Mittwoch, 26. Mai 2010
Der zonebattler meldet sich hiermit ordnungsgemäß aus seinem Jahresurlaub zurück, in den er sich wohlweislich gar nicht explizit abgemeldet hatte: Geschlagene drei Wochen lang hat er nun mit seiner besseren Hälfte ein geheimnisvolles Eiland im großen Ozean intensiv erforscht, erwandert und erfahren. Gestern spätabends erst ist er wieder heimgeschwebt, heute früh schon muß er wieder ins Büro einrücken und hofft inständig, daß der Erholungseffekt von zweiundzwanig naturnah verbrachten Tagen zumindest bis zur ersten Mittagspause vorhalten möge...
Sobald es die aufgestauten dienstlichen Obliegen- und privaten Angelegenheiten zulassen, werde ich zunächst die unterdessen hier aufgelaufenen Kommentare beantworten und dann mit einer reich bebilderten Reiseberichterstattung fortfahren. Es gibt nämlich eine ganze Menge zu erzählen...
Dienstag, 9. März 2010
Soeben fällt mir mit einer guten Woche Verzug auf, daß ich am 1. des Monats tatsächlich mein 30-jähriges Jubiläum im Dienste der Eisenbahn (vormals Deutsche Bundesbahn, später Deutsche Bahn, nunmehr DB Mobility Logistics AG) hätte begehen können. Womit ziemlich genau zwei Drittel meines beruflichen Werdeganges hinter mir und ein Drittel noch vor mir liegen dürften. Egal, offiziell knallen die Korken ohnehin erst zum 40-jährigen! Jene, die derlei heutzutage noch erleben dürfen, gehören mittlerweile einer aussterbenden Spezies an. Aber ich wollte ja immer schon was Besonderes sein... ;-)
Sonntag, 31. Januar 2010
Drama in einem Aufzug
Ein naßkalter Freitagabend Ende Januar. Stunden nach Büroschluß ist der zonebattler mit dem Zug nach Nürnberg gefahren, um sich aus der dienstlichen Teeküche den dortigen Kaffee-Automaten auszuborgen zwecks professioneller Koffeinisierung einer privaten Feierlichkeit. Bis zur planmäßigen Rückfahrt nach Fürth verbleibt nur eine Viertelstunde, darum muß jeder Handgriff sitzen: Wasserbehälter und Abtropfschale entleeren, den schweren Apparat in der mitgebrachten Tragetasche mittig plazieren, zwölf eingestaubte Weingläser zusätzlich abstauben. Nach Art geübter Klein-Ganoven wird der elaborate Coup schweigend, schnell und handlungssicher durchgezogen und die Etagentür bald wieder zugesperrt. Mit unerwartet schwerer Last bepackt steht der zonebattler sodann vor der Tür zum Lift, der zu seinem Erstaunen nicht mehr vor Ort ist, sondern von unten heraufgefahren kommt. Die Schiebetür gleitet auf, vier Augenpaare schauen erwartungsfroh durch den zum Zuge Strebenden hindurch.
zonebattler
(den Fahrstuhl betretend) Guten Abend, die Herren!
1. Blinder
Sind wir hier richtig beim Blindenschach?
zonebattler
Kaum. Sie wollen sicher zum Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund. Der ist im ersten Stock...
2. Blinder
Dann fahren wir dahin!
Der Aufzug setzt sich nach oben in Bewegung.
Frauenstimme
Viertes Obergeschoß.
3. Blinder
Müssen wir da raus?
zonebattler
(nervös) Nein, nein. In dieser Etage ist ebenfalls das Trainingszentrum der Bahn. Sie müssen runter in die erste!
4. Blinder
Wir wollen nämlich zum Blindenschach.
zonebattler
(seufzend) Ich weiß. Mich halten Sie ja bereits in Schach.
Die Abfahrt des angepeilten Zuges rückt unerbittlich näher. Auf dem Tastenfeld des Liftes leuchten indes noch viele Zielknöpfe. Gemächlich geht es abwärts.
2. Blinder
(tastet suchend nach dem Bedienfeld)
zonebattler
Bitte nichts mehr drücken. Wir kommen schon dahin, wo Sie hin müssen.
Frauenstimme
Zweites Obergeschoß.
3. Blinder
(macht Anstalten, den sich öffnenden Aufzug zu verlassen) Ah, da sind wir ja!
zonebattler
(unter der zusehends einschneidenden Last der Tragegurte wimmernd) Aber nein, hier ist nur die Betriebskrankenkasse. Sie müssen noch einen Stock tiefer fahren!
4. Blinder
Wir haben hier heute ein Turnier!
zonebattler
Grmpf.
Frauenstimme
Erstes Obergeschoß: Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund.
zonebattler
(Einen Anfall zur Raserei nur mühsam unterdrückend) Raus hier, hier sind Sie richtig!
Die orientierungslose Truppe trottet gemächlich aus der Kabine.
1. Blinder
Dann noch einen schönen Abend!
zonebattler
Ihr mich auch! Danke, dito!
Rechtsseitig unter dem Gewicht des Kaffee-Automaten wankend und linksseitig das dreckige Dutzend notdürftig eingesackter Weingläser balancierend, schlittert der zonebattler über die Straße und hinein in den Hauptbahnhof. Mit knapper Not erreicht er noch seinen Regionalexpress hinten am Gleis 13. Das Schlimmste ist jetzt überstanden, der bevorstehende Marsch bis zu seiner homezone wird nurmehr zur körperlichen Pein werden und bis zum Rücktransport am Montag ist es noch eine halbe Ewigkeit hin. Er schließt erleichtert die Augen. Wie schön ist es mitunter, wenn man nichts mehr sehen muß...
Montag, 11. Januar 2010
Die Dame am Fensterplatz will heim zu Muttern, der alte Herr neben der Abteiltür rückt zur Kur nach Bad Salzuflen ein. Der zonebattler und sein Kollege M. sitzen sich gegenüber und eilen in dienstlicher Mission gen Kassel. Alle zusammen hocken sie in einem wohlig warmen Abteil des ICE 882 und rauschen durch die weißgepuderte fränkische Winterlandschaft. Es ist Montag, kurz nach Neun und kurz vor Kitzingen. Der Chronist unterdrückt ein Gähnen.
»Dunk-tank-bonk-rattattatzong!«
So hämmert es von unten polternd gegen den Wagenboden, als würde ein Titan die Marschtrommel rühren. Der Spuk währt nur Sekunden, gehört aber eindeutig nicht zur gewohnten und ordnungsgemäßen Geräuschkulisse. zonebattler und M. schauen sich in unheilvoller Vorahnung stirnrunzelnd an. Schotterflug kann es kaum gewesen sein, aber Eisschlag liegt dieser Tage allemal im Bereich des zu Befürchtenden: Was an Eisbrocken womöglich von einem vorausfahrenden Zug heruntergefallen ist, kann durch den brachialen Sog des darüberrasenden Nachfolgers ‑eben unseres Zuges- durchaus hochgerissen und an die Fahrzeugunterseite geschleudert worden sein. Und auch wenn ein ICE ein sehr solide gebautes Vehikel ist, gepanzert ist der blecherne Lindwurm am Bauch natürlich nicht...
Und da wird er auch schon langsamer und langsamer und kommt endlich zum Stehen. Der freundliche Zugchef verkündet über die Lautsprecher-Anlage, daß man sich die Sache mal näher werde ansehen müssen, um sich über die möglichen Schäden Klarheit zu verschaffen und über die weitere Fahrfähigkeit des Triebzuges befinden zu können. So eine Scheiße, murmelt der alte Herr, es ist zum Kotzen!
Zwanzig Minuten später verkündet der Zugchef, daß man zwar diverse Kabel verloren habe, diese aber nicht ganz so wichtig wären und die Weiterfahrt daher problemlos möglich sei. Sanft rollt unser Wagen wieder an und beschleunigt zügig. Der Zugchef verspricht angesichts der aufgelaufenen Verspätung heiße und kalte Freigetränke (alles außer Alkohol). Deutlich verspätet laufen wir in Würzburg ein. Die Stimmung an Bord ist dennoch bestens.
Ich wuchte einer in unser ‑offiziell als Behindertenabteil deklariertes- Compartiment zusteigenden Dame den Rollkoffer in die Gepäckablage und mutmaße ächzend, daß dieser wohl einen Reise-Amboß beinhalte. Während unser Senior erneut lautstark sein Los beklagt, hat unser neues Schicksalsgemeinschaftsmitglied (mit Destination Hamburg) nur um fünf Minuten den eigentlich angepeilten Vorgängerzug verpaßt und muß dafür nun mit uns büßen. So trägt jeder sein Bündel, und wie so oft erscheint das sogenannte schwächere Geschlecht als stärker im (Hin-)Nehmen...
Nach ein paar weiteren Warteminuten beginnt sich die Welt wieder am Fenster vorbeizubewegen. An den pittoresken Weinbergen vorbei rollen wir in den ersten Tunnel der Schnellfahrstrecke. Unter monotonem Summen geht es Tunnel für Tunnel zügig nordwärts. Fulda ist unser nächster Zwischenhalt; nun ist es nicht mehr allzuweit bis Kassel-Wilhelmshöhe. Der zonebattler überlegt, ob er noch einen Schluck aus seiner Wasserpulle nehmen und dann die bordeigene Bedürfnisanstalt aufsuchen soll, oder doch lieber auf das eine verzichtet in der Hoffnung, dann auch das andere verschieben zu können. Die blecherne Weißwurst donnert mit Karacho in einen weiteren der schnurgeraden, kilometerlangen Tunnel...
»Brammbadabamm-peng-pang-klonk-brattbrattbratt!«
Erneut ‑und diesmal mitten in der schützenden Betonröhre- prasselt es von unten lautstark gegen den Boden. Indes es bleibt beim Gehämmer, kein Eiszapfen schießt einem von unten zwischen die Knie. Sofortige Schnellbremsung, synchrone Verbeugung der in Fahrtrichtung sitzenden Fahrgäste, die Massenträgheit läßt grüßen. Weit entfernt vom hellen Tageslicht kommen 12.000 hilflose Pferdestärken und mehrere hundert pochende Menschenherzen endgültig nicht mehr weiter. So eine Scheiße, schimpft der alte Herr. Das Licht flackert kurz, dann geht es aus. Und bleibt es auch.
Es dauert freilich nicht lange, da meldet sich schon wieder der charmante Zugchef und kündigt eine erneute Untersuchung des rollenden Unterbaus an. Und wirklich, schon bald darauf sieht man unter dem Fenster auf der Tunnelwandungsseite Lampenlicht und schemenhafte Gestalten. Die Sache zieht sich, zwei Triebköpfe und zwölf Wagen abzuschreiten dauert seine Zeit, zumal wenn man noch zwischen den großflächig vereisten Drehgestellen nach Beschädigungen Ausschau hält... Auf dem Gegengleis wummern Züge vorbei.
Diesmal ist endgültig Feierabend, tönt es schließlich aus dem Lautsprecher, dieser Zug fährt keinen Meter mehr weiter. Offenbar sind doch wesentliche Teile des unterflurigen Gedärms aus Schläuchen und Leitungen in Mitleidenschaft gezogen, die Beleuchtung ist mit Bordmitteln nicht mehr instandzusetzen. Immerhin arbeiten das Notlicht, die Lüftung und die Lautsprecher. Dank des souverän agierenden (und kommunizierenden) Zugchefs ist allen klar, daß hier die Witterung dem Menschen die Grenzen aufgezeigt hat, kein Grund zum Groll, geschweige denn zur Panik besteht und alles unternommen wird, um die Eingeschlossenen so schnell wie möglich aus ihrer mißlichen Lage zu befreien.
Die tatkräftige Kompetenz der Besatzung verfehlt ihre Wirkung nicht: Die Stimmung an Bord ist ausgelassen bis euphorisch, ein Berufskraftfahrer und BahnCard 100-Inhaber aus einem Nachbarabteil (unterwegs an die holländische Küste zwecks Übernahme und Überführung eines LKW-Chassis zum Kühlaufbau-Hersteller in Rostock) erzählt von seinen noch viel spannenderen in Zügen erlebten Abenteuern und Unfällen. Auf die Idee, daß sein dunkles Karma möglicherweise anziehend auf Katastrophen wirken könnte, kommt er freilich nicht. So eine Scheiße, es ist zum Kotzen., grummelt es aus der Abteilecke.
Doch da präsentiert uns der Chef der Besatzung auch schon die Lösung: In Kürze werde der aus Stuttgart kommende ICE 770 längsseits gehen und allen Reisenden mittels Behelfsbrücken an ausgewählten Türen das Überwechseln auf den gesunden Zug ermöglichen. Spannend wie im Piratenfilm das Entern der feindlichen Fregatte! Der Zugchef bittet um Umsicht beim Gepäckfassen, der zonebattler dagegen die Mitreisenden um Geduld: Wer jetzt schon im Wintermantel vollbepackt in den Gang drängt, wird dort sicherlich noch eine ganze Weile schwitzen müssen...
Und in der Tat fegen auf dem Nachbargleis noch ein paar andere Züge durch, bis sich endlich der auf Sicht fahrende ICE 770 nebenan ins Blickfeld schiebt. Glücklicherweise ist der »Rettungszug« vom gleichen Typ, so daß ein türparalleles Stehenbleiben möglich ist. Im zweiten Anlauf gelingt es dem Lokführer von nebenan, sein Gefährt exakt zu positionieren. Das Rendezvous beginnt: Türen frei!
Freundlich, aber bestimmt bittet der Zugchef, jegliches Herumspielen an den Türöffnungstastern zu unterlassen. Recht hat er: Behelfsbrücken aus Aluminium gibt es nur für wenige Türen, an allen anderen kann man metertief in die Dunkelheit stürzen. Minuten später muß der Kommandant zum eigenen Verdruß verkünden, daß eine höhere Obrigkeit die Evakuierung im Tunnel untersagt und den anstehenden Passagier-Exodus ins Freie verlegt habe. Die Vorbereitungen werden unterbrochen, die Notstege eingeholt. Es ist zum Kotzen. Man ist erstmals versucht, dem Veteranen zuzustimmen.
Auf dem Gang kommt man sich näher, die gegenseitige Hilfsbereitschaft ist groß. Der alte Herr erzählt, mittlerweile 84 Jahre alt zu sein und im Krieg mit einem Minenräumboot den finnischen Meerbusen befahren zu haben. Wie er da wohl geflucht haben mag? Hier im Tunnel warten jedenfalls unten keine Minen und oben keine russischen Jagdbomber.
Mit buchstäblich allerletzter Kraft schleppt sich der waidwunde Tatzelwurm dem Licht entgegen: Anfahren... Zwangsbremsung. Anfahren... Zwangsbremsung. Anfahren... Zwangsbremsung. So gedemütigt humpelt das teure Aushängeschild der deutschen Schienenfahrzeug-Industrie schrittweise die paar hundert Meter bis ins Freie. Endlich ist der Zug in voller Länge aus der Röhre.
Zum zweiten Mal gelingt das Präzisionsmanöver, der havarierte ICE 882 und sein Zwillingsbruder ICE 770 stehen nun friedlich Seite an Seite und lassen einen fast vergessen, daß sie zusammen einen schweren Infarkt in einer der Hauptschlagadern des bundesdeutschen Schienennetzes darstellen. Dutzende Züge müssen vermutlich deswegen jetzt großräumig umgeleitet werden, ungezählte Verspätungsminuten vervielfachen sich im Schneeballsystem. Aber es hilft ja nun nichts, Sicherheit geht vor Tempo. Die Zugbegleitmannschaften beginnen zügig mit dem Einhängen der Leichtmetall-Behelfsstege von Zug zu Zug. Jetzt noch die Geländer hochgeklappt, und dann kann es losgehen. Es kommt Bewegung in die Warteschlange.
Eine junge Frau mit Kinderwagen muß immer wieder höflichkeitshalber vorgetragene Vorlaß-Angebote zurückweisen: Das Personal habe ihr bedeutet, daß sie als letztes drankäme. Manche wundern sich darob, doch natürlich ist das das einzig Sinnvolle: Der Strom der Flüchtlinge muß ja möglichst zügig in den Nachbarzug verteilt werden, um den Einstiegsraum für die Nachfolgenden zu räumen: da geriete ein breiter Kinderwagen schnell zum staufördernden Hindernis. Als letzter übergesetzt, steht dem Filius in seiner Schaukelkarre hingegen reichlich Platz im Wagenvorraum zur Verfügung...
Und da ist auch schon die Tür erreicht: Mit ein paar Schritten ist man drüben, verabschiedet sich schnell von den bisherigen Abteilgenossen und ‑genossinnen und sucht sich ein freies Plätzchen. Wider Erwarten ist das gar nicht so schwierig, der Zug aus Stuttgart ist nicht übermäßig besetzt gewesen. Nach wenigen Minuten sind auch Mutter und Kind herübergebracht, die Behelfsbrücken werden eingeholt und verstaut, Türen zu und ab dafür!
Der Rest ist schnell erzählt: Mit gut zweieinhalb Stunden Verspätung in Kassel angelandet, kommt der zonebattler an seinem Ziel zwar nicht mehr in den Genuß eines Mittagessens, dafür aber als erster und auf die Sekunde pünktlich zur Kaffeepause ins Casino. Dann halt statt gefüllter Maultaschen drei Sorten Gebäck auf den Teller geschlichtet und eine große Tasse Milchkaffee gezapft, ist ja auch nicht zu verachten. Händeschütteln mit lange nicht mehr gesehenen Kollegen, Scherze hier, Späße dort. Die geschilderte Odyssee wird genüßlich goutiert und kommentiert, man ist unter Fachleuten und kennt sich aus.
Heimwärts geht es abends weit weniger spektakulär zu, einzig eine drohende (und dann letztlich doch nicht erforderliche) Umleitung zwischen Würzburg und Nürnberg bereitet kurzfristig Ungemach. Und natürlich ist es doof, am eigenen Balkon in Fürth vorbeifahren zu müssen, um in Nürnberg in Dunkelheit und Kälte auf einen Zug zurück zu warten. Doch was macht das schon nach so einem abenteuerlichen Tag?
Mittwoch, 4. November 2009
Kaum sind die Fensterputzer weg
tun sich des Himmels Schleusen auf,
und es regnet neuen Dreck
auf die blanken Scheiben drauf.
Minuten später lacht die Sonne
und das Glas erstrahlt im Licht,
doch die frischen Wasserflecken
übersieht mein Auge nicht.
Kacke.
Freitag, 11. September 2009
Die letzte Arbeitsstunde in der Woche ist doch regelmäßig die schönste: Kein Telefon bimmelt mehr, ich bin allein auf der Etage, schaffe multitaskenderweise tippend, druckend, heftend, mailend, speichernd noch ordentlich was weg, lasse nebenher den letzten Akt des Parsifal volle Kanne aus den PC-Lautsprechern wummern und singe dazu lauthals mit: »Enthüllet den Gral, öffnet den Schrein!«. Der Lohn: Gänsehaut pur und leidlich leere Schreibtische, materiell wie virtuell. Dann flugs den eigenen Schrein zugesperrt und ab durch die Mitte in ein pralles Wochenende!
Montag, 27. Juli 2009
Der sehr geehrte Steuerpflichtige zonebattler gibt hiermit bekannt und mit stolzgeschwellter (stolzgeschwollener?) Brust zu Protokoll, soeben mit seiner EkStErkl, vulgo Einkommensteuererklärung, für das Jahr 2008 fertig und durch zu sein! In feierlicher Prozession wird er in wenigen Minuten barfuß und fürbaß die paar Dutzend Meter zum Fürther Finanzamt hinüberpilgern, um das dicke Bündel aus Bögen und Belegen in den zahnbewehrten Schlund des dortigen Briefkastens zu versenken. O welche Freiheit, o welche Wonne! Für dieses beglückende Gefühl ist es ein kleiner Preis, den größeren Teil eines freigenommenen Montags drangegeben zu haben. Endlich erledigt!
Nein, da will man nicht kleinlich sein und sich fragen, warum man sich außer durch Name, Anschrift und Geburtsdatum unbedingt auch noch durch Steuernummer, Identifikationsnummer und überdies noch eine eTin gleich mehrfach identifizieren soll: Man freut sich ja schon, daß man diesmal erstmals nicht auf ausnahmslos jeder Seite von Mantelbogen und Anlagen oben aufs Neue seine Steuernummer hinpinseln mußte. [1] Auch das stets nervenzehrende Ausfüllen der obskuren Anlage AUS [2] konnte nach langem, zähen Ringen auch diesmal wieder erfolgreich bewältigt werden, hip hip, hurra!
Die Belegschublade bleibt heute zu: Daß sich dort schon wieder jede Menge Papiere für das laufende Steuerjahr 2009 in loser Schüttung stapeln, kann und wird mir heute nicht die gute Laune verderben. Doch damit will ich es genug sein lassen, sonst schneit mir am Ende noch eine Vergnügungssteuer-Nachforderung ins Haus: Die Welt ist klein (Fürth erst recht) und wer weiß, wer hier so alles mitliest...
[1] Ja, der zonebattler ist wohl computeraffin, doch nein, er kalligraphiert so lange es geht seine Steuerehrlichkeit weiterhin per Kugelschreiber auf wohlriechende grau-grüne Recyclingpapier-Formulare...
[2] Weil die vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers allmonatlich auf ein weiland von der netten Bankberaterin empfohlenes Fonds-Dingsbums fließen tröpfeln, darf unsereiner alljährlich einstellige Mini-Beträge auf diverse, sich schwerlich selbsterläuternde Felder verteilen. Wer denkt sich sowas nur aus?
Mittwoch, 17. Juni 2009
Heute wieder in die Arbeit velozipediert. Dabei zwei unachtsame Fußgänger fast überfahren und von zwei unachtsamen Autofahrern fast überfahren worden. Einer der letztgenannten hupte und schimpfte mir auch noch hinterher, wiewohl er mir die Vorfahrt genommen und den Weg geschnitten hatte: Der Deppen Reflexe laufen immer auf externe Schuldzuweisung hinaus. Dauerhaft erfreulich bleibt dagegen die Erinnerung an jene ältere Dame am U‑Bahnhof Muggenhof, die mich und mein Straßen-Tretboot nach Art der großbritannischen Königinnen huldvoll grüßte (was ich ebenso stilvoll erwiderte)...
Montag, 15. Juni 2009
Soeben bei bedrohlich wirkendem Wetter (schwere Regenwolken, Windböen, erste Tropfen) vom Büro in Nürnberg heim nach Fürth geliegeradelt. Dabei mehrere Zähne zugelegt, um dem vom Wetterochs prognostizierten Dauerregen doch noch zu entkommen. Die (längere, aber schönere) Strecke durch den Pegnitzgrund in Rekordzeit absolviert (von Haus zu Haus in ca. 30 min) und damit dem Wettergott souverän ein Schnippchen geschlagen. Der Haken? Jetzt muß ich gänzlich unsouverän mein Unterhemd auswringen...
Samstag, 6. Juni 2009
Blöd übersetzter Titel, aber ein sehr bemerkenswerter Clip: »Webdesign-Kunden im alltäglichen Leben«. Auch andere freiberuflichen Dienstleister werden ein traurig Lied von der Zahlungsmoral mancher Kunde singen können...
Mittwoch, 13. Mai 2009
Beim mittagspäuslichen Bestreifen der Nürnberger Südstadt soeben dutzendfach ungläubiges Staunen und recht verlegenes Grinsen geerntet. Wird wohl an meinem jugendlich-hochsommerlichen Aufzug gelegen haben (T‑Shirt, kniekurze Hosen, bare Füße in Teva™-Tappen™). Mir egal: Laut Kalender haben wir Frühling, Windböen hin, Regentropfen her!
Samstag, 28. März 2009
Süßer und scharfer Senf: