Anfangs hatten wir uns ja naiverweise gedacht, daß man jeden der tausend Teiche und Tümpel in der Umgebung frisch und fröhlich würde umwandern können. Das hätte Wege oder zumindest Trampelpfade ums jeweilige Gewässer vorausgesetzt, die es aber durchaus nicht immer gibt: In der Regel sind die Uferzonen nämlich sumpfiges Marschland und deshalb nur mühsam bis gar nicht zugänglich. Stichstraßen oder ‑wege gibt es indes zumindest zu den größeren Seen, da liegen dann auch immer ein paar Boote kieloben herum und harren ihrer angelfreudigen Besitzer.
Wenn es der wackere Wandersmann und die wunderbare Wanderin dann doch irgendwie und irgendwo mal bis zu einem Ufer schaffen, werden sie in der Regel mit einem spektakulären Ausblick belohnt:
Leider können selbst Aufnahmen wie diese nur einen klitzekleinen Ausschnitt jenes multisensualen Glückserlebnisses andeutungshalber bewahren, welches einen an solchen Orten überkommt: Man blinzelt ins Sonnenlicht, sieht Libellen schwirren, hört Vögel zwitschern, Wellen glucksen, fühlt eine sanfte Brise auf der Haut und riecht nur Naturfrisches und nix Künstliches. Ein Traum!
Eine der erwähnten Libellen – ein riesengroßes Prachtexemplar – hatte sich wohl beim Jagen dicht über der Wasseroberfläche verschätzt, war ins Nasse geraten und dann aus eigener Kraft nicht mehr hinausgekommen. Der zonebattler sprang eilfertig herbei, reichte dem verzweifelt strampelnden Insekt einen Ast zum Festhalten zu und zog das filigrane Wesen aus dem Element, welches nicht das seine war, um es zum Trocknen auf ein Holzscheit zu setzen:
Das an die Luft verbrachte Tier begann unverzüglich mit der gründlichen Tragwerk-Inspektion, warf zu diesem Behufe bald wieder seinen Flügel-Antrieb an und vertrieb mit sanftem Leerlauf-Surren zunächst einmal sämtliche Reste von Feuchtigkeit, bevor es dann wieder fully operational abhob und von hinnen schwirrte. Zumindest eines der x‑tausend latent tödlichen Dramen in der Natur ging durch diese menschliche Intervention glücklicherweise glimpflich aus...
Durch die gute Tat des Tages beschwingt, schwang sich der Berichter wieder in seinen weißen Wagen und kurvte die mäandrierenden Landstraßen entlang. Dank der für deutsche Verhältnisse sehr strikten Geschwindigkeitsbeschränkungen und der schönen Landschaft sind automobile Ausfahrten im gepflegten Oldtimer ein schwedischer Breitensport. Die Liebe der Nordmänner zu gummibereiften Antiquitäten erstreckt sich keineswegs nur auf die schon erwähnten dicken Amischlitten, es geht durchaus auch gern ein paar Nummern kleiner:
Wenn man schon nicht rasen darf und sollte, dann macht man aus der langsamen Tuckerei über Land wenigstens ein gemütliches Genußerlebnis. Eine sehr schöne und nachahmenswerte Einstellung!
Immer wieder zog es uns ans Wasser, immer wieder zückte meiner einer die Kamera. Im Nachhinein bin ich selbst verwundert, daß ich trotz mitgeführter Badehose kein einziges Mal irgendwo hineingestiegen bin. [1] Na ja, im Alter wird man umständlicher und bequemer (und friert eher bzw. bildet es sich ein)...
Ganz ungeplanterweise gerät mir diese letzte Episode meiner Reise-Reportage zu einem konzentrierten Kondensat der prägenden Eindrücke und Ansichten. Wälder und Wasser, Wasser und Wälder, immer und immer wieder. Und das ganz ohne die vorher befürchtete Mückenplage!
Den titelgebenden Schmetterlingsblütler will ich hier auch nochmal ins stimmige Abendlicht rücken, die bunte Blütenpracht hat uns fast durch die ganze Zeit unseres Aufenthalts begleitet:
Unser Freund bestätigte dieser Tage per Übermittlung eines Fotos seines Vorgartens, daß die von uns mühsam irgendwo ausgebuddelten und bei ihm vor dem Haus wieder ausgewilderten Lupinen zumindest teilweise Wurzel geschlagen und ihre Transplantation überlebt haben. Vielleicht ergibt sich für uns ja die Gelegenheit, sie schon im nächsten Jahr vor Ort eigenäugig blühen zu sehen?
Da würden wir dann fraglos auch manchen ausladenden Abendspaziergang rund um Grytgöl wiederholen wollen, um uns an Land und Leuten auf’s Neue zu erfreuen. Ist ja manches erfrischend anders als in der eigenen Heimat! Was dem Deutschen sein Gartenzwerg, ist dem Schweden zum Beispiel seine Sonnenuhr im Garten und seine rituelle Milchkanne an der Straße:
Wenn ich überlege, was mir am besten gefallen hat in jenen knapp drei Wochen in Südschweden, so müßte ich nicht lange überlegen: Erstens das Zusammensein mit einem Freund, zu dem man ansonsten ja meist nur elektronischen Kontakt auf Distanz halten kann, zweitens der Aufenthalt in der Natur bzw. dem, was einem in menschenbesiedelter Gegend als naturbelassen erscheint.
Ein letztes Mal begeben wir uns zum nahegelegenen »Haussee« von Grytgöl, um das abendliche Spiel von Licht und Schatten in uns aufzunehmen:
Anderntags ging es nach dem gemeinsamen Frühstück und einem recht emotionalen Abschied mit dem geliehenen Volvomobil wieder zurück nach Linköping. Die Stunden bis zum Einchecken in den dortigen Mini-Flughafen nutzen wir zum Besuch des hochinteressanten Flygvapenmuseums, über das bei späterer Gelegenheit noch separat zu bildberichten sein wird.
Für heute und diesmal beschließen wir die Berichterstattung über eine ganz besonders intensiv empfundene Reise mit einem Blick aus jenem Flieger, der uns nach dem obligaten Zwischenstopp in Amsterdam von dort zurück nach Nürnberg brachte:
Der Anblick eines Regenbogens war uns so hoch in der Luft vorher auch noch nicht vergönnt gewesen, er erschien uns als passender Abschluß einer an vielen Novitäten reichen Reise. Gemeinhin pflegen wir das Urlaubs-Feeling ja durch unmittelbar vor der Heimreise eingekaufte Käse‑, Wurst- und Gebäck-Spezialitäten noch für eine Weile in den Alltag hinüberzuretten, diesmal hatten wir das irgendwie vergessen und nur ein paar unterwegs mitgenommene Lakritz-Variationen eingepackt. Dieser Handvorrat ist mittlerweile versiegt resp. längst vertilgt. Schon das allein wäre ein Grund zur baldigen Rückkehr ins Land der zähen schwarzen Delikatessen...
[1] Dies verblüfft umso mehr, als der zonebattler in jungen Jahren eine ausgewiesene Wasserratte war und den nahen Badeweiher in den Sommermonaten abends regelmäßig erst verließ, als seine Lippen blau angelaufen waren und er vor Auskühlung schlotterte.
Und wenn es noch so schön ist, in dieses Land schaffe ich es einfach nicht.
#1
Wo genau liegt Dein Problem? Zeitmangel? Lustlosigkeit? Lakritz-Allergie?
#2
Zeitmangel wenn man so will.
In die andere (Hiimmels-)Richtung geht es einfach leichter.
Mein Nachbar fährt ja 2 Mal/Jahr für je 3 Wochen dahin, zu machen ist es wohl.
An Lakritz habe ich gar kein Interesse.
#3
Tja, dann kann ich leider auch nicht helfen, außer vielleicht mit einem Hinweis auf meine Reportagen aus südlich gelegenen Destinationen, die rechts in der Seitenleiste dieses Blogs unter der Überschrift »Ah, jetzt, ja, eine Insel« verlinkt sind...
#4
Drei Jahre später waren wir jetzt wieder in Schweden, daher geht die bunte Bildberichterstattung weiter.
#5
Zum dieser Artikelreihe gibt es eine eigene Bildergalerie auf »Licht-Bild-Schau«.
#6