Fundstück: | |
Art / Typ: | Receiver ITT Schaub Lorenz SRX 75 hifi professional |
Herkunft: | Deutschland, um 1976 |
Zustand: | optisch sehr gut, technisch makellos; von zwei rückseitigen Feinsicherungshaltern einer nicht original |
Fundort: | 2nd-Hand-Laden in Erlangen (August 2000) |
Kaufpreis: | DM 20,00 |
Notizen: | Schon auf den ersten Blick durch die Schaufensterscheibe hatte ich mich in das große und schwere Gerät verliebt! Die runden (und teilweise bunten) Schalterknöpfe, die große Frequenzskala, die abgerundeten Gehäuseecken und die soft-gestylten Drehknöpfe wiesen den Receiver als waschechtes Kind der 1970er Jahre aus: Wegen eingeschränkter Funktionsfähigkeit beim Ausprobieren (ein Kanal blieb stumm, die Skala dunkel) konnte ich den Ladeninhaber auf läppische DM 20,00 herunterhandeln... Daheim wurde das Gerät geöffnet, der durch die Lüftungsschlitze gerieselte Staub der Jahrzehnte abgesaugt, ein halbes Dutzend durchgebrannter Lämpchen ersetzt und etwas Kontaktspray in das Lautstärke-Poti gesprüht. Dann habe ich noch mit einem feuchten Lappen vorsichtig den trüben Belag von der Rückseite der Skalenscheibe gewischt, auf daß sie so klar werde wie einst im Neuzustand. Deckel drauf, Schrauben festgezogen, Strom an: Volle Kraft voraus auf beiden Kanälen! Wie vorgestern angekündigt habe ich heute dem dicken Brummer nochmals unter die Haube geschaut, um dem mittlerweile wieder lästig kratzenden Lautstärke-Potentiometer mit frischem Kontakt- und Reinigungsspray erneut zu einer eigengeräuschlosen Existenz zu verhelfen. Und wenn man schon mal den Deckel drunten hat, kommt natürlich auch der Staubsauger zum Einsatz. Der Lohn der Mühe ist ein charaktervoller, frisch aufspielender HiFi-Receiver, der trotz (oder wegen) seines hohen Alters keinen Vergleich mit zeitgenössischen Plastikschachteln aus dem Elektromarkt zu scheuen braucht. Im Gegenteil! Nur eines kann er leider auch nicht, nämlich bessere Musik empfangen, als heutzutage von den ganzen unsäglichen Dudelfunk-Stationen gesendet wird... |
Schraub’, Lorenz ! ;-)
#1
In Sachen farblich passende Antennenweiche...
...für dieses Gerät habe ich hier eine Diskussion gestartet!
#2
zonebattler
Der letzte Satz war der BESTE IM BERICHT ( Leider )
#3
Fast neun Jahre hatte mich nun der empfangsstarke und wohlklingende Apparat nach der eigenhändigen Generalüberholung erfreut und nie im Stich gelassen. Dann schien er auf einmal beleidigt zu sein, denn letzte Woche gab er eines schönen Morgens nach dem Einschalten keinerlei Laut mehr von sich (auch kein Rauschen bei voller Lautstärke und angewähltem TA-Eingang). Irgendwas war also definitiv hinüber. Der Tunerteil schien glücklicherweise unversehrt zu sein, jedenfalls leuchteten alle Lämpchen fröhlich und auch das Feldstärke-Instrument schlug beim Drehen des Abstimmungsknopfes aus wie gewohnt.
Als Sofortmaßnahme habe ich die von außen zugänglichen Sicherungen der Endstufen geprüft, die waren freilich beide in Ordnung. Gestern nun habe ich mich dazu aufraffen können, den schweren schwarzen Kasten zu eröffnen und drinnen nach zusätzlichen Feinsicherungen (sowie weiteren latent defekten Innereien) zu fahnden...
Und siehe, Sicherungen gibt es reichlich. Schon die erste, die ich prüfte (links neben den beiden großen Sieb-Elkos, im nachfolgenden Bild gelb eingeringelt) war kaputt. Ich tauschte sie gegen ein spezifikationsgleiches Exemplar aus dem Magazin (2,5 A träge), schaltete den Receiver ein, und was passierte? Logisch, auch das Drähtchen in der neuen Sicherung verglühte binnen Sekundenbruchteilen...
Mist, dachte ich, da ist dann wohl doch mehr im Eimer. Sodann habe ich mir spaßeshalber die zweite Feinsicherung (die grün markierte) am zweiten Puffer-Kondensator vorgenommen und durchgemessen. Resultat: auch hinüber!
Daraufhin habe ich in an sich unprofessioneller, trotziger Sturheit beide Sicherungen erneuert. Vielleicht, dachte ich mir hilfshalber, muß das symmetrische Konstrukt aus Gleichrichtern und Kondensatoren ja beidseitig in Ordnung sein, damit sich was tut?
Also: zwei neue Sicherungen rein und den Kasten eingeschaltet. Wie befürchtet brannte die linke Sicherung (»die gelbe« ) sofort wieder durch, aber der Receiver fing tatsächlich trotzdem sofort wieder lauthals zu spielen an! Und das auf beiden Kanälen und ohne jedes Manko!
Und er dudelt nun auch weiter munter vor sich hin. Wie aber kann das sein? Mit halber Kraft scheint er nicht zu laufen, obwohl eine Sicherung definitiv defekt ist (und ihre Vorgängerin das vielleicht schon seit Jahren war)?
Der Kasten hat übrigens keinen Wahlschalter für verschiedene Primärspannungen, es ist offenbar ein symmetrisch ausgelegtes 220 V‑Netzteil, dessen einer Zweig an sich tot sein müßte. Aber wie gesagt, jetzt funktioniert alles wieder wie vorher. Sehr mysteriös! Zumal auch im Zustand mit zwei durchgebrannten Sicherungen an den Puffer-Elkos der Tunerteil nachgewiesenermaßen auch weiterhin mit Strom versorgt wurde. Kopfkratz...
Leider verfüge ich nicht über den Schaltplan, aber vielleicht kannst ein(e) einschlägig bewanderte(r) Leser(in) aus eigener Erfahrung mit einer halbwegs plausiblen Theorie aufwarten? Ich habe übrigens gründlich nach offensichtlich verschmorten Bauteilen gesucht, aber die schauen trotz ihres Alters allesamt aus wie neu. Ohne Messungen und Schaltplan wird man wohl weiterhin nur Vermutungen aufstellen können. Dessen ungeachtet freue ich mich jetzt erst einmal wieder über gute Musik im Schlafzimmer!
#4
Hallo mein lieber zonebattler,
nachdem ich mich zunächst einmal durch die wortgepresste Passwortrücksetzprozedur gekämpft habe (hatte ich hier denn schon eins ?) soll die von Dir gewünschte Senfzugabe nicht ausbleiben !
Zunächst einmal habe ich mit inniger Freude festgestellt, dass Du anscheinend von der Riege der Pufferküsser zu der weit exklusiveren Riege der Pufferkondensatorküsser aufgestiegen bist. Respekt, Respekt, da knirscht die Kalotte 70/70 und der Kombi 1/243 rotatiert !
Ansonsten ergibt eine kleine Internetrecherche, dass der Verstärker auf 2 * 25 W ausgelegt ist, und verblüffender Weise ergeben (2,5 A)² * 4 Ohm exakt den Wert von 25 wattierten Watt. Was mich auf die Idee bringt, dass dieses kleine Verstärkerchen evtl. gar nicht die von Dir vermutete symmetrische Speisung hat, da eine solche bei so schlappen Leistungswerten gar nicht notwendig ist und sich die Kondensatoren der Stromversorgung in grauer Eintracht direkt unter dem Trafo finden, sondern dass es sich schlicht um die Ausgangsentkopplungskondensatoren einer asymmetrisch gespeisten Endstufe handelt, welche hinwiederum eben der Leistungsangabe entsprechend abgesichert sind, um den schmerzlichen Folgen eines Kurzschlusses am Ausgang vorzubeugen.
Leider lässt sich aus Deinen Bldern weder eindeutig die Verkabelung ablesen, noch der Wert der lieben (und daher gern geküssten) Kondensatoren. Vielleicht kannst Du ja da noch etwas Info der vitalen Art hierzu nachreichen ;-)
Dies erklärt aber noch nicht, warum der Apparat nun so tut, wie er tut. Da es sich jedoch um ein Gerät aus zweiter oder sogar einer höheren Ordnungszahl zugehörigen Hand handelt [sic!], hat ja vielleicht bereits eine Schelmenhand die Verkabelung so geändert, dass das Ganze auch mit einer intakten Sicherung funktioniert. Und zwar deswegen, weil ihm auch immer die linke (gelbe)Sicherung durchgebrannt ist, und auch zu dem Zeitpunkt, zu dem Du den Apparat erstanden hast, nur die rechte (grüne) funktioniert hat. Dies könnte der Gründe einer sein, dass Du nach dem Austausch der rechten (grünen) Sicherung keinen Unterschied zum status acquisitioni merkst.
Ansonsten findest Du bei der Norwegian Historical Radio Society unter der Adresse www.nrhf.no/nrhf-radio-skjemaer.html#I die Möglichkeit, für das gute Stück den Schaltplan käuflich zu erwerben. No problem oder ingen problemer, wie der Norweger sagt.
Spaßeshalber kannst Du die Leidensgeschichte eines ebensolchen Genossen auch hier nachlesen : www.hifi-forum.de/viewthread-84–2277.html . Aber schrei bitte nicht so laut, wo es beim Lesen dieser Seite schmerzt ;-)
Das korrekte Setzen von Links auf wortgepressten Seiten lerne ich dann ein ander Mal ;-)
Viele Grüße aus Timisoara !
#5
Danke für die Überlegungen. Ich werde mich wohl wirklich gelegentlich um den Serviceplan bemühen müssen, den es übrigens auch beim einschlägig bekannten Schaltungsdienst Lange zu kaufen gibt. Deine Theorie eines vorausgegangenen Fremdeingriffes durch Schelmenhand ist schon deshalb nicht ganz abwegig, weil einer der beiden von außen zugänglichen Feinsicherungshalter definitiv mal durch ein anderes Modell ersetzt wurde. Im unteren Foto sind die beiden Teile links oben gut zu sehen, die waren im Originalzustand selbstredend von identischer Ausführung! Sollte jemand tatsächlich auch an der Verdrahtung und Verschaltung der eigentlichen Elektronik herumgebastelt haben, dann hat er das zumindest recht professionell gemacht, denn auch auf den zweiten Blick sieht alles nach zeittypischer Serienfertigung aus...
Übrigens halte ich im Gegensatz zu Dir nach wie vor die beiden dicken Elkos als zum Netzteil gehörig. Die grauen auf der Unterseite des Chassis sind doch schon von der Bauform her viel zu klein, um als Pufferkondensatoren fungieren zu können. Überdies braucht es für ausgangsseitige Auskoppel-Kondensatoren doch wohl bipolare Typen und keine gepolten Elektrolyt-Kapazitäten!
Vorläufiges Fazit: Vermutlich war die linke Sicherung bereits beim Erwerb durch mich defekt und ich habe den Receiver seit Inbesitz- und Inbetriebnahme in diesem höchst rätselhaften Zustand betrieben. Und das mache ich pragmatischerweise wohl auch weiterhin, bis mich ggf. ein Totalausfall dazu zwingt, das Übel von der Wurzel her anzugehen.
P.S.: Der von Dir verlinkte Thread im HiFi-Klassiker-Forum ist wirklich harte Kost. Wer um seine arg begrenzten Kenntnisse und Fähigkeiten weiß, sollte sich lieber gleich um kundige Hilfe bemühen, statt planlos selbst herumzupfuschen!
P.P.S.: Links erstellt man hier in ganz regulärer HTML-Syntax.
Gruß nach elsewhere!
#6
Kaum zu glauben: Seit ich meinen oben gezeigten ITT-Receiver vor neun Jahren erschnappt hatte, ist mir kein weiteres Exemplar dieses Typs unter die Augen gekommen. Ist ja nicht weiter verwunderlich bei einem Unterhaltungselektronik-Oldtimer des Baujahres 1976. Vorhin aber gerieten mir auf einem Nürnberger Flohmarkt im Abstand von wenigen Minuten gleich zwei davon ins Visier! Den ersten davon konnte ich erfeilschen (der mir bekannte, migrationshintergrundbehaftete Kistenschubser [1] mußte sich mir nach langem, zähen Ringen letztlich geschlagen geben und durfte statt der geforderten EUR 40,00 wenigstens einen Zwanziger einstecken), den zweiten habe ich dann doch stehenlassen, da seine geriffelten Drehknöpfe arge Zangen-Mißhandlungsspuren aufwiesen. Und für auszuweidende Ersatzteilspender habe ich weder Platz noch Nerven übrig!
Aber auch nur ein Bolide dieser Gewichtsklasse kann zum Problem werden, wenn man nicht mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad angereist ist: Immerhin ließ sich der knapp neun Kilogramm (!) schwere Blechkamerad senkrecht in den Korb meines Straßentretbootes stellen, mit meinen restlichen Habseligkeiten spielfrei verkeilen und dann doch anstandslos heimbugsieren.
In den nächsten Tage folgt dann ein ausgiebiger Funktionstest: Wenn dem schönen Gerät auf Anhieb auch schöne Klänge zu entlocken sind, dann wird es in- wie auswendig aufpoliert und als Reserve-Radio dem Fundus einverleibt. Wenn nicht, dann geht es eben weiter in die Obhut eines interessierten Design- oder Marken-Sammlers.
[1] Der Mann hatte doch tatsächlich die Stirn, die von mir als preismindernd beklagten Gehäusekratzer als Qualitätsmerkmal herauszustreichen: Diese wären schließlich erst in seiner Obhut drangekommen, also sozusagen frisch. Das spräche für beste Behandlung im Vorfelde...
#7
OK, ich war neugierig und habe den unverhofften Neuzugang doch schon heute auf seinen Zwillingsbruder gestellt, dessen dicke Lautsprecher- und Antennenkabel umgestöpselt und erwartungsfroh auf den leuchtorangenen Netzschalter gedrückt. Und was tat sich? Ein Fest für die Augen (alle Lampen leuchtend) und die Ohren (klarer UKW-Stereo-Empfang). Klasse! Noch nicht einmal kratzende Potentiometer! Ein Jammer sind nur die paar optischen Macken, die erst in den letzten Tagen beim sorglosen Verladen durch grobe Abdeckerhand entstanden sind. Aber egal, die Grundsubstanz stimmt noch, in den nächsten Tage unterziehe ich den massiv gebauten Receiver einer Generalreinigung, die sich gewaschen hat. Und dann darf er noch einmal drei Jahrzehnte lang leben bzw. sich schonen, bis sein aktiver Bruder mal das Zeitliche segnen sollte. Und bis beide hinüber sind, hat Freund Hein vermutlich schon beim stolzen Besitzer angeklopft...
#8
Meine beiden baugleichen ITT-Receiver suchen je ein gutes neues Herrchen. Kostenpunkt 40 EUR pro Stück. Interessenten wenden sich bitte per Mail an mich...
#9
Die beiden Receiver wurden verkauft (hintereinander an den gleichen Abnehmer, will der womöglich Quadro hören?), das Angebot ist daher hinfällig und dieser Beitrag bleibt nur aus nostalgischen Gründen stehen...
#10