Freitag, 20. Februar 2009
Der heute frisch erschienene Rundbrief Nr. 49 unseres Fürther Stadtheimatpflegers Dr. Alexander Mayer beinhaltet dessen Jahresbericht und ist eine spannende und interessante Lektüre, die sich keineswegs nur um die heftig diskutierte »Neue Mitte« dreht. Aber natürlich auch. Erwähnung findet überdies das traurige Schicksal jenes Lokschuppens nahe der Stadtgrenze, der mir schon mehrfach als pittoreskes Fotomotiv diente...
Mittwoch, 7. Januar 2009
Auf seiner berühmt-berüchtigten Plattform »Rebellen ohne Markt« betreibt der bekannte Blogger Don Alphonso gerne billiges Berlin-Bashing und journalistische Kollegenschelte, welche den unbedarften Leser auf Dauer ob einer gewissen, repetitiven Eintönigkeit doch recht ermüden kann. Mit seinem kulturkritischen Essay »Der unfeine Tod des feinen Porzellans« hat der gelernte Kunsthistoriker freilich wieder einmal ein Kleinod in die virtuelle Welt gesetzt, dessen Lektüre unbedingt lohnt: Hinterher hat man einen anderen Blick auf die Zusammenhänge zwischen Lebensart, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Optimistisch in die Zukunft blicken wird man allerdings kaum.
Dienstag, 16. Dezember 2008
Dem wissenschaftllich und technisch interessierten Teil der geschätzten Leserschaft sei heute die Lektüre dieser spannenden Geschichte empfohlen: Es geht darum um die abenteuerliche Restaurierung von frühen Satelliten-Fotos unseres Erdtrabanten, die auf mittlerweile über 40 Jahre alten Analog-Bändern schlummerten und ihrer längst überfälligen Aufbereitung harrten...
Samstag, 18. Oktober 2008
In einem abbruchreifen Haus, dessen Betreten mittlerweile längst nicht mehr ganz ungefährlich ist, haben wir neulich in einer Unmenge Schutt und Müll ein kleines Doppelportrait gefunden. Das Glas des hölzernen Aufstell-Rahmens war zersplittert, auf der deshalb ungeschützten obere Hälfte der alten Fotografie waren Feuchtigkeit und Schimmelbefall schon fleißig dabei, das Angedenken an die beiden Dargestellten für immer auszulöschen. Da mich das in Sepiatönen gehaltene Bild irgendwie berührt hat und es überdies offenkundig ist, daß die Portraitierten schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilen (können), kann ich das Foto hier wohl bedenkenlos vorzeigen und damit letztlich doch dem Vergessen entreißen:
Wen oder was sehen wir da? Vermutlich eine Mutter und ihren Sohn, letzterer durch Militärmantel, Gürtel und Uniformmütze mit Reichsadler als Angehöriger der Deutschen Wehrmacht ausgewiesen. Womit das Foto grob auf den Zeitraum von 1933 bis 1945 zu datieren wäre. Das Lächeln das jungen Mannes mutet zaghaft an, das seiner Mutter (oder sollte es gar seine Großmutter sein?) eher in sich gekehrt und unsicher. Ist das letztlich nur die Folge der ungewohnten Situation, des steifen Stillhaltenmüssens vor der neugierigen Kamera? Oder scheint schon die ‑berechtigte- Sorge durch, ob der Sohn (Enkel?) dermaleinst lebendig und in einem Stück aus der Feueresse des Krieges zurückkehren wird? Wir wissen es nicht, wir können es nur annehmen. Spekulation ist es ferner, die Szene im Atelier eines Berufsfotografen verorten zu wollen, doch deuten der arrangierte Vorhang rechts und natürlich die zeitgenössischen Usuancen darauf hin. Dennoch verbreitet das einfache Mobiliar eine Aura kleinbürgerlicher Enge und Betulichkeit. Aber wie hätte unter den spießigen braunen Machthabern auch etwas anderes entstehen sollen?
Kleine Leute, gewiß, die uns da anschauen und die sicherlich nicht Geschichte geschrieben haben, sondern von dieser in ihrer Existenz bestimmt wurden. Was haben sie in jenen Zeiten gedacht und gemacht? Mit all’ den anderen gejubelt und da schnell weggesehen, wo sich die häßliche Fratze des Regimes in aller Deutlichkeit zeigte? Wir wissen es nicht, wir werden es auch nicht mehr erfahren. Wir können uns daher auch kein Urteil anmaßen, wohl aber darüber nachdenken, daß auch von uns dermaleinst nicht viel mehr übrig bleiben wird als hier ein Foto, da ein Stück Film und dort vielleicht ein kreatives Werk, welches den eigenen Tod überdauert.
Mögen die beiden in Frieden ruhen...
Montag, 6. Oktober 2008
Montag, 25. August 2008
Wieder in Frankreich angelandet, strebten wir latent heimwärts unter Anvisierung der folgenden noch zu besichtigenden oder kurz heimzusuchenden Etappenziele: Cap Blanc-Nez – Wissant – Cap Gris-Nez – Boulogne sur Mer – Le Touquet – Abbeville – Amiens – Roye – Noyon – Le Plessis-Brion – Compiègne – Pierrefonds – Soissons – Laon – Reims – Châlons-en-Champagne – L’Épine – Verdun – Metz – Idar-Oberstein – Meisenheim (Glan) – Rüsselsheim – Veitshöchheim, wobei die letztgenannten vier Stationen natürlich schon wieder in Deutschland zu verorten sind.
Als unerwartet schwierig gestalte sich tatsächlich der Versuch, den in England fast leergefahrenen Kraftstofftank des Einsatzwagens auf französischem Boden wieder vollzukriegen: Viele Tankstellen haben zwar 24 Stunden pro Tag geöffnet, arbeiten aber ohne jegliches Personal. Die automatischen Zapfsäulen wiederum mochten unsere ansonsten weltweit allerorten problemlos funktionierenden VISA-Karten nicht akzeptieren. Letztlich kamen wir nur dank der Unterstützung eines freundlichen Monsieurs zum dringend benötigten Sprit, der mit seiner Karte die Pumpe bediente und dafür von mir Bargeld in die Hand gedrückt bekam. Man recherchiere in einschlägigen Foren, in diese landestypische Finanzierungs-Falle tappten schon viele andere Touristen vor uns...
Doch weiter zu des Landes bekannteren Spezialitäten: Die Franzosen stellen vor allem weiche Käsesorten und gothische Kathedralen her, letztere in deutlich weniger Variationen, dafür von erheblich längerer Haltbarkeit. Des zonebattler’s bessere Hälfte kann ohne weiteres ein Dutzend Gotteshäuser pro Tag verdauen, er selbst allenfalls deren drei oder vier, dann läßt er die Schultern hängen und kann die Kamera nicht mehr gerade halten:
Sehr nett ist die Idee, die großen Kirchenschiffe außerhalb der Gottesdienstzeiten aus den ohnehin vorhandenen Säulenlautsprechern dezent mit angemessener Musik zu beschallen, also beispielsweise mit mittelalterlichen Messen oder Madrigalen. Gar komisch wird einem freilich zumute, wenn auf einer Seite die Boxen phasenverkehrt angeschlossen sind und sich dann statt innerer Erhebung rasch innere Mulmigkeit einstellt...
Im Norden Frankreichs sind die Erinnerungen an den »Großen Krieg« allgegenwärtig, womit sie dort freilich keineswegs die temporäre Unterwerfung durch die Deutsche Wehrmacht von 1940 bis 1944 meinen, sondern den ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918, der im kollektiven Gedächtnis der Deutschen schon recht verblaßt zu sein scheint. Das nachwirkende Trauma ist freilich verständlich, denn das apokalyptische Massensterben im weitgehend stationären Stellungskrieg fand ja überwiegend im nahen Flandern und auf französischem Boden statt. Der Norden des Landes ist denn auch übersäht mit Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen mit Gefallenen (aus beiden Weltkriegen).
Zweimal hat Deutschland im letzten Jahrhundert unsägliches Leid über seine Nachbarn gebracht, da gibt es nichts zu beschönigen und auch nichts zu vergessen. Den mittlerwile in Zentraleuropa herrschenden Frieden auf Dauer zu bewahren ist eine Aufgabe, die wir den elend krepierten Opfern aller Nationen schuldig sind...
Am Morgen nach der letzten Übernachtung im ehemaligen Feindesland habe ich die Kamera himmelwärts durch das Glasdach unseres mobilen Bettes blicken lassen:
So schön und mitunter sogar idyllisch das Leben auf Achse auch zeitweise ist (die Übergriffe krimineller Subjekte mal außen vor gelassen), nach gut zwei Wochen sehnt man sich nach einem richtigen Bett unter der Wirbelsäule, und auch eine funktionierende Dusche mit Einhebel-Mischbatterie ist letztlich komfortabler als so ein Plastikkanister mit tagsüber sonnenerwärmten Brauchwasser. Und dennoch: Die von uns präferierte Art des wilden Campens (bei der wir nie mehr in der Landschaft zurücklassen als Reifenspuren und organisch abbaubare Stoffwechselprodukte) ist eine sehr beglückende, da erdende und naturnahe. Mit Geiz hat das nichts zu tun, was wohl jede(r) Gleichgesinnte bestätigen wird...
Den Bogen schließen möchte ich (wie in der zweiten Folge angekündigt) mit ein paar Bemerkungen zur Reisefotografie: Wer eingermaßen ästhetische und formale Ansprüche an die Kunst des Abbildens stellt, läuft schnell nur noch mit dem »Sucherblick« durch die Gegend und verdirbt sich über Fragen der Bildgestaltung den Genuß des Augenblicks. Zudem trifft man auf Reisen häufig zu Zeiten hohen Sonnenstandes und ergo bei unvorteilhafter oder unspektakulärer Beleuchtung bei jenen Sehenswürdigkeiten ein, die (am frühen Morgen oder späten Nachmittag aufgenommen) in Bildbänden oder auf Postkarten so unerhört viel plastischer und fotogener wirken. Aus diesen Gründen lasse ich die Kamera mittlerweile oft stecken und fotografiere nur hin und wieder ein paar Details (oder mache gelegentliche Belichtungsreihen für spätere HDR-Experimente). Die rein persönliche Funktion von Reisefotos, nämlich das nachhaltige Verankern von Erinnerungen für ein späteres Wiederauflebenlassen, konnte ich inzwischen weitgehend an meinen im ersten Teil vorgestellten GPS-Tracker delegieren. Auch wenn der von Google Earth gewährte Blick aus der Vogelperspektive nicht immer ganz aktuell und nicht überall hoch aufgelöst ist: Die später fast auf den Meter genau nachvollziehbare Reiseroute erfüllt den genannten Zweck hervorragend und ermöglicht einem einfacher und besser denn je, die eigenen Expeditionen nochmals im Geiste hautnah zu erleben...
Epilog:
An einem Samstag Abend wieder in Fürth angekommen, liefen wir sofort unseren homezone-nahen Discounter an, um Frischmilch und andere Lebensmittel für den leeren Kühlschrank daheim zu bunkern. Doch was erspähte ich sogleich auf den Milchpackungen, sogar jenen der ausgewiesenen Bio-Variante? Jetzt länger haltbar ohne Geschmackseinbußen. Ja von wegen! Mein weißes Lebenselixier rangiert jetzt sensorisch irgendwo zwischen Frischmilch und H‑Milch, der »Vorteil« der längeren Haltbarkeit nutzt allein der Lagerlogistik, aber nicht dem Verbraucher. Kaum ist man mal weg, krempelt der Handel das Sortiment klammheimlich um. Ihr Schurken, ihr elenden Schufte, wenn ich Euch erwische, lasse ich euch in H‑Milch ertränken!
Sonntag, 24. August 2008
Aus der Chronologie der Reiseberichterstattung ausscherend, möchte ich heute ein paar Worte über Land und Leute meines Dreamlands verlieren: Natürlich ist auch Großbritannien nicht wirklich eine Insel der Glückseligen, es gibt dort die gleichen gesellschaftlichen Probleme wie hierzulande und womöglich noch einige mehr. Dennoch finde ich das Land in besonderem Maße liebenswert, und ein Grund dafür sind die lovely countryside views, nach denen man nie lange Ausschau halten muß:
Desweiteren sind es die eigenartigen Sitten und Gebräuche, ja zuweilen spleenig anmutenden Rituale, mit denen die Engländer ihre Lebensführung garnieren, welche uns oft faszinieren und in den Bann ziehen. Immer wieder nett anzusehen ist beispielsweise die souverän-entspannte Ernsthaftigkeit, mit der die Insulaner uns unbekannten Sportarten wie dem Bowls-Spiel mit unwuchtigen Kugeln frönen:
Die abgebildeten Herrn lassen freilich eine mir bis dato unbekannte Zügellosigkeit in dem Umstand erkennen, daß sich nicht wie eigentlich üblich in weiß gekleidet sind. Vermessen wäre es aber, wenn ich mich als Gast im Lande darüber zum Richter aufschwänge!
Ferner scheinen die Briten sämtlich ein Volk von Pflanzenfreunden und emsigen Hobbygärtnern zu sein, eine naheliegende Entwicklung bei dem schon erwähnten feucht-milden Klima. Landstraßen sind auf weiten Strecken als schattenspendende Alleen ausgeführt (welche in Deutschland die Raserlobby zu fanatisch vorgetragenen Abholzungs-Forderungen provozieren würden), und in den Städten und Gemeinden gibt es allenthalben öffentlich zugängliche Gärten, die viel Liebe zum Detail und Können im Umgang mit der Flora erkennen lassen.
Last but not least sei darauf hingewiesen, daß eine ziemlich kriegerische Historie viele sehenswerte Relikte aus vergangenen Jahrhunderten hinterlassen hat: Wer die noch sichtbaren Burgen und Schlösser, also die Castles in England, Schottland und Wales zu zählen sich anschicken wollte, hat wohl (s)eine Lebensaufgabe gefunden...
Das hier abgebildete Bodiam Castle gehört fraglos zu den schönsten Burgruinen im Land und sieht genau so aus, wie man sich als kleiner Knabe eine ordentliche Ritterburg vorstellt. Das imposante Bauwerk gehört heutzutage dem National Trust, dem ich hiermit für die dortige Bereithaltung von Mint Cornetto (meiner Lieblings-Eissorte mit Pfefferminz-Geschmack) Dank und Anerkennung ausspreche.
Im der nächsten und letzten Folge werde ich morgen summarisch über die Heimfahrt durch Frankreich berichten, wo es auch einiges an Landestypischem zu finden gibt, wenn auch keine frische Milch...
Samstag, 23. August 2008
Der am späten Vorabend angesteuerte Übernachtungsort ‑die hinterste Ecke eines großen Supermarkt-Parkplatzes in Uckfield- hatte sich als überaus kommod erwiesen: fester Untergrund (Asphalt), schützende Bäume seitlich und im Rücken, fließend Wasser (Bächlein) gleich hinter der fahrenden Behausung. Da ließ es sich nach der ambulanten Morgen-Toilette denn auch vortrefflich frühstücken (mit frischer Milch von nebenan). Und schon ging es frisch gestärkt wieder auf die Piste.
Nach einem spontanen Abstecher zu einer nahe der Route gelegenen Museums-Eisenbahn in Isfield (die »Lavender Line«, siehe auch Isfield railway station) inspizierten wir am Vormittag noch Lewes, um dann zur Mittagsstunde endlich im berühmten Seebad Brighton einzulaufen. Leider zeigte sich der Samstag dort arg windig und regnerisch, aber das war uns erstmal einerlei, stand doch zunächst der lang ersehnte Besuch im Royal Pavilion auf dem Programm. Und da war er nun:
Der damals juvenile Prinzregent und spätere König Georg IV. hat es bei der architektonischen Außen- und Innengestaltung seiner Sommerresidenz echt voll kraß krachen lassen (um mal eine zeitgenössische Wendung zu gebrauchen): Im pseudo-indisch-chinesischen Stil errichtet, erinnert der Palast in weiten Teilen an das Set eines Fantasy-Filmes: Drachen-Skulpturen überall, dekorative Ornamentik allerorten. Fotografieren verboten, außer natürlich für Analphabeten (reichlich), Piktogramm-Ignoranten (noch mehr) und zonebattler (einen, sich rechtschaffen schämenden):
Erstmals bekam unsereins anläßlich der Palast-Besichtigung einen Audioguide in die Hand gedrückt, eine Art elektronischen Führer in angenehm handschmeichelnder Telefonhörerform. Eine interessante, wenngleich ambivalente Erfahrung: Einerseits erfährt man von der in das Kästchen eingesperrten Geisterstimme natürlich eine Menge über das zu Sehende und über die historischen Hintergründe, andererseits braucht man fünf- bis achtmal so lange als ohne Plapperkasten, bis man mit dem Inspektionsgang fertig und wieder am Ausgang angelangt ist. Aber was soll’s, draußen warteten ja nur Sturm- und Regenböen auf uns...
Der anschließende Marsch durch die Stadt und insbesondere jener durch die lärmenden Spielhallen-Säle auf dem Brighton Pier müssen unbebildert bleiben, wollte ich doch nicht riskieren, die delikate Optik einem plötzlichen Salzwasser-Guß auszusetzen. Unbebildert und nicht mehr im Detail nachvollziehbar bleibt leider auch die präzise Route durch Stadt und über Strand, denn dummerweise hatte ich meinen unscheinbaren GPS-Tracker im geparkten Auto vergessen, wo er stumm und stur und stationär vor sich her trackerte. So bleibt der lange Pier auf der virtuellen Landkarte unbestriffen, und es ist nur die spätere Hin- und Her- und Weiterfahrt entlang der Uferpromenade für die Nachwelt aufgezeichnet:
Map data: © OpenStreetMap contributors, powered by MapSurfer.NET
Bis weit in den Abend hinein fuhren wir küstennah nach Osten, konnten aber keinen so recht überzeugenden Standplatz für die Nacht ausfindig machen. Erst in einem Vorort von Bexhill fand sich ein (mehr oder weniger) lauschiges Plätzchen hinter den Gebäuden einer aufgegebenen Tankstelle und ehemaligen Kfz-Werkstatt. Der nächste Tag ‑der Sonntag also- macht seinen Namen dann wieder alle Ehre, so daß der Besuch im nahen Hastings bei blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und darob gutgelauntem Federvieh stattfinden konnte...
Über die Stationen Battle (wo die berühmte Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 tatsächlich stattgefunden hatte)- Bodiam Castle – Rye – New Romney und tags drauf New Romney – Dymchurch – Hythe – Dover ging es dann wieder zum Fähranleger und damit dem Ausgangspunkt unserer kleinen England-Expedition zurück. Im nächsten Teil gibt es morgen noch ein paar Bilder über das, was England so englisch macht. Stay tuned!
Mittwoch, 20. August 2008
Kaum ist man aus Aachen raus, ist man auch schon in Belgien drin: Man merkt es sofort an den die Autobahn des nachts beleuchtenden Straßenlampen, mit denen sie sich dort drüben vor lichtscheuem Gesindel zu schützen hoffen. Die ständige Illumination führt leider auch dazu, daß die Einheimischen und viele ihrer Besucher unterdessen eine gewisse Angst vor der Dunkelheit entwickelt haben und daher (vorzugsweise in dämmerigen Kirchen) mit allem unentwegt herumblitzen, was Handy, Taschenkamera oder Spiegelreflex aufzubieten haben. Da nützen auch große Knipsverbotsschilder in zwei Meter Abstand nix. Das freilich ist ein Thema für sich, welches der zonebattler noch einmal separat aufgreifen wird...
Doch wieder zurück zum Land der Flamen und Wallonen: Die können aus historischen Gründen nicht so recht miteinander und vernachlässigen darüber augenscheinlich die Infrastruktur. Selten haben wir so viele armdicke Bäume aus Kirchen- und Palastdächern wachsen sehen! Was sicher einst als schleichende Vernachlässigung begann, ist mittlerweile vielerorts zum galoppierenden Verfall angewachsen. Das kann zugegebenermaßen mitunter recht pittoresk wirken und an Veduten von Piranesi erinneren, rührt aber dem fassungslosen Betrachter angesichts der teils kolossalen Wasser- und Vandalenschäden das Herz. Vieles scheint hier also am Boden darniederzulegen, und wenn man sich mit der Kamera dazulegt ‑zum Beispiel vor dem Palais Royal in Brüssel- hat man meist sogleich etwas Merkwürdiges vor der Linse stehen...
Über den desolaten Zustand ihres Gemeinwesens zu Recht frustriert, greifen die Belgier gern und oft zu tröstenden Schokoladestückchen, weshalb die heimische Pralinenproduktion in hoher Blüte steht, ja nachgerade Weltmarktführerschaft beanspruchen kann. Daß der Protokollant während seines kurzen Aufenthaltes nicht gleich fünf Kilo zulegte, ist einzig den exorbitanten Preisen der süßen Delikatessen geschuldet. Weil die Belgier über der ganzen Nascherei nicht selten vergessen, während der Ladenöffnungszeiten auch für die Deckung des Grundbedarfes Sorge zu tragen, stehen in vielen Gemeinden Brotautomaten stets dienstbereit herum.
Auch ansonsten findet man im kleinen Nachbarland manche Eigenartigkeit in der Welt der Wirtschaft, zum Beispiel ehemalige Kirchen, in denen heutzutage nur noch dem Mammon gehuldigt wird:
Inwieweit sich in solchen Konsumtempeln [sic!] eine zunehmende Gottlosigkeit in der Gesellschaft widerspiegelt, soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden. Auch soll keineswegs der Eindruck entstehen, daß Belgien nicht auch schöne Seiten aufzuweisen hätte. Das Gegenteil ist der Fall! Im ostflandrischen Gent zum Exempel kommt man gar nicht umhin, in nahezu jeder Blickrichtung ansichtskartengerechte Stimmungsbilder vor sich zu sehen:
Auch Brügge in Westflandern ist berühmt für seine intakte mittelalterliche Altstadt. Während wir in Deutschland allenfalls Rothenburg ob der Tauber als vergleichbaren Trumpf ausspielen können, haben die Belgier dutzende putziger Städtchen in der Hinterhand und im Hinterland. Dennoch: Hinter mancher nett herausgeputzen Fassade können Abgründe lauern, Grauen und Entsetzen gar! Wehe dem, der dort den Schritt über die Schwelle wagt:
Der abgebildete stumme Schrei schien bis dato nicht erhört worden zu sein, obwohl man wohl davon ausgehen kann, daß die meisten Belgier nicht nur entweder des Niederländischen oder Französischen mächtig sind. Auch der zonebattler unternahm keine Anstalten, hier weiter nach dem Rechten zu sehen. Tags drauf war ihm dann freilich selbst nach einem Hilferuf zumute, als er und seine bessere Hälfte nämlich arglose Opfer leibhaftiger Verbrecher wurden. Mehr dazu in der nächsten Episode...
Donnerstag, 26. Juni 2008
Freitag, 23. Mai 2008
Der Fotostream von modern_fred kann mich begeistern. Euch auch?
Mittwoch, 26. März 2008
Heute beehrt sich der zonebattler, hier in seinem virtuellen Schaukasten exklusiv eine nicht nur lokalhistorisch interessante Sachbuch-Neuerscheinung aus der Feder (resp. Tastatur) unseres amtierenden Stadtheimatpflegers zu präsentieren:
Da der Schmöker erst im Mai erscheint, kann ich hier naturgemäß noch nicht mit einer umfassenden Rezension aufwarten. Immerhin gibt es schon einen leidlich informativen Klappentext des Verlages:
Reihe Arbeitswelten
GRUNDIG und das Wirtschaftswunder
Alexander Mayer
In den Fünfzigerjahren waren die Grundig-Werke der größte Rundfunkhersteller Europas. Damals fanden sich Geräte wie der Heinzelmann oder der Weltklang in fast jedem Wohnzimmer. Dank seiner innovativen Produkte entwickelte sich das Fürther Unternehmen schnell zu einem Symbol des Wirtschaftswunders.
Der Fürther Stadtheimatpfleger Alexander Mayer ist mit zahlreichen Publikationen zur Stadtgeschichte hervorgetreten. Sein Vater arbeitete 40 Jahre bei den Grundig-Werken. Anlässlich des 100. Geburtstages des Firmengründers Max GRUNDIG hat Alexander Mayer aus seiner Privatsammlung, dem Archiv der Max-Grundig-Stiftung und dem Rundfunkmuseum der Stadt Fürth eindrucksvolle Fotografien und Dokumente der Firmengeschichte ausgewählt. Mit 190 bislang meist unveröffentlichten historischen Bildern dokumentiert er den Arbeitsalltag in den Werkshallen und Büros in Fürth, Nürnberg, Georgensgmünd und Augsburg. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt dabei auf den Fünfziger- und Siebzigerjahren.
Dieser Bildband würdigt das Engagement der Arbeiter, Angestellten und Ingenieure, die den Konzern zu einem der erfolgreichsten in der Unterhaltungsindustrie machten, und lädt zu einem Streifzug durch die Geschichte des Unternehmens ein.
Sutton Verlag, ISBN: 978–3‑86680–305‑3
128 Seiten, 18,90 € [D] |
Das Cover zeigt übrigens den Vater des Autors bei Einstellarbeiten am damals ersten Fernsehsender Süddeutschlands, welchselbiger im Turm des heutigen Fürther Rundfunkmuseums untergebracht war...
Interessierte Stammtisch-TeilnehmerInnen sollten sich mit der Bitte um die Reservierung signierter Exemplare direkt per Mail an den Verfasser wenden: Da der rührige Heimatpfleger immer wieder mal gerne auf einen Schwatz bei unserer Runde vorbeischaut, sollte sich eine persönliche Lieferung frei Lokal zu gegebener Zeit sicherlich einrichten lassen!
Süßer und scharfer Senf: