Sonntag, 17. Juni 2012
Im Mittelpunkt der heutigen Folge der zonebattlerschen Reiseberichterstattung steht der Mensch als solcher, und zwar sowohl in seiner Ausprägung als stationär waltender Einheimischer wie auch in seiner phänotypischen Erscheinung als Fremder und Tourist. Allen Zweibeinern gemein ist ein latenter Hang zur trotzigen Unvernunft im Verhalten, welcher wiederum bei Reisenden – vermutlich wegen der fehlenden Sozialkontrolle des heimischen Habitats sowie der Nicht-Alltäglichkeit der temporären Lebensführung – deutlich stärker ausgeprägt ist.
Als illustrierendes Beispiel möge die exzessive Sonnenlicht-Exposition der eigenen Schwarte dienen, die ja nachgewiesenermaßen nicht nur zur Bewunderung durch Artgenossen, sondern auch zum (durchaus weniger angenehmen) Hautkrebs führen kann. Da die möglichen gesundheitlichen Nachteile des Sonnenbadens seit langem bekannt sind, bemühen sich die Menschen in ihrem heimischen Umfeld gemeinhin um »schonendes« Grillen:
Touristen hingegen lassen nicht selten alle Ratio in der Heimat zurück. Namentlich die britischen Pauschal-Reisenden neigen dazu, am ersten Tag ihres Urlaubsaufenthalts käseweiß bis kreidebleich zum Frühstücksbufett zu erscheinen, am zweiten Morgen jedoch bereits in leuchtendem Feuerrot nach Art frisch gekochter Hummer. Möglicherweise sind sie der Auffassung, daß Verbrennungen zweiten Grades ein geringer Preis für die verlockend erscheinende Aussicht sind, in ihren zwei Wochen auf der kleinen Insel mehr Sonne »tanken« zu können als den Rest des Jahres über daheim auf dem großen Eiland mit seiner sprichwörtlich nebulösen Witterung...
Schwieriger noch als das Einhalten einer tolarablen Bestrahlungsdosis ist das Finden einer kommunikativen Basis mit dem mitreisenden Partner. Nicht wenige Paare sehen sich im lang ersehnten Urlaub mit der unverhofft auftretenden Situation konfrontiert, mehr als die werktäglich üblichen paar Minuten miteinander reden zu können (oder gar zu müssen). Kein Wunder, das einem da mitunter die Worte fehlen:
Na, immerhin ist das Handtuch zwischen den beiden hier im Bild noch nicht zerrissen. Feiner heraus sind da jene, die Malta ohnehin nur ansteuern, um non-stop Party zu feiern. Wer solches tut, braucht sich im donnernden Gestampfe mehr oder weniger musikalischer Rhythmen ohnehin nicht verbal zu äußern, es verstünde ihn eh keiner. Die zur hellen Tageszeit davon sichtbaren Spuren im für derlei Exzesse zuständigen Ort St. Julian’s haben dem Berichterstatter schon von ferne gezeigt, daß das seine Welt nicht ist, weshalb er sich dazu auch nicht weiter auslassen kann und mag.
Doch scheren wir uns nicht weiter um die zwischenmenschlichen Risiken und Nebenwirkungen eines mit hohem Erwartungsdruck angetretenen Erholungsurlaubs (!), wenden wir uns vielmehr wieder der Betrachtung der maltesischen Bevölkerung zu. Hier betrachtet ihrerseits eine männliche Auswahl derselben die polizeiamtlichen Konsequenzen eines kleineren Verkehrsunfalls mit minderen Blechschäden:
Tja, den gemeinen Malteken bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Ist ja auch kein Wunder bei der bewegten Geschichte: Wer so viele Besatzer, Eroberer, Regenten und Verwalter hat kommen (und wieder gehen) sehen, der regt sich über Bagatellen nicht mehr auf, sondern freut sich allenfalls über die kleine Abwechslung im ansonsten unspektakulären Tageslauf.
Möglicherweise wirkt auch das Fischen und Angeln – ein auf Inseln aus naheliegenden Gründen weitverbreiteter Zeitvertreib – beruhigend auf das Gemüt. Jedenfalls geben die rutenschwingenden Männer rund um die Hafenpromenaden nicht nur pittoreske Genre-Motive, sondern auch ein Bild der Ruhe ab:
Wobei das mit der Ruhe so eine Sache ist: Wie wir ja schon gehört haben, hantieren die männlichen Malteken nicht nur mit der Angelrute herum, sondern auch gerne mit dem Schießgewehr, was der meditativen Kontemplation der Schützen womöglich den Höhepunkt beschert, dem arglosen Wanderer indes einen jähen Schrecken.
Aller katholischen Frömmigkeit zum Trotz hat der Jagdtrieb der Malteken, der absolut nix mit traditionsbewußter Wehrhaftigkeit zu tun hat (die Singvögel greifen die Insel ja nicht an und feindliche Jagdbomber wiederum wären mit Bleischrot schwerlich zu beeindrucken), seinen Niederschlag in der kollektiven Ikonographie gefunden. Hier sieht man eindeutig, woher der Wind weht:
Eine Faszination für das Schießen, insbesondere mit weit größeren Kalibern, ist auch den britischen Besuchern zu eigen (den männlichen, versteht sich). Gerne besuchen sie daher in Mannschaftsstärke die Relikte der kriegerischen Auseinandersetzungen in, auf und um Malta. Der Chronist hat einem fantasiebegabten Hobby-Historiker die fixe Idee ausreden müssen, wonach es sich bei diversen aufgegeben Badebecken am Felsenstrand um Geschützstellungen (»gun emplacements«) aus dem zweiten Weltkrieg gehandelt habe. Die Exzentrizität der Engländer mag auch beim Militär die eine oder andere Entsprechung gefunden haben, aber auch die Kanoniere Ihrer Majestät schossen und schießen gerne mit trockenen Füßen und unbehelligt von Ebbe und Flut!
Ein immerhin nett anzuschauendes Relikt des militärischen Erbes aus der Kolonialzeit ist die Wache vor dem Großmeisterpalast in Valletta. Schneidige Kerls in feschen Uniformen knallen mit ihren eisenbeschlagenen Tretern auf den Boden, fuchteln ritualisiert mit ihren seitengewehrbestückten Karabinern herum und werden anschließend in ihren winzigen Schilderhäuschen von den Touristen – zonebattler inklusive – als Kuriosität abgelichtet:
Meiner einer hat mit Männlichkeitsritualen und Imponiergehabe wenig am Hut, aber ich bin ja auch nur ein oller zonebattler und kein ganzer Kerl.
Doch auch die Kerle waren mal Kinder, und denen wollen wir uns heute abschließend zuwenden. Auf den ersten Blick schauen die Jungs und Mädels auf Malta genauso aus wie der frühreife Nachwuchs allerorten, man trifft sich draußen, findet sich und seine Freunde cool und die anderen doof (und vice versa).
Ein bemerkenswerter Unterschied zur heimischen Jugend ist uns allerdings aufgefallen: Die Erziehung zum sozialen Wesen scheint auf Malta noch bestens zu funktionieren! Junge Leute stehen, ja springen unaufgefordert in den rappelvollen Bussen auf, wenn ältere Menschen zusteigen und einen Sitzplatz gebrauchen könnten. Steht man als Auswärtiger ratlos mit Landkarte oder Stadtplan in der Hand am Wegesrand herum, kriegt man von alt und jung sogleich Orientierungshilfe angeboten. Ob das nun mit der starken Verwurzelung im Christentum römischer Prägung zu tun hat, sei dahingestellt. In jedem Fall sind Höflichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme essentielle soziale Schmierstoffe in dichtbevölkerten Lebensräumen, und daß derlei Selbstverständlichkeiten andernorts keine mehr sind, ist mehr als nur schade.
Ins nähere Gespräch sind wir mit Jugendlichen nicht gekommen, was hätten wir ihnen auch erzählen können? Es war aber offensichtlich, daß es ihnen trotz der peripheren Insellage an nichts fehlt, was ihre Altersgenossen auf dem Festland für selbstverständlich halten. Auch das Internet wird seinen Teil dazu beitragen, daß Isolationsgefühle gar nicht erst aufkommen. Zu kaufen gibt es heutzutage sowieso alles überall. Übrigens muß mancherlei Spielzeug, welches im Fürther Umland erdacht worden ist, noch nicht einmal importiert werden: Sämtliche Playmobil-Figuren etwa erblicken schon lange nicht mehr in Zirndorf das Licht der Welt, sondern mitten in Malta! Das gilt auch für die in der Fürther Fußgängerzone verkauften Exemplare, wie deren Schachtelaufdrucke beweisen...
Das Zeitfenster für die spielerische Beschäftigung mit Plastik-Männchen scheint indes immer kürzer zu werden: Kaum muß man nicht mehr befürchten, daß das Kleinkind die Dinger verschluckt, da ist es auch schon fast in der Pubertät angelangt und beginnt sich für richtige Männchen (oder Weibchen) zu interessieren. Das ist auf Malta nicht anders als in Deutschland und den anderen westlichen Ländern.
Wir sind nun auch angelangt, und zwar am Ende der heutigen Folge. Demnächst gibt es eine weitere mit neuen fotografischen Impressionen aus dem kleinen Inselstaat zwischen Europa und Afrika.
Sonntag, 10. Juni 2012
Ansichtskartenwürdige Aufnahmen an der Kitschgrenze entlang habe ich in der vorhergehenden Folge für diesmal versprochen, und so habe ich mich hingesetzt und eine Auswahl Fotos herausgesucht, in denen das Blau am blauesten ist! Früher hatte man für sowas einen für seine satten Farben bekannten Fuji Velvia Dialfilm mit 50 ASA in der Kamera, im digitalen Hier und Jetzt greift meiner einer gern auf die I2E-Optimierung von FixFoto zurück, um die draußen im prallen Leben vorhandene Farbintensität noch ein wenig zu betonen. Fangen wir mal an mit einem Blick über die Klippen auf das mare nostrum hinaus:
Ja, da kann man schon den Blues kriegen. Nicht minder satt ist übrigens das Grün der üppigen Vegetation, was den Frühling ganz klar zur besten Besuchszeit macht: Im Sommer ist es auf Malta viel zu heiß, um sich auf ausgedehnte Wanderungen zu begeben; im Herbst werden die Temperaturen zwar wieder erträgllicher, aber dann ist von der frischen Flora des Frühlings nichts mehr zu sehen und die Landschaft ist so trocken und so gelbgrau wie die steinernen Städte.
Und weil wir damit schon wieder den Bogen zurück in die Stadt geschlagen haben, schauen wir uns bei bestem Wanderwetter einen Ausschnitt aus den rund um Valletta allgegenwärtigen Festungsanlagen an:
Kurioserweise haben uns die Festungen und Bastionen immer wieder an die gleichfalls von italienischen Baumeistern errichtete Stadtmauer von Forchheim (Oberfr) erinnert, im deutlich größeren Maßstab, versteht sich. Aber das Prinzip der Verteidigungswälle mit sternförmig gezackten Vorsprüngen, Rücksprüngen, Wachtürmchen etc. ist hier wie da das gleiche. Der immense Aufwand, der hier in früheren Epochen betrieben wurde, legt ein beredtes Zeugnis ab von der strategischen Wichtigkeit Maltas über Jahrhunderte hinweg.
Doch verlassen wir die trutzigen Relikte kriegerischer Zeiten und wenden wir uns wieder der friedlichen Gegenwart zu. Im immer noch recht idyllischen Fischerort Marsaxlokk (das »x« wird zischend wie »sch« ausgesprochen) sind die bunten Boote der Fischer am frühen Nachmittag schon längst wieder eingelaufen und im Hafen vertäut:
Der dem Verzehr von Meeresfrüchten gemeinhin nicht zugeneigte Chronist hat sich den lokalen Gegebenheiten angepaßt und direkt an der Mole in einem der zahlreichen Restaurants einen Fischteller verspeist (ohne den Teller natürlich) und fand die drei verschiedenen Filets tatsächlich gar nicht mal so übel. Den Verzehr tentakelbehafteter Kopffüßler indes lehnt er weiterhin stringent ab, dafür mag er die intelligenten und verspielten Kraken und Tintenfische viel zu sehr leiden. Freunde ißt man nicht.
Zwei Tage später kamen wir erneut nach Marsaxlokk, welches diesmal den Endpunkt einer in Marsaskala beginnenden Wanderung darstellte. Unterwegs kamen wir an grandiosen Klippen vorbei, die den bekannten Kreidefelsen auf Rügen nicht ganz unähnlich sehen:
Kleiner Einschub: Im Vergleich zu unserem letzten Insel-Urlaub auf La Palma waren die Wanderungen auf Malta insgesamt weniger schlauchend (schon aufgrund der deutlich geringeren Höhenunterschiede und der Abwesenheit von unter dem Fuß wegrutschender Vulkanasche), weniger zivilisationsfern und damit unter dem Strich abwechslungsreicher. So verwundert es wenig, daß ich aus 2,5 Wochen auf Malta doppelt soviele Fotos heimgebracht habe als von drei Wochen auf La Palma...
In Marsaxlokk angekommen, zeigte sich der Himmel diesmal nicht mehr so diesig wie am Vorvortage, als das weiter oben gezeigte Foto vom Bootsgewimmel im Hafenbecken entstanden war. Diesmal war das satte Blau des Himmels kaum noch zu steigern, und so ergab sich endlich die Gelegenheit, das typische Reiseführermotiv schlechthin einzufangen und festzuhalten:
Ja, so ein poppiges Luzzu macht schon was her, erst recht, wenn sein beschützendes Horusauge so sorgfältig bemalt ist wie an dem gezeigten Exemplar! Einmal mehr war der zonebattler froh, sich für Perspektiven wie diese dank des Schwenkdisplays seiner Kamera nicht zu abenteuerlichen akrobatischen Verrenkungen herablassen zu müssen...
Kaum weniger pittoresk als die bunten Boote sind die elektrischen Installationen auf Malta, deren oberirdische Leitungsführung eher pragmatischen Erwägungen zu folgen scheint als den deutschen Sicherheitsvorschriften und den anerkannten Regeln der Technik: Wo einmal ein Kabel gespannt worden ist, kommt hier noch eins dazu und da noch eins dran, und ob das alles so witterungsfest und auf Dauer ungefährlich ist wie es sein sollte und müßte, ist doch mehr als fraglich. Egal, des Fotografen Auge erfreut das Spiel von Licht und Schatten jedenfalls:
Bei solchen und ähnlichen Anblicken (die Abwasserrohrführungen an den Außenwänden muten mitunter ähnlich abenteuerlich an) frage ich mich zuweilen, ob die Südländer nun zu lax oder wir Nordländer nur zu penibel sind in der Beurteilung und Handhabung infrastruktureller Angelegenheiten. Viel mehr Unfälle als bei uns scheint es andernorts ja auch nicht zu geben, was durchaus gegen eine übermäßige Reglementierung spräche. Andererseits muß das aushäusig angebrachte Material in unseren Breiten gemeinhin mehr aushalten, schließlich sind die Temperaturschwankungen übers Jahr gesehen größer. Wie dem auch sei, von Stromunfällen oder plötzlichen Wassereinbrüchen sind wir während unseres Urlaubs verschont geblieben...
So, nachdem ich heute den blauen Farbtopf aufgemacht habe, darf ein Schönwetterblick auf den Hafen von Valletta von der Festung gegenüber natürlich nicht fehlen:
Erstaunlich übrigens, das man selbst an vielgeknipsten und sehr beliebten Touristen-Highlights wie diesem Wachtürmchen selten ein Problem damit hat, »menschenleere« Ansichten abzulichten: Die Menge verläuft sich (wohl auch in des Wortes mehrfacher Bedeutung) in den Straßen und Gassen, man findet wenige Schritte abseits der Zentren schnell in ruhige und beschauliche Ecken...
Ein abschließender Sprung quer über die Insel in den Nordwesten führt uns zu einem prächtig restaurierten alten Palast, den ich hier gleichfalls vor des Himmels tiefster Bläue präsentieren möchte:
Dank geschickter Standortwahl des Fotografen verdeckt der alte Klotz in der Nähe der Stadt Mellieħa das weit weniger schöne Luxushotel dahinter, mit dessen Luxus es ausweislich diverser Bewertungsporale aber auch nicht mehr weit her sein soll. Nicht immer halten die Zustände im Inneren, was die Fassaden versprechen, aber das ist ja nicht nur auf Malta so.
Auch des zonebattler’s Einlassungen entsprechen nicht immer den selbstauferlegten Standards, das krampfhafte Entlanghangeln an der Farbe von Himmel und Wasser war vermutlich nicht der Weisheit letzter Schluß für einen einigermaßen leserlichen Reisebericht, aber ich tröste mich mit dem Gedanken, daß die meisten meiner geschätzten LeserInnen ohnehin lieber bunte Bildchen anschauen als ellenlange Texte am Bildschirm studieren. Dennoch will ich natürlich auch die wirklich Wißbegierigen nicht verprellen und verspreche hiermit leichthin, mich in der nächsten Folge wieder etwas zusammenzureißen und gehaltvollere Sentenzen abzusondern.
Freitag, 8. Juni 2012
Abgestoßenes Plüschvieh, vom Regen durchtränkt auf der Straße liegend |
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Sonntag, 3. Juni 2012
Gemeinhin sind wir im Urlaub weitgehend autarke Selbstversorger, die frühmorgendliche Begegnungen mit Hase und Igel solchen mit Hinz und Kunz vorziehen. Dennoch hatten wir diesmal das gruppendynamische Experiment gewagt, einen mehrwöchigen Hotelaufenthalt mit Teilnahme am Frühstücks-Buffet im hauseigenen Restaurant zu buchen. Und interessant geriet es allemal: Das an britischen Geschmackspräferenzen orientierte Nahrungsangebot war durchaus genießbar, wenngleich etwas arm an Abwechslung. Wir peppten uns den Start in den Tag gelegentlich mit selbst mitgebrachten Tomaten auf, denn außer ein paar gehäckselten Blättchen gab es nichts, was an Salat erinnert hätte. Aber gut, man kann sich auch von Muesli, Toastbroat mit Scheibenkäse und/oder Marmelade sowie Spiegelei (sunny side up) ernähren. Eine Zeitlang jedenfalls...
Als eine kulinarische Offenbarung ersten Ranges entpuppten sich hingegen die lokalen Backwaren, zum Exempel die knusprig-warmen Blätterteigtaschen mit Füllungen aus Schafskäse oder Erbsenpüree (letzteres gewürzt mit Kreuzkümmel). Auch die süßen Versuchungen auf Malta sind von exquisitem Geschmack und wurden vom für derlei Gaumenfreuden stets empfänglichen zonebattler gerne verstoffwechselt. Sein Favorit waren die aus dem nahen Sizilien in den maltesischen Küchen-Kanon übernommenen Cannoli:
Glücklicherweise fanden das zumindest mengenmäßig üppige Frühstück und die ambulante Spezereien-Verkostung unterwegs ihren Ausgleich in reger körperlicher Betätigung, sonst wäre der Verfasser dieser Zeilen um einiges schwerer heimgekommen, als er zur Reise aufgebrochen war. Aber zu unserer Erleichterung (sic!) haben die ausgedehnten Wanderungen die erhöhte Kalorienzufuhr ausgeglichen, und meiner einer kann jetzt bei konstant gebliebenem Dienstgewicht von vielerlei gaumenkitzlerischen Erinnerungen zehren...
Aber natürlich auch von bildlichen solchen, die sich in meine Netzhaut und wenige Augenblicke später in den Sensor meiner Kamera eingebrannt haben! Darum klappen wir nach all dem speichelflußfördernden Gerede ums Gefuttere jetzt endlich das bunte Bilderalbum auf und blättern ein wenig darin herum. Was hier hinter der frühlingsfrohen Fauna hinter einem Mäuerchen hervorlugt, ist die Kuppelkirche von Mġarr:
In einer beschaulichen 3000-Seelen-Gemeinde im Nordwesten Maltas steht also eine der größten Kuppelkirchen der Welt! Doch das verwundert hier niemanden, denn es gibt hier noch mehr Gotteshäuser von bombastischen Ausmaßen. Tatsächlich sind die zahlreichen Sakralbauten wichtige Landmarken, und so finden auf Malta besondere Verkehrsschilder Verwendung, die den des Weges kommenden Pilger auf die weithin sichtbaren, heiligen Hallen hinweisen:
Je näher wir dem Dorfe kamen, desto gigantischer erschien uns die Kirche. Alle paar Meter blieb ich stehen, um staunend auf den Auslöser zu drücken und in Bits und Bytes festzuhalten, was einem in dieser Form und Größe daheim in Deutschland nicht begegnet, selbst in den tiefkatholischsten Ecken Bayerns nicht:
Übrigens ist jenes pompöse Gotteshaus nicht annähernd so alt, wie man vielleicht meinen könnte: Im Jahre des Herrn 1912 begonnen, wurde die Kirche erst nach dem 2. Weltkrieg fertiggestellt. Auch heute noch wäre die Spendierfreudigkeit der lokalen Christenheit katholischer Geschmacksrichtung womöglich zur Finanzierung vergleichbarer Projekte in der Lage, allein wozu? Es gibt ja keinen Ort und keine Siedlung auf Malta, die nicht schon über (mindestens) eine Kirche verfügten...
Im Inneren des Mġarr’schen Exemplares haben wir uns natürlich auch umgesehen, die Kamera habe ich dort indes nicht gezückt, ich weiß gar nicht mehr so recht, warum. Vermutlich weil mich die Einrichtung nicht so sehr beeindruckt hat wie jene der erheblich älteren St. Mary of Jesus Church in Rabat mit ihren intensiven Farben:
Sogar des zonebattler’s bessere Hälfte, die auf Reisen typischerweise kaum eine Kirche ausläßt, war diesmal ob der schieren Zahl christlicher Kultstätten des Besichtigens irgendwann überdrüssig. Aber es bot sich kulturhistorisch bedeutsamer Ersatz an in Form der megalithischen Tempel aus der späten Jungsteinzeit. In Tarxien gibt es beispielsweise eine kolossale Dame ohne Oberleib zu bewundern, die »Magna Mater«:
Der Schluß liegt nahe, daß das weibliche Idealbild von vor gut 6000 Jahren ein eher üppiges war. Schade, daß der Rest des Torsos im Laufe der Geschichte verloren gegangen ist!
Nur ein paar Meter von der dicken Mama entfernt steht dieser höchst bemerkenswerte Plattenbau (den auch die Rückseiten aller maltesischen Kupfermünzen in stilisierter Form zeigen):
Die verwendeten Steinquader und ‑platten stammen (was man ja heutzutage mit wissenschaftlichen Methoden zweifelsfrei ermitteln kann) nicht aus Steinbrüchen der näheren Umgebung, sind also anderswo (ohne Metallwerkzeuge!) behauen und dann über große Distanz zum »Bauplatz« geschafft worden. Ohne Kräne und Tieflader, versteht sich, sicher auch ohne Planfeststellungsverfahren, EU-weiter Auschreibung, Architektenwettbewerb, Unfallverhütungseinweisung und Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Arbeitsschutzpausen, was die Sache (und die nachgewiesene Haltbarkeit des Resultats) noch erstaunlicher macht...
Der Tag neigt sich nunmehr seinem Ende zu, dem Autor verschwimmen die vielen Bilder langsam vor Augen und sein Geist wird träge. Wir schauen daher in der rasch einsetzenden Dämmerung noch versonnen einem Segler nach, bevor wir unsererseits für heute die Segel streichen:
So gerne ich pittoreske Wasserfahrzeuge ablichte, ich selbst habe lieber festen Boden unter den Füßen, um bei klarem Kopfe zu bleiben und meine Kamera ruhig halten zu können. Zumindest letzteres ist mir überwiegend gelungen: In der nächsten Folge geht es in Kürze weiter mit knallbunten und knackscharfen Bildern hart an der Kitschkante entlang.
Montag, 28. Mai 2012
So, heute nun nimmt sich der Chronist endlich den ÖPNV auf Malta vor, der nicht ohne Grund zum Namensstifter seiner diesjährigen Reiseberichterstattung wurde.
Früher – also ich meine ganz früher – mußte ja jeder selbst schauen, wo er bleibt (und wie er bei Bedarf woanders hinkommt). Erst in der (relativen) Neuzeit kam die Idee des öffentlichen Personentransports auf. Angefangen hat die Lohnkutscherei dermaleinst wohl mit 1 PS, und noch heute kann man sich von einem gleichmütig kauendem Gaul beispielsweise durch Valletta ziehen lassen:
Die liebevoll restaurierten und bestens gepflegten Einspänner dienen heutzutage natürlich primär der ambulanten Touristen-Verschaukelung, doch auch diese scheinen nicht mehr so stark darauf anzusprechen wie ehedem: Unsereins hat jedenfalls auf Malta mehr wartende als trabende Pferdefüße gesehen.
Zeitgleich zur aufkommenden Motorisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Omnibus (lat.: »für alle«) erfunden, und auf dem kleinen Inselstaat vermehrten sich die praktischen Großraumfahrzeuge ganz außerodentlich schnell, womöglich infolge des milden Meeresklimas. Bis vor knapp einem Jahr tuckerten leuchtend gelb-orange-weiß bemalte Busse älterer Jahrgänge und Baujahre in großer Zahl quer durch Malta, und wenn man den Erzählungen der Einheimischen Glauben schenkt, dann hat das bestens funktioniert: Die Busse gehörten nämlich Kleinunternehmern, die selbst am Steuer saßen und für die stete Instandhaltung ihres rollenden Kapitals aus vitalem Eigeninteresse Sorge trugen. Den Fahrplan konnten sie wohl schon damals nicht wirklich einhalten, aber immerhin, eine gewisse Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit schien allemal gewährleistet. Das freilich ist nun endgültig Vergangenheit, die stil- und charaktervollen Fahrzeuge sind heute ein seltener Anblick geworden, es kurven nur noch wenige dieser Oldtimer als bestens aufpolierte Blick- und Kundenfänger privater Tourenanbieter herum:
Die Gegenwart ist ungleich nüchterner, die Globalisierung hielt vor Jahresfrist Einzug in Form der großen Firma Arriva aus dem fernen England. Diese ist heute ihrerseits eine Tochter der Deutschen Bahn, von germanischen Standards in Sachen Organisation und Pünktlichkeit (jawohl!) ist man hier jedoch noch Lichtjahre entfernt.
Die Ursachen dafür sind sicherlich vielfältiger Natur, nicht wenige davon liegen freilich offensichtlich zutage und bedürfen keiner für teuer Geld eingekauften Unternehmensberater, um identifiziert und an der Wurzel gepackt zu werden. Es geht im Grunde schon mit den Fahrzeugen los, die man genausogut in London hätte ablichten können:
Neben diesen enorm großen Gelenk-Bussen vom Typ Mercedes-Benz Citaro kommen auf Malta vor allem Fahrzeuge des chinesischen Herstellers King Long zum Einsatz. Die modernen Niederflurbusse passen mit ihrer türkisenen Lackierung und den sehr dunkel getönten Seitenscheiben nicht nur auratisch schlecht zum südländisch-folkloristischen Flair der Insel, sondern vor allem kaum bis allerknäppstens durch die engen Straßen! Zeitraubendes Rangieren im Zentimeterbereich, Hupkonzerte und temporäre Verkehrsinfarkte in den Stadtzentren sind damit vorprogrammiert und unausweichlich. Nicht immer gehen die Manöver glimpflich aus, nach gerade einmal zehn Monaten Betriebszeit zeigt mancher Bus schon mehr Schrammen als andere anderswo nach Jahren. Auch außerhalb der Ortschaften werden die Fahrzeuge hart rangenommen, wir haben es immer wieder erlebt, daß die Fahrwerke von unten ans Chassis krachten, weil die Federn und die Stoßdämpfer über Gebühr (und über den Anschlag hinaus) beansprucht wurden. Fesch und ohne Fehl und Tadel ist hingegen die schmucke Uniformierung der beschlipsten Fahrer, auch wenn das kaum darüber hinwegtrösten kann, daß die teilweise aus England importierten Männer hinterm Steuer zuweilen weder die Sprache der Einheimischen verstehen noch die lokale Topographie verinnerlicht haben...
Doch es sind nicht nur die Busse selbst und die Straßen, die schlecht miteinander zu harmonieren scheinen: Auch das organisatorische Drumherum folgt höchst rätselhaften Prinzipien, um es mal freundlich auszudrücken. Dabei sieht zunächst alles ganz übersichtlich aus, wenn man sich einer Bushaltestelle nähert:
Alle Wege führen von hier aus nach Valletta, soviel ist klar. Auch die Nummern der Buslinien sind deutlich zu erkennen, nur korrelieren die dummerweise nicht immer mit jenen im Faltblatt mit der Routenübersicht. Hier eine kleine Zusammenstellung unserer im Wortsinne gemachten Erfahrungen während des Beobachtungszeitraums von immerhin 16 Tagen:
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Die Routendarstellung im offiziellen und allerorten verteilten Flyer ist stark verbesserungsbedürftig: Endhaltestellen und Umsteigemöglichkeiten sind nicht eindeutig zu erkennen, die real erlebte Streckenführung weicht teils gravierend von der Darstellung auf dem Papier ab.
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Man besteigt frohgemut und zielgerichtet den Bus der Linie x, kommt aber ganz woanders hin, als man geplant hatte, weil der Bus während der Fahrt (und vom Fahrgast unbemerkt) zu einem der Linie y konvertiert ist.
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Busse halten trotz Winkens der Wartenden nicht an ihren Soll-Haltestellen und fahren schneidig durch, dafür halten gelegentlich andere mit eigentlich nicht vorgesehener Linien-Nummer.
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Es verkehren sogar Busse, deren außen angezeigte Linie weder im Übersichtsplan enthalten noch an der Haltestelle angeschrieben ist. Diese »Geisterbusse« sind ziemlich leer, wohl weil sich niemand so recht traut, sie zu besteigen...
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Bei nominellem 15-Minuten-Takt steht man sich an einer öden und staubigen Kreuzung eine knappe Stunde lang die Beine in den Bauch, dann kommen drei leere Busse unmittelbar hintereinander angefahren. Für eine vorhergehende Gemeinschaftspause des beteiligten Fahrpersonals gibt es indes keine belastbaren Belege.
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Sogar auf Strecken mit geringer Frequenz (1 Bus/Stunde) fallen Busse ohne jede Vorwarnung aus, sie kommen einfach nicht (und bescheren den Wartenden mindestens eine weitere Stunde gemeinschaftlich bangen Hoffens).
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Aushänge zur Bekanntmachung bevorstehender Planumstellungen werden an den Haltestellen dergestalt in die Rahmen mit den gültigen Abfahrtstafeln gesteckt, daß diese komplett verdeckt werden.
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Es darf grundsätzlich und auch bei großem Reisendenandrang nur vorn beim Fahrer eingestiegen werden. Wenn eine Reisegruppe zusteigt (was an den hotelgespickten Uferpromenaden nicht eben selten vorkommt) und jede(r) erst sein/ihr Ticket lösen muß, sind fünf Minuten weg wie nix...
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Möglicherweise zum Ausgleich wird dafür an regulären Stopps mitunter vorbeigefahren, selbst wenn Reisende per Knopfdruck ihren Aussteigewunsch eindeutig signalisiert haben.
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Die Info-Displays im Inneren zeigen gelegentlich an was sie sollen (die Route und die nächste Haltestelle nämlich), gerne aber auch fernöstliche Haltepunkte (Demo-Modus in den King Long-Bussen), kryptische Fehlermeldungen aus den Tiefen der Firmware (»Text(0x32 to 0xFF) Where TTTT is ANSI Latin‑1«) oder sonstige Statusmeldungen von geringem Nutzen für die Passagiere.
Die geschilderten (und keineswegs übertrieben dargestellten) »Eigenheiten« führen dazu, daß die Busse fast nur von Touristen und heimischen Ruheständlern, kaum jedoch von der berufstätigen Bevölkerung frequentiert werden. Kein Wunder, denn wer zu bestimmten Zeiten irgendwo sein will oder muß, hat schlechte Karten, wenn er sich der Arriva anvertraut. Die scheint indes auch ohne Berufspendler auskommen zu können, die Busse sind auch so regelmäßig proppenvoll bis heillos überfüllt...
Für die Überwindung der doch eher überschaubaren Distanzen haben wir leider regelmäßig sehr viel länger gebraucht als erwartet und konnten daher unsere geplanten Wanderungen im Land meist erst am späten Vormittag an der dafür auserwählten Stelle antreten. Doch allen Widrigkeiten und an Haltestellen wartend verpulverten Stunden zum Trotz war der Bus unter dem Strich wohl die bessere Wahl: Ein Mietauto mit ungewohnter Rechtslenkung hätte dem Berichterstatter im Verein mit dem regen Verkehr und der rudimentären Straßenbeschilderung deutlich mehr Streß bereitet!
Zu loben sind zu guter Letzt die sehr übersichtlichen Tarife: Es gibt Tages- und Wochenkarten, mit einem 7‑Tages-Ticket für EUR 12,00 wird man als Erwachsene(r) durchaus preiswert durch das Land chauffiert (Gozo kostet extra). Wenden wir uns jetzt aber von der Straße ab und dem Verkehr auf dem Wasser zu. So einen dicken Pott wie diesen hier hatte der zonebattler noch nie zuvor gesehen:
Ein Kreuzfahrtschiff ist seinem Wesen nach eine schwimmende Reisendenbespaßungsanlage: Der Passagier soll unablässig unterhalten sein und dabei stilvoll von seinem Taschengelde getrennt werden. Dennoch droht sich zwischen Schlafen, Essen, Shoppen, wieder Essen, Spielen, Konsumieren, nochmal Essen und dem Bewundern des Sonnenuntergangs doch irgendwann die Langeweile einzuschleichen.
Damit es dazu nicht kommt, werden regelmäßig die Häfen pittoresker Städte angefahren und straff organisierte Landgänge vorgesehen. Das weiße Traumschiff legt also an, öffnet seine Luken und spuckt in Rekordzeit mehrere Tausend Transit-Touristen aus, die nach Art eines Heuschrecken-Schwarmes sogleich summend in Richtung Innenstadt davonschwirren.
Zackige Führer(innen) tragen Feldzeichen in Form überdimensionaler Tischtennisschläger vor sich her, auf denen die Nummer ihres jeweiligen Truppenteils weithin sichtbar aufgemalt ist. In dichter Taktung fluten die Divisionen durch die kurz vorher noch gemütlich dahindämmernden Park- und Festungsanlagen. Des Beobachters Ohr wird mit einer babylonischen Sprachenvielfalt beaufschlagt, in der die einstudierten Erläuterungen vom Führungspersonal routiniert abgespult werden. Parallel dazu wird von den Ein- und Durchgeschleusten fotografisch abgelichtet, was immer vor die Linse kommt und sich nicht rasch genug in Sicherheit bringen kann.
So schnell wie die Plage eingefallen ist, so schnell zieht sie anschließend auch weiter zum nächsten Point of Interest. Ist ja kein Wunder, die Zeit ist knapp und die Logistik anspruchsvoll. Punkt 17:00 Uhr tutet der schwimmende Freizeitpark aus allen Hörnern und mahnt zum Aufbruch: Der Scharm macht kehrt und sucht seinen Weg zurück, es wuselt die Gangways hinauf und hinein an Bord, exakt eine Stunde später legt der Dampfer ab und nimmt Kurs zum nächsten Invasionsabschnitt...
Weniger effizient und durchgetaktet geht es in den Yachthäfen und an den zahlreichen Marinas zu, die an den Grand Harbour von Valletta anschließen. Je weiter man sich immer an der Wasserkante lang von Valletta entfernt, desto beschaulicher und weniger pompös wird die Szenerie. Wer durch die Three Cities Cospicua, Vittoriosa und Senglea geschlendert und endlich in Kalkara angekommen ist, findet dort kaum noch Touristen, wohl aber unprätentiöse Lokale vor, in bzw. vor denen man es sich – im Kreise von Einheimischen – gutgehen lassen kann. Über die erfolgreiche Verkostung der äußerst preiswerten und schmackhaften Leckereien werde ich dann in der nächsten Folge ein paar Worte verlieren...
Sonntag, 27. Mai 2012
Freund Armin machte mich auf auf die Radiosendung »Sozusagen!« aufmerksam: Die »Bemerkungen zur deutschen Sprache« sind nicht nur wöchentlich auf Bayern 2 zu hören, sondern auch als Podcasts erhältlich und von hohem Lern- und Unterhaltungswert. Reinhören lohnt!
Dienstag, 22. Mai 2012
Freitag, 18. Mai 2012
Donnerstag, 17. Mai 2012
Freund Lexikalikers chronische Bleistiftomanie hat einen neuen Höhepunkt erreicht!
Mittwoch, 16. Mai 2012
Der momentan in Richtung realer homezone rasant rauschende zonebattler bringt heute das Kunststück fertig, wegen seiner galanten Hilfsbereitschaft eine halbe Stunde verspätet, letztlich aber doch drei Stunden vor der kalkulierten Ankunft quasi »in Fürth zu sitzen«... Das muß ihm erst mal einer nachmachen! Hier die Story:
Eine dienstliche Großveranstaltung in Troisdorf (bei Köln) fand tatsächlich schon vor dem Mittagsläuten ihr Ende, so daß ich wider Erwarten – versehen mit einem sehr leckeren Lunchpaket – schon eine Stunde früher als gedacht in die S‑Bahn in Richtung Bonn/Siegburg hoppsen und von da aus planmäßig einen ICE zum Frankfurter Flughafenbahnhof nehmen konnte. Dort bewahrte ich eine beim finalen Bremsen fast zum Geschoß werdende alte Dame vor dem unkontrollierten Herumkugeln und wuchtete anschließend ihren verflucht schweren (da offenbar mit einem Muster-Amboß beladenen) Rollator aus dem Zug auf den Bahnsteig.
Die 15 Sekunden Service am Kunden kosteten mich den Übergang in einen gegenüberstehenden ICE nach Nürnberg, der gute 20 Minuten streckenstörungsbedingte Verspätung auf dem weißen Buckel hatte und mir bei rascher Orientierung und beherztem Hinüberhechten eine unverhofft frühe Heimkehr beschert hätte...
Knapp daneben indes ist auch vorbei, und so hockte ich mich notgedrungen auf eine zugige Bank, um darauf haltungbewahrend die halbe Stunde bis zum regulär vorgesehenen Anschlußzug abzusitzen. Der freilich wurde dann auch als verspätet angekündigt, ich hatte es wegen der streckenbezogenen Probleme ja schon fast befürchtet. Letztlich wartete ich somit also doch fast eine Stunde in diesem windigen Schlauch von Bahnhof. Dann endlich rauschte die blecherne Weißwurst freundlich summend hinein, und alles ward gut:
Nun hocke ich also in dem weiland von unserer Oberbürgermeistersgattin auf den Namen »Fürth« getauften ICE 3 und donnere auf Aschaffenburg zu. Dann noch einen Katzensprung nach Würzburg absolviert und von da das knappe Stündchen nach Fürth abgesessen und schon ... werde ich durch die weißgrüne Wahlheimatstadt hindurchpreschen, um erst einige Kilometer später in Nürnberg ins Freie entlassen zu werden. Na ja, der Abstecher dorthin und retour ist mir dann auch egal. Was zählt, ist das Erlebnis, mal im »stadteigenen« Schnellstzug gesessen zu sein!
Montag, 14. Mai 2012
Der Fürther Rathausturm aus ungewohnter Perspektive |
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Dienstag, 17. April 2012
Süßer und scharfer Senf: