Abgelegt in: Vermischtes • 30. Jun. 2015, 6:30 Uhr • 4 Kommentare lesen
Zur Zeit bin ich deutlich öfter und länger auf meinen anderen Online-Baustellen zugange als hier im eigenen Heim: Ich kümmere mich verstärkt um mein Bürger-Blog »Fürther Freiheit«, pflege das Produktions-Blog der »Medien PRAXIS« und schreibe allerlei Artikel für die Seite von »FürthWiki e.V.«, dem Förderverein hinter unserer lokalen Online-Enzyklopädie.
In der Seitenleiste rechts habe ich soeben ziemlich weit unten drei neue Abschnitte aufgemacht, in denen ich auf meine eigenen Elaborate auf den genannten Web-Präsenzen verlinke. Damit die geneigte Leserschaft sieht, daß ich doch nicht ganz so faul bin, wie es hierorts vielleicht den Anschein haben mag... ;-)
Abgelegt in: Interna • 29. Jun. 2015, 20:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Kurioses • 28. Jun. 2015, 22:55 Uhr • Diskussion eröffnen
Nach eines langen Wandertages Anstrengung machen sich der zonebattler und seine bessere Hälfte gerne lang, räkeln sich auf ihrem Hotelbett und gucken durch das Tatsch-Fenster ihrer Brettchen-Computer in die weite Welt, gerne auch in Richtung Heimat, um die dortigen Affairen und Begebnisse mitzukriegen, so unwichtig und provinziell die einem aus der Distanz mitunter auch erscheinen mögen. Voraussetzung dafür ist das Vorhandensein eines (idealerweise kostenlosen) WLANs, doch just in dieser Hinsicht hat die Betreiberfamilie des »Monopol« die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt: Wi-Fi gibt es nur gegen Aufpreis, für lau kommt man dort pro Tag nur für 30 schnell verronnene Minuten ins Netz. [1]
Nun meinen ja viele, daß im Urlaub betriebenes Internet-Surfen, Mailen und sonstige virtuelle Aktivitäten schädlich und dem angestrebten Erholungserfolg unbedingte abträglich wären. Ich kann diese unreflektierte Meinung in keiner Weise teilen: Erstens empfände ich es als erheblich stressiger, nach der Heimkehr aus der Sommer- resp. Frühlingsfrische 150 ungelesene private Mails im Postfach zu finden (zusätzlich zu den 300 dienstlichen am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub), zweitens sehe ich im elektrisch gehaltenen Kontakt zu den Freunden und Bekannten daheim ein Stück Lebensqualität, drittens meine ich, daß die digitalen Windows zur Welt per se wertneutrale Werkzeuge sind. Oder, um es plakativ auszudrücken: Das Internet macht die Schlauen schlauer und die Dummen dümmer! Wie übrigens auch der Fernseher, den wir im Urlaub gemeinhin gar nicht [2] und daheim nur sehr selten anschalten.
Na jedenfalls wäre es für unsereins keine Option, die digitale Technik daheim zu lassen und in der Ferne den halben Tag ins analoge Meer zu starren in der Hoffnung, daß einer anbeißt:
Womit ich nix gegen die abgebildete Anglerin gesagt haben möchte, vielleicht wohnt dem (in letzter Konsequenz grausamen) Tun ja eine meditative Komponente inne, zu die meiner einer keinen Zugang findet. Egal: Die einen fischen halt in den Tiefen des virtuellen Ozeans nach Erkenntnissen, die anderen hängen ihren Haken ins richtige Meer in der Hoffnung auf ein Abendessen. Suum cuique.
Unsere von abendlicher Passivität geprägten Aktivurlaube haben unter dem Strich regelmäßig eine Verbesserung der eigenen Fitness zur Folge, die ich durch konsequente Aufzugs- und Rolltreppenverweigerung noch eine Weile ins Alltagsleben hinüberzuretten vermag. Was ich freilich nimmermehr ereichen werde und nur neidisch bestaunen kann, ist die Gelenkigkeit mancher rund ums Jahr dienstbefreiten Vierbeiner:
Wobei das Leben auf den Inseln des ewigen Frühlings selbst für Katzen weder Zuckerhof noch Ponyschlecken ist: Die hier bei der Körperpflege abgelichtete Mieze war von einigen Verwundungen und Bißspuren gezeichnet und wohl eher zu bedauern als zu beneiden.
Bedauerlich ist auch der Spanier unbekümmerter Umgang mit den irdischen Ressourcen, wie ich schon mehrmals angemerkt habe. Ein weiteres Exempel baulicher Fehlplanung ist der von uns am letzten Wandertag verrammelt und verlassen vorgefundene Mirador El Mazapé:
Das oberhalb des Barranco de Ruiz auf ein Bergplateau gestellte, aufwendig ausgestattete Restaurant mit Aussicht ist seines technischen Innenlebens weitgehend beraubt, die noch vorhandenen Einbauten und das Mobiliar eingestaubt, die Luft im Inneren muffig und abgestanden. Einer bebilderten Tafel mit der Historie des Etablissements konnte man entnehmen, daß der fraglos teure Bau nur wenige Jahre in Benutzung gewesen war (und dabei meiner Meinung nach nie und nimmer seine Baukosten eingespielt hat). Inzwischen ist die Zufahrt verschlossen, der große Parkplatz verwaist, die Vegetation rundum ins Kraut schießend, eine Wiederaufnahme des Betriebes mehr als nur fraglich erscheinend.
Was unsereinen nicht im Geringsten verwundert: Der spektakulär gelegene Aussichtspunkt ist von motorisisierten Besuchern nicht so leicht zu erreichen, Busse müßten sich mühsam über landwirtschaftliche Straßen kleineren Kalibers hochquälen, Wanderer sich Aussicht und Einkehr entweder durch das Erklimmen des steilen Barrancos oder durch einen langen Aufstieg von San Juan de la Rambla her verdienen. Kurzum: Ein Lokal an dieser Stelle – unzureichend erschlossen und abseits leidlich frequentierter Verkehrsadern – kann gar nicht funktionieren, schon seine Errichtung muß mehr von Wunschdenken als von nüchterner Kalkulation geprägt gewesen sein. Aber wer weiß, wer im Hintergrund dennoch ordentlich an dem zum Scheitern verurteilten Projekt verdient hat...
Meine bis hierher durchgehalten habenden Leserinnen und Leser freilich haben was Besseres verdient als des zonebattler’s trübsinnige Gedanken, daher seien sie nun mit üppigem Wachstum am Wegesrand beglückt. Die Flora der Kanaren bringt immer wieder Erstaunliches hervor und davon reichlich:
Ähnliches sieht man zugegebenermaßen hin und wieder auch auf fränkischen Gartenmäuerchen, aber die insularen Riesenhauswurze sprengen in Anzahl und Größe unser zentraleuropäisch geprägtes Vorstellungsvermögen. Schade, daß ein klammheimliches Mit- und Einschleppen ins fränkische Fürth keine Aussichten auf dauerhaft neues Wurzelschlagen im klimatisch wechselhafteren Exil eröffnen kann...
Immer wieder nett anzuschauen – da nostalgisch an Italo-Western der 1960er Jahre erinnernd – sind kleine Kirchen mit vergleichsweise winzigen Glocken in rudimentären Türmchen, die eher schüchtern »Bim Bim« machen als mit mächtigem »Dong Dong« einen dreikilometrigen Radius zu beschallen:
Wir hörten zu unserem Erstaunen von diversen Gästen des Hotels »Monopol«, die sich über das Läuten der Glocken der unmittelbar benachbarten Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia beschwert hatten, ein Gotteshaus, welches erst ab sieben Uhr morgens die Zeit akustisch zu verkünden beginnt und das durchaus dezent. Derlei ungläubige und/oder depperte Beschwerdeführer sollten mal nach Fürth kommen, in meinem Bettchen schlafen und des Morgens die Glocken von St. Paul dröhnen hören. Das hat Schmackes, aber hallo! Dagegen ist das Bimmelbammel in Puerto de la Cruz ein nachgerade lächerliches Läutewerk!
Wobei die Spanier es sehr wohl auch krachen lassen können, daß einem Hören und Sehen vergeht. Gegen Ende unserer Reise hatten wir beispielsweise in San Juan de la Rambla noch eine eingermaßen bizarre Begegnung mit einem mutmaßlich kommunistischen kommunalen Verkündigungs-Mobil, welches – sozusagen als akustisches Amtsblatt – die Gassen auf und nieder fuhr und aus zwei riesigen Hornlautsprechern merkwürdige Reden und eigenartige Musik absonderte. Alles nicht im Mindesten high-fidel, sondern blechern scheppernd und von einer Lautstärke, die zum Erwecken von Toten geeignet erschien (was ja vielleicht auch die Absicht war). Wer betagt genug ist, um sich an die alten Don-Camillo-Filme zu erinnern, wird sich wie ich an die Propaganda-Lautsprecherwagen der Roten erinnert fühlen. Leider kam hier auf Teneriffa kein erboster Gottesmann herbeigelaufen, umd dem gottlosen Geplärre Einhalt zu gebieten. Falscher Film, sozusagen...
Glocken hier, übersteuerte Flüstertüten da: Die »Lärminsel« bietet in akustischer Hinsicht das volle Programm! Vor den Restaurants und den Hotels (natürlich auch dem vor unserem) stehen ab dem Nachmittag bis in den späten Abend allerlei Musikanten diverser Güteklassen und beschallen die Gemeinde mit wehmütigen Weisen, die Passanten und sitzende Gäste zum generösen Zücken der Geldbörse animieren sollen. Der permanent ausgelegte Musikteppich ist nicht wirklich nervig (wenn man sich nicht gerade in der Mitte zwischen zwei semifolkloristischen Schmachtfetzen-Barden aufhält und beide gleichzeitig erdulden muß), aber hin und wieder wäre eine notenlose Generalpause auch nicht verkehrt. Immerhin: Noch deutlich vor Mitternacht kehrt gemeinhin Ruhe ein in Puerto de la Cruz.
An einem unserer letzten Abende als temporäre Insulaner ging es sogar im Inneren unseres Hotels so laut zu, daß wir neugierig vor die Zimmertür traten, um nachzusehen, was da wohl abgeht. Und was wir sahen und hörten, war mitreißend und alle Aufmerksamkeit wert: Vier feuerige Spanierinnen präsentierten unten in der zentralen Palmenhalle ein Potpourri aus traditionell angehauchter, wiewohl modern arrangierter Musik und klapperten dabei anmutig mit den Absätzen unten und ihren Kastagnetten oben. Hui, war das ein Stampfen, ein Wirbeln, ein Fließen und eine Orgie von Farben, die von unserer Galerie aus näherungsweise einzufangen der zappelige zonebattler alle Mühe hatte:
So ein hausinternes Unterhaltungsprogramm hatten wir auf früheren Reisen auch noch nicht geboten bekommen. Chapeau! Einmal mehr waren wir sehr positiv angetan von unserer Bleibe: Was dort auch dem budgetbewußten Sparfuchs geboten wird, ist schon sehr bemerkenswert. Auch die Fernsicht von der Dachterrasse in den letzten Sonnenuntergang vor dem Heimflug kann selbst im teuersten Luxus-Ressort kaum schöner sein:
Würden wir also wieder hinfahren, am Ende sogar mehr als ein Dutzend mal wie unserer Buffet-Bekannter aus Wales? Ich denke nicht. Eher reisen wir ihm hinterher nach Wales, wo wir ja überhaupt noch nicht und niemals weilten. Denn so einladend unser Hotel diesmal auch war (und ist), so sehr reizt uns natürlich auch das Neue und das Andere. Es wäre vermessen zu behaupten, in zwei Wochen (minus vier Krankheitstagen) Teneriffa auch nur annähernd erforscht zu haben. Gleichwohl hat man dann das Wesentliche gesehen und ein Gefühl für den Charakter des Eilands bekommen.
Vielleicht fahren wir nächstes Jahr der Abwechslung halber an ein Binnengewässer? Eine Freundin hat unlängst eine Woche am Gardasee verbracht und den als »umgekehrte Insel« bezeichnet, also mit dem Wasser innen und der Küste außen herum. Das wäre doch auch mal was, zumal mir dafür schon ein griffiger Reportage-Titel eingefallen ist: »Die Wendeinsel«. Na dann, schauen wir mal, ob und was aus aus dieser Idee noch wird...
[1] Das an sich wäre ja noch einigermaßen zu handhaben, aber dummerweise ist der nächste freie Login erst exakt 24 Stunden nach dem Aufbrauchen der Freiminuten des Vortags möglich, womit sich das nächste freie »Startfenster« Tag für Tag um mindestens eine halbe Stunde nach hinten verschiebt. Mit meinen eigenen drei Gerätschaften (Uralt-iPad, Kindle-Veteran und Smartphone) konnte ich mir zwar 3x 30 Minuten Netzzeit hintereinanderweg erschnorren, mußte mir aber sehr bald Aufschreibungen machen und mir die jeweiligen Online-Zeiten notieren, weil ich die tags drauf garantiert schon wieder vergessen gehabt hätte...
[2] Diesmal gab es die Ausnahme von der Regel, denn für die streckenweise bettlägerige bessere Hälfte galt es, durch multimediale Beblubberung die langweilige Rekonvaleszenzzeit etwas zu verkürzen. Verständlich (was die Sprache angeht) war für uns nur der (recht verrauschte) Empfang der ARD, unverständlich dagegen, für welchen Krampf man seine öffentlich-rechtliche Zwangsabgabe zu bezahlen hat. Würde man für intelligent gemachte Bildungsprogramme sogar gerne tun, aber nicht für den Bodensatz der sich am Privatsender-Niveau orientierenden Serien und Shows. So haben wir in der Fremde unsere Ansicht bestätigt gefunden, daß sich auch daheim das Einschalten der Glotze nur selten lohnt.
Abgelegt in: Expeditionen • 26. Jun. 2015, 10:00 Uhr • 2 Kommentare lesen
An unserem Schrebergarten fahren neuerdings seltsame Fahrzeugkolonnen dem Sonnenuntergang entgegen:
Weiße Laken waren zu meinen Jugendzeiten das gängige Faschingskostüm für juvenile Gespenster-Darsteller, und so ähnlich schauen diese »geisterhaften« Automobile in ihrer eigenartigen Uniformiertheit ebenfalls aus:
Die weißen Hussen dienen natürlich dem Schutz und der Schonung von Lack und Anbauteilen dieser mutmaßlich ziemlich teuren Gefährte, aber etwas merkwürdig ist einem schon zumute beim Durchrumpeln der extrem langen Züge, zumal die geladenen Autos nicht eben freundlich dreinschauen. Na ja, solange es nur quietscht und nicht »Buuuuuhuuuu« macht, soll es mir recht sein...
Abgelegt in: Begegnungen • 22. Jun. 2015, 18:00 Uhr • 3 Kommentare lesen
Schon im ersten Teil meines Erinnerungs-Protokolles hatte ich ja über das Hotel Monopol geschwärmt und über die Aufmerksamkeit, die dort dem Gast entgegengebracht wird. Ein weiteres nettes Detail war die schriftliche Einladung zum montäglichen Sangria-Umtrunk in der Palmenhalle, der den Rahmen bildete für eine kleine Rede des Hoteliers, in der dieser kurz die Historie des Hauses skizzierte und anschließend »altgediente« Gäste mit Blumensträußen oder einer Flasche Wein für Ihre Treue ehrte. Den Rekord hielt ein älterer Herr aus dem großen Britannien, der tatsächlich schon zum 15. Male (!) im Monopol logierte.
Diesen Herrn sprach ich anderntags am Frühstücksbuffet an, gratulierte ihn meinerseits zum unangefochtenen Stammgasttum und ließ mir von ihm meine Vermutung bestätigen, daß er nicht etwa seit 15 Jahren ununterbrochen in Puerto de la Cruz urlaubt, sondern zwei Mal im Jahr (frühlings wie herbstens) nach Teneriffa reist. Wir kamen rasch ins Plaudern, und der gebildete, aus Wales stammende Gentleman (ein pensionierter Geologe) erwies sich als überaus interessanter Gesprächspartner. Unser gemeinsames Faible für die Insel Malta sorgte für ein besonders witziges Erlebnis: Er zeigte mir auf seinem Tablet-Computer einen Schnappschuß vom dortigen Selmun Palace, ich zückte mein Smartphone und legte es fünf Sekunden später mit dem gleichen Motiv auf dem Display (siehe hier, unterstes Foto) neben sein Gerät: zweimal die identische Perspektive, nur mit unterschiedlicher Lichtsituation (bedeckter Himmel bei ihm, strahlende Bläue bei mir)...
Na jedenfalls hatten wir genug gemeinsame Themen für ausgedehnte Frühstücke. An meinem nun zweiten Tag mit individueller Motorisierung besprachen wir unsere jeweiligen Tagespläne, und weil unser Gesprächspartner Teneriffa bestens kennt (was bei 15 Aufenthalten auf der Insel ja nun nicht weiter verwunderlich ist), haben wir ihm spontan angeboten, ihn kurzerhand mitzunehmen in Richtung Teide, wo man mit dem Bus nicht wirklich kommod hinkommt (es fährt nur einer am Tag dort hinauf, der nach stundenlanger Pause am Endpunkt der Route dann auch als einziger in der Gegenrichtung abends wieder herunterbrummelt). Selbdritt starteten wir also mit dem VW Polo in den Tag, schlängelten uns die TF-24 wieder hinauf und machten einen ersten Stopp bei der berühmten Lavarosette Piedra de la Rosa:
Ist es nicht faszinierend, wie sich hier die Lava beim Abkühlen radial ausrichtet? Man könnte meinen, einen versteinerten Bohrwurm gigantischen Ausmaßes vor sich zu haben...
Zurück ins Auto, zurück auf die Straße. Unser walisischer Tourenbegleiter schlug als nächstes Etappenziel das Besucherzentrum El Portillo vor, in welchem die vulkanische Geologie Teneriffas sehr anschaulich aufbereitet ist und multimedial präsentiert wird. Die modern gestaltete und aufwendig ausgestattete Anlage lohnt eine Visite, zumal sie selten übervölkert ist (unser kundiger Kumpan wußte zu berichten, daß die Ausflugsbusse hier mangels kommerzieller Angebote – Tinnef hier, Kaffee dort – nicht halten, weil niemand da ist, der dem Reiseleiter und dem Fahrer Bakschisch zustecken könnte für eine abgesetzte Busladung konsumfreudiger Touristen).
Drumherum gibt es einen kleinen botanischen Garten, in dem sich zwischen den Pflanzen auch allerlei Getier tummelt. Hier macht gerade ein ledrig-schuppiger Kamerad blau:
Wie sein von mir weiland auf La Palma abgelichteter Vetter wird der Kollege wohl der Art der Kanareneidechsen zugehörig sein. Dennoch bestehen Unterschiede, und die Bewohner La Palmas (Gallotia galloti palmae) erschienen mit in der Erinnerung als schneidiger und pfiffiger als die nahen Verwandten auf Teneriffa (Gallotia galloti galloti). [1]
Ja, hin und wieder möchte unsereiner auch ein behäbiges Reptil sein und den Tag weitgehend regungslos verdösen. War aber nicht drin, als wißbegierige Reisende weilten wir ja schließlich nicht zum Vergnügen hier! Also weiter im Text und in der Dramaturgie: Wir überspringen ein paar weitere Foto-Stopps und setzen ein mit bzw. an zu einer Wanderung rund um den Volcán de la Botija, einem kleineren Lava-Spucker westlich vom großen Teide (um den wir uns letztlich herumgedrückt haben, da wir uns weder für teuer Geld mit anderen Touristen in die Seilbahn-Gondel pferchen lassen wollten noch konditionsmäßig zum eigenfüßigen Aufstieg in der Lage sahen). Schon am Ausgangspunkt hatten wir einen wunderbaren Blick nach Westen auf das unter uns wabernde Wolkenmeer:
So, dann aber den Blick gen Osten gerichtet und losmarschiert. Des zonebattler’s bessere Hälfte und der links außerhalb des nächsten Bildes hinterherhinkende Wanderfreund aus Wales bedienten sich dazu zweier zusätzlicher Extremitäten aus Metall, derweilen meiner einer in gebührendem Abstand hinterhertappte, um nicht allzuviel vom aufgewirbelten Feinstaub seiner beiden Vorgänger auf Leib und Linse gepudert zu bekommen:
Sehen die Bäume nicht putzig und modellbahnmäßig aus? Da werden Erinnerungen an die Märklin-Bahn aus Kindertagen wach, auf der die Faller-Tannen-Bäumchen in ähnlichem Arrangement herumstanden und in vergleichbar künstlicher Anmutung! Ist aber dennoch alles echt hier in den Höhenlagen Teneriffas, selbst wenn der schwarze Aschen-Untergrund aus Vulkankotze einen ungewohnt außerirdischen Eindruck hinterläßt und die Einfassung der Pfade mit Lavabrocken genauso ausschaut wie die weiland mit Ponal auf die Grasmatte geklebten Kalksteinsplitter...
Wenn man von hier aus auf die westliche Flanke des Teide blickt, kann man sogar in der zweiten Aprilhälfte noch ein paar kleinere Schneebretter erspähen:
Wie überlebt man hier in dieser wunderschönen, jedoch nachts empfindlich kalten und mittags mitunter recht heißen Wüstenei? Man spezialisiert sich: Eher unbewegliche Kreaturen wie die kanarische Kiefer »melken« die Wolken, indem sie mit ihren langen Nadeln die Feuchtigkeit aus dem Nebel auskämmen und sich damit sozusagen oberirdisch aus der Luft holen, was es unterirdisch nicht immer in ausreichender Menge gibt. Bewegliche Geschöpfe wie die Eidechsen sind das auch geistig und gucken gerne mal keck nach, ob die vorbeiwandernden Touristen einen Happen für sie übrig haben. Auf diese Art kam ein schuppiger Vierbeiner am Scheitelpunkt unserer kleinen Vulkan-Rundwanderung zu einem Stück Reiswaffel, das ihm augenscheinlich gut gemundet hat. Frechheit siegt!
Nach erfolgreich absolvierter Rundwanderung waren wir allesamt einigermaßen erschöpft und fuhren in weit ausholender Route über den Nordwesten der Insel wieder östlich rüber nach Puerto de la Cruz. Viel Auswahl hat man bei der an Höhenmetern reichen Topographie und den wenigen sie durchmessenden Straßen ohnehin nicht. Aber auch keine Langeweile, denn es gibt ja immer was Interessantes zu sehen.
So auch am dritten und letzten Tag mit dem Volkswagen, an welchem wir – nunmehr wieder nur zu zweit – gen Westen aufbrachen, um den gebirgigen Norwestzipfel Teneriffas zu erkunden. Mit der genauen Schilderung der Route will ich die geneigte Leserschaft nicht langweilen, zumal es von der extremen Serpentinen-Kurbelei durch die Masca-Schlucht keine Fotos gibt: Erstens braucht man beide Hände (und die volle Konzentration) zum Fahren, zweitens können auch der beste Fotograf und die tollste Kamera nicht einfangen, was man dort mit allen Sinnen erlebt. Ich beschränke mich daher auf das Zeigen einiger graphisch und gestalterisch leidlich gelungener Aufnahmen, die später an jenem Tag entstanden sind:
Nein, das ist keine griechische Kapelle, das ist ein Detail der Kirche von Santiago del Teide, die in dem verlinkten Wikipedia-Artikel zur Gänze bewundert werden kann. Als wir nachmittags um vier dort angekommen waren, hatten wir schon etliche Auto- und einige Wander-Kilometer absolviert.
Später in Richtung Heimat weiterzuckelnd, machten wir nochmals Halt und Pause im beschaulichen Städtchen Icod de los Vinos, um der dortigen Berühmtheit, einem an die 400 Jahre alten Drachenbaum, unseren Besuch abzustatten. Ja, er ist imposant, aber nein, so wahnsinnig anders als die andernorts wachsenden Exemplare ist er nun auch wieder nicht. Mir gefielen eher die Durch- und Fernblicke, die sich beim Passieren mancher Gassen unverhofft auftaten:
Zugegeben, die ambulante Verkabelung ist nicht unbedingt der ästhetischen Weisheit letzter Schluß, der elektrischen auch nicht, aber irgendwie gehört derlei letztlich doch zum südländischen Lokalkolorit mit dazu.
Vielleicht tendiert der Mensch als solcher ja schon faulheitshalber zur gestalterischen (Nach-)Lässigkeit, wenn die umgebende Natur in eigener Regie umso üppiger um optische Opulenz bemüht ist:
Welche Farbenpracht, was für Kontraste! So ging auch unser dritter Tag mit dem ausgeborgten Vehikel gut gelaunt zu Ende. Das Fahrzeug ward ohne große Formalitäten wieder abgegeben, man ist verblüfft ob der hemdsärmeligen Art, mit dem derlei dort erledigt wird: Ein argwöhnischer Teutonen-Dienstleister hätte zumindest den Tankfüllstand kontrolliert und die Karre auf offensichtlich Beschädigungen untersucht; in Spanien sieht man das entspannter und scheint trotzdem nicht schlecht damit zu fahren. [2]
Wir waren nunmehr also wieder unbereift und tappten ausrüstungsbehängt zurück zum Hotel. Der Urlaub näherte sich seinem Ende. In der siebten und letzten Folge lasse ich es in einer Woche aber noch einmal so richtig krachen auf der »Lärminsel«!
[1] An dieser Stelle muß ich bestürzt einräumen, was lange schon als unbequemer Verdacht in mir herumgeisterte: Meine Urlaubsfotos der letzten Jahre sind sich oftmals zum Verwechseln ähnlich! Zumindest könnte ich problemlos ein Memory-Spiel damit bebildern: Hier ein Paar blauhalsiger Eidechsen (La Palma dort, Teneriffa da), ein Paar Palmen, zwei Kärtchen mit Fischerbooten aus Malta und Mallorca, und, und, und. Ich sollte wirklich zwischen den Insel-Urlauben mal eine gänzlich anders geartete Destination ansteuern, um wieder auf andere Gedanken (und zu neuen Motiven) zu kommen...
[2] Wer wie wir gerne wandert, dem sei unsere praxisbewährte Vorgehensweise zur Nachahmung empfohlen: Man buche im Vorfeld nur Flug, Hotel und Transfer. Die Start- und Zielpunkte vieler Wanderungen sind mit dem Bus schnell und preiswert zu erreichen, man braucht dafür kein eigenes Fahreug. Für ausgedehnte Insel-Touren oder zum Erreichen entlegener Orte kann man sich für ein paar Tage problemlos kurzfristig vor Ort einen Mietwagen nehmen und sich dabei auch nach dem Wetter richten. Würde man schon von daheim aus ein Auto bestellen, ist man terminlich schon festgelegt und kommt vermutlich kaum günstiger weg!
Abgelegt in: Expeditionen • 19. Jun. 2015, 10:30 Uhr • Diskussion eröffnen
So sprach einst Hans Albers als Baron Münchhausen im grandiosen UfA-Jubiläumsfilm von 1943, und es muß im Nachhinein Wunders nehmen, daß im späten Nazireich ein so anspielungsreicher Satz unbeanstandet durch die Zensur kam. Seit ein paar Tagen ist auch in Fürth die Zeit kaputt, jedenfalls für mich, der ich werktags außer Sa (nicht 24.12., 31.12.) des Morgens zum Hauptbahnhof haste und beizeiten nach der großen Uhr im südseitigen Giebel des Empfangsgebäudes schiele, um zu sehen, ob ich noch einen Zahn zulegen muß, um meinen Zug zuverlässig zu erreichen:
Es gibt aber neuerdings nichts mehr zu sehen, zumindest keine Uhrzeit mehr. So einen dreisten »Zeitdiebstahl« habe ich zwar schon vor zwei Jahren in der Zitadelle von Victoria auf der Insel Gozo bemerkt, aber da war immerhin noch das Zifferblatt vorhanden und nur die Zeiger verschwunden. Hier in der Heimat schmückt jetzt nur noch ein nebulöses Rund die Fassade:
O tempora, o mores! Was soll das werden? Hat DB Station&Service den maroden Mechanismus zu Reparatur- und Wartungszwecken ausbauen lassen, auf daß uns in Kürze wieder zuverlässig Stunde und Minute gewiesen werden können? Oder hat man die kaputte Uhr verschrottet, weil man lieber gar keine Zeit anzeigt als eine falsche? Rückbau also als kostengünstige Problemlösung? Wäre einerseits verständlich in Zeiten, wo fast jede(r) ein Smartphone mit präziser Zeitanzeige in Händen hält, andererseits aber ein trauriges Symbol für die allenthalben erodierende Infrastruktur.
Und es wäre nicht des erste Mal: Sowas kennen wir leider bereits in Sachen elektronische Abfahrtstafel, deren südstädtische Ausgabe auch erst kaputt, dann repariert, dann erneut defekt und schließlich ersatzlos verschwunden war. Bleibt zu hoffen, daß die DB die Zeichen der Zeit (und die Wichtigkeit dieser elementaren Dienstleistung) erkennt und uns Südstädtern bald wieder mitteilt, was die Stunde geschlagen hat...
Abgelegt in: Kurioses • 14. Jun. 2015, 9:00 Uhr • 3 Kommentare lesen
Ein neuer Morgen, eine neue Buslinie: Noch einmal wollten wir einen Tagesausflug eher bedächtig angehen und uns noch nicht wieder an die Grenzen der infektbedingt schwächelnden eigenen Kondition herantasten. La Orotava hieß das Ziel der Wahl, welches von diversen Freunden und Bekannten uns als herrlicher Sehnsuchtsort geschildert worden war. Also ab in den Bus und kurvenreich den Hang hinter Puerto de la Cruz hinaufgetuckert...
Und es ist ja wahr: Hat man sich von der prosaischen Busstation erst einmal in den historischen Stadtkern durchgehangelt, findet man ein weitgehend intaktes Altstadt-Ensemble von hoher architektonischer Qualität vor. Der Blick streift über Dächer, Balkone, Türmchen und Innenhöfe, die eine ruhige Würde und eine angenehm dezente Unaufgeregtheit ausstrahlen. Doch, hier kann man es aushalten!
Stundenlang haben wir die Gassen und Sträßchen kreuz und quer und rauf und runter bestreift, haben Kirchen und Parkanlagen besichtigt, Mühlenrelikte und Innenhöfe inspiziert, da die Nase an die Scheibe gepreßt und dort den Blick durch ein Gittertor genossen. All das läßt sich in der Rückschau (auch gefühls- und geruchmäßig) genau rekonstruieren, wenn ich meine per Vorratsdatenspeicher gesammelten GPS-Tracks in Google Earth lade und aus der Vogelperspektive den Streifzug nachvollziehe.
Hier präsentierte sich ein besonders schönes Exemplar einer traditionell verzierten Fassade, mit sorgfältig gepflegtem Blumenschmuck an den hölzernen Balkonen (die freilich ihrerseits etwas konservierende Zuwendung vertragen könnten):
Der Ausschnitt zeigt die Casa de Los Balcones, eine der bekannteren Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Haus an sich ist auch durchaus sehens- und bewundernswert, die im Erdgeschoß angebotenen Mitbringsel der Kategorie »traditionelles Handwerk« vermögen indes primär hochbetagte Gäste zu begeistern und von ihrem Geld zu trennen. Der noch nicht ganz in diese Altersklasse fallende zonebattler freute sich dagegen über das ebenso ballaststofffreie wie kostenlose WLAN in angenehm schattiger Nische...
Hinter dem nicht minder eindrucksvollen Liceo de Taoro hat meiner einer nicht nur zu seiner großen Erleichterung eine sehr ordentliche Stoffwechselstube gefunden, sondern auch badende Bäumchen, sozusagen ein Naturschauspiel der ungewöhnlichen Art:
Ein Foto wie dieses ist schon genug künstlerischer Ertrag für einen ganzen Urlaub, wie ich finde. Da gab und galt es nix zu inszenieren, nur draufzuhalten und abzudrücken. In einem kleinen Exkurs sei hier mal darüber reflektiert, wie meine Urlaube diesbezüglich vor einem Vierteljahrhundert – in einem früheren Leben – so abliefen: 10–15 Döschen mit Dia-Filmen drin möglichst an den Röntgengeräten der Flughafen-Security vorbeigeschleust, der hohen Kosten von ca. 50 Pfennigen pro Auslösung wegen eher weniger experimentiert, Mehrfachversuche zur Erfassung der besten Perspektive oder des schönsten Momentes nur in Ausnahmefällen unternommen, hernach zu Hause tagelang auf das Entwickeln gewartet und dann wochenlang geschnippelt, gerahmt und in Magazine einsortiert. Danach ein bis zweimal angeschaut und später nimmermehr. Wobei ich dennoch (oder gerade deswegen) derzeit dabei bin, die analogen Erinnerungen (sprich: die Dias) zu digitalisieren, denn am Monitor, auf dem Smartphone-Display oder via Tablet schaut man sich halt doch eher alte Elaborate an, wohingegen man Projektor und Leinwand schon aus Gründen der Faulheit eher selten herauskramt und aufbaut... Heute leiste ich mir folgekostenlos weit mehr Versuche und komme nicht mit mit 300 Fotos heim, sondern mit der vierfachen Menge (von denen hinterher freilich 2/3 wieder der [Entf]-Taste zum Opfer fallen). Unter dem Strich bin trotz der gestiegenen Versuchung zur Nachlässigkeit wohl dennoch ein besserer Knipser geworden, die Übung macht’s...
Aber genug der Abschweifung, wir sind ja hier in einer Reise-Reportage und weder in einem Fotokurs noch in einem Bildbearbeitungs-Seminar. Am nächsten Morgen fühlten wir uns beide wieder fit genug für größere Unternehmungen und nahmen uns für drei Tage einen Leihwagen, um unseren Aktionsradius zu erweitern und dahin zu fahren, wo die dicken Busse selten oder gar nie hinkommen. [1] Wir zuckelten auf kleinen Straßen (und mitunter dank desorientierter elektrischer Lady in der smartphonischen Navi-App über Stock und Stein) in das wunderbare Anaga-Gebirge im Nordosten der Insel. Grandiose Perspektiven taten sich dort auf:
Der helle Streifen zwischen den dunklen Bergen unten und den düsteren Wolken oben ist übrigens das Meer... In jenem Gebirge ist es gerne neblig und feucht, weswegen es dort üppige Lorbeerwälder gibt. Dieser Abwechslungsreichtum macht den großen Reiz Teneriffas aus: Zwischen heißer Wüste und feuchtkaltem Dschungel liegen ja regelmäßig nur ein paar Dutzend Kilometer!
Wir kurvten hakenschlagend bis zu einem Weiler namens Chamorga, da hört die Welt zumindest für die Automobilisten auf. Auf Schusters Rappen ging es dann weiter bis (fast) zum Roque Bermejo am Nordostzipfel Teneriffas. Erst läuft man noch über ein paar wegen Unterspülung und Hangrutschen nicht mehr befahrbare Betonstreifen, dann geht es nur noch über Trampelpfade weiter durch die üppige Vegetation:
Südlich und unterhalb des Leuchtturmes Faro de Anaga machten wir dann erstens Rast und zweitens kehrt: Der weitere Abstieg bis zum unter uns schwappenden Atlantik hätte bestimmt weitere 45 Minuten (pro Richtung!) gedauert und unsere Kräfte allzusehr beansprucht: Die brauchten wir ja noch für den weiten Rückweg bis zum in Chamorga abgestellten Wagen. Die Entscheidung erwies sich als richtig: Als wir schließlich wieder an unserem Volkswagen angelangt waren, waren wir einigermaßen groggy. Aber auch glücklich über das Gesehene und Geleistete! Lästigen Lärm gab es an dieser entlegenen Ecke des besiedelten Landes übrigens durchaus auch, und zwar in Form von Hunden, die ihr Revier schon auf Distanz bellend zu verteidigen trachteten. Tja, »Lärminsel« kommt wirklich nicht von ungefähr!
Der Tag war noch längst nicht verstrichen, und wir wollten ja den fahrbaren Untersatz bestmöglich ausnutzen. Also erstmal wieder zurück auf der Berge Rücken bis nach El Bailadero, dort die uns schon bekannte Route gen Süden verlassen und in San Andrés Station gemacht. Von da aus an der Küste entlang nach Santa Cruz hineingefahren. Von dort aus wollten wir uns zur berühmten Panorama-Straße TF-24 zum Teide hochschlängeln. Zu diesem Zwecke gab ich als Zwischenziel das Städtchen La Esperanza ins Smartphone-Navi meiner besseren Hälfte ein und ließ mich einmal mehr von der elektrischen Tante (ver)führen. Die erwies sich einmal mehr als gnadenlos zielstrebig und abkürzungsfixiert und ließ mich über Feldwege und Geröllpisten rangieren, deren Anblick jeden Autoverleiher furchige Falten (oder faltige Furchen?) auf die Stirn getrieben hätte. Letztlich ging alles gut und glatt, und ich kann mir altem Sonntagsfahrer noch einiges an fahrerischem Können und einem neuzeitlichen VW Polo recht respektable Geländewagen-Qualitäten attestieren...
Schließlich erreichten wir doch noch die TF-24 (der getreulich mitgetrackerte Kurs nimmt sich auf Google Earth gar nicht so verwegen aus wie er sich unten auf der realen Erde anfühlte) und fuhren zügig (und mit richtigem Asphalt unter den Reifen) nach Südwesten in Richtung des majestätischen Vulkans. Dabei kamen wir von unten in die Wolken, und das ist nun wirklich eine ganz besondere Erfahrung:
Windig ist es da und atmosphärisch einigermaßen gruselig, ziemlich feucht natürlich sowieso. Darum also nach dem Knipsen gleich wieder ins Auto gehechtet und weiter gefahren, immer weiter, immer höher durch kilometerlang sich hinziehende Wälder.
Irgendwann kommt man ebenso unvermittelt oben aus der Wolkendecke heraus, wie man unten in sie hineingefahren ist. Und da steht er dann in seiner vollen Pracht, der höchste Berg in spanisch bewirtschafteten Landen: El Teide !
Die grandiose Szenerie ist mit fotografischen Mitteln natürlich nicht annähernd einzufangen: Der strahlend blaue Himmel, die schneeweiße Wolkenschicht, die frische, klare Luft, der sanft über die Haut streichende Wind, die weitgehende Abwesenheit anderer Menschen, all das macht den Aufenthalt an so einem Aussichtspunkt zu einem sehr intensiven Erlebnis. Als etwas störend empfand ich die – auf dem kleingerechneten Foto gnädigerweise nicht mehr erkennbare – Seilbahn an der linken Flanke des Vulkankegels: Dem Giganten dermaßen auf die Pelle zu rücken erschien mir als irgendwie entwürdigende Anmaßung. Na ja, der moderne Mensch neigt gemeinhin ohnehin nicht zur Demut. Der Teide wird sich schon mit heißem Atem zu wehren wissen, wenn’s ihm zuviel wird...
Als Verheißungsort besonderer Güte kam mir diese futuristische »Sternen-Stadt« vor, die nachgerade aussieht wie ein typisches Science-Fiction-Roman-Cover aus den 1970er Jahren: Erhabenheit, Aufbruchstimmung, Erforschung des Unbekannten, das alles und mehr irrlichterte durch des zonebattler’s Synapsen, als er der Observatorien gewahr wurde. Die sind da oben dem Himmel so nah wie möglich und erfreuen sich dank geringer Luft- und Lichtverschmutzung bester Aussicht ins All. Großartig!
Sowohl die Kuppeln der Sterngucker als auch die unten wabernden Wolken waren uns schon in ähnlicher Form und Anmutung vor fünf Jahren auf La Palma unter die Augen (und vor die Linse) gekommen. Ich muß gestehen, daß ich seinerzeit nicht nur begeistert, sondern nachgerade überwältigt war. Aber in der Wiederholung nutzt sich halt doch alles ein wenig ab...
Gleich nach den Observatorien ließen wir dann den Teide vorerst links liegen und bogen nach rechts auf die TF-24 ab, die Sonne stand ja schon tief, es war inzwischen Abend geworden und der zonebattler des Fahrens müde. Und obwohl es Luftlinie gar nicht so weit bis nach Hause war, ging es natürlich zicke-zacke kurvenreich und entsprechend langsam bergab. Bis wir endlich im Hotel anlangten, war es schon fast duster. Ein erfüllter Tag lag hinter, zwei weitere mit selbstgesteuertem Gefährt noch vor uns. In der nächsten Folge fahren wir die TF-24 wieder hoch und machen seiner Majestät dem großen Vulkan und seinem Hofstaat drumherum endlich unsere Aufwartung.
[1] 60 EUR kostete der Spaß in Form eines VW Polo (zzgl. Sprit in der verfahrenen Menge), da kann man nicht maulen. Wie immer war die Bedienung gewöhnungsbedürftig, des Autors eigene Renngurke hat ja insgesamt weniger Moleküle als so ein modernes Auto Schalter und Lichter. Überdies wähne ich mein eigenes Volant und die Pedale nach dem Urlaub als schwergängig oder eingerostet, weil es meinem Vehikel an neuzeitlichen Assistenzsystemen mangelt, aber der Mensch ist ja flexibel und kann sich an fast alles adaptieren (meiner einer sogar in der Richtung vom Luxus zum Spartanischen)...
Abgelegt in: Expeditionen • 12. Jun. 2015, 11:15 Uhr • 2 Kommentare lesen
Abgelegt in: Schrebergarten • 11. Jun. 2015, 20:55 Uhr • Diskussion eröffnen
Nachdem wir von Freunden schon im Vorfeld unserer Reise über das gut funktionierende Busnetz auf Teneriffa informiert worden waren, hatten wir uns vorgenommen, den überwiegenden Teil des Urlaubs ohne eigenen Mietwagen zu verbringen und uns von öffentlichen Verkehrsmitteln herumkutschieren zu lassen. Das klappte auch ganz gut, und unsere erste Fahrt im dröhnenden und vibrierenden Diesel-Bus brachte uns zum Nordostzipfel der Insel, in deren Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife.
Unweit des dortigen Busbahnhofes gibt es ein spektakuläres Stück moderner Architektur zu besichtigen, die Konzerthalle Auditorio de Tenerife:
Das verwegen gestaltete Gebäude ist gerade mal ein Dutzend Jahre in Betrieb, da zeigen sich schon die ersten Schäden in der Außenhülle: Feine Mosaiksteinchen fallen ab, Wasser sucht sich seinen Weg, Stahlarmierungen beginnen zu rosten. Wie scheinbar überall in spanischen Gefilden scheinen Instandhaltung und präventive Pflege unbekannte Fremdwörter zu sein, man klotzt was hin und ranzt es runter, schließlich reißt man es ab und baut was Neues hin (oder auch nicht). Alles nicht sehr nachhaltig und ressourcenschonend, aber konsequent nach dem (vormals ostzonalen) Motto: »Wir bauen auf und reißen nieder, so haben wir Arbeit, immer wieder«. Andere machen’s freilich auch nicht besser, den gleichen Spruch habe ich ja schon über Malta vom Stapel gelassen... Innen im Foyer des verwegen geschwungenen Musentempels ist es unglaublich laut, das Geplapper und Geklacker der Besucher potenziert sich in dem Schalltrichter aus Beton zu einer lärmenden Symphonie. Aber wenigstens konnte ich dort drinnen diverse nette Damenbeine einfangen... [1]
Laut und quirlig ging es auch in der belebten Innenstadt von Santa Cruz zu, wiewohl es ein »ruhiger« Sonntag war und die meisten Geschäfte geschlossen hatten. Aber die Spanier feiern ja recht gerne und Anlässe dazu finden sich rund ums Jahr und immer wieder. Uns steht ja auch hin und wieder der Sinn nach Geselligkeit, aber im Urlaub suchen wir doch eher das Ruhige und Erhabene. [2] Darum sind wir tags drauf ins nahegelegene Orotava-Tal getuckert und haben dort eine Höhenwanderung unternommen, die uns tatsächlich in ganz unerwartete Höhen führte:
Wir verpaßten aufgrund ungenügender Wegbeschreibung im Reiseführer den vorgesehenen (aber wegen frischen Erdrutsches gesperrten Abzweig) und stiegen höher und höher, ohne zu bemerken, daß wir schon längst über den angepeilten »Höhenweg« aufgestiegen waren. Tatsächlich »machten« wir knapp 1000 Meter in der Vertikalen und kamen letztlich bei der Straße durch den Teide-Nationalpark heraus, wodurch wir unseres schweißtreibenden Irrtums endlich gewahr wurden. Immerhin konnten wir beim Abstieg drei weiteren deutschen Paaren, die mit dem gleichen Wanderführer eines renommierten Erlanger Verlages bewaffnet waren, ein ähnliches Schicksal ersparen...
Immerhin war die Anstrengung nicht vergebens, wir wurden mit Sonnenschein und wunderbarer Fernsicht belohnt. An den Folgetagen waren Wälder und Wipfel wolken- und nebelverhangen, und auch der Teide war nicht auszumachen. Schon am nächsten Morgen – wir waren bei warmer Witterung kurzbehost und ‑beärmelt mit dem Bus nach La Laguna aufgebrochen – tappten wir stundenlang leicht bibbernd durch die historische (und regennasse) Innenstadt und beneideten jene, die mit passenderer Kleidung und Ausrüstung unterwegs waren:
Na ja, wir hangelten uns im Nieselregen von Dach zu Dach, Unterstand zu Unterstand, Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit und beschlossen den Halbtag mit Kaffee, Kuchen und Knservierungsstoffen. Kann man mal machen. So richtig grandios fanden wir es dort nicht, aber das war vielleicht der Erwartungshaltung einerseits und dem unverhofft naßkühlen Wetter andererseits geschuldet...
Tags drauf kam die unverhoffte, große Zäsur: Während der zonebattler die Reise zwar angekränkelt, aber immerhin schon auf dem Wege der Besserung angetreten hatte, war seine bessere Hälfte gesund in den Flieger gestiegen, hatte sich aber von bazillen-befallenen Mitreisenden die Krätze eingefangen und mußte des Abends mit im bedrohlichem Tempo ansteigenden Fieber zu einem »Centro Medico« verbracht werden. Ist auch eine interessante Urlaubserfahrung, wenn eine resolute Doctora, die des Deutschen nicht mächtig ist, nur ihre dolmetschende Sprechstundenhilfe anschaut und nicht die vor ihr stehende Patientin. Immerhin waren die Wartezeiten kurz und die Antibiotika billig zu haben. Muß sich trotzdem nicht so bald wiederholen...
Vier Tage Bettruhe für die Gefährtin bedeuteten vier Tage freien Herumlungerns für den Berichterstatter, der sich nur zu gerne nun selbst etwas schonte und mit der Kamera bewaffnet in der näheren Umgebung des Hotels herumstrich.
Die Innenstadt von Puerto de la Cruz ist zwar in wenigen Gehminuten durchmessen, aber man findet doch recht interessante und auch abwechslungsreiche Ecken und Ansichten, die aufznehmen sich lohnt. Leider war ich aber doch recht träge und nicht so recht motiviert, mich auf fotografische Pirsch zu begeben. Darum habe ich nur den einen oder anderen Schnappschuß gemacht und mich nicht weiter angestrengt.
Manche Motive indes sind so augenfällig, daß man sie auch reflexhaft und ohne große Mühen einfangen kann. Wie z.B. dieses Exempel von genrehafter Street Photography:
Zugegeben, der alte Herr mit Rollator war recht langsam unterwegs, da konnte ich mir mit dem Komponieren des Bildes Zeit lassen. Überhaupt schien die gemächliche Unaufgeregtheit unseres Urlaubsortes auf mich abzufärben, und ich weiß bis heute nicht, ob es wirklich an der Atmosphäre lag oder an meinem nur langsam abflauenden grippalen Infekt, an dem ich ja schon seit längerem laborierte.
Egal, warum auch immer ich etwas langsamer reagierte als sonst, solange die Motive vor mir sich noch weniger bewegen und mir nicht davonlaufen, kriege ich sich immer noch problemlos eingefangen, wie zum Exempel diesen Angler, der auf der Kaimauer sitzend sein Glück versuchte:
Die Passion des Angelns gehört zugegebenermaßen zu jenen finsteren Leidenschaften, deren Reiz und Mirakel sich mir zeitlebens nicht erschließen werden, und das hat nicht nur damit zu tun, daß unsereiner kein großer Fischesser ist. Na ja, jedem das Seine, und solange der schweigsame Rutenschwinger seinem Hobby nachgeht, ist er wenigstens weg von der Straße und kommt nicht auf noch dümmere Gedanken...
Jetzt aber hurtig etliche Stunden vorgespult und die weitgehend ereignisfreien Rekonvaleszenz-Tage der besseren Hälfte übersprungen. Nach leidlicher Genesung (meiner einer war dann selbst aller importierten Schnupfen-Reste ledig) fingen wir wieder an mit der Erforschung unserer Umwelt. Ein Bus brachte uns in küstennah mäandrierender Fahrt ins westlich gelegene Garachico.
Ein befreundetes Galeristen-Ehepaar hatte dort wenige Wochen zuvor den eigenen Urlaub verbracht und war des Lobes voll über diesen beschaulichen Ort. Wir selbst glauben, seine (durchaus vorhandenen) Reize in den paar Stunden unseres Aufenthaltes weitgehend vollständig wahrgenommen und gewürdigt zu haben. Ja, es ist nett dort, aber nein, wenn man nicht gerade Kunstmaler ist oder in Ruhe seinen neuen Roman fertigstellen möchte, ist man dort nicht unbedingt am rechten Platze.
Sehr lebhaft vom Tag in Garachico in Erinnerung geblieben ist mir aber erstens die Begegnung mit einem jungen Hundchen (welches sich nur zu gerne kraulen und necken ließ und davon schier außer sich geriet vor purer Lebensfreude), sowie die mit einer Strelitzie, welche sich naturgemäß weniger spielfreudig und begeisterungsfähig zeigte, sich dafür aber in wunderbar leuchtenden Farben präsentierte:
Tatsächlich sind dem zonebattler auf Teneriffa dermaßen viele dieser Paradiesvogelblumen unter die Augen gekommen, daß er einen vage erwogenen Urlaub auf der »Blumeninsel« Madeira nunmehr zu verwerfen bereit ist und damit auch um etliche nur äußerst schweißtreibend zu bewältigende Höhenmeter elegant herumkäme...
Soviel für heute. In einer Woche geht es weiter.
[1] Gegen Ende des Urlaubs sind ganz in der Nähe zwei Grazien vor der Nase meines Mietwagens über die Kreuzung gestakst, beide mit knallengen Jeans und leuchtend roten Pumps von schwindelerregender Absatzhöhe angetan. Das wäre ein Foto gewesen! Aber was will man machen, wenn die Ampel kurz vor dem Umspringen ist, beide Hände am Lenkrad liegen und die Kamera irgendwo auf dem Rücksitz liegt? Die fahrlässige Unvorbereitetseiung verfluchen!
[2] Wir halten es da eher mit Johann Nestroy (oder war es doch Karl Valentin?), der die Menschen liebte, aber die Leute nicht mochte und daher mied...
Abgelegt in: Expeditionen • 5. Jun. 2015, 17:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Was neulich erst formidabel funktioniert hat mit meinen Malta-Mitbringseln, klappt tatsächlich nicht minder grusig eindrucksvoll mit aus meinen unlängst gezeigten Paris-Fotos hergeleiteten Aquarell-Attrappen: Kaum hat man die Lichtbilder oben in den Trichter des Dynamic Auto Painters gestopft und zügig an der Kurbel gedreht, kommt unten kühne Kaufhaus-Kunst heraus, neben der der »röhrende Hirsch« oder die »rassige Zigeunerin« aus den 1960er bis 1970er Jahren vor Neid (v)erblassen würden, und sei deren Ölfarbe auch noch so echt und manuell aufgetragen:
Mit derlei bunten Bildern kann man sich ja eine Zeit lang elegant über die eigene Schreibfaulheit hinüberretten, aber ich gelobe feierlich, es damit nicht zu übertreiben. Schon deshalb nicht, weil ich gar nicht so viele Fotos in meinem Archiv wähne, die sich zu dieser Art der pseudokünstlerischen Verwurstung eignen...
Abgelegt in: Vermischtes • 2. Jun. 2015, 6:30 Uhr • Diskussion eröffnen
Süßer und scharfer Senf: