Montag, 20. August 2007
...titeln sie im Feuilleton der F.A.Z. und beziehen sich damit auf das profitgierige Verheizen junger Musikstars im verflachwassernden Klassiksektor. Die nüchterne Analyse der gegenwärtig grassierenden Kultur-Zerquetschung sei meinen LeserInnen hiermit zur Kenntnisnahme anempfohlen: Wie so oft finge eine Not-Wendung mit und bei der Bildung an...
Freitag, 10. August 2007
Die Frau Kollegin Nachtschwester hat nach einer Exkursion über den Großen Teich zur BlogHer-Konferenz wieder den Kittel angezogen und berichtet hier, da und dort von ihren Erlebnissen in und Eindrücken aus Chicago, Illinois. Regelrecht elektrisiert hat mich gestern ihre Quintessenz, daß man mit der Bloggerei mehr anstellen muß, als nur nette Geschichten und bunte Fotos von sich zu geben. Aus dem schlichten Grund, weil man es kann (und andere vielleicht nicht so gut).
Das hat mir eine Weile zu denken gegeben. Im Ergebnis bin ich zu dem Schluß gekommen, daß ich hier etwas weniger subtil für eine bessere Welt kämpfen muß als bisher in meinen dezent sarkastischen Seitenhieben. Wenn ich es denn kann.
Mein »Lieblingsthema« ist ja nun der Kampf gegen dekadente und langfristig existenzgefährdende Ressourcenverschwendung (in Tateinheit mit sittlicher und körperlicher Verwahrlosung) in einer konsumfixierten Überflußgesellschaft, in der gemeinschaftskonforme und umwelterhaltende Orientierungsmaßstäbe offenbar selten geworden sind. Wo und wie ich da nun genau ansetze, weiß ich noch nicht. Aber ich will es probieren, alc ixh xan (so gut ich es kann).
Mittwoch, 1. August 2007
Gestern endlich schaffte der zonebattler, was er im ersten, zweiten und dritten Leben irgendwie nie auf die Reihe gebracht hatte: Ein Kammerkonzert der Sommer-Akademie des Collegium Musicum Schloss Pommersfelden zu besuchen! Dieses internationale Arbeitstreffen junger KünstlerInnen findet heuer immerhin schon zum 50. Male statt. Gestern also gab es einen prächtigen Barockabend mit bewährten Dauerbrennern von Händel, Vivaldi, Albinoni, Corrette und J. S. Bach:
Der äußere Rahmen war opulent, die Bestuhlung indessen etwas eng. Erstaunlich dagegen die Penetranz diverser Zeitgenossen und ‑genossinnen, die während des Konzertes entweder durch gnadenlose Überparfümierung oder durch Fotografieren mit grellem Blitz (!) in unangenehmer Weise auf sich aufmerksam machten: Ob aus Ignoranz, Dummheit oder schlichter Unkenntnis der korrekten Bedienung von Zerstäuber bzw. Kamera sei mal dahingestellt...
Die musikalische Seite immerhin wußte sehr zu gefallen, auch wenn die Akustik des großen Prunksaales eher matschig und egalisierend wirkt: Die Soloflötistin war streckenweise kaum aus dem begleitenden Orchesterspiel herauszuhören... Allen geschilderten Widrigkeiten zum Trotze war es aber dennoch ein runder Feier-Abend.
Samstag, 28. Juli 2007
Wollte eigentlich schon längst mal wieder was wider den alltäglichen Müll schreiben. Kann mir aber die Arbeit sparen, weil das ein gewisser Thilo Baum schon getan hat, und das ebenso stringent wie eloquent. Auch die Kommentare dazu sind lesenswert!
Freitag, 13. Juli 2007
Eine Pleitewelle rollt durch Fürths Kneipenmeile, wie die Fürther Nachrichten heute subsummieren. Der zonebattler ist daran insofern nicht ganz unschuldig, als er aufgrund geringer Affinität zu Alkohol einer- und hervorragender Bekochung durch seine bessere Hälfte andererseits selten ausgeht, von seinen Stammtisch-Treffen mal abgesehen. Freilich ist seine Gastronomie-Abstinenz zu großen Teilen den beiden großen Ärgnissen Preisgestaltung und Zigarettenrauch geschuldet: Wo das Preis/Qualitäts-Verhältnis nämlich halbwegs stimmt und die Luft atembar ist, da läßt sich auch der an sich gesellige zonebattler gerne nieder. Und andere womöglich ebenfalls. Vielleicht sollte das ein Kneipen-Betreiber mal ganz-herzig ausprobieren?
Samstag, 30. Juni 2007
Nachdem ich nunmehr endgültig die fotografische Archivierung von Briefkästen und Feuerlöschern als albern bis banal erkannt und ergo verworfen habe, widme ich mich neuerdings dem psychologisch tiefschürfenden Sujet der Verbotsschilder. Acht erste Stücke finden sich seit heute in meinem Bildarchiv, die Kollektion wird freilich noch wachsen wie die andern auch...
Durchaus nicht verboten, ja nachgerade erwünscht ist es indessen, wenn sich meine LeserInnen zu eigenen Motivsammlungen inspirieren ließen: Zum Hinterlassen einschlägiger Links in den Kommentaren wird ausdrücklich ermutigt!
Freitag, 29. Juni 2007
Montag, 11. Juni 2007
Ich bitte zu beachten, daß ich hier wirklich keinerlei Mutmaßungen hinsichtlich der ethnischen Herkunft der mutmaßlichen Müll-FrevlerInnen anstelle: Auch unsereiner spricht dem Ayran gerne zu und hat sich im Rahmen kühner Selbstversuche schon die eine oder andere Dose Uludag (eine Art flüssige Hubba-Bubba-Kaugummi-Essenz) verabfolgt. Was ich hier aber einmal mehr bemerkenswert fand, war die Entfernung zum nächsten Mülleimer: keine fünf Meter...
Sonntag, 3. Juni 2007
Verbunden mit Grüßen von Uptown nach Downtown schickt uns der auf der Hardhöhe residierende Herr JollyJudge dieses eigenhändig abgelichtete Hinweisschild:
und kommentiert es selbst wie folgt:
Im angehängten Foto findet sich m.E. ein schönes Beispiel zum Thema Spitzfindigkeiten. Ich habe den Aufkleber mit den Öffnungszeiten des E‑Centers in der Würzburger Straße vor wenigen Minuten fotografisch konserviert.
»Wir haben alle Tage von 8 – 20 Uhr geöffnet, am Samstag allerdings von 8 – 20 Uhr«.
Wenn aber von täglich die Rede ist, dann schliesst das meiner Meinung nach ja auch den Sonntag mit ein. Da haben sie aber, wie mir die »kompetente« Damen an der Information versichert hat, geschlossen. Warum der Samstag besonders hervorgehoben wurde, konnte mir auch keiner erklären. |
Nun, der zonebattler kann das natürlich auch nicht. Aber wie der Einsender vermutlich auch hält er diese Kuriosität und zu recht angesprochene Spitzfindigkeit für ein weiteres Indiz der allerorten längst nicht mehr schleichenden, sondern galoppierenden Verblödung...
Vom Herrn Grabenkenner, der sich in Fürth noch viel besser auskennt als der zonebattler und der daher meine Preisrätsel schneller zu lösen imstande ist als ich mir neue ausdenken kann, von jenem Beinahe-Nachbar also habe ich mir das Buch »Fürth – Wiederaufbau eines Gemeinwesens / Entwicklung zur Großstadt« aus dem Jahre 1956 ausgeliehen. Schon seit längerem halte ich selbst (bis dato leider vergeblich) nach jenem Werk Ausschau, welches mir schon der grafisch sehr interessanten Einbandgestaltung wegen recht begehrenswert erscheint:
Drinnen geht es weniger bunt zu, ja trotz eingestreuter Fotos, Diagramme und Pläne sogar eher akademisch trocken. Gleichwohl erfährt der persistent reader (wie würde man den im Deutschen nennen?) sehr viel über die Alltagskultur und den Zustand unseres Gemeinwesens in der Zeitspanne von 1946 bis 1955.
In der Rückschau aus heutiger Perspektive mutet manches rührend, ja nachgerade kurios an. Als Beispiel möchte ich eine kleine Passage aus dem Abschnitt über die Stadtsparkasse im Kapitel »Finanzen und Steuern« zitieren:
Für den Teilzahlungskredit wurden seit Aufnahme dieses Geschäftszweiges im Jahre 1952 bis Ende des Berichtszeitraumes in 19 294 Einzelverträgen 11 190 262.- DM zur Verfügung gestellt. Per Ende November 1955 sind rund 2,7 Mill. DM in Anspruch genommen, denen 5850 Kauf- und Darlehensverträge gegenüberstehen. Wenn die Stadtsparkasse diese Kreditart im Hinblick auf die veränderten Lebensverhältnisse zugunsten der wirtschaftlich Schwachen betreibt, so wird sie doch bestrebt sein, durch entsprechende Gestaltung der Bedingungen den »Borgkauf« im Interesse des Einzelnen und der Gesamtheit nicht zu leicht zu machen. Die Stadtsparkasse wird im Interesse der Freiheit des arbeitenden Menschen dieser Erscheinungsart mit den mahnenden Worten: »Erst sparen – dann kaufen« begegnen. |
Tja. Den Vergleich zu heutigen Gepflogenheiten im Privatkredit-Geschäft mag ein(e) jede(r) selbst herstellen. Sic transit gloria mundi, wie wir mittelalterlichen Knacker bei solchen Gelegenheiten mahnend einzuwerfen pflegen. Na jedenfalls findet unsereins derlei Lektüre lehrreich und spannend: Falls da draußen jemand ein Exemplar dieses Buches übrig hat, fände er in mir einen dankbaren Abnehmer!
Montag, 21. Mai 2007
Den heißeren Teil des gestrigen »internationalen Museumstages« verbrachten wir im Nürnberger Museum Industriekultur, woselbst mich zwei Sonderausstellungen (Die Maschinen Leonardo da Vincis, Geschichte der Videospiele) besonders reizten. Die umfangreiche Motorradsammlung (Zweiräder aus hiesiger Produktion) habe ich eher beiläufig passiert, am bewegendsten fand ich letztlich im Untergeschoß die Dokumentation über das ehemalige Kaufhaus Schocken am Aufseßplatz.
Neben der hilflosen Wut, die einen immer wieder überkommt, wenn man die Zeitzeugenberichte aus der Zeit der braunen Barbarei liest, empfand ich Hochachtung vor der inneren Haltung der Gebrüder Schocken, die sich sehr um die Weiterbildung und Förderung ihres Personals bemühten, z.B. durch regelmäßige Buchgaben nach eigener Wahl der Beschenkten. Die folgenden Auszüge aus der Schocken-Hauszeitung von 1926 (!) sollten sich viele Gewerbetreibende heutzutage hinter den Spiegel stecken:
Fünfzehn Leitsätze für das Verkaufspersonal der Kaufhäuser Schocken
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Der Beruf des Verkäufers ... setzt Lebensklugheit und ein großes Verständnis für Menschen und menschliche Bedürfnisse voraus.
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Der gute Verkäufer lobt seine Ware weniger, als er verantworten kann. Das Geschäft hat einen neuen Kunden geworben, wenn der Käufer später sagt: »Die Ware ist besser als ich erwartet habe«.
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Die Warenkenntnis und Berufserfahrung des Verkäufers ... sind am besten angewandt, wenn sie den Käufer in die Voraussetzungen für die Beurteilung einer Ware auf ihren Gebrauchswert einführen. Nur wer Geringes oder Fragwürdiges bietet, hat Grund, die Sachkenntnis des Käufers zu scheuen.
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Der gute Verkäufer wird stets freundlich und sachlich sein. In einer Umgebung, die von einer unaufdringlichen, ruhigen Gefälligkeit und einer allgemeinen Freudigkeit im Dienst bestimmt wird, fühlt sich jeder Käufer und mit ihm jeder Verkäufer wohl.
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Der Verkäufer soll niemanden bevorzugen. ... Der treue Kunde mit kleinem Bedarf ist wichtiger als der einmalige Käufer großer Stücke.
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Wünsche und Vorschläge des Käufers sind immer aufschlußreich. Der Verkäufer nehme sie höflich auf und melde sie dem Abteilungsleiter für die Geschäftsführung. Beschwerden behandle er mit freundlicher Ruhe. Eine gute Antwort ... ist die beste Werbearbeit, und manche Beschwerde hat wertvolle Verbesserung angeregt.
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Der Gebrauchswert einer Ware ist oft nur durch den Gebrauch selbst zu erfahren. Der Verkäufer ... wird Kunden anregen, ihm über die Erfahrungen im Gebrauch zu berichten. ... Besonders aber wird er günstige und ungünstige Erfahrung zur Kenntnis der Stellen bringen, die sie für die zukünftigen Einkaufsentschließungen brauchen.
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Derlei, meine Herrschaften, gehört dick unterstrichen und eingerahmt: Würde und Anstand waren für diese Unternehmer eine Selbstverständlichkeit. Geholfen hat es ihnen freilich nichts, als wenig später die würde- und anstandslosen Horden mit der braunen Scheiße im Hirn den Lauf der Dinge bestimmten...
Mittwoch, 9. Mai 2007
Am kommenden Wochenende gibt es eine interessante Themen-Führung des Fürther Stadtheimatpflegers Dr. Alexander Mayer. Hier seine vollständige Pressemeldung:
Ankündigung:
Führung von Stadtheimatpfleger Alexander Mayer
in Zusammenarbeit mit dem DGB und den Einzelgewerkschaften:
Arbeiten in Fürth
Führung zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Kleeblattstadt
Treffpunkt Waagplatz, 15 Uhr
Fr. 11.05.07
Sa. 12.05.07
sowie
So. 17.06.07 14 Uhr
Sa. 30.06.07
Sa. 14.07.07
Sa. 08.09.07
Sa. 22.09.07
Fürth ist eine Stadt, in deren Stadtbild sich die geschichtliche Entwicklung vom 17. Jahrhundert bis heute in einer Deutlichkeit wie an kaum einem anderen Ort ablesen lässt. Das gilt auch für die Industrielle Revolution, einem rapiden und sozial spannungsreichen Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft: Im 18. bis zum 20. Jahrhundert gestaltete sich die Arbeits- und Sozialordnung Europas um. Fürth spiegelt diesen Übergang an vielen Ecken, Orten und Plätzen sinnfällig wider.
Die industrielle Revolution begann mit der Mechanisierung der Baumwoll-Herstellung, durch Industriespionage kam diese Erfindung 1783 nach Deutschland und wurde in der ersten Fabrik auf dem Europäischen Festland in Ratingen am Rhein verwendet. Es folgte gegen großen Widerstand der Heimweber der mechanisierte Webstuhl. Die Textilindustrie trug die erste Phase der industriellen Revolution, die Umwandlung zur Industriegesellschaft.
In der Fürther Gustavstraße eröffnete 1832 Konrad Weber eine Handweberei mit drei Webstühlen, die später als „Buntweberei Weber und Ott“ firmierte. 1886 ist Weber und Ott „das größte Etablissement dieser Art nicht allein im Königreich Bayern, sondern in ganz Süddeutschland“ und beschäftigte 1000 Arbeiter.
1861 wird in den Fürther Betrieben an fünf Tagen in der Woche mindestens 12, manchmal 14 und in Extremfällen sogar18 Stunden am Tag gearbeitet. Oft gibt es dafür „unbezahlten Urlaub“: Wenn das Geschäft schlecht geht, werden die Arbeiter entlassen. In Webereien kriechen Kinder ab 5 Jahren zwischen den mechanischen Webstühlen, um die Mechanik störende Fussel zu entfernen und Wartungsarbeiten durchzuführen. Nicht selten kommen die kleinen Hände in die laufende Maschine, betriebliche Krankenversicherungen gibt es nur selten.
Ein Arzt stellt um 1860 bei den Arbeitern zwei weit verbreitete Krankheiten fest: Erstens Krätze und zweitens „Demoralisation“, heute würde man „burn out“ sagen – nicht verwunderlich, wenn man trotz 60 Stunden Wochenarbeitszeit dennoch nicht genug verdient, um eine Familie ernähren zu können.
Die Führung beginnt am Freitag, 11.04.07 und am Samstag, 12.04.07 am Waagplatz, führt über die Gustavstraße (Grüner Baum als Vereinslokal der Arbeiterbewegung, ehemalige Kürschnerfabrik Baur mit Storchenschlot) über die Schindelgasse (jüdische Druckerei) in die Gartenstraße (Brauerei Grüner). In der Rosenstraße gibt es etwas über die ehemalige Buntpapierfabrik Stern zu erfahren, in der Blumenstraße über die Spiegelfirmen Bechmann sowie Krailsheimer, die Ahnherren der FLABEG. In der Badstraße werden die Kißkalthäuser vorgestellt, in der Mathildenstraße die Zichorienfabrik Josef Scheuer. Weiter geht es über die Bronzefarbenfabrik Tabor und Eiermann an der Ecke Marien-/Hirschenstraße zum Standort der durch Industriespionage großgewordenen Brillenfabrik Abraham Schweizer, um am Stadtmuseum mit seiner thematisch passenden Ausstellung zu enden.
Dr. Alexander Mayer
Stadtheimatpfleger
Vacher Str. 213g, 90766 Fürth
Telefon: 0911 / 78 494 78
Mobil: 0172 / 98 34 175
www.dr-alexander-mayer.de |
Unsereins ist leider zwiefach verhindert, am Freitag durch die lästige Erwerbsarbeit, am Samstag durch einen privaten Vortrags-Nachmittag. Aber es gibt ja genügend Ausweichtermine...
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...
Flexibilität ist allesKönntest du diese 9-Figuren-Packung für mich kaufen und ich kaufe sie dann...
Flexibilität ist allesOb ein(e) Verkäufer(in) auch ins Ausland liefern mag, ist eine individuelle Entscheidung....