­ein­wärts und er­freu­ten uns an der üp­pi­gen Ve­ge­ta­ti­on des go­zita­ni­schen Früh­lings:

bunter Frühling auf Gozo

So bunt und blü­ten­reich geht es hier frei­lich wirk­lich nur im Früh­ling zu: Im Som­mer brennt die Son­ne un­barm­her­zig auf die In­seln her­nie­der und läßt die stei­ni­ge Land­schaft um ei­ni­ges kar­ger er­schei­nen. Wer Mal­ta und Go­zo be­rei­sen und sich an der Flo­ra er­göt­zen will, tut das am be­sten von April bis Ju­ni, auch wenn die mit­tel­mee­ri­schen Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren dann noch nicht wirk­lich zum Ba­de la­den...

Aber auch oh­ne den Drang zum Ein­tau­chen in das noch et­was küh­le Naß zog es uns im­mer wie­der dort­hin, wo die Wel­len an die Ge­sta­de schla­gen, sich al­ler­lei Ge­tier be­ob­ach­ten läßt (und lei­der auch man­cher­lei men­schen­ge­mach­ter Müll). Sehr in­ter­es­sant sind über­dies die zahl­rei­chen wuch­ti­gen Be­ob­ach­tungs­tür­me, die schon vor Jahr­hun­der­ten – zur Blü­te­zeit des Mal­te­ser­or­dens – er­rich­tet wor­den sind, um et­wa­ige In­va­so­ren recht­zei­tig aus­ma­chen zu kön­nen:

Der Dwejra Tower

Der im Bild ge­zeig­te Dwe­jra Tower in der Nä­he des be­rühm­ten Azu­re Win­dow lohnt schon der gran­dio­sen Aus­sicht hal­ber die Be­stei­gung, vor­zugs­wei­se dann, wenn sich ge­ra­de kei­ne Schul­klas­se schnat­tern­der Mäd­chen durch das Ge­bäu­de ki­chert...

So­viel für heu­te; Fort­set­zung folgt !

 
[1] Recht ei­gent­lich müß­te man die­se Ab­bau­stät­ten eher als Stein­ge­sä­gen denn als Stein­brü­che be­zeich­nen, denn die Qua­der wer­den ja eben nicht aus dem gel­ben Ge­stein ge­bro­chen, son­dern ge­sägt. Man ver­glei­che da­zu mei­ne über­aus strin­gen­te Ar­gu­men­ta­ti­on in Sa­chen Zug/Schub.

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Donnerstag, 6. September 2012

Pro­gramm­tipp (1)

Als Vor­stand von Me­di­en PRAXIS e.V. ha­be ich die Eh­re und das Ver­gnü­gen, un­se­re neue­ste Film­pro­duk­ti­on an­zu­kün­di­gen:

»‘Schö­ner kann man es nicht ha­ben!’ – Be­such in der Gar­ten­ko­lo­nie Bag­ger­loch«

Me­di­en PRAXIS e.V. hat ei­nen fe­sten Sen­de­platz im Fran­ken Fern­se­hen: Die Ter­mi­ne der Aus­strah­lun­gen am Sonn­tag (und der zahl­rei­chen Wie­der­ho­lun­gen im Lau­fe der fol­gen­den Wo­che) sind un­se­rer Pro­gramm­vor­schau zu ent­neh­men.

[Hin­weis in ei­ge­ner Sa­che: Die Me­di­en PRAXIS sucht Me­di­en PRAKTIKER!]

Dienstag, 2. August 2011

Dicker Brum­mer

Riesenkürbis in Regensburg
Samstag, 23. April 2011

Duft­ka­no­ne

In ei­ner Ecke un­se­res Schre­ber­gar­tens wird man der­zeit durch be­tö­ren­de Düf­te schier be­täubt: Der Flie­der wächst und ge­deiht dort un­gleich üp­pi­ger als an­dern­orts!

Flieder in voller Blüte

Die Ur­sa­che für den flo­ra­len Gi­gan­tis­mus liegt frei­lich we­der in der Nach­bar­schaft zur Bahn­strom­lei­tung noch in der Nä­he zur Lok­tank­stel­le: Des Flie­ders Wur­zeln be­die­nen sich di­rek­te­mang aus un­se­rem Kom­post­hau­fen und dem, was durch die­sen nach un­ten sickert...

Ein im Eß- und Com­pu­ter­zim­mer ste­hen­der Strauß der li­la­nen Pracht be­ne­belt mich der­zeit bis an die Gren­ze zur Hal­lu­zi­na­ti­on: Ko­sten­lo­se Räu­sche oh­ne Lang­zeit­schä­den und in­mit­ten der Groß­stadt, das kriegt man auch nicht al­le Ta­ge be­schert!

Dienstag, 19. April 2011

Ein Sonn­tag im April

Wanderung entlang des Pretzfelder Kirschenwegs
 
Wanderung entlang des Pretzfelder Kirschenwegs
 
Wanderung entlang des Pretzfelder Kirschenwegs
 
Wanderung entlang des Pretzfelder Kirschenwegs
 
Wanderung entlang des Pretzfelder Kirschenwegs
 
Wanderung entlang des Pretzfelder Kirschenwegs
 
Wanderung entlang des Pretzfelder Kirschenwegs
Dienstag, 1. Februar 2011

Ice Art

gefrorene Pfütze
Sonntag, 14. November 2010

Him­mels­thea­ter

Abendhimmel unweit von Kirchröttenbach
Montag, 20. September 2010

Ka­sta­gnet­ten

doppelte Kastanie
Donnerstag, 16. September 2010

Off­line-Ver­gnü­gen

2 Stunden Waldspaziergang + 6 offene Augen = 3 Kilo Pilze
Samstag, 26. Juni 2010

Die Schatz­in­sel (10)

Nach schier end­los er­schei­nen­der Kur­ve­rei über stei­le Ser­pen­ti­nen er­reicht man end­lich die höch­ste Er­he­bung La Pal­mas, den Ro­que de los Mucha­chos im Nor­den der In­sel. Der Pan­ora­ma­blick, der sich dort oben in gut 2.400 Me­tern Hö­he dem wacke­ren Wan­de­rer eben­so wie dem fuß­fau­len Au­to­mo­bi­li­sten bie­tet, ist nichts we­ni­ger als atem­be­rau­bend spek­ta­ku­lär! Wer bei­zei­ten auf­ge­bro­chen und noch vor der Mit­tags­stun­de vor Ort ist, kann zu­se­hen, wie die wei­ße Wol­ken-Wat­te über den öst­li­chen Kes­sel­rand der Cal­de­ra schwappt und den ge­wal­ti­gen Topf nach und nach füllt, bis man nur noch den äu­ße­ren Grat aus der wäs­se­ri­gen Sup­pe ra­gen sieht! Hoch über den glei­ßend wei­ßen Wol­ken ra­gen die vie­len Kup­peln des Ob­ser­va­to­ri­ums aus dem kar­gen Vul­kan­ge­stein und ge­ben ei­nem das Ge­fühl, den un­end­li­chen Wei­ten des Uni­ver­sums so na­he zu sein wie kaum je zu­vor:

Kuppel einer Sternwarte höchsten Punkt La Palmas

Man kann sich schwer lö­sen von dem fas­zi­nie­ren­den Wech­sel­spiel zwi­schen Wand und Wol­ke: schroff die Gra­te, weich das Wa­bern der Was­ser­tröpf­chen, ein An­blick, den man wahr­lich nicht oft ge­bo­ten be­kommt. Er­staun­lich, daß man die Er­ha­ben­heit des ge­ni­us lo­ci den­noch nicht mit all­zu­vie­len an­de­ren Tou­ri­sten tei­len muß, selbst da oben trifft man auf sei­nes­glei­chen nur in ho­möo­pa­ti­scher (und da­mit ver­träg­li­cher) Ver­dün­nung...

Spiel der wabernden Wolken am Roque de los Muchachos

Auch viel wei­ter un­ten ist das ei­gen­ar­ti­ge (und nach­ge­ra­de ein­ma­li­ge) Spiel der Wet­ter­kräf­te wun­der­bar zu be­ob­ach­ten: Im­mer wie­der sa­hen wir die wei­ße Wol­ken­wal­ze über die Cumbre wup­pen, wo sie sich aber durch die En­er­gie des Son­nen­lich­tes ge­nau­so schnell in Wohl­ge­fal­len auf­löst, wie von hin­ten neu­er Was­ser­dampf nach­ge­scho­ben wird. Was für ein Schau­spiel!

Blick vom Westen über die aus dem Osten herübergedrückte Wolkenwalze

Nicht min­der fas­zi­nie­rend wa­ren die abend­li­chen Son­nen­un­ter­gän­ge, die wir fast je­den Abend von der Ter­ras­se un­se­rer Ca­sa aus ge­gen 20:50 Uhr Orts­zeit ge­nie­ßen konn­ten: Auch da sorg­ten kon­den­sier­te Was­ser­tröpf­chen (vul­go: Wol­ken) für ein vi­su­el­les Sin­nes­spek­ta­kel, in dem sie die ho­ri­zon­ta­le Grenz­li­nie zwi­schen Him­mel und Oze­an auf­ho­ben zu ei­ner fein aqua­rel­lier­ten Farb­ver­laufs­stu­die er­lö­schen­den Lich­tes:

Sonnenuntergang, gesehen von La Laguna aus

Aber wie der Mensch so ist, er ge­wöhnt sich rasch auch an das Au­ßer­ge­wöhn­li­che: Ir­gend­wann guckt man dann nur noch flüch­tig hin, es ist ja eh fast je­den Abend das glei­che Feu­er­werk zu se­hen...

Wo­mit wir am En­de un­se­rer dies­jäh­ri­gen Ex­pe­di­ti­ons-Be­richt­erstat­tung an­ge­kom­men wä­ren. Der zone­batt­ler (der da­für tat­säch­lich län­ger ge­braucht hat als für die Rei­se selbst) ge­steht frei­mü­tig, die Se­rie oh­ne rech­tes Kon­zept an­ge­gan­gen zu sein in der Hoff­nung, daß sich das knap­pe hal­be Hun­dert zum Vor­zei­gen aus­ge­wähl­ter Fo­tos schon ir­gend­wie zu ei­ner halb­wegs in­ter­es­san­ten Ge­schich­te zu­sam­men­fä­deln las­sen wür­de. Ob das nun aus der Sicht der ge­schätz­ten Le­ser­schaft ge­klappt hat und zu­dem ei­ni­ger­ma­ßen in­ter­es­sant und le­sens­wert ist, ver­mag er al­len­falls zu hof­fen; für das Be­wah­ren des Er­leb­ten in der ei­ge­nen Er­in­ne­rung ge­nügt ihm das Er­geb­nis al­le­mal.

Schlie­ßen möch­te ich mit ei­nem emp­feh­len­den Hin­weis auf die pri­va­te Web­site La Pal­ma Ak­tu­ell. Die »täg­lich fri­schen Nach­rich­ten von ei­ner klei­nen grü­nen In­sel im At­lan­tik« tau­gen nicht nur zur Ur­laubs­vor­be­rei­tung, son­dern bie­ten ei­ne Fül­le von ak­tu­el­len und fun­dier­ten In­si­der­infor­ma­tio­nen für al­le, die sich mit ih­rem Rei­se­ziel (oder gar dem ins Au­ge ge­faß­ten spä­te­ren Wohn­sitz) in­ten­siv be­schäf­ti­gen möch­ten.

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