Freitag, 1. August 2014
Auf den Tag genau drei Monate nach seiner Rückkehr aus dem Jahresurlaub rafft sich der faule zonebattler jetzt endlich zur längst überfälligen Berichterstattung über denselben auf! Nachdem er die – gleichfalls trägheitshalber vor sich hergeschobene – Bildsichtung, ‑ausmistung und ‑bearbeitung nunmehr endlich abgeschlossen hat, wäre eine weitere Verzögerung nicht mehr plausibel zu begründen. Allenfalls eine schleichende Adaptierung des mediterranen Lebensgefühls könnte dafür herhalten, den Schlendrian zu entschuldigen...
Womit ein guter Einstieg gefunden wäre: Nach den Bereisungen der »Schatzinsel« La Palma und der »Verkehrsinsel« Malta (nebst Gozo) stand diesmal mit Mallorca erneut ein entspannter Insel-Aufenthalt auf dem Reiseplan. [1] Zwar war der Autor dieser Zeilen vor einem knappen Vierteljahrhundert (und in einem früheren Leben) schon mal nebenan auf Menorca tauchurlauben, aber auf die Trauminsel der Deutschen zog es ihn heuer zum ersten Male. Die mannigfaltigen dort erlebten, teilweise schier unglaublichen Überraschungen geben der auf acht Teile angelegten Artikel-Serie ihren Namen.
Zum Einstieg sei wie so oft ein Lageplan mit den im Urlaub zurückgelegten Wegen vorgezeigt (mit Dank an meinen kleinen GPS-Tracker):
Wie man sieht, beschränkten sich des zonebattler’s Erkundungs-Aktivitäten bei diesem erstmaligen Aufenthalt im Wesentlichen auf die Serra de Tramuntana und die Inselmetropole Palma de Mallorca. Knappe drei Wochen lang haben wir vor allem das Gebirge und die eher beschaulichen kleinen Orte darin erwandert und erfahren. Die vielfach kolportierten Auswüchse des Massen-Tourismus’ haben wir dabei übrigens weder gesucht noch gefunden...
Doch beginnen wir am Anfang: Mitte April ging es los, per pedes zur U‑Bahn, mit dieser zum Nürnberger Flughafen, von da aus non-stop und direkt mit Air Berlin auf und davon in Richtung Palma. Das europaweit schöne Wetter machte schon die Alpenüberquerung zum spektakulären Erlebnis:
Nach der Landung in Palma de Mallorca mußten wir ein wenig suchen, bis wir zu unserem Shuttle-Bus fanden, der uns und ein weiteres Paar dann umstandslos zu unserem Ziel brachte, dem kleinen Küstenort Port de Sóller an der Südwestküste des mallorquinischen Eilandes. Dortselbst bezogen der zonebattler und seine bessere Hälfte ihr Quartier in einem der preisgünstigeren Hotels direkt an der malerischen Uferpromenade und waren angenehm überrascht vom temporären neuen Heim.
Die arithmetisch nicht wirklich in die Sortierung der übrigen Zimmer passende Raumnummerierung ließ uns schlußfolgern, daß wir möglicherweise in einem erst später zum Hotelzimmer umgewidmeten Raum gelandet waren. Jedenfalls waren wir sehr zufrieden damit, zumal wir nach dem vorhergegangenen Studium von diversen Bewertungsportalen schon schlimme Befürchtungen gehegt hatten... [2]
Das Fenster ging zwar nicht zum Meer, sondern zum ruhigen Hof hinaus, aber das war uns einigermaßen schnuppe: Zum Ufer waren es draußen nur wenige Schritte, und drinnen guckten wir ohnehin eher in die mitgeführten Fensterchen zur virtuellen Welt als nach dem echten Ausblick.
In früheren Jahrhunderten schützen sich die Mallorquiner vor Piraten durch schlaue Anlage ihrer Siedlungen: Während die Häfen bewußt klein und unscheinbar gehalten wurden, baute man ein paar Kilometer im Hinterland die eigentlichen Orte, die von See aus nicht zu sehen waren (und es bis heute nicht sind). »Security by obscurity«, sozusagen. So verfuhr man auch im Falle von Port de Sóller, welches den Meereszugang für das etwa drei Kilometer landeinwärts gelegene Städtchen Sóller darstellt. Beide Gemeindeteile sind nicht nur durch Straßen und Wege, sondern seit 1913 durch eine schnuckelige Schmalspur-Straßenbahn verbunden, deren eine Endhaltestelle justament vor unserem Hotel-Eingang lag:
Nach Aussage von Freunden, die schon seit vielen Jahren immer wieder in diese Ecke der Insel reisen, kostete eine Straßenbahnfahrt vor zwölf Jahren noch läppische 50 Cent pro Nase und Richtung, was schwerlich kostendeckend gewesen sein dürfte, zumal die Zügelchen damals wohl primär von der einheimischen Bevölkerung frequentiert wurden und damit alles andere als ausgelastet waren. Dann kamen wohl findige Tourismus-Unternehmer auf die Idee, Tagestouren von Palma aus anzubieten und sowohl den nicht minder historischen Zug von Palma nach Sóller als auch die daran anschließende Straßenbahn als Attraktion zu vermarkten. Heute kostet die Passage mit der Bimmelstraßenbahn stolze 5,00 EUR pro Person, weshalb wir uns das Vergnügen in der ganzen Zeit unseres Aufenthalts genau einmal gegönnt haben (und ansonsten die Strecke mit Bus oder Auto gefahren, wenn nicht gar gelaufen sind)...
Die ersten Tage unseres Urlaubs verbrachten wir in und um Sóller herum. Das Städtchen ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade, verfügt andererseits nicht über ausgedehnte Strände und auf ein junges Publikum ausgerichtete Freizeitangebote, so daß sich dort mehr mittelalte Wandersleute einfinden als Party-People auf der Suche nach vollen Sangria-Eimern. Uns war das sehr recht, und vielen anderen Reisenden auf der Suche nach Ruhe und Entschleunigung auch.
Ich persönlich war von der Ausdehnung des mallorquinischen Gebirgszuges der Tramuntana einigermaßen überrascht, und zwar sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Hinsicht. Das ließ schweißtreibende Touren erwarten (die später dann auch tatsächlich folgten). Wie schon in den Vorjahren erwies es sich da als umsichtig, die Reise im Frühjahr angetreten zu haben, wo die Tageshöchsttemperatur noch erträglich ist und die Vegetation üppig. Doch dazu später mehr.
Zunächst also erforschten wir auf Schusters Rappen die nähere Umgebung von Port de Sóller und krabbelten auf die umliegenden Hänge und Hügel. Immer wieder ergaben sich dabei reizvolle Aus- und Ansichten von postkartengeeigneter Pittoreskizität:
Bei dem dicken Knubbel da links oben über dem Hafen handelt es sich um einen alten Wach- und Wehrturm, die Torre Picada. Ansonsten sieht man recht schön das Dreiviertelrund der Bucht, die Strandpromenade und die sie säumenden Hotelbauten von durchwegs moderaten Ausmaßen. Den Hang hinauf gibt es Apartment-Häuser, von denen bei näherer Inspektion weit mehr unbewohnt leerstehen, als man meinen möchte. Wie auch anderswo in spanischen Landen ist da wohl viel am tatsächlichen Bedarf vorbei gebaut worden, aber irgendwer wird davon schon profitiert haben...
Zurück ans Ufer und an die Promenade, wo sich das Leben abspielt, welches »prall« zu nennen zumindest in der Vorsaison eine arge Übertreibung wäre. Viele Wassersport-Aktivitäten gab es im April noch nicht zu beobachten, manch’ einschlägiges Angebot stand noch weitgehend ungenutzt herum und diente primär als buntes Fotomotiv:
Bald fanden wir heraus, daß es auf der Insel hervorragendes Speieseis zu schlecken, ja es sogar in Sóller eine eigene Eisfabrik gibt. Als erklärter Gegner absurder Globalisierungsauswüchse sollte ich mir jetzt eigentlich den Hinweis darauf verkneifen, daß das heimische Spezialitäten-Label »Fet a Sóller« über den eigenen Online-Shop sogar Eis zur Lieferung von Mallorca nach Deutschland anbietet, aber mei, deklariert als virtuellen Appetizer zum Probieren vor Ort lasse ich mir die Inkonsequenz selbst mal durchgehen...
Jedenfalls ist es ein schönes Ritual zum Tagesausklang in Port de Sóller, sich vor die sonnengewärmte Mauer am kleinen Fet a Sóller-Eiscafé an der Strandpromenade zu setzen, ein Eis zu schlabbern und dabei den Sonnenuntergang zu betrachten: [3]
Nach Sonnenuntergang ist im Frühjahr nimmer viel los im Örtchen, die Hotelgäste verteilen sich auf die diversen Restaurants an der Promenade oder tappen noch ein wenig sinnierend am Strand entlang. Irgendwann nimmt die letzte Straßenbahn als »Lumpensammler« noch ein paar Leutchen mit, dann kehrt Ruhe ein.
Ruhe herrscht nunmehr auch hier, und ich beende meinen heutigen Beitrag mit einem Ausblick auf den nächsten, in welchem wir den Blick erweitern und uns etwas im Umland umtun wollen. Ein Vierteljahr wird es definitiv nicht dauern bis zur zweiten Folge meiner kleinen Reisereportage, das immerhin sei hier und heute versprochen! Da bin ich mentalitätsmäßig dann doch noch eher die deutsche Beamtenseele und nicht der mediterrane Lebenskünstler...
[1] Ja, ich weiß, La Palma und die übrigen Inseln der Kanaren liegen fernab des Mittelmeeres im Atlantik, sind aber dennoch so spanisch geprägt wie die Balearen und auch des milden Klimas wegen sozusagen »quasi-mediterran« in der Anmutung...
[2] Wobei es mit den Hotel-Bewertungen im Netz immer so eine Sache ist: Man findet für faktisch jedes Etablissement sowohl himmelhoch jauchzende wie grottig-grausame Kommentare. Die einen mögen von bestellten Claqueren kommen, die anderen von neidischen Konkurrenten lanciert sein. Manche Reisende können bizarr überzogene Ansprüche haben, andere sind – wie wir – eher genügsam, solange Bett & Dusche sauber und benutzbar sind. Pech kann man haben, Glück aber auch. Betreiber können wechseln, dito das Service-Personal. Kurzum: Man sollte sich im Voraus keinen großen Kopf machen und nicht allzu viel Zeit mit diesbezüglicher Recherche verschwenden.
[3] Bevor ortskundige Kenner(innen) jetzt triumphierend herumnölen: Ja, der Blick vom Eis-Café aus sieht etwas anders aus, man hat da nämlich Blick auf’s offene Meer hinaus, das Foto entstand zugegebenermaßen ein paar hundert Schritte rechts davon, aber nein, die ruhig-romantische Abendstimmung ist hier wie da die gleiche und ich nehme im Zweifelsfall lieber die schöneren Fotos, weil die meisten Blogbesucher(innen) erfahrungsgemäß nur die Bilder anschauen und meine mir dazu mühsam abgerungenen Zwischentexte eh nicht lesen. Selbst wenn ich resignierend seufzend Blindtext hinschrübe, würden es vermutlich die wenigsten merken...
Montag, 21. Mai 2012
Zwei Jahre nach seinem Urlaub auf der »Schatzinsel« zog es den zonebattler und seine bessere Hälfte heuer erneut auf ein sagenumwobenes Eiland: Malta war diesmal unser meeresumspültes Expeditionsziel. Zweieinhalb Wochen lang erforschten wir den mediterranen Inselstaat zwischen Sizilien und Afrika, und wie die übereinandergelegten GPS-Tracker-Daten zeigen, machten wir dabei auch einen kleinen Abstecher nach Gozo, der zweiten, deutlich kleineren (und ruhigeren) Hauptinsel des Archipels. Warum ich die mehrteilige Berichterstattung mit »Die Verkehrsinsel« überschreibe, wird später deutlich werden, wenn ich unsere schier unglaublichen Erfahrungen mit dem öffentlichen Nahverkehr dort in epischer Breite auswalze...
Map data: © OpenStreetMap contributors, powered by OpenRouteService
Nach knapp drei Wochen Urlaub da drunten gibt es ziemlich viel zu erzählen und auch manches im Bilde vorzuzeigen, allein wie Struktur hineinbringen und am besten anfangen? Starten wir doch einfach mal mit ein paar Spezialitäten und Wunderlichkeiten, die uns mehrfach und immer wieder, ja nachgerade ständig unter die Augen und vor die Füße gekommen sind. Zuvörderst ist das das bauliche Erbe der über 150-jährigen britischen Kolonialherrschaft: Die maltesiche Stadtarchitektur im georgianischen Stil ist trotz aller neuzeitlichen Kahlschläge zugunsten dubioser Appartement-Häuser oder gesichtsloser Hotel-Türme immer noch flächig präsent, und mit ihr die aus England bekannte Vielfalt an bunten Türen mit (mehr oder weniger) noblen Knäufen und Klopfern dran:
Nicht immer halten übrigens die um den polierten Türknauf herum gebauten Häuser, was die gepflegten Beschläge versprechen: So manches der nicht immer in Würde gealterten Gebäude wäre mit dem englischen Euphemismus »has seen better days« nur unzureichend beschrieben. Drum eben nicht die ganze Hütte gezeigt, sondern voll fett auf die Mitte der Haustür gezoomt, und schon ist die Welt – zumindest bildlich gesprochen – wieder in Ordnung...
Ohnehin unsichtbar ist dagegen die moderne Kommunikations-Infrastruktur in Form kostenloser und frei zugänglicher WLAN-Hotspots, im englischen Sprachraum Wi-Fi geheißen. In den touristisch geprägten Gegenden Maltas findet man alle paar Meter ein Lokal, eine Bar oder einen der global omnipräsenten Buletten-Brater, bei dem man sich zur gleichzeitigen Stillung von Kalorien- und Nachrichtenhunger temporär niederlassen kann. Die hierzulande gefürchtete und stets als Damoklesschwert über dem leichtsinnigen Routerbesitzer schwebende Betreiberhaftung ist im EU-Mitgliedsstaat Malta offenbar (noch?) kein Thema:
Wir machten von dem virtuellen Komfort reichlich Gebrauch, indem wir mit dem Smartphone fast täglich die eingegangenen Mails checkten, vor allem aber, um uns für den Leseabend im Hotelbett mit aktuellem Material zu versorgen: Daheim in der Heimat warf Freund Lexikaliker täglich »calibre« an, um uns die aktuellen Newsfeeds von FAZ.NET, Süddeutsche.de, ZEIT ONLINE und noch ein paar anderen gern aufgesaugten Quellen fein formatiert über den Äther auf mein stets mitgeführtes Lesebrettchen zu beamen. Tagsüber auf den Beinen und in der Fremde Neues zu entdecken, abends aktuellen Input aus der Heimat zu studieren, diese Mischung aus Fuß- und Kopfarbeit lernten wir zu schätzen...
Schätzen tut der zonebattler bekanntlich auch seine motorisierte Renngurke, und so war er hocherfreut, vierrädrige Cousins seines eigenen Vehikels (außerhalb des deutschen Marktes »Subaru Sambar« genannt) an allen Ecken und Enden der Insel herumflitzen (oder herumstehen) zu sehen:
Überhaupt finden sich auf Malta viele japanische Autos, die ausweislich diverser Aufkleber mit fernöstlichen Schriftzeichen offenkundig als Gebrauchtfahrzeuge nach Europa importiert worden sind. Da eine heimische Nachfrage nach bereits benutzten Fahrzeugen in Japan aus kulturellen Gründen kaum existiert, floriert der Verkauf nach Übersee in Regionen mit Linksverkehr und Rechtslenkung (wozu aus Gründen des britischen Erbes eben auch Malta gehört). Der Libero/Sambar ist jedenfalls der ideale Kleintransporter für die zuweilen engen Gassen und holperigen Straßen Maltas!
Weniger nachvollziehbar als die Liebe zu knuffigen Töff-Töffs ist der Hang maltesischer Baller-Männer zum Schießen auf alles, was Flügel hat und flattert. Jenseits der menschlichen Siedlungen stehen in der idyllischen Landschaft alle paar Meter provisorische und ziemlich schäbige Unterstände herum, und auch außerhalb der offiziellen Jagdsaison kann man dort die Spuren des für Vögel jeder Art und Größe tödlichen Getues schwerlich übersehen:
Für den gemeinen Malteken scheint das Pulverisieren von beweglichen Luftzielen nicht minder erregend zu sein als für die Spanier der Stierkampf. Ganze Populationen zwitschernder Luftikusse werden da weitgehend ausgerottet, für Zugvögel ist das Eiland mitten im Mittelmeer ja ein kaum zu vermeidender Zwischenstopp. Verwegene Tiefflieger könnten mit schneidigem Kurven in Bodennähe sicherlich dazu beitragen, daß sich die wilde Jägerschar durch friendly fire selbst dezimiert, so viele von denen sind da zugange mit dem Finger am Abzug ihrer Flinte...
So wie der Angler seine Lieblingsgewässer hat (und dort seiner Leidenschaft zumindest lautlos, wenngleich für seine Opfer nicht minder tödlich nachgeht), so scheint auch der Schrotschütze seine bevorzugten Reviere zu haben. Die Reiseführer behaupten jedenfalls frohgemut, daß die in der freien Wildbahn allerorten anzutreffenden Warn- und Verbotsschilder nicht auf den arglosen Wanderer gemünzt seien, sondern eher auf die (mehr oder weniger waidmännisch agierende) Konkurrenz mit Schießgewehr:
Wir haben das freilich nicht verifiziert und blieben stets diesseits der typographisch kruden Drohgebärden, es gab ja schließlich auch so genügend ungefährliche Möglichkeiten, das Land per pedes zu bestreifen.
Nun gut, nach diesen etwas befremdlich anmutenden Aspekten lokaler Sitten, Riten und Gebräuche wollen wir uns dann aber doch endlich und intensiv den Schönheiten der Inselgruppe zuwenden, und derer gibt es wirklich viele: Die Landschaft ist grandios, die kulturellen Zeugnisse vergangener Epochen sind es nicht minder, die Einheimischen freundlich, nahbar und umgänglich (jedenfalls die ohne Feuerbüchse im Anschlag). In der nächsten Folge spulen wir in Kürze noch einmal zurück und setzen mit der Air Berlin zum Landeanflug an auf den Staat mit der nominell größten Bevölkerungsdichte unseres Planeten!
Dienstag, 28. September 2010
Nachdem der zonebattler und seine bessere Hälfte im Frühjahr reichlich Gelegenheit zur Körperertüchtigung gehabt hatten, sollte die allfällige Spätsommer-Exkursion der Abwechslung halber doch eher dem Training von Geist und Hirnschmalz dienen. Außerdem war längst wieder eine Campingreise mit der Renngurke fällig, um sich eine Weile in Demut und Bescheidenheit und nach Art der U‑Boot-Fahrer in einem nachgerade asketischen Lebensstil zu üben. Also ward beschlossen (wenn auch nicht groß verkündet), die weite Fahrt ins Ruhrgebiet anzutreten: Deutschlands größter Ballungsraum wartet mit reichlich industriegeschichtlichen Sehenswürdigkeiten und bedeutenden Kunstmuseen auf, die den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2010 als allemal gerechtfertigt erscheinen lassen. Wie üblich war der kleine GPS-Tracker mit von der Partie, was mir nun die nachträgliche Visualisierung der zurückgelegten Route auf der Landkarte ermöglicht:
Wir starteten in Fürth am Morgen des ersten September-Samstags und trafen nach etwa fünf Stunden weitgehend ereignisloser Marschfahrt [1] im schönen Soest ein, woselbst wir Freunde mit Haus, Garten und Hund besuchten und uns übers Wochenende bei ihnen einnisteten. Am Montag Morgen ging es dann frühzeitig weiter und das eigentliche Abenteuer los... [2]
Erste Haltestation war das nordöstliche Ufer des Hengsteysees, von wo aus wir zur nahen, aber hochgelegenen Syburg wanderten. Gleich nebenan guckt Wilhelm I. über das weite Land und hat sich über die Jahre grün geärgert über seine ihn mittlerweile weitgehend ignorierenden Untertanen:
Vielleicht ist er aber auch immer noch verstimmt über den plumpen Geschmack der braunen Kulturverweser, die seinen weiland gründerzeitlichen Schnörkelgarten in den 1930ern zu einem kalt-abweisenden Monumentalkonstrukt verhunzten...
Wieder unten angelangt, fand sich nach dem ambulanten Mittagsmahl zwischen den nahgelegenen Siedlungen Hengstey und Bathey endlich das langesuchte und ‑ersehnte Spätsommermotiv für ein jahreszeitlich passendes Desktop-Hintergrundbild:
Wenige Minuten und Streckenkilometer später gelangten wir in die Innenstadt von Hagen, welche wir per pedes und sehr ausführlich inspizierten. Hier wie später andernorts in den Städten des Ruhregebiets fiel uns auf, daß dort richtige Italiener mit Berufsehre im Leibe hervorragendes Speiseeis zubereiten und zu fairen Preisen feilbeiten: 80 Cent pro üppig bemessener Kugel in einer knusprigen Waffel und dazu noch ohne künstliche Aromen, das ist in Nürnberg und Umgebung beileibe keine Selbstverständlichkeit mehr! Womöglich handelt es sich dabei um eine kulinarische Spätfolge der Gastarbeiter-Schwemme in den Industriezentren zu Zeiten des Wirtschaftswunders?
Weiter ging der Weg über das erstaunlich beschauliche Land bis nach Hattingen, dessen vielgerühmte Altstadt aus Fachwerkhäusern uns ebenfalls eine ausgiebige Erkundung zu Fuß wert war. In der Tat hätten wir nicht erwartet, dort oben in Deutschlands weiland stark industrialisiertem Westen so viel pittoreskes Fachwerk anzutreffen. Dieses zeigt sich zwar eher streng und weniger verspielt als die fränkische Bauweise, weiß aber trotzdem sehr zu gefallen. Nicht weniger originell sind übrigens die örtlichen Einzelhandelsgeschäfte, in denen man neben allerlei Tinnef beispielsweise modische Tarnanzüge für seine Vierbeiner erwerben kann:
Auch sonst gibt es allerlei Eigenwilliges zu sehen in der wirklich putzigen Hattinger Altstadt. Das finden freilich nicht alle lustig, manch einer wendet sich sogar peinlich berührt und mit Grausen ab:
Eine Sekunde lang habe ich die beiden Gnome tatsächlich für echt gehalten...
Der Abend nahte. Wir versorgten uns noch mit ein paar Lebensmitteln (insbesondere kühlbedürftigen solchen wie Milch und Käse, die die Nacht über neben dem Auto ausharren und aushalten müssen) und begannen im Umland mit der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Nach einigen Irrwegen [3] bezogen wir schließlich auf einem großen Platz hinter einer Großgärtnerei und vor der Einfahrt zu einer großen Biogas-Anlage Posten. Sehr angenehm, da ruhig und mit asphaltiertem Untergrund, ein rares Komfortmerkmal auf unseren motorisierten Exkursionen. Mit routinerten Handgriffen wurden alsbald die Klamottentaschen, die Küchen- und die Waschkiste nach vorne in das Cockpit verfrachtet und der hintere Teil des treuen Minibusses damit zum Wohn- und Schlafzimmer umgewidmet. [4] Der einsetzende Regen machte das Hausen in der beschützenden Eierschale aus Glas und Blech so richtig gemütlich...
Soviel zu den ersten drei Tagen der Reise, von denen ja recht eigentlich nur einer eine Expedition ins Unbekannte war. In der nächsten Folge wird es dann schon mehr zu berichten geben!
[1] von der obligatorischen Entwässerungspause mal abgesehen...
[2] Bewaffnet waren wir übrigens mit dem dicken und fast schon zu umfangreichen »RuhrKompakt« Reise- bzw. »Erlebnisführer«. Die telefonbuchdicke Schwarte ist zu schwer zur Mitnahme auf Wanderungen und Spaziergänge, aber sie ist auch überaus informativ, thematisch sehr umfassend und noch dazu billiger als die meisten Konkurrenzprodukte.
[3] Man braucht bei unserer Art des improvisierten Herumzigeunerns regelmäßig ein paar Tage Übung, bis man wieder ein Gespür und einen Blick für gut geeignete Übernachtungsplätze in der freien Wildbahn bekommt...
[4] Wie immer hatten wir unten Isomatten und Wolldecken auf die beiden umgeklappten Rückbänke gelegt und ansonsten die regulären Federbetten von daheim mitgenommen. Im eigenen Bett schläft es sich ja bekanntlich allemal am besten!
Sonntag, 30. Mai 2010
Mit knapp zwei Jahrzehnten Abstand hat der zonebattler heuer zum zweiten Mal im Leben spanisches Territorium betreten. Erneut war es eine Insel, zum ersten Mal indes eine kanarische solche: La Palma, La Isla Bonita hatten er und seine bessere Hälfte sich zum Ziel ihrer diesjährigen Expeditionsreise auserchoren.
400 km westlich von Afrika gelegen, war diese recht kleine Vulkaninsel (gut 40 km lang, knapp 30 km breit) lange Zeit der letzte Stützpunkt vor jener neuen Welt, die Kolumbus (der übrigens selbst nie auf der Insel gewesen ist) auf der anderen Seite des weiten Ozeans entdeckt hatte. Der Reichtum, den Kaufleute, Spekulanten und andere frühe »global player« durch den Handel mit der neuen Kolonie etwa ab dem Jahre 1500 in die Haupt- und Hafenstadt Santa Cruz de La Palma brachten, ist dort heute noch zu erahnen. Von den von den spanischen Eroberen dahingemetzelten verdrängten Ureinwohnern hingegen sind nur ein paar Petroglyphen überliefert. Wir selbst wollten freilich weniger auf den historischen Spuren der Konquistadoren wandeln, sondern uns primär die einzigartige Natur des Eilandes auf ausgedehnten Wanderungen erschließen. Mit Karte, Reiseführern [1], Smartphone [2], GPS-Tracker [3], Kamera [4] und Rucksäcken mit Trinksystem [5] bestens ausgerüstet, begannen wir sogleich mit der systematischen Erforschung des aus geologischer, wie auch aus botanischer und zoologischer Hinsicht gleichermaßen einzigartigen Eilandes...
Wer auf La Palma wandern will, braucht einen (Miet)wagen, um in serpentinenreicher Fahrt zum Start- und Zielpunkt seiner Tour zu gelangen. Man merkt schnell, daß die kleinen Abmessungen der Insel nur wenig mit den zurückzulegenden Strecken und den dafür benötigten Fahrzeiten zu tun haben: Ständig geht es durch Haarnadelkurven sonder Zahl bergauf oder bergab, man kommt aus dem Drehen des Lenkrades von einem Anschlag bis fast zum anderen über weite Strecken gar nicht mehr heraus.
Kein Wunder daher, daß man für läppische 20 km Luftlinie einen halben Tag brauchen kann und unterwegs fast nur Kleinwagen und geländegängige Pickups zu Gesichte bekommt. Mit fetten Limousinen, tiefergelegten gar, würde man dort durchaus nicht repräsentieren können, sondern sich eher lächerlich machen. Wie die ganzen Bus- und Lastwagenfahrer ihre ausladenden Vehikel kreuz und quer durch die Insel chauffieren, ist mir bis heute schleierhaft. Der zonebattler jedenfalls pilotierte einen kompakten Renault Clio mit Servo-Lenkung und hat sich gestern bei der ersten Fahrt daheim mit dem eigenen Minibus sehr darüber gewundert, warum ihm dessen Lenkrad und Pedale allesamt so ungewohnt schwergängig vorkommen...
© Powered by OpenRouteService; Map data: © OpenStreetMap contributors
Anders als im Vorjahr zeigen die übereinandergelegten Tracker-Dateien mit den gefahrenen und den gewanderten Strecken diesmal keinen Rundreise-Kurs: Wir wohnten ja nicht wie sonst ambulant in der mobilen Renngurke, sondern stationär und während des gesamten Reisezeitraumes in einem gemieteten Ferienhaus, von dem wir tagtäglich immer wieder neu (aber naturgemäß oft über die gleichen Straßen) ausrückten.
Unser Domizil bestand recht eigentlich aus dem mittleren von drei leicht versetzt aneinandergebauten Häuschen. Zunächst waren wir überrascht, links und rechts keine Nachbarn vorzufinden, später gewöhnten wir uns daran und gegen Ende hätten wir es wohl tatsächlich als unangenehm empfunden, wenn unsere splendid isolation noch durch andere Touristen gestört worden wäre. Die offenbar typisch schwache Auslastung der (inselweit üppig dimensionierten) Übernachtungskapazitäten hat freilich ihre Schattenseite in Form von Muff und Schimmel, welcher sich leicht dort ausbreiten kann, wo hohe Luftfeuchtigkeit und geringe Luftzirkulation eine unheilige Allianz eingehen... Lüften, Lüften und nochmals Lüften hat uns geholfen, unserer ansonsten formidablen Finca die unangenehmsten Gerüche (wenn auch nicht deren Verursacher) für die Dauer unseres Aufenthalts halbwegs auszutreiben.
In der einfach, aber komplett ausgestatteten Hütte fand sich sogar ein Pärchen passabler PC-Aktivboxen, deren kleiner Klinkenstecker sogleich in die passende Buchse meines Handys fand: Da ich neben den Beethoven’schen Symphonien und Klavierkonzerten u.a. die Telemann’sche Tafelmusik und überdies noch sämtliche Trompetenkonzerte des gleichen Komponisten im Telefon gespeichert vorhalte, war damit eine gediegene Grundversorgung mit Frühstücksmusik sichergestellt (Parsifal, Lohengrin und Tannhäuser wären auch noch mit auf der Speicherkarte, aber situativ nicht unbedingt angebracht gewesen)...
Im Gegensatz zu den aus der Heimat gewohnten langen Dämmerungszeiten wird auf La Palma das Tageslicht am Morgen zügig angeschaltet und des Abends nicht minder flott wieder abgedreht, eine Folge der im Vergleich zu Deutschland weit südlicheren Lage auf dem Globus. Man muß das Phänomen in seine Tagesplanung einbeziehen, wenn man nicht riskieren will, nach dem Genuß eines spektakulär knalligen Sonnenuntergangs am einsamen Strande kurz darauf im Zappendusteren zu stehen.
Das nachfolgende Foto zeigt nicht etwa einen Ausschnitt aus der Altdorfer’schen »Alexanderschlacht«, sondern einen Blick von der großen Terrasse unserer Casa in Richtung Meer und untergehende Sonne:
Am unteren Bildrand sind schon jene gewebeüberspannten Bananenplantagen zu erahnen, von deren inselverschandelnden (und potentiell gesundheitsgefährdenden) Nebenwirkungen später noch zu berichten sein wird.
Soviel zur Einstimmung, soviel für heute. Im nächsten Teil brechen wir endlich auf und beginnen uns auf der Insel gründlich umzuschauen...
[1] Wir hatten im Gepäck:
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WK E2 – La Palma – Wander- und Freizeitkarte 1:30000
Verlag Freytag & Berndt, Wien
Gute, detaiilierte Karte, die auch für den Autofahrer taugt. Ideal wäre es, wenn die Straßenkilometrierung hin und wieder mit eingedruckt wäre. Nach häufigem Falten beginnt sich die Karte an den Knickstellen zu zerlegen, aber einen mehrwöchigen Urlaub hält sie aus und durch...
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Klaus und Anette Wolfsperger:
La Palma – Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen
Bergverlag Rother, München (10. Auflage, 2010)
Das Standardwerk für das Bestreifen der Insel. Gehört schon wegen des praktischen Kompaktformates in den Rucksack bzw. in die Hand jedes Wanderers. Leider finden sich in den Tourenbeschreibungen mitunter kaum nachvollziehbare Zeitangaben, nicht eindeutig identifizierbare Wegpunkte und diffuse Aussagen zu den Schwierigkeitsgraden (z.B. bei Nr. 42: »leichte, aber etwas anstrengende Wanderung«). Na ja. Sehr hilfreich sind die ergänzenden und korrigierenden Käuferkommentare bei amazon.de!
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Michael Reimer und Wolfgang Taschner:
Genusswandern auf La Palma -
Traumtouren auf der grünen Insel der Kanaren
Bruckmann Verlag, München 2007
Diesen reich bebilderten Wanderführer habe ich als Restposten-Exemplar kurz vor dem Urlaub in der Nürnberger zweitausendeins-Filiale zufällig erspäht und sogleich für kleines Geld mitgenommen. Dank der vielen bunten Fotos und des übersichtlichen Layouts wäre dieser Reiseführer eine Empfehlung wert, wenn, ja wenn nicht das große A5-Format so unpraktisch wäre! Zum appetit-anregenden Durchblättern in der Casa ideal, aber für den Einsatz unterwegs leider doch zu unhandlich...
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Izabella Gawin:
La Palma – Handbuch für individuelles Entdecken
Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld (6. Auflage, 2009)
Sehr ordentlicher Allround-Reiseführer in angenehm kompakter Größe. Die Ortsbeschreibungen waren durchaus hilfreich, die allgemeinen Tipps ebenso. Als Selbstversorger im vorab gemieteten Ferienhaus machten wir von den Unterkunfts- und Restaurant-Empfehlungen keinen Gebrauch. Auch dieser generelle Führer hat einen eigenen Wanderteil mit 20 knapp beschriebenen Touren.
Leider nicht dabei hatten wir:
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Irene Börjes und Hans-Peter Koch:
La Palma – Das Reisehandbuch zur grünsten Insel der Kanaren
Michael Müller Verlag, Erlangen 2010
Die Reiseführer aus unserer Nachbarstadt genießen nicht ohne Grund einen hervorragenden Ruf, und der hier genannte wäre mein Wunsch-Führer gewesen. Leider kam die ursprünglich für April 2010 vorgesehene Neuauflage nicht mehr rechtzeitig für uns in den Handel, mittlerweile ist sie für den Juli angekündigt. In einem Andenkenladen auf La Palma hätte ich tatsächlich noch die hierzulande vergriffene Ausgabe von 2007 erstehen können. Schon beim kurzen Durchblättern zeigte sich, daß dieses handliche Taschenbuch mit seinen umfassenden Informationen zu Land und Leuten eine dicke Empfehlung wert ist: Zusammen mit dem Rother Wanderführer und der großen Karte von Freytag & Berndt hat man damit alles Nötige in Händen!
[2] Mein schon früher vorgestelltes Dienst-Handy bewährte sich nicht nur als mp3-Player, sondern auch als Taschenlampe, Ausgaben-Erfasser, Mail-Terminal und dank des integrierten GPS-Empfängers auch als komfortabler Schrittzähler (man beachte den gezeigten Screenshot mit dem Höhenprofil einer Wanderung). Freilich habe ich den (noch zu verifizierenden) Verdacht, daß der Nokia Sports Tracker trotz nicht ausgewählten Online-Zugangs ungefragt Server-Verbindungen hergestellt hat: Ein Auslandstarif von 2 Cent pro 10 KB Datenvolumen klingt moderat, aber es läppert sich da schnell was zusammen. Jedenfalls war das Guthaben meiner Prepaid-SIM-Karte bereits nach einer Woche wundersamerweise aufgebraucht. Gut, daß ich die automatische Deckelung als »Reißleine« einkalkuliert hatte: Mit einem regulären Laufzeit-Vertrag wäre der Spaß womöglich (noch viel) teurer geworden...
[3] Mein schon mehrfach besungener und immer wieder gern erwähnter Vorratsdatenspeicher hat sich in diesem Urlaub einmal mehr bestens bewährt: Mit zwei Satz Standard-Akkus protokolliert er lässig gut 14 Stunden lang alle Bewegungen zuverlässig mit, und sein großzügig bemessener Speicher war auch nach drei Wochen fleißigen Wanderns noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt.
[4] Was bin ich froh, die dicke Digital-Spiegelreflex wieder zurückgegeben zu haben und meiner Kompakt-Knipse treu geblieben zu sein: Bei fünf Stunden in praller Sonne und 1000 Metern Höhenunterschied ist man froh um jedes Gramm, das man nicht mitzuschleppen hat!
[5] Vor Jahren schon hatten wir zwei preiswerte Wanderrucksäcke mit integriertem Wasserbehälter beim Discounter nebenan gekauft, bislang aber nicht genutzt. Bei ihrem ersten Einsatz auf La Palma erwiesen sich die portablen Behältnisse sofort als überaus praktisch: Zum einen sind sie dank schmalen Schnittes und gepolsterter Auflagen weit weniger schweißtreibend zu tragen als meine voluminöseren DB-Lokführer-Rucksäcke, zum anderen ist so ein Trinksystem (bestehend aus einer herausnehmbaren Weichkunststoffblase mit Schlauch und Mundstück dran) von erheblichem praktischen Nutzen: Der Dürstende muß nicht innehalten, um nach einer Flasche zu fingern, sondern nuckelt einfach während des Gehens am Mundstück des am Tragegurt griffbereit festgeklipsten Schlauches. Zudem läßt ein formflexibler Wasservorrat im gepolsterten Extra-Fach des Rucksackes weit mehr Stauraum für andere Zwecke frei als eine mitgeführte starre Flasche...
Dienstag, 25. August 2009
Vor ein paar Jahren hatte ich das berufliche Glück (und persönliche Vergnügen), im Werk des größten Arbeitgebers von Burghausen ein Wochenseminar durchführen zu dürfen. Feierabends strolchte ich dann durch die Straßen und kam aus dem Staunen über den offensichtlichen Reichtum der Kommune gar nicht mehr hinaus: Während es in der hochgelegenen Neustadt noch Unmengen inhabergeführter Fachgeschäfte (und kaum Handy-Läden und Ein-Euro-Shops) zu geben schien, war die tiefer am Fluß gelegene Altstadt nicht nur bunt und prächtig herausgeputzt, sondern sogar mit einer zur kostenfreien Benutzung offenstehenden Tiefgarage großflächig unterkellert. Aber hallo! Früher das Salz, heute die Chemie, damit ließ und läßt sich wohl gutes Geld verdienen...
Burghausen verfügt ‑nomen est omen- über die längste Burganlage Europas, die zu bestreifen man sich unbedingt ausreichend Zeit nehmen sollte. [1] Auch die Aussicht vom Burgberg ins Umland ist spektakulär; in Richtung Altstadt schafft es nur der Kirchturm, die Randmauer der Festung zu überragen:
Guckt man auf der gegenüberliegenden Seite nicht nur in die Ferne, sondern auch hinunter, so verschlägt es einem schier die Sprache: Da unten liegt das schönste Freibad, welches dem Berichterstatter in den knapp fünf Dekaden Anwesenheit auf diesem Planeten jemals unter die Augen gekommen ist! Eine ehemals mäandrierende Schleife der Salzach ist es, die ‑längst durch begradigenden Durchstich des Flußes vom diesem abgezwickt und seither zum stillen Altwasser mutiert- dort drunten zum erquickenden Bade einlädt, von frischen Quellen gespeist, in herrlichem Smaragdgrün funkelnd...
Freilich war es jetzt schon später Nachmittag, und es wollten noch Burg und Stadt ausgiebig inspiziert sowie anschließend ein Standplatz für die bald hereinbrechende Nacht [2] gefunden werden, darum mußten wir das verlockende Badevergnügen auf den folgenden Sonntag-Morgen verschieben.
Der Eingang zum Wöhrsee-Bad befindet sich unweit der Altstadt in der Nähe des ehemaligen Pulverturmes der Burg, woselbst Seniorenheime in bester (=ruhiger) Lage einen beschaulichen Lebensabend versprechen. Um Interessenten und spätere Kunden für die mutmaßlich nicht ganz billigen Alten-Anstalten anzulocken, sind lebensechte Lockvögel aus bunt bemaltem Kunststoff aufgestellt (bzw. hingesetzt):
Die künstliche Oma lächelt zufrieden aus der redundant beschürzten Kittelschürze, der alte Herr daneben schaut indessen versonnen in die Ferne und spielt dabei offenbar eine Runde Taschen-Billard. Kunststück oder Narretei? Egal, wir wollten ja ins Wasser, schon weil eine Woche des Herumzigeunerns abseits aller Mischbatterien den Wunsch nach einer ordentlichen Dusche immer drängender werden ließ...
Als lokalpatriotische Fürther erinnerte uns jenes Burghausener Naturbad ganz außerordentlich an die Fotos von den alten Fürther Flußbädern. Der Vergleich hinkt natürlich, der zum See gewordene Ex-Flußarm in Burghausen ist ja mit der weiterhin fließenden heimischen Rednitz nicht vergleichbar, aber das Ensemble aus hölzernen Umkleidekabinen wirkt schon wie aus der Zeit gefallen und überaus nostalgisch:
Mehr als einen Kilometer kann man unterhalb der Burganlage geradeaus schwimmen, bevor man das andere Ufer erreicht und notgedrungen wenden muß. Wem unterwegs Elan und Energie auszugehen drohen, kann sich auf eine der mittendrin verankerten Sonneninseln aus Holz wuchten und eine Runde (oder auch zwei) dösen. Was für eine elementare Freude!
Wie neugeboren machten wir uns nach dem Badevergnügen wieder auf den Weg und die Piste. Immer an der Salzach entlang hangelten wir uns auf der österreichischen Seite nach Süden, bis wir bei Tittmoning wieder die Seite und das Land wechselten. Der kleine Ort und die ihn beherschende Burg sind eine Besichtigung allemal wert. Seine Einwohner scheinen fröhliche Freunde des Rebensaftes zu sein und überdies kreative Resteverwerter:
So weit, so schön. Eigentlich wollte ich ja (wie voreiligerweise angekündigt) in dieser Folge noch bis Salzburg kommen, aber es zeichnet sich ab, daß ich die verehrten LeserInnen etwas vertrösten muß: In der heute aufgeschriebenen Episode langt es nämlich nur noch bis nach Laufen und das gegenüberliegende Oberndorf bei Salzburg. Eine prächtige Jugendstil-Brücke mit allerlei staatstragender Ornamentik verbindet dort die in einer Salzach-Schleife gelegene bayerische Gemeinde mit dem österreichischen Ort jenseits des Stromes.
Unsereins verlor übrigens bei den häufigen Grenzübertritten auf der Fahrt mitunter die Orientierung, in welchem Land er denn nun gerade war... [3]
Des zonebattler’s bessere Hälfte frönte auch im Städtchen Laufen wieder ihrer Leidenschaft, dem ausgiebigen Inspizieren von Kirchen aller Konfessionen. Davon kann sie eigenartigerweise gar nicht genug kriegen, wovon der Chronist ein Lied zu singen weiß...
Eine Begegnung der besonderen Art gab es dann noch in einer der verwinkelten Altstadtgassen, wo wir mit zwei älteren Damen ins Gespräch kamen und später noch von einer ihr uraltes Haus (samt Inventar) vom ebenberdigen Gewölbe bis zum Dachboden ausgiebig gezeigt und vorgeführt bekamen. Überhaupt gibt es in der Laufener Altstadt (die wie soviele Kleinstädte heutzutage überwiegend von Alten bevölkert ist, denn die jungen Leute finden Arbeit eher in den entfernten Städten) viele malerische Winkel zu erspechten, und wer derlei semispitzwegeske Motive mag, könnte knallfarbene Postkartenbilder am laufenden Band produzieren:
Na ja, genug davon. Nur wenige Kilometer weiter legten wir uns zur Ruhe und ich mich jetzt hier und heute auch. In der demnächst folgenden sechsten Episode meiner ausufernden Reisereportage landen wir dann aber wirklich in Salzburg!
[1] Der knipsfreudige zonebattler empfiehlt ferner wärmstens den Besuch im »Haus der Fotografie« (alias Dr.-Robert-Gerlich-Museum): Nicht nur Apparate-Freaks und lokalhistorisch interessierte Besucher kommen da auf ihre (ohnehin geringen) Kosten, auch die künstlerisch angehauchten Sonderausstellungen sind von Rang und hohem Niveau!
[2] Ein solcher war nach einigem Hin und Her in einem Gewerbegebiet hinter einer verlassenen Fertigungshalle gefunden, umgeben von Discount-Märkten, Tankstellen und Industriebetrieben. War zwar rein optisch nicht vergleichbar mit den ansonsten präferierten Standorten in freier Natur, aber in fußläufiger City-Nähe und obendrein mückenfrei. Und das war für uns eine durchaus willkommene Abwechslung...
[3] Das galt selbstredend nur für den Verfasser, sein zweibeiniges Navigationssystem auf dem Beifahrersitz mit dem Autoatlas auf dem Schoß wußte auch ohne GPS-Tracker stets und zu jeder Zeit, woselbst wir uns gerade befanden.
Dienstag, 18. August 2009
Wie schon im Vorjahr rückten der zonebattler und seine bessere Hälfte auch heuer wieder zu einer Campingreise [1] aus, in deren Verlauf sich ihre schier unbezahlbare Renngurke einmal mehr als Raumschiff, Basislager, Feldküche und Schlafzimmer allerbestens bewährte. Zwar fiel die zurückgelege Strecke mit insgesamt 1.400,1 km diesmal etwas kürzer aus, doch hätten wir uns die knapp zweiwöchige Expedition kaum abwechslungsreicher vorstellen können...
Im Uhrzeigersinn fuhren wir einen Rundkurs durch die Oberpfalz und den Bayerischen Wald hinunter in die Alpen, machten dabei manchen Abstecher nach Tschechien und Österreich und hangelten uns über die oberbayerischen Seen schließlich langsam wieder hinauf in die fränkische Heimat. Erneut ließ ich durch meinen kleinen GPS-Tracker am Gürtel die gesamte Reiseroute automatisch mitprotokollieren und kann sie jetzt im Nachhinein auf der Landkarte betrachten:
Die sich beim Hinein-Zoomen nahezu beliebig verfeinernde Route macht es möglich, die Tour am Bildschirm nochmals in allen Details durchzugehen: Ein feines Feature, welches wir als »Erinnerungsanker« sehr schätzen und nimmer missen mögen...
Wer sich mit minimalem Luxus, dafür aber mit dem Nötigsten ausgestattet auf Reisen in die Natur begibt, wird mit Aussichten und atmosphärischen Anmutungen belohnt, die sich im Bild nur unzureichend wiedergeben lassen. Schon der erste Sonnenuntergang »im Felde« war von ganz anderer Klasse als jene, die sich gemeinhin daheim in der steinernen Stadt beobachten lassen:
Und auch am Morgen, wenn die Blase zwickt ersten Sonnenstrahlen kitzeln, hat man einen völlig anderen Panoramablick vor sich als von der heimischen Bettstatt aus:
Freilich sei schon hier am Anfang der Berichterstattung nicht verschwiegen, daß das ambulante Vagabundenleben nicht nur aus eitel Sonnenschein besteht. Draußen in Feld und Flur lauern nämlich fiese Feinde, mit denen der gemeine Städter eher selten konfrontiert wird: Myriaden blutgieriger Schnaken und Stechmücken wollen im Wald und auf der Heide den arglosen Touristen ans Leder! [2] Während aber der Chronist auf wundersame Weise selbst kurzbehost und beteeshirted regelmäßig in Ruhe gelassen wird, muß sich seine bessere Hälfte ebenso zwangsläufig mit bis zu drei gleichzeitig übergestreiften Sockenpaaren schützen, um nicht auf das Schmerzlichste von den surrenden Sechsbeinern gepiesackt zu werden:
Nun wären ja Wollsocken an sich kein Hindernis für einen gezielt lancierten Insekten-Angriff, aber bei drei Lagen grober Wolle ist der Abstand vom Landeplatz zur Haut des Opfers dann letztlich doch größer als die Länge des typischen Schnakenstachels...
Soviel zum Auftakt dieser kleinen Serie mit lauschigen (und launischen) Impressionen aus der Sommerfrische. In den demnächst folgenden Teilen werde ich diverse Höhepunkte (und Tiefschläge) der Rundfahrt näher erörtern und wie immer nicht mit bunten Bildern geizen. Bleiben Sie dran!
[1] Grundsätzliches zu unserer bevorzugten Art des Urlaubens hatte ich hier schon einmal näher ausgeführt.
[2] Ganz nach dem Loriot’schen Motto: »Das Beste sitzt unter der Haut!«
Donnerstag, 2. Oktober 2008
Wie oft hat man sich beim Betrachten eigener Fotos aus früheren Urlauben und längst vergangenen Zeiten schon gefragt, wo das seinerzeit als festhaltenswert erachtete Motiv denn nun letztlich gewesen ist? Gut, mit dem Kölner Dom im Hintergrund oder dem Eiffelturm am Horizont fällt die Verortung nicht schwer, doch meistens ist es nicht ganz so einfach, die Bilder ‑Detailaufnahmen zumal- mit dem Ort ihrer Entstehung zu verknüpfen. Doch ab sofort wird alles anders: Die beiden neudeutschen Zauberworte heißen Geotagging und Geo-Imaging.
Wie ich in einem epischen Achtteiler unlängst berichtete, hatte ich auf unserer Tour durch Deutschland, Belgien, Frankreich und den Südostzipfel Englands nicht nur meine Kamera, sondern auch den kleinen GPS-Logger dabei. Von der erfolgreichen Verheiratung der Datenbestände beider Geräte handelt dieser Beitrag. Sehen wir uns zunächst an, was ich am 06. Aug. 2008 um 17:16:17 Uhr MESZ (also 16:16:17 Uhr Ortszeit) im südenglischen Städchen Deal an der Kanalküste knups bzw. knipste [1]:
Die Kamera (deren interne Uhr ich selbstredend vor der Abreise daheim penibel genau justiert hatte) wußte und weiß natürlich nichts von Deal und dessen Historie, aber sie hat zumindest zuverlässig in den sogenannten EXIF-Daten der Bilddatei den Zeitpunkt der Aufnahme vermerkt. Unabhängig davon hat der am zonebattler’schen Gürtel baumelnde GPS-Tracker den ganzen Urlaub lang per Satelliten-Peilung alle zwei Sekunden (!) seine geographische Position präzise bestimmt und diese mitsamt der Uhrzeit abgespeichert.
Wenn aber die in die Weltgeschichte lugende Kamera nicht nur das Motiv, sondern auch den Zeitpunkt des Auslösens festhält und der Geotracker derweilen akribisch seine Position notiert, dann ist es nachher geradezu ein Kinderspiel, beider Daten per Software zusammenzuführen und die geographische Position des Aufnahmeortes gleichfalls in die Metadaten der Bilddateien schreiben zu lassen. Und damit nicht genug: Ein Geotagging-Programm wie das kostenlose locr [2] zeigt den Standort des Lichtbildners wahlweise auf der Landkarte oder einem Google Maps-Luftbild an:
Ei, das ist fein, nicht wahr? Aus der Vogelperspektive ist die höchst ungewöhnliche Blumenform der kanonenbewehrten Küstenfestung doch ungleich besser zu erkennen als von meinem niedrigen Standpunkt auf Strandhöhe aus!
Mit einigen wenigen Mausklicks habe ich mir soeben meine 150 aufgehobenen Urlaubsfotos georeferenziert und kann mir jetzt noch in 100 Jahren in Nullkommanix anzeigen lassen, wo ich sie anno 2008 aufgenommen hatte. In locr (ein blöderer Programmname ist mir seit Jahren nicht mehr untergekommen) kann man recht kommod in einem sinnfällig aufgeteilten Programmfenster durch die Bilderbestände blättern und sich den jeweiligen Knipsplatz von oben angucken [3]:
Der innovative Mehrwert der Methode ist offenkundig: In zwei, drei Jahren werden wohl die meisten Digitalkameras den dazu nötigen GPS-Empfänger schon eingebaut mitbringen. Bereits heute aber ist es mit einem separaten Kästchen von doppelter Streichholzschachtelgröße problemlos möglich, derlei Koppelungen durchzuführen. Mir persönlich sind getrennte Apparillos allerdings lieber, weil ich erstens nicht auf jeder Tour, die ich aufzeichnen will, auch fotografiere, und weil ich zweitens ungern einen steten Stromverbraucher in der Kamera quasiparasitär an den Akkus nuckeln lassen möchte... [4]
So, und jetzt fliege ich meine Urlaubs-Schnappschüsse nochmals sämtlich aus der Luft ab. Reisen bildet, und das neuerdings sogar noch hinterher!
[1] Ja, den Himmel habe ich manipulatorischerweise aus dramaturgischen Gründen sotwaremäßig nachgedüstert, im Original ist er leider ebenso überbelichteter- wie langweiligermaßen weiß...
[2] Ich habe auch das erheblich leistungsfähigere Programm GeoSetter angetestet, doch hing sich das bei mir ebenso bedauerlicher- wie reproduzierbarerweise bereits beim Versuch auf, meine Trackdateien einzuladen. Schade.
[3] Sofern man nicht (wie der Autor dieser Zeilen in Würzburg und Brighton) den GPS-Tracker schusseligerweise im Auto hat liegen lassen, während man die Stadt mit der Kamera in der Hand zu Fuß bestriff, bestroff, bestreifte. Immerhin bietet locr die Möglichkeit, Fotos auch ohne Tracker-Datei rein manuell per Klick in die Karte zu verorten, sofern man sich noch halbwegs genau an den Aufnahmeort erinnert...
[4] Und anders ginge es nämlich nicht: Ein hart durch Stromentzug deaktivierter GPS-Tracker braucht beim nächsten Einschalten u.U. mehrere Minuten, bis er sich wieder orientiert hat. Für Schnappschüsse wäre das viel zu lange, darum dürfte er auch bei ansonsten ausgeschalteter Kamera nicht wirklich schlafen...
Montag, 25. August 2008
Wieder in Frankreich angelandet, strebten wir latent heimwärts unter Anvisierung der folgenden noch zu besichtigenden oder kurz heimzusuchenden Etappenziele: Cap Blanc-Nez – Wissant – Cap Gris-Nez – Boulogne sur Mer – Le Touquet – Abbeville – Amiens – Roye – Noyon – Le Plessis-Brion – Compiègne – Pierrefonds – Soissons – Laon – Reims – Châlons-en-Champagne – L’Épine – Verdun – Metz – Idar-Oberstein – Meisenheim (Glan) – Rüsselsheim – Veitshöchheim, wobei die letztgenannten vier Stationen natürlich schon wieder in Deutschland zu verorten sind.
Als unerwartet schwierig gestalte sich tatsächlich der Versuch, den in England fast leergefahrenen Kraftstofftank des Einsatzwagens auf französischem Boden wieder vollzukriegen: Viele Tankstellen haben zwar 24 Stunden pro Tag geöffnet, arbeiten aber ohne jegliches Personal. Die automatischen Zapfsäulen wiederum mochten unsere ansonsten weltweit allerorten problemlos funktionierenden VISA-Karten nicht akzeptieren. Letztlich kamen wir nur dank der Unterstützung eines freundlichen Monsieurs zum dringend benötigten Sprit, der mit seiner Karte die Pumpe bediente und dafür von mir Bargeld in die Hand gedrückt bekam. Man recherchiere in einschlägigen Foren, in diese landestypische Finanzierungs-Falle tappten schon viele andere Touristen vor uns...
Doch weiter zu des Landes bekannteren Spezialitäten: Die Franzosen stellen vor allem weiche Käsesorten und gothische Kathedralen her, letztere in deutlich weniger Variationen, dafür von erheblich längerer Haltbarkeit. Des zonebattler’s bessere Hälfte kann ohne weiteres ein Dutzend Gotteshäuser pro Tag verdauen, er selbst allenfalls deren drei oder vier, dann läßt er die Schultern hängen und kann die Kamera nicht mehr gerade halten:
Sehr nett ist die Idee, die großen Kirchenschiffe außerhalb der Gottesdienstzeiten aus den ohnehin vorhandenen Säulenlautsprechern dezent mit angemessener Musik zu beschallen, also beispielsweise mit mittelalterlichen Messen oder Madrigalen. Gar komisch wird einem freilich zumute, wenn auf einer Seite die Boxen phasenverkehrt angeschlossen sind und sich dann statt innerer Erhebung rasch innere Mulmigkeit einstellt...
Im Norden Frankreichs sind die Erinnerungen an den »Großen Krieg« allgegenwärtig, womit sie dort freilich keineswegs die temporäre Unterwerfung durch die Deutsche Wehrmacht von 1940 bis 1944 meinen, sondern den ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918, der im kollektiven Gedächtnis der Deutschen schon recht verblaßt zu sein scheint. Das nachwirkende Trauma ist freilich verständlich, denn das apokalyptische Massensterben im weitgehend stationären Stellungskrieg fand ja überwiegend im nahen Flandern und auf französischem Boden statt. Der Norden des Landes ist denn auch übersäht mit Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen mit Gefallenen (aus beiden Weltkriegen).
Zweimal hat Deutschland im letzten Jahrhundert unsägliches Leid über seine Nachbarn gebracht, da gibt es nichts zu beschönigen und auch nichts zu vergessen. Den mittlerwile in Zentraleuropa herrschenden Frieden auf Dauer zu bewahren ist eine Aufgabe, die wir den elend krepierten Opfern aller Nationen schuldig sind...
Am Morgen nach der letzten Übernachtung im ehemaligen Feindesland habe ich die Kamera himmelwärts durch das Glasdach unseres mobilen Bettes blicken lassen:
So schön und mitunter sogar idyllisch das Leben auf Achse auch zeitweise ist (die Übergriffe krimineller Subjekte mal außen vor gelassen), nach gut zwei Wochen sehnt man sich nach einem richtigen Bett unter der Wirbelsäule, und auch eine funktionierende Dusche mit Einhebel-Mischbatterie ist letztlich komfortabler als so ein Plastikkanister mit tagsüber sonnenerwärmten Brauchwasser. Und dennoch: Die von uns präferierte Art des wilden Campens (bei der wir nie mehr in der Landschaft zurücklassen als Reifenspuren und organisch abbaubare Stoffwechselprodukte) ist eine sehr beglückende, da erdende und naturnahe. Mit Geiz hat das nichts zu tun, was wohl jede(r) Gleichgesinnte bestätigen wird...
Den Bogen schließen möchte ich (wie in der zweiten Folge angekündigt) mit ein paar Bemerkungen zur Reisefotografie: Wer eingermaßen ästhetische und formale Ansprüche an die Kunst des Abbildens stellt, läuft schnell nur noch mit dem »Sucherblick« durch die Gegend und verdirbt sich über Fragen der Bildgestaltung den Genuß des Augenblicks. Zudem trifft man auf Reisen häufig zu Zeiten hohen Sonnenstandes und ergo bei unvorteilhafter oder unspektakulärer Beleuchtung bei jenen Sehenswürdigkeiten ein, die (am frühen Morgen oder späten Nachmittag aufgenommen) in Bildbänden oder auf Postkarten so unerhört viel plastischer und fotogener wirken. Aus diesen Gründen lasse ich die Kamera mittlerweile oft stecken und fotografiere nur hin und wieder ein paar Details (oder mache gelegentliche Belichtungsreihen für spätere HDR-Experimente). Die rein persönliche Funktion von Reisefotos, nämlich das nachhaltige Verankern von Erinnerungen für ein späteres Wiederauflebenlassen, konnte ich inzwischen weitgehend an meinen im ersten Teil vorgestellten GPS-Tracker delegieren. Auch wenn der von Google Earth gewährte Blick aus der Vogelperspektive nicht immer ganz aktuell und nicht überall hoch aufgelöst ist: Die später fast auf den Meter genau nachvollziehbare Reiseroute erfüllt den genannten Zweck hervorragend und ermöglicht einem einfacher und besser denn je, die eigenen Expeditionen nochmals im Geiste hautnah zu erleben...
Epilog:
An einem Samstag Abend wieder in Fürth angekommen, liefen wir sofort unseren homezone-nahen Discounter an, um Frischmilch und andere Lebensmittel für den leeren Kühlschrank daheim zu bunkern. Doch was erspähte ich sogleich auf den Milchpackungen, sogar jenen der ausgewiesenen Bio-Variante? Jetzt länger haltbar ohne Geschmackseinbußen. Ja von wegen! Mein weißes Lebenselixier rangiert jetzt sensorisch irgendwo zwischen Frischmilch und H‑Milch, der »Vorteil« der längeren Haltbarkeit nutzt allein der Lagerlogistik, aber nicht dem Verbraucher. Kaum ist man mal weg, krempelt der Handel das Sortiment klammheimlich um. Ihr Schurken, ihr elenden Schufte, wenn ich Euch erwische, lasse ich euch in H‑Milch ertränken!
Samstag, 23. August 2008
Der am späten Vorabend angesteuerte Übernachtungsort ‑die hinterste Ecke eines großen Supermarkt-Parkplatzes in Uckfield- hatte sich als überaus kommod erwiesen: fester Untergrund (Asphalt), schützende Bäume seitlich und im Rücken, fließend Wasser (Bächlein) gleich hinter der fahrenden Behausung. Da ließ es sich nach der ambulanten Morgen-Toilette denn auch vortrefflich frühstücken (mit frischer Milch von nebenan). Und schon ging es frisch gestärkt wieder auf die Piste.
Nach einem spontanen Abstecher zu einer nahe der Route gelegenen Museums-Eisenbahn in Isfield (die »Lavender Line«, siehe auch Isfield railway station) inspizierten wir am Vormittag noch Lewes, um dann zur Mittagsstunde endlich im berühmten Seebad Brighton einzulaufen. Leider zeigte sich der Samstag dort arg windig und regnerisch, aber das war uns erstmal einerlei, stand doch zunächst der lang ersehnte Besuch im Royal Pavilion auf dem Programm. Und da war er nun:
Der damals juvenile Prinzregent und spätere König Georg IV. hat es bei der architektonischen Außen- und Innengestaltung seiner Sommerresidenz echt voll kraß krachen lassen (um mal eine zeitgenössische Wendung zu gebrauchen): Im pseudo-indisch-chinesischen Stil errichtet, erinnert der Palast in weiten Teilen an das Set eines Fantasy-Filmes: Drachen-Skulpturen überall, dekorative Ornamentik allerorten. Fotografieren verboten, außer natürlich für Analphabeten (reichlich), Piktogramm-Ignoranten (noch mehr) und zonebattler (einen, sich rechtschaffen schämenden):
Erstmals bekam unsereins anläßlich der Palast-Besichtigung einen Audioguide in die Hand gedrückt, eine Art elektronischen Führer in angenehm handschmeichelnder Telefonhörerform. Eine interessante, wenngleich ambivalente Erfahrung: Einerseits erfährt man von der in das Kästchen eingesperrten Geisterstimme natürlich eine Menge über das zu Sehende und über die historischen Hintergründe, andererseits braucht man fünf- bis achtmal so lange als ohne Plapperkasten, bis man mit dem Inspektionsgang fertig und wieder am Ausgang angelangt ist. Aber was soll’s, draußen warteten ja nur Sturm- und Regenböen auf uns...
Der anschließende Marsch durch die Stadt und insbesondere jener durch die lärmenden Spielhallen-Säle auf dem Brighton Pier müssen unbebildert bleiben, wollte ich doch nicht riskieren, die delikate Optik einem plötzlichen Salzwasser-Guß auszusetzen. Unbebildert und nicht mehr im Detail nachvollziehbar bleibt leider auch die präzise Route durch Stadt und über Strand, denn dummerweise hatte ich meinen unscheinbaren GPS-Tracker im geparkten Auto vergessen, wo er stumm und stur und stationär vor sich her trackerte. So bleibt der lange Pier auf der virtuellen Landkarte unbestriffen, und es ist nur die spätere Hin- und Her- und Weiterfahrt entlang der Uferpromenade für die Nachwelt aufgezeichnet:
Map data: © OpenStreetMap contributors, powered by MapSurfer.NET
Bis weit in den Abend hinein fuhren wir küstennah nach Osten, konnten aber keinen so recht überzeugenden Standplatz für die Nacht ausfindig machen. Erst in einem Vorort von Bexhill fand sich ein (mehr oder weniger) lauschiges Plätzchen hinter den Gebäuden einer aufgegebenen Tankstelle und ehemaligen Kfz-Werkstatt. Der nächste Tag ‑der Sonntag also- macht seinen Namen dann wieder alle Ehre, so daß der Besuch im nahen Hastings bei blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und darob gutgelauntem Federvieh stattfinden konnte...
Über die Stationen Battle (wo die berühmte Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 tatsächlich stattgefunden hatte)- Bodiam Castle – Rye – New Romney und tags drauf New Romney – Dymchurch – Hythe – Dover ging es dann wieder zum Fähranleger und damit dem Ausgangspunkt unserer kleinen England-Expedition zurück. Im nächsten Teil gibt es morgen noch ein paar Bilder über das, was England so englisch macht. Stay tuned!
Montag, 18. August 2008
Das eigene Land zu durchreisen ist zunächst meist keine sonderlich aufregende Erfahrung: Wegweiser, Briefkästen, Polizeiautos und Ladenschilder schauen kaum anders aus als die daheim. Man ist irgendwie noch nicht wirklich weg. Wohl dem aber, der ein kleines und eher langsames Auto hat: Da stellt sich der Wunsch nach überschaubaren Etappen und ausgiebigen Pausen ganz von selbst ein! Zum Beispiel schon nach 100 Kilometern:
Im ruhigen Hofgarten der Würzburger Residenz läßt es sich ganz wunderbar flanieren, selbst bei schönstem Ferienwetter verliert sich werktags nur eine Handvoll BesucherInnen darin. Wir labten uns im rekonstruierten Wirtschaftsgarten an reifen Walderdbeeren, die offenbar nur der Zierde dienen und ansonsten allenfalls von ortskundigen KennerInnen gemundraubt werden. Ein leckerer Reiseauftakt! Auch vor dem Schloß förderte der Blick zum Boden manch’ rätselhafte Überraschung zutage:
Auf der Rückseite jenes Pappschildes stand übrigens »kostenlos« zu lesen. Na dann!
Jetzt müssen wir das Erzähltempo aber doch etwas verschärfen, sonst dauert die rekapitulierende Zusammenfassung am Ende noch länger als die eigentliche Reise. Der private Hausbesuch beim Lexikaliker sei daher nur am Rande erwähnt; wir spulen flugs vor und setzen tags drauf wieder ein beim Besuch der berühmten Abtei Maria Laach in der Eifel. Zunächst galt es, den unweit der Klosterkirche gelegenen Caldera-See per pedes zu umrunden, was der in der Hosentasche mitgeführte GPS-Tracker natürlich penibelst protokollierte:
Map data: © OpenStreetMap contributors, powered by MapSurfer.NET
Überhaupt ist es eine feine Sache, sich von so einem kleinen Reisebegleiter die Route und damit letztlich auch die Erinnerungen zuverlässig konservieren zu lassen. Ich werde in einer späteren Episode noch darauf zurückkommen, welche durchaus unerwarteten Nebenwirkungen das hinsichtlich der eigenen Fotografierwut zeitigen kann...
Die folgenden ausgiebig inspizierten Etappenziele (Bad Münstereifel, Gemünd, Aachen) seien der Vollständigkeit halber zwar nicht verschwiegen, aber auch nicht näher beschrieben, denn wie eingangs schon erwähnt ist die Anmutung inländischer Orte auf einem gewissen gemeinsamen Nenner stets die gleiche, wiewohl natürlich die Baudenkmäler und die Dialekte der Insassen wechseln. Wirklich anders wird es erst mit dem Überfahren einer Landesgrenze, in unserem Fall war es die zu Belgien. Wie es dort zugeht, wird Thema und Gegenstand der nächsten Folge sein...
Sonntag, 17. August 2008
Als ich in einem früheren Leben im Jahre 1991 erstmals in das südenglische Seebad Brighton kam, war der exotisch-kuriose Royal Pavilion vollständig eingerüstet und wegen allfälliger Instandsetzungsarbeiten nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Gut 17 Jahre später galt es nun, die überfällige Besichtigung endlich nachzuholen...
Während es den zonebattler also nach England zog, wollte seine bessere Hälfte unbedingt Frankreich bereisen. Beides miteinander verbindend und vereinend, brach man am letzten Julitag mit (und in) der treuen Renngurke gen Westen auf.
Erstmals konnte ich dank meines handlichen Vorratsdatenspeichers (der im Bild zu sehende, weiße GPS-Tracker) die gesamte Reiseroute automatisch mitprotokollieren und jetzt in Nachgang visualisieren lassen. Aus großer Höhe sieht die zurückgelegte Strecke auf der Landkarte so aus:
Bei weiterem Hineinzoomen wird die farbige Trackerspur dann immer detailierter: Letztlich sieht man jeden Ampelstopp und jede Pinkelpause Rast. Erfreulich üppig ist übrigens die Speicherausstattung meines kleinen weißen Protokollführers: Obwohl ich ihn alle 2 Sekunden (!) die Position aufzeichnen und täglich ca. 12 Stunden lang laufen ließ, war er nach 17 Reisetagen noch nicht mal halbvoll!
Da die Fahrzeugbesatzung berufsbedingt recht hotelerfahren ist, zieht sie im Urlaub gemeinhin die morgendliche Gesellschaft von Hase und Igel der von Hinz und Kunz vor und nächtigt freudig in freier Natur. Zu diesem Behufe sucht sie bei Einbruch der Abenddämmerung einen geeignet erscheinenden Standplatz für den mit wenigen Handgriffen zum komfortablen Schlafwagen umzurüstenden fahrbaren Untersatz. In (meist) friedlicher Umgebung findet der Reisetag dann sein beschauliches Ende.
Angst braucht man unserer Meinung nach bei dieser Art des naturnahen Nächtigens nicht zu haben, sind doch die Räuber heutzutage gemeinhin nicht mehr im Walde, sondern im Internet (und/oder in den schnieken Chefetagen) anzutreffen...
Übrigens ist der bewährte Wagen ebenso kompakt wie geländegängig und verhilft dank mitgeführter Küchen- und Waschkisten zu einem doch beträchtlichen Maß an Autarkie. Hinterher ist man immer wieder auf’s Neue verblüfft, mit wie wenig man auskommt, um ein ‑keineswegs spartanisches- Vagabundenleben auf Zeit zu führen.
Soviel vorab, als Präambel sozusagen und um das grundsätzliche Szenarium zu setzen. In eigenen Beiträgen sollen die Erlebnisse und Ereignisse in Deutschland, Belgien, Frankreich, England und wiederum Frankreich und Deutschland ausführliche Würdigung finden.
Montag, 31. März 2008
Gestern habe ich die Hälfte der winterlich eingemotteten Liegerad-Flotte flott gemacht, will sagen unter allerlei Verrenkungen aus dem tiefen Keller gewuchtet und fahrfähig hergerichtet. Das Rangieren der Langlieger durch das enge Stiegenhaus war das Schwierigste, ansonsten waren die ausladenden Vehikel nach wenigen Aufpumpzyklen an den etwas erschlafften Reifen schnell wieder einsatzklar.
Die erste Kurz-Tour des ziemlich wechselwarmen Frühlings (ordentlich heiß im Sonnelichte, empfindlich kalt dagegen noch in den eher zugigen und schattigen Streckenabschnitten) führte uns nach Oberasbach, woselbst wir die geradezu legendäre Frau Praml besuchten: Wie wir aus einer preisgekrönten Reportage der besten Dokumentarfilmer in town wußten, steht jene mittlerweile 90 Jahre alte Dame (!) noch täglich (jawohl, Mo-So) in ihrem rührend altmodischen Laden und bietet dort Lebensmittel (Mo-Sa) und Schnittblumen (So) feil, dazu Lotto-Lose, Fliegenfänger, Zeitschriften und sonstwas. Was an sich ja schon bemerkenswert wäre. Geradezu unglaublich freilich mutet der Umstand an, daß die Lady vom Jahrgang 1918 noch dermaßen attraktiv (und zudem fesch gewandet) ist, daß manche potentielle Tochter mit drei Jahrzehnten weniger auf dem Tacho dagegen alt und oma-mäßig ausschaut. Hut ab!
Witziger- und zufälligerweise bot sich dann unverhofft und ungeplantermaßen noch die Gelegenheit, eine weitere »Hauptdarstellerin« einer Medien PRAXIS-Reportage leibhaftig kennenzulernen: Die resolut-charmante »Chormutter« des Windsbacher Knabenchores war auf Einladung unseres umtriebigen Filmteams nach Fürth gekommen, um sich die schönste Stadt des Universums geführterhalber aus der Nähe anzuschauen. Also wieder rauf auf die Straßen-Tretboote und an der Weikershofer Gaggerlas-Quelle vorbei Kurs auf den Fürther Stadtpark genommen.
Nach diesem etwas weitläufigen Geschlenker durch die Botanik nähern wir uns nun endlich dem eigentlichen Thema des heutigen Blogbeitrages, nämlich dem buchhalterischen Verlangen des Unterzeichnenden, seine Ausflüge, Exkursionen, Reisen und Touren irgendwie zu dokumentieren, und zwar sowohl möglichst genau als auch mit einigermaßen geringem Aufwand. Zu gerne würde ich nämlich wissen, wie viele Kilometer ich nun gestern auf meinem Trampelflitzer zurückgelegt habe. Ja, ich weiß, elektronische Kilometer‑, Kalorien- und Erbsenzähler für Drahtesel gibt es an jeder Ecke für wenig Geld, aber ich mag solche Dinger nicht wirklich an meinen Rädern haben: Ich bin (nicht nur) da recht eigen...
Nachdem mich aber mein Freund der Baum Lexikaliker auf die Produktgattung der GPS-Datenlogger aufmerksam gemacht und mich dazu auf einen höchst ergiebigen Testbericht verwiesen hatte, war es um mich geschehen: Heute mittag bestull ich mir sogleich so ein kleines Kästla vom Typ RoyalTek RGM-3800. Das kommt in Rucksack oder Westentasche und soll dann fleißig per GPS-Satelliten-Ortung alle 15 Sekunden festhalten, wo (und wie hoch) ich mich gerade befinde. Daheim wird später die Protokoll-Datei auf den PC gezogen und ausgewertet: Am faszinierendsten finde ich die Möglichkeit, sich die zurückgelegten Strecken (einschließlich aller Irrwege) auf Google-Earth-Luftbildern visualisieren zu lassen. Grandios!
Aber das ist sozusagen ja erst die halbe Miete. Wenn der kleine GPS-Tracker einerseits ständig zu jeder beliebigen Zeit seine Position notiert, andererseits meine Kamera (bei richtig gestellter innerer Uhr) zu jedem Foto die Uhrzeit seiner Entstehung festhält, dann kann ein Stück schlauer Software beides hinterher in Relation zueinander setzen und in den EXIF-Daten eines jeden geschnappten Schusses den dazugehörigen Ort vermerken! Und das ist dann wirklich eine ultrapraktische Sache: Wenn jede Bilddatei den Ort ihrer Entstehung mit sich herumträgt, kann man eigene Reisen hinterher viel lebhafter am (virtuellen) Globus nachvollziehen als jemals zuvor! Und das alles für im Grunde läppische 60 Euronen...
Mit ein bißchen Wühlen im Netz habe ich hier und da schon recht pfiffig erscheinende Auswerte-Programme aufgetan. Jetzt warte ich gespannt und einigermaßen ungeduldig auf mein Postpaket und hoffe, hier schon bald über erste eigene Erfahrungen mit dem GPS-Logger berichten zu können.
Süßer und scharfer Senf: