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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Montag, 10. April 2023

Sou­ve­rä­nes Se­vil­la (2)

Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 

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Samstag, 8. April 2023

Sou­ve­rä­nes Se­vil­la (1)

Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
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Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 
Impressionen aus Sevilla

 

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Sonntag, 8. Januar 2023

Ru­he­stö­rung

Irritierender Anblick: Alte Grabsteine am Wanderwegesrand

Samstag, 30. Mai 2020

Schie­be­rei­en

Un­ter dem Mot­to »Grü­ße aus Fürth – Hi­sto­ri­sche Post­kar­ten zei­gen die Stadt« prä­sen­tiert das Stadt­mu­se­um Fürth vom 12. Mai bis 11. Ok­to­ber 2020 (Stadt-)Ansichten auf hi­sto­ri­schen Post­kar­ten.

Ei­ne reiz­vol­le Spie­le­rei ist es, al­te Stadt-An­sich­ten mit neue­ren Fo­tos der glei­chen Mo­ti­ve aus iden­ti­scher Per­spek­ti­ve zu ver­glei­chen. Man pro­bie­re es selbst aus in den nach­fol­gen­den Bei­spie­len, in­dem man die Trenn­li­nie zwi­schen »Einst & Jetzt« mit dem Maus­zei­ger (oder dem Wisch­fin­ger) ver­schiebt:

Al­tes Fo­to: hi­sto­ri­sche Post­kar­te (Pri­vat­samm­lung)
Neu­es Fo­to & Bild­be­ar­bei­tung: Ro­bert Söll­ner (Wahr­Schein­Licht)

Al­tes Fo­to: L. Krieg­baum, Nürn­berg
Neu­es Fo­to & Bild­be­ar­bei­tung: Ro­bert Söll­ner (Wahr­Schein­Licht)

Ins­ge­samt 41 (Ten­denz stei­gend) die­ser »Schie­be­rei­en« auf der Ba­sis al­ter Fo­tos mit Für­ther Mo­ti­ven fin­den sich auf der brand­neu­en Mi­ni-Web­site »Zeit­ver­schie­bun­gen«.

Im Stadt­le­xi­kon Für­thWi­ki gibt es vie­le wei­te­re in­ter­ak­ti­ve Einst & Jetzt-Mo­ti­ve!

Sonntag, 5. Januar 2020

Aus­ge­klin­gelt

Typographische Reste der US-Besatzungszeit (ehem. Monteith Barracks, FÜ-Atzenhof)

Montag, 3. Juni 2019

Breit­blick (2)

Norrköping

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Sonntag, 26. Mai 2019

Schwe­di­scher Struk­tur­wan­del

Restaurierte Industriearchitektur in Norrköping / Südschweden

Samstag, 20. April 2019

Packen­des Por­to (6)

Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Matosinhos

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 

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Dienstag, 16. April 2019

Packen­des Por­to (4)

Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Ab hier ma­chen wir ei­nen Ab­ste­cher ins na­he Ma­to­s­in­hos, an den At­lan­tik...

Impressionen aus Matosinhos

 
Impressionen aus Matosinhos

 
Impressionen aus Matosinhos

 

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Sonntag, 14. April 2019

Packen­des Por­to (3)

Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 
Impressionen aus Porto

 

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Sonntag, 30. Dezember 2018

Som­mer in Sie­ben­bür­gen (4)

Am En­de der vor­he­ri­gen Fol­ge ver­stieg sich der zone­batt­ler in Schwur­be­lei­en be­züg­lich der von ihm po­stu­lier­ten, tos­ka­ni­schen An­mu­tung der zen­tral­ru­mä­nisch-sie­ben­bür­gi­schen Land­schaft. Nun mag da jede(r) ei­ge­ne As­so­zia­tio­nen ha­ben und die­sen Ver­gleich mehr oder we­ni­ger weit her­ge­holt fin­den, al­lein des Be­richt­erstat­ters Ge­müt sah sich tat­säch­lich von ita­lie­ni­scher Leich­tig­keit er­füllt, als er auf dem rum­peln­den Bret­ter­wa­gen wie­der zu­rück in Rich­tung Ri­chiș (Rei­ches­dorf) kut­schiert wur­de:

Italienisch anmutende Landschaft in Rumänien

Viel­leicht war es auch nur ein all­ge­mei­nes (Hoch-)Gefühl von Frei­heit und Aben­teu­er, be­gün­stigt durch das tem­po­rä­re Aus­klin­ken aus al­len da­heim zu­rück­ge­las­se­nen Ver­ant­wort­lich­kei­ten so­wie dem un­ver­stell­ten Blick in die Na­tur und die Wei­te des Ho­ri­zonts, ei­ne Ele­men­tar­er­fah­rung, die ei­nem als Stadt­be­woh­ner im nor­ma­len All­tag ge­mein­hin nicht so oft ver­gönnt ist.

Aber wenn man schon mal Schö­nes um sich hat und auch ent­spre­chend Zeit, es zu ge­nie­ßen, dann soll man die Ge­le­gen­heit beim Schop­fe packen. So dach­te sich der Chro­nist, als er sich an­dern­tags schon ge­gen Mit­tag wie­der in die Ho­ri­zon­ta­le be­gab und im ehe­ma­li­gen Pfarr­gar­ten von Rei­ches­dorf al­le Vie­re be­hag­lich von sich streck­te:

Langgestreckte Entspannung im ehemaligen Pfarrgarten von Richiș (Reichesdorf)

Ja, so kann man es aus­hal­ten, ob­wohl un­ter dem üp­pig tra­gen­den Ap­fel­baum ein rea­li­sti­sches Ri­si­ko be­stand, un­ver­hofft ge­wal­tig ei­nen auf die Bir­ne zu krie­gen. Links und rechts von mir und um mich her­um wa­ren je­den­falls im Mi­nu­ten­takt Ein­schlä­ge von fri­schem Fall­obst zu hö­ren. Ver­mut­lich hat aber ei­ne hö­he­re Macht ih­re schüt­zen­de Hand über mich ge­hal­ten, ich wur­de je­den­falls im Schat­ten des ein­sti­gen Pfarr­hau­ses nicht von aus­ge­klink­ten Äp­feln at­tackiert...

Un­ser Ur­laub neig­te sich nun lang­sam sei­nem En­de ent­ge­gen. Wie so oft bei in­ten­si­ven Er­fah­run­gen jen­seits der ge­wohn­ten Um­ge­bung und ab­seits der all­täg­li­chen Ri­tua­le war un­ser Zeit­emp­fin­den gründ­lich de­ju­stiert wor­den und die Som­mer­fri­sche kam uns deut­lich län­ger vor, als sie mit noch nicht ein­mal zwei Wo­chen tat­säch­lich war. Noch ein­mal spa­zier­ten wir abends von un­se­rer im ehe­ma­li­gen Pfarr­haus lo­gie­ren­den Nach­bars­fa­mi­lie zu un­se­rer ei­ge­nen Fe­ri­en­woh­nung die Haupt­stra­ße von Ri­chiș hin­un­ter:

Hauptstraße von Richiș (Reichesdorf)

Tags dar­auf mach­ten sich die an­de­ren Für­ther – von uns ord­nungs­ge­mäß ver­ab­schie­det – auf den lan­gen Heim­weg von Ru­mä­ni­en nach Deutsch­land, quer durch Un­garn und Öster­reich. Da sie ja mit dem Fa­mi­li­en­mo­bil auf dem Land­we­ge rei­sten und schon der Kin­der und des Hun­des we­gen noch ei­ne Über­nach­tung un­ter­wegs ein­ge­plant hat­ten, fan­den sich der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te in der Si­tua­ti­on wie­der, ei­ner­seits noch ei­nen gan­zen Tag län­ger blei­ben zu kön­nen, an­de­rer­seits dank stäh­ler­ner Flü­gel spä­ter so­gar als er­ste wie­der da­heim in Fran­ken an­zu­kom­men. [1]

In­des be­deu­te­te das auch, oh­ne die stets si­tua­ti­ons­klä­ren­de, kom­mu­ni­ka­ti­ve Hil­fe un­se­rer Mut­ter­sprach­le­rin Al­mut aus­zu­kom­men, was in­so­fern zu leich­ter Un­ru­he An­laß gab, als wir ja noch in Sa­chen Trans­fer zum Flug­ha­fen von Si­biu (Her­mann­stadt) auf ein­hei­mi­scher Leu­te Hil­fe an­ge­wie­sen wa­ren. Aber nach­dem uns un­ser leid­lich eng­lisch spre­chen­der Fe­ri­en­woh­nungs-Ver­mie­ter ver­spro­chen hat­te, uns mit­samt sei­nem Bru­der höchst­selbst in die gut 70 km ent­fern­te Stadt zu kut­schie­ren, konn­ten wir den letz­ten vol­len Ur­laubs­tag noch ein­mal voll­ends aus­ko­sten und ei­ne gro­ße Wan­de­rung in die Um­ge­bung un­ter­neh­men...

Putzig, aber trutzig: kleine Bauernkate

Ty­pisch ru­mä­ni­sche Bau­ern­häu­ser wie das vor­ste­hend ge­zeig­te fal­len ein, zwei Num­mern klei­ner aus als die ein­sti­gen An­we­sen der Sie­ben­bür­ger Sach­sen, sind aber nicht min­der lie­bens­wür­dig in ih­rer be­schei­de­nen, sich in die Land­schaft ein­fü­gen­den Art. Im Ver­ein mit der un­ver­stell­ten (und nicht ein­ge­zäun­ten) Um­ge­bung er­wecken sie in des mit­tel­eu­ro­päi­schen Städ­ters nai­ver Fan­ta­sie den Ein­druck von länd­li­cher Idyl­le und »hei­ler Welt«, ei­ner frag­los bei nä­he­rer Be­trach­tung halt- und sub­stanz­lo­sen Il­lu­si­on.

Vor lau­ter Stau­nen über die von den deutsch­stäm­mi­gen Sied­lern er­rich­te­ten Kir­chen­bur­gen kam die Volks­fröm­mig­keit der ein­ge­bo­re­nen Ru­mä­nen hier bis­lang noch gar nicht recht zur Spra­che. Auch die – ver­schie­den aus­ge­präg­te, aber letz­lich ge­mein­sa­me – Re­li­gi­on ver­moch­te die bei­den gro­ßen Be­völ­ke­rungs­grup­pen auf Dau­er nicht zu ver­ei­nen: Bei­de hat­ten bzw. ha­ben ih­re ei­ge­nen Kir­chen und ih­re ei­ge­nen Fried­hö­fe. Und auch ih­re ei­ge­nen Kru­zi­fi­xe, an de­nen frei­lich der glei­che (höl­zer­ne) Hei­land hängt. Es ist schon ein Kreuz...

Kruzifix am Wegesrand

Für uns Wan­ders­leu­te ha­ben der­lei hand­greif­li­che Ma­ni­fe­sta­tio­nen des orts­üb­li­chen Glau­bens­be­kennt­nis­ses vor al­lem auch ei­ne nost­al­gisch-pit­to­res­ke Sei­te, die per­fekt zum Bild der hier noch über­wie­gend ge­ring me­cha­ni­sier­ten Land­wirt­schaft paßt. Pa­sto­ra­le Sze­nen wie die­se wir­ken da­her auf den mit­tel­eu­ro­päi­schen Me­tro­pol­re­gi­ons­be­woh­ner wie aus der Zeit ge­fal­len...

Näm­li­ches galt für die Be­geg­nung mit ei­ner Zie­gen­her­de, die wir nur we­ni­ge Ki­lo­me­ter wei­ter hat­ten: Vom wet­ter­ge­gerb­ten Schä­fer bis zur ma­le­ri­schen Land­schaft bot sich dem Blick das per­fek­te Ar­ran­ge­ment ei­ner bäu­er­li­chen Gen­re­sze­ne nach Art der al­ten Mei­ster. Ein­zig das wirk­lich furcht­ein­flö­ßen­de Ge­bell und Ge­ha­be ei­nes hal­ben Dut­zend zäh­ne­flet­schen­der Hir­ten­hun­de (aus mut­maß­lich we­nig lie­be­vol­ler Hal­tung) in­ji­zier­te ei­nen Schuß Ad­re­na­lin in den an­son­sten vor­herr­schen­den Glücks­hor­mon-Cock­tail...

Von scharfen Hunden bewachte Ziegenherde

Was macht man in sol­chen Fäl­len? Ge­nau, den Weg un­ver­züg­lich frei, um den ag­gres­si­ven Kläf­fern zu si­gna­li­sie­ren, daß man ih­re gei­fernd vor­ge­tra­ge­nen Ar­gu­men­te durch­aus ver­stan­den hat und zu wür­di­gen weiß. Es hier auf ei­ne Kraft­pro­be an­kom­men zu las­sen, wür­de no­mi­nell in­tel­li­gen­te­re Zwei­bei­ner letzt­lich doch sehr schnell als die Düm­me­ren da­ste­hen (wenn nicht gar lie­gen) las­sen.

Kaum al­so ward die Brücke frei­ge­ge­ben, da flu­te­te auch schon die Her­de her­an und hin­über, be­glei­tet vom fröh­li­chem Ge­mecker der Zie­gen und dem nur­mehr der Form ge­nü­gen­den Knur­ren ih­rer Be­gleit­hun­de. Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten hat­te der tau­send­fü­ßi­ge Tross end­lich die an­ge­peil­te Wie­se er­reicht und wir konn­ten die Brücke un­be­hel­ligt in Ge­gen­rich­tung pas­sie­ren...

Semi-italienisches Hirten-Idyll

Auf ei­ner asphal­tier­ten Stra­ße ging es dann zü­gig wei­ter bis nach Nemsa (Nie­mesch), ei­nem letzt­lich so un­be­deu­ten­den Kaff, daß es zwar (Über­ra­schung!) über ei­ne klei­ne Kir­chen­burg ver­fügt, gleich­wohl aber über kei­nen ei­ge­nen Wi­ki­pe­dia-Ein­trag, auf den ich hier ver­lin­ken könn­te. Mir selbst ist ein rüh­rend zu nen­nen­der, win­zig klei­ner Dorf­la­den in Er­in­ne­rung ge­blie­ben, in dem es im­mer­hin ein er­fri­schen­des Eis am Stiel zu kau­fen gab.

An­son­sten bot sich dem Be­su­cher dort das glei­che Bild wie in den an­de­ren säch­si­schen Sied­lun­gen auch: Die ty­pi­sche An­ein­an­der­rei­hung von Haus und Hof mit al­ler­lei die Schön­heit ver­schan­deln­den Ac­ces­soires wie Sa­tel­li­ten-Schüs­seln und Strom­ma­sten mit lust­los dran­ge­häng­tem Strip­pen­sa­lat. Sehr ver­traut war uns in­zwi­schen zu­dem der An­blick von Pfer­de­wa­gen samt son­nen­ge­bräun­ter, bäu­er­li­cher Be­sat­zung:

Alltagsszene in Nemsa (Nimesch)

Raus aus dem Ort, rein in die Wie­sen und Au­en: Über al­ler­lei Feld- und Wirt­schafts­we­ge wan­der­ten wir wei­ter durch die Na­tur, in der wir dann lang­sam auf­grund zahl­rei­cher We­ges­win­dun­gen und man­gels auf­fäl­li­ger Land­mar­ken die Ori­en­tie­rung ver­lo­ren. Dank Son­nen­stand und Smart­phone mit GPS-Or­tung konn­ten wir aber un­se­re ge­ne­rel­le Marsch­rich­tung bei­be­hal­ten, bis wir auf brei­te­re We­ge und be­kann­te Stra­ßen ka­men...

Die wir dann aber doch bald wie­der ver­lie­ßen, um ab­seits der nicht ganz un­ge­fähr­li­chen Au­to-Pi­sten wie­der zu un­se­rem Aus­gangs­punkt zu­rück­zu­mar­schie­ren. Kurz vor Rei­ches­dorf nahm ich dann noch­mal ei­nen ehe­ma­li­gen Wein­berg ins Vi­sier, in des­sen abend­li­cher Lieb­lich­keit der Weh­mut mit­schwingt über den ein­sti­gen Reich­tum [2] des Lan­des:

Ehemaliger Weinberg bei Richiș (Reichesdorf)

Was nun noch folg­te (Kof­fer­packen, letz­te Nacht in frem­den Bet­ten, lan­ge Fahrt zum Flug­ha­fen usw.) ist im De­tail nicht be­rich­tens­wert. In­ter­es­san­ter ist die Fra­ge nach der zu­künf­ti­gen Ent­wick­lung der Re­gi­on: Die Sie­ben­bür­ger Sach­sen, die bis heu­te hier ge­blie­ben sind, wer­den in we­ni­gen Jah­ren aus­ge­stor­ben sein. Ih­re Nach­kom­men, die jetzt in Deutsch­land, Öster­reich oder an­ders­wo an­säs­sig sind, wer­den nicht zu­rück­kom­men. War­um auch? Die ein­sti­gen »Nach­bar­schaf­ten«, die wech­sel­sei­ti­ge Hil­fe­stel­lung in al­len Le­bens­la­gen bo­ten [3], gibt es nicht mehr, wer hier neu an­fan­gen woll­te, müß­te das fak­tisch fast bei Null tun. In ei­nem Land, das ent­wick­lungs­mä­ßig im­mer noch hier und da hin­ter­her­hinkt und in dem Recht ha­ben und Recht krie­gen ver­mut­lich im­mer noch wei­ter aus­ein­an­der­lie­gen als in den mit­tel­eu­ro­päi­schen De­mo­kra­tien. So fo­kus­siert sich die Hoff­nung auf ei­ne jun­ge Ge­ne­ra­ti­on öko­lo­gisch den­ken­der Ru­mä­nen, die hof­fent­lich nicht al­le ihr Heil und ih­re Zu­kunft in den Städ­ten (oder gar im Aus­land) su­chen, son­dern die im ei­ge­nen Land Auf­bau­ar­beit lei­sten und Sie­ben­bür­gen lang­fri­stig aufs Neue er­blü­hen las­sen.

Der Ver­fas­ser hofft, mit sei­nen Zei­len In­ter­es­se an ei­nem Land­strich ge­weckt zu ha­ben, den ver­mut­lich vie­le (wie er selbst ja vor­her auch) bis­lang gar nicht als mög­li­che Rei­se-De­sti­na­ti­on auf dem Schirm ge­habt hat­ten. Wer sich in­des für Ge­schich­te er­wär­men kann und ein Fai­ble für Ar­chi­tek­tur hat, neh­me sich die Li­ste von Or­ten in Sie­ben­bür­gen mit Kir­chen­burg oder Wehr­kir­che vor: Bis man die ca. 150 Or­te an­ge­fah­ren oder an­ge­lau­fen und be­sich­tigt hat, wird man ein paar Ur­lau­be brau­chen!

 
[1] Der ge­staf­fel­te Auf­bruch war in er­ster Li­nie dem Um­stand ge­schul­det, daß die Re­la­ti­on Nürn­berg – Si­biu und zu­rück nicht täg­lich be­flo­gen wird. Aber auch sonst hät­ten wir den Weg zum Flug­ha­fen nicht ge­mein­sam mit un­se­ren heim­rei­sen­den Nach­barn an­tre­ten kön­nen, weil ihr Wa­gen ja schon mit den ei­ge­nen Fa­mi­li­en­mit­glie­dern samt de­ren Ge­päck und Pro­vi­ant bis in die letz­ten Lücken aus­ge­füllt war.

[2] Sie­he da­zu den Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel »Wein­bau in Ru­mä­ni­en«.

[3] Zum Preis von so­zia­ler Kon­trol­le und gei­sti­ger En­ge, wie zu ver­mu­ten steht. Das ei­ne ist ja oh­ne das an­de­re meist nicht zu ha­ben...

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Sonntag, 11. November 2018

Som­mer in Sie­ben­bür­gen (2)

Man soll­te ja mei­nen, daß ei­nem wäh­rend ei­nes na­tur­nah ver­brach­ten Ur­laubs auf dem Lan­de pri­mär quer­for­ma­ti­ge Mo­ti­ve vor die Lin­se kom­men. Tat­säch­lich muß der zone­batt­ler aber ver­blüfft kon­sta­tie­ren, daß er sel­ten so vie­le Hoch­for­mat-Auf­nah­men mit nach Hau­se ge­bracht hat wie aus der Som­mer­fri­sche in Ru­mä­ni­en! Das liegt na­tür­lich zu­för­derst an den mehr­fach er­wähn­ten, je­doch bis da­to in die­ser Rei­se-Re­pri­se nicht ge­zeig­ten Kir­chen­bur­gen und son­sti­gen Hoch­bau­ten der fo­to­ge­nen Sor­te. Ein weit­hin be­rühm­tes Mo­tiv ist der Stund­turm von Sig­hișo­ara ali­as Schäß­burg, und der schaut nun wirk­lich so aus, wie sich der ge­mei­ne Vam­pir-Fan die per­fek­te Ku­lis­se für nächt­lich-gru­se­li­ges Trei­ben vor­stellt:

Stundturm mit vorgelagerter Torburg in Sighișoara (Schäßburg)

Sig­hișo­ara ist ein mar­kan­tes Bei­spiel für ei­nen an sich sehr schö­nen Ort (das hi­sto­ri­sche Zen­trum ge­hört seit 1999 zum UNESCO-Welt­kul­tur­er­be), wel­cher je­doch durch tou­ri­sti­sche Heim­su­chung – an­geb­lich bis mög­li­cher­wei­se wur­de Vlad Țe­peș (Vlad III. Dră­cu­lea, der Pfäh­ler) hier vor rund 600 Jah­ren ge­bo­ren – ei­ni­ges von sei­nem na­tür­li­chen Charme ein­ge­büßt hat. Die hei­mi­sche Wirt­schaft und auch Tei­le der Ga­stro­no­mie ma­chen sich den Dra­cu­la-Ho­kus­po­kus zu­nut­ze, um mit mil­dem Gru­sel Pu­bli­kum und Gä­ste an­zu­locken. Wirk­lich gru­se­lig sind in­des die al­ler­or­ten feil­ge­bo­te­nen Sou­ve­nirs aus fern­öst­li­cher Pro­duk­ti­on: Bei de­ren An­blick wür­de sich der ori­gi­na­le Graf Dra­cu­la (so es ihn denn gä­be) wohl selbst schau­dernd ab­wen­den...

Wir wen­den uns nicht ab, son­dern wei­ter­hin zu, und zwar wei­ter­hin den auf­rech­ten Zeu­gen der lan­des­spe­zi­fi­schen Ar­chi­tek­tur! Hier se­hen wir die mu­ster­gül­tig in­stand­ge­hal­te­ne, evan­ge­li­sche Kir­che zu Mălân­crav (Malm­krog):

Evangelische romanische Kirche von Mălâncrav (Malmkrog)

Wir wa­ren dort zwecks Be­suchs ei­nes klei­nen trans­sil­va­ni­schen Klas­sik-Mu­sik­fe­sti­vals, des­sen Aus­füh­ren­de samt Troß zur Zeit un­se­rer Vi­si­te in der Ge­gend un­se­res Wei­lens her­um­tin­gel­ten. Gleich ne­ben der ro­ma­ni­schen Kir­che gibt es in Mălân­crav ein un­ga­ri­sches Adels­schloß, in wel­chem die jun­gen Mu­si­ker ihr Kön­nen de­mon­strier­ten. Da­von gibt es hier lei­der kei­ne Bil­der zu se­hen, aus Dis­kre­ti­ons­grün­den eben­so wie aus mei­ner al­ters­be­dingt zu­neh­men­den Nei­gung, kul­tu­rel­le Hö­he­punk­te im Mo­ment ih­res Ent­ste­hens sinn­lich zu ge­nie­ßen statt sie mit letzt­lich un­taug­li­chen Mit­teln ir­gend­wie kon­ser­vie­ren zu wol­len. Ei­ne Kir­che läuft ei­nem nicht weg (al­len­falls tut es mit­tel­fri­stig das pas­sen­de Licht), da­her konn­te der ein­drucks­vol­le Sa­kral­bau dann stell­ver­tre­tend für das Ge­samt­erleb­nis sei­nen Weg durch das Ob­jek­tiv und letzt­lich hier hin­ein in des Be­richt­erstat­ters Blog fin­den...

Ein klei­ner Sprung durch Zeit und Raum bringt uns nach Copșa Ma­re oder auch Groß-Ko­pisch, ei­nem recht idyl­li­schen Ort öst­lich von Bier­tan (Birt­hälm), den wir von dort aus er­wan­dert ha­ben. Vor­bei an Brun­nen, klei­nen Ka­ten, ki­chern­den Kin­dern und kläf­fen­den Kö­tern über­wan­den wir zu siebt (vier Er­wach­se­ne, zwei Kin­der, ein bra­ver Hund) ei­nen Hö­hen­zug, um schließ­lich nach dem Kon­sum von Eis und kal­ten Ge­trän­ken aus dem win­zi­gen Dorf­la­den vor dem na­tür­lich auch hier vor­han­de­nen Turm ei­ner Kir­chen­burg zu ste­hen:

Turm der Pfeilerbasilika in Copșa Mare (Groß-Kopisch)

Der ru­mä­ni­sche Burg­wäch­ter (des­sen Frau wohl mit der Ein­sam­keit und der zäh da­hin­flie­ßen­den Zeit in der sie­ben­bür­gi­schen Pro­vinz we­ni­ger zu­frie­den war als der ihr recht­mä­ßig zu­ge­mu­te­te Schlüs­sel­be­wah­rer) hat­te uns die Kir­che auf­ge­sperrt und sie uns dann zur ei­ge­nen Er­for­schung über­las­sen (viel zu er­klä­ren hät­te er wohl oh­ne­hin nicht ver­mocht, die Ge­schich­te der Sie­ben­bür­ger Sach­sen ist ja nicht die sei­ne). Al­so er­klom­men wir (ab­ge­se­hen von Frie­da, der läs­si­gen La­bra­do­rin) den Turm der Kir­che. Über höl­zer­ne »Hüh­ner­lei­tern« hin­auf und über hau­fen­wei­se Tau­ben­kot hin­weg bis zu den gro­ßen Glocken. Al­les völ­lig un­be­auf­sich­tigt und un­ter Be­gleit­um­stän­den, die es da­heim in Deutsch­land de­fi­ni­tiv so nir­gends mehr gibt. Da wä­re so ein Turm we­gen Bau­fäl­lig­keit ver­ram­melt und ver­rie­gelt. [1] [2]

Mit­ten in frem­den Lan­den Glocken mit deut­scher In­schrift zu se­hen fühlt sich an­fangs schon ein we­nig merk­wür­dig an, zu­mal auch die an­de­ren Be­schrif­tun­gen in der Kir­che, ver­staub­te Ge­sang­bü­cher und son­sti­gen ge­druck­ten Hin­ter­las­sen­schaf­ten sämt­lich auf Deutsch ver­faßt sind. Schnell wer­den da As­so­zia­tio­nen an apo­ka­lyp­ti­sche End­zeit-Ge­schich­ten ge­weckt, mit­un­ter kommt man sich in den ent­le­ge­ne­ren Kir­chen tat­säch­lich wie der letz­te Mensch auf Er­den vor. Man ge­wöhnt sich na­tür­lich dar­an, aber es ist schon ei­gen­ar­tig, sich das jahr­hun­der­te­lan­ge Ne­ben­ein­an­der von Ru­mä­nen, Sie­ben­bür­ger Sach­sen und an­de­ren Volks­grup­pen vor­zu­stel­len, die al­le ziem­lich kon­se­quent un­ter Ih­res­glei­chen blie­ben, statt sich lang­fri­stig zu ei­nem Volk zu ver­men­gen...

Die Kirchenburg von Copșa Mare aus der Distanz

Der Blick zu­rück auf Copșa Ma­re und sei­ne Kir­chen­burg zeigt ei­ne ver­meint­li­che Idyl­le, die ty­pisch ist für Sie­ben­bür­gen, je­nem Land­strich in der Mit­te Ru­mä­ni­ens, in der die Ver­gan­gen­heit noch über­all of­fen zu Ta­ge liegt. Die­se zu Fuß zu er­wan­dern und zu er­kun­den ist un­gleich be­frie­di­gen­der als das Hin­ge­fah­ren­wer­den im Rei­se­bus mit je­weils 20 Mi­nu­ten Knips- und Pin­kel­pau­se vor der Wei­ter­fahrt zur näch­sten Se­hens­wür­dig­keit! Der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te wa­ren sich je­den­falls ei­nig: Lie­ber ei­ne Hand­voll in­ten­siv in­spi­zier­ter Kir­chen­bur­gen in der Er­in­ne­rung be­hal­ten als zwei Dut­zend nur en pas­sant fo­to­gra­fier­te hin­ter­her kaum noch zu­ord­nen zu kön­nen.

Wenn wir nach un­se­ren täg­li­chen Ex­kur­sio­nen wie­der »da­heim« in Ri­chiș an­ge­kom­men wa­ren, ga­ben wir uns fast je­den Abend der Sü­ße des Mü­ßig­gan­ges hin, mach­ten erst ein klei­nes Nicker­chen, nick­ten an­schlie­ßend den im­mer­glei­chen Sta­ti­sten vor der Dorf­bar zu und lie­ßen uns über­ra­schen von dem, was uns so vor die Au­gen kam. Ei­ne er­staun­li­che Ent­deckung wa­ren akri­bisch ge­führ­te, prä-ex­ce­li­ti­sche Ta­bel­len aus den 1920er Jah­ren, in de­nen in schön­ster Hand­schrift fest­ge­hal­ten war, wer in wel­chem Haus des Dor­fes wohn­te und wie­viel Stück Vieh und »Zün­der« be­saß:

Historische Dokumente, von Unwissender zum Verkauf feilgeboten

Der amt­li­che Cha­rak­ter der Do­ku­men­te war of­fen­kun­dig, der aus ih­nen wa­bern­de Geist des deut­schen Be­rufs­be­am­ten­tums eben­so. In­des war die ehe­dem ger­ma­ni­sche Grund­ord­nung der Ero­si­on preis­ge­ge­ben: Ei­ne im ehe­ma­li­gen Pfarr­haus ein­ge­mie­te­te Zi­geu­ne­rin [2] hat­te die Ar­chi­va­li­en am Dach­bo­den ge­fun­den und kur­zer­hand zu le­gi­ti­mer Mar­ke­ten­der­wa­re er­klärt in der Hoff­nung, die ih­rem Ver­ständ­nis ver­schlos­sen blei­ben­den Schrift­stücke an Tou­ri­sten wie uns ver­hö­kern zu kön­nen. Der Ge­winn liegt be­kannt­lich im Ein­kauf, und bei weg­ge­fun­de­nen An­ti­qui­tä­ten mit Ein­stands­preis Null wä­re auch der be­schei­den­ste Er­lös als Ge­winn zu ver­bu­chen. Daß da­mit hi­sto­ri­sche Er­kennt­nis­se und Kon­tex­te un­wie­der­bring­lich da­hin sind, hat schon alt­ägyp­ti­sche Grab­räu­ber nicht ge­stört, was woll­te man da von ei­ner sim­pel ge­strick­ten und mut­maß­lich kaum bis we­nig ge­bil­de­ten Land­frau er­war­ten? Wir ha­ben je­den­falls nichts ge­kauft von ih­rer pa­pie­re­nen Beu­te, um der­lei Tun nicht auch noch zu er­mu­ti­gen...

Ein neu­er Tag, ein neu­es Aben­teu­er: Statt die gut vier Stra­ßen­ki­lo­me­ter nach Bier­tan mit der Nach­barn Fahr­rä­der zu er­stram­peln, zo­gen wir zu Fuß los, um nach Über­que­rung des näch­sten grö­ße­ren Ge­län­de­buckels in ei­nem par­al­lel ver­lau­fen­den Tal zum Nach­bar­ort zu mar­schie­ren. Auf stark aus­ge­spül­ten Wirt­schafts­we­gen ging es zu­nächst forsch berg­an, und im­mer wie­der gab es ei­nen Grund an­zu­hal­ten, um sich Fau­na und Flo­ra nä­her zu be­se­hen. Mei­ne Gü­te, dach­te sich der schwit­zen­de Chro­nist bei ei­ner die­ser Ge­le­gen­hei­ten, wie lan­ge hast Du schon kei­nen Schwal­ben­schwanz mehr ge­se­hen? Und die­ser präch­ti­ge Flat­ter­mann hier po­siert ge­ra­de­zu keck vor Dei­ner Ka­me­ra und will par­tout im Bil­de fest­ge­hal­ten wer­den! Na gut, man ist ja be­tö­ren­den Schön­hei­ten je­der­zeit ger­ne und eil­fer­tig zu Dien­sten:

Sich sonnender Schwalbenschwanz

Auch we­ni­ger au­gen­fäl­lig her­aus­ge­putz­te Sechs­bei­ner ha­ben wir in gro­ßer Zahl und Viel­falt an­ge­trof­fen. Tat­säch­lich wird ei­nem durch das all­ge­gen­wär­ti­ge Ge­wim­mel und Ge­sum­me in Sie­ben­bür­gens Wald und Flur erst so recht vor Au­gen und Oh­ren ge­führt, daß das viel­zi­tier­te In­sek­ten­ster­ben in Deutsch­land und Zen­tral­eu­ro­pa kei­ne hoh­le Pa­nik­ma­che, son­dern längst be­droh­li­che Rea­li­tät ist. Da kann man nur hof­fen, daß Mo­no­kul­tu­ren und Che­mie­kon­zer­ne nicht auch noch Ost­eu­ro­pas Öko­sy­ste­me auf Dau­er ver­ar­men las­sen...

Im drü­bi­gen Tal be­gann dann er­staun­li­cher­wei­se ei­ne wun­der­bar aus­ge­bau­te und prä­zi­se asphal­tier­te Stra­ße im fak­ti­schen Nichts: Kein Ort, kein Haus, kein son­sti­ger er­sicht­li­cher Grund, war­um ei­ne Stra­ße die­ser Gü­te just hier be­gin­nen oder en­den soll­te! Es ging ein­fach los und aus dem stau­big-san­di­gen Wirt­schafts­weg in the midd­le of nowhe­re wur­de von ei­nem Schritt zum näch­sten ei­ne per­fekt mar­kier­te Fahr­bahn:

Mit EU-Mitteln erbaute Asphaltstraße im Nirgendwo

Ki­lo­me­ter­lang ging es so vor­an, selbst­re­dend mit glän­zen­den neu­en Stopp­schil­dern an al­len ein­mün­den­den We­gen, de­nen man ge­trost ei­ne durch­schnitt­li­che Ver­kehrs­dich­te von 1,5 Fuhrwerken/Woche un­ter­stel­len darf. Als er­fah­re­ne In­sel­rei­sen­de ahn­ten wir die Hin­ter­grün­de na­tür­lich schon lan­ge, be­vor wir am Orts­ein­gang von Bier­tan un­ser Wäh­nen auf ei­ner gro­ßen In­for­ma­ti­ons­ta­fel be­stä­tigt sa­hen: Im Rah­men ei­nes vom Land mit 0 EUR, aber von der Eu­ro­päi­schen Uni­on mit knapp 1.000.000 EUR ge­för­der­ten In­fra­struk­tur­pro­jekts wur­de hier ein Stück Fort­schritts auf (nicht et­wa in) den Sand ge­setzt, auf den die Be­tei­lig­ten mäch­tig stolz sind. Man mag sich fra­gen, ob man mit dem Geld nicht bes­ser die im­mer noch un­be­fe­stig­ten Staub­stra­ßen in­ner­halb des nicht ganz un­be­deu­ten­den Städt­chens Bier­tan hät­te asphal­tie­ren kön­nen. Man mag sich fer­ner dar­über echauf­fie­ren, daß der eu­ro­pä­isch-fö­de­ra­le Geld­re­gen im­mer nur Neu­es kurz­fri­stig er­blü­hen läßt, zu des­sen lau­fen­der Un­ter­hal­tung da­nach aber kei­ne Mit­tel mehr da sind, wes­halb die Na­tur sich un­ver­züg­lich an­schickt, sich al­les wie­der lang­sam zu­rück­zu­er­obern. Hilft aber al­les nix: Wenn die ei­nen schlau ge­nug sind, form­ge­rech­te För­der­an­trä­ge zu stel­len, und die an­de­ren sich nicht mit dem Pa­pier­krieg be­fas­sen wol­len, dann fließt das Geld halt zu den Ge­wief­te­ren, auch ganz oh­ne Kor­rup­ti­on. Die es dem Ver­neh­men nach in Ru­mä­ni­en aber auch noch in rei­cher Aus­wahl ge­ben soll...

Kurz vor Bier­tan und in Sicht­wei­te be­sag­ter In­fo­ta­fel geht der Asphalt wie­der in Sand und Staub über, was für ein orts­üb­li­ches Ve­hi­kel mit zwei PS ja auch den al­le­mal stim­mi­ge­ren Un­ter- und Hin­ter­grund ab­gibt:

Pferdefuhrwerk am Ortsrand von Biertan (Bierthälm)

Die To­po­gra­phie der von uns be­rei­sten und in­spi­zier­ten Dör­fer folgt meist dem glei­chen Sche­ma: In­nen die so­li­den Hö­fe und Häu­ser der Sie­ben­bür­ger Sach­sen, drum­her­um die ein­fa­che­ren und klei­ne­ren Häus­chen der Ru­mä­nen, drau­ßen an der Pe­ri­phe­rie die schä­bi­gen Hüt­ten bis un­wür­di­gen Ver­schlä­ge der Ro­ma und an­de­rer un­ter­pri­vi­le­gier­ter Volks­grup­pen. Mit dem Ex­odus der deutsch­stäm­mi­gen Be­völ­ke­rung, al­so nach der Aus­wan­de­rung der mei­sten Sie­ben­bür­ger Sach­sen, hat sich das »Va­ku­um« bald durch Nach­zug von au­ßen ge­füllt. Dar­über gä­be es vie­les zu le­sen und auch zu schrei­ben, hier sei nur fest­ge­hal­ten, daß na­tür­lich auch heu­te noch (oder wie­der) die bes­ser Ge­stell­ten die ge­die­ge­ne­ren Häu­ser im Orts­kern be­woh­nen und die Ar­men drau­ßen in den Bei­na­he-Slums hau­sen...

So, dann wol­len wir mal nach die­sen Be­trach­tun­gen mit we­ni­gen wei­te­ren Schrit­ten end­lich das Ziel un­se­rer Wan­de­rung er­rei­chen und so­zu­sa­gen »von hin­ten rein­kom­mend« die gran­dio­se Kir­chen­burg von Birt­hälm er­spä­hen:

Die Kirchenburg von Biertan (Birthälm)

Im 16. Jahr­hun­dert er­baut und von ei­ner drei­fa­chen Ring­mau­er um­ge­ben, ist die­ser trut­zi­ge Got­tes­haus­kom­plex ge­ra­de­zu der In­be­griff ei­ner Sie­ben­bür­gi­schen Kir­chen­burg und hät­te be­ste Aus­sich­ten auf ei­nen der vor­der­sten Plät­ze in ei­nem hier­mit ima­gi­nier­ten Ran­king der Präch­tig­sten ih­rer Art! Über die Bau­ge­schich­te und die rei­che In­nen­aus­stat­tung mö­ge sich die in­ter­es­sier­te Le­ser­schaft im oben ver­link­ten Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel in­for­mie­ren. Der En­des­un­ter­fer­tig­te be­läßt es für heu­te beim Hin­weis auf ein wun­der­ba­res Fo­to der Kir­chen­burg zu Birt­hälm, in des­sen Hin­ter­grund et­was zu se­hen ist, was un­be­darf­te Be­ob­ach­ter viel­leicht gar nicht auf An­hieb er­ken­nen und rich­tig ein­ord­nen kön­nen: Die Re­de ist von den Ter­ras­sie­run­gen, die heu­te sinn­los er­schei­nen mö­gen, aber auf die frü­he­re Nut­zung des Han­ges als Wein­berg hin­wei­sen. Da­von wird in den näch­sten Fol­gen die­ses Rei­se-Rap­ports noch die Re­de sein, für heu­te sei es nun­mehr ge­nug. Fort­set­zung folgt!

 
[1] Wo­bei sich der Be­richt­erstat­ter dun­kel dar­an er­in­nert, in Thü­rin­gen kurz nach der Wen­de im Rah­men ei­nes In­spek­ti­ons­be­su­ches auch schon mal ei­nen bau­fäl­li­gen Kirch­turm un­ter ver­gleich­bar ver­we­ge­nen Rah­men­be­din­gun­gen er­klom­men zu ha­ben. Was in der Ex-DDR mit dem Mau­er­fall zu En­de ging, ist im Ru­mä­ni­en der Jetzt­zeit hier und da noch ge­gen­wär­tig – im Gu­ten wie im Schlech­ten.

[2] Lei­der hat der lan­ge Zeit un­kon­trol­lier­te Zu­gang zu den ver­las­se­nen Kir­chen­bur­gen die­sen oft schwer zu­ge­setzt durch Plün­de­rung und Van­da­lis­mus. Die einst nicht un­be­dingt au­ßer­or­dent­lich präch­ti­ge, si­cher­lich je­doch or­dent­li­che Or­gel der Kir­che von Copșa Ma­re ist ge­gen­wär­tig in de­so­la­tem Zu­stand: Vie­le ih­rer Pfei­fen wur­den von Me­tall­die­ben grob her­aus­ge­ris­sen und ab­trans­por­tiert, wo­mit das nun nicht ein­mal mehr aus dem »letz­ten Loch« pfei­fen­de In­stru­ment jen­seits al­ler rea­li­sti­schen Hoff­nun­gen auf Re­pa­rier­bar­keit zum trau­ri­gen Sperr­müll­hau­fen de­gra­diert wor­den ist...

[3] Mit die­ser orts­üb­li­chen Ty­pi­sie­rung ist durch­aus kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung be­ab­sich­tigt, die Ro­ma in Ru­mä­ni­en be­zeich­nen sich mit­un­ter ja selbst als ți­ga­ni. Der all­zeit auf Kom­ple­xi­täts­re­duk­ti­on be­dach­te zone­batt­ler dif­fe­ren­ziert un­ge­ach­tet eth­ni­scher Her­kunft, Ge­schlecht, Haut­far­be und Na­sen­län­ge stets nur nach ihm sym­pa­thi­schen und ihm un­sym­pa­thi­schen Men­schen. Das hat sich je­der­zeit und je­den­falls be­währt und reicht zum Be­strei­ten des All­tags­le­bens auch al­le­mal aus.

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