Pointiert gesagt hat es der zonebattler gut sechs Jahrzehnte lang geschafft, sich von Arztpraxen, Kliniken und Siechkobeln fernzuhalten (mit der regelbestätigenden Ausnahme von Dentisterien zu freilich überwiegend prophylaktischen Zwecken). Jetzt aber ist er multipel malade geworden und wird derzeit durch den gesamten modernen Maschinenpark aller denkbaren Fachschaften geschleust. Einzig dem Ornithologen ist er bis dato erstaunlicherweise noch nicht vorgestellt worden, wiewohl er allenthalben als komischer Vogel gilt...
Anyway, hier und heute soll nur der Umstand interessieren, daß einer der konsultierten Doctores zur dauerhaften Observation der Herztätigkeit mit Hilfe eines Fitness-Armbandes geraten hat. Da hat sich der Endesunterfertigte belesen, anhand diverser Webseites aufgeschlaut und sich letztendlich ein Gerät kommen lassen, welches er nun nach einer Woche praktischer Erfahrung nachfolgend vorstellt. Es handelt sich um einen recht preisgünstigen Apparillo namens Amazfit Bip S Lite, hier zu sehen an des Autors höchst haarigem Handgelenk:
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen Smartwatches und Fitnesstrackern: Beide zeigen logischerweise die Uhrzeit (und meistens auch das Datum) an, aber während die Geräte der erstgenannten Gattung das mitgeführte Smartphone funktional ergänzen und erweitern (z.B. durch die Anzeige von eingehenden Benachrichtigungen oder die Möglichkeit, Apps zur Medienwiedergabe vom Handgelenk aus fernzusteuern), dienen die Fitnesstracker primär der Erhebung von Vitaldaten (wie Herzschlag, Blutsauerstoff, Bewegung, Schlaf etc.) der Trägerin bzw. des Tragenden. Dabei sind die Übergänge fließend, weil die smarten Armbanduhren vielfach auch Gesundheitsfunktionen bieten und die Fitnessarmbänder umgekehrt auch allerlei Spielereien mit dem über Bluetooth angekoppelten Handy erlauben. Im wesentlichen ist es eine Geschmacksfrage, ob das Ding am Handgelenk eher konservativ nach einer wertigen Uhr oder zeitgeistgemäß nach einem hippen Lifestyle-Spielzeug ausschauen soll.
Nach einer Woche des kontinuierlichen Tragens rund um die Uhr und des Auswertens der vom dem Armband-Computer erhobenen Gesundheits-Parameter mittels der dazugehörigen Zepp-App zieht der Tester folgendes Fazit:
Pro:
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Das Armband ist mit 30 g sehr leicht und trägt sich angenehm ohne jede Hautreizung.
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Dank seines transreflexiven Always-on-Displays kann das »Zifferblatt« in heller Umgebung auch bei nicht eingeschalteter Hintergrundbeleuchtung gut abgelesen werden.
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Dadurch sind ungewohnt lange Laufzeiten von bis zu einem Monat ohne »Nachtanken« am Ladekabel durchaus realistisch.
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Das Tracking von Schrittzahlen und Trainingsprofilen ist geeignet, die Überwindung des »inneren Schweinehundes« anzustacheln und somit auch notorische Schreibtischtäter zu gesünderem Bewegungsverhalten anzuhalten.
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Ein potentieller Wertverlust ist kein Thema, denn das Gerät ist mit ca. 35–40 EUR sehr moderat bepreist.
Contra:
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Zum Angeben taugt es nix.
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Die Auflösung des Touch-Displays ist mit 176 x 176 Pixeln recht gering (aber prinzipiell ausreichend).
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Die Menüführung ist anfangs gewöhnungsbedürftig.
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Von den Tausenden (!) verfügbarer »Watchfaces« (Zifferblättern) sind 99% kindischer Müll und/oder schlecht ablesbarer Murks; es macht einige Mühe, im Meer des Minderwertigen ein gut gestaltetes und auch von älteren Augen umstandslos ablesbares Design zu finden.
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Die von der Smartphone-App erstellten Statistiken und Verhaltensempfehlungen (!) suggerieren eine Genauigkeit und Verläßlichkeit, die aufgrund der Erhebungsmethode (optische Sensoren, Beschleunigungssensor) keinesfalls gerechtfertigt erscheint. Einfach gestrickte Gemüter könnten z.B. aufgrund angeblich zu geringer Tiefschlaf-Phasen leicht in Panik geraten...
Fazit:
Mein neuer Wegbegleiter aus Plastik hat meine mechanischen Armbanduhren aus Edelstahl sofort und dauerhaft abgelöst, freilich vor allem aus einem bisher noch gar nicht erörtertem Grunde: Ich fahre gemeinhin täglich (genauer gesagt: werktags außer Sa, nicht 24.12., 31.12.) mit dem Zug in die Arbeit und zurück. In der Regel sind meine Verbindungen pünktlich und verspätungsfrei. Weil ich aber zu Fuß zum Bahnhof eile und immer recht knapp am Gleis eintreffe, bin ich auf präzise Uhren angewiesen. Genau da beginnt das Problem: Meine mechanischen Seikos sind zwar für Automatik-Uhren erstaunlich präzise, ticken aber doch nicht so genau wie eine Quarz- oder gar Funkuhr. Alle zwei Zwiebeln gehen leicht nach, und damit ich sie nur etwa 1x im Monat nachjustieren mußte, stellte ich sie immer etwas vor (womit sie sich langsam der richtigen Zeit annäherten, um danach immer mehr hinterherzuhinken).
Das ist im Alltagsleben vieler Menschen kein nennenswertes Problem, für Zugfahrer wie mich aber halt schon, weil ich nie genau sagen kann bzw. konnte, ob meine Uhr nun noch eine Minute vor geht oder schon eine Minute nach. Da stellte sich dann mitunter zum Feierabend die kritische Frage, ob ich die S‑Bahn noch erwische, wenn ich vorher noch Pinkeln gehe, oder ob ich mir das menschliche Bedürfnis lieber bis daheim verkneife... Das Thema hat sich jetzt erledigt, denn natürlich ist der elektronische Zeitmesser in dieser Disziplin von vorbildlicher Korrektheit.
Fassen wir also zusammen, wie sich der neumodische Spielkram mit medizinischem Nebennutzen im Alltag bewährt hat:
Funktionalität | |||
Bedienbarkeit | |||
Design | |||
Preis / Leistung | |||
Gesamturteil |
Unter dem Strich bleibt der Eindruck von einem hilfreichem Multifunktionsgerät, welches mir als Zeitmesser, Gesundheitschecker und Motivationsgeber sehr gut taugt. Und deshalb hat die Bessere Hälfte von mir bereits ein gleiches Teil spendiert bekommen, selbstverständlich in femininem rosa!
oh. Das schreit nach einem guten Einkaufstipp für mich, sollte ich mich dereinst dazu überwinden doch noch mal modern zu werden…
Ansonten gute Gesundheit, und solltest du doch auch noch einen Ornithologen (m/w/d) konsultieren wollen, hätte ich Empfehlungen.
#1
Bei nachhaltigem Interesse solltest Du den Fitness-Tracker jetzt und gleich spontan erwerben: Den entscheidungserleichternden 10%-Rabatt-Gutschein für die Amazfit Bip S Lite gibt’s im großen Fluß nur noch bis einschließlich morgen (29. Aug. 2021)...
P.S. Danke für das Angebot, aber bevor ich mich zum Ornithologen überweisen lasse, probiere ich erst noch eine(n) Vertreter(in) der Osteopathenschaft aus!
#2
Hallo Ralph, jetzt sind ja noch einige Tage seit deiner ersten Einschätzung vergangen. Hast du inzwischen weitere Erkenntnisse zu deinem Fitness-Tracker?
Haben dir die Gesundheitsparameter neue Erkenntnisse gebracht? Wie gut sind die Messungen, liefert die Uhr plausible Werte?
Kannst du die Daten mit der App selbst auswerten, ohne dass diese irgendwo »zwischengespeichert« werden? Gibt es das überhaupt?
Es gibt ja auch noch eine Variante mit GPS. Hast du diese vor dem Kauf auch in Erwägung gezogen? Bringen GPS und/oder Magnetsensor sinnvolle zusätzliche Gesundheitsdaten?
Ich wünsche dir, dass du die Bio-Tracking-Funktion nur vorübergehend brauchst und dass du das Teil nur noch für die Uhrzeit und die Motivation benötigst.
#3
Hallo Mäx,
das Gerät hat meine Erwartungen erfüllt und hält, was es versprochen hat: Es zeigt die Zeit korrekt an, zählt die Schritte sehr exakt und die Herzfrequenz ermittelt es offenkundig auch präzise. Viel mehr nutze ich auch nicht, insbesondere nicht die Trainingspläne nach verschiedenen Tätigkeitsarten (Laufen, Radeln, Schwimmen usw.).
Die Auswertung mit der App ist schick, aber es steht zu bezweifeln, daß der chinesische Hersteller die Daten nicht abgreift. Schon die angezeigten »Vergleiche mit ähnlichen Nutzern« in der Art von »Du hast einen längeren Tiefschlaf als 33% der Nutzer« lassen ja auf Datensammelei und Querabgleich schließen... Für meine wirklich vertraulichen Daten (Finanzbuchführung etc.) nutze ich daher immer noch meinen ollen Palm-Organizer, der sich einzig lokal mit dem PC synchronisiert und nicht mit irgendeiner Cloud und damit latent mit aller Welt. Was auf bzw. von Smartphones abgeht, ist für mich zumindest nicht zu durchschauen...
Die Variante mit GPS kostet nur wenig mehr, ist aber wohl etwas stromhungriger. Wenn ich Routen tracken will (was ich öfters mache), nutze ich aber das Smartphone, welches ich auch mit dem Fitness-Tracker koppeln könnte. Aber das ist kein use case für mich.
Danke für Deine guten Wünsche, ich strebe in der Tat an, den unauffälligen Begleiter nur noch für den Zeit-Check und die Überwindung des »inneren Schweinehundes« zu nutzen. Das Schrittezählen motiviert schon, man will sich da keine Faulheit attestieren lassen! ;-)
#4
Danke für die äußerst werbewirksame Story. Ich konnte nicht widerstehen, mir die Amazfit Bip S wg. des GPS Sensors kommen zu lassen. Als Radfahrer und Wanderer kommt mir die Streckenaufzeichnung sehr gelegen. Das funktioniert im Vergleich zum Handy äußerst schnell und zuverlässig. Die anderen Daten nehm ich einfach mit. Auch interessant, wie schnell oder langsam die Maschine/Herz auf 130 hochgeht. Sei es durch Aufregung oder Wandern. Also nicht bereut, es passt alles.
Und erstaunt, was auf diesem Sektor alles angeboten wird. Das ist mir völlig entgangen.
#5
Ja, auch ich hatte diese Gerätschaften bis vor kurzem keines Blickes gewürdigt, und wenn ich keine gesundheitlichen Probleme bekommen hätte, würde ich diese Gadgets bis heute ignorieren...
Aber jetzt hab’ ich halt so ein Ding und es war auch mal wieder ein längerer Wortbeitrag fällig in meinem aus Faulheitsgründen bilderlastig gewordenen Blog. ;-)
P.S.: Noch ein Wort zur »werbewirksamen Story«: Ich habe mir die gezeigte Fitness-Armbanduhr regulär gekauft und selbst bezahlt, bin also keinem Sponsor zu irgendwas verpflichtet.
#6
Kommentar mit Werbung war natürlich ironisch, aber ich hab jetzt auch eine und bin damit sehr zufrieden. Wobei mein Verwendungszweck eher auf GPS-Tracking liegt. Das kann aber nur die nächsthöhere Kategorie der Uhr. Das macht die Uhr besser als das Smartphone; dort gibt es immer wieder Unterbrechungen, wenn das Gerät auf Standby schaltet. Nur für genaue Uhrzeit fast zu schade. Da tuts auch jede Quarzuhr um 9,90 vom Standler.
#7
Interessant. Ich tracke meine Spaziergänge, Wanderungen, Reisen seit Jahren per Smartphone mit der App »Geo Tracker«. Läuft zuverlässig, schont den Akku und funktioniert vor allem auch dann, wenn sich das Handy schlafen legt. Alles andere wäre ja auch indiskutabel...
#8