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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Samstag, 16. Dezember 2017

War­um ich als Für­ther nach Nürn­berg flüch­ten muß...

Den heu­ti­gen Sams­tag Vor­mit­tag woll­te ich der Ho­ri­zont­er­wei­te­rung hal­ber in der Für­ther In­nen­stadt, na­ment­lich in der Volks­bü­che­rei, Ab­le­ger »Ho­he Mit­te« ver­brin­gen. Punkt 10 Uhr spur­te­te ich als er­ster Be­su­cher des Ta­ges das pott­häß­li­che Trep­pen­haus hin­auf (auch für die­sen bau­li­chen Schund wur­de der sub­stan­ti­ell gut er­hal­te­ne Fest­saal des Park­ho­tels leicht­fer­ti­ger­wei­se ge­op­fert). Oben ziel­ge­rich­tet die Le­se­bril­le ge­zückt, den Kit­tel ins Schließ­fach ge­sperrt, die an­ge­peil­ten drei Ma­ga­zi­ne ge­grif­fen (brand eins, PSYCHOLOGIE HEUTE und fo­to­MA­GA­ZIN) und in der be­gehr­ten glä­ser­nen Ecke mit Blick auf die »Frei­heit« Platz ge­nom­men...

Nach 20 Mi­nu­ten klapp­te ich das er­ste Heft ent­nervt zu, ging vor zum Tre­sen der Bi­blio­the­ka­rin und sprach wie folgt: »Jun­ge Frau, wis­sen Sie, was ich als über­zeug­ter Für­ther jetzt ma­che? Ich set­ze mich in den näch­sten Zug nach Nürn­berg und mar­schie­re dort schnur­stracks zur Stadt­bi­blio­thek am Cine­ci­t­ta, wo­selbst ich in Ru­he und kon­zen­triert le­sen kann, wäh­rend ich hier oh­ne Un­ter­laß mit ener­vie­ren­dem Italo-Ge­du­del aus der schep­pern­den Bil­lig-Quä­ke be­auf­schlagt und drang­sa­liert wer­de. Der Herr Ober­bür­ger­mei­ster hat uns ei­ne Bi­blio­thek mit klei­nem Snack-An­ge­bot ver­spro­chen, her­aus­ge­kom­men ist ein lär­men­des Ca­fé-Haus mit er­wei­ter­tem Lek­tü­re­an­ge­bot. Ein wei­te­rer Fürth-ty­pi­scher Eti­ket­ten­schwin­del!«

Ge­sagt, ge­tan: Auf dem Weg run­ter­wärts ha­be ich mein La­men­to noch ein Stock­werk tie­fer weit­ge­hend wort­gleich den dort dienst­tu­en­den Buch­be­wa­che­rin­nen ins Ohr ge­sun­gen (si­cher ist si­cher), und we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter saß ich im Re­gio­nal­ex­preß gen Osten...

In Nürn­berg ha­be ich dann zwei ver­gnüg­li­che und lehr­rei­che Le­se­stun­den in ge­die­ge­ner At­mo­sphä­re ver­bracht und bin dann noch et­was durch die Eta­gen ge­schlen­dert, um mir An­re­gun­gen für wei­te­re Be­su­che zu ho­len. Ich hat­te den üp­pig ge­füll­ten Bil­dungs­tem­pel ja schon vor Jah­ren für mich ent­deckt, war aber im­mer ge­neigt, im Zwei­fel das hei­mi­sche An­ge­bot vor­zu­zie­hen. Das tue ich mir zu­künf­tig nim­mer an: Wenn mir nach am­bu­al­an­ter Lek­tü­re zu­mu­te ist, ma­che ich mich gleich auf in Rich­tung Peg­nitz!

Sonntag, 29. Januar 2017

Sonn­tags­ar­beit (1)

So, da­mit hier in mei­nem pri­va­ten Blog auch mal wie­der was pas­siert, prä­sen­tie­re ich um­stands­los die Er­geb­nis­se mei­ner heu­ti­gen eh­ren­amt­li­chen Ba­ste­lei­en. Er­stens ein Po­ster zum Aus­hang in dem von Für­thWi­ki e. V. frisch an­ge­mie­te­ten Schau­ka­sten:

Poster für FürthWiki e. V.

Der zone­batt­ler ist lei­der kein ge­lern­ter Gra­fi­ker, da­her hat er nach ei­nem Werk­zeug ge­sucht, wel­ches von ei­nem mä­ßig be­gab­ten Fein­mo­to­ri­ker wie ihm in­tui­tiv be­dient wer­den kann. Nach kur­zer Su­che ge­fun­den und er­war­tungs­froh be­nutzt hat er die On­line-Lay­ou­te­rei canva.com, und die dort ge­bo­te­ne Aus­wahl von Lay­outs, Gra­fi­ken, Schmuck­ele­men­ten etc. ist doch ei­ni­ger­ma­ßen um­fang­reich.

Da­her war es ihm er­stens ein Leich­tes und zwei­tens ein Ver­gnü­gen, an­schlie­ßend für ei­ne wei­te­re Für­ther Hel­den­trup­pe ein vor­zeig­ba­res Pla­kat zu de­si­gnen:

Poster für die Fürther Lebensmittelretter

Über un­se­re wacke­ren und wet­ter­fe­sten Le­bens­mit­tel­ret­te­rIn­nen hat­te ich ja neu­lich schon ei­nen ei­ge­nen Ar­ti­kel im Für­thWi­ki ver­faßt. Letz­ten Frei­tag Abend tra­fen sich üb­ri­gens die Ak­ti­ven und ei­ne Hand­voll »Kun­den« zum ge­mein­sa­men Koch-Event, um die nach der Ver­tei­lung im­mer noch üb­rig­ge­blie­be­nen Le­bens­mit­tel zu ver­ar­bei­ten und zu ver­til­gen: Stei­gen­wei­se Ka­rot­ten wur­den zu Sa­lat, Sup­pe und Ku­chen ver­edelt, und der ge­lun­ge­ne Abend war sät­ti­gend für Leib und See­le. Schön, wenn man sich da­für mit et­was Maus­schub­se­rei er­kennt­lich zei­gen und nütz­lich ma­chen kann...

Donnerstag, 22. September 2016

Ein Mann sieht bunt

Ein Rent­ner be­sucht je­den Tag das Phan­ta­sia­land. Welt­flucht oder spä­tes Le­bens­glück, wer woll­te das ent­schei­den?

Samstag, 6. August 2016

Land der Lu­pi­nen und La­krit­zen (3)

Nach ei­ni­gen Ta­gen des er­hol­sa­men Auf­ent­halts kri­stal­li­sier­ten sich für uns ein paar of­fen­bar spe­zi­fi­sche Merk­ma­le des Schwe­den­tums her­aus. Der Schwe­de als sol­cher ist zu­nächst ein­mal noch ein rich­ti­ger Mann, von dem die paa­rungs­wil­li­gen Weib­chen zu Recht er­war­ten, daß er al­le an­fal­len­den Ar­bei­ten am und rund ums Haus be­herrscht und selbst lei­sten kann. Für die Er­rich­tung und In­stand­hal­tung der ei­ge­nen vier Wän­de wird ex­ter­ne Hil­fe nur dann in An­spruch ge­nom­men, wenn’s gar nicht an­ders geht. An­son­sten greift der Schwe­de be­herzt ei­gen­hän­dig zu Sä­ge, Axt und Ham­mer: Gro­ße Vol­vo-Kom­bis und rie­si­ge Bau­märk­te sind land­auf, land­ab gang und gä­be und be­le­gen des Schwe­den Hang und Drang zur Aut­ar­kie.

Tra­di­tio­nel­ler­wei­se streicht der Schwe­de sein höl­zer­nes Heim nach Fer­tig­stel­lung in rost­rot an; die­se Tra­di­ti­on hat nicht nur äs­the­ti­sche, son­dern pri­mär kon­ser­vie­ren­de Wir­kung ge­gen die Un­bil­den von Wind und Wet­ter, wie wir uns sa­gen lie­ßen. Was im­mer in der Far­be an che­mi­schen Keu­len (wei­land Ab­fall­pro­duk­te des Berg- und Hüt­ten­we­sens) ver­steckt sein mag, vor­zeig­bar ist das Er­geb­nis je­den­falls al­le­mal:

typisches Schwedenhaus der größeren Sorte

Vom Herrn des Hau­ses wird fer­ner er­war­tet, daß er den Ra­sen rund­her­um kurz und ge­pflegt hält, wes­halb es mit der idyl­li­schen Ru­he auf dem Land ei­ne re­la­ti­ve Sa­che ist: Ir­gend­ei­ner knat­tert im­mer mit (oder gar auf) sei­nem Ben­zin-Ra­sen­mä­her um sei­ne Dat­sche her­um, was bei den lan­des­üb­li­chen Par­zel­len­grö­ßen schon ei­ne gu­te Wei­le dau­ern kann...

Gro­ße Grund­stücke, gro­ße Ab­stän­de zum Nach­barn: Die sple­ndid iso­la­ti­on bringt ei­ne ge­wis­se Zer­sie­de­lung der Land­schaft mit sich. Da­mit die Post­bo­tin nicht in bis zum En­de je­der Schot­ter­stra­ße pre­schen muß, um ein Brief­lein oder ei­ne Ga­zet­te zu­zu­stel­len, geht sie mit ih­rem rechts­ge­lenk­ten gel­ben Post­au­to an ei­ner Bat­te­rie von Brief­kä­sten läs­sig längs­seits, um dann – oh­ne ihr Ve­hi­kel ver­las­sen zu müs­sen – vom Lie­bes­brief bis zur amt­li­chen Vor­la­dung al­les in die schlüs­sel­los auf­zu­klap­pen­den Brief­bo­xen zu stop­fen:

Briefkästen in Reih' und Glied

Ja, post­zu­stell­tech­nisch herr­schen im Schwe­den­land Usu­an­cen wie in den US of A. Die Brief­kä­sten ste­hen weit vor der ei­ge­nen Haus­tür ir­gend­wo an der näch­sten Stra­ßen­ab­zwei­gung oder ‑kreu­zung. Bö­se Bu­ben mit si­ni­stren Ab­sich­ten scheint es auf dem wei­ten Land kaum zu ge­ben. Ver­mut­lich gäb’s eh nix Wert­vol­les zu sti­bit­zen, Pa­ke­te wer­den ja wohl doch bis zum Emp­fän­ger ge­fah­ren oder beim Nach­barn ab­ge­ge­ben...

Was aber macht der ge­mei­ne Schwe­de, wenn die Post ge­le­sen, der Ra­sen ge­mäht und die Frau – so­fern vor­han­den – un­leid­lich ist? Ge­nau, er wirft An­gel und Kö­der in den Kof­fer­raum sei­nes (Volvo-)Kombis und macht sich auf zum Was­ser, ge­nau ge­sagt zu je­nem Ge­wäs­ser, an wel­chem er sein Boot lie­gen hat. Die­ses macht er mit we­ni­gen Hand­grif­fen see­klar und sticht in den­sel­ben, um die See­le und die ha­ken­be­schwer­te An­gel­schnur bau­meln zu las­sen. Der Kor­re­spon­dent und sei­ne bes­se­re Hälf­te wa­ren ei­nes Abends teil­neh­men­de Be­ob­ach­ter ei­ner sol­chen Ver­an­stal­tung:

abendliche Angel-Kreuzfahrt

Des Freun­des Nuß­scha­le aus GFK bot Platz für uns drei, das an­gel­tech­ni­sche Zu­be­hör und na­tür­lich auch für die bei­den mit­ge­schlepp­ten Blei-Ak­kus im Au­to­bat­te­rien-For­mat, die dem elek­tri­schen Au­ßen­bor­der die nö­ti­ge En­er­gie zum laut­lo­sen Glei­ten über die abend­li­che Glit­zer­ober­flä­che des still ru­hen­den Sees lie­fer­ten. Glück­li­cher­wei­se »fin­gen« wir letzt­lich nur ein paar Fel­sen und Schling­pflan­zen, so daß sich die Fra­ge zum ord­nungs­ge­mä­ßen Um­gang mit le­ben­dem Beu­te­gut gar nicht erst stell­te.

Wir sprin­gen wie­der an Land und wei­ter zum näch­sten The­ma. Un­ser Freund und Gast­ge­ber ist nicht nur zum Ver­gnü­gen in Schwe­den an­säs­sig, er ist tat­säch­lich aus be­ruf­li­chen Grün­den dort­hin gezogen.[1] Nach­dem er vor­her drei Jah­re für sei­nen in Er­lan­gen be­hei­ma­te­ten Ar­beit­ge­ber in Shang­hai und sonst­wo auf der an­de­ren Sei­te der Erd­ku­gel tä­tig war, hat ihn das dar­auf fol­gen­de En­ga­ge­ment vom bro­deln­den He­xen­kes­sel der asia­ti­schen Groß­stadt ins so­zu­sa­gen skan­di­na­vi­sche Ge­gen­teil ver­schla­gen. Im­mer­hin un­ter­hält die SIEMENS AG in Finspång das ein­zi­ge kon­zern­ei­ge­ne Schloß:

Schloß Finspång

Die vor dem Ge­mäu­er sorg­sam in Stel­lung ge­brach­ten Ka­no­nen sol­len die Fir­ma wohl eher nicht vor ei­ner feind­li­chen Über­nah­me be­wah­ren, sie müs­sen als Re­mi­nes­zenz an die Pro­dukt­pa­let­te der Finspång’schen Ei­sen-In­du­strie ver­gan­ge­ner Jahr­zehn­te und Jahr­hun­der­te gel­ten. Wo­bei: In die­sen tur­bu­len­ten Zei­ten von »In­du­strie 4.0« kann es nicht scha­den, ein paar nicht-vir­tua­li­sier­te, hand­fe­ste Ar­gu­men­te mit Knall­ef­fekt in der Hin­ter­hand zu ha­ben...

Her­stel­len tun sie heut­zu­ta­ge in dem gro­ßen, vor ein paar Jah­ren von ALSTOM über­nom­me­nen SIE­MENS-Werk kei­ne Knall­büch­sen mehr, son­dern Gas­tur­bi­nen mitt­le­ren Ka­li­bers. Selbst­re­dend herrscht im von uns aus­gie­bigst be­sich­tig­ten Pro­duk­ti­ons­be­reich streng­stes Fo­to­gra­fier­ver­bot, aber im­mer­hin darf ich hier auf ei­ne of­fi­zi­el­le Ani­ma­ti­on ver­wei­sen, die sehr schön zeigt, was Sa­che ist. Statt mit ei­nem Fo­tos aus der Tur­bi­nen­bau-Werk­statt kann ich selbst nur mit der (nicht min­der re­prä­sen­ta­ti­ven) Kehr­sei­te des sie­men­sia­ni­schens Schlöß­leins die­nen:

Schloß Finspång von hinten

Das SIE­MENS-Werk grenzt un­mit­tel­bar an den Schloß­park und ist über­haupt sehr un­auf­fäl­lig in die Land­schaft ein­ge­bet­tet. Der zone­batt­ler be­kennt frei­mü­tig, der­lei vor­her noch nie ge­se­hen zu ha­ben: Schwer­indu­strie fin­det ge­mein­hin in tri­ster bis de­so­la­ter Um­ge­bung statt. In Finspång sieht es eher nach Frei­zeit­park aus als nach dem Sitz ei­nes Welt­markt­füh­rers im An­la­gen­bau. Der uns dort zu­teil­ge­wor­de­ne Blick hin­ter die Ku­lis­sen und das Er­le­ben von cut­ting edge tech­no­lo­gy war für uns frag­los ei­ner der Hö­he­punk­te die­ser Rei­se!

Zu­rück zur Na­tur: Zu ger­ne hät­te ich ja mal ei­nen mür­risch drein­blicken­den Elch mit aus­la­den­dem Schau­fel­ge­weih vor mei­ne Lin­se be­kom­men, aber der­lei Fo­to­gra­fen­glück ist mir lei­der nicht zu­teil ge­wor­den. Wie schon mal er­wähnt, sind die of­fi­zi­ell als tag­ak­ti­ve Ein­zel­gän­ger gel­ten­den Paar­hu­fer in der Pra­xis eher in der Däm­me­rung un­ter­wegs, und da lag der zone­batt­ler halt noch (oder schon wie­der) im Bett re­spek­ti­ve auf dem So­fa. Da­für gab es al­ler­or­ten den höchst agi­len Nach­wuchs von En­ten oder Schwä­nen zu se­hen und zu knip­sen:

Schwanenmama mit Nachwuchs

Ein Dut­zend Fo­tos ha­be ich al­lein von die­ser Schwa­nen­ma­ma und ih­rer sechs­köp­fi­gen Kin­der­schar ge­schos­sen, die mun­ter pad­delnd ge­mein­sam im Ha­fen­becken vor dem Schloß von Vad­ste­na un­ter­wegs wa­ren. Mensch und Tier ge­hen hier und an­dern­orts ge­schäf­tig, aber stets un­auf­ge­regt ih­rer Ar­beit nach. Man kann sich sehr schnell an den be­schau­li­chen Le­bens­stil ge­wöh­nen...

Über­haupt scheint ganz Schwe­den – oder zu­min­dest der Teil der Lan­des, den wir be­reist ha­ben – ei­ne ein­zi­ge Idyl­le zu sein. In der von üp­pi­gem Grün ge­präg­ten Ge­gend neh­men sich so­gar la­ten­te Um­welt-Fre­ve­lei­en lieb­lich aus, wie der in Fol­ge 1 ge­zeig­te Trak­tor und die­ser vor sich hin se­di­men­tie­ren­de PKW de­mon­strie­ren:

abgestellter und eingewachsener PKW

Man be­ach­te, daß nicht et­wa die ab­ge­stell­te Kar­re Ge­gen­stand von und An­laß zu so­zia­ler Äch­tung des Be­sit­zers ist. Nein, ver­werf­lich wä­re es, den Ra­sen nicht or­dent­lich kurz zu hal­ten, wes­we­gen fein säu­ber­lich um den Blech­hau­fen her­um ge­mäht wird. Dies mut­wil­lig zu un­ter­las­sen wä­re hier­orts wohl die ei­gent­li­che Schan­de...

Wie­sen, Wäl­der, Was­ser: Dem na­tür­lich über­all er­reich­ba­ren World Wi­de Web steht in Schwe­den gleich­falls flä­chen­deckend ein wun­der­ba­res »WWW« im Rea­len ge­gen­über, an dem man sich nicht satt­se­hen kann. Zum Ab­schluß der heu­ti­gen Epi­so­de sei­en die­se drei Ele­men­te in ei­nem Bild ver­eint ge­zeigt, so­gar noch er­gänzt um ein vier­tes »W« wie »Wol­ken«:

Bucht am Campingplatz Fiskeboda

Wie ge­stran­de­te Del­phi­ne lie­gen sie da, die um­ge­kipp­ten Boo­te, und wir­ken an­ge­sichts ih­rer ele­gant-schnit­ti­gen Form kei­nes­wegs wie Fremd­kör­per in der an­son­sten un­be­rührt er­schei­nen­den Land­schaft. Sze­nen wie die­se fin­den sich an je­dem grö­ße­ren Ge­wäs­ser, und da die all­ge­gen­wär­ti­gen Ka­jaks und Käh­ne ge­dul­di­ge Mo­del­le dar­stel­len und durch­aus län­ger als nur 1/125 Se­kun­de still­hal­ten, kann man sie auch gut in Ru­he ma­len statt sie nur en pas­sant abzulichten...[2]

Das war es dann auch schon wie­der für heu­te. Dem­nächst mehr!

 
[1] Mit dem Be­trei­ben ei­nes Boo­tes, ei­nes Ra­sen­mä­hers von Hus­q­var­na, dem His­sen schwe­di­scher Fähn­chen am Haus so­wie dem zü­gi­gen Er­ler­nen der Spra­che muß un­ser frän­ki­scher Freund in Öster­göt­land als mu­ster­gül­tig in­te­gra­ti­ons­wil­lig, ja ge­ra­de­zu als As­si­mi­lant gel­ten. Lei­der trifft das nur auf ei­ne Min­der­heit von Ex­pats zu: Die mei­sten von ih­ren Fir­men ins Aus­land ent­sand­ten Fach­kräf­te las­sen sich von den Sit­ten und Ge­bräu­chen ih­res Gast­lan­des nur we­nig be­net­zen und blei­ben über­wie­gend un­ter sich. Selbst schuld!

[2} Was ich bei­spiel­haft auch ge­tan ha­be bzw. ha­be tun las­sen, sie­he da­zu den er­sten Kom­men­tar un­ter die­sem Bei­trag.

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Sonntag, 31. Juli 2016

Land der Lu­pi­nen und La­krit­zen (2)

Schon am zwei­ten Ta­ge un­se­res Auf­ent­hal­tes mach­ten wir uns selb­dritt auf zu ei­ner klei­nen Städ­te­tour in das knapp 50 km süd­öst­lich ge­le­ge­ne Norr­kö­ping.[1] Bis in die 1960er Jah­re hin­ein war die Stadt ein Zen­trum der Tex­til­in­du­strie, da­nach ging es wirt­schaft­lich steil berg­ab auf­grund sich wan­deln­der Kon­sum­ge­wohn­hei­ten und vor al­lem we­gen der star­ken Kon­kur­renz aus fern­öst­li­chen Bil­lig­lohn­län­dern. Das En­de der Ge­schich­te ken­nen wir aus ei­ge­ner An­schau­ung, die Baum­woll­in­du­strie Er­lan­gen-Bam­berg Ak­ti­en­ge­sell­schaft (ERBA) läßt grü­ßen...

Im­mer­hin ha­ben sich in Norr­kö­ping trotz auch dort vor­ge­kom­me­ner Ab­riß­or­gi­en et­li­che an­sehn­li­che In­du­strie­bau­ten er­hal­ten, die heut­zu­ta­ge ver­schie­den­ste Nach­nut­zung durch Be­hör­den, Start­ups, In­sti­tu­te und kuk­tu­rel­le Ein­rich­tun­gen er­fah­ren:

saniertes Industriegebäude in Norrköping

Um dem Ver­lust von Ar­beits­plät­zen in der Tex­til­in­du­strie et­was ent­ge­gen­zu­set­zen, wur­den An­fang der 1970er Jah­re ei­ni­ge staat­li­che Be­hör­den aus der Haupt­stadt Stock­holm nach Norr­kö­ping ver­la­gert. Der Ver­gleich mit Fürth, Grun­dig, Quel­le und dem Baye­ri­schen Lan­des­amt für Sta­ti­stik drängt sich da ge­ra­de­zu auf: Ähn­li­che Pro­ble­me wer­den halt al­ler­orts mit ähn­li­chen Me­tho­den be­kämpft...

Wo der Ab­riß­bag­ger in Norr­kö­ping Al­tes ver­nich­tet hat, um Neu­em Platz zu schaf­fen, ist oft­mals ar­chi­tek­to­nisch durch­aus Vor­zeig­ba­res ent­stan­den. Der Kon­trast hat sei­ne äs­the­ti­schen Rei­ze, wenn­gleich sich frag­los nur ei­ne dün­ne Schicht Gut­ver­die­ner das Le­ben im üp­pig ver­gla­sten Stadt­l­oft lei­sten kann:

Neubau im Herzen Norrköpings, am Motala ström

Wir schlen­der­ten noch ein Weil­chen am Mo­ta­la ström ent­lang und durch die sonn­täg­lich ru­hi­ge In­nen­stadt und be­fan­den schluß­end­lich: Ja, hier lie­ße es sich wohl le­ben. Ins­be­son­de­re dann, wenn ei­nem das plat­te Land als zu ein­sam vor­kommt und die Me­tro­po­le Stock­holm als zu groß...

Aber mit der In­spi­zie­rung Norr­kö­pings war der Tag ja noch nicht an­nä­hernd ge­füllt: Hei­ter wei­ter ging es da­her in Rich­tung Ost­see­kü­ste, al­so er­neut nach Süd­osten. Da­bei ka­men wir durch ei­nen Ort mit dem denk­bar kür­ze­sten Na­men, der es al­lein des­halb schon ver­dient, hier fest­ge­hal­ten zu wer­den (Ku­rio­si­tä­ten sind ja ein gern ge­rit­te­nes Stecken­pferd des Be­richt­erstat­ters):

Ortschild von Å

Ja, der Ort heißt wirk­lich »Å«...[2] Ziel und Wen­de­punkt un­se­res Ta­ges­aus­flugs war in­des Tyr­is­löt, von wo aus man – am Ufer der Schä­ren­mee­res ste­hend – di­ver­se Schä­ren se­hen kann. Hun­der­te, nein Tau­sen­de In­seln säu­men die Kü­sten, bis zum of­fe­nen Meer wä­re man stun­den­lang un­ter­wegs. In­ter­es­sant ist die Er­kennt­nis, daß sich die nach Ab­schmel­zen der eis­zeit­li­chen Glet­scher im Wort­sin­ne »er­leich­ter­ten« Land­mas­sen auch heu­te noch – wenn auch lang­sam – he­ben (Stich­wort: post­gla­zia­le Land­hebung), was da­zu führt, daß neue In­sel­chen en­ste­hen, be­reits vor­han­de­ne grö­ßer wer­den und frü­he­re Hä­fen ver­lan­den.

Lei­der war we­der Zeit noch Ge­le­gen­heit, mit ei­nem Post­boot durch das stei­ner­ne La­by­rinth zu schip­pern, aber das Ge­se­he­ne war schon ein­drucks­voll ge­nug. So mach­ten wir uns al­so auf den Rück­weg und steu­er­ten da­bei noch das pit­to­res­ke Städt­chen Söder­kö­ping an. An des­sen Nord­rand liegt der Göta-Ka­nal, und in dem wie­der­um fah­ren nost­al­gisch-schö­ne Pas­sa­gier­schif­fe wie die hier ex­em­pla­risch fest­ge­hal­te­ne »Lin­dön« her­um:

Dampfer »Lindön« im Göta-Kanal bei Söderköping

Söder­kö­ping gilt als ei­ne der best­erhal­te­nen mit­tel­al­ter­li­chen Städ­te Schwe­dens. Mei­ner ei­ner hät­te die vie­len Holz­häu­ser auf­grund ih­res ma­kel­lo­sen Er­hal­tungs­zu­stan­des nicht un­be­dingt bis zu­rück ins Mit­tel­al­ter da­tiert, aber ja, das Städt­chen hat Charme!

Über­haupt kam sich der Chro­nist stän­dig wie in ei­ner der aus Kin­der­ta­gen er­in­ner­li­chen Fern­seh­se­rie schwe­di­scher Pro­ve­ni­enz vor. Al­les so­zu­sa­gen ziem­lich put­zig-pip­pi­lang­strump­fig in die­sem in mul­ti­pler Hin­sicht mu­ster­gül­ti­gem Land...[3]

Holzhäuser in Söderköping

Als wir nach aus­gie­bi­ger Be­sich­ti­gung Söder­kö­pings den Ort ver­lie­ßen und die Heim­fahrt an­tra­ten, war es schon halb sie­ben Uhr abends. Ziem­lich ge­nau um 19 Uhr mach­ten wir dann noch bei Finspång in ei­nem Su­per­markt Sta­ti­on, um uns für die fol­gen­den Ta­ge zu ver­pro­vi­an­tie­ren und des Freun­des Spei­se­kam­mer zu fül­len.

Das sonn­täg­li­che (!) Ein­kaufs­er­leb­nis ver­dient ei­ne aus­führ­li­che Wür­di­gung. Zu­nächst ein­mal ist be­mer­kens- und fest­hal­tens­wert, daß auch an Sonn­ta­gen und bis in den spä­ten Abend ge­öff­ne­te Lä­den in Schwe­den nichts Be­son­de­res sind, son­dern ge­leb­te Nor­ma­li­tät. Kein Mensch kä­me hier auf die Idee, im an­geb­li­chen In­ter­es­se der Be­schäf­tig­ten ei­ne all­ge­mei­ne Sonn­tags­ru­he ein­zu­for­dern. Uns war es recht, wir schau­en uns in frem­den Lan­den im­mer ger­ne Su­per­märk­te von in­nen an, schon we­gen der un­ge­wohn­ten Pro­dukt­viel­falt und ‑ver­packun­gen. Die er­ste Über­ra­schung er­war­te­te uns aber be­reits im Ein­gangs­be­reich des Ein­kauf­zen­trums:

Batterie von Scannerpistolen

Tja, was sind das wohl für ei­gen­ar­ti­ge Ge­rät­schaf­ten, die da ih­rer Ent­nah­me durch den Kun­den har­ren? Ge­nau, Scan­ner­pi­sto­len! Mit die­sen Din­gern kann der Kun­de wäh­rend sei­nes Ein­kaufs­bum­mels selbst die ge­wähl­ten Pro­duk­te re­gi­strie­ren und ih­re Prei­se auf­ad­die­ren las­sen, bei au­to­ma­ti­scher Be­rück­sich­ti­gung al­ler ak­tu­el­len Ak­ti­ons­prei­se und Ra­bat­te, ver­steht sich. Aber hal­lo!

Un­ser Freund de­lek­tier­te sich an un­se­rer Ver­blüf­fung, zück­te läs­sig sei­ne Kun­den­kar­te, check­te da­mit am Au­to­ma­ten-Ter­mi­nal ein und be­kam ei­ne die­ser Scan­ner-Pi­sto­len zu­ge­wie­sen. Für die griff­be­rei­te Auf­wah­rung der per­sön­li­chen Re­gi­strier­kas­se ver­fügt je­der Ein­kaufs­wa­gen über ein ent­spre­chen­des Draht­körb­chen:

Scannerpistole in ihrer Halterung

Mit die­ser La­ser­ka­no­ne be­waff­net, macht sich der Kun­de no­lens vo­lens zum Kom­pli­zen der Be­triebs­wir­te, die ihm ei­nen Teil der per­so­nal­in­ten­si­ven Ar­beit zur Ei­gen­erle­di­gung über­tra­gen. Die da­für ge­währ­ten Preis­nach­läs­se und son­sti­gen Vor­tei­le ma­chen si­cher­lich nur ei­nen Bruch­teil der Per­so­nal­ko­sten aus, die man mit der flä­chen­decken­den Ein­füh­rung sol­cher Ge­rät­schaf­ten ein­spa­ren kann. Von den Mög­lich­kei­ten der Aus- und Ver­wer­tung der von den Kun­den frei­wil­lig, ne­ben­bei und mas­sen­haft ge­lie­fer­ten Da­ten zum in­di­vi­du­el­len Kon­sum­ver­hal­ten gar nicht zu re­den!

Dis­kus­sio­nen über das Pro und Con­tra sind in­des mü­ßig, was wir in Schwe­den pro­to­ty­pisch be­ob­ach­ten konn­ten, wird bei uns auch so kom­men, und zwar eher über kurz als über lang. Funk­tio­niert hat das Ein­le­sen der Pro­dukt­da­ten selbst­ver­ständ­lich pro­blem­los, und auch das Stor­nie­ren be­reits re­gi­strier­ter Pro­duk­te bei spon­ta­ner Um­ent­schei­dung war kein The­ma. Ein wei­te­res Fas­zi­no­sum schwe­di­scher Su­per­märk­te und Dis­coun­ter (deutsch­stäm­mi­ger in­klu­si­ve) sind üb­ri­gens die aus­la­den­den An­ge­bots­wän­de für sü­ße und sal­zi­ge Schütt­gü­ter:

Lakritz undd Gummibären galore!

Im Nach­hin­ein war es wo­mög­lich ein Feh­ler, di­ver­se la­krit­zo­ide Lecker­lis zwar in gro­ßer Viel­falt pro­bier­halb­er ein­zu­kau­fen, aber über­wie­gend erst nach der Heim­kehr nach Deutsch­land zu ver­ko­sten: Da wa­ren der­ma­ßen süch­tig ma­chen­de Ex­em­pla­re da­bei, die wir bei recht­zei­ti­gem Aus­pro­bie­ren vor Ort ki­lo­wei­se ge­bun­kert und bis zur Gren­ze des zu­läs­si­gen Ge­päck­ge­wich­tes in die Kof­fer ge­stopft hätten.[4]

Mit vol­lem Ein­kaufs­wa­gen ge­lang­ten wir schließ­lich im Kas­sen­be­reich an, den wir oh­ne zwi­schen­mensch­li­chen Kon­takt ver­lie­ßen, denn selbst­edend braucht es we­der für (bar­geld­lo­se) Zah­lung, Pi­sto­len­ab­ga­be und Kas­sen­bon-Kon­trol­le das Zu­tun ir­gend­wel­cher Mitarbeiter(innen). Üb­ri­gens auch nicht zur Al­ters­kon­trol­le, denn Spi­ri­tuo­sen mit mehr als 3,5 % Al­ko­hol­ge­halt be­kommt man oh­ne­hin nur in staat­li­chen Lä­den (zu deut­lich re­strik­ti­ve­ren Öff­nungs­zei­ten) zu kau­fen. Im schwe­di­schen Su­per­markt gibt’s we­der rich­ti­ges Bier noch Wein noch Ei­er­li­kör (letz­te­res zum ar­gen Ver­druß des En­des­un­ter­fer­tig­ten). So, aber nun Kof­fe­raum­klap­pe zu und ge­nug für heu­te. Bis bald!

 
[1] Die End­sil­be -kö­ping fin­det man bei schwe­di­schen Orts­na­men re­la­tiv oft. Die Aus­spra­che »-schöp­ping« deu­tet schon dar­auf hin, was da­mit be­zeich­net wird, näm­lich ei­ne Markt­ge­mein­de. So­was gib’s ja bei uns auch, sie­he Neu­markt.

[2] ...und ist da­mit so­zu­sa­gen das Ge­gen­teil der wa­li­si­schen Zun­gen­bre­cher-Ge­mein­de Ll­an­fairpwllgwyn­gyll­go­gerychwyrnd­robwlll­lan­ty­si­li­o­go­go­goch.

[3] Am Ran­de sei ver­merkt, daß ich aus­ge­rech­net die Kin­der­se­rie »Pip­pi Lang­strumpf« als grau­en­voll und zum Fremd­schä­men pein­lich in Er­in­ne­rung be­hal­ten ha­be. Mei­ne nun­mehr durch­aus vor­han­de­ne Af­fi­ni­ät zu Schwe­den exi­stiert al­so nicht we­gen, son­dern trotz die­ser me­dia­len Kind­heits-Re­mi­nes­zen­zen...

[4] Schon das al­lein ist ein hin­rei­chen­der Grund, spä­te­stens im näch­sten Jahr wie­der Schwe­den an­zu­steu­ern. Die in den dort er­hält­li­chen La­kritz-De­li­ka­tes­sen er­laub­ter­wei­se vor­han­de­nen Kon­zen­tra­tio­nen von Süß­holz und Am­mo­ni­um­chlo­rid (aka Sal­mi­ak) gibt’s bei uns in Deutsch­land al­len­falls in als »Er­wach­se­nen-La­kritz« de­kla­rier­ter Im­port­wa­re.

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Mittwoch, 29. Juli 2015

Von Ku­ba nach Zirn­dorf: Ei­ne Wel­ten­rei­se

Mit der üb­li­chen Zeit­re­ser­ve für au­ßer­ge­wöhn­li­che Un­wäg­bar­kei­ten in Hö­he von 90 Se­kun­den vor der plan­mä­ßi­gen Ab­fahrt sei­nes Pend­ler­zu­ges tapp­te fe­der­te der zone­batt­ler auch heu­te wie­der die Trep­pe zum Gleis 6 des Für­ther Haupt­bahn­ho­fes hin­auf. Dro­ben am Bahn­steig er­war­te­te ihn die au­ßer­ge­wöhn­li­che Un­wäg­bar­keit in Form zwei­er Her­ren von süd­län­di­scher An­mu­tung, bei­de im Be­sitz je ei­nes Roll­köf­fer­chens, für die Jah­res­zeit zu war­mer Jacken und kei­ner Deutsch­kennt­nis­se.

Der et­was ex­tro­ver­tier­te­re der bei­den Män­ner ra­deb­rech­te (-brach, ‑bruch?) mir ihr An­lie­gen vor, mit dem Zug nach Zirn­dorf zu ge­lan­gen, wor­aus ich mes­ser­scharf schluß­fol­ger­te, daß sich das Duo auf der Rei­se zur Zen­tra­len Auf­nah­me­ein­rich­tung für Asyl­be­wer­ber be­fand. Von Ku­ba bis Fürth (Bay) Hbf wa­ren sie wun­der­sa­mer­wei­se ir­gend­wie ge­kom­men, jetzt auf den letz­ten Me­tern droh­ten sie zu schei­tern.

Da ich ver­drieß­li­cher­wei­se des Spa­ni­schen nicht mäch­tig bin, eben­so­we­nig wie die bei­den Cu­ba­nos der deut­schen Spra­che, ver­stän­dig­ten wir uns auf dem ge­mein­sa­men Nen­ner ei­nes sub­stan­ti­visch sim­pli­fi­zier­ten Eng­lisch. Als er­stes er­klär­te ich den bei­den, daß sie am Gleis 7 prin­zi­pi­ell rich­tig sei­en: Zwar zeigt das Dis­play dort nur Zü­ge von und nach Ca­dolz­burg an, aber das hat ja sei­ne Rich­tig­keit, weil Zirn­dorf an eben die­ser Strecke liegt. Auch den Um­stand, daß sie noch ei­ne Wei­le auf den aus Cadolzburg/Zirndorf und spä­ter dort­hin re­tour­nie­ren­den Zug war­ten müß­ten, konn­te ich den bei­den Kerls ver­klickern. Dann aber kam der Wunsch nach ei­ner Fahr­kar­te (bzw. de­ren zwei) auf, denn selbst­ver­ständ­lich woll­ten die bei­den als le­ga­le Pas­sa­gie­re un­ter­wegs sein. Wäh­rend die elek­tro­ni­sche An­sa­ge­rin un­er­bitt­lich die Ein­fahrt mei­nes Re­gio­nal-Ex­pres­ses ver­kün­de­te, zück­te der Wort­füh­rer der bei­den sei­ne rest­li­che Bar­schaft in Form ei­nes 2‑­EU­RO-Stückes und hielt sie mir vor die Na­se...

Was al­so tun? Mein Zug nah­te, das Schick­sal der bei­den rühr­te. Al­so den Kom­mu­ni­ka­tor am Schla­fitt­chen ge­packt und mit ihm die Trep­pe wie­der run­ter ge­rannt zum Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten. Auf dem Touch­screen den Weg zur Ein­zel­fahr­kar­te er­fin­gert. Da­bei ge­merkt, daß ich dem stau­nend gucken­den Ka­me­ra­den bei der Ge­le­gen­heit ja auch gleich ei­ne hilf­rei­che Lek­ti­on fürs Le­ben er­tei­len konn­te: Al­so sich wie­der hoch und zu­rück ins Haupt­me­nü ge­ta­stet und dort auf die spa­ni­sche Flag­ge ge­drückt. Schwupps, schon sprach der bahn­amt­li­che Au­to­mat be­stes Spa­nisch. Das Ge­sicht des Ku­ba­ners er­hell­te sich, wäh­rend sich die Stirn des zonebattler’s in fra­gen­de Fal­ten leg­te. Aber als al­ter La­tei­ner kann er sich ge­schrie­be­nes Spa­nisch ei­ni­ger­ma­ßen er­schlie­ßen, und so ge­lang es ihm re­la­tiv zü­gig, dem Blech­ka­sten den Wunsch nach ei­ner Fahr­kar­te 2. Klas­se für ei­ne ein­fa­che Fahrt nach Zirn­dorf na­he­zu­brin­gen. Rein mit dem Zwickel und o Wun­der, in den blin­ken­den Aus­ga­be­schlitz plump­sten nach­ein­an­der Fahr­kar­te und Wech­sel­geld. Dro­ben hör­te ich mei­nen ei­ge­nen Zug her­an­na­hen.

Aber wir wa­ren ja noch nicht fer­tig: Tipp, tipp, tapp, das Glei­che noch­mal, aus der ei­ge­nen Geld­bör­se ei­ne zwei­te Mün­ze ge­fin­gert und rein da­mit. Schnarr, schnarr, blink, her mit der Kar­te und dem 20-Cent-Stück und zu zweit die Trep­pe hoch­ge­hech­tet. Den bei­den Glück ge­wünscht und ge­ra­de so eben noch den ei­ge­nen Zug er­wischt. Ich fuhr der Si­cher­heit des ei­ge­nen Ar­beits­plat­zes ent­ge­gen, die bei­den Asyl­be­wer­ber er­war­te­ten den Zug in ei­ne un­ge­wis­ses Zu­kunft. Ob sie als Ku­ba­ner über­haupt ei­ne Chan­ce ha­ben auf An­er­ken­nung und Blei­be­recht? Da ha­be ich mei­ne Zwei­fel...

Sonntag, 28. September 2014

Kli­ma­wan­del

Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren)
 
Abb. 1: Ba­na­nen­stau­de in ei­ner Plan­ta­ge auf La Pal­ma (Ka­na­ren)
Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern)
 
Abb. 2: Ba­na­nen­stau­de im Stadt­park von Fürth (Bay­ern)
Als ich vor gut 15 Jah­ren nach Fürth ge­zo­gen bin, war ich sehr an­ge­tan vom Un­der­state­ment ei­ner klei­nen Groß­stadt, die – ein­ge­klemmt zwi­schen den un­ein­hol­bar rei­chen Stief­schwe­stern Er­lan­gen und Nürn­berg – ih­ren ei­ge­nen, ehr­li­chen und bo­den­stän­di­gen Weg zu su­chen schien.
 
Heu­te blicke ich ent­täuscht und er­nüch­tert auf ei­ne pro­vin­zi­el­le Kom­mu­ne, die ihr »Ta­fel­sil­ber« – na­ment­lich ihr ar­chi­tek­to­ni­sches Er­be – ver­schleu­dert, und in der längst nicht mehr die ge­wähl­ten Po­li­ti­ker, son­dern Bau­trä­ger, In­ve­sto­ren und an­de­re Ver­tre­ter von Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen die Marsch­rich­tung zu be­stim­men schei­nen.
 
Kein Wun­der, daß in sol­chen Ver­hält­nis­sen längst auch die Ba­na­nen ge­dei­hen...
Dienstag, 25. Juni 2013

Die Ver­kehrs­in­sel (12)

Mit­un­ter kommt man sich auf Go­zo und Mal­ta recht ver­las­sen vor, zu­mal beim Er­for­schen auf­ge­ge­be­ner Ge­bäu­de, die es auf bei­den In­seln in gro­ßer Men­ge gibt. Hier tapp­ten wir nörd­lich von Żeb­buġ an den Klip­pen der Qba­j­jar-Bucht auf ein von wei­tem ta­del­los in Schuß er­schei­nen­des, an ei­ne klei­ne Fe­stung er­in­nern­des Ge­bäu­de zu:

aufgegebenes Restaurant an der Qbajjar-Bucht

Was uns da drin­nen er­war­te­te, war kein Mu­se­um, kein La­den und auch kein Lo­kal, son­dern ein längst auf­ge­las­se­nes Re­stau­rant mit reich­lich Spu­ren von Ver­fall und Van­da­lis­mus. Ein paar Fo­tos des trau­rig her­un­ter­ge­kom­me­nen Zu­stan­des aus dem In­ne­ren des an sich ja präch­ti­gen Ge­bäu­des zei­ge ich in den Kom­men­ta­ren zu die­sem Bei­trag. Hier an der Ober­flä­che ge­hen wir lie­ber rasch wei­ter, und dre­hen uns nur noch­mal aus ei­ni­ger Ent­fer­nung kurz um, um den an ex­po­nier­ter La­ge er­rich­te­ten Bau noch­mal in vol­ler Rest-Schön­heit zu be­wun­dern:

aufgegebenes Restaurant an der Qbajjar-Bucht

Die al­ler­or­ten auf­fäl­li­gen Leer­stän­de und auf­ge­ge­be­nen Häu­ser ha­ben uns na­tür­lich auf die Hin­ter­grün­de neu­gie­rig ge­macht. Die Ant­wor­ten von be­frag­ten Ein­hei­mi­schen und dar­auf an­ge­spro­che­nen Rei­se­lei­tern reich­ten von schwer be­greif­li­chen Dumm­hei­ten (Bau­en auf un­si­che­ren Ton­schich­ten, auf de­nen die er­rich­te­ten Bau­ten dann un­ter be­droh­li­cher Riß­bil­dung ins Rut­schen ka­men und ge­sperrt wer­den muß­ten) bis hin zu den Tücken des lo­ka­len Erb­rech­tes (Frei­be­trä­ge nur auf Bar­ver­mö­gen, nicht je­doch auf Im­mo­bi­li­en­be­sitz, so daß vie­le un­ge­nutz­te Häu­ser aus Steu­er­ver­mei­dungs­grün­den lie­ber dem Staat ge­schenkt als wei­ter­ge­nutzt wer­den). Ei­ne Im­mo­bi­li­en­bla­se, er­bläht aus der Gier ren­di­te­hung­ri­ger In­ve­sto­ren oh­ne Nach­hal­tig­keits­stre­ben, hat hier und da zum Bau­en am Be­darf vor­bei ge­führt, wo­von wir am Schluß die­ser Fol­ge noch ein Ex­em­pel se­hen wer­den.

Vor­her aber wen­den wir uns wie­der land­ein­wärts und schau­en uns nach den Men­schen und de­ren be­sten Freun­den um. Hier in die­ser Gen­re-Sze­ne se­hen wir ei­ne vor ih­rem Haus hand­ar­bei­ten­de Oma und ih­ren vier­bei­ni­gen Be­wa­cher:

friedliche Dorfszene zur Mittagszeit

Wo­bei »Be­wa­cher« ei­ne recht eu­phe­mi­sti­sche Zu­schrei­bung ist: Wenn ich die 25 Auf­nah­men, die ich von der al­ten Frau und Ih­rem fal­ti­gen Ge­sel­len ge­macht ha­be, nach Art ei­nes vir­tu­el­len Dau­men­ki­nos an mei­nem Mo­ni­tor durch­blät­te­re, dann be­wegt sich die wet­ter­ge­gerb­te Groß­mutter da um ei­ni­ges mehr als ihr trä­ges, qua­si zur Salz­säu­le er­starr­tes Hundchen. Ver­mut­lich hät­te ich so­gar Oma samt Spit­zen­klöp­pe­lei un­ter den Au­gen des al­ten Ka­me­ra­den ein­sacken und fort­tra­gen kön­nen, be­vor der über­haupt re­agiert, ge­schwei­ge denn »Wuff« ge­sagt hät­te...

Weit we­ni­ger ge­müt­lich auf­ge­legt wa­ren die­se bei­den Ker­le hier, die im­mer­hin kei­ne flie­gen­den Hun­de wa­ren und sich da­her auch nicht wirk­lich von ih­rer ho­hen Haus­mau­er her­un­ter trau­ten:

kläffende Köter

So furcht­erre­gend die kläf­fen­den Kö­ter auf den er­sten Blick auch wa­ren, im Grun­de wa­ren sie ar­me Schwei­ne. Die Land­be­völ­ke­rung – und das ist kei­nes­wegs nur auf Mal­ta so – pflegt zu den ih­nen an­ver­trau­ten, nicht­mensch­li­chen Ge­schöp­fen ein eher prag­ma­ti­sches und nicht un­be­dingt von Em­pa­thie ge­tra­ge­nes Ver­hält­nis. Man möch­te gar nicht wis­sen, was da so al­les hin­ter den Mau­ern, Zäu­nen und Hecken vor­geht...

Im­mer­hin scheint sich ein über­ge­ord­ne­ter Ge­stal­tungs­wil­le (mut­maß­lich der EU-Bü­ro­kra­tie) lang­sam auch der Be­zie­hung von Mensch und Tier an­neh­men zu wol­len, wie die­ses Schild im Ge­mein­de­ge­biet von Qu­a­la be­weist:

Aufforderung zum Aufräumen hündischer Hinterlassenschaften

An­ge­sichts der Läs­sig­keit, mit der die In­su­la­ner ih­re nicht ver­rot­ten­den Kunst­stoff-Fla­schen und an­de­ren Zi­vi­li­sa­ti­ons­müll in die Land­schaft wer­fen, mu­ten Auf­for­de­run­gen zum Ein­sam­meln hün­di­scher Hin­ter­las­sen­schaf­ten nach­ge­ra­de rüh­rend an. Aber im­mer­hin, scha­den kann es nix, und wenn sich lang­fri­stig ein Ge­fühl für um­sich­ti­ges Han­deln auf al­len Ebe­nen breit­macht, kann man das ja nur be­grü­ßen...

Be­grüßt ha­be ich auch et­was ganz an­de­res, näm­lich das von mir heiß­ge­lieb­te, kal­te »Mint Cornetto«-Eis, wel­ches ich vor vie­len Jahr­zehn­ten in ei­nem frü­he­ren Le­ben im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich Ih­rer Ma­je­stät Eli­sat­beth II, da­mals noch un­ter dem in­su­la­ren Mar­ken­na­men »Wall’s« ken­nen­ge­lernt ha­be. In die­sen glo­ba­li­sier­ten Zei­ten weist das aus hei­mi­schen Ge­fil­den wohl­be­kann­te Lang­ne­se-Lo­go auf die Zu­ge­hö­rig­keit zum Uni­le­ver-Kon­zern hin, der im­mer­hin den alt­her­ge­brach­ten Ge­schmacks­prä­fe­ren­zen Rech­nung trägt und die bri­ti­sche Vor­lie­be zum Pfef­fer­minz-Ge­schmack auch in den ehe­ma­li­gen Ko­lo­nien hoch­hält:

grün ist der Pfefferminz, groß des zonebattler's Freude

Das in ent­le­ge­ner Kü­sten­la­ge er­stan­de­ne Eis er­freu­te nicht nur durch sein ty­pi­sches Min­ze-Aro­ma, son­dern auch durch sei­ne sehr kus­pe­ri­ge Waf­fel­tü­te, der of­fen­bar un­un­ter­bro­che­nen Kühl­ket­te sein Dank! Des zonebattler’s bes­se­re Hälf­te kann der Minz­o­phi­lie des Be­richt­erstat­ten­den in­des nur we­nig ab­ge­win­nen und guck­te da­her lie­ber aufs Meer hin­aus, wel­ches an je­nem win­di­gen Tag recht mun­ter an die Ge­sta­de schwapp­te uind die Klip­pen hin­auf zosch­te...

sich gut behütet an den Naturgewalten erfreuen

Wie schon mehr­fach her­vor­ge­ho­ben, wu­selt das Heer der ein­hei­mi­schen wie ein­ge­rei­sten Men­schen vor­nehm­lich in den Städ­ten her­um, die in­so­fern Amei­sen­häu­fen äh­neln. Au­ßer­halb der Or­te trifft man Zwei­bei­ner re­gel­mä­ßig nur in gut ver­träg­li­cher Do­sie­rung an, denn die Tou­ri­sten sind über­wie­gend zu faul zum Wan­dern und die In­sel-Be­woh­ner an­der­wei­tig be­schäf­tigt. Wer die Na­tur und die Ein­sam­keit liebt, kommt al­so auf Go­zo und Mal­ta auf sei­ne Ko­sten, al­ler Sti­che­lei­en von mir ge­gen die ei­ne oder an­de­re Un­sit­te zum Trot­ze...

Was mich an an ei­ne sol­che er­in­nert, die ich ja noch­mals auf­grei­fen woll­te, die des au­gen­schein­lich sinn­lo­sen Ver­schwen­dens von Geld und Grund zum Zwecke des Er­rich­tens un­nö­ti­ger und über­flüs­si­ger Bau­ten. Zum Ex­em­pel gibt es ober­halb des Ha­fen­städt­chens Mġarr ei­ne aus­ge­dehn­te al­te Fe­stung, das Fort Cham­bray. In­ner­halb der me­ter­dicken Au­ßen­mau­ern wur­de in den letz­ten Jah­ren ei­ne lu­xu­riö­se Apart­ment-An­la­ge mit mon­dä­nen Ge­mein­schafts-Pools er­rich­tet, die auf den arg­lo­sen Be­su­cher ein­ger­ma­ßen ge­spen­stisch wirkt, da so gut wie un­be­wohnt und von al­len gu­ten Gei­stern ver­las­sen:

gespenstisch leere Apartment-Anlage im Fort Chambray

Wir ka­men uns dort vor in ei­nem post­apo­ka­lyp­ti­schen End­zeit-Film: Al­le Häu­ser und An­la­gen vom Fein­sten, doch al­len­falls in je­der zwan­zig­sten Ein­heit schien sich Le­ben zu re­gen, der Rest stand still und stumm her­um, war of­fen­kun­dig noch nie be­zo­gen und zeig­te schon er­ste Spu­ren von Ver­wit­te­rung und Ver­fall. Sehr ei­gen­ar­tig! An­geb­lich lei­sten sich rei­che Mal­te­ser hier (mit an­ge­sichts der Eu­ro-Ein­füh­rung rasch un­ter­zu­brin­gen­dem Schwarz­geld) ein no­bles Fe­ri­en-Do­mi­zil, wel­ches sie nur we­ni­ge Wo­chen im Jahr be­woh­nen. Der Ha­ken ist nur: Wer im Geld schwimmt und sol­chen Lu­xus ha­ben zu müs­sen meint, der will auch Schicke­ria-Le­ben um und un­ter sich ha­ben und kein ver­schla­fe­nes Fi­scher­dorf, an dem der Fähr­ha­fen das ein­zig nen­nens­wer­te Stück be­leb­ter In­fra­struk­tur ist...

Egal, ein Rät­sel mehr, wel­ches ei­nen In­sel­ur­laub wie den un­se­ren ja auch würzt. Da­mit ge­nug von und mit Go­zo, in der näch­sten Fol­ge geht es auf die Haupt­in­sel Mal­tas hin­über und in der Haupt­stadt Val­let­ta wei­ter!

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Montag, 17. Juni 2013

Die Ver­kehrs­in­sel (11)

Schon letz­tes Jahr staun­ten wir ja über die zahl­rei­chen Kir­chen, die über den erz­ka­tho­li­schen In­sel­staat ver­streut sein Land­schafts­bild nach­hal­tig prä­gen. Ei­nes der ein­drucks­voll­sten Ex­em­pla­re ist die Jo­han­nes dem Täu­fer ge­weih­te Kup­pel­kir­che von Xew­ki­ja, die wir hier aus ei­ni­ger Ent­fer­nung al­les an­de­re über­ra­gen se­hen:

Die große Kuppelkirche von Xewkija

Lei­der eig­nen sich die­se weit­hin sicht­ba­ren Land­mar­ken nur be­dingt zur Ori­en­tie­rung: Es gibt ih­rer so vie­le, daß man sei­nen gott­ge­fäl­li­gen Weg vor lau­ter Kir­chen kaum sieht, ähn­lich wie es sich im Sprich­wort mit dem Wald und den Bäu­men ver­hält. Wäl­der frei­lich gibt es auf Go­zo nicht und in Mal­ta nur ei­nen drei­vier­tel­ten, in­so­fern ist die enor­me Packungs­dich­te von Got­tes­häu­sern wohl durch­aus als Aus­gleichs­maß­nah­me zu wer­ten...

Tags drauf ha­ben wir uns dann die Church Of St John The Bap­tist nicht nur aus der Nä­he, son­dern auch von in­nen an­ge­se­hen. Aus dem hei­mi­schen Sand­stein ge­baut, ist sie na­tür­lich von ent­spre­chen­der Farb­ge­bung:

Innenansicht der Kirche von Xewkija

Neo­ba­rocke Ar­chi­tek­tur und quietsch­bunt ma­nie­ri­sti­sche In­nen­aus­stat­tung ge­hen Hand in Hand, was al­ler­dings sel­ten zu se­hen ist, sind an­ge­mes­sen di­men­sio­nier­te Or­geln. Tat­säch­lich fin­det man so­gar in den grö­ße­ren Kir­chen oft gar kei­ne »rich­ti­ge« Or­gel auf der Em­po­re, son­dern nur am­bu­lant auf­ge­stän­der­te Ya­ma­ha-Key­boards mit an­ge­schlos­se­nen Par­ty-Be­schal­lungs-Bo­xen. Ver­wun­der­lich, aber ver­mut­lich auf ei­ne nicht vor­han­de­ne hei­mi­sche Or­gel­bau-Tra­di­ti­on zu­rück­zu­füh­ren. Scha­de, Re­so­nanz­raum und Vo­lu­men für die größ­ten Baß­pfei­fen wä­re vor­han­den!

Jetzt aber wie­der hin­aus aus der weih­rauch­schwan­ge­ren Sa­kral­at­mo­sphä­re an die fri­sche (Meeres-)Luft, wo der Ge­ruch des Mee­res und der Blick in die Fer­ne zum Ab­sprung in die Tie­fe locken:

Sprungbrett in den Abgrund

Na ja, letzt­lich ent­sann ich mich dann doch des Um­stan­des, kei­ne Flü­gel zu ha­ben. Aber auch mit sol­chen hät­te ich mich fürch­ten müs­sen: Hier am süd­lich­sten Zip­fel Go­zos kam uns näm­lich ei­ner je­ner Bal­ler­män­ner kurz ins Blick­feld, von de­ren (Un-)Taten wir an­son­sten den gan­zen Tag über stän­dig was zu hö­ren be­ka­men:

Jäger mit Jagdhund

Ei­ner­seits ka­tho­lisch sein und sonn­tags die Schöp­fung lob­prei­sen, an­der­seits aber Tei­le der­sel­ben nach Kräf­ten aus­zu­rot­ten, der­lei Bi­got­te­rie ist nach wie vor bi­zar­rer All­tag auf Go­zo und Mal­ta. Und dann lau­fen die Pi­sto­le­ros resp. Flin­to­le­ros auch noch mar­tia­lisch ge­tarnt im Ge­län­de her­um, als gin­ge es dar­um, sich im Gue­ril­la-Kampf ei­ner In­va­si­on über­mäch­ti­ger Fein­de zu er­weh­ren. Man soll­te die Piff-Paff-Puf­fis in ei­nem ab­ge­grenz­ten Ge­län­de (ger­ne mit Tri­bü­nen drum­her­um) zu­sam­men­pfer­chen und sich ge­gen­sei­tig ab­schie­ßen las­sen, daß hät­te zu­min­dest noch ei­nen ge­wis­sen sport­li­chen Cha­rak­ter...

Es braucht ver­mut­lich noch Jahr­zehn­te, bis der kol­lek­ti­ve In­sel­kol­ler so­weit ab­ge­flaut ist, daß Zug­vö­gel auf der Rou­te zwi­schen Eu­ro­pa und Afri­ka nicht mehr bei der Zwi­schen­lan­dung um ihr Le­ben fürch­ten müs­sen. Wo­mög­lich liegt die Schieß­freu­de der Go­zit­a­ner und Mal­te­sen ja im mi­li­tä­ri­schen Er­be be­grün­det, des­sen stei­ner­ne Zeug­nis­se (ähn­lich wie die Kir­chen) noch über­all her­um­ste­hen und weit­hin zu er­spä­hen sind:

alter Wachturm an der Südküste Gozos

The­men­wech­sel: Wenn man den gan­zen Tag auf den Bei­nen ge­we­sen und ei­ne zwei­stel­li­ge An­zahl von Ki­lo­me­tern durch die Land­schaft ge­trot­tet ist, dann freut man sich in den Abend­stun­den auf ei­nen bar­rie­re­frei­en Spa­zier­gang durch die Dör­fer und Städt­chen und hofft auf ei­ne zum Na­tur­er­leb­nis kon­tra­stie­ren­de Aus­wahl an pit­to­res­ken Fo­to­mo­ti­ven. Mei­ner ei­ner ist ja nicht schnell ge­nug (we­der von der in­ne­ren Ein­stel­lung noch von mit­ge­führ­ten Aus­rü­stung her) zum Ein­fan­gen be­weg­ter Ob­jek­te oder Le­be­we­sen, auch neigt der zone­batt­ler in sei­ner weh­mü­tig-ele­gi­schen Grund­dis­po­si­ti­on oh­ne­hin den me­lan­cho­li­schen Mo­ti­ven zu. Da kommt ein ka­me­ra­be­wehr­ter Ta­ges­aus­klang im Haupt­städt­chen Vic­to­ria (ali­as Ra­bat) ge­ra­de recht:

sommerliche Sonnenschirme, auf schattigem Platze den nächsten Morgen erwartend

Ei­gent­lich müß­te man bei so­was ei­ne dicke Spie­gel­re­flex auf das schwe­re Sta­tiv schrau­ben, die Kom­po­si­ti­on skru­pu­lös per­fek­tio­nie­ren und erst dann ge­nau ein­mal auf den Aus­lö­ser drücken. Mei­ner ei­ner stellt sich breit­bei­nig selbst als Sta­tiv vor das Mo­tiv, drückt sich die schwenk­dis­play­tra­gen­de Knip­se auf den Gür­tel, zieht die Wam­pe ein und hält die Luft an, be­vor er dann ein hal­bes Dut­zend mal ab­drückt (und spä­ter da­heim das am we­nig­sten ver­wackel­te Fo­to her­aus­siebt). Nein, für wer­be­pla­kat­gro­ße Ab­zü­ge taugt die Vor­ge­hens­wei­se eher nicht, aber ja, ich will im Ur­laub mög­lichst un­be­schwert her­um­krab­beln und nicht mehr ki­lo­gramm­wei­se Fo­to­ap­pa­ra­te mit mir her­um­schlep­pen...

So, nach­dem wir ge­ra­de ein so schö­nes Rot als Blick­fän­ger be­nutzt hat­ten, muß jetzt zur Ab­wechs­lung mal was blau­es her. Und sie­he, nur vier Mi­nu­ten und we­ni­ge Dut­zend Schrit­te spä­ter kam mir schon was Schö­nes vor die Lin­se:

blauweißes Moped

An die­sem – ver­mut­lich gar nicht so al­ten – Mo­ped läßt sich ein­mal mehr das prag­ma­ti­sche Ver­hält­nis der Be­völ­ke­rung zu Ih­ren Werk­zeu­gen und Ve­hi­keln il­lu­strie­ren: Ge­pflegt wird nix (al­len­falls not­dürf­tig re­pa­riert, was sonst gar nicht mehr gin­ge), was ab­ge­wirt­schaf­tet ist, wird er­setzt. Die für prä­ven­ti­ve In­stand­hal­tung nicht in­ve­stier­te Zeit kann an­ders­wie sinn­voll ge­nutzt wer­den (z.B. zum Schrot­schie­ßen).

Aber jetzt will ich nicht län­ger nölen, ich bin ja schließ­lich selbst nicht kon­se­quent und lich­te ei­ner­seits knat­tern­de Stin­ker äs­the­ti­sie­rend ab, die ich dann an­de­rer­seits (mit­samt ih­ren Fah­rern) ver­wün­sche, so­bald sie be­stim­mungs­ge­mä­ßem Ge­brauch un­ter­zo­gen wer­den. Noch­mal acht Mi­nu­ten und ein paar Me­ter wei­ter fand ich zum gu­ten Schluß die­ses wer­ben­de Pad­del ei­nes Rei­se­ver­an­stal­ters vor:

Werbepaddel

Von der mitt­le­ren Trend­sport­art hat­te ich bis da­to noch nie et­was ge­hört, wie­wohl ich im Zi­vil- wie im Be­rufs­le­ben schon man­che Ge­le­gen­heit zum un­auf­fäl­li­gen Ab­sei­len er­grif­fen ha­be. Da muß­te ich mich tat­säch­lich in der Wi­ki­pe­dia rück­ver­si­chern, daß es das »Ab­sei­ling« tat­säch­lich als eta­blier­te Be­zeich­nung gibt. Ein deutsch-eng­li­sches Lehn­wort-Kon­strukt, wel­ches ich na­tür­lich un­ver­züg­lich mei­nem Wort­schatz ein­ver­leibt ha­be. Solch ein schö­nes Sou­ve­nir lo­be ich mir: ko­stet nix, macht nicht dick und fängt kei­nen Staub.

Aus dem­sel­ben ma­che ich mich aber jetzt und ver­trö­ste die ge­neig­te Le­ser­schaft auf den näch­sten Teil, der et­wa im Wo­chen­ab­stand fol­gen wird...

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Donnerstag, 13. Juni 2013

Ein­zig­ar­tig­keit

Heu­te hin­ge­gen ist mir was ein­ge­fal­len, wenn­gleich nichts, was zum Froh­sinn An­laß gä­be: »‘Ab­riß ver­pflich­tet’ – Vom Krieg ver­schont, vom Stadt­rat nicht« ist mein mir vom Fu­ror di­rekt in die Fin­ger dik­tier­ter Bei­trag in der »Für­ther Frei­heit« über­schrie­ben.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Blaue Ent­täu­schung (1)

Man­che Er­in­ne­run­gen ver­blas­sen kaum, hal­ten sich viel­mehr über Jahr­zehn­te frisch, wenn­gleich mit­un­ter in leicht bis kräf­tig ver­klär­ter Form. Die fünf­tei­li­ge Fern­seh­se­rie »Das blaue Pa­lais« von Rai­ner Er­ler bei­spiels­wei­se hat mich bei ih­rer Erst­aus­strah­lung an­no 1974/1976 der­ma­ßen mul­ti­pel be­ein­druckt, daß ich spä­ter jah­re­lang (ver­geb­lich) nach Wie­der­ho­lun­gen oder Auf­zeich­nun­gen Aus­schau ge­hal­ten ha­be. Vor we­ni­gen Ta­gen nun ist die kom­plet­te Se­rie end­lich auf DVD her­aus­ge­kom­men, und nach­dem ich sie schon Wo­chen vor dem Ver­öf­fent­li­chungs­ter­min bei amazon.de be­stellt hat­te, krieg­te ich sie jetzt als ei­ner der er­sten zu fas­sen. Die Freu­de dar­über wich in­des recht bald ei­ner ge­wis­sen Er­nüch­te­rung...

Die un­ge­wöhn­li­che Mi­ni-Se­rie aus hei­mi­scher Pro­duk­ti­on – man mag sie mit ei­ni­ger Be­rech­ti­gung dem Gen­re der Sci­ence Fic­tion zu­rech­nen – ver­han­del­te schon vor knapp 40 Jah­ren (!) im Wort­sin­ne welt­be­we­gen­de The­men, die auch heu­te noch brand­ak­tu­ell er­schei­nen: Gen­ma­ni­pu­la­ti­on, Or­gan­trans­plan­ta­ti­on, wis­sen­schaft­li­che Skru­pel­lo­sig­keit hier, ethi­sche Ver­ant­wor­tung für das ei­ge­ne Tun da. Weiß­be­kit­tel­te For­scher eil­ten durch das ma­ro­de Ge­mäu­er eben des »blau­en Pa­lais’«, lie­fer­ten sich Wort­ge­fech­te in zun­gen­bre­che­ri­schem Fach­chi­ne­sisch und ge­le­gent­lich auch die ei­ne oder an­de­re Hand­greif­lich­keit. Der Kon­trast zwi­schen der Ab­ge­schie­den­heit und dem her­un­ter­ge­kom­men Zu­stand der For­schungs­stät­te ei­ner­seits und der Er­kennt­nis­su­che an vor­der­ster Front der Wis­sen­schaft an­de­rer­seits hat mich wei­land un­ge­mein fas­zi­niert und tut das im Grun­de bis heu­te, wor­an üb­ri­gens der her­aus­ra­gen­de Pe­ter Fricke in sei­ner Rol­le als bis zur Be­ses­sen­heit en­ga­gier­ter Bio­che­mi­ker Je­ro­en de Groot gro­ßen An­teil hat­te und hat.

DVD-Box »Das blaue Palais«

Wie so oft sind es aber die über die Zeit hin­weg sich ver­än­dert ha­ben­den Er­zähl­ge­wohn­hei­ten und Re­zep­ti­ons­wei­sen, die den Ver­such ei­ner Wie­der­be­le­bung des einst er­leb­ten Ner­ven­kit­zels schon im An­satz zum Schei­tern ver­ur­tei­len: Was man als jun­ger Mensch im Zeit­al­ter der so­li­de bis bie­der in­sze­nier­ten Fern­seh­spie­le noch als un­ge­mein span­nend emp­fand, er­scheint ei­nem als ab­ge­klär­tem al­ten Sack im ra­san­ten Mul­ti­me­dia-Zeit­al­ter als strecken­wei­se flau und span­nungs­arm. Was im vor­lie­gen­den Fall nicht an ei­ner et­wa­igen Über­holt­heit der The­ma­tik liegt, son­dern an der zeit­be­dingt dia­log­la­sti­gen In­sze­nie­rung, die auch ger­ne mal den mo­ra­li­sie­rend er­ho­be­nen Zei­ge­fin­ger vor­zeigt. Die (we­ni­gen) Spe­zi­al­ef­fek­te ent­spre­chen na­tür­lich auch nicht heu­ti­gen Stan­dards, wo­bei das je­doch der (durch­aus vor­han­de­nen) Rest­span­nung kei­nen Ab­bruch tut.

Är­ger­li­cher sind da schon die man­geln­de edi­to­ri­sche Sorg­falt des Pu­blishers und die schlech­te tech­ni­sche Qua­li­tät der DVD-Um­set­zung. Die über­wie­gend ne­ga­ti­ven Kun­den-Re­zen­sio­nen spre­chen für sich: Eu­ro­Vi­deo hat sich in der Tat we­nig Mü­he mit die­ser Edi­ti­on ge­macht! Die Bild­qua­li­tät kommt über grie­se­li­ges VHS-Ni­veau nicht hin­aus, was zwar un­ter Nost­al­gie-Ge­sichts­punk­ten not­ge­drun­gen hin­nehm­bar ist, aber un­zwei­fel­haft weit un­ter den heu­ti­gen tech­ni­schen Re­stau­rie­rungs-Mög­lich­kei­ten ran­giert. Auch an­son­sten bie­tet die Box mit drei DVDs nichts, was lo­bend her­vor­zu­he­ben wä­re: Kei­ner­lei Ex­tras auf den Discs selbst, und auf ein Book­let hofft der Fan na­tür­lich auch ver­geb­lich...

Mit den Ex­tras ist das in­des so ei­ne Sa­che: Wäh­rend heut­zu­ta­ge im Film-Ge­schäft das »Ma­king of« schon bei Pro­duk­ti­ons­be­ginn mit auf der Agen­da steht, hat man vor Jahr­zehn­ten an die Mög­lich­kei­ten der heu­ti­gen Da­ten­trä­ger und de­ren Ab­spiel­ge­rä­ten nicht den­ken kön­nen. Mir per­sön­lich feh­len auch nicht so sehr ir­gend­wel­che spä­ter ver­wor­fe­nen Sze­nen oder wit­zi­ge Ver­spre­cher und Miß­ge­schicke am Set, fil­mo­gra­phi­sche oder bio­gra­phi­sche Da­ten erst recht nicht, der­lei kann man sich ja bei In­ter­es­se schnell er­goo­geln. Aber ein paar kur­ze In­ter­views mit noch le­ben­den Schau­spie­lern, dem Au­tor und Re­gis­seur Rai­ner Er­ler oder an­de­ren Be­tei­lig­ten von da­mals hät­ten doch ei­ni­gen Mehr­wert ge­bo­ten und den auf der drit­ten DVD noch reich­lich vor­han­de­nen Platz gut ge­füllt. Lei­der wird man je­doch bei sol­chen »Min­der­hei­ten-Pro­gram­men« nicht auf ei­ne bes­ser aus­ge­stat­te­te und be­ar­bei­te­te Samm­ler-Edi­ti­on hof­fen kön­nen, das schnel­le Geld­ver­die­nen mit al­ter Ar­chiv­wa­re ist ja eher die Re­gel als die Aus­nah­me. Das zeit­ge­nös­si­sche Jung-Pu­bli­kum sieht man oh­ne­hin nicht als Ziel­grup­pe, die in die Jah­re ge­kom­me­nen Fans grei­fen auch bei min­de­rer Qua­li­tät zu, wo­zu al­so sich gro­ße Mü­he ma­chen? Tja. So geht das wohl.

Der zone­batt­ler wür­digt der­lei schnö­den Mar­ke­ting-Zy­nis­mus mit ei­nem Stern Ab­zug in der Ge­samt­wer­tung:

  Film / In­halt 4 Sterne  
  Bild & Ton 2 Sterne  
  Ex­tras 0 Sterne  
  Auf­ma­chung 1 Stern  
  Ge­samt­ur­teil 4 Sterne  

Trotz al­ler Al­ters-Pa­ti­na und der be­rech­tig­ten Kri­tik am un­re­stau­rier­ten Film­ma­te­ri­al und der spar­ta­ni­schen Aus­stat­tung, mit her­un­ter­ge­bro­chen knapp vier Eu­ro pro 90-mi­nü­ti­ger Fol­ge ist der fi­nan­zi­el­le Ein­satz ge­ring für ei­ne Kol­lek­ti­on von fünf vi­sio­nä­ren Wis­sen­schafts­kri­mis, die ei­nen heu­te noch mit ih­ren an­ge­deu­te­ten glo­ba­len Fol­gen für die Mensch­heit be­we­gen und um­trei­ben. Wem gut kon­stru­ier­te Zu­kunfts­vi­sio­nen im Kam­mer­spiel-For­mat mehr lie­gen als letzt­lich in­halts­lee­re Stunts und Ac­tion, fin­det hier ge­die­ge­ne Fern­seh­kost, wie es sie in ver­gleich­ba­rer Form heu­te längst nicht mehr gibt.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Wer­te­wan­del

Sei­nen Hang zu al­ten Ap­pa­ra­ten mit der Fä­hig­keit zu high­fi­de­ler Mu­sik­ab­son­de­rung hat der zone­batt­ler ja schon mehr­fach do­ku­men­tiert, na­ment­lich in sei­ner Se­rie »Fun­de im Fun­dus«. Wer der The­ma­tik et­was ab­ge­win­nen kann, sei hier­mit zum Stu­di­um der en­ga­giert aus­ge­tra­ge­nen De­bat­te »deut­sches HIFI in den 70ern« ani­miert: Die recht in­ter­es­san­ten Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen Wohn- und Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen im Nach­kriegs­deutsch­land, dem Stel­len­wert von Mu­sik und Fern­se­hen so­wie der Re­le­vanz vor­zeig­ba­rer Sta­tus­sym­bo­le sind si­cher­lich nicht je­dem ge­läu­fig oder auch nur be­wußt. Dem ei­li­gen Le­ser sei­en ins­be­son­de­re die Kom­men­ta­re #58, #77 und #80 ans mit­füh­len­de Herz ge­legt.

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