Donnerstag, 16. Februar 2006
Gestern kehrte der zonebattler aus Troisdorf bei Köln nach Hause zurück, wohin er am Montag geeilt war, um seinem Lehnsherrn treue Heeresfolg’ zu leisten...
Auf der Fahrt im weißen Schwan mit roter Schärpe hörte der müde Streiter mit Hilfe seines elfenbeinfarben schimmernden Wunderschildes den kompletten Lohengrin durch [1], derweilen um ihn herum ein Dutzend dunkel gekleideter Ritter fremder Gefolgschaft über kultische Klapp-Altäre gebeugt hockte und rituelle Trommelwirbel in der Schreine Tasten hämmerte. Dabei starrten die grimmen Mannen entrückt (doch offenbar keineswegs verzückt) in ihrer Altäre leuchtende Deckel. Manch einer ließ sich gesegneten Wein von des Schwanen Knappen bringen, um seine Sorgen darin zu ertränken. Der zonebattler allein schwang übermütig seiner Wunderpalme Stiftchen (um das nur für ihn hörbare Musikdrama angemessen zu begleiten sowie nebenbei diese Mär niederzuschreiben) und kann das zur Nachahmung allerseits empfehlen: Wagners wehmütig-wonnevolle Weisen lassen uns die draußen mit 300 Sachen vorbeiziehenden Landschaften, und seien es die tristesten, in ganz und gar neuem, strahlendem Lichte erscheinen!
[1] Aufnahme von 1964 mit Jess Thomas (Lohengrin), Elisabeth Grümmer (Elsa), Dietrich Fischer-Dieskau (Friedrich von Telramund), Christa Ludwig (Ortrud), Gottlob Frick (König Heinrich der Vogler), Otto Wiener (Heerrufer des Königs), Chor der Wiener Staatsoper, Wiener Philharmoniker, Ltg. Rudolf Kempe (EMI CDS 7 49017 8)
Samstag, 21. Januar 2006
Der zonebattler ist ein passionierter Wohner und verläßt daher seine reale homezone allenfalls zum Behufe des Broterwerbs sowie zum Besuch von Vernisssagen und Flohmärkten (alles übrigens ziemlich exhibitionistische Veranstaltungen). Ansonsten erfreut er sich also seiner behaglichen Höhle, wobei in kalten Wintern das mit der Behaglichkeit an gewisse heizungstechnische Grenzen stößt. Aber egal, irgendwas ist ja immer verbesserungsfähig... Heute geht es mir um das
Rezept zur Herstellung von Wohlfühl-Atmosphäre nach »zonebattler«-Art
Man nehme:
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1 Altbauwohnung (vorzugsweise Gründerzeit oder Jugendstil, mit alten Türen in den Wänden und reichlich Stuck-Ornament an den Decken (zur Miete reicht)
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Dispersions-Wandfarben von guter Markenqualität: warme Töne für die Salons, kühle für das Dormitorium (vulgo Schlafzimmer)
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ggf. weiße Farbe für den Deckenanstrich
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blendfreie Halogen-Deckenfluter (dimmbar)
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diverse Deko-Leuchten
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1 gute Stereo-Anlage mit gleichfalls guter Musik
Zubereitung:
Man streiche (bzw. lasse) Decken, Stuck, Türen und deren Zargen in weiß, fasse dagegen die Wände in dezente Farbigkeit. Vorsicht bei den Stuck-Applikationen: jede weitere Farbschicht verschmiert die feinen Details der Verzierungen bis hin zur Unkenntlichkeit! Die plastische Erhabenheit der Stuckfriese unterstreiche man mit in den Raumecken positionierten, abgedimmten Deckenflutern. Würzen nach Geschmack mit Deko-Leuchten, Lichterketten u.ä. Beim Goutieren mit dezenter Barockmusik (Bläserkonzerte) garnieren. Möglichst lange einwirken lassen...
All’ das kostet nicht wirklich viel, steigert aber das Wohlbefinden beträchtlich. Wiederholung nach Belieben, Überdosierung faktisch nicht möglich!
Montag, 16. Januar 2006
Als sorglos-jugendlichem Konsumenten kam es mir im März 1983 keineswegs idiotisch vor, mir für den ersten weltweit erhältlichen CD-Player (SONY CDP-101) immerhin knapp 2.500 DM vom Munde abzusparen und auf den Ladentisch zu legen. Woraufhin ich nicht nur rauschfrei Musik (und den Dirigenten atmen) hören, sondern auch allerorten den »dicken Maxe« markieren konnte. Heute verdiene ich weit mehr als zu Ausbildungszeiten, winde mich aber schier vor Bauchgrimmen, wenn ich für ein Stück Unterhaltungs-Elektronik mehr als 100 EUR löhnen soll...
Damals hat mich auch der Aufbau meiner CD-Sammlung ein kleines Vermögen gekostet. Glücklicherweise neigte der eigene Musikgeschmack schon immer der E‑Musik zu, von daher war ich irgendwann komplett. Tatsächlich habe ich mir seit Jahren keine neuen teuren Silberscheiben mehr zugelegt: Zwei hervorragende Interprevtationen pro Bruckner-Symphonie reichen für alle Zeiten! Dafür habe ich jetzt ein ebenso kompaktes wie erstaunliches Stück Hardware erworben, durch das ich meinem großen Musikarchiv neue Freude abgewinne: Einen GRUNDIG CDP 5400.
Dieses futuristische »UFO« ist ein portabler CD-Player, der obendrein auch selbstgebrannte mp3-Scheiben verdauen, sprich wiedergeben kann. Die gelegentlich immer noch anfallenden Dienstreisen im ICE kann ich mir damit sehr angenehm verkürzen... Warum ich mir nicht gleich einen dieser eleganten Mini-Player à la Apple i‑Pod zugelegt habe? Weil ich meine ganzen CDs auf meiner lahmen 500 Megahertz-Mühle nicht »mal eben auf die Schnelle« rippen und konvertieren kann. Wozu auch? Ich nehme halt einfach Original-CDs mit und wandle später nur jene meiner Platten um, die ich immer wieder gerne höre.
Zum Beispiel die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach: Die besitze ich tatsächlich in acht verschiedenen Interpretationen und Instrumentierungen, und alle achte passen in mp3-Fassung (mit variabler Bitrate enkodiert) präzise auf einen CD-Rohling. Da können die Originale fürderhin getrost daheim bleiben (und ich habe nennenswert weniger zu schleppen)...
Wie man sieht, verfügt der kleine Taschenspieler sogar über eine praktische Fernbedienung, kann also durchaus auch während des Betriebs im Rucksack verweilen. Überhaupt hat das Grundig-Gerät (von dem außer dem immer noch glanzvollen Namen alles aus Fernost stammt) einige Vorteile, die ich beim Feature-Vergleich in dieser Kombination bei keinem anderen Mini-Player gefunden habe:
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Betrieb mit Mignon-Zellen oder entsprechenden Standard-Akkus
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Netz-/Ladebetrieb möglich (Steckernetzteil wird mitgeliefert)
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Kopfhörerbuchse und Line Out-Buchse zum Anschluß an einen Verstärker
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mp3-Fähigkeit (CD‑R, CD-RW)
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passabel ablesbares Display mit Titel-Anzeige auf der Oberseite
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Kabel-Fernbedienung für die wichtigsten Funktionen
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Anti-Shock-Pufferspeicher im Audio-CD-Betrieb abschaltbar (spart Strom)
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Verzicht auf überflüssigen Klangregel-Schnickschnack
Nach einigen Tagen Testbetriebs (überwiegend stationär über einen Grundig-Vorverstärker MXV 100 und meine großen, alten Grundig-Aktivboxen HiFi 40) kann ich dem Winzling auch in der Praxis beste Beurteilungen zuerkennen:
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sauberer Klang sogar über die mitgelieferten Ohrhörer
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erstaunlicher Frequenzgang über Line Out (die allertiefsten Orgelbässe!)
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intuitive Bedienung
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rutschfeste Tasten mit gut spürbarem Druckpunkt
Zu bemängeln gibt es aus meiner Sicht nur wenig (und überdies nur Kleinigkeiten):
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keine Display-Beleuchtung
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Multi-Segment-Anzeige ist schlechter ablesbar als ein Punkt-Matrix-Display
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Akku-Ladebetrieb nicht elektronisch geregelt, sondern nur mit Zeitanzeige
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Batteriefach nur von innen zugänglich
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Tasche / Schutz-Etui muß separat dazugekauft werden
Für den ungetrübten Hörspaß mußte ich noch nicht mal tief in die Tasche greifen: Nur knappe 30 EUR kostete mich die Bestellung bei amazon.de (bei portofreier Lieferung). Da habe ich mir doch glatt einen zweiten dieser formschönen Silberplatten-Spieler auf Reserve gelegt...
Funktionalität |
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Bedienbarkeit |
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Design |
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Preis / Leistung |
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Gesamturteil |
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Des musiktrunkenen zonebattler’s Fazit: Eine in jeder Hinsicht runde Sache!
Montag, 2. Januar 2006
Aus unserem quietschroten, gleichwohl High-fidelen Küchenradio tönt ausschließlich Bayern 4 Klassik, was anderes erträgt des zonebattler’s Gemüt auf Dauer nicht. Ich mache also den Kasten an und pfeife fröhlich die mir sogleich vertraute Musik mit...
Der Hinterkopf rätselt, ob es bei der schon vor Jahrzehnten verinnerlichten Melodei um eine Symphonie von Mendelssohn Bartholdy handelt oder womöglich doch eher um eine von Dvořák. Donnerwetter nochmal, denke ich mir, sind deine Synapsen schon so oxydiert, daß Du einen Deutschen Romantiker nicht mehr von einem böhmischen Komponisten unterscheiden kannst? Nicht zu fassen!
Der Aufwasch hält mich hinreichend lange in der Küche, um das Ende des Konzertes abzuwarten. In den ausgeblendeten Applaus verkündet der Rundfunk-Sprecher die Auflösung. Ich tippe nun doch auf Dvořák. Es war...
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die dritte Symphonie (die »Rheinische«) von Robert Schumann ! Tja.
Freitag, 16. Dezember 2005
Heute möchte ich von einem Restaurationsprojekt berichten, welches sich zwar lange hinzog, aber insgesamt weniger nervenzehrend verlief als die Geschichte mit der Flurlampe, bei der sich ja offenbar alles gegen mich verschworen hatte...
Diese prächtige Rock-Ola Musikbox vom Typ 1455‑D (Baujahr 1957) befindet sich seit vielen Jahren im Familienbesitz. Vor einiger Zeit habe ich das schöne Gerät generalüberholt: Unmengen Staub und Schmutz waren aus dem Inneren zu entfernen, korrosionsbedingte Kontaktprobleme zu beheben, einheitliche Platten-Schildchen zu drucken usw. Sogar fehlende Zierelemente am unteren Lautsprecher-Grill ließ ich anhand noch vorhandener Teile aus Kunstharz nachgießen. Nach der farblichen Anpassung der Repro-Teile waren diese von den daneben angebrachten Originalen kaum noch zu unterscheiden.
Erstaunlicherweise erwies sich sogar der alte Röhrenverstärker (nach ausgiebiger Reinigung) wieder als betriebsfähig, und ich konnte den irgendwann einmal hilfshalber nebendran montierten Transistorverstärker wieder spurlos zurückbauen. Eine Reparatur des Originals wäre nicht eben einfach zu bewerkstelligen gewesen, da zur Zeit der Herstellung noch keine gedruckte Leiterplatten verwendet und alle Teile daher »freifliegend« in einem soliden Blech-Chassis verlötet wurden. Da würde sich eine Fehlersuche als recht schwierig gestalten... Zum Glück waren aber nur leichte Oxydationen an den Steck-Kontakten zu entfernen. Ein toller Anblick, wenn es in den großen Glaskolben der Verstärker-Röhren sanft rötlich glimmt oder gar blau fluoresziert!
Die Mechanik der wuchtigen Maschine scheint für die Ewigkeit gebaut zu sein, ich mußte noch nicht einmal nachschmieren oder ‑ölen! Allein die verschlissene Nadel des Kristall-Tonabnehmers blieb zu erneuern. Kein ganz simples Unterfangen: Im Zeitalter der allgegenwärtigen CD-Player sind Tonnadeln kaum noch zu bekommen... Aber irgendwann war auch diese Hürde genommen.
Inzwischen hat das zentnerschwere Gerät das jahrzehntelange Kellerbar-Dasein (zwischen unbenutzten Fitneß-Geräten und Wäschetrockner-Gestellen) hinter sich gelassen und in meines Bruders Musikzimmer einen würdigen Aufstellungsplatz gefunden. Da scheint es ihr zwar durchaus zu gefallen, doch trotz meiner Instandsetzungsbemühungen zickt die alte Diva mitunter und weigert sich, bestimmte Platten abzuspielen. Womöglich sind dafür Leitungsbrüche in den elend dicken Kabelbäumen verantwortlich. Vielleicht hat sie aber auch nur ihren eigenen Musikgeschmack entwickelt und weiß sich gegen ihre Bediener durchzusetzen?
Donnerstag, 15. Dezember 2005
Was bin ich froh, in halbwegs aufgeklärt-demokratischen Zeiten aufgewachsen zu sein: Gegen die pompös-hohlen Propaganda-Inszenierungen des »III. Reiches« wäre ich womöglich nicht wirklich immun gewesen! In meinem latenten Hang zum Theatralischen denke ich mir ja immerzu selber allerlei schwülstigen Bombast aus, an dem womöglich sogar eine Leni Riefenstahl ihre ästhetische Freude gehabt hätte...
Mein heutiges, filmreifes Thema ist die martialische Wirkung vorbeidonnernder Schienenfahrzeuge, in Sonderheit der von schweren Containerzügen. Da drängt es mich, die Musik Richard Wagners mit Bildern von der Eisenbahn in Riefenstahl’scher Manier zu einer höchst bizarren Version des Lohengrin zusammenzumixen: Eine meiner Lieblingsstellen ist die 2. Szene des 3. Aufzuges, deren fetzige Musik von den Nazis gerne in der Deutschen Wochenschau für martialische Kriegspropaganda instrumentalisiert wurde. Unsereins sieht vor seinem geistigen Auge indessen weder berittene Heere (Wagner) noch Volkssturm (Wochenschau) vorbeidefilieren, sondern Taurus-Loks und deren Fracht: Die technisch zeitgemäß aufgerüsteten Truppen der brabantinischen Grafen tragen bei mir die Wappen von HANJIN, CHINA SHIPPING, P&O NEDLLOYD und MAERSK auf ihren Schilden, marschieren aber ebenfalls zu höchst beeindruckenden Armeen auf:
Die Aue am Ufer der Schelde, wie im 1. Akt. Glühende Morgenröte, allmählicher Anbruch des vollen Tages.
(Ein Graf mit seinem Heergefolge zieht im Vordergrunde rechts auf, steigt vom Pferde und übergibt dies einem Knechte. Zwei Edelknaben tragen ihm Schild und Speer. Er pflanzt sein Banner auf, sein Heergefolge sammelt sich um dasselbe.)
(Während ein zweiter Graf auf die Weise wie der erste einzieht, hört man bereits die Trompeten eines dritten sich nähern.)
(Ein dritter Graf zieht mit seinem Heergefolge ebenso ein. Die neuen Scharen sammeln sich um ihre Banner; die Grafen und Edlen begrüßen sich, prüfen und loben ihre Waffen usw.)
(Ein vierter Graf zieht mit seinem Gefolge von rechts her ein und stellt sich bis in die Mitte des Hintergrundes auf.)
(Als von links die Trompeten des Königs vernommen werden, eilt alles, um sich um die Banner zu ordnen. Der König mit seinem sächsischen Heerbann zieht von links ein.)
Alle Männer (als der König unter der Eiche angelangt ist)
Heil König Heinrich!
König Heinrich Heil!
König Heinrich
Habt Dank, ihr Lieben von Brabant!
Wie fühl’ ich stolz mein Herz entbrannt,
find’ ich in jedem deutschen Land
so kräftig reichen Heerverband!
Nun soll des Reiches Feind sich nahn,
wir wollen tapfer ihn empfahn:
Aus seinem öden Ost daher
soll er sich nimmer wagen mehr!
Für deutsches Land das deutsche Schwert!
So sei des Reiches Kraft bewährt!
Alle Männer
Für deutsches Land das deutsche Schwert!
So sei des Reiches Kraft bewährt! |
Wie ich den Triebfahrzeugen und Übersee-Containern das Singen beibringe und das blecherne Scheppern abgewöhne? Nun, daran arbeite ich noch! Und auch der Text paßt nimmer so ganz, denn da die meisten beladenen Container aus dem öden Ost daher kommen, kann das so öde nicht sein...
Sollte ich meine mir bis dato geneigten LeserInnen mit dieser pathetisch-pompösen Propaganda-Pastete zutiefst befremdet haben, dann kann ich da leider auch nix machen: Ich schreibe ja hier primär zu eigentherapeutischen Zwecken und nicht, um einen harmlosen Feuilleton-Ersatz zusammenzubrauen! ;-)
P.S.: Leider kann ich den zur angemessenen Würdigung meines Beitrages unbedingt erforderlichen »Soundtrack« aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht bereitstellen. Interessierte können mich freilich gerne mal besuchen, um sich mit der dazugehörigen Musik in passender Lautstärke besch(w)allen zu lassen!
Samstag, 3. Dezember 2005
Vor etwa 20 bis 30 Jahren waren Geräte der Unterhaltungselektronik noch keine gesichtslosen Leichtbau-Schachteln aus schwarzem Plastik, sondern schwere und solide gebaute HiFi-Komponenten mit individuellem Profil. Tatsächlich waren die Produkte der meisten Hersteller schon von weitem am unverwechselbaren Design zu erkennen: Selbst Geräte der Mittelklasse hatten ein markantes Äußeres und waren gediegen verarbeitet. Im Gebrauchtwaren-Handel findet man für wenig Geld schöne Tuner, Bandmaschinen und Verstärker aus den späten 1970er Jahren, die bis auf den heutigen Tag einwandfrei funktionieren. Einzig Verschleißteile wie Skalen-Lämpchen oder Antriebsriemen müssen manchmal ersetzt werden.
Der erste von vielen: Philips CD-Player CD 100 (1982)
Hin und wieder kann ich es mir nicht verkneifen, auf Flohmärkten besonders schöne Exemplare dieser »HiFi-Dinosaurier« für wenige Euro Lösegeld aus Banausenhand zu befreien und anschließend daheim zu restaurieren. Dank der damals noch nicht maschinell optimierten Produktionsweise sind die Geräte einfach zu zerlegen und recht wartungsfreundlich. Mitunter muß man korrodierte Kontakte polieren oder mittels Kontakt-Spray wieder gut leitfähig machen. Oft reicht aber eine schnelle Innenreinigung per Staubsauger und Pinsel und die sorgfältige Säuberung der Außenflächen, um sich ein nahezu neuwertiges Schmuckstück ins Regal stellen zu können. Dann fehlt mir nur noch eine gute Schallplatte zum nostalgisch-perfekten Musikgenuß...
Donnerstag, 20. Oktober 2005
In meinem latenten Hang zu Pathos und Theatralik fühle ich starke Verbundenheit zum musikalischen Kosmos Richard Wagners. Schon in jungen Jahren vermochte ich dessen drei romantische Frühwerke Fliegender Holländer, Tannhäuser und Lohengrin weitgehend auswendig zu rezitieren, und auch den späten Parsifal kann ich streckenweise ganz gut mitsummen.
Leider kann die prosaische Gegenwart nicht immer mit den Wagner’schen Epen mithalten, und so mache ich mir gelegentlich einen Sport daraus, den Alltag in meiner Phantasie etwas glamouröser zu inszenieren. Insbesondere bieten sich ansonsten langweilige dienstliche Meetings und Konferenzen an, entsprechend umgedeutet zu werden...
Wenn also z.B. ein wichtiger Big Boss verkündet: »Wir bekommen es zunehmend mit ausländischen Konkurrenten zu tun und müssen uns auf unsere Kernkompetenzen besinnen, um im Wettbewerb bestehen zu können!«, dann höre ich statt dessen: »Für deutsches Land das deutsche Schwert! So sei des Reiches Kraft bewährt!« (König Heinrich der Vogler im Lohengrin).
Nett, nicht wahr? Das Spielchen kann man weiter treiben. Chef sagt: »Wir müssen die bestehenden Prozesse grundlegend überprüfen, da punktuelle Nachbesserungen keine nachhaltigen Verbesserungen erbracht haben!«, ich verstehe: »Toren wir, auf Lind’rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz im Parsifal).
Oder: »Schuldzuweisungen bringen nichts, zumal an Betroffene, die nicht mehr greifbar sind. Wir wollen uns mit dem vorhandenen Team der Aufgabe stellen!« Heißt in meiner Welt: »Ihr Mädel, laßt die Toten ruh’n, laßt sie ruh’n; Laßt’s uns Lebend’gen gütlich tun!« (Matrosen im Fliegenden Holländer).
Man sieht, Wagners Gedankenwelt ist zeitlos aktuell, im Grunde ist ja alles schon mal dagewesen. Mein Traum indessen wäre es, wenn am Ende des bundesweiten Jahrestreffens die aus der ganzen Republik zum Workshop angereisten KollegInnen ergriffen niedersänken und den Schlußchor der Pilger im Tannhäuser anstimmten: »Heil!Heil!Der Gnade Wunder Heil! Erlösung ward der Welt zuteil!« Aber soweit wird es nicht kommen, da mache ich mir wenig Illusionen...
Donnerstag, 15. September 2005
In der Online-Ausgabe der Nürnberger Nachrichten bin ich auf die Nürnberger Pocket Opera Company aufmerksam geworden, die mir (wie ich zu meiner Schande gestehen muß) bisher verborgen geblieben ist. Die angekündigte Wiederaufnahme von »One Charming Night« macht mich sehr neugierig, zumal ich die zugrundeliegende Purcell-Oper »The Fairy Queen« im Plattenschrank stehen habe. Zudem läßt der ungewöhnliche Aufführungsort (die als Industrieruine brachliegende Fürther Müllschwelanlage, die gerade mal ein paar Wochen aktiv vor sich hin schwelte) auf bemerkenswerte Atmosphäre hoffen!
Auf der eingangs verlinkten Website der Pocket Opera Company kann man sich übrigens einige Bilder der letztjährigen Aufführungen ansehen, welche die Hoffnung auf ein außerordentliches Event zusätzlich nähren. Termine: jeweils Freitag und Samstag dieser und nächster Woche. Der Ticketpreis liegt mit EUR 18,- (ermäßigt EUR 15,-) im anständigen Rahmen, da kann man sicher nichts falsch machen. Außerdem muß man so eine rührige Truppe nach Kräften unterstützen. In diesem Sinne: Kommet zuhauf!
P.S.: Fortsetzung folgt, und zwar im eigenen Kommentar zu diesem Beitrag...
Samstag, 10. September 2005
Die Stadt Fürth ist reich an Baudenkmalen, komplette Gründerzeit-Straßenzüge strahlen auch heute noch (fast) in der Pracht vergangener Zeiten. Gleichwohl hat nicht jeder ein Auge und ein Herz dafür: Fast täglich komme ich z.B. am spätklassizistischen Haus eines Architekten (!) vorbei, welches dieser in übelster Weise außen (und dem Vernehmen nach auch innen) geschändet hat. Wie gerne würde ich diese Barbarei hier anprangern, Roß und Reiter nennen und die Verschandelung der wunden Villa wort- und bildreich belegen... Es blutet einem das Herz. Aber so wie die Dinge liegen, würde die juristische Keule wohl eher mich treffen als den unsensiblen Metzger...
Immerhin gibt es nicht nur solche Zeitgenossen: Am morgigen Tag des offenen Denkmals wird es viele architektonische Kleinodien zu besichtigen geben, die liebevoll instandgesetzt und bis heute im Originalzustand erhalten worden sind. Da viele historische Bauten in Privatbesitz und nur zu diesem landesweiten Aktionstag der Öffentlichkeit zugänglich sind, sollte man sich die Chance nicht entgehen lassen!
In gewisser Weise auch ein Denkmal, ja nachgerade eine Institution sind die Sir Henry Wood Promenade Concerts, die allsommerlich (heuer in der 111. Saison) in London stattfinden und in der berühmten Last Night of the Proms ihren extatischen Abschluß finden. Im traditionellen Schlußkonzert wird die Royal Albert Hall heute abend zum Hexenkessel, wenn nach der Pause das immer gleiche Programm aus großsymphonischen britischen »Schlachtrössern« gegeben wird:
Elgar – Pomp and Circumstance March No.1
Henry Wood – Fantasia on British Sea Songs
Parry / Elgar – Jerusalem
Traditional – Nationalhymne
Traditional – Auld Lang Syne (Schottisches Volkslied) |
Das Publikum (5.000 Besucher in der Halle, mehr als 100.000 im Hyde Park und in anderen live zugeschalteten Open Air-Locations) summt, singt, hupt und trötet dabei mit, die Ausgelassenheit kann mit dem Kölner Karneval regelmäßig locker mithalten! Man kann es kaum in Worte fassen, man muß es sehen (und vor allem hören). Zum Glück wird das Event auch in diesem Jahr wieder hier bei uns im Fernsehen übertragen, und zwar vom Norddeutschen Rundfunk ab 22:10 Uhr. Wir haben uns dafür hier schon eine große Tüte Kartoffelchips in der typisch englischen Geschmacksrichtung »Salt & Vinegar« sowie eine Schachtel »After Eight« zurechtgelegt. Rule Britannia!
Süßer und scharfer Senf: