Spät aber doch habe ich erfahren, daß mein längst verstorbener Großvater mütterlicherseits (Jahrgang 1909) Kriegsberichterstatter in einer Propagandakompanie der SS war. Tante Gugel hat mir bei der Suche nach »Vorname Nachname SS PK« auch gleich ein paar ebenso interessante wie ergiebige Quellen verraten, die meine anfängliche Neugier sogleich zu befeuern vermochten. Gestern nun bestellte ich online ein Buch über des Opas ehemalige Einheit, welches heute bereits zur Abholung in einer hiesigen Buchhandlung bereitlag.
Ich sammle also vorhin die Schwarte ein und schaue noch in der neuen Volksbücherei-Filiale in der »Neuen Mitte« vorbei, um in deren gläsernen Dachgeschoß – die »Fürther Freiheit« zu meinen Füßen – die Samstags-Ausgabe der Süddeutschen zu lesen. Die schlage ich irgendwo auf und staune nicht schlecht:
Buchtitel und Artikelüberschrift sind tatsächlich identisch! Doch während der Hardcover-Band den Propagandakrieg der ideologisch fanatisierten Finstertruppe zum Thema hat, geht es im Zeitungsartikel um die Sprachkenntnisse von heutigen Polizeidienst-Anwärtern. Der Subkontext – mit bloßen Worten viel bewirken zu können – ist natürlich prinzipiell vergleichbar.
Der eigenartige Zufall verdient es, hier erwähnt und bewahrt zu werden. Was indes bei meiner Ahnenforschung letztlich herauskommt, muß sich erst noch zeigen. Gefallen könnte mir zumindest die Vorstellung, von meiner Mutter Vater vielleicht das sprachliche Talent, eine Neigung zum Wortschwurbeln sowie einen Blick für fotographische Bildkomposition und ‑inszenierung geerbt zu haben. Was bin ich froh, davon in friedlichen Zeiten Gebrauch machen zu können!
Süßer und scharfer Senf: