Gestern ist mir am späten Abend doch glatt der Blu-ray-Player ins Koma gefallen, ein gerade mal fünf Jahre alter Philips BDP3280. Mitten im Film (»Findet Dorie«) stoppte plötzlich die Wiedergabe, der Player ratterte noch ein wenig, zeigte sich aber bald völlig funktionslos und war dann selbst durch sofortigen Defibrilator-Einsatz (Stromkabel raus, Stromkabel rein, Stromkabel raus, Stromkabel rein) partout nicht wiederzubeleben...
Nach dem mühevollen Ausbau aus dem Rack habe ich der flachen Flunder unter die Haube geschaut und tatsächlich sofort einen verdächtig aufgeblähten Elektrolyt-Kondensator im Netzteil erspäht. Bei dem war nicht nur der Deckel sichtbar gewölbt, sondern sogar die untere Dichtung durch Überdruck herausgequollen. Erstaunlicherweise war jedoch kein Elektrolyt ausgetreten, das Ding war also noch dicht und die Platine sauber.
Noch kaputter konnte der Kasten ja nicht werden, also habe ich einen eigenhändigen Reparaturversuch beschlossen und heute zum Feierabend im örtlichen Fachhandel Ersatz besorgt. Ein neuer Elko von gleicher Kapazität, aber deutlich höherer Spannungsfestigkeit (und damit Lebensdauer) kostet mich dort sage und schreibe 1,00 EUR. Hier sehen wir den bereits eingelöteten langen Kerl (braun) neben der vergleichshalber dazugestellten grünen Leiche seines Vorgängers:
Ich mußte das deutlich größere Ersatzteil nicht mal flachlegen, das Gerätegehäuse bot noch genug Luft nach oben, um den strammen Max auch im aufrechten Zustand zu beherbergen. Nach dem partiellen Zusammenbau (ausgebaute Netzteilplatine wieder reingeschraubt, Netzkabel gesteckt, Gehäusefront draufgeschnappt) kam die Sekunde der Wahrheit:
Das freundliche »HELLO« stimmte mich schon mal erwartungsfroh, und zur großen Freude des Berichterstatters wurde die aufkeimende Hoffnung nicht enttäuscht: Der Player tut in jeder Hinsicht wieder, wie er soll. Also zack, den Deckel drauf und das Ding in sein Habitat zurückverbracht. Heute Abend kann der Rest des Films goutiert werden!
Bei der begleitenden Recherche im Netz fand ich heraus, daß Blu-ray- und DVD-Player generell unter Kurzlebigkeit zu leiden scheinen, die der Marke Philips im Speziellen (aber nicht nur). Auch hier erinnert ein bekannter Name an bessere Zeiten und an ein früheres Versprechen von Qualität, welches von vielen aktuellen Produkten längst nicht mehr eingelöst wird. Leider sind eingebaute »Sollbruchstellen« heutzutage fast die Regel, ich erinnere an den ähnlich gelagerten Fall mit meinem maladen Monitor.
Da wie hier rufe ich auf zum Widerstand: Kunden, wehrt Euch, repariert Eure Geräte! Und straft durch Kaufverweigerung jene Hersteller ab, die es besonders arg treiben...
Ein dickes Plus und ein Thumbs-Up von mir dafür! Also für die Reparatur, nicht für den Defekt ;)
#1
Verbindlichsten Dank! ;-)
#2
Du bist echt ein Mann der Tat
#3
Leider nur in kleinen Dingen, für’s Grobe brauche ich selber Hilfe...
#4
Selbst ist der Mann! Gut gelöst, das mit der fiesen Obsoleszenz der Industrie...
Darf ich dich weiter empfehlen? Am liebsten an mich selber... Mein Verstärker hat seit einer Weile auch ein Problem, ich vermute, wenn sich ein Mann der kleinen Dinge (abgewandeltes Zitat von dir) das ansieht, wird es es ebenso schnell, einfach und billig zu lösen wissen...
#5
Na ja, an einer Ferndiagnose kann ich mich ja gerne mal versuchen, ich warne aber jetzt schon vor übertriebenen Erwartungen...
#6
Gut gemacht!
So ähnlich ging es mir und verfuhr ich im Sommer mit einem e‑Rasenmäher vom Aldi.
#7
Interessant! Worin bestand des Rasenmähers Sollbruchstelle?
#8
Beim abendlichen Lebensmittel-Einkauf in der Nachbarschaft traf ich gestern zufällig den Inhaber jenes Ladens, in dem ich neulich das rettende Ersatzteil erworben hatte. Ich sprach ihn darauf an, äußerte mich erfreut über die Existenz von Unternehmen wie dem seinen und erfuhr zu meinem Schrecken, daß es sein letzter Tag gewesen wäre und das Geschäft nunmehr für immer geschlossen: Ein im Vergleich zum Vorjahr um 50% zurückgegangener Umsatz (die absoluten Zahlen seien der Vertraulichkeit halber zurückgehalten), das veränderte Konsumverhalten der Kundschaft, der gnadenlose Preisdruck durch die Such-Robots der großen Internet-Platzhirsche, all das habe ihm jegliche Perspektive auf ein erträgliches Ein- und Auskommen genommen. Er sagte das ganz nüchtern und ohne jedes Jammern, und er hat wohl auch recht mit seiner Analyse. Schade ist es trotzdem...
#9
Dramatisch. Da empfehle ich Elektro Feller in der Marquardsenstr in ER. Ebenso ein Fachhandel, dessen sterben ich beständig befürchte. Und um dies aufzuhalten, kaufe ich auch Dinge (Batterien...) dort, die ich vermutlich im Discounter billiger bekommen würde.
#10
Ja, den Feller kenne ich auch, noch aus Schulzeiten! Gibt’s eigentlich auch den Schoffer in der Beethovenstraße noch, unweit des Erlanger Rathauses?
P.S.: Einweg-Batterien sind bäh, ich empfehle die Umstellung auf Energiebolzen !
#11
Auch den in der Beethovenstr. gibt es noch, beide Läden werden von meinem Lieblingsfahrradreparateur beständig bei jedem beworben, vielleicht halten sie sich deswegen noch :-)
Wo es geht nehme ich selbstverständlich Akkus, nur kenne ich diese noch nicht als Kopfzelle zB für den Radtacho...
#12
Was ist denn eine Kopfzelle? Braucht Dein Hirn Stromzufuhr von außen?
#13
Nachdem ich deinen Beitrag vom 31.12.2017 gelesen habe, bin ich erschrocken bei B+D Electronic in der Königstraße vorbeigeradelt, um zu sehen, ob es das von dir erwähnte Geschäft ist. Erleichtert habe ich festgestellt, dass B+D noch existiert. Dort habe ich bei Bedarf Bauteile gekauft.
Leider habe ich soeben gelesen, dass nun auch B+D Electronic nach 40 Jahren für immer dicht macht. Schade!
Es gibt bedauerlicherweise auch noch zwei weitere Elektronikgeschäfte, welche seit einigen Monaten nicht mehr in der bisherigen Form existieren.
#14
Ich meinte in meinem silvesterlichen Kommentar schon den Herrn Hübner und seinen Laden »B+D«. Offenbar hatte er eine längere Kündigungsfrist für den Laden und hat sich Zeit für den Schlußverkauf genommen. Die Entscheidung zum Aufhören war jedenfalls zum Jahreswechsel schon gefallen. Schade, aber von uns paar Reparierern mit sporadischem Gelegenheitsbedarf kann so ein Geschäft halt nicht existieren...
#15
Das sind die anderen beiden Geschäfte:
Alois Hübl Elektronic in Oberasbach ist auch umgezogen in kleinere Räume. Bei ihm habe ich mehrfach Hochspannungskondensatoren 6 kV gekauft, welche bei Grundig-Fernsehern gerne kaputt gehen (Bild wird unscharf). Elektronische Bauteile sind bei ihm wahrscheinlich nur noch ein Auslaufmodell.
Audioviel verkauft keine hochwertigen Hi-Fi-Geräte mehr in den angestammten Geschäftsräumen in der Gustavstraße. In der Gustavstraße 12 wird nun gar keine Elektronik mehr verkauft oder repariert.
#16
Tja, dann bleiben uns nur noch der Große C in der Ostvorstadt und die beiden Traditionsgeschäfte Schoffer und Feller in Erlangen, wenn wir Komponenten und Kleinzeugs brauchen. Immerhin alles noch in relativer Nähe...
#17