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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Dienstag, 29. November 2005

Was vom Com­pu­ter üb­rig blieb...

Vor Äo­nen von Jah­ren (so et­wa zwi­schen 1985 und 1990 n. Chr.) ar­bei­te­te der zone­batt­ler im Dien­ste der da­ma­li­gen Deut­schen Bun­des­bahn als Schicht­lei­ter in ei­nem Re­chen­zen­trum. Des­sen Lei­ter streb­te zwar nicht nach der Welt­herr­schaft (war auch kei­nes­falls vom da­zu nö­ti­gen Ka­li­ber), fer­ner ent­spra­chen die Kol­le­gin­nen nicht dem gän­gi­gen Hol­ly­wood-Ty­pus, aber sonst hät­te un­ser Com­pu­ter-Bun­ker durch­aus als Ku­lis­se für ei­nen Ja­mes-Bond-Strei­fen her­hal­ten kön­nen: Schrank­gro­ße Rech­ner, blin­ken­de Birn­chen, zucken­de Band­spu­len und un­ent­wegt rat­tern­de Drucker al­lent­hal­ben. Das al­les in ei­nem fen­ster­lo­sen Be­ton-Hoch­si­cher­heits­trakt, der nur per Code-Kar­te zu be­tre­ten war. Ein paar Bil­der aus die­ser ab­ge­schlos­se­nen Welt ha­ben bis in die Ge­gen­wart über­lebt:

Rechenzentrum

Wie lief das da­mals? Ei­ne gan­ze Ab­tei­lung Pro­gram­mie­rer co­dier­te Soft­ware-Mo­du­le in As­sem­bler oder Co­bol, die von Mit­ar­bei­te­rIn­nen der Ar­beits­vor­be­rei­tung mit­tels »Job Con­trol« zu Batch-Jobs zu­sam­men­ge­stellt und her­nach an uns »Kel­ler­knech­te« in die Pro­duk­ti­on über­stellt wur­den.

Rechenzentrum

Als steu­ern­de Da­ten­trä­ger ka­men in mei­ner An­fangs­zeit noch Loch­kar­ten zum Ein­satz, spä­ter wur­den die Jobs pa­pier­los an grün leuch­ten­den Bild­schirm-Ter­mi­nals edi­tiert. Die zur Lauf­zeit an­ge­for­der­ten, ex­ter­nen Da­ten­trä­ger zur Ein- oder Aus­ga­be wa­ren Ma­gnet­bän­der vom Durch­mes­ser ei­ner Piz­za. Die muß­te man von Hand auf die gro­ßen Band­ma­schi­nen »moun­ten«, erst Jah­re spä­ter hielt mit halb­au­to­ma­ti­schen Kas­set­ten-Ge­rä­ten et­was mehr Kom­fort Ein­zug...

Rechenzentrum

Die Druck­aus­ga­be auf Li­sten­pa­pier oder spe­zi­el­le Vor­drucke er­folg­te an­fangs über lär­men­de »Ket­ten­drucker«, in de­nen 132 Häm­mer von hin­ten auf ein schnell um­lau­fen­des Ty­pen­band klopf­ten und so die auf­ge­präg­ten Buch­sta­ben und Zah­len über ein Farb­tuch auf das Pa­pier über­tru­gen. Spä­ter ka­men dann schnel­le La­ser­drucker von der Grö­ße meh­re­rer Ge­frier­tru­hen hin­zu. Da wa­ren die Ope­ra­teu­re stän­dig mit dem Her­bei­wuch­ten und Ab­trans­por­tie­ren der schwe­ren 2000-Blatt-Kar­tons be­schäf­tigt, die nach dem Ein­fä­deln und Ju­stie­ren ziem­lich schnell durch die Ma­schi­nen ge­lau­fen wa­ren... Ob das gan­ze Zeugs dann je­mals von ir­gend je­man­dem ge­le­sen wur­de?

Rechenzentrum

Im Rück­blick fra­ge ich mich, wel­che Re­chen­power wir wohl da­mals auf hun­der­ten von kli­ma­ti­sier­ten Qua­drat­me­tern auf dem auf­ge­stän­der­ten Dop­pel­bo­den ste­hen hat­ten. Ver­mut­lich lag sie ir­gend­wo zwi­schen der Lei­stung mei­nes Palm-Or­ga­ni­zers in der Ho­sen­ta­sche und der Per­for­mance mei­nes mitt­ler­wei­le ver­al­te­ten PCs un­ter dem hei­mi­schen Schreib­tisch!

Rechenzentrum

Für mich ha­ben die­se et­wa 15 Jah­re al­ten Fo­tos be­son­ders au­gen­be­feuch­ten­den Wert, da ich mit je­dem un­schein­ba­ren De­tail et­was an­fan­gen kann und da­mit so man­che Er­in­ne­rung ver­bin­de. Mein herz­li­cher Dank gilt dem ehe­ma­li­gen Kol­le­gen B., der die Auf­nah­men sei­ner­zeit er­stellt und bis heu­te auf­be­wahrt hat.

Freitag, 25. November 2005

Bre­zel­krieg im Haupt­bahn­hof

Des Mit­tags flitzt der gleich ne­ben­dran ar­bei­ten­de zone­batt­ler ger­ne in die Hal­le des Nürn­ber­ger Haupt­bahn­ho­fes, um sich mit ei­nem fri­schen Sa­lat und noch fri­sche­ren Bre­zeln zu ver­sor­gen. Letz­te­re plump­sen im back­WERK in ei­ner Tour aus dem Ofen in die Aus­la­ge, so daß er dort oft noch ganz war­me und so­mit über­aus lecke­re Lau­gen­bre­zeln er­ste­hen kann. Bis­lang schien das eher et­was un­gün­stig im Zwi­schen­ge­schoß ge­le­ge­ne back­WERK von der Mund­pro­pa­gan­da der Kun­dIn­nen le­ben zu müs­sen (und zu kön­nen), aber neu­er­dings wird mit här­te­ren Ban­da­gen um das Klein­geld der Hung­ri­gen ge­kämpft:

Brezelwerbung

Selbst die Fuß­bö­den müs­sen jetzt als Wer­be­flä­chen her­hal­ten, was im ge­zeig­ten Fall der alt­her­ge­brach­ten Bre­zel­frau (hin­ten rechts) lang­fri­stig den Gar­aus ma­chen dürf­te: De­ren Stand mit Bre­zeln zu je 0,45 Eu­ro ist mit dem Re­kla­me­tep­pich und des­sen 0,29 Eu­ro-Of­fer­te ja gar nicht ge­meint, was si­cher­lich tag­täg­lich zu et­li­chen Miß­ver­ständ­nis­sen führt...

So sehr ich der Bre­zel­frau ihr Zu­brot zur Ren­te gön­ne, auch die Auf­rü­stung vom Holz­wa­gerl zur Edel­stahl-Vi­tri­ne bringt mich als Kun­den nicht zu­rück: Die »klas­si­schen« Bre­zeln mit Fein­salz-Be­stäu­bung sind ein­fach zu hy­gro­sko­pisch, zie­hen al­so schnell Feuch­tig­keit aus der Luft und wer­den weich und lab­be­rig. Da grei­fe ich na­tür­lich lie­ber zur frisch ge­backe­nen Grobs­alz-Lau­gen­bre­zel, zu­mal wenn die­se noch er­heb­lich preis­wer­ter ist. Mahl­zeit!

Donnerstag, 10. November 2005

Hop­pe, hop­pe, Rei­ter...

...aber fal­len tu’ ich nicht und schrei­en al­len­falls vor Ver­zückung: Zu mei­ner gro­ßen Freu­de wur­de ge­stern in ei­ner wuch­ti­gen Ki­ste mein neu­er Bü­ro­stuhl ge­lie­fert, ein Sat­tel­stuhl na­mens Ca­pis­co vom nor­we­gi­schen Her­stel­ler HÅG:

HÅG Capisco Sattelstuhl

Lob und Preis sei­en hier­mit mei­ner Ob­rig­keit ge­sun­gen, die mir den Wunsch nach die­sem ge­sund­heits­för­dern­den Un­ter­satz so un­bü­ro­kra­tisch-sou­ve­rän er­füll­te!

Das eben­so er­go­no­misch aus­ge­tüf­tel­te wie äs­the­tisch her­aus­ra­gen­de Sitz­mö­bel zieht jetzt teils nei­di­sche Blicke, teils ver­ständ­nis­lo­se Spöt­te­lei­en der Kol­le­gen­schaft auf sich. Sol­len Sie doch un­ken! Ich hin­ge­gen bin froh, dank über­aus be­que­mer, gleich­wohl er­zwun­gen auf­rech­ter Sitz­hal­tung der quä­len­den Pein ei­nes wei­te­ren »He­xen­schus­ses« vor­beu­gen zu kön­nen.

Lei­der wird die Freu­de über das Wun­der­teil et­was ge­trübt durch den gleich­zei­ti­gen Ver­lust ei­nes mei­ner pri­vat be­schaff­ten Ab­fall­ei­mer: Vor vie­len Jah­ren hat­te ich mir pas­send zu mei­nen Roy Lich­ten­stein-Drucken »Rund­ab­la­gen« in knal­li­gem Gelb und Blau ge­kauft. Der gel­be Pa­pier­korb hat sich jetzt über Nacht aus dem Staub ge­macht und ward nicht mehr ge­se­hen. Ob er wohl be­fürch­tet hat, nach An­kunft des leuch­tend blau­en Stuh­les nicht mehr wohl­ge­lit­ten zu sein? Das Ge­gen­teil ist der Fall! Lie­ber Ei­mer, so Du das hier liest: Komm zu­rück ins Bü­ro, ich brau­che dich doch!

Sonntag, 30. Oktober 2005

Mein Dienst­wa­gen hat 11.000 PS

Wenn der zone­batt­ler in sei­ner Ei­gen­schaft als Trai­ner (für den Kopf, nicht für den Kör­per) zum Ein­satz aus­rückt, dann tut er dies mit dem schnell­sten und be­quem­sten al­ler ver­füg­ba­ren Land­fahr­zeu­ge, dem ICE. Sehr ge­die­gen, über­aus kom­mod. Je­den­falls in der 1. Klas­se.

Neu­lich mein­te ei­ne net­te Nach­ba­rin, mich um das dienst­li­che First-Class-Ticket be­nei­den zu müs­sen. Ich er­wi­der­te, sie mei­ner­seits zu be­nei­den um den in mei­nen Au­gen noch viel grö­ße­ren Lu­xus, gar nicht erst ir­gend­wo­hin fah­ren zu müs­sen. Da war die Gu­te denn doch ver­blüfft... Ist eben al­les ei­ne Fra­ge der Per­spek­ti­ve!

ICE

An­läß­lich mei­nes letz­ten En­ga­ge­ments in Mün­chen bin ich wäh­rend der Hin­fahrt am Sonn­tag­abend (!) fast auf dem Fuß­bo­den des Wa­gens ge­lan­det: Die neu­en Le­der­sit­ze wa­ren eben­so wohl­rie­chend wie glatt, und als ich mich et­was zu läs­sig aus­zu­strecken be­gann, kam ich ur­plötz­lich ins Rut­schen und konn­te mich nur mit knap­per Not (ge­ra­de noch) wie­der fan­gen!

Lu­stig sind auch die Er­leb­nis­se mit den Mit­rei­sen­den: Die üb­ri­gen »Erst­kläss­ler« sind ja zu­meist eben­falls Ge­schäfts­rei­sen­de (wenn auch we­ni­ger far­ben­froh ge­klei­det als ich), und als Wich­tig­män­ner wol­len (oder kön­nen) sie na­tür­lich nicht in die Nie­de­run­gen der Han­dy-Pro­gram­mie­rung hin­ab­stei­gen. Des­we­gen er­wa­chen ih­re Te­le­fo­ne fast al­le mit dem glei­chen Stan­dard-Ge­du­del, und es greift sich ein Dut­zend smar­ter Schlip­se syn­chron ins Sak­ko, wenn bei ei­nem von ih­nen die Hand­gur­ke los­legt...

Was ei­nem dann bis­wei­len zu­ge­mu­tet wird in Sa­chen un­frei­wil­li­ger aku­sti­scher Teil­ha­be an pri­va­ten oder ge­schäft­li­chen In­ter­na, sprengt den Rah­men mei­ner heu­ti­gen Ein­las­sung und wird da­her zum The­ma ei­nes spä­te­ren Ar­ti­kels ge­macht.

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Wenn ei­ner ei­ne Rei­se tut...

...dann kann er was er­zäh­len! So auch der zone­batt­ler, der wie­der mal dienst­lich für ei­ne gan­ze Wo­che nach Mann­heim muß­te durf­te. Der gest­ri­ge Diens­tag al­lein gibt schon Stoff für ei­ne gan­ze Sei­te her...

Es ging beim Früh­stück im Ho­tel los: Am wirk­lich üp­pi­gen Buf­fet war so ziem­lich al­les Denk­ba­re auf­ge­bo­ten (al­lein drei Sor­ten Ho­nig!), nur nach Nu­tel­la oder ei­nem pas­sa­blen Sub­sti­tut hielt ich ver­geb­lich Aus­schau. Als er­ster Gast um 6:30 Uhr woll­te ich mich beim Per­so­nal nicht gleich un­be­liebt ma­chen, al­so hielt ich mich er­satz­wei­se an der Erd­beer-Mar­me­la­de schad­los. Die wie­der­um schmeck­te et­was merk­wür­dig: In mei­ner Ir­ri­ta­ti­on ob des Nuß-/Nou­gat­creme-Not­stan­des hat­te ich mich in die Di­ät-Ab­tei­lung ver­irrt und die gan­ze Bat­te­rie von bie­nen­stock­för­mi­gen Spen­der-Ap­pa­ra­tu­ren mit re­gu­lä­ren Frucht-Kon­fi­tü­ren glatt­weg über­se­hen. Mahl­zeit!

Frühmorgendlicher Schaufensterblick
 
Früh­mor­gend­li­cher Schau­fen­ster­blick

Der Fuß­marsch ins Trai­nings­zen­trum ge­gen 7:00 Uhr führ­te mich dann durch ei­ne brei­te Haupt­stra­ße, de­ren Sei­ten von ei­ner Un­zahl Sperr­müll­hau­fen ge­säumt wa­ren: Of­fen­bar sind in Mann­heim noch all­ge­mei­ne Ent­rüm­pe­lungs­ter­mi­ne für al­le Usus. Welch ein schlim­mes Los für ei­nen be­ken­nen­den Schutt-Go­ge­rer wie mich: zu we­nig Zeit, zu we­nig Licht, zu we­nig Trans­port-Ka­pa­zi­tät! Die schö­ne gro­ße Kar­tof­fel-Schüt­te für den Kel­ler hät­te ich zu ger­ne mit­ge­nom­men... Doch sei’s drum, da­heim in Fürth gibt’s auch ge­nug zu fin­den!

Am Nach­mit­tag im Se­mi­nar brach­te ich es fer­tig (al­ter Trai­ner-Pro­fi, der ich bin), mein schwar­zes Ka­me­ra-Etui aus Kunst­le­der (samt Ka­me­ra drin) zwecks Auf­ga­ben-Vor­be­rei­tung mal kurz vor den lau­fen­den Bea­mer zu stel­len. Ei­ne hal­be Mi­nu­te spä­ter be­gann es zu stin­ken und zu qual­men, und ich konn­te ge­ra­de noch ei­nen rich­ti­gen »Durch­bren­ner« ver­hü­ten. Honk!

Mannheimer Wasserturm am Abend
 
Mann­hei­mer Was­ser­turm am Abend

Nach Fei­er­abend schließ­lich kam ich ziel­los schlen­dernd an der Mu­sik­hoch­schu­le vor­bei, in de­ren Hof es un­glaub­lich zwit­scher­te und rausch­te. Ich ging den merk­wür­di­gen Ge­räu­schen nach und stieß auf ei­ne An­samm­lung von Bäu­men, in de­ren Wip­feln tau­sen­de (und ich mei­ne wirk­lich tau­sen­de) Vö­gel sa­ßen und Ra­batz mach­ten, daß sich (im Wort­sin­ne!) die Äste bo­gen. Ich mut­maß­te zu­nächst Dreh­ar­bei­ten zu ei­nem Re­make von Hitch­cocks »Die Vö­gel«, dann ver­mu­te­te ich al­ter­na­tiv ein viel­stim­mi­ges Vor­sin­gen zwecks Sti­pen­di­ums-Ge­wäh­rung. Ei­ne der zahl­rei­chen mit mir stau­nen­den Stu­den­tin­nen pflich­te­te mir bei und mein­te, das Fe­der­volk wol­le wohl die Auf­nah­me­prü­fung für an Hoch­schu­le be­stehen. Sehr merk­wür­di­ge Sa­che das, zu­mal es sich of­fen­bar um Am­seln han­del­te, und die zie­hen ja wohl nicht ge­sam­melt in den Sü­den... Am En­de war es ein ge­fie­der­ter Ex­per­ten-Kon­greß zur Be­kämp­fung der Vo­gel­grip­pe?

Donnerstag, 20. Oktober 2005

Wag­ner meets Rea­li­ty

In mei­nem la­ten­ten Hang zu Pa­thos und Thea­tra­lik füh­le ich star­ke Ver­bun­den­heit zum mu­si­ka­li­schen Kos­mos Ri­chard Wag­ners. Schon in jun­gen Jah­ren ver­moch­te ich des­sen drei ro­man­ti­sche Früh­wer­ke Flie­gen­der Hol­län­der, Tann­häu­ser und Lo­hen­grin weit­ge­hend aus­wen­dig zu re­zi­tie­ren, und auch den spä­ten Par­si­fal kann ich strecken­wei­se ganz gut mit­sum­men.

Lei­der kann die pro­sa­ische Ge­gen­wart nicht im­mer mit den Wagner’schen Epen mit­hal­ten, und so ma­che ich mir ge­le­gent­lich ei­nen Sport dar­aus, den All­tag in mei­ner Phan­ta­sie et­was gla­mou­rö­ser zu in­sze­nie­ren. Ins­be­son­de­re bie­ten sich an­son­sten lang­wei­li­ge dienst­li­che Mee­tings und Kon­fe­ren­zen an, ent­spre­chend um­ge­deu­tet zu wer­den...

Wenn al­so z.B. ein wich­ti­ger Big Boss ver­kün­det: »Wir be­kom­men es zu­neh­mend mit aus­län­di­schen Kon­kur­ren­ten zu tun und müs­sen uns auf un­se­re Kern­kom­pe­ten­zen be­sin­nen, um im Wett­be­werb be­stehen zu kön­nen!«, dann hö­re ich statt des­sen: »Für deut­sches Land das deut­sche Schwert! So sei des Rei­ches Kraft be­währt!« (Kö­nig Hein­rich der Vog­ler im Lo­hen­grin).

Nett, nicht wahr? Das Spiel­chen kann man wei­ter trei­ben. Chef sagt: »Wir müs­sen die be­stehen­den Pro­zes­se grund­le­gend über­prü­fen, da punk­tu­el­le Nach­bes­se­run­gen kei­ne nach­hal­ti­gen Ver­bes­se­run­gen er­bracht ha­ben!«, ich ver­ste­he: »To­ren wir, auf Lin­d’rung da zu hof­fen, wo ein­zig Hei­lung lin­dert!« (Gurn­emanz im Par­si­fal).

Oder: »Schuld­zu­wei­sun­gen brin­gen nichts, zu­mal an Be­trof­fe­ne, die nicht mehr greif­bar sind. Wir wol­len uns mit dem vor­han­de­nen Team der Auf­ga­be stel­len!« Heißt in mei­ner Welt: »Ihr Mä­del, laßt die To­ten ruh’n, laßt sie ruh’n; Laßt’s uns Le­ben­d’­gen güt­lich tun!« (Ma­tro­sen im Flie­gen­den Hol­län­der).

Man sieht, Wag­ners Ge­dan­ken­welt ist zeit­los ak­tu­ell, im Grun­de ist ja al­les schon mal da­ge­we­sen. Mein Traum in­des­sen wä­re es, wenn am En­de des bun­des­wei­ten Jah­res­tref­fens die aus der gan­zen Re­pu­blik zum Work­shop an­ge­rei­sten Kol­le­gIn­nen er­grif­fen nie­der­sän­ken und den Schluß­chor der Pil­ger im Tann­häu­ser an­stimm­ten: »Heil!Heil!Der Gna­de Wun­der Heil! Er­lö­sung ward der Welt zu­teil!« Aber so­weit wird es nicht kom­men, da ma­che ich mir we­nig Il­lu­sio­nen...

Donnerstag, 13. Oktober 2005

Sur­fen Sie nicht mit dem Key­board!

Am zwei­ten Tag ei­nes Power­Point-Prä­sen­ta­ti­ons-Se­mi­nars ist mein Trai­ner-Bild­schirm plötz­lich du­ster und auch der Bea­mer scheint tot. Was war ge­sche­hen? Ich krie­che un­ter den Tisch und zwi­schen den Fü­ßen mei­ner Teil­neh­me­rin­nen her­um und fin­de ei­ne schalt­ba­re Mehr­fach­steck­do­se, die ei­ne Kol­le­gin ver­se­hent­lich mit dem Schuh aus­ge­schal­tet hat­te. War nicht ih­re Schuld, das Ding lag so­zu­sa­gen in Gas­pe­dal-Po­si­ti­on und es wä­re ver­wun­der­lich ge­we­sen, wenn das nicht ir­gend­wann mal zum par­ti­el­len Black­out ge­führt hät­te...

Na je­den­falls ha­be ich da un­ten nicht nur ei­ne Men­ge Ka­bel, Staub­flu­sen und Da­men­bei­ne vor­ge­fun­den, son­dern auch höchst in­ter­es­san­te Warn-Schil­der an den Ta­sta­tur­ka­beln der PCs:

Warnschildchen

Lei­der war die er­wähn­te In­for­ma­ti­ons-Bro­schü­re »Kom­for­ta­bles Ar­bei­ten mit Ih­rem HP Com­pu­ter­sy­stem« nir­gends mehr auf­zu­fin­den. Mich hät­te näm­lich bren­nend in­ter­es­siert, vor wel­cher miß­bräuch­li­chen Ver­wen­dung der Ta­sta­tur ich im In­ter­es­se der Un­ver­sehrt­heit mei­nes »Be­we­gungs­ap­pa­ra­tes« hät­te zu­rück­schrecken sol­len: Sur­fen im Pa­zi­fik viel­leicht oder zum Be­ten dar­auf nie­der­zu­knien kann ich mir als la­tent ris­kant und un­fall­träch­tig vor­stel­len...

Aber es ist ja noch ei­ne Web­adres­se an­ge­ge­ben, un­ter der man sich tat­säch­lich ein 62 Sei­ten star­kes Hand­buch für si­che­res und an­ge­neh­mes Ar­bei­ten her­un­ter­la­den kann. Schon nach ober­fläch­li­cher Lek­tü­re die­ses Do­ku­men­tes wun­dert man sich, daß man trotz jah­re­lan­ger Com­pu­ter­nut­zung über­haupt noch am Le­ben ist... So et­was Bi­zar­res kön­nen sich wirk­lich nur die Ame­ri­ka­ner aus­den­ken: Zur Lek­tü­re nach­hal­tig emp­foh­len!

Dienstag, 4. Oktober 2005

Stil­le Re­vo­lu­ti­on am »Stil­len Ört­chen« !

Vor ei­ni­ger Zeit ging auf der Her­ren­toi­let­te mei­ner Bü­ro-Eta­ge der lum­pi­ge (Plastik-)Verschluß des dienst­tu­en­den Ein­mal­hand­tuch-Spen­ders ka­putt, und das elen­de Ding konn­te fort­an sei­ne Klap­pe nicht mehr hal­ten. Nach ein paar Ta­gen kam kom­plet­ter Er­satz im neu­en De­sign, dies­mal von der Fir­ma Tork.

Handtuchspender

Ich muß dem un­schein­ba­rem Ka­sten (re­spek­ti­ve sei­nen Kon­struk­teu­ren) hier­mit An­er­ken­nung zol­len, denn im Ge­gen­satz zu all’ sei­nen Vor­gän­gern rückt der Kunst­stoff-Ka­me­rad je­des­mal ge­nau ein Pa­pier­tuch her­aus und wirft ei­nem nicht stän­dig ein hal­bes Dut­zend hin­ter­her und auf den Fuß­bo­den. So soll es sein, und wenn sich auch sonst nie­mand über die­sen höchst ef­fi­zi­en­ten Bei­trag zur Res­sour­cen-Ein­spa­rung zu freu­en scheint, so tue we­nig­stens ich das hier­mit in al­ler Öf­fent­lich­keit!

Donnerstag, 22. September 2005

Som­mer ade...

...Schei­den tut weh. Mir je­den­falls ist es je­des Jahr auf’s Neue ein Greu­el (von mir aus auch Gräu­el), wenn die Ta­ge kür­zer und die Näch­te län­ger wer­den und bei­de mit­ein­an­der käl­ter. Aber es ist halt jetzt wie­der so­weit und we­nig­stens ist es tags­über drau­ßen noch freund­lich und son­nig.

Des Nachts frei­lich fal­len die Tem­pe­ra­tu­ren schon wie­der auf er­schreckend nied­ri­ge Wer­te, und so schien es uns ge­bo­ten, die som­mers in den Hin­ter­hof aus­ge­la­ger­ten Groß­pflan­zen der Spe­zi­es Fi­cus ben­ja­min wie­der ins Haus zu schaf­fen. Nun ist un­se­re Woh­nung eher ei­ne Burg denn ein Schloß und al­so oh­ne Oran­ge­rie, der ver­füg­ba­re Platz in Trep­pen­haus und Wohn­räu­men zu­dem be­grenzt und nicht be­lie­big ver­mehr­bar.

Es war im Grun­de schon vor­her klar, daß un­ser im Wort­sin­ne größ­tes Sor­gen­kind den Weg zu­rück ins Ess­zim­mer nicht mehr schaf­fen wür­de und da­her im Herbst an­der­wei­tig un­ter­ge­bracht wer­den muß. Nur wo? Die vor et­wa 13 Jah­ren ge­kauf­te Bir­ken­fei­ge ein­fach her­zu­schen­ken wä­re uns treu­los er­schie­nen, und so schlug mei­ne bes­se­re Hälf­te vor, das me­ter­ho­he Ge­wächs zu sich ins Bü­ro bzw. in den Gang da­vor zu stel­len. Al­so gut, Er­leich­te­rung al­lent­hal­ben. Wie aber den sper­ri­gen Strunk dort­hin ver­schaf­fen?

Zum Glück ver­fügt un­ser an an­de­rer Stel­le aus­führ­lich be­schrie­be­ner Ein­satz­wa­gen über ein weit auf­fahr­ba­res Glas­dach, so daß der Baum mit sei­nem schwe­ren Topf für uns grund­sätz­lich trans­por­tier­bar war. Frei­lich muß­te ich ihn da­zu erst tem­po­rär »ver­schlan­ken«, was un­ter Zu­hil­fe­nah­me ei­ner Rol­le Frisch­hal­te­fo­lie recht gut ge­lang. Zu zweit klapp­te dann auch das »Ein­fä­deln« in den Mi­ni­bus.

Subaru Libero im Einsatz

Die an­schlie­ßen­de Son­der­fahrt durch die Süd­stadt ge­riet zum rech­ten Spek­ta­kel für al­le zu­fäl­lig den Weg säu­men­den Au­gen­zeu­gen, die uns mit gro­ßem Hal­lo und Ge­ki­cher be­grüß­ten. So ei­nen merk­wür­di­gen Um­zug sieht man schließ­lich nicht al­le Ta­ge!

In mei­nem Hang zum Thea­tra­li­schen er­in­ner­te mich die Pro­zes­si­on so­gleich an den Shake­speare­schen Mac­beth, dem ja durch ei­ne »Er­schei­nung« ge­weis­sagt wird:

Mac­beth soll nie­mals be­zwun­gen wer­den, bis der gro­ße Birnam-Wald auf Dun­sin­ans Hü­gel ge­gen ihn an­ge­zo­gen kom­men wird

Der Schur­ke fühlt sich be­kann­ter­ma­ßen durch die­se Pro­phe­zei­ung zu noch grau­sa­me­rem Tun er­mu­tigt, wann hät­te man je ei­nen Wald in Be­we­gung ge­se­hen? Doch kurz vor dem fi­na­len Show­down ver­fügt der gu­te Mal­colm am Birnam-Wald:

Laßt je­den Sol­da­ten sich ei­nen Ast ab­hau­en, und ihn vor sich her tra­gen; wir wer­den da­durch die An­zahl un­sers Heers be­schat­ten, und die Kund­schaf­ter in Ver­wir­rung set­zen

Und so er­füllt sich die Vor­her­se­hung letzt­lich doch: der wan­deln­de Wald ist das gut ge­tarn­te Fuß­volk von Mal­colms Heer, des­sen Freund Macduff schließ­lich dem Bö­se­wicht und Kö­nigs­mör­der Mac­beth ei­nen Kopf kür­zer macht. So mar­tia­lisch en­de­te die Fahrt mit dem be­wal­de­ten Wa­gen durch Fürth al­ler­dings (und gott­sei­dank) nicht... Aber man könn­te im kom­men­den Win­ter abends mal wie­der den gan­zen Mac­beth le­sen und nicht nur die Zu­sam­men­fas­sung !

Dienstag, 20. September 2005

Kaf­fee­sucht & Ar­beits­flucht

Sei­nen Le­bens­un­ter­halt ver­dient der zone­batt­ler über­wie­gend in der Ost­vor­stadt, Aus­wär­ti­gen zu­meist un­ter dem Na­men Nürn­berg be­kannt. Dort ist in sei­nem Bü­ro letzt­hin ei­ne die­ser voll­au­to­ma­ti­schen Kaf­fee-Ma­schi­nen auf­ge­stellt wor­den, die seit ei­ni­ger Zeit die Re­ga­le der Elek­tro­märk­te in Le­gi­ons­stär­ke be­völ­kern. Nicht et­wa, daß der Schrei­ber die­ser Zei­len sel­ber Kaf­fee­trin­ker wä­re, kei­nes­wegs. Das teue­re Ge­rät soll­te nur et­was wei­ter weg von Schuß und nicht in der all­ge­mein zu­gäng­li­chen Tee­kü­che ste­hen, um nicht von al­ler Welt und vor al­lem nicht »für lau« in An­spruch ge­nom­men zu wer­den.

Aber das mit der un­ter­las­se­nen Be­zah­lung der ge­zapf­ten Tas­sen ist nicht das ei­gent­li­che Pro­blem, so­vie­le ruch­lo­se Zech­prel­ler gä­be es viel­leicht gar nicht. Viel in­ter­es­san­ter ist das So­zi­al­ver­hal­ten der dem Heiß­ge­tränk zu­spre­chen­den Kol­le­gen und der auf Durch­rei­se be­find­li­chen Gä­ste. Man­che von de­nen kom­men erst­mal un­auf­fäl­lig durch die ei­ne Tür her­ein­ge­schli­chen und gucken auf das Dis­play des freund­li­chen klei­nen Au­to­ma­ten:

Allzeit bereit?

So­fern die be­ru­hi­gen­de Aus­kunft lau­tet: »BEREIT«, dann wird fröh­lich die Tas­se rein­ge­stellt und die Mahle­rei (»krr­krrr­krr«) und Brü­he­rei (»wu­wu­wu­wu­zischhhhhhh«) geht los. We­he aber, wenn die An­zei­ge un­er­klär­li­che bis un­er­freu­li­che Bot­schaf­ten ab­son­dert, wie z.B. »TRESTER AUSLEEREN« oder »FILTER WECHSELN«, von »WASSER NACHFUELLEN« nicht zu re­den: Dann ent­schwin­den die näm­li­chen Kol­le­gen lei­sen Fu­ßes wie­der aus der zwei­ten Bü­ro­tür in den Flur, so un­auf­fäl­lig, als wä­ren sie nie da­ge­we­sen. Frei­lich nicht für lan­ge: Ei­ne Vier­tel­stun­de spä­ter trägt sie ih­re Um­lauf­bahn wie­der vor­bei, wohl in der Hoff­nung, ein(e) andere(r) mö­ge sich in­zwi­schen des Elends er­barmt und sich der Nö­te des hil­fe­ru­fen­den Ma­schin­chens an­ge­nom­men ha­ben. Je nach mo­men­ta­nem Stand der Din­ge wie­der­holt sich der ge­schil­der­te Zy­klus dann auf’s Neue.

Was wir dar­aus ler­nen? Ei­gen­in­i­ti­ta­ti­ve und selbst­lo­sen Elan zu zei­gen wird al­lent­hal­ben ger­ne von je­der­mann und je­der­frau für sich be­an­sprucht und von sich be­haup­tet, aber die per­sön­li­che Glaub­wür­dig­keit des/der der­art Trom­meln­den zeigt sich so­fort an seinem/ihrem Um­gang mit ge­mein­sam ge­nutz­ten Haus­halts­ge­rä­ten!

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