Abgelegt in: Kurioses • 25. Sep. 2012, 22:42 Uhr • 9 Kommentare lesen
Wegen akuter Lustlosigkeit (resultierend aus dem Übergang von der Sommerfaulheit in die Herbstdepression) vorübergehend geschlossen!
Es gibt nichts Neues zu sehen.
Sie können Ihren Computer jetzt ausschalten.
Abgelegt in: Alltagsleben • 14. Sep. 2012, 16:57 Uhr • 8 Kommentare lesen
Abgelegt in: Kurioses • 20. Aug. 2012, 18:16 Uhr • 1 Kommentar lesen
Nachts um eins scheucht mich meine bessere Hälfte auf, kaum daß ich bei offenem Fenster sanft entschlummert bin: Ein schwarzer Schatten huscht durch das Schlafzimmer und zieht dort lautlos seine Kreise. Der Eindringling entpuppt sich erwartungsgemäß als verirrte Fledermaus, die zwar den Weg durch das Fenster reinwärts gefunden hat, aus unerklärlicher Ursache den gleichen Weg hinaus aber weder sehen noch ultraschallig orten kann. Also aufgesprungen, das zweite Fenster auch noch aufgerissen und fuchtelnd und gestikulierend versucht, das flatternde Pelztier wieder aus dem zonebattler’schen Luftraum nach Draußen zu lotsen.
Der Flattermann indes ist weder zu fassen noch in seinem Rundkurs zu beirren, er wechselt zwar gelegentlich mal die Richtung, hält aber weiterhin Abstand zu den Fensteröffnungen und damit zur Schwärze der Nacht. Wie ein batteriegetriebenes Spielzeug dreht er Kreis um Kreis um den zentralen Kronleuchter. Nach endlos erscheinenden Minuten wird das hilflose Tierchen langsamer, zur Angst kommt langsam die Erschöpfung hinzu.
Die bessere Hälfte entschwindet nach nebenan, sie will eine leichte Gardine holen, um diese als Fangnetz zu benutzen. Sie kommt allerdings nicht nur mit dem behelfsmäßigen Kescher wieder, sondern auch mit der Kunde, daß im Eßzimmer gleich drei Artgenossen unseres flatterhaften Gesellen ihre Runden ziehen. Das hatten wir – im Gegensatz zu einem versprengten Einzelkämpfer im Schlafzimmer – noch nicht, das hat neue Qualitäten! Aber eins nach dem anderen, erstmal das eine Tierchen hier wieder an die frische Luft gesetzt. Das zusehends langsamer werdende und an Höhe verlierende Geschöpf sollte uns doch jetzt bald ins Netz gehen...
Soweit aber kommt es nicht, nach ein paar weiteren Runden in unserem eher großzügigen Altbau-Dormitorium findet das wackere Flattervieh dann doch noch das sperrangelweit offenstehende Loch nach Draußen und entschwindet lautlos in die Nacht. Fenster zu, Lichter aus. Ahnungsvolles Abrücken nach nebenan in den Speisesalon.
Dort aber haben die drei fledernden Mäuse, die meine Holde gesehen haben will hat, offenbar selbst den Weg hinaus gefunden: Die in offener Stellung arretierte Balkontür zur Straße hin hat den Kunstfliegern den Abflug in eigener Regie offenbar erleichtert. Erleichtert ist auch der Berichterstatter, der sein Bett nun genau einmal umkreist, sich in dasselbe plumpsen läßt und den Dienst seufzend quittiert. Da sage noch einer, in der Stadt sei man der Natur entfremdet!
Abgelegt in: Ereignisse • 19. Aug. 2012, 7:47 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Kurioses • 8. Aug. 2012, 10:34 Uhr • 4 Kommentare lesen
Vor einigen Wochen meinte die Post, die Telekom, ein Verlag oder sonst irgendjemand irgendwo, die Fürther Bürgerschaft mit Telefonbüchern zwangsbeglücken zu müssen: Was früher bei Bedarf in den Postagenturen selbst abgeholt werden konnte, wurde diesmal allen ungefragterweise vor die Türen und Tore gekippt:
Das Dumme ist nur, daß im Zeitalter von Internet und Mobilfunk der Bedarf an gedruckten Telefonverzeichnissen stetig sinkt. Kaum einer scheint heutzutage noch Wert auf dicke Dünndruck-Schwarten unspannenden Inhalts zu legen, und so sedimentieren die schweren Papierbündel seit vielen Tagen mancherorts noch auf den Gehsteigen langsam vor sich hin...
Wer ist für solche sinnlosen Verschwendungsaktionen an den realen Bedürfnissen vorbei wohl verantwortlich? Ein geschäftstüchtiger Verleger, der damit Werbeeinnahmen generiert? Die EU-Kommission? Der liebe Gott? Würde mich schon interessieren, der ich den Packen Papier vor meiner Haustür unverzüglich in die blaue Tonne (sowie die Folie drumherum in die gelbe) überführt habe.
Abgelegt in: Alltagsleben • 7. Aug. 2012, 12:55 Uhr • 3 Kommentare lesen
In der achten und – vorerst – letzten Folge meiner Malta-Impressionen komme ich zunächst noch einmal auf das menschliche Streben nach Schutz und Abgrenzung zu sprechen und widme dem Bau von Mauern ein paar Sätze und Bilder. Gerade an den alten Festungsanlagen sind Erosionserscheinungen evident, und wenn nicht an den kritischsten Stellen immer wieder Ausbesserungsarbeiten stattfinden würden, wäre die Natur mit ihrem gnadenlosen Rückeroberungswerk viel schneller fertig, als die alten Baumeister sich das gedacht haben mögen.
Der drohende Verfall hat freilich auch seine ästhetische Seite. Hier eine Detailaufnahme einer riesigen alten Festungsmauer aus dem örtlichen Kalksandstein, an der Wind und Wetter schon fleißig geschliffen und geschmirgelt haben:
Frisch zugehauen, wird man den Quadern aus Sedimentgestein ihre innere Schichtung nicht unbedingt angesehen haben. Das permanente Beblasen mit salzhaltiger Luft läßt die innere Struktur plastisch hervortreten, und auch die vom Wind mitgeführten Sandkörner tragen das ihre dazu bei, die weicheren Schichten der Blöcke im Wortsinne zu pulverisieren (während härtere Sektionen länger Widerstand leisten). Und so schaut irgendwann aus wie ein Schwamm, was einstmals ein massives Gefüge war.
Man erlebt hier also im kleinen Maßstab, was an Orten wie dem Monument Valley und anderswo im Südwesten der USA seit ‑zig Jahrtausenden im Großen stattfindet. Pragmatisch wie die Malteken nun mal sind, akzeptieren sie den natürlichen Lauf der Dinge und machen sich daher heutzutage nicht mehr mehr Mühe beim Mauerbau als unbedingt nötig:
»Des dud’s«, wie der Franke sagen würde. Man beachte übrigens die glatten Kanten der gelben Quader mitsamt den halbkreisförmigen Sägespuren: von Hand gebrochen und mühsam auf Maß gehauen werden die Steine natürlich schon längere Zeit nicht mehr...
Maltesische Gewitztheit und Bauernschläue treiben manchmal auch kuriose Blüten. Hier sieht man eine sehr kreative Kombination aus Grenzbefestigung und umstandsloser Müllentsorgung:
Da hat jemand ganz offenkundig die Bezeichnung »Einbauherd« zu wörtlich genommen, wie mir scheinen will. Na ja, wenigstens besteht so ein altes Küchengerät im wesentlichen aus Stahl und Eisen und damit aus wenn nicht kompostierbaren, so doch leidlich unschädlich verrottenden Materialien.
Man findet aber leider auch allerlei anderes in der Landschaft herumliegen, was da definitiv nicht hingehört: PET-Flaschen sonder Zahl (Pfand wird darauf derzeit noch nicht erhoben), aber auch alte Kunststoff-Kanister und Blechfässer, deren früherer Inhalt nicht unbedingt für eine wilde Entsorgung in der Natur sprach:
Da fehlen einem mitunter die Worte. Leider mangelt den Bewohnern kleinerer Inseln ja oft am Gefühl für das Frevlerische ihres Tuns, denn was sie an Dreck in die Luft pusten, ins Erdreich verbuddeln oder ins Wasser kippen, beeinträchtigt sie und ihr eigenes Wohlbefinden meist nicht direkt und unmittelbar. Wind und Wasser verdünnen das schädliche Zeugs und tragen es fort, aus den Augen, aus der Nase, aus dem Sinn. Da ist es sicherlich nicht eben einfach, dem Nachwuchs in der Schule was von Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder Ressourcenschonung zu erzählen. Der Papst müßte seine Schäfchen (nicht nur die maltesischen) nachdrücklich zum Erhalt der Schöpfung auffordern, damit diese sich die Erde nicht immer nur ohne Rücksicht auf Verluste untertan machen...
Aber ganz hoffnungslos scheint der Fall dann doch nicht zu sein: Auf unseren Streifzügen kreuz und quer durch Malta begegneten uns hier und da Recycling-Container zum artreinen Sammeln alten Plastiks, Glases, Metalls und Papiers, von denen unsere etwa zehn Jahre alten Reiseführer noch gar nichts wußten. Der in jüngster Zeit zaghaft begonnene Versuch von Mülltrennung und Wiederverwertung wird den Aberwitz des Verbrennens jeglichen Misch-Abfalls hoffentlich irgendwann beenden.
Mit ein paar versöhnlicheren Fotos wie dem vom diesem kleinen Landungssteg im Abendlicht kratzen wir nun die Kurve und streben dem Ende des gut zwei- bzw. knapp dreiwöchigen Aktiv-Urlaubs entgegen, der – das sei hier nebenher erwähnt – mit knapp 500 EUR pro Nase für Hin- und Rückflug, Transfer und Hotelzimmer mit Frühstück sogar zu den außerordentlich preiswerten zu zählen war.
Beschwören wir ein letztes Mal die Grandezza vergangener Epochen herauf mit dem Abbild einer prächtigen Villa in Attard, in deren Nachbarschaft sich der Regierungspalast und diverse ausländische Botschaften befinden:
Passend zum Prunk der Architektur erscheint der üppige Wuchs der Pflanzen drumherum, das palmenartige Gewächs in der Mitte scheint ja geradewegs zu explodieren, wie ein florales Feuerwerk, sozusagen.
Das diese Assoziation nicht von ungefähr kommt, sei mit dem letzten Bild belegt, mit welchem ich nun mit einem großen Knall diesen Artikel und damit die ganze Serie beschließen will. Ende April/Anfang Mai ließen es die Organisatoren des »Malta International Fireworks Festival« nach allen Regeln der Kunst blitzen und krachen:
Drei Abende hintereinander gab es da im Grand Harbour von Valletta Spektakuläres zu sehen und zu hören: Pyrotechnik-Hersteller aus aller Welt überboten sich mit ihren Darbietungen, und sogar der alte Zündler zonebattler, der in den fünf Dekaden seines irdischen Daseins schon manche Lunte selbst gelegt und angesteckt hat, hatte Vergleichbares bislang noch nicht gesehen...
Mit diesem Feuerregen bedanke ich mich bei meiner geschätzten Leserschaft für das Interesse und klappe mein Urlaubsalbum zu, nicht ohne die Absicht zu bekräftigen, der kleineren und etwas weniger turbulenten Insel Gozo dermaleinst eine eigene Expedition zu widmen. Vielleicht schon im nächsten Jahr, wer weiß?
Abgelegt in: Expeditionen • 8. Jul. 2012, 23:59 Uhr • 4 Kommentare lesen
Abgelegt in: Kurioses • 5. Jul. 2012, 11:21 Uhr • 5 Kommentare lesen
Abgelegt in: Spitzfindigkeiten • 3. Jul. 2012, 18:34 Uhr • 12 Kommentare lesen
Schauen wir uns noch ein wenig in Maltas Städten um, die für unsere an fränkische Gegebenheiten gewöhnten Augen immer wieder Überraschendes bereithalten. Die extrem hohe Bevölkerungsdichte ist natürlich vor allem an der Architektur ablesbar. Aus der Entfernung erinnern die meisten menschlichen Ansiedlungen an Ameisenhaufen:
Hier hat selbstredend die perspektivverdichtende Wirkung der Tele-Brennweite nachgeholfen, zwischen den im Bild gezeigten Häuserreihen gibt es natürlich noch Straßen und Wege. Gleichwohl ist es schon erstaunlich, wie dicht gepackt die Menschen hier leben. Wenn Sie denn tatsächlich noch in der Stadt leben, der hohe Prozentsatz an (gesehenem wie gefühltem) Leerstand läßt da mitunter Zweifel aufkommen.
Die die Küstenlinie und Strände säumenden Hotelbauten fügen sich zwar farblich in das bauliche Umfeld bestens ein (die graugelbe Farbe des heimischen Kalksandsteins dominiert allerorten die bauliche Szenerie), dennoch kommt man mitunter in Versuchung, die überhohen Touristenburgen einfach wegzuknallen. Werkzeuge dafür wären durchaus vorhanden:
Indes, es hülfe nichts: Aus den Trümmern würde das alte Malta nicht wieder auferstehen, man muß den Flächenfraß und das Wuchern in die Höhe wohl hinnehmen, im Grunde ist es anderswo (und fast überall) genau das Gleiche...
Aber es gibt ja immer noch genug Altes zu sehen, was Herz und Auge erfreut. Zum Beispiel die typischen Erker (für die man das Holz weiland tatsächlich aus dem fernen England heranschaffen mußte):
Auch da hat aber mittlerweile schon manch zweifelhafter »Fortschritt« Einzug gehalten: Der Erker links vom hochkant gestellten Werbeschild des Schneiders beispielsweise hat schon Fenster aus bronzefarben eloxiertem Aluminium, oben ist noch dazu Riffelglas oder ‑plastik drin. Das mag pflegeleichter und billiger sein als die hölzernen Fensterrahmen von früher, schöner ist es keinesfalls. Auch untenrum ist besagter Erker glatt und schmucklos, solche aurabefreiten Teile wird man vermutlich zukünftig leider immer häufiger vorfinden...
Ich hatte schon erwähnt, daß man abseits der touristischen Trampelpfade selbst in den Städten ziemlich schnell in Gefilde findet, in denen man mit sich und den alten Gemäuern allein ist. Während in den Hauptstraßen emsige Betriebsamkeit herrscht, trifft man zwei, drei Fußminuten entfernt mitunter noch nicht einmal Einheimische in den ruhigen Gassen. Da muß ein Fotograf praktischerweise nicht lange warten, um menschenleere Ansichten komponieren zu können:
Möchte natürlich sein, daß die Malteken während der Mittagsstunden ein Nickerchen halten und ihre Häuser nur verlassen, wenn es sich nicht vermeiden läßt. Als Reisender ist man dagegen eben auch dann unterwegs, wenn die Sonne (und das Thermometer) am höchsten stehen...
Hin und wieder kommt es aber selbst in den entlegensten Winkeln vor, daß man ein paar neugierige Augen auf sich ruhen fühlt:
Obzwar sie jegliche Vögel unter Einsatz von Feuerwaffen vom Himmel holen, scheinen die Insulaner ihre Katzen zu lieben: An zahlreichen Orten fanden wir »Cat Cafés« vor, ambulante Fütterungsstationen für schnurrende Vierbeiner, derer auch viele dort herumlungern. Kein Wunder, kostenloses Essen wird immer gern genommen. Womöglich sehen sich die Leute in einer gewissensbedingten Bringschuld, denn immerhin lassen sie ihren Vierbeinern ja kaum noch fliegende Beute zum Selberjagen übrig!
Von den vierbeinigen Miezen ist der Bogen zu den zweibeinigen solchen elegant zu schlagen: Da an den Strandpromenaden rund um die Uhr flaniert und in den nahen Bars und Clubs gefeiert wird, müssen sich die begehrenswerten Frauen (und solche, die es werden wollen), schon ein Stückchen größer machen, um aus dem Heer ihrer Geschlechtsgenossinen im Wortsinne herauszuragen. Die dazu erforderlichen Vorrichtungen gibt es allerorten in reicher Auswahl und in allen Preislagen zu kaufen:
Ja, da kann man(n) nur staunen. Und das tat der Berichterstatter denn auch oft und ausgiebig, ohne das hier im Detail erläutern zu wollen. Jedenfalls bleibt festzuhalten, daß die Absatzhöhen auf Malta europäische Höchststände erreichen. Frauen zwischen 15 und 55 mit Trekking-Sandalen an den Füßen sind ohne jede Notwendigkeit zur weiteren Beweiserhebung sofort als deutsche Touristinnen zu identifizieren. Wobei sich nicht wenige von denen in den insularen Schuhgeschäften mit hohen Hacken einzudecken scheinen...
Wenden wir zum Schluß der heutigen Folge den Blick wieder vom Boden ab und hoch hinaus, um uns an einem grafischen Spiel von Licht und Schatten zu erfreuen. Auch sowas kann ja elektrisierend wirken:
Absatzgeklacker hin, Kamerageklicke her: Die Vielfalt der Sinneseindrücke auf Malta ist enorm, weswegen ich eine Expedition dorthin meinen Leserinnen und Lesern nur wärmstens empfehlen kann. In einer weiteren und letzten Folge lasse ich es zum Abschluß meiner Reise-Reprise demnächst noch einmal richtig krachen!
Abgelegt in: Expeditionen • 1. Jul. 2012, 17:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Kurioses • 18. Jun. 2012, 12:19 Uhr • Diskussion eröffnen
Heute morgen bin ich mal schnell in der blechernen Weißwurst nach München runtergerauscht, um meiner besseren Hälfte ein frisch herausgekommenes und ergo noch nicht flächendeckend verfügbares Zubehörteil aus dem dortigen Apple Store zu besorgen. Kann man ja mal machen, ich wollte eh an meiner aktuellen Reiseberichterstattung weiterschreiben, und ob ich das nun am ruhenden heimischen Schreibtisch tue oder im rasenden ICE, ist mir letztlich einerlei. Hat auch alles bestens funktioniert, leicht gestreßt war ich nur vom unverhofften Anruf der sich hinsichtlich der gewünschten Farbe umentschieden habenden besseren Hälfte, die mich just zu dem Zeitpunkt anbimmelte, als ich den Kaufakt per Geldübergabe besiegelte. Aber egal, der Umtausch gegen ein andersfarbiges Teil war keine große Sache.
Groß hingegen ist die Landeshauptstadt, und an einem Samstag mit Festmusik vor dem Rathaus ist sie zudem mit noch mehr Menschen angefüllt als ansonsten schon da sind. Der lautstarke Trubel wurde mir ollem Langeweiler schnell zu viel, darum bin ich alsbald wieder zum Hbf zurückgefahren und in den nächsten ICE in Richtung Heimat gestiegen. Ganz vorne hinter dem Lokführer Platz genommen, Netbook aufgeklappt, Textentwurf geladen, Abfahrt.
Sanft singend setzte sich der Zug in Bewegung und schlängelte sich durch das Gleisvorfeld des Bahnhofes. Kaum hatte er die Stadt hinter sich gelassen und seine Reisegeschwindigkeit erreicht – ich grübelte über die Malteken und ihre zu beschreibenden Eigenheiten nach – kam auf einmal von hinten Kollege Schaffner dienstbeflissen herbeigesprungen und hielt mir ein Tablett mit vier Eisen am Stiel darauf unter die Nase: »Grüß Gott der Herr, darf ich Ihnen ein Magnum anbieten, es gibt ‘Mandel’ oder ‘Classic!’«
Im Grunde stand mir der Sinn gar nicht so sehr nach Eiscreme, da ich kurz vor der Abfahrt noch einen ambulant erstandenen Milchshake in mich hineingestrohhalmt hatte. Aber ausschlagen wollte ich das nette Angebot auch nicht, und so entschied ich mich kurzerhand und lauthals bestätigend für die Variante »Classic«.
Da ließ der schlaue Schaffner die Maske fallen: »Gerne, das macht dann EUR 2,20!«, schnarrte er. Meiner einer hingegen hatte die Offerte als Geschenk (miß-)verstanden, weil derlei in der ersten Klasse üblich ist und ich für einen Augeblick ganz vergessen hatte, heute privat und damit auf den billigeren Plätzen in der zwoten unterwegs zu sein! Da saß ich nun in der Freundlichkeitsfalle und es half nix, ein Rückzieher wäre kleinlich und peinlich erschienen. Also heraus mit der Börse und das Lehrgeld gezahlt!
Am meisten ärgerte ich mich darüber, daß ich solche leicht manipulativen Methoden (Päsentation einer kleinen Zahl fertig vorgegebener Alternativen statt dem Stellen einer ergebnisoffenen Frage mit folgen- und kostenlosem Hintertürchen) in früheren Zeiten persönlich geschult habe. Nun war ich selbst ein Opfer des längst durchschauten, uralten Verkäufer-Tricks geworden. Geschieht mir recht. Aber recht lecker war das Schoko-Magnum dennoch!
Abgelegt in: Alltagsleben • 16. Jun. 2012, 23:33 Uhr • 11 Kommentare lesen
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Süßer und scharfer Senf: