Sonntag, 31. Juli 2016
Schon am zweiten Tage unseres Aufenthaltes machten wir uns selbdritt auf zu einer kleinen Städtetour in das knapp 50 km südöstlich gelegene Norrköping.[1] Bis in die 1960er Jahre hinein war die Stadt ein Zentrum der Textilindustrie, danach ging es wirtschaftlich steil bergab aufgrund sich wandelnder Konsumgewohnheiten und vor allem wegen der starken Konkurrenz aus fernöstlichen Billiglohnländern. Das Ende der Geschichte kennen wir aus eigener Anschauung, die Baumwollindustrie Erlangen-Bamberg Aktiengesellschaft (ERBA) läßt grüßen...
Immerhin haben sich in Norrköping trotz auch dort vorgekommener Abrißorgien etliche ansehnliche Industriebauten erhalten, die heutzutage verschiedenste Nachnutzung durch Behörden, Startups, Institute und kukturelle Einrichtungen erfahren:
Um dem Verlust von Arbeitsplätzen in der Textilindustrie etwas entgegenzusetzen, wurden Anfang der 1970er Jahre einige staatliche Behörden aus der Hauptstadt Stockholm nach Norrköping verlagert. Der Vergleich mit Fürth, Grundig, Quelle und dem Bayerischen Landesamt für Statistik drängt sich da geradezu auf: Ähnliche Probleme werden halt allerorts mit ähnlichen Methoden bekämpft...
Wo der Abrißbagger in Norrköping Altes vernichtet hat, um Neuem Platz zu schaffen, ist oftmals architektonisch durchaus Vorzeigbares entstanden. Der Kontrast hat seine ästhetischen Reize, wenngleich sich fraglos nur eine dünne Schicht Gutverdiener das Leben im üppig verglasten Stadtloft leisten kann:
Wir schlenderten noch ein Weilchen am Motala ström entlang und durch die sonntäglich ruhige Innenstadt und befanden schlußendlich: Ja, hier ließe es sich wohl leben. Insbesondere dann, wenn einem das platte Land als zu einsam vorkommt und die Metropole Stockholm als zu groß...
Aber mit der Inspizierung Norrköpings war der Tag ja noch nicht annähernd gefüllt: Heiter weiter ging es daher in Richtung Ostseeküste, also erneut nach Südosten. Dabei kamen wir durch einen Ort mit dem denkbar kürzesten Namen, der es allein deshalb schon verdient, hier festgehalten zu werden (Kuriositäten sind ja ein gern gerittenes Steckenpferd des Berichterstatters):
Ja, der Ort heißt wirklich »Å«...[2] Ziel und Wendepunkt unseres Tagesausflugs war indes Tyrislöt, von wo aus man – am Ufer der Schärenmeeres stehend – diverse Schären sehen kann. Hunderte, nein Tausende Inseln säumen die Küsten, bis zum offenen Meer wäre man stundenlang unterwegs. Interessant ist die Erkenntnis, daß sich die nach Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher im Wortsinne »erleichterten« Landmassen auch heute noch – wenn auch langsam – heben (Stichwort: postglaziale Landhebung), was dazu führt, daß neue Inselchen enstehen, bereits vorhandene größer werden und frühere Häfen verlanden.
Leider war weder Zeit noch Gelegenheit, mit einem Postboot durch das steinerne Labyrinth zu schippern, aber das Gesehene war schon eindrucksvoll genug. So machten wir uns also auf den Rückweg und steuerten dabei noch das pittoreske Städtchen Söderköping an. An dessen Nordrand liegt der Göta-Kanal, und in dem wiederum fahren nostalgisch-schöne Passagierschiffe wie die hier exemplarisch festgehaltene »Lindön« herum:
Söderköping gilt als eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte Schwedens. Meiner einer hätte die vielen Holzhäuser aufgrund ihres makellosen Erhaltungszustandes nicht unbedingt bis zurück ins Mittelalter datiert, aber ja, das Städtchen hat Charme!
Überhaupt kam sich der Chronist ständig wie in einer der aus Kindertagen erinnerlichen Fernsehserie schwedischer Provenienz vor. Alles sozusagen ziemlich putzig-pippilangstrumpfig in diesem in multipler Hinsicht mustergültigem Land...[3]
Als wir nach ausgiebiger Besichtigung Söderköpings den Ort verließen und die Heimfahrt antraten, war es schon halb sieben Uhr abends. Ziemlich genau um 19 Uhr machten wir dann noch bei Finspång in einem Supermarkt Station, um uns für die folgenden Tage zu verproviantieren und des Freundes Speisekammer zu füllen.
Das sonntägliche (!) Einkaufserlebnis verdient eine ausführliche Würdigung. Zunächst einmal ist bemerkens- und festhaltenswert, daß auch an Sonntagen und bis in den späten Abend geöffnete Läden in Schweden nichts Besonderes sind, sondern gelebte Normalität. Kein Mensch käme hier auf die Idee, im angeblichen Interesse der Beschäftigten eine allgemeine Sonntagsruhe einzufordern. Uns war es recht, wir schauen uns in fremden Landen immer gerne Supermärkte von innen an, schon wegen der ungewohnten Produktvielfalt und ‑verpackungen. Die erste Überraschung erwartete uns aber bereits im Eingangsbereich des Einkaufzentrums:
Tja, was sind das wohl für eigenartige Gerätschaften, die da ihrer Entnahme durch den Kunden harren? Genau, Scannerpistolen! Mit diesen Dingern kann der Kunde während seines Einkaufsbummels selbst die gewählten Produkte registrieren und ihre Preise aufaddieren lassen, bei automatischer Berücksichtigung aller aktuellen Aktionspreise und Rabatte, versteht sich. Aber hallo!
Unser Freund delektierte sich an unserer Verblüffung, zückte lässig seine Kundenkarte, checkte damit am Automaten-Terminal ein und bekam eine dieser Scanner-Pistolen zugewiesen. Für die griffbereite Aufwahrung der persönlichen Registrierkasse verfügt jeder Einkaufswagen über ein entsprechendes Drahtkörbchen:
Mit dieser Laserkanone bewaffnet, macht sich der Kunde nolens volens zum Komplizen der Betriebswirte, die ihm einen Teil der personalintensiven Arbeit zur Eigenerledigung übertragen. Die dafür gewährten Preisnachlässe und sonstigen Vorteile machen sicherlich nur einen Bruchteil der Personalkosten aus, die man mit der flächendeckenden Einführung solcher Gerätschaften einsparen kann. Von den Möglichkeiten der Aus- und Verwertung der von den Kunden freiwillig, nebenbei und massenhaft gelieferten Daten zum individuellen Konsumverhalten gar nicht zu reden!
Diskussionen über das Pro und Contra sind indes müßig, was wir in Schweden prototypisch beobachten konnten, wird bei uns auch so kommen, und zwar eher über kurz als über lang. Funktioniert hat das Einlesen der Produktdaten selbstverständlich problemlos, und auch das Stornieren bereits registrierter Produkte bei spontaner Umentscheidung war kein Thema. Ein weiteres Faszinosum schwedischer Supermärkte und Discounter (deutschstämmiger inklusive) sind übrigens die ausladenden Angebotswände für süße und salzige Schüttgüter:
Im Nachhinein war es womöglich ein Fehler, diverse lakritzoide Leckerlis zwar in großer Vielfalt probierhalber einzukaufen, aber überwiegend erst nach der Heimkehr nach Deutschland zu verkosten: Da waren dermaßen süchtig machende Exemplare dabei, die wir bei rechtzeitigem Ausprobieren vor Ort kiloweise gebunkert und bis zur Grenze des zulässigen Gepäckgewichtes in die Koffer gestopft hätten.[4]
Mit vollem Einkaufswagen gelangten wir schließlich im Kassenbereich an, den wir ohne zwischenmenschlichen Kontakt verließen, denn selbstedend braucht es weder für (bargeldlose) Zahlung, Pistolenabgabe und Kassenbon-Kontrolle das Zutun irgendwelcher Mitarbeiter(innen). Übrigens auch nicht zur Alterskontrolle, denn Spirituosen mit mehr als 3,5 % Alkoholgehalt bekommt man ohnehin nur in staatlichen Läden (zu deutlich restriktiveren Öffnungszeiten) zu kaufen. Im schwedischen Supermarkt gibt’s weder richtiges Bier noch Wein noch Eierlikör (letzteres zum argen Verdruß des Endesunterfertigten). So, aber nun Kofferaumklappe zu und genug für heute. Bis bald!
[1] Die Endsilbe -köping findet man bei schwedischen Ortsnamen relativ oft. Die Aussprache »-schöpping« deutet schon darauf hin, was damit bezeichnet wird, nämlich eine Marktgemeinde. Sowas gib’s ja bei uns auch, siehe Neumarkt.
[2] ...und ist damit sozusagen das Gegenteil der walisischen Zungenbrecher-Gemeinde Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
[3] Am Rande sei vermerkt, daß ich ausgerechnet die Kinderserie »Pippi Langstrumpf« als grauenvoll und zum Fremdschämen peinlich in Erinnerung behalten habe. Meine nunmehr durchaus vorhandene Affiniät zu Schweden existiert also nicht wegen, sondern trotz dieser medialen Kindheits-Remineszenzen...
[4] Schon das allein ist ein hinreichender Grund, spätestens im nächsten Jahr wieder Schweden anzusteuern. Die in den dort erhältlichen Lakritz-Delikatessen erlaubterweise vorhandenen Konzentrationen von Süßholz und Ammoniumchlorid (aka Salmiak) gibt’s bei uns in Deutschland allenfalls in als »Erwachsenen-Lakritz« deklarierter Importware.
Mittwoch, 27. Juli 2016
Sonntag, 24. Juli 2016
Der Einladung eines derzeit dort lebenden und arbeitenden Freundes aus heimischen Gefilden folgend, machten sich der zonebattler und seine bessere Hälfte Anfang Juni nach (Süd-)Schweden auf. Knapp drei Wochen lang wollten wir im Hause unseres Gastgebers leben, uns dort nützlich machen und die Abende und Wochenenden zu gemeinsamen Unternehmungen nutzen.
Die U‑Bahn brachte uns von Fürth zum Nürnberger Flughafen, mit KLM Cityhopper hupften wir dann von dort erst nach Amsterdam und von da aus nach Linköping. Schon im Landeanflug auf den beschaulichen Linköping City Airport (mit immerhin je zwei planmäßigen Starts und Landungen pro Tag) war offensichtlich, daß Wald und Wasser bestimmende Elemente eines naturnahen Urlaubs werden würden:
Unser Freund empfing uns am Gate mit großem Hallo und dem Schlüssel des für uns bereits angemieteten Leihwagens. Der renngurkengewohnte zonebattler hatte seine liebe Not, sich in dem vergleichsweise luxuriösen Gefährt zurechtzufinden und dessen Motor überhaupt erst einmal anzulassen (nicht per Schlüsseldrehung, sondern per Knopfdruck). Immerhin hatte er dann auf der gut einstündigen Fahrt nach Grytgöl in der östergötländischen Flächengemeinde Finspång genug Gelegenheit, sich mit den Eigenschaften des ungewohnten Vehikels einigermaßen vertraut zu machen. [1]
Schon bald nach der Ankunft in des Freundes herrlichen Häuschen waren die Koffer geleert, die Klamotten verstaut, die Neugier auf Land und Leute groß. Auf ersten Spaziergängen und ‑fahrten erlebten wir quasi die Essenz des schwedischen Landlebens. Der mitunter zu plakativen Generalisierungen neigende Autor gewann dabei den Eindruck, daß – von regelbestätigenden Ausnahmen abgesehen – die schwedischen Häuser grundsätzlich rot gestrichen und die Autos sämtlich von Volvo fabriziert sind:
Die von Franken aus gesehen gut 1.500 km weiter nördlichere Lage merkt man unter anderem am Licht: Es wirkt auch im Hochsommer irgendwie herbstlich, da die Sonne flacher über dem Horizont steht und die Schatten daher selbst zur Mittagsstunde deutlich schräger fallen als daheim. Und natürlich ist es länger hell als gewohnt: Erst nach 23 Uhr wird es einigermaßen dunkel, und schon um vier Uhr in der Früh’ kann man ohne Lampe dem beginnenden Tag ins freundliche Antlitz sehen. Im Winter kehrt sich das Ganze dummerweise um, weshalb man hinter jedem Fenster mindestens eine stuben- und stimmungsaufhellende Leuchte stehen sieht...
Die langen Abende boten sich natürlich an zu ausgedehnten Spaziergängen ums Haus herum. Kein Verkehr, kaum Menschen, frische Luft und so gut wie keine zivilisationstypischen Geräusche: Da staunt der Städter, der daheim zwar kurze Wege und kulturelle Vielfalt genießt, aber eben auch die Schattenseiten des Lebens im Ballungsraum immer vor Augen (sowie in Nase und Ohren) geführt bekommt. Der zonebattler freute sich ferner über die zahllosen Motive am Wegesrand und wußte anfangs kaum, wohin er seine Kameralinse zuerst richten sollte.
In dieser Gegend des Landes nahm die Industrialisierung Schwedens einst ihren Anfang: Nach Eisenerz gegraben (und Kanonen gegossen) wurde hier schon vor Jahrhunderten. Alles dazu Nötige (eisenhaltiges Gestein, Holz und Wasserkraft) war ja reichlich vorhanden. Heute sind zahlreiche Überbleibsel von alten Industrieanlagen in pittoresker Umgebung zu bewundern, mitunter werden sie in ehrenamtlicher Arbeit erhalten und zumindest tageweise zu neuem Leben erweckt.
Apropos Leben: Nein, Elche haben wir (jedenfalls in freier Wildbahn) keine gesehen, die tappen ja gerne in der Dunkelheit herum und die nutzten wir zum Schlafen. Weniger bedauerlich fanden wir den Umstand, daß wir wenig bis gar nicht von stechenden Insekten heimgesucht wurden. Floraseitig überraschte uns die Entdeckung, daß so gut wie überall an den Straßen- und Waldesrändern (sowie in zahllosen Vorgärten) bunte Lupinen fröhlich vor sich hin blühten:
Diese Pflanzen gedeihen in Schweden dermaßen reichlich und üppig, daß der Berichterstatter sie hiermit für sich zum inoffiziellen Wappentier erklärt, vergleichbar etwa der Distel Schottlands. Übrigens war es gar nicht so einfach, ein paar prächtige Exemplare irgendwo auszubuddeln und in des Freundes Garten zwecks landestypischer Verzierung desselben wieder einzugraben: Die elend langen Pfahlwurzeln sind dermaßen miteinander verwachsen, daß selbst gute 80 kg Körpergewicht auf dem Spaten nicht ausreichen, das Gekröse umstandslos zu durchstechen...
Verweilen wir noch etwas im 250-Seelen-Dorf Grytgöl (das zweite »g« im Namen wird übrigens wie ein »j« ausgesprochen), dessen Einwohnerschaft sich in großzügiger Verdünnung über etliche Hektar Fläche verteilt. Massenmenschhaltung ist hier unbekannt, vielmehr lebt man luftig und uneingeengt, z.B. in alten Fabrikantenvillen:
Man muß natürlich dazusagen, daß Schweden im Vergleich zu Deutschland 90.000 Quadratkilometer mehr Fläche, aber nur 1/8 der Einwohner hat. Während sich also in der Bundesrepublik durchschnittlich etwa 230 Leute einen Quadratkilometer teilen, leben in Schweden nur 22 Menschen auf der gleichen Fläche. Aber auch dort wollen die meisten jungen und agilen Zweibeiner eher in den Städten wohnen, was sich auf die Immobilienpreise weiter draußen im Land merklich auswirkt: Für umgerechnet 100.000 EUR kann man ein schönes Häuschen mit mehr Garten drumherum bekommen, als einem womöglich lieb ist, aber dafür muß man halt zum nächsten Supermarkt unter Umständen mehr als 30 km weit fahren. Von der Pendelei zum Arbeitsplatz nicht zu reden.
Dafür findet man auf der anderen Seite der Medaille Ruhe und Frieden, und das ist natürlich auch was wert. Wald und Wasser sind quasi immer in fußläufiger Nähe, und ein Spaziergang entlang der Trampelpfade hat stets auch etwas Meditatives...
Denkt man an öffentliche Freibäder, hat man als Germane sofort eine kakophonische Geräuschkulisse aus Kindergeschrei, Wasserplatschern, Rufen und Fluchen im Ohr. Nicht so im schwedischen Hinterland: Jedes Kaff verfügt über Gewässer, die sich ohne großes Drumherum zum Baden und Schwimmen eignen (und zum Angeln sowieso).
Eine »Badeanstalt« besteht daher im Wesentlichen aus einem Stück gemähter Wiese, einem Umkleideschuppen, einem Steg, einem Rettungsboot nebst Rettungsring und viel, viel waldumstandenen Wasser. Hören tut man dort meist gar nix, denn mehr als eine Handvoll Dorfnixen ist in der Idylle gemeinhin nicht anzutreffen:
Ach ja... Beim Bebildern dieser höchst subjektiven Reise-Reportage befällt den Berichterstatter ein starkes Verlangen, sogleich wieder gen Schweden aufzubrechen. Er wäre auch jederzeit willkommen im Haushalt seines weiland Forchheimer (und später nach Fürth migrierten) Freundes, allein der Jahresurlaub ist vollständig aufgebraucht und die nächste Gelegenheit zum Flug in die Ferne böte sich damit allenfalls in der Betriebsruhe zwischen Weihnachten und Silvester. Aber dann sind die Tage dort droben im Norden kurz und duster und statt eines Mietwagens bräuchte man mindestens einen Schneepflug, wenn nicht gar einen Bergepanzer...
Zum Thema Spezialfahrzeuge sei hier noch erwähnt, daß die Schweden gerne alte Automobile sammeln: Namentlich klassische US-Straßenkreuzer stehen hoch im Kurs, und das, obwohl es hier in der Nachkriegszeit keine Besatzer gab, die mit derlei mondän gestalteten Spritschluckern publikumswirksam herumfuhren. Egal, der Benzin-Virus hat auch die Motorfreaks im neutralen Schweden befallen, und so sieht (und hört) man auch im entlegensten Hinterland immer wieder mal einen Amischlitten mit sonor blubberndem V8-Motor vorbeicruisen. Was nicht mehr fährt, wird auf dem eigenen Grund abgestellt, auch diese (Un-)Sitte scheint man von den Amerikanern übernommen zu haben:
Ob chromblitzendes Schlachtschiff, 90er-Jahre-Kombi oder alte Traktoren wie der oben gezeigte: Was immer ausgedient hat oder unfallbedingt nicht mehr aus eigener Kraft fahren kann, wird nicht etwa verschrottet, sondern an mehr oder weniger prominent sichtbarer Stelle vor oder hinter dem Haus dauerdeponiert. Der Besucher wundert sich darüber bis heute, denn er kann sich schwerlich vorstellen, daß ein ohne weitere Konservierungsmaßnahmen offen unter freiem Himmel endgelagertes Kraftfahrzeug jemals wieder erfolgreich instandgesetzt werden könnte: Sonne, Regen, Schnee und krasse Temperaturunterschiede dürften derlei Absichten von Jahr zu Jahr weiter unterminieren. Aber vielleicht ist das »Gras darüber wachsen lassen« in Schweden ja die deutlich billigere Alternative zur ordnungsgemäßen Entsorgung?
Mit diesem ersten Blick in die rätselhafte Mentalität der Schweden lassen wir es für heute bewenden. In der nächsten Folge machen wir uns in ein paar Tagen auf den Weg in eine größere Stadt und begeben uns anschließend auf eine Landpartie mit allerlei weiteren ungewöhnlichen Ein- und Ausblicken. Hej så länge!
[1] Wie so oft hatte ich nach der Heimkehr später das Gefühl, der eigene Wagen wäre durch Standschäden quasi unbenutzbar geworden: Lenkung und Pedale überaus schwergängig, die Bremse zwar verzögernd, aber doch deutlich träger. War natürlich wieder einmal nur eine Frage der (Um-)Gewöhnung...
Sonntag, 3. Juli 2016
Süßer und scharfer Senf: