
Abgelegt in: Vermischtes • 10. Nov.. 2013, 14:19 Uhr • Diskussion eröffnen
Heute in der Fürther Freiheit: »Tod auf Raten: Der Festsaal verschwindet«
Abgelegt in: Ansichtssachen • 12. Aug.. 2013, 11:50 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Expeditionen • 4. Aug.. 2013, 12:30 Uhr • 1 Kommentar lesen
Nach zehn im Wortsinne eindrucksvollen Tagen auf Gozo freuten wir uns auf die uns verbleibende Urlaubswoche auf der Hauptinsel Maltas. Wir setzten mit der Fähre über und wurden am Terminal bereits von einem persönlichen Chauffeur erwartet [1], der uns schnurstracks nach Valletta brachte und uns dabei aufgrund baubedingter Einbahnstraßen-Regelungen eine unfreiwillig-ausgedehnte Stadtrundfahrt durch das arg verwinkelte Labyrinth der engen Straßen und Gassen Vallettas zuteil werden ließ...
Wir boten dem gestreßten Fahrer schließlich an, die letzten paar Meter zu unserer neuen Herberge mit Sack und Pack zu Fuß zurückzulegen, aber eine derartige Kapitulation vor den Verhältnissen kam für ihn schon aus Gründen der Ehre nicht in Frage. Irgendwann schaffte er es dann schließlich doch, uns direkt vor dem Osborne Hotel abzuliefern.
Unser Zimmer dort war deutlich kleiner als das im Grand Hotel auf Gozo, dafür umso praktischer eingerichtet mit einer Vielzahl an Verstaumöglichkeiten. Es fehlte uns an nichts Relevantem. Also erst mal alles wieder ausgepackt und einsortiert, den kleinen Tagesrucksack geschultert und raus auf die Straße. Wo uns als erstes die Eleganz der Städterinnen auffiel, die sich stylistisch deutlich von der der Touristinnen abhebt:
Valletta ist im Grunde wie Fürth: einerseits groß genug, um urbanes Leben zu beherbergen, andererseits klein genug, um ein überschaubares Kaff zu bleiben. Und überall historische Bausubstanz, womit sie allerdings auf Malta mindestens so sorglos umzugehen scheinen wie bei uns in Fürth. Aber die von den Großmeistern des Malteserordens zur eindrucksvollen Festung ausgebaute Hauptstadt Maltas bietet noch mehr: italienische Einflüsse sind ebenso zu spüren wie arabische und afrikanische, wobei das mediterrane Flair noch mit einer ordentlichen Prise britischer Kolonial-Ära gewürzt ist. Diese Mischung ist einigermaßen originell und anderswo nicht anzutreffen.
Finden tut man in so einer Melange Foto-Motive ohne Ende, die meisten Touristen sehen folgerichtigerweise die Stadt nicht primär mit eigenen Augen, sondern als Sucher-Abbild auf dem Display ihres unablässig vor die Augen gehaltenen Smartphones! Auch der zonebattler hat natürlich oft seine Kamera in Anschlag gebracht, wobei es ihm wie meist weniger um die aus den Reiseführern bekannten »Sehenswürdigkeiten« ging, sondern um Lichtspiele, Details und Strukturen. Wie zum Beispiel um die Streifenmuster von Wellblächdächern, die ihre zufällige Fortsetzung in den vor ihnen gelagerten Ruderbooten fanden:
Derlei Motive mag ich gern, wozu sollte ich auch ablichten, was in jedem Bildband schöner zu sehen ist, weil deren Fotografen im Gegensatz zu mir bei Sonnenauf- oder ‑untergang zur Stelle waren, mithin die spektakuläreren Lichtverhältnisse vorteilhaft zu nutzen wußten? Eben. Unsereiner guckt da lieber untertags in die weniger repräsentativen Ecken. Und was sieht man da? Genau, die gleichen Nischenbewohner wie in Fürth:
Weitere Motive verdanken sich dem Umstand, daß man im Frühling, der Vorsaison also, noch nicht soviele Touristen antrifft, die durch ihre schiere Präsenz den Blick auf das strukturell Festhaltenswerte verstellen. So ein Bild wie das folgende wäre an einem hochsaisonalen Sommerabend sicherlich nicht so einfach und ohne längere Wartezeit einzufangen:
Natürlich zog es uns bald auch wieder zu jenen schönen Orten, an denen wir schon im Jahr zuvor Gefallen gefunden hatten. Beispielsweise zu den Upper Barrakka Gardens, von denen schon im zweiten Teil die Rede war. Der weite Panoramablick über den Hafen lockt Schaulustige in großer Zahl an, auch wenn der eine oder die andere die imponierende Umgebung lieber zum Abschweifen in innere oder imaginäre Welten nutzt:
Richten wir aber die Linse dann doch noch über die Mauern und hinunter ins Wasser, wo sich vom Faltboot bis zur ausgewachsenen Bohrinsel (!) Wasserfahrzeuge aller Kategorien und Gewichtsklassen tummeln und sich beobachten lassen:
Ein paar Tage später entdeckte ich dann aber doch eine ganz neue Attraktion, von der ich schon auf dem Hinflug im Kundenmagazin der Air Malta gelesen hatte und die in nur wenigen Gehminuten vom Hotel aus zu erreichen war: Im »The Fortress Builders Interpretation Centre« wird die Geschichte des Festungsbaus auf multimediale und didaktisch moderne Art und Weise erzählt und erläutert. Von den Anfängen der Verteidigungsbauten in frühgeschichtlicher Zeit spannt sich der Bogen über die regelrechte Bauwut des Malteserordens bis hin zu den neuzeitlichen Bunkeranlagen der Briten im zweiten Weltkrieg.
Von den Exponaten verdienen die zahlreichen Modelle, die historischen Fotos und die großflächigen Bildtafeln besondere Erwähnung. Die Bildschirmstationen mit animierten Präsentationen sind attraktiv gestaltet und verlocken zu stundenlanger Beschäftigung damit: Der menschliche Erfindergeist war und ist in militärischen Belangen ja seit jeher am kreativsten. Auch klassische Architekturmodelle sind nach wie vor interessante Studienobjekte, erkennt man an ihnen doch die größeren Strukturen und Konzepte, die man – als kleiner Wicht vor den riesigen Originalmauern stehend – durchaus beabsichtigterweise nicht wahrzunehmen imstande ist:
In die Errichtung des Zentrums sind – wie bei vielen von uns besichtigten Infrastrukturmaßnahmen – beachtliche Menge an EU-Fördermitteln geflossen (genauer gesagt: stolze 85%), womit auch unsereins mit seinen Steuergeldern seinen kleinen Anteil am Ergebnis haben dürfte. Die deutsche (Mit-)Aufbauhilfe geht voll in Ordnung angesichts des Umstandes, daß die teutonische Luftwaffe vor 70 Jahren sehr wirkungsvoll und ungebetenerweise am Gegenteil mitgewirkt hat...
Leider haben zwischenzeitliche Wahlen und ein Regierungswechsel das schicke Zentrum schon kurz nach seiner Eröffnung in eine prekäre Lage gebracht: Der Direktor hat Mühe, Druckerpatronen und andere Verbrauchsmaterialien zu finanzieren, seine wenigen wissenschaftlichen Mitarbeiter sitzen auf von daheim mitgebrachten Stühlen. Cafeteria und Museumsshop existieren b.a.w. nur auf dem Papier, und für eine besucherzahlenfördernde Beschilderung im Außenbereich hat es auch nicht gereicht: Wie immer kommen die Mittel für den Bau aus anderen Töpfen als die für die Betriebsführung und Instandhaltung, worauf ich später noch einmal zurückkommen werde. Für heute wenden wir uns kopfschüttelnd ab und linsen über die Schultern einer auf der obersten Terrasse an der Festungsmauer pausierenden Zentrums-Mitarbeiterin hinüber nach Sliema:
Tja. Hüben Festungswälle, drüben Bettenburgen. Solider ist allemal das alte Gemäuer, schon wegen der Dicke seiner Wände. Dennoch fährt man mit dem Paradigmenwechsel offenbar nicht schlecht: Während man die Invasoren früher erst mit Bollwerken draußen und später mit Kanonen auf Distanz hielt, läßt man sie heute als zahlende Gäste ins Land hinein und nimmt ihnen das Geld ab, ohne sich mit ihnen zu hauen. Eine klassische Win-Win-Situation!
Mit diesen philosophischen Betrachtungen verabschiedet sich der Autor für heute. In der nächsten Folge geht es raus aus der Hauptstadt, die Küste entlang. Allerlei merkwürdige Dinge gibt es nämlich auch da...
[1] Mit diesem uns kurzfristig angekündigten Service unseres Reiseveranstalters hatten wir gar nicht gerechnet: Aufgrund unserer ungewöhnlichen Reisebuchung mit Orts- und Hotelwechsel mittendrin waren wir davon ausgegangen, den »Zwischentransfer« auf eigene Faust unternehmen zu müssen. Ein Hoch auf die örtliche Stadthalterin von FTI-Touristik, Frau Borg!
Abgelegt in: Expeditionen • 3. Juli. 2013, 15:10 Uhr • Diskussion eröffnen
Mitunter kommt man sich auf Gozo und Malta recht verlassen vor, zumal beim Erforschen aufgegebener Gebäude, die es auf beiden Inseln in großer Menge gibt. Hier tappten wir nördlich von Żebbuġ an den Klippen der Qbajjar-Bucht auf ein von weitem tadellos in Schuß erscheinendes, an eine kleine Festung erinnerndes Gebäude zu:
Was uns da drinnen erwartete, war kein Museum, kein Laden und auch kein Lokal, sondern ein längst aufgelassenes Restaurant mit reichlich Spuren von Verfall und Vandalismus. Ein paar Fotos des traurig heruntergekommenen Zustandes aus dem Inneren des an sich ja prächtigen Gebäudes zeige ich in den Kommentaren zu diesem Beitrag. Hier an der Oberfläche gehen wir lieber rasch weiter, und drehen uns nur nochmal aus einiger Entfernung kurz um, um den an exponierter Lage errichteten Bau nochmal in voller Rest-Schönheit zu bewundern:
Die allerorten auffälligen Leerstände und aufgegebenen Häuser haben uns natürlich auf die Hintergründe neugierig gemacht. Die Antworten von befragten Einheimischen und darauf angesprochenen Reiseleitern reichten von schwer begreiflichen Dummheiten (Bauen auf unsicheren Tonschichten, auf denen die errichteten Bauten dann unter bedrohlicher Rißbildung ins Rutschen kamen und gesperrt werden mußten) bis hin zu den Tücken des lokalen Erbrechtes (Freibeträge nur auf Barvermögen, nicht jedoch auf Immobilienbesitz, so daß viele ungenutzte Häuser aus Steuervermeidungsgründen lieber dem Staat geschenkt als weitergenutzt werden). Eine Immobilienblase, erbläht aus der Gier renditehungriger Investoren ohne Nachhaltigkeitsstreben, hat hier und da zum Bauen am Bedarf vorbei geführt, wovon wir am Schluß dieser Folge noch ein Exempel sehen werden.
Vorher aber wenden wir uns wieder landeinwärts und schauen uns nach den Menschen und deren besten Freunden um. Hier in dieser Genre-Szene sehen wir eine vor ihrem Haus handarbeitende Oma und ihren vierbeinigen Bewacher:
Wobei »Bewacher« eine recht euphemistische Zuschreibung ist: Wenn ich die 25 Aufnahmen, die ich von der alten Frau und Ihrem faltigen Gesellen gemacht habe, nach Art eines virtuellen Daumenkinos an meinem Monitor durchblättere, dann bewegt sich die wettergegerbte Großmutter da um einiges mehr als ihr träges, quasi zur Salzsäule erstarrtes Hundchen. Vermutlich hätte ich sogar Oma samt Spitzenklöppelei unter den Augen des alten Kameraden einsacken und forttragen können, bevor der überhaupt reagiert, geschweige denn »Wuff« gesagt hätte...
Weit weniger gemütlich aufgelegt waren diese beiden Kerle hier, die immerhin keine fliegenden Hunde waren und sich daher auch nicht wirklich von ihrer hohen Hausmauer herunter trauten:
So furchterregend die kläffenden Köter auf den ersten Blick auch waren, im Grunde waren sie arme Schweine. Die Landbevölkerung – und das ist keineswegs nur auf Malta so – pflegt zu den ihnen anvertrauten, nichtmenschlichen Geschöpfen ein eher pragmatisches und nicht unbedingt von Empathie getragenes Verhältnis. Man möchte gar nicht wissen, was da so alles hinter den Mauern, Zäunen und Hecken vorgeht...
Immerhin scheint sich ein übergeordneter Gestaltungswille (mutmaßlich der EU-Bürokratie) langsam auch der Beziehung von Mensch und Tier annehmen zu wollen, wie dieses Schild im Gemeindegebiet von Quala beweist:
Angesichts der Lässigkeit, mit der die Insulaner ihre nicht verrottenden Kunststoff-Flaschen und anderen Zivilisationsmüll in die Landschaft werfen, muten Aufforderungen zum Einsammeln hündischer Hinterlassenschaften nachgerade rührend an. Aber immerhin, schaden kann es nix, und wenn sich langfristig ein Gefühl für umsichtiges Handeln auf allen Ebenen breitmacht, kann man das ja nur begrüßen...
Begrüßt habe ich auch etwas ganz anderes, nämlich das von mir heißgeliebte, kalte »Mint Cornetto«-Eis, welches ich vor vielen Jahrzehnten in einem früheren Leben im Vereinigten Königreich Ihrer Majestät Elisatbeth II, damals noch unter dem insularen Markennamen »Wall’s« kennengelernt habe. In diesen globalisierten Zeiten weist das aus heimischen Gefilden wohlbekannte Langnese-Logo auf die Zugehörigkeit zum Unilever-Konzern hin, der immerhin den althergebrachten Geschmackspräferenzen Rechnung trägt und die britische Vorliebe zum Pfefferminz-Geschmack auch in den ehemaligen Kolonien hochhält:
Das in entlegener Küstenlage erstandene Eis erfreute nicht nur durch sein typisches Minze-Aroma, sondern auch durch seine sehr kusperige Waffeltüte, der offenbar ununterbrochenen Kühlkette sein Dank! Des zonebattler’s bessere Hälfte kann der Minzophilie des Berichterstattenden indes nur wenig abgewinnen und guckte daher lieber aufs Meer hinaus, welches an jenem windigen Tag recht munter an die Gestade schwappte uind die Klippen hinauf zoschte...
Wie schon mehrfach hervorgehoben, wuselt das Heer der einheimischen wie eingereisten Menschen vornehmlich in den Städten herum, die insofern Ameisenhäufen ähneln. Außerhalb der Orte trifft man Zweibeiner regelmäßig nur in gut verträglicher Dosierung an, denn die Touristen sind überwiegend zu faul zum Wandern und die Insel-Bewohner anderweitig beschäftigt. Wer die Natur und die Einsamkeit liebt, kommt also auf Gozo und Malta auf seine Kosten, aller Sticheleien von mir gegen die eine oder andere Unsitte zum Trotze...
Was mich an an eine solche erinnert, die ich ja nochmals aufgreifen wollte, die des augenscheinlich sinnlosen Verschwendens von Geld und Grund zum Zwecke des Errichtens unnötiger und überflüssiger Bauten. Zum Exempel gibt es oberhalb des Hafenstädtchens Mġarr eine ausgedehnte alte Festung, das Fort Chambray. Innerhalb der meterdicken Außenmauern wurde in den letzten Jahren eine luxuriöse Apartment-Anlage mit mondänen Gemeinschafts-Pools errichtet, die auf den arglosen Besucher eingermaßen gespenstisch wirkt, da so gut wie unbewohnt und von allen guten Geistern verlassen:
Wir kamen uns dort vor in einem postapokalyptischen Endzeit-Film: Alle Häuser und Anlagen vom Feinsten, doch allenfalls in jeder zwanzigsten Einheit schien sich Leben zu regen, der Rest stand still und stumm herum, war offenkundig noch nie bezogen und zeigte schon erste Spuren von Verwitterung und Verfall. Sehr eigenartig! Angeblich leisten sich reiche Malteser hier (mit angesichts der Euro-Einführung rasch unterzubringendem Schwarzgeld) ein nobles Ferien-Domizil, welches sie nur wenige Wochen im Jahr bewohnen. Der Haken ist nur: Wer im Geld schwimmt und solchen Luxus haben zu müssen meint, der will auch Schickeria-Leben um und unter sich haben und kein verschlafenes Fischerdorf, an dem der Fährhafen das einzig nennenswerte Stück belebter Infrastruktur ist...
Egal, ein Rätsel mehr, welches einen Inselurlaub wie den unseren ja auch würzt. Damit genug von und mit Gozo, in der nächsten Folge geht es auf die Hauptinsel Maltas hinüber und in der Hauptstadt Valletta weiter!
Abgelegt in: Expeditionen • 25. Juni. 2013, 15:30 Uhr • 1 Kommentar lesen
Schon letztes Jahr staunten wir ja über die zahlreichen Kirchen, die über den erzkatholischen Inselstaat verstreut sein Landschaftsbild nachhaltig prägen. Eines der eindrucksvollsten Exemplare ist die Johannes dem Täufer geweihte Kuppelkirche von Xewkija, die wir hier aus einiger Entfernung alles andere überragen sehen:
Leider eignen sich diese weithin sichtbaren Landmarken nur bedingt zur Orientierung: Es gibt ihrer so viele, daß man seinen gottgefälligen Weg vor lauter Kirchen kaum sieht, ähnlich wie es sich im Sprichwort mit dem Wald und den Bäumen verhält. Wälder freilich gibt es auf Gozo nicht und in Malta nur einen dreiviertelten, insofern ist die enorme Packungsdichte von Gotteshäusern wohl durchaus als Ausgleichsmaßnahme zu werten...
Tags drauf haben wir uns dann die Church Of St John The Baptist nicht nur aus der Nähe, sondern auch von innen angesehen. Aus dem heimischen Sandstein gebaut, ist sie natürlich von entsprechender Farbgebung:
Neobarocke Architektur und quietschbunt manieristische Innenausstattung gehen Hand in Hand, was allerdings selten zu sehen ist, sind angemessen dimensionierte Orgeln. Tatsächlich findet man sogar in den größeren Kirchen oft gar keine »richtige« Orgel auf der Empore, sondern nur ambulant aufgeständerte Yamaha-Keyboards mit angeschlossenen Party-Beschallungs-Boxen. Verwunderlich, aber vermutlich auf eine nicht vorhandene heimische Orgelbau-Tradition zurückzuführen. Schade, Resonanzraum und Volumen für die größten Baßpfeifen wäre vorhanden!
Jetzt aber wieder hinaus aus der weihrauchschwangeren Sakralatmosphäre an die frische (Meeres-)Luft, wo der Geruch des Meeres und der Blick in die Ferne zum Absprung in die Tiefe locken:
Na ja, letztlich entsann ich mich dann doch des Umstandes, keine Flügel zu haben. Aber auch mit solchen hätte ich mich fürchten müssen: Hier am südlichsten Zipfel Gozos kam uns nämlich einer jener Ballermänner kurz ins Blickfeld, von deren (Un-)Taten wir ansonsten den ganzen Tag über ständig was zu hören bekamen:
Einerseits katholisch sein und sonntags die Schöpfung lobpreisen, anderseits aber Teile derselben nach Kräften auszurotten, derlei Bigotterie ist nach wie vor bizarrer Alltag auf Gozo und Malta. Und dann laufen die Pistoleros resp. Flintoleros auch noch martialisch getarnt im Gelände herum, als ginge es darum, sich im Guerilla-Kampf einer Invasion übermächtiger Feinde zu erwehren. Man sollte die Piff-Paff-Puffis in einem abgegrenzten Gelände (gerne mit Tribünen drumherum) zusammenpferchen und sich gegenseitig abschießen lassen, daß hätte zumindest noch einen gewissen sportlichen Charakter...
Es braucht vermutlich noch Jahrzehnte, bis der kollektive Inselkoller soweit abgeflaut ist, daß Zugvögel auf der Route zwischen Europa und Afrika nicht mehr bei der Zwischenlandung um ihr Leben fürchten müssen. Womöglich liegt die Schießfreude der Gozitaner und Maltesen ja im militärischen Erbe begründet, dessen steinerne Zeugnisse (ähnlich wie die Kirchen) noch überall herumstehen und weithin zu erspähen sind:
Themenwechsel: Wenn man den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und eine zweistellige Anzahl von Kilometern durch die Landschaft getrottet ist, dann freut man sich in den Abendstunden auf einen barrierefreien Spaziergang durch die Dörfer und Städtchen und hofft auf eine zum Naturerlebnis kontrastierende Auswahl an pittoresken Fotomotiven. Meiner einer ist ja nicht schnell genug (weder von der inneren Einstellung noch von mitgeführten Ausrüstung her) zum Einfangen bewegter Objekte oder Lebewesen, auch neigt der zonebattler in seiner wehmütig-elegischen Grunddisposition ohnehin den melancholischen Motiven zu. Da kommt ein kamerabewehrter Tagesausklang im Hauptstädtchen Victoria (alias Rabat) gerade recht:
Eigentlich müßte man bei sowas eine dicke Spiegelreflex auf das schwere Stativ schrauben, die Komposition skrupulös perfektionieren und erst dann genau einmal auf den Auslöser drücken. Meiner einer stellt sich breitbeinig selbst als Stativ vor das Motiv, drückt sich die schwenkdisplaytragende Knipse auf den Gürtel, zieht die Wampe ein und hält die Luft an, bevor er dann ein halbes Dutzend mal abdrückt (und später daheim das am wenigsten verwackelte Foto heraussiebt). Nein, für werbeplakatgroße Abzüge taugt die Vorgehensweise eher nicht, aber ja, ich will im Urlaub möglichst unbeschwert herumkrabbeln und nicht mehr kilogrammweise Fotoapparate mit mir herumschleppen...
So, nachdem wir gerade ein so schönes Rot als Blickfänger benutzt hatten, muß jetzt zur Abwechslung mal was blaues her. Und siehe, nur vier Minuten und wenige Dutzend Schritte später kam mir schon was Schönes vor die Linse:
An diesem – vermutlich gar nicht so alten – Moped läßt sich einmal mehr das pragmatische Verhältnis der Bevölkerung zu Ihren Werkzeugen und Vehikeln illustrieren: Gepflegt wird nix (allenfalls notdürftig repariert, was sonst gar nicht mehr ginge), was abgewirtschaftet ist, wird ersetzt. Die für präventive Instandhaltung nicht investierte Zeit kann anderswie sinnvoll genutzt werden (z.B. zum Schrotschießen).
Aber jetzt will ich nicht länger nölen, ich bin ja schließlich selbst nicht konsequent und lichte einerseits knatternde Stinker ästhetisierend ab, die ich dann andererseits (mitsamt ihren Fahrern) verwünsche, sobald sie bestimmungsgemäßem Gebrauch unterzogen werden. Nochmal acht Minuten und ein paar Meter weiter fand ich zum guten Schluß dieses werbende Paddel eines Reiseveranstalters vor:
Von der mittleren Trendsportart hatte ich bis dato noch nie etwas gehört, wiewohl ich im Zivil- wie im Berufsleben schon manche Gelegenheit zum unauffälligen Abseilen ergriffen habe. Da mußte ich mich tatsächlich in der Wikipedia rückversichern, daß es das »Abseiling« tatsächlich als etablierte Bezeichnung gibt. Ein deutsch-englisches Lehnwort-Konstrukt, welches ich natürlich unverzüglich meinem Wortschatz einverleibt habe. Solch ein schönes Souvenir lobe ich mir: kostet nix, macht nicht dick und fängt keinen Staub.
Aus demselben mache ich mich aber jetzt und vertröste die geneigte Leserschaft auf den nächsten Teil, der etwa im Wochenabstand folgen wird...
Abgelegt in: Expeditionen • 17. Juni. 2013, 18:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Mir fällt heute nichts Besseres ein, als auf diesen Beitrag der Raumfee zu verweisen, vor deren Eigenart ich mich dankbar und bewundernd verneige.
Abgelegt in: Empfehlungen • 12. Juni. 2013, 8:40 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Begegnungen • 8. Juni. 2013, 16:42 Uhr • Diskussion eröffnen
Im letzten Teil der Reiseberichterstattung von 2012 hatte ich es schon angedeutet, daß es womöglich auch heuer wieder nach Malta gehen könnte. Und so kam es dann tatsächlich: Zur gleichen Jahreszeit wie im Vorjahr bereisten der zonebattler und seine bessere Hälfte von Ende April bis Anfang Mai für knapp drei Wochen den mediterranen Inselstaat. Um der faktischen Fortsetzung des vorausgegangenen Urlaubs auch virtuell Rechnung zu tragen, setze ich die Serie unter dem gleichen Titel nahtlos fort und werde mir auch diesmal (über einige Wochen gestreckt) insgesamt acht bunt bebilderte Folgen abringen, zur Bewahrung meiner eigenen Erinnerungen und hoffentlich auch zur Erbauung meiner geschätzten Leserschaft...
Also dann los: Nachdem sich ein durchgängiger Wohnort (Sliema) beim ersten Aufenthalt auf Malta angesichts der zeitraubenden Busfahrerei als suboptimal herauskristallisiert hatte, splitteten wir diesmal den Urlaub auf zwei weit auseinanderliegende Standorte auf: Erst verbrachten wir zehn Tage auf der beschaulichen Insel Gozo, nach deren ausgiebigen Erforschung wir dann noch für eine Woche auf die quirlige Hauptinsel, namentlich in die Hauptstadt Valletta übersiedelten. Hier zunächst die traditionsgemäß angefertigte Überblickskarte mit unseren vom stets mitgeführten Vorratsdatenspeicher feinsäuberlich mitprotokollierten Wegen:
Doch halt, werfen wir noch einen kurzen Blick zurück auf die diesmal recht abenteuerliche Anreise: Während wir in 2012 noch recht kommod von Nürnberg aus direkt mit Air Berlin gen Malta schweben konnten, hat sich die von meinem Ex-Chef-Chef-Chef-Chef Hartmut Mehdorn geführte Airline inzwischen aus NUE weitgehend verabschiedet, so daß wir diesmal von MUC aus mit Air Malta fliegen mußten. Von Nürnberg nach München zu kommen bedeutet normalerweise, eine recht unspektakuläre gute Stunde im ICE zu sitzen. Diesmal freilich standen wir dichtgedrängt im Zuge, denn aufgrund einer Kupplungsstörung in Köln verkehrte unsere blecherne Weißwurst an unserem Anreisetag nicht als Doppelzug, sondern als singuläre Garnitur. Immerhin, die Stimmung in der proppenvollen Sardinenbüchse war deswegen nicht etwa gedämpft, sondern eher recht entspannt bis unverdrossen fröhlich. Waren offenbar überwiegend Profireisende unterwegs... [1]
Von München Hbf aus ging es dann mit der S‑Bahn zum Flughafen, von dort in gerade einmal zweieinhalb Stunden über die Alpen, über Italien, über Sizilien und eine abschließende Handbreit Mittelmeer nach Malta. Dort erwartete uns ein Transfer-Bus, der uns über Land an den Städten vorbei (als einzige!) bis zum Fährhafen von Ċirkewwa brachte. Da ging dann der Urlaub für mich so richtig los... [2]
Eine halbe Stunde dauert die Überfahrt vom Nordwestzipfel Maltas am kleinen Comino vorbei nach Gozo. Nur wenige hundert Meter oberhalb des Hafens von Mġarr bezogen wir Quartier im dortigen Grand Hotel, von dem aus man das Kommen und Gehen der Fähren wunderbar beobachten kann:
Bei dem im Bild deutlich sichtbaren Wachturm handelt es sich übrigens um den St Mary’s Tower auf Comino; rechts hinten im Bild ist dann schon die Hauptinsel des maltesischen Archipels zu sehen.
Mit ihrem kompakten Arrangement von Fährschiffen, Fischerbooten, Kirchen, einer alten Festung und allerlei pittoresken Küstenabschnitten wirkt die Bucht von Mġarr ein wenig wie ein auf Lebensgröße hochskalierter Abschnitt einer fröhlich bunten (wenn auch schienenlosen) Modellbahnlandschaft:
Unser preiswertes Zimmer mit Landblick erwies sich als unerwartet riesig und luxuriös, wenngleich sich ein paar Unterteilungen im Schrank und/oder eine schubladisierte Kommode als sehr hilfreich erwiesen hätten. Dafür gab es freies WLAN im ganzen Haus und damit drahtlosen Kontakt zu den Weiten der virtuellen Welt wie auch zur heimischen Sphäre, ein Umstand, den wir im Gegensatz zu manch anderen durchaus zu schätzen wissen.
Dem heimatlich dauerhaft trüben Wetter glücklich entflohen, mußten sich die Augen und der Blick erst einmal an die knalligen Farben und den wolkenlos blauen Himmel gewöhnen:
Dank der (noch) nicht vorhandenen Verbindung der Inseln via Brücke oder Tunnel hat sich das landwirtschaftlich geprägte Gozo bis heute einen eher ruhigen und beschaulichen Charakter bewahren können. Weil typische Urlauber-Attraktionen eher auf der Hauptinsel zu finden sind, kommen mit den ersten Fähren überwiegend Tages-Touristen nach Gozo geschippert, die am späten Nachmittag dann auch wieder weggeschafft werden. Abends kehrt auf der kleinen Insel sehr schnell Ruhe ein, die allenfalls durch das Knattern eigenartiger motorisierter Gefährte unterbrochen wird...
Schon in den frühen Morgenstunden findet die Nachtruhe indes ein jähes Ende, zumal im Frühling, wenn Jagdsaison ist und die gozitanischen Männer aus Mangel an sinnstiftenden Zerstreuungen auf alles ballern, was Flügel hat und flattert. Ich hatte auf diesen barbarischen Blödsinn weiland schon im ersten Teil hingewiesen, diesmal erlebten wir das stete Piff-Paff-Puff leider noch krasser. Überall im Gelände findet man provisorische Unterstände für Schrotflintenträger und drumherum aufgestellte »Präsentierteller« aus Steinplatten, auf denen sich arglose Piepmätze zu ihrer dann mutmaßlich letzten Rast niederlassen sollen. Man kann nur hoffen, daß diese Art von »Brauchtum« irgendwann vermittels einer zunehmend restriktiveren EU-Gesetzgebung weitgehend ausradiert werden wird...
Ungewohnt sind übrigens auch andere Gebräuche der ansonsten durchaus friedlichen und freundlichen Insulaner; insbesondere erfreuen die allerort präsenten Beispiele kreativer Leitungsführung das Herz des Fotografen:
Spätestens hier läuft der Chronist nun Gefahr, sich zu wiederholen, hat er doch in den ersten acht Teilen dieser Serie schon viel erzählt und gezeigt, was er auch in seinem diesjährigen Urlaub gesehen und fotografisch konserviert hat. Macht aber nix, Beispiele für umstandslose Selbsthilfe und unprätentiöses Improvisationstalent kann man schließlich immer zeigen, ohne sein Publikum zu langweilen:
Lassen wir den ersten Tag auf Gozo ausklingen mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang, den ich gerade noch rechtzeitig mit ambulant aufgestützter Kamera einfangen konnte:
Im folgenden Teil werde ich dann von unseren ausgedehnten Wanderungen berichten, die uns vor allem entlang der einsamen Küstenlinie Gozos zahlreiche wunderschöne Ausblicke – und auch manchen Weltschmerz – beschert haben.
[1] Harald Schmidt hat sich zu diesem Thema mal dezidiert geäußert, siehe hier.
[2] Beim Übersetzen nach Gozo gelang mir gleich der erste schöne Schnappschuß...
Abgelegt in: Expeditionen • 30. Mai. 2013, 23:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Eine ganze Woche lang haben der zonebattler und seine bessere Hälfte abends bei urlaubenden Freunden die nicht mitgereisten Familienmitglieder versorgt, namentlich einen trägen Kater, ein anspruchsloses Meerschwein sowie Benno und Ingrid, ihres Zeichens schwarze Zwergschafe. Der abendliche Auslauf mit jenen beiden war nicht immer einfach zu bewerkstelligen, denn während die devote Ingrid stets folgsam der kleinen Truppe hinterherhoppelte, zeigte sich Benno der Bock zuweilen launisch und unterstrich seinen (Un-)Willen gern mit dem Einsatz seiner kühn gewendelten Hörner. Selbst beim scheinbar friedlichen Fressen mußte man immer ein wachsames Auge auf ihn haben, um nicht auf einmal sein knochenhartes Geweih am eigenen Schienbein zu spüren:
Einmal versuchte ich Zeit zu sparen, indem ich die beiden Zottelviecher alleine auszuführen trachtete, derweil die bessere Hälfte parallel dazu die Rüben und Äpfel schnippeln und das Heu für die später vom Spaziergang heimkehrende Mini-Herde bereitlegen wollte. Dumm nur, daß Benno ohne Leittier vorneweg partout nicht weitergehen wollte, mir meine Ungeduld jedoch im Minutenabstand mit zwei ordentlichen Knuffen an die gleiche Stelle meines linken Beines quittierte. Blutend humpelte ich hernach weiter...
Die folgenden Expeditionen fanden dann nur noch mit mindestens zwei Menschen statt, einer voran, Benno und Leinenhalter(in) hinterher, Ingrid das Schlußlicht bildend. In dieser Reihung waren die Märsche entlang des Farrnbachs dann recht unproblematisch zu absolvieren, wobei sich die Vierbeiner im regennassen Matsch deutlich bessere Haltungsnoten als ich verdient hätten. Kein Wunder, wenn man beim Trotten durch die patschige Pampa drei von vier Beinen statt nur eins von zweien am Boden haben kann!
Ab morgen kann sich meiner einer dann endlich wieder selber bockig geben...
Abgelegt in: Alltagsleben • 26. Mai. 2013, 23:00 Uhr • 4 Kommentare lesen
Abgelegt in: Kurioses • 19. Mai. 2013, 15:46 Uhr • Diskussion eröffnen
Gestern hat sich der zonebattler in den ICE gesetzt und ist nach Starnberg runtergerauscht, um einen Spaziergang am See zu unternehmen. Hier hat er zwei Herren beim Beobachten beobachtet:
Bis zum Todesort von Ludwig II sind wir dann marschiert bzw. gelustwandelt:
Von Berg aus ging es dann per Schiff zurück nach Starnberg und schwupps rein in die S‑Bahn in Richtung München Hbf zur Weiterfahrt gen Heimat. Ein prallvoller Tag!
Abgelegt in: Vermischtes • 10. Mai. 2013, 6:45 Uhr • 1 Kommentar lesen
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Süßer und scharfer Senf:
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