Dienstag, 29. November 2005
Vor Äonen von Jahren (so etwa zwischen 1985 und 1990 n. Chr.) arbeitete der zonebattler im Dienste der damaligen Deutschen Bundesbahn als Schichtleiter in einem Rechenzentrum. Dessen Leiter strebte zwar nicht nach der Weltherrschaft (war auch keinesfalls vom dazu nötigen Kaliber), ferner entsprachen die Kolleginnen nicht dem gängigen Hollywood-Typus, aber sonst hätte unser Computer-Bunker durchaus als Kulisse für einen James-Bond-Streifen herhalten können: Schrankgroße Rechner, blinkende Birnchen, zuckende Bandspulen und unentwegt ratternde Drucker allenthalben. Das alles in einem fensterlosen Beton-Hochsicherheitstrakt, der nur per Code-Karte zu betreten war. Ein paar Bilder aus dieser abgeschlossenen Welt haben bis in die Gegenwart überlebt:
Wie lief das damals? Eine ganze Abteilung Programmierer codierte Software-Module in Assembler oder Cobol, die von MitarbeiterInnen der Arbeitsvorbereitung mittels »Job Control« zu Batch-Jobs zusammengestellt und hernach an uns »Kellerknechte« in die Produktion überstellt wurden.
Als steuernde Datenträger kamen in meiner Anfangszeit noch Lochkarten zum Einsatz, später wurden die Jobs papierlos an grün leuchtenden Bildschirm-Terminals editiert. Die zur Laufzeit angeforderten, externen Datenträger zur Ein- oder Ausgabe waren Magnetbänder vom Durchmesser einer Pizza. Die mußte man von Hand auf die großen Bandmaschinen »mounten«, erst Jahre später hielt mit halbautomatischen Kassetten-Geräten etwas mehr Komfort Einzug...
Die Druckausgabe auf Listenpapier oder spezielle Vordrucke erfolgte anfangs über lärmende »Kettendrucker«, in denen 132 Hämmer von hinten auf ein schnell umlaufendes Typenband klopften und so die aufgeprägten Buchstaben und Zahlen über ein Farbtuch auf das Papier übertrugen. Später kamen dann schnelle Laserdrucker von der Größe mehrerer Gefriertruhen hinzu. Da waren die Operateure ständig mit dem Herbeiwuchten und Abtransportieren der schweren 2000-Blatt-Kartons beschäftigt, die nach dem Einfädeln und Justieren ziemlich schnell durch die Maschinen gelaufen waren... Ob das ganze Zeugs dann jemals von irgend jemandem gelesen wurde?
Im Rückblick frage ich mich, welche Rechenpower wir wohl damals auf hunderten von klimatisierten Quadratmetern auf dem aufgeständerten Doppelboden stehen hatten. Vermutlich lag sie irgendwo zwischen der Leistung meines Palm-Organizers in der Hosentasche und der Performance meines mittlerweile veralteten PCs unter dem heimischen Schreibtisch!
Für mich haben diese etwa 15 Jahre alten Fotos besonders augenbefeuchtenden Wert, da ich mit jedem unscheinbaren Detail etwas anfangen kann und damit so manche Erinnerung verbinde. Mein herzlicher Dank gilt dem ehemaligen Kollegen B., der die Aufnahmen seinerzeit erstellt und bis heute aufbewahrt hat.
Freitag, 25. November 2005
Des Mittags flitzt der gleich nebendran arbeitende zonebattler gerne in die Halle des Nürnberger Hauptbahnhofes, um sich mit einem frischen Salat und noch frischeren Brezeln zu versorgen. Letztere plumpsen im backWERK in einer Tour aus dem Ofen in die Auslage, so daß er dort oft noch ganz warme und somit überaus leckere Laugenbrezeln erstehen kann. Bislang schien das eher etwas ungünstig im Zwischengeschoß gelegene backWERK von der Mundpropaganda der KundInnen leben zu müssen (und zu können), aber neuerdings wird mit härteren Bandagen um das Kleingeld der Hungrigen gekämpft:
Selbst die Fußböden müssen jetzt als Werbeflächen herhalten, was im gezeigten Fall der althergebrachten Brezelfrau (hinten rechts) langfristig den Garaus machen dürfte: Deren Stand mit Brezeln zu je 0,45 Euro ist mit dem Reklameteppich und dessen 0,29 Euro-Offerte ja gar nicht gemeint, was sicherlich tagtäglich zu etlichen Mißverständnissen führt...
So sehr ich der Brezelfrau ihr Zubrot zur Rente gönne, auch die Aufrüstung vom Holzwagerl zur Edelstahl-Vitrine bringt mich als Kunden nicht zurück: Die »klassischen« Brezeln mit Feinsalz-Bestäubung sind einfach zu hygroskopisch, ziehen also schnell Feuchtigkeit aus der Luft und werden weich und labberig. Da greife ich natürlich lieber zur frisch gebackenen Grobsalz-Laugenbrezel, zumal wenn diese noch erheblich preiswerter ist. Mahlzeit!
Donnerstag, 10. November 2005
...aber fallen tu’ ich nicht und schreien allenfalls vor Verzückung: Zu meiner großen Freude wurde gestern in einer wuchtigen Kiste mein neuer Bürostuhl geliefert, ein Sattelstuhl namens Capisco vom norwegischen Hersteller HÅG:
Lob und Preis seien hiermit meiner Obrigkeit gesungen, die mir den Wunsch nach diesem gesundheitsfördernden Untersatz so unbürokratisch-souverän erfüllte!
Das ebenso ergonomisch ausgetüftelte wie ästhetisch herausragende Sitzmöbel zieht jetzt teils neidische Blicke, teils verständnislose Spötteleien der Kollegenschaft auf sich. Sollen Sie doch unken! Ich hingegen bin froh, dank überaus bequemer, gleichwohl erzwungen aufrechter Sitzhaltung der quälenden Pein eines weiteren »Hexenschusses« vorbeugen zu können.
Leider wird die Freude über das Wunderteil etwas getrübt durch den gleichzeitigen Verlust eines meiner privat beschafften Abfalleimer: Vor vielen Jahren hatte ich mir passend zu meinen Roy Lichtenstein-Drucken »Rundablagen« in knalligem Gelb und Blau gekauft. Der gelbe Papierkorb hat sich jetzt über Nacht aus dem Staub gemacht und ward nicht mehr gesehen. Ob er wohl befürchtet hat, nach Ankunft des leuchtend blauen Stuhles nicht mehr wohlgelitten zu sein? Das Gegenteil ist der Fall! Lieber Eimer, so Du das hier liest: Komm zurück ins Büro, ich brauche dich doch!
Sonntag, 30. Oktober 2005
Wenn der zonebattler in seiner Eigenschaft als Trainer (für den Kopf, nicht für den Körper) zum Einsatz ausrückt, dann tut er dies mit dem schnellsten und bequemsten aller verfügbaren Landfahrzeuge, dem ICE. Sehr gediegen, überaus kommod. Jedenfalls in der 1. Klasse.
Neulich meinte eine nette Nachbarin, mich um das dienstliche First-Class-Ticket beneiden zu müssen. Ich erwiderte, sie meinerseits zu beneiden um den in meinen Augen noch viel größeren Luxus, gar nicht erst irgendwohin fahren zu müssen. Da war die Gute denn doch verblüfft... Ist eben alles eine Frage der Perspektive!
Anläßlich meines letzten Engagements in München bin ich während der Hinfahrt am Sonntagabend (!) fast auf dem Fußboden des Wagens gelandet: Die neuen Ledersitze waren ebenso wohlriechend wie glatt, und als ich mich etwas zu lässig auszustrecken begann, kam ich urplötzlich ins Rutschen und konnte mich nur mit knapper Not (gerade noch) wieder fangen!
Lustig sind auch die Erlebnisse mit den Mitreisenden: Die übrigen »Erstklässler« sind ja zumeist ebenfalls Geschäftsreisende (wenn auch weniger farbenfroh gekleidet als ich), und als Wichtigmänner wollen (oder können) sie natürlich nicht in die Niederungen der Handy-Programmierung hinabsteigen. Deswegen erwachen ihre Telefone fast alle mit dem gleichen Standard-Gedudel, und es greift sich ein Dutzend smarter Schlipse synchron ins Sakko, wenn bei einem von ihnen die Handgurke loslegt...
Was einem dann bisweilen zugemutet wird in Sachen unfreiwilliger akustischer Teilhabe an privaten oder geschäftlichen Interna, sprengt den Rahmen meiner heutigen Einlassung und wird daher zum Thema eines späteren Artikels gemacht.
Mittwoch, 26. Oktober 2005
...dann kann er was erzählen! So auch der zonebattler, der wieder mal dienstlich für eine ganze Woche nach Mannheim mußte durfte. Der gestrige Dienstag allein gibt schon Stoff für eine ganze Seite her...
Es ging beim Frühstück im Hotel los: Am wirklich üppigen Buffet war so ziemlich alles Denkbare aufgeboten (allein drei Sorten Honig!), nur nach Nutella oder einem passablen Substitut hielt ich vergeblich Ausschau. Als erster Gast um 6:30 Uhr wollte ich mich beim Personal nicht gleich unbeliebt machen, also hielt ich mich ersatzweise an der Erdbeer-Marmelade schadlos. Die wiederum schmeckte etwas merkwürdig: In meiner Irritation ob des Nuß-/Nougatcreme-Notstandes hatte ich mich in die Diät-Abteilung verirrt und die ganze Batterie von bienenstockförmigen Spender-Apparaturen mit regulären Frucht-Konfitüren glattweg übersehen. Mahlzeit!
Frühmorgendlicher Schaufensterblick
Der Fußmarsch ins Trainingszentrum gegen 7:00 Uhr führte mich dann durch eine breite Hauptstraße, deren Seiten von einer Unzahl Sperrmüllhaufen gesäumt waren: Offenbar sind in Mannheim noch allgemeine Entrümpelungstermine für alle Usus. Welch ein schlimmes Los für einen bekennenden Schutt-Gogerer wie mich: zu wenig Zeit, zu wenig Licht, zu wenig Transport-Kapazität! Die schöne große Kartoffel-Schütte für den Keller hätte ich zu gerne mitgenommen... Doch sei’s drum, daheim in Fürth gibt’s auch genug zu finden!
Am Nachmittag im Seminar brachte ich es fertig (alter Trainer-Profi, der ich bin), mein schwarzes Kamera-Etui aus Kunstleder (samt Kamera drin) zwecks Aufgaben-Vorbereitung mal kurz vor den laufenden Beamer zu stellen. Eine halbe Minute später begann es zu stinken und zu qualmen, und ich konnte gerade noch einen richtigen »Durchbrenner« verhüten. Honk!
Mannheimer Wasserturm am Abend
Nach Feierabend schließlich kam ich ziellos schlendernd an der Musikhochschule vorbei, in deren Hof es unglaublich zwitscherte und rauschte. Ich ging den merkwürdigen Geräuschen nach und stieß auf eine Ansammlung von Bäumen, in deren Wipfeln tausende (und ich meine wirklich tausende) Vögel saßen und Rabatz machten, daß sich (im Wortsinne!) die Äste bogen. Ich mutmaßte zunächst Dreharbeiten zu einem Remake von Hitchcocks »Die Vögel«, dann vermutete ich alternativ ein vielstimmiges Vorsingen zwecks Stipendiums-Gewährung. Eine der zahlreichen mit mir staunenden Studentinnen pflichtete mir bei und meinte, das Federvolk wolle wohl die Aufnahmeprüfung für an Hochschule bestehen. Sehr merkwürdige Sache das, zumal es sich offenbar um Amseln handelte, und die ziehen ja wohl nicht gesammelt in den Süden... Am Ende war es ein gefiederter Experten-Kongreß zur Bekämpfung der Vogelgrippe?
Donnerstag, 20. Oktober 2005
In meinem latenten Hang zu Pathos und Theatralik fühle ich starke Verbundenheit zum musikalischen Kosmos Richard Wagners. Schon in jungen Jahren vermochte ich dessen drei romantische Frühwerke Fliegender Holländer, Tannhäuser und Lohengrin weitgehend auswendig zu rezitieren, und auch den späten Parsifal kann ich streckenweise ganz gut mitsummen.
Leider kann die prosaische Gegenwart nicht immer mit den Wagner’schen Epen mithalten, und so mache ich mir gelegentlich einen Sport daraus, den Alltag in meiner Phantasie etwas glamouröser zu inszenieren. Insbesondere bieten sich ansonsten langweilige dienstliche Meetings und Konferenzen an, entsprechend umgedeutet zu werden...
Wenn also z.B. ein wichtiger Big Boss verkündet: »Wir bekommen es zunehmend mit ausländischen Konkurrenten zu tun und müssen uns auf unsere Kernkompetenzen besinnen, um im Wettbewerb bestehen zu können!«, dann höre ich statt dessen: »Für deutsches Land das deutsche Schwert! So sei des Reiches Kraft bewährt!« (König Heinrich der Vogler im Lohengrin).
Nett, nicht wahr? Das Spielchen kann man weiter treiben. Chef sagt: »Wir müssen die bestehenden Prozesse grundlegend überprüfen, da punktuelle Nachbesserungen keine nachhaltigen Verbesserungen erbracht haben!«, ich verstehe: »Toren wir, auf Lind’rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz im Parsifal).
Oder: »Schuldzuweisungen bringen nichts, zumal an Betroffene, die nicht mehr greifbar sind. Wir wollen uns mit dem vorhandenen Team der Aufgabe stellen!« Heißt in meiner Welt: »Ihr Mädel, laßt die Toten ruh’n, laßt sie ruh’n; Laßt’s uns Lebend’gen gütlich tun!« (Matrosen im Fliegenden Holländer).
Man sieht, Wagners Gedankenwelt ist zeitlos aktuell, im Grunde ist ja alles schon mal dagewesen. Mein Traum indessen wäre es, wenn am Ende des bundesweiten Jahrestreffens die aus der ganzen Republik zum Workshop angereisten KollegInnen ergriffen niedersänken und den Schlußchor der Pilger im Tannhäuser anstimmten: »Heil!Heil!Der Gnade Wunder Heil! Erlösung ward der Welt zuteil!« Aber soweit wird es nicht kommen, da mache ich mir wenig Illusionen...
Donnerstag, 13. Oktober 2005
Am zweiten Tag eines PowerPoint-Präsentations-Seminars ist mein Trainer-Bildschirm plötzlich duster und auch der Beamer scheint tot. Was war geschehen? Ich krieche unter den Tisch und zwischen den Füßen meiner Teilnehmerinnen herum und finde eine schaltbare Mehrfachsteckdose, die eine Kollegin versehentlich mit dem Schuh ausgeschaltet hatte. War nicht ihre Schuld, das Ding lag sozusagen in Gaspedal-Position und es wäre verwunderlich gewesen, wenn das nicht irgendwann mal zum partiellen Blackout geführt hätte...
Na jedenfalls habe ich da unten nicht nur eine Menge Kabel, Staubflusen und Damenbeine vorgefunden, sondern auch höchst interessante Warn-Schilder an den Tastaturkabeln der PCs:
Leider war die erwähnte Informations-Broschüre »Komfortables Arbeiten mit Ihrem HP Computersystem« nirgends mehr aufzufinden. Mich hätte nämlich brennend interessiert, vor welcher mißbräuchlichen Verwendung der Tastatur ich im Interesse der Unversehrtheit meines »Bewegungsapparates« hätte zurückschrecken sollen: Surfen im Pazifik vielleicht oder zum Beten darauf niederzuknien kann ich mir als latent riskant und unfallträchtig vorstellen...
Aber es ist ja noch eine Webadresse angegeben, unter der man sich tatsächlich ein 62 Seiten starkes Handbuch für sicheres und angenehmes Arbeiten herunterladen kann. Schon nach oberflächlicher Lektüre dieses Dokumentes wundert man sich, daß man trotz jahrelanger Computernutzung überhaupt noch am Leben ist... So etwas Bizarres können sich wirklich nur die Amerikaner ausdenken: Zur Lektüre nachhaltig empfohlen!
Dienstag, 4. Oktober 2005
Vor einiger Zeit ging auf der Herrentoilette meiner Büro-Etage der lumpige (Plastik-)Verschluß des diensttuenden Einmalhandtuch-Spenders kaputt, und das elende Ding konnte fortan seine Klappe nicht mehr halten. Nach ein paar Tagen kam kompletter Ersatz im neuen Design, diesmal von der Firma Tork.
Ich muß dem unscheinbarem Kasten (respektive seinen Konstrukteuren) hiermit Anerkennung zollen, denn im Gegensatz zu all’ seinen Vorgängern rückt der Kunststoff-Kamerad jedesmal genau ein Papiertuch heraus und wirft einem nicht ständig ein halbes Dutzend hinterher und auf den Fußboden. So soll es sein, und wenn sich auch sonst niemand über diesen höchst effizienten Beitrag zur Ressourcen-Einsparung zu freuen scheint, so tue wenigstens ich das hiermit in aller Öffentlichkeit!
Donnerstag, 22. September 2005
...Scheiden tut weh. Mir jedenfalls ist es jedes Jahr auf’s Neue ein Greuel (von mir aus auch Gräuel), wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden und beide miteinander kälter. Aber es ist halt jetzt wieder soweit und wenigstens ist es tagsüber draußen noch freundlich und sonnig.
Des Nachts freilich fallen die Temperaturen schon wieder auf erschreckend niedrige Werte, und so schien es uns geboten, die sommers in den Hinterhof ausgelagerten Großpflanzen der Spezies Ficus benjamin wieder ins Haus zu schaffen. Nun ist unsere Wohnung eher eine Burg denn ein Schloß und also ohne Orangerie, der verfügbare Platz in Treppenhaus und Wohnräumen zudem begrenzt und nicht beliebig vermehrbar.
Es war im Grunde schon vorher klar, daß unser im Wortsinne größtes Sorgenkind den Weg zurück ins Esszimmer nicht mehr schaffen würde und daher im Herbst anderweitig untergebracht werden muß. Nur wo? Die vor etwa 13 Jahren gekaufte Birkenfeige einfach herzuschenken wäre uns treulos erschienen, und so schlug meine bessere Hälfte vor, das meterhohe Gewächs zu sich ins Büro bzw. in den Gang davor zu stellen. Also gut, Erleichterung allenthalben. Wie aber den sperrigen Strunk dorthin verschaffen?
Zum Glück verfügt unser an anderer Stelle ausführlich beschriebener Einsatzwagen über ein weit auffahrbares Glasdach, so daß der Baum mit seinem schweren Topf für uns grundsätzlich transportierbar war. Freilich mußte ich ihn dazu erst temporär »verschlanken«, was unter Zuhilfenahme einer Rolle Frischhaltefolie recht gut gelang. Zu zweit klappte dann auch das »Einfädeln« in den Minibus.
Die anschließende Sonderfahrt durch die Südstadt geriet zum rechten Spektakel für alle zufällig den Weg säumenden Augenzeugen, die uns mit großem Hallo und Gekicher begrüßten. So einen merkwürdigen Umzug sieht man schließlich nicht alle Tage!
In meinem Hang zum Theatralischen erinnerte mich die Prozession sogleich an den Shakespeareschen Macbeth, dem ja durch eine »Erscheinung« geweissagt wird:
Macbeth soll niemals bezwungen werden, bis der große Birnam-Wald auf Dunsinans Hügel gegen ihn angezogen kommen wird |
Der Schurke fühlt sich bekanntermaßen durch diese Prophezeiung zu noch grausamerem Tun ermutigt, wann hätte man je einen Wald in Bewegung gesehen? Doch kurz vor dem finalen Showdown verfügt der gute Malcolm am Birnam-Wald:
Laßt jeden Soldaten sich einen Ast abhauen, und ihn vor sich her tragen; wir werden dadurch die Anzahl unsers Heers beschatten, und die Kundschafter in Verwirrung setzen |
Und so erfüllt sich die Vorhersehung letztlich doch: der wandelnde Wald ist das gut getarnte Fußvolk von Malcolms Heer, dessen Freund Macduff schließlich dem Bösewicht und Königsmörder Macbeth einen Kopf kürzer macht. So martialisch endete die Fahrt mit dem bewaldeten Wagen durch Fürth allerdings (und gottseidank) nicht... Aber man könnte im kommenden Winter abends mal wieder den ganzen Macbeth lesen und nicht nur die Zusammenfassung !
Dienstag, 20. September 2005
Seinen Lebensunterhalt verdient der zonebattler überwiegend in der Ostvorstadt, Auswärtigen zumeist unter dem Namen Nürnberg bekannt. Dort ist in seinem Büro letzthin eine dieser vollautomatischen Kaffee-Maschinen aufgestellt worden, die seit einiger Zeit die Regale der Elektromärkte in Legionsstärke bevölkern. Nicht etwa, daß der Schreiber dieser Zeilen selber Kaffeetrinker wäre, keineswegs. Das teuere Gerät sollte nur etwas weiter weg von Schuß und nicht in der allgemein zugänglichen Teeküche stehen, um nicht von aller Welt und vor allem nicht »für lau« in Anspruch genommen zu werden.
Aber das mit der unterlassenen Bezahlung der gezapften Tassen ist nicht das eigentliche Problem, soviele ruchlose Zechpreller gäbe es vielleicht gar nicht. Viel interessanter ist das Sozialverhalten der dem Heißgetränk zusprechenden Kollegen und der auf Durchreise befindlichen Gäste. Manche von denen kommen erstmal unauffällig durch die eine Tür hereingeschlichen und gucken auf das Display des freundlichen kleinen Automaten:
Sofern die beruhigende Auskunft lautet: »BEREIT«, dann wird fröhlich die Tasse reingestellt und die Mahlerei (»krrkrrrkrr«) und Brüherei (»wuwuwuwuzischhhhhhh«) geht los. Wehe aber, wenn die Anzeige unerklärliche bis unerfreuliche Botschaften absondert, wie z.B. »TRESTER AUSLEEREN« oder »FILTER WECHSELN«, von »WASSER NACHFUELLEN« nicht zu reden: Dann entschwinden die nämlichen Kollegen leisen Fußes wieder aus der zweiten Bürotür in den Flur, so unauffällig, als wären sie nie dagewesen. Freilich nicht für lange: Eine Viertelstunde später trägt sie ihre Umlaufbahn wieder vorbei, wohl in der Hoffnung, ein(e) andere(r) möge sich inzwischen des Elends erbarmt und sich der Nöte des hilferufenden Maschinchens angenommen haben. Je nach momentanem Stand der Dinge wiederholt sich der geschilderte Zyklus dann auf’s Neue.
Was wir daraus lernen? Eigeninititative und selbstlosen Elan zu zeigen wird allenthalben gerne von jedermann und jederfrau für sich beansprucht und von sich behauptet, aber die persönliche Glaubwürdigkeit des/der derart Trommelnden zeigt sich sofort an seinem/ihrem Umgang mit gemeinsam genutzten Haushaltsgeräten!
Süßer und scharfer Senf: