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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Dienstag, 1. März 2011

Al­ler Welt Tand geht durch Für­ther Land (3)

Ble­cher­ne Wun­der­tü­ten des Welt­han­dels, ge­stellt in Fürth (Bay) Hbf:
 
Container der Reederei Safmarine
 
Con­tai­ner der Ree­de­rei Saf­ma­ri­ne
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Samstag, 26. Februar 2011

Aus­ge­wo­gen

Der ehe­ma­li­ge Für­ther Gü­ter­bahn­hof – na­ment­lich der öf­fent­li­che La­de­hof an der Geb­hardt­stra­ße – er­streck­te sich einst von der Ja­ko­bi­nen­stra­ße bis fast zur Stadt­gren­ze. Seit Mo­na­ten fin­den im Rah­men des S‑­Bahn-Baus auf die­sem Ge­län­de um­fang­rei­che Erd­be­we­gungs­ar­bei­ten statt: Glei­se wur­den rück­ge­baut, rie­si­ge Hal­den auf­ge­schüt­tet und wie­der ab­ge­tra­gen, mal am ei­nen En­de ge­ar­bei­tet und mal am an­de­ren, al­les ei­ner eher un­durch­sich­ti­gen Cho­reo­gra­phie fol­gend. Auf­fal­len­der- und er­staun­li­cher­wei­se blieb ein win­zi­ges Ge­bäu­de in all dem um­ge­ben­den Cha­os lan­ge Zeit trut­zig ste­hen, und als im Ju­li letz­ten Jah­res mein Fei­er­abend­zug dort un­ver­se­hens zum au­ßer­plan­mä­ßi­gen Hal­ten kam, ha­be ich das Be­dien­er­häus­chen der al­ten Gleis­waa­ge fo­to­gra­fisch fest­ge­hal­ten:

Gleiswaage mit Wägehäuschen in Fürth (Bay) Gbf

Frü­her wur­den dort frisch be­la­de­ne Gü­ter­wa­gen ge­wo­gen, um aus der Dif­fe­renz zwi­schen Ge­samt- und Leer­ge­wicht die vom Ver­sen­der zu zah­len­de Fracht be­rech­nen zu kön­nen. Mit der fak­ti­schen Ein­stel­lung des Ein­zel­wa­gen­ver­kehrs wur­de die Waa­ge ob­so­let und das im Hei­mat­stil ge­stal­te­te Häus­chen fiel dem Ver­ges­sen an­heim...

Die mas­si­gen Schot­ter­hal­den rück­ten im­mer nä­her her­an, das Häus­chen un­mit­tel­bar an de­ren Aus­läu­fern blieb in­des wei­ter­hin un­an­ge­ta­stet. In den letz­ten Wo­chen wa­ren sei­ne Spros­sen­fen­ster rund­her­um mit gro­ßen Preß­span­plat­ten ver­schlos­sen, wo­mög­lich als prä­ven­ti­ve Maß­nah­me ge­gen Van­da­lis­mus. Ir­gend­je­mand ir­gend­wo schien al­so sei­ne be­schüt­zen­de Hand über das klei­ne Re­likt aus gro­ßer Bahn­zeit zu hal­ten.

Vor­ge­stern nach­mit­tag hin­ge­gen ha­be ich heim­wärts zwar sin­nie­rend aus dem Cou­pé-Fen­ster ge­se­hen, je­doch das Häus­chen nicht be­merkt. Ko­misch, dach­te ich mir, bist Du kurz weg­ge­nickt ge­we­sen in den be­rühmt-be­rüch­tig­ten Se­kun­den­schlaf? Aber nein, als ich ge­stern be­wußt und ge­nau­er aus dem Zu­ge sah, wur­de die Ah­nung zur Ge­wiß­heit: Das Wä­ge­häus­chen ist weg, ein wei­te­res Für­ther Ku­rio­sum exi­stiert nicht mehr.

Je­den­falls nicht am al­ten Or­te: Nach­dem ein Trüm­mer­hau­fen nicht aus­zu­ma­chen war, bleibt ein win­zi­ger Fun­ken Hoff­nung, daß der so lan­ge be­wahr­te Bau viel­leicht doch nur in mu­sea­le Ob­hut trans­lo­ziert wor­den ist. Das wä­re denn ei­ne Beu­te­kunst, die ich als ein­ge­fleisch­ter Für­ther den Nürn­ber­gern ge­ne­rös gön­nen wür­de...

Dienstag, 22. Februar 2011

Al­ler Welt Tand geht durch Für­ther Land (2)

Die Glo­ba­li­sie­rung hält vor­über­ge­hend in­ne in Fürth (Bay) Hbf:
 
Container der Mærsk Line
 
Con­tai­ner der Mærsk Li­ne
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Freitag, 18. Februar 2011

Al­ler Welt Tand geht durch Für­ther Land (1)

Wir prä­sen­tie­ren bun­te Blech-Bo­xen auf der Durch­rei­se durch Fürth (Bay) Hbf:
 
Container der Mitsui O.S.K. Lines
 
Con­tai­ner der Mit­sui O.S.K. Li­nes (al­tes Lo­go)
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Freitag, 28. Januar 2011

Samm­lers Wahn

Der Welt größ­te Blech­ei­sen­bahn-Samm­lung kommt un­ter den Ham­mer, weil der Be­sit­zer al­les zu­sam­men­ge­tra­gen hat­te, was es je­mals ge­ge­ben hat. Al­le Ka­ta­lo­ge und Li­sten sind jetzt ab­ge­hakt, der Reiz des Su­chens und Ja­gens so­mit da­hin. Jetzt braucht der Mann wie­der ei­nen lee­ren Kel­ler, um ein neu­es Sam­mel-Hob­by be­gin­nen zu kön­nen. Man muß das Vi­deo ge­se­hen und den Ar­ti­kel ge­le­sen ha­ben, sonst glaubt man die Sto­ry nicht...

P.S.: Wirk­lich glück­lich scheint der Gu­te durch die (zu­ge­ge­ben ziel­stre­bi­ge) Hort­e­r­ei aber nicht ge­wor­den zu sein.

Dienstag, 11. Januar 2011

Gro­ßer Dienst­weg

 
Heu­te, 7:10 Uhr

Der zone­batt­ler springt aus der Du­sche erst in die Kla­mot­ten und dann in die Kü­che, um in Win­des­ei­le flugs das Früh­stück vor­zu­be­rei­ten und im An­schluß dar­an halb­wegs sitt­sam zu ver­til­gen, da­bei im­mer die Uhr im Blick be­hal­tend, will er doch zu­ver­läs­sig um 7:42 Uhr sei­nen Re­gio­nal­ex­press in Rich­tung Nürn­berg er­ha­schen.

 
7:33 Uhr

Der Be­richt­erstat­ter reißt die Haus­tür auf, läßt leicht er­schrocken ei­ner zeit­gleich da­vor an­ge­kom­me­nen Arzt­hel­fe­rin den Vor­tritt nach in­nen und schrei­tet dann ins Freie, hur­tig der Ka­ro­li­nen­stra­ße und so­dann dem Bahn­hof be­herzt ent­ge­gen.

 
7:40 Uhr

In der Bahn­hofs­un­ter­füh­rung leuch­tet dem zone­batt­ler ein eben­so un­über­seh­ba­rer wie aus Kun­den­sicht letzt­lich un­be­frie­di­gen­der Hin­weis ins An­ge­sicht:

auskunftsfauler Zuganzeiger in Fürth (Bay) Hbf

Glück­li­cher­wei­se juckt ihn so­was nicht wei­ter, er muß als Pro­fi-Pend­ler mit gut 30 Dienst­jah­ren auf dem Buckel nichts be­ach­ten: er weiß sei­nen täg­li­chen Ar­beit­neh­mer­zug vom Gleis 5 de­par­tie­rend.

 
7:40 Uhr

Der na­gel­neue Trieb­zug steht wie (fast) im­mer über­pünkt­lich am Gleis 5 schon be­reit, den ein­stei­gen­den Chro­ni­sten wun­dert zwar die ge­rin­ge Fahr­gast­dich­te, aber um­so mehr kann er sich selbst aus­brei­ten. Die in­ter­nen Leucht­an­zei­gen wei­sen dar­auf hin, daß sich in Fahrt­rich­tung links der Für­ther Bahn­steig be­fin­det. Schön.

 
7:41 Uhr

Lin­ker­hand auf Gleis 4 fährt er­staun­li­cher­wei­se ein wei­te­rer Trieb­zug ein, voll­be­setzt mit Pas­sa­gie­ren und aus­weis­lich sei­ner Leucht­ma­trix-An­zei­ge gleich­falls gen Nürn­berg stre­bend. Na­nu, was ist denn das für ei­ner?

 
7:42 Uhr

Das Rät­sel löst sich auf un­ver­hoff­te Art und Wei­se: Der weit­ge­hend men­schen­lee­re Zug auf Gleis 5 fährt eben­so sanft wie in die »fal­sche« Rich­tung los und be­schleu­nigt zü­gig in Rich­tung Würz­burg. Dem dar­in be­find­li­chen zone­batt­ler wird es trotz war­mer Win­ter­jacke kalt ums Herz. Am Gleis ne­ben­an star­tet in­des­sen der rich­ti­ge Zug vom »fal­schen« Gleis nach Nürn­berg.

 
7:51 Uhr

Wohl­weis­lich auf das Aus­stei­gen in der grau­en Öde Fürth-Un­ter­für­bergs und Fürth-Burg­farrn­bachs ver­zich­tend, fährt der Ge­fopp­te bis Sie­gels­dorf durch, wo auch die schnel­len RE-Zü­ge zu hal­ten pfle­gen. Er springt aus dem Zug auf den Bahn­steig 1 und spur­tet zu sei­nem al­ten Stell­werk, um den dort an­ge­brach­ten Aus­hang­fahr­plan zu stu­die­ren: Glück ge­habt, es kommt gleich ei­ne Re­gio­nal­bahn aus Rich­tung Markt Erl­bach da­her­ge­die­selt. Und da tu­tet sie auch schon! Al­so in die Un­ter­füh­rung ge­stürzt und am Gleis 4 wie­der hoch­ge­he­chelt...

 
7:59 Uhr

So eil­be­dürf­tig wä­re es frei­lich nicht ge­we­sen: Statt der ge­le­sen ge­glaub­ten Ab­fahrt in Mi­nu­te 51 geht es plan­mä­ßig näm­lich doch erst in der Mi­nu­te 59 wei­ter. Der gut be­setz­te Trieb­wa­gen blub­bert ge­müt­lich in Rich­tung Fürth, plan­mä­ßi­ge An­kunfts­zeit dort­selbst um 8:10 Uhr. Zeit ge­nug, den Zau­ber­ka­sten zu zücken und den dar­in ab­ge­spei­cher­ten Fahr­plan FÜ – N zu kon­sul­tie­ren. Zu dumm, ein Dop­pel­stock-RE aus Rich­tung Er­lan­gen geht schon um 8:08 Uhr und wird da­mit knapp ver­fehlt. Es wird dann wohl erst die S‑Bahn um 8:21 Uhr wer­den.

 
8:10 Uhr

Der Au­tor ent­springt in Fürth dem hal­ten­den Zug und wirft so­fort ei­nen Blick auf die Aus­fahr­si­gna­le in öst­li­cher Rich­tung: Ei­ne S‑Bahn in Rich­tung Nürn­berg hält so­eben an, die ist kei­nes­falls mehr zu er­wi­schen. An­son­sten Rot­licht, wo­hin das Au­ge blickt.

 
8:12 Uhr

Der zone­batt­ler zückt die Ka­me­ra und ver­sucht das oben ge­zeig­te Bild mit der blau­en An­zei­ge­ta­fel sta­tiv­los und den­noch leid­lich un­ver­wackelt ein­zu­fan­gen. Der fäl­li­ge Blog-Rap­port muß ja an­ge­mes­sen il­lu­striert wer­den. Ir­gend­wo quiet­schen Brem­sen ver­nehm­lich.

 
8:13 Uhr

Dut­zen­de von Fahr­gä­sten quel­len die Trep­pe zu den Glei­sen 2 und 3 hin­un­ter, wo kom­men die denn her? Ein Blick hin­auf schafft Klar­heit: Die kom­men aus Bam­berg, Forch­heim oder Er­lan­gen und sind so­eben aus dem ver­spä­te­ten RE nach Nürn­berg ge­stie­gen, der um 8:08 Uhr hier hät­te ab­fah­ren sol­len. Kaum ist die Chan­ce er­kannt, ist sie auch schon wie­der ver­lo­ren: Der Zug glei­tet los und wird Nürn­berg oh­ne un­ser­ei­nen er­rei­chen. Gargl.

 
8:16 Uhr

In der be­tag­ten S‑Bahn ist es kalt und zu­gig, weil de­ren Tü­ren weit of­fen ste­hen und erst kurz vor der Ab­fahrt schlie­ßen. Im­mer­hin steht ein­mal mehr ein reich­li­ches Platz­an­ge­bot zur Ver­fü­gung.

 
8:21 Uhr

Knapp 40 Mi­nu­ten nach dem er­sten Ver­such ver­läßt der zone­batt­ler den Für­ther Haupt­bahn­hof ein zwei­tes Mal, dies­mal zu sei­ner nicht ge­rin­gen Er­leich­te­rung in rich­ti­ger Rich­tung. Al­les an­de­re hät­te ihn an­ge­sichts des Prell­bocks im Rücken auch ei­ni­ger­ma­ßen ge­wun­dert.

 
8:29 Uhr

Pünkt­li­che An­kunft in der wei­land Frei­en und Reichs­stadt Nürn­berg.

 
8:33 Uhr

40 Mi­nu­ten spä­ter als ge­dacht und an­ge­strebt sprin­tet der zone­batt­ler in sein Dienst­ge­bäu­de und rennt die sechs Trep­pen in den drit­ten Stock hin­auf. Keu­chend er­reicht er sein Bü­ro. Die näch­sten sie­ben Stun­den wer­den zwei­fel­los we­ni­ger aben­teu­er­lich ver­lau­fen...

Dienstag, 7. Dezember 2010

Eis­zeit

alter MITROPA-Speisewagen in Nürnberg Hbf
Sonntag, 5. Dezember 2010

Amts­an­ma­ßung

kleiner Knabe beim unbefugten Erteilen eines Abfahrauftrages
Sonntag, 31. Oktober 2010

Rei­se ins Re­vier (4)

Am zehn­ten Ta­ge un­se­rer Ruhr­ge­biets-Vi­si­te schau­ten wir uns zu­nächst noch ein we­nig in Es­sen um, ins­be­son­de­re um­run­de­ten wir per pe­des den rie­si­gen Grug­a­park. Von au­ßen wohl­ge­merkt, denn künst­lich an­ge­leg­te Pflan­zen-Ar­ran­ge­ments ste­hen nicht wirk­lich im Fo­kus un­se­res flo­ra­len In­ter­es­ses. Üb­ri­gens wa­ren die an der Park-Pe­ri­phe­rie ent­deck­ten Ein­rich­tun­gen viel span­nen­der, die non­cha­lan­ter­wei­se in Ei­gen­in­itia­ti­ve in­spi­zier­te Fried­hofs-Lehr­gärt­ne­rei mit (mut­maß­lich) lei­chen­lo­sen Lie­ge­stät­ten bei­spiels­wei­se hat­te nicht nur mor­bi­den, son­dern auch äs­the­ti­schen Reiz...

Adieu Es­sen, hal­lo Duis­burg! Der schwer­ge­wich­ti­ge Rei­se­füh­rer leg­te uns zu­nächst den Be­such des In­nen­ha­fens na­he, wo ei­ne post­in­du­stri­el­le Misch-Nut­zung (was­ser­na­hes Woh­nen, Ga­stro­no­mie, Dienst­lei­ster, Kul­tur) ein eben­so ab­wechs­lungs­rei­ches wie at­trak­ti­ves Are­al (wieder-)belebt hat. Das dort an­säs­si­ge Mu­se­um Küp­pers­müh­le für Mo­der­ne Kunst hat­te lei­der wie je­den Mon­tag ge­schlos­sen, dem Le­go­land Dis­co­very Cent­re woll­ten wir we­der Zeit noch Geld op­fern, aber auch so ge­riet der Rund­gang zum span­nen­den Er­leb­nis-Nach­mit­tag. Wir tapp­ten tap­fer bis in die Ci­ty und re­tour und wa­ren her­nach so zu­frie­den wie die en pas­sant ge­kraul­ten Zir­kus-Esel.

Am spä­ten Nach­mit­tag er­reich­ten wir dann den fas­zi­nie­ren­den Land­schafts­park Duis­burg-Nord, den wir erst nach Ein­bruch der Dun­kel­heit wie­der ver­lie­ßen. In dem nach­ge­ra­de rie­si­gen Are­al rund um ein längst still­ge­leg­tes Hüt­ten­werk gibt es so­viel zu se­hen, daß man dar­in oh­ne wei­te­res meh­re­re Ta­ge schau­end und stau­nend zu­brin­gen könn­te...

stadtbildprägende Silhouette der alten Industrieanlage

Die Viel­falt der heu­ti­gen Nach-Nut­zun­gen der mas­si­gen An­la­gen ver­blüff­te uns im­mer wie­der. Der Deut­sche Al­pen­ver­ein un­ter­hält dort nicht nur sei­ne lan­des­weit nied­rigst­ge­le­ge­ne »Berg­hüt­te«, son­dern auch – in meh­re­ren Ab­tei­lun­gen der al­ten Erz­bun­ker­an­la­ge – ei­nen al­pi­nen Klet­ter­gar­ten mit Schwie­rig­keits­gra­den für je­den Ge­schmack:

kletternde Kinder in einem ehemaligen Erzbunker

Hö­he­punkt der Be­sich­ti­gung war ganz zwei­fel­los (und auch im wort­wört­li­chen Sin­ne) die Be­stei­gung des ehe­ma­li­gen Hoch­ofens Nr. 5, der bis an die Spit­ze be­geh­bar ge­macht wur­de. Wer die me­lan­cho­li­sche At­mo­sphä­re sol­cher al­ten In­du­strie­re­lik­te zu schät­zen weiß, kommt hier eben­so auf sei­ne Ko­sten wie der Knip­ser auf der Su­che nach un­ge­wöhn­li­chen Mo­ti­ven...

modernes Windrad inmitten alter Relikte
 
Hier wachsen wieder Bäume...
 
Ein Labyrinth aus Röhren

wir näch­tig­ten am Ran­de des weit­läu­fi­gen Parks und bra­chen an­dern­tags nach Dort­mund auf, wo der zone­batt­ler zu­nächst ei­nem sei­ner dienst­li­chen Kun­den ei­nen halb­of­fi­zi­el­len Be­such ab­stat­te­te und sich und sei­ner bes­se­ren Hälf­te das ICE-Werk zei­gen ließ: Nicht al­le Ta­ge bie­tet sich selbst un­ser­ei­nem die Ge­le­gen­heit, un­ter auf­ge­stän­der­ten Glei­sen den Bauch ei­nes ICE T zu be­trach­ten und des­sen bi­stro­tisch­gro­ße Brems­schei­ben aus der Nä­he zu be­stau­nen...

Selbst­ver­ständ­lich hielt sich un­ser­ei­ner strikt an das im Werk herr­schen­de Fo­to­gra­fier­ver­bot, und da­her kann ich die­se Epi­so­de lei­der nur mit ei­nem Schnapp­schuß il­lu­strie­ren, der auf dem kur­zen Fuß­weg zwi­schen Werk­be­reich und Park­platz ent­stand:

gut gemeinter Rat

Quer durch die Stadt ging es dann zum be­rühm­ten »Dort­mun­der U«, welch­sel­bi­ges uns al­ler­dings nur die ani­mier­te Fas­sa­de und an­son­sten die kal­te Schul­ter zeig­te: Die neue Hei­mat des frü­he­ren Mu­se­ums am Ost­wall war noch im Um­bau be­grif­fen, die Aus­stel­lung noch im Wer­den und mit­hin nicht zu se­hen. Pech ge­habt!

das Dortmunder U

Was es hin­ge­gen zu se­hen gab, war die In­nen­stadt und ih­re Fuß­gän­ger­zo­ne, na gut, sind wir halt auch da mal ge­we­sen... Ach ja: Al­le paar hun­dert Me­ter be­geg­net man in Dort­mund ei­nem mehr oder we­ni­ger auf Kunst komm raus ori­gi­nell ge­stal­te­ten Nas­horn. Wenn das der Dü­rer wüß­te!

ein wohl als Kunstwerk gedachtes Nashorn

We­sent­lich in­ter­es­san­ter ge­stal­te­te sich der abend­li­che Ab­ste­cher zur Ze­che Zol­lern: Zwar ka­men wir erst bei Kas­sen­schluß dort an, konn­ten aber zu­min­dest noch das Frei­ge­län­de er­for­schen und die ein­zig­ar­ti­gen Ju­gend­stil-In­du­strie­bau­ten be­wun­dern. Heu­te ste­hen ja Ar­beits- und Ma­te­ri­al­ko­sten in um­ge­kehr­ten Ver­hält­nis als An­no 1904, da­her wach­sen in In­du­strie­ge­bie­ten al­lent­hal­ben nur noch Be­ton­sär­ge aus der Er­de und kei­ne ar­chi­tek­to­ni­schen Mei­ster­wer­ke mehr. Schon das macht die Ze­che Zol­lern zu ei­nem ein­zig­ar­ti­gen Klein­od im gro­ßen Maß­stab! Gleich ne­ben­an auf dem Be­su­cher-Park­platz stell­ten wir her­nach un­se­re Renn­gur­ke ab und bet­te­ten uns ein letz­tes Mal im mo­bi­len Schlaf­zim­mer zur Ru­he.

Der zwölf­te und letz­te Tag un­se­rer Rei­se war an­ge­bro­chen. Als er­stes steu­er­ten wir die Ko­ke­rei Han­sa an und er­reich­ten die­se ei­ne Vier­tel­stun­de vor der re­gu­lä­ren Öff­nung. Kaum hat­ten wir die Na­se ins Ge­län­de ge­steckt, wur­den wir schon auf­ge­grif­fen, an die Uhr­zeit er­in­nert und an den of­fi­zi­el­len Be­su­cher­ein­gang ver­wie­sen. Ar­tig setz­ten wir uns dort auf die War­te­bank vor dem Kas­sen­fen­ster und wur­den von der dienst­tu­en­den Auf­sichts­per­son per Kopf­nicken be­grüßt, an­son­sten aber ge­flis­sent­lich igno­riert, auch über den Schlag der vol­len Stun­de hin­aus. Als ge­lern­ter Be­am­ter und prak­ti­zie­ren­der Dienst­lei­ster kann der zone­batt­ler die Men­ta­li­tät von vor­ge­fun­de­nen Ser­vice­per­so­na­len eben­so rasch wie zwei­fels­frei ein­schub­la­di­sie­ren, da­her er­schien es ihm rat­sam, sich hier auf kei­ne Dis­kus­sio­nen mehr ein­zu­las­sen und kur­zer­hand auf ei­ge­ne Faust das Are­al zu er­kun­den. Was sich – im Nach­hin­ein be­trach­tet – als eben­so zweck­dien­lich wie im Grun­de ent­behr­lich ent­pupp­te: Was wir dort zu se­hen be­ka­men, hat­ten wir an­dern­orts schon längst er­forscht.

Wir fuh­ren wei­ter in Rich­tung Soest, um den zum Ur­laubs­be­ginn bei den dort hau­sen­den Freun­den ent­lie­he­nen Re­gio­nal-At­las wie­der ab­zu­ge­ben. Un­ter­wegs be­such­ten wir noch in (auf?) Schloß Cap­pen­berg ei­ne Kunst­aus­stel­lung mit Wer­ken von Gün­ter Hae­se, ei­nem Prot­ago­ni­sten der Ki­ne­ti­schen Kunst.

Blick von Schloß Cappenberg ins Umland

Die­se Aus­stel­lung er­wies sich als über­aus in­spi­rie­rend und her­vor­ra­gend ge­stal­tet, wahr­lich ein un­ver­hoff­tes High­light am En­de un­se­rer Rei­se. Um­ge­kehrt ver­hielt es sich lei­der mit dem Zen­trum für In­ter­na­tio­na­le Licht­kunst in Un­na, wel­ches wir mit gro­ßen Er­war­tun­gen be­tra­ten, je­doch ei­ni­ger­ma­ßen ent­täuscht wie­der ver­lie­ßen. Im­mer­hin: die be­geh­ba­re Ca­me­ra Ob­scu­ra von Ja­mes Tur­rell [1] mit der Pro­jek­ti­on ei­nes kreis­run­den Him­melsauschnit­tes bleibt als gran­dio­ses Werk in Er­in­ne­rung.

Der Rest ist schnell er­zählt: Von Un­na nach Soest, von Soest auf die Au­to­bahn und auf den 400 km bis Fürth al­le 100 km ei­ne klei­ne Pau­se ge­macht. Ge­gen 22 Uhr tra­fen wir dann wohl­be­hal­ten da­heim ein, wuch­te­ten zu­nächst den mit­ge­führ­ten Haus­rat ins Trep­pen­haus und wun­der­ten uns wie stets nach der Rück­kehr von ei­ner Cam­ping­rei­se über des­sen schein­ba­re Vo­lu­men­zu­nah­me: Sechs oder sie­ben Mal ächz­te der zone­batt­ler die 66 Stu­fen hoch zu sei­ner ho­me­zo­ne, je­des Mal be­packt wie ein Last­esel und mit­un­ter auch schnau­bend wie ein sol­cher. Am En­de stand die Er­lö­sung in Form ei­nes war­men Dusch­ba­des...

Zu En­de ist nun­mehr auch die­se Rei­se-Re­por­ta­ge, zu de­ren ord­nungs­ge­mä­ßen Nie­der­schrift sich der Ver­fas­ser dies­mal mehr als sonst über­win­den muß­te. Er bit­tet die ge­dul­di­ge Le­ser­schaft sub­mis­sest um Ver­zei­hung für die lan­gen Pau­sen zwi­schen den Tei­len und ver­spricht für die Zu­kunft – erst­mal nix.

 
[1] des­sen Ge­nia­li­tät wir be­reits in Wolfs­burg be­staunt hat­ten.

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Donnerstag, 7. Oktober 2010

Tem­pel­bau in Go­sten­hof?

In Win­des­ei­le wird auf dem Ge­län­de des frü­he­ren Nürn­ber­ger Con­tai­ner­bahn­ho­fes der­zeit ein ko­los­sa­les Hal­len-Kon­glo­me­rat hoch­ge­zo­gen, wel­ches ganz un­will­kür­lich As­so­zia­tio­nen an die Athe­ner Akro­po­lis her­vor­ruft:

Stahlbetonskelette der neuen Werkhallen von DB Regio

Frei­lich soll hier spä­ter al­len­falls dem Gott des Fort­schritts ge­hul­digt wer­den: Was hier ent­steht, sind kei­ne heh­ren Hal­len zum Ruh­me hö­he­rer We­sen, son­dern schlicht die Trieb­zughal­len des neu­en Wer­kes von DB Re­gio. Er­staun­lich frei­lich, wie schnell so­was heut­zu­ta­ge geht dank mo­du­la­rer Fer­tig­bau­wei­se...

Montag, 23. August 2010

Tee-Stun­de

TEE-Triebkopf der Baureihe 602 im DB Museum Nürnberg
Sonntag, 22. August 2010

Roll­kom­man­do

Den heu­ti­gen Sonn­tag konn­te ich in vol­len Zü­gen ge­nie­ßen, und das im durch­aus wört­li­chen Sin­ne: In Er­brin­gung ei­nes vor Wo­chen spon­tan an­ge­bo­te­nen Freund­schafts­dien­stes ha­be ich zu mor­gend­li­cher Stun­de am Nürn­ber­ger Haupt­bahn­hof zwei wun­der­ba­re Ge­mäl­de ei­nes Bam­ber­ger Künst­lers gut ver­packt aus der Ob­hut sei­ner Nürn­ber­ger Ga­le­ri­sten über­nom­men und zur Mit­tags­zeit in Bie­le­feld [1] dem glück­li­chen Käu­fer über­ge­ben. Aus­ge­rü­stet war ich mit ei­nem üp­pi­gen Lunch­pa­ket aus den Hän­den der für­sorg­li­chen Ab­sen­der [2], ei­nem 1328-sei­ti­gen Ro­man so­wie mei­nem Ta­schen­spie­ler mit­samt ei­ner äl­te­ren Ge­samt­aus­ga­be der Bruck­ner-Sym­pho­nien.

Auf der Hin­fahrt er­gab sich wi­der Er­war­ten we­nig Ge­le­gen­heit zum un­be­schwer­ten Ge­nuß von Li­te­ra­tur oder Mu­sik, denn der ICE 886 quoll zwi­schen Nürn­berg und Han­no­ver schier über vor Pas­sa­gie­ren und de­ren aus­la­den­den Ge­päck­stücken [3]. Um ei­ner­seits dem ver­in­ner­lich­ten Ser­vice­ge­dan­ken Rech­nung zu tra­gen [4] und an­de­rer­seits das manns­hoch-sper­ri­ge Pack­stück mit der wert­vol­len Fracht so­zi­al­ver­träg­lich und si­cher­heits­kon­form ver­stau­en zu kön­nen, muß­te ich mich letzt­lich im Tür­raum des vor­de­ren Wa­gens gleich hin­ter dem füh­ren­den Trieb­kopf des ICE 1 auf dem Fuß­bo­den nie­der­las­sen, die Bei­ne in die Trep­pen­mul­de der Au­ßen­tür ge­klemmt. Klingt un­be­que­mer als es ist, ich bin ja zu­dem auch da­heim ein prak­ti­zie­ren­der Bo­den­hocker! Au­ßer­dem be­kam ich so Ge­le­gen­heit, län­ge­re Zeit über Gott und die Welt (und mich zwi­schen­drin) nach­zu­den­ken...

Rück­wärts stan­den mir dann von 13:17 bis 17:46 Uhr di­ver­se kom­mo­de (ICE) bis leid­lich be­que­me (IC/RE) Sitz­plät­ze zur Ver­fü­gung, und über­dies war ich nun der schwer­wie­gen­den Ver­ant­wor­tung für zwei mei­ster­lich be­mal­te Lein­wän­de le­dig. Be­ste Vor­aus­set­zun­gen al­so zur über­fäl­li­gen Auf­nah­me gei­sti­ger Nah­rung! Lei­der er­wies sich die ge­schun­ken ge­kro­che­ne Fa­mi­li­en­sa­ga als ei­ni­ger­ma­ßen un­ver­dau­lich, und auch beim spät­ro­man­ti­schem Ge­tö­se mei­nes Lieb­lings­kom­po­ni­sten kam kei­ne rech­te Freu­de auf [5]. Ge­hol­fen ha­ben dann ein beim Um­stei­gen im Haupt­bahn­hof Han­no­ver ord­nungs­ge­mäß er­wor­be­nes Ex­em­plar der ak­tu­el­len Psy­cho­lo­gie Heu­te so­wie im ICE 589 en pas­sant er­fisch­te Wo­chen­end­aus­ga­ben der F.A.Z. und der WELT.

Man mö­ge es mir glau­ben oder auch nicht, aber die elf sehr an­ge­nehm kli­ma­ti­sier­ten Stun­den im Zug er­schie­nen mir als kein biß­chen lang‑, son­dern eher so­gar als ziem­lich kurz­wei­lig. Au­ßer­dem weiß ich jetzt, daß sie in Bie­le­feld [1] ei­ne im Krieg zer­bomb­te und lieb­los wie­der­auf­ge­bau­te In­nen­stadt, ei­ne ver­fehl­te Ver­kehrs­po­li­tik un­ter dem Pri­mat des In­di­vi­du­al­ver­kehrs, an­son­sten die glei­chen Pro­ble­me wie hier, aber im­mer­hin vor­züg­li­ches Spa­ghet­ti-Eis »Car­bon­a­ra« (mit Ei­er­li­queur und Nüs­sen) ha­ben!

 
[1] Das Pro­blem der strit­ti­gen (und auch von mir nicht zwei­fels­frei zu be­le­gen­den) Exi­stenz je­ner Stadt ist mir selbst­re­dend be­wußt. Da dies aber für das The­ma mei­nes Rap­ports von ge­rin­ger Re­le­vanz ist, wol­len wir das Vor­han­den­sein Bie­le­felds for the sa­ke of ar­gu­ment und für die Dau­er der Dis­kus­si­on über mei­ne Aus­füh­run­gen bit­te als ge­ge­ben an- und hin­neh­men.

[2] wel­ches mich noch die gan­ze kom­men­de Wo­che hin­durch näh­ren und am Le­ben er­hal­ten wird...

[3] Es er­schie­ne dem Chro­ni­sten ei­ne wis­sen­schaft­li­che Un­ter­su­chung wert, in­wie­weit die Er­fin­dung von roll­fä­hi­gen und mit ge­rin­gem Kraft­auf­wand trans­lo­zier­ba­ren Ge­päck­stücken die Rei­sen­den heut­zu­ta­ge er­mun­tert, den grö­ße­ren Teil ih­res Haus­ra­tes stän­dig mit sich her­um- bzw. hin­ter sich her­zu­zie­hen.

[4] Da die re­gu­lär rei­sen­den Fahr­gä­ste durch den Kauf ih­rer Fahr­schei­ne letzt­end­lich des zonebattler’s Dienst­be­zü­ge fi­nan­zie­ren, ist es für ihn nichts we­ni­ger als selbst­ver­ständ­lich, bei Voll­be­le­gung der ble­cher­nen Weiß­wurst zah­len­den Pas­sa­gie­ren um­stands­los und un­auf­ge­for­dert sei­nen Sitz­platz zu über­las­sen.

[5] eher aus auf­nah­me­tech­ni­schen denn aus in­ter­pre­ta­to­ri­schen Grün­den.

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