Zum Inhalt springen


zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Dienstag, 30. Juni 2015

Bü­ro­stunk

Wachsblumen-Blüten in des zonebattler's Büro
Montag, 29. Juni 2015

Fremd­ge­gan­gen

Zur Zeit bin ich deut­lich öf­ter und län­ger auf mei­nen an­de­ren On­line-Bau­stel­len zu­gan­ge als hier im ei­ge­nen Heim: Ich küm­me­re mich ver­stärkt um mein Bür­ger-Blog »Für­ther Frei­heit«, pfle­ge das Pro­duk­ti­ons-Blog der »Me­di­en PRAXIS« und schrei­be al­ler­lei Ar­ti­kel für die Sei­te von »Für­thWi­ki e.V.«, dem För­der­ver­ein hin­ter un­se­rer lo­ka­len On­line-En­zy­klo­pä­die.

In der Sei­ten­lei­ste rechts ha­be ich so­eben ziem­lich weit un­ten drei neue Ab­schnit­te auf­ge­macht, in de­nen ich auf mei­ne ei­ge­nen Ela­bo­ra­te auf den ge­nann­ten Web-Prä­sen­zen ver­lin­ke. Da­mit die ge­neig­te Le­ser­schaft sieht, daß ich doch nicht ganz so faul bin, wie es hier­orts viel­leicht den An­schein ha­ben mag... ;-)

Sonntag, 28. Juni 2015

Baum­haus

Schatten eines Straßenbaumes in der Fürther Simonstraße
Freitag, 26. Juni 2015

Die Lär­min­sel (7)

Nach ei­nes lan­gen Wan­der­ta­ges An­stren­gung ma­chen sich der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ger­ne lang, rä­keln sich auf ih­rem Ho­tel­bett und gucken durch das Tatsch-Fen­ster ih­rer Brett­chen-Com­pu­ter in die wei­te Welt, ger­ne auch in Rich­tung Hei­mat, um die dor­ti­gen Af­fai­ren und Be­geb­nis­se mit­zu­krie­gen, so un­wich­tig und pro­vin­zi­ell die ei­nem aus der Di­stanz mit­un­ter auch er­schei­nen mö­gen. Vor­aus­set­zung da­für ist das Vor­han­den­sein ei­nes (idea­ler­wei­se ko­sten­lo­sen) WLANs, doch just in die­ser Hin­sicht hat die Be­trei­ber­fa­mi­lie des »Mo­no­pol« die Zei­chen der Zeit noch nicht er­kannt: Wi-Fi gibt es nur ge­gen Auf­preis, für lau kommt man dort pro Tag nur für 30 schnell ver­ron­ne­ne Mi­nu­ten ins Netz. [1]

Nun mei­nen ja vie­le, daß im Ur­laub be­trie­be­nes In­ter­net-Sur­fen, Mai­len und son­sti­ge vir­tu­el­le Ak­ti­vi­tä­ten schäd­lich und dem an­ge­streb­ten Er­ho­lungs­er­folg un­be­ding­te ab­träg­lich wä­ren. Ich kann die­se un­re­flek­tier­te Mei­nung in kei­ner Wei­se tei­len: Er­stens emp­fän­de ich es als er­heb­lich stres­si­ger, nach der Heim­kehr aus der Som­mer- resp. Früh­lings­fri­sche 150 un­ge­le­se­ne pri­va­te Mails im Post­fach zu fin­den (zu­sätz­lich zu den 300 dienst­li­chen am er­sten Ar­beits­tag nach dem Ur­laub), zwei­tens se­he ich im elek­trisch ge­hal­te­nen Kon­takt zu den Freun­den und Be­kann­ten da­heim ein Stück Le­bens­qua­li­tät, drit­tens mei­ne ich, daß die di­gi­ta­len Win­dows zur Welt per se wert­neu­tra­le Werk­zeu­ge sind. Oder, um es pla­ka­tiv aus­zu­drücken: Das In­ter­net macht die Schlau­en schlau­er und die Dum­men düm­mer! Wie üb­ri­gens auch der Fern­se­her, den wir im Ur­laub ge­mein­hin gar nicht [2] und da­heim nur sehr sel­ten an­schal­ten.

Na je­den­falls wä­re es für un­ser­eins kei­ne Op­ti­on, die di­gi­ta­le Tech­nik da­heim zu las­sen und in der Fer­ne den hal­ben Tag ins ana­lo­ge Meer zu star­ren in der Hoff­nung, daß ei­ner an­beißt:

Fischerin bei Garachico

Wo­mit ich nix ge­gen die ab­ge­bil­de­te Ang­le­rin ge­sagt ha­ben möch­te, viel­leicht wohnt dem (in letz­ter Kon­se­quenz grau­sa­men) Tun ja ei­ne me­di­ta­ti­ve Kom­po­nen­te in­ne, zu die mei­ner ei­ner kei­nen Zu­gang fin­det. Egal: Die ei­nen fi­schen halt in den Tie­fen des vir­tu­el­len Oze­ans nach Er­kennt­nis­sen, die an­de­ren hän­gen ih­ren Ha­ken ins rich­ti­ge Meer in der Hoff­nung auf ein Abend­essen. Su­um cui­que.

Un­se­re von abend­li­cher Pas­si­vi­tät ge­präg­ten Ak­tiv­ur­lau­be ha­ben un­ter dem Strich re­gel­mä­ßig ei­ne Ver­bes­se­rung der ei­ge­nen Fit­ness zur Fol­ge, die ich durch kon­se­quen­te Auf­zugs- und Roll­trep­pen­ver­wei­ge­rung noch ei­ne Wei­le ins All­tags­le­ben hin­über­zu­ret­ten ver­mag. Was ich frei­lich nim­mer­mehr er­ei­chen wer­de und nur nei­disch be­stau­nen kann, ist die Ge­len­kig­keit man­cher rund ums Jahr dienst­be­frei­ten Vier­bei­ner:

reinliche Katze

Wo­bei das Le­ben auf den In­seln des ewi­gen Früh­lings selbst für Kat­zen we­der Zucker­hof noch Po­ny­schlecken ist: Die hier bei der Kör­per­pfle­ge ab­ge­lich­te­te Mie­ze war von ei­ni­gen Ver­wun­dun­gen und Biß­spu­ren ge­zeich­net und wohl eher zu be­dau­ern als zu be­nei­den.

Be­dau­er­lich ist auch der Spa­ni­er un­be­küm­mer­ter Um­gang mit den ir­di­schen Res­sour­cen, wie ich schon mehr­mals an­ge­merkt ha­be. Ein wei­te­res Ex­em­pel bau­li­cher Fehl­pla­nung ist der von uns am letz­ten Wan­der­tag ver­ram­melt und ver­las­sen vor­ge­fun­de­ne Mi­ra­dor El Ma­za­pé:

im Mirador El Mazapé

Das ober­halb des Bar­ran­co de Ruiz auf ein Berg­pla­teau ge­stell­te, auf­wen­dig aus­ge­stat­te­te Re­stau­rant mit Aus­sicht ist sei­nes tech­ni­schen In­nen­le­bens weit­ge­hend be­raubt, die noch vor­han­de­nen Ein­bau­ten und das Mo­bi­li­ar ein­ge­staubt, die Luft im In­ne­ren muf­fig und ab­ge­stan­den. Ei­ner be­bil­der­ten Ta­fel mit der Hi­sto­rie des Eta­blis­se­ments konn­te man ent­neh­men, daß der frag­los teu­re Bau nur we­ni­ge Jah­re in Be­nut­zung ge­we­sen war (und da­bei mei­ner Mei­nung nach nie und nim­mer sei­ne Bau­ko­sten ein­ge­spielt hat). In­zwi­schen ist die Zu­fahrt ver­schlos­sen, der gro­ße Park­platz ver­waist, die Ve­ge­ta­ti­on rund­um ins Kraut schie­ßend, ei­ne Wie­der­auf­nah­me des Be­trie­bes mehr als nur frag­lich er­schei­nend.

Was un­ser­ei­nen nicht im Ge­ring­sten ver­wun­dert: Der spek­ta­ku­lär ge­le­ge­ne Aus­sichts­punkt ist von mo­to­ri­si­s­ier­ten Be­su­chern nicht so leicht zu er­rei­chen, Bus­se müß­ten sich müh­sam über land­wirt­schaft­li­che Stra­ßen klei­ne­ren Ka­li­bers hoch­quä­len, Wan­de­rer sich Aus­sicht und Ein­kehr ent­we­der durch das Er­klim­men des stei­len Bar­ran­cos oder durch ei­nen lan­gen Auf­stieg von San Ju­an de la Ram­bla her ver­die­nen. Kurz­um: Ein Lo­kal an die­ser Stel­le – un­zu­rei­chend er­schlos­sen und ab­seits leid­lich fre­quen­tier­ter Ver­kehrs­adern – kann gar nicht funk­tio­nie­ren, schon sei­ne Er­rich­tung muß mehr von Wunsch­den­ken als von nüch­ter­ner Kal­ku­la­ti­on ge­prägt ge­we­sen sein. Aber wer weiß, wer im Hin­ter­grund den­noch or­dent­lich an dem zum Schei­tern ver­ur­teil­ten Pro­jekt ver­dient hat...

Mei­ne bis hier­her durch­ge­hal­ten ha­ben­den Le­se­rin­nen und Le­ser frei­lich ha­ben was Bes­se­res ver­dient als des zonebattler’s trüb­sin­ni­ge Ge­dan­ken, da­her sei­en sie nun mit üp­pi­gem Wachs­tum am We­ges­rand be­glückt. Die Flo­ra der Ka­na­ren bringt im­mer wie­der Er­staun­li­ches her­vor und da­von reich­lich:

Riesenhauswurz galore!

Ähn­li­ches sieht man zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen hin und wie­der auch auf frän­ki­schen Gar­ten­mäu­er­chen, aber die in­su­la­ren Rie­sen­h­aus­wur­ze spren­gen in An­zahl und Grö­ße un­ser zen­tral­eu­ro­pä­isch ge­präg­tes Vor­stel­lungs­ver­mö­gen. Scha­de, daß ein klamm­heim­li­ches Mit- und Ein­schlep­pen ins frän­ki­sche Fürth kei­ne Aus­sich­ten auf dau­er­haft neu­es Wur­zel­schla­gen im kli­ma­tisch wech­sel­haf­te­ren Exil er­öff­nen kann...

Im­mer wie­der nett an­zu­schau­en – da nost­al­gisch an Italo-We­stern der 1960er Jah­re er­in­nernd – sind klei­ne Kir­chen mit ver­gleichs­wei­se win­zi­gen Glocken in ru­di­men­tä­ren Türm­chen, die eher schüch­tern »Bim Bim« ma­chen als mit mäch­ti­gem »Dong Dong« ei­nen drei­ki­lo­met­ri­gen Ra­di­us zu be­schal­len:

Kirchlein mit Glöcklein

Wir hör­ten zu un­se­rem Er­stau­nen von di­ver­sen Gä­sten des Ho­tels »Mo­no­pol«, die sich über das Läu­ten der Glocken der un­mit­tel­bar be­nach­bar­ten Kir­che Nue­stra Se­ño­ra de la Pe­ña de Fran­cia be­schwert hat­ten, ein Got­tes­haus, wel­ches erst ab sie­ben Uhr mor­gens die Zeit aku­stisch zu ver­kün­den be­ginnt und das durch­aus de­zent. Der­lei un­gläu­bi­ge und/oder dep­per­te Be­schwer­de­füh­rer soll­ten mal nach Fürth kom­men, in mei­nem Bett­chen schla­fen und des Mor­gens die Glocken von St. Paul dröh­nen hö­ren. Das hat Schmackes, aber hal­lo! Da­ge­gen ist das Bim­melb­am­mel in Pu­er­to de la Cruz ein nach­ge­ra­de lä­cher­li­ches Läu­te­werk!

Wo­bei die Spa­ni­er es sehr wohl auch kra­chen las­sen kön­nen, daß ei­nem Hö­ren und Se­hen ver­geht. Ge­gen En­de un­se­rer Rei­se hat­ten wir bei­spiels­wei­se in San Ju­an de la Ram­bla noch ei­ne ein­ger­ma­ßen bi­zar­re Be­geg­nung mit ei­nem mut­maß­lich kom­mu­ni­sti­schen kom­mu­na­len Ver­kün­di­gungs-Mo­bil, wel­ches – so­zu­sa­gen als aku­sti­sches Amts­blatt – die Gas­sen auf und nie­der fuhr und aus zwei rie­si­gen Horn­laut­spre­chern merk­wür­di­ge Re­den und ei­gen­ar­ti­ge Mu­sik ab­son­der­te. Al­les nicht im Min­de­sten high-fi­del, son­dern ble­chern schep­pernd und von ei­ner Laut­stär­ke, die zum Er­wecken von To­ten ge­eig­net er­schien (was ja viel­leicht auch die Ab­sicht war). Wer be­tagt ge­nug ist, um sich an die al­ten Don-Ca­mil­lo-Fil­me zu er­in­nern, wird sich wie ich an die Pro­pa­gan­da-Laut­spre­cher­wa­gen der Ro­ten er­in­nert füh­len. Lei­der kam hier auf Te­ne­rif­fa kein er­bo­ster Got­tes­mann her­bei­ge­lau­fen, umd dem gott­lo­sen Ge­plär­re Ein­halt zu ge­bie­ten. Fal­scher Film, so­zu­sa­gen...

Megaphon-Mobil in San Juan de la Rambla

Glocken hier, über­steu­er­te Flü­ster­tü­ten da: Die »Lär­min­sel« bie­tet in aku­sti­scher Hin­sicht das vol­le Pro­gramm! Vor den Re­stau­rants und den Ho­tels (na­tür­lich auch dem vor un­se­rem) ste­hen ab dem Nach­mit­tag bis in den spä­ten Abend al­ler­lei Mu­si­kan­ten di­ver­ser Gü­te­klas­sen und be­schal­len die Ge­mein­de mit weh­mü­ti­gen Wei­sen, die Pas­san­ten und sit­zen­de Gä­ste zum ge­ne­rö­sen Zücken der Geld­bör­se ani­mie­ren sol­len. Der per­ma­nent aus­ge­leg­te Mu­sik­tep­pich ist nicht wirk­lich ner­vig (wenn man sich nicht ge­ra­de in der Mit­te zwi­schen zwei se­mi­folk­lo­ri­sti­schen Schmacht­fet­zen-Bar­den auf­hält und bei­de gleich­zei­tig er­dul­den muß), aber hin und wie­der wä­re ei­ne no­ten­lo­se Ge­ne­ral­pau­se auch nicht ver­kehrt. Im­mer­hin: Noch deut­lich vor Mit­ter­nacht kehrt ge­mein­hin Ru­he ein in Pu­er­to de la Cruz.

An ei­nem un­se­rer letz­ten Aben­de als tem­po­rä­re In­su­la­ner ging es so­gar im In­ne­ren un­se­res Ho­tels so laut zu, daß wir neu­gie­rig vor die Zim­mer­tür tra­ten, um nach­zu­se­hen, was da wohl ab­geht. Und was wir sa­hen und hör­ten, war mit­rei­ßend und al­le Auf­merk­sam­keit wert: Vier feu­e­ri­ge Spa­nie­rin­nen prä­sen­tier­ten un­ten in der zen­tra­len Pal­men­hal­le ein Pot­pour­ri aus tra­di­tio­nell an­ge­hauch­ter, wie­wohl mo­dern ar­ran­gier­ter Mu­sik und klap­per­ten da­bei an­mu­tig mit den Ab­sät­zen un­ten und ih­ren Ka­sta­gnet­ten oben. Hui, war das ein Stamp­fen, ein Wir­beln, ein Flie­ßen und ei­ne Or­gie von Far­ben, die von un­se­rer Ga­le­rie aus nä­he­rungs­wei­se ein­zu­fan­gen der zap­pe­li­ge zone­batt­ler al­le Mü­he hat­te:

bunt gewandete Tänzerinnen

So ein haus­in­ter­nes Un­ter­hal­tungs­pro­gramm hat­ten wir auf frü­he­ren Rei­sen auch noch nicht ge­bo­ten be­kom­men. Cha­peau! Ein­mal mehr wa­ren wir sehr po­si­tiv an­ge­tan von un­se­rer Blei­be: Was dort auch dem bud­get­be­wuß­ten Spar­fuchs ge­bo­ten wird, ist schon sehr be­mer­kens­wert. Auch die Fern­sicht von der Dach­ter­ras­se in den letz­ten Son­nen­un­ter­gang vor dem Heim­flug kann selbst im teu­er­sten Lu­xus-Res­sort kaum schö­ner sein:

Sonnenuntergang am letzzten Abend auf Teneriffa

Wür­den wir al­so wie­der hin­fah­ren, am En­de so­gar mehr als ein Dut­zend mal wie un­se­rer Buf­fet-Be­kann­ter aus Wales? Ich den­ke nicht. Eher rei­sen wir ihm hin­ter­her nach Wales, wo wir ja über­haupt noch nicht und nie­mals weil­ten. Denn so ein­la­dend un­ser Ho­tel dies­mal auch war (und ist), so sehr reizt uns na­tür­lich auch das Neue und das An­de­re. Es wä­re ver­mes­sen zu be­haup­ten, in zwei Wo­chen (mi­nus vier Krank­heits­ta­gen) Te­ne­rif­fa auch nur an­nä­hernd er­forscht zu ha­ben. Gleich­wohl hat man dann das We­sent­li­che ge­se­hen und ein Ge­fühl für den Cha­rak­ter des Ei­lands be­kom­men.

Viel­leicht fah­ren wir näch­stes Jahr der Ab­wechs­lung hal­ber an ein Bin­nen­ge­wäs­ser? Ei­ne Freun­din hat un­längst ei­ne Wo­che am Gar­da­see ver­bracht und den als »um­ge­kehr­te In­sel« be­zeich­net, al­so mit dem Was­ser in­nen und der Kü­ste au­ßen her­um. Das wä­re doch auch mal was, zu­mal mir da­für schon ein grif­fi­ger Re­por­ta­ge-Ti­tel ein­ge­fal­len ist: »Die Wen­d­e­insel«. Na dann, schau­en wir mal, ob und was aus aus die­ser Idee noch wird...

 
[1] Das an sich wä­re ja noch ei­ni­ger­ma­ßen zu hand­ha­ben, aber dum­mer­wei­se ist der näch­ste freie Log­in erst ex­akt 24 Stun­den nach dem Auf­brau­chen der Frei­mi­nu­ten des Vor­tags mög­lich, wo­mit sich das näch­ste freie »Start­fen­ster« Tag für Tag um min­de­stens ei­ne hal­be Stun­de nach hin­ten ver­schiebt. Mit mei­nen ei­ge­nen drei Ge­rät­schaf­ten (Ur­alt-iPad, Kind­le-Ve­te­ran und Smart­phone) konn­te ich mir zwar 3x 30 Mi­nu­ten Netz­zeit hin­ter­ein­an­der­weg er­schnor­ren, muß­te mir aber sehr bald Auf­schrei­bun­gen ma­chen und mir die je­wei­li­gen On­line-Zei­ten no­tie­ren, weil ich die tags drauf ga­ran­tiert schon wie­der ver­ges­sen ge­habt hät­te...

[2] Dies­mal gab es die Aus­nah­me von der Re­gel, denn für die strecken­wei­se bett­lä­ge­ri­ge bes­se­re Hälf­te galt es, durch mul­ti­me­dia­le Be­blub­be­rung die lang­wei­li­ge Re­kon­va­les­zenz­zeit et­was zu ver­kür­zen. Ver­ständ­lich (was die Spra­che an­geht) war für uns nur der (recht ver­rausch­te) Emp­fang der ARD, un­ver­ständ­lich da­ge­gen, für wel­chen Krampf man sei­ne öf­fent­lich-recht­li­che Zwangs­ab­ga­be zu be­zah­len hat. Wür­de man für in­tel­li­gent ge­mach­te Bil­dungs­pro­gram­me so­gar ger­ne tun, aber nicht für den Bo­den­satz der sich am Pri­vat­sen­der-Ni­veau ori­en­tie­ren­den Se­ri­en und Shows. So ha­ben wir in der Frem­de un­se­re An­sicht be­stä­tigt ge­fun­den, daß sich auch da­heim das Ein­schal­ten der Glot­ze nur sel­ten lohnt.

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Montag, 22. Juni 2015

Gei­ster­zug

An un­se­rem Schre­ber­gar­ten fah­ren neu­er­dings selt­sa­me Fahr­zeug­ko­lon­nen dem Son­nen­un­ter­gang ent­ge­gen:

Güterzug voller Neuwagen mit weißen Schutzhauben

Wei­ße La­ken wa­ren zu mei­nen Ju­gend­zei­ten das gän­gi­ge Fa­schings­ko­stüm für ju­ve­ni­le Ge­spen­ster-Dar­stel­ler, und so ähn­lich schau­en die­se »gei­ster­haf­ten« Au­to­mo­bi­le in ih­rer ei­gen­ar­ti­gen Uni­for­miert­heit eben­falls aus:

Güterzug voller Neuwagen mit weißen Schutzhauben

Die wei­ßen Hus­sen die­nen na­tür­lich dem Schutz und der Scho­nung von Lack und An­bau­tei­len die­ser mut­maß­lich ziem­lich teu­ren Ge­fähr­te, aber et­was merk­wür­dig ist ei­nem schon zu­mu­te beim Durch­rum­peln der ex­trem lan­gen Zü­ge, zu­mal die ge­la­de­nen Au­tos nicht eben freund­lich drein­schau­en. Na ja, so­lan­ge es nur quietscht und nicht »Buuuuuhuuuu« macht, soll es mir recht sein...

Freitag, 19. Juni 2015

Die Lär­min­sel (6)

Schon im er­sten Teil mei­nes Er­in­ne­rungs-Pro­to­kol­les hat­te ich ja über das Ho­tel Mo­no­pol ge­schwärmt und über die Auf­merk­sam­keit, die dort dem Gast ent­ge­gen­ge­bracht wird. Ein wei­te­res net­tes De­tail war die schrift­li­che Ein­la­dung zum mon­täg­li­chen San­gria-Um­trunk in der Pal­men­hal­le, der den Rah­men bil­de­te für ei­ne klei­ne Re­de des Ho­te­liers, in der die­ser kurz die Hi­sto­rie des Hau­ses skiz­zier­te und an­schlie­ßend »alt­ge­dien­te« Gä­ste mit Blu­men­sträu­ßen oder ei­ner Fla­sche Wein für Ih­re Treue ehr­te. Den Re­kord hielt ein äl­te­rer Herr aus dem gro­ßen Bri­tan­ni­en, der tat­säch­lich schon zum 15. Ma­le (!) im Mo­no­pol lo­gier­te.

Die­sen Herrn sprach ich an­dern­tags am Früh­stücks­buf­fet an, gra­tu­lier­te ihn mei­ner­seits zum un­an­ge­foch­te­nen Stamm­gast­tum und ließ mir von ihm mei­ne Ver­mu­tung be­stä­ti­gen, daß er nicht et­wa seit 15 Jah­ren un­un­ter­bro­chen in Pu­er­to de la Cruz ur­laubt, son­dern zwei Mal im Jahr (früh­lings wie herb­stens) nach Te­ne­rif­fa reist. Wir ka­men rasch ins Plau­dern, und der ge­bil­de­te, aus Wales stam­men­de Gen­tle­man (ein pen­sio­nier­ter Geo­lo­ge) er­wies sich als über­aus in­ter­es­san­ter Ge­sprächs­part­ner. Un­ser ge­mein­sa­mes Fai­ble für die In­sel Mal­ta sorg­te für ein be­son­ders wit­zi­ges Er­leb­nis: Er zeig­te mir auf sei­nem Ta­blet-Com­pu­ter ei­nen Schnapp­schuß vom dor­ti­gen Sel­mun Pa­lace, ich zück­te mein Smart­phone und leg­te es fünf Se­kun­den spä­ter mit dem glei­chen Mo­tiv auf dem Dis­play (sie­he hier, un­ter­stes Fo­to) ne­ben sein Ge­rät: zwei­mal die iden­ti­sche Per­spek­ti­ve, nur mit un­ter­schied­li­cher Licht­si­tua­ti­on (be­deck­ter Him­mel bei ihm, strah­len­de Bläue bei mir)...

Na je­den­falls hat­ten wir ge­nug ge­mein­sa­me The­men für aus­ge­dehn­te Früh­stücke. An mei­nem nun zwei­ten Tag mit in­di­vi­du­el­ler Mo­to­ri­sie­rung be­spra­chen wir un­se­re je­wei­li­gen Ta­ges­plä­ne, und weil un­ser Ge­sprächs­part­ner Te­ne­rif­fa be­stens kennt (was bei 15 Auf­ent­hal­ten auf der In­sel ja nun nicht wei­ter ver­wun­der­lich ist), ha­ben wir ihm spon­tan an­ge­bo­ten, ihn kur­zer­hand mit­zu­neh­men in Rich­tung Tei­de, wo man mit dem Bus nicht wirk­lich kom­mod hin­kommt (es fährt nur ei­ner am Tag dort hin­auf, der nach stun­den­lan­ger Pau­se am End­punkt der Rou­te dann auch als ein­zi­ger in der Ge­gen­rich­tung abends wie­der her­un­ter­brum­melt). Selb­dritt star­te­ten wir al­so mit dem VW Po­lo in den Tag, schlän­gel­ten uns die TF-24 wie­der hin­auf und mach­ten ei­nen er­sten Stopp bei der be­rühm­ten La­va­ro­set­te Pie­dra de la Ro­sa:

Piedra de la Rosa

Ist es nicht fas­zi­nie­rend, wie sich hier die La­va beim Ab­küh­len ra­di­al aus­rich­tet? Man könn­te mei­nen, ei­nen ver­stei­ner­ten Bohr­wurm gi­gan­ti­schen Aus­ma­ßes vor sich zu ha­ben...

Zu­rück ins Au­to, zu­rück auf die Stra­ße. Un­ser wa­li­si­scher Tou­ren­be­glei­ter schlug als näch­stes Etap­pen­ziel das Be­su­cher­zen­trum El Por­til­lo vor, in wel­chem die vul­ka­ni­sche Geo­lo­gie Te­ne­rif­fas sehr an­schau­lich auf­be­rei­tet ist und mul­ti­me­di­al prä­sen­tiert wird. Die mo­dern ge­stal­te­te und auf­wen­dig aus­ge­stat­te­te An­la­ge lohnt ei­ne Vi­si­te, zu­mal sie sel­ten über­völ­kert ist (un­ser kun­di­ger Kum­pan wuß­te zu be­rich­ten, daß die Aus­flugs­bus­se hier man­gels kom­mer­zi­el­ler An­ge­bo­te – Tin­nef hier, Kaf­fee dort – nicht hal­ten, weil nie­mand da ist, der dem Rei­se­lei­ter und dem Fah­rer Bak­schisch zu­stecken könn­te für ei­ne ab­ge­setz­te Bus­la­dung kon­sum­freu­di­ger Tou­ri­sten).

Drum­her­um gibt es ei­nen klei­nen bo­ta­ni­schen Gar­ten, in dem sich zwi­schen den Pflan­zen auch al­ler­lei Ge­tier tum­melt. Hier macht ge­ra­de ein led­rig-schup­pi­ger Ka­me­rad blau:

schön gezeichnete Eidechse beim Besucherzentrum El Portillo

Wie sein von mir wei­land auf La Pal­ma ab­ge­lich­te­ter Vet­ter wird der Kol­le­ge wohl der Art der Ka­na­ren­ei­dech­sen zu­ge­hö­rig sein. Den­noch be­stehen Un­ter­schie­de, und die Be­woh­ner La Pal­mas (Gal­lo­tia gal­lo­ti palmae) er­schie­nen mit in der Er­in­ne­rung als schnei­di­ger und pfif­fi­ger als die na­hen Ver­wand­ten auf Te­ne­rif­fa (Gal­lo­tia gal­lo­ti gal­lo­ti). [1]

Ja, hin und wie­der möch­te un­ser­ei­ner auch ein be­hä­bi­ges Rep­til sein und den Tag weit­ge­hend re­gungs­los ver­dösen. War aber nicht drin, als wiß­be­gie­ri­ge Rei­sen­de weil­ten wir ja schließ­lich nicht zum Ver­gnü­gen hier! Al­so wei­ter im Text und in der Dra­ma­tur­gie: Wir über­sprin­gen ein paar wei­te­re Fo­to-Stopps und set­zen ein mit bzw. an zu ei­ner Wan­de­rung rund um den Volcán de la Bo­ti­ja, ei­nem klei­ne­ren La­va-Spucker west­lich vom gro­ßen Tei­de (um den wir uns letzt­lich her­um­ge­drückt ha­ben, da wir uns we­der für teu­er Geld mit an­de­ren Tou­ri­sten in die Seil­bahn-Gon­del pfer­chen las­sen woll­ten noch kon­di­ti­ons­mä­ßig zum ei­gen­fü­ßi­gen Auf­stieg in der La­ge sa­hen). Schon am Aus­gangs­punkt hat­ten wir ei­nen wun­der­ba­ren Blick nach We­sten auf das un­ter uns wa­bern­de Wol­ken­meer:

grandiose Aussicht von Montaña Samara aus

So, dann aber den Blick gen Osten ge­rich­tet und los­mar­schiert. Des zonebattler’s bes­se­re Hälf­te und der links au­ßer­halb des näch­sten Bil­des hin­ter­her­hin­ken­de Wan­der­freund aus Wales be­dien­ten sich da­zu zwei­er zu­sätz­li­cher Ex­tre­mi­tä­ten aus Me­tall, der­wei­len mei­ner ei­ner in ge­büh­ren­dem Ab­stand hin­ter­her­tapp­te, um nicht all­zu­viel vom auf­ge­wir­bel­ten Fein­staub sei­ner bei­den Vor­gän­ger auf Leib und Lin­se ge­pu­dert zu be­kom­men:

Rundweg um den Vulkankrater

Se­hen die Bäu­me nicht put­zig und mo­dell­bahn­mä­ßig aus? Da wer­den Er­in­ne­run­gen an die Märk­lin-Bahn aus Kin­der­ta­gen wach, auf der die Fal­ler-Tan­nen-Bäum­chen in ähn­li­chem Ar­ran­ge­ment her­um­stan­den und in ver­gleich­bar künst­li­cher An­mu­tung! Ist aber den­noch al­les echt hier in den Hö­hen­la­gen Te­ne­rif­fas, selbst wenn der schwar­ze Aschen-Un­ter­grund aus Vul­kan­kot­ze ei­nen un­ge­wohnt au­ßer­ir­di­schen Ein­druck hin­ter­läßt und die Ein­fas­sung der Pfa­de mit La­va­brocken ge­nau­so aus­schaut wie die wei­land mit Po­nal auf die Gras­mat­te ge­kleb­ten Kalk­stein­split­ter...

Wenn man von hier aus auf die west­li­che Flan­ke des Tei­de blickt, kann man so­gar in der zwei­ten April­hälf­te noch ein paar klei­ne­re Schnee­bret­ter er­spä­hen:

Blick auf den Teide

Wie über­lebt man hier in die­ser wun­der­schö­nen, je­doch nachts emp­find­lich kal­ten und mit­tags mit­un­ter recht hei­ßen Wü­ste­nei? Man spe­zia­li­siert sich: Eher un­be­weg­li­che Krea­tu­ren wie die ka­na­ri­sche Kie­fer »mel­ken« die Wol­ken, in­dem sie mit ih­ren lan­gen Na­deln die Feuch­tig­keit aus dem Ne­bel aus­käm­men und sich da­mit so­zu­sa­gen ober­ir­disch aus der Luft ho­len, was es un­ter­ir­disch nicht im­mer in aus­rei­chen­der Men­ge gibt. Be­weg­li­che Ge­schöp­fe wie die Ei­dech­sen sind das auch gei­stig und gucken ger­ne mal keck nach, ob die vor­bei­wan­dern­den Tou­ri­sten ei­nen Hap­pen für sie üb­rig ha­ben. Auf die­se Art kam ein schup­pi­ger Vier­bei­ner am Schei­tel­punkt un­se­rer klei­nen Vul­kan-Rund­wan­de­rung zu ei­nem Stück Reis­waf­fel, das ihm au­gen­schein­lich gut ge­mun­det hat. Frech­heit siegt!

Nach er­folg­reich ab­sol­vier­ter Rund­wan­de­rung wa­ren wir al­le­samt ei­ni­ger­ma­ßen er­schöpft und fuh­ren in weit aus­ho­len­der Rou­te über den Nord­we­sten der In­sel wie­der öst­lich rü­ber nach Pu­er­to de la Cruz. Viel Aus­wahl hat man bei der an Hö­hen­me­tern rei­chen To­po­gra­phie und den we­ni­gen sie durch­mes­sen­den Stra­ßen oh­ne­hin nicht. Aber auch kei­ne Lan­ge­wei­le, denn es gibt ja im­mer was In­ter­es­san­tes zu se­hen.

So auch am drit­ten und letz­ten Tag mit dem Volks­wa­gen, an wel­chem wir – nun­mehr wie­der nur zu zweit – gen We­sten auf­bra­chen, um den ge­bir­gi­gen Nor­west­zip­fel Te­ne­rif­fas zu er­kun­den. Mit der ge­nau­en Schil­de­rung der Rou­te will ich die ge­neig­te Le­ser­schaft nicht lang­wei­len, zu­mal es von der ex­tre­men Ser­pen­ti­nen-Kur­be­lei durch die Mas­ca-Schlucht kei­ne Fo­tos gibt: Er­stens braucht man bei­de Hän­de (und die vol­le Kon­zen­tra­ti­on) zum Fah­ren, zwei­tens kön­nen auch der be­ste Fo­to­graf und die toll­ste Ka­me­ra nicht ein­fan­gen, was man dort mit al­len Sin­nen er­lebt. Ich be­schrän­ke mich da­her auf das Zei­gen ei­ni­ger gra­phisch und ge­stal­te­risch leid­lich ge­lun­ge­ner Auf­nah­men, die spä­ter an je­nem Tag ent­stan­den sind:

Detailansicht der Kirche von Santiago del Teide

Nein, das ist kei­ne grie­chi­sche Ka­pel­le, das ist ein De­tail der Kir­che von Sant­ia­go del Tei­de, die in dem ver­link­ten Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel zur Gän­ze be­wun­dert wer­den kann. Als wir nach­mit­tags um vier dort an­ge­kom­men wa­ren, hat­ten wir schon et­li­che Au­to- und ei­ni­ge Wan­der-Ki­lo­me­ter ab­sol­viert.

Spä­ter in Rich­tung Hei­mat wei­ter­zuckelnd, mach­ten wir noch­mals Halt und Pau­se im be­schau­li­chen Städt­chen Icod de los Vi­nos, um der dor­ti­gen Be­rühmt­heit, ei­nem an die 400 Jah­re al­ten Dra­chen­baum, un­se­ren Be­such ab­zu­stat­ten. Ja, er ist im­po­sant, aber nein, so wahn­sin­nig an­ders als die an­dern­orts wach­sen­den Ex­em­pla­re ist er nun auch wie­der nicht. Mir ge­fie­len eher die Durch- und Fern­blicke, die sich beim Pas­sie­ren man­cher Gas­sen un­ver­hofft auf­ta­ten:

Eine Gasse in Icod

Zu­ge­ge­ben, die am­bu­lan­te Ver­ka­be­lung ist nicht un­be­dingt der äs­the­ti­schen Weis­heit letz­ter Schluß, der elek­tri­schen auch nicht, aber ir­gend­wie ge­hört der­lei letzt­lich doch zum süd­län­di­schen Lo­kal­ko­lo­rit mit da­zu.

Viel­leicht ten­diert der Mensch als sol­cher ja schon faul­heits­hal­ber zur ge­stal­te­ri­schen (Nach-)Lässigkeit, wenn die um­ge­ben­de Na­tur in ei­ge­ner Re­gie um­so üp­pi­ger um op­ti­sche Opu­lenz be­müht ist:

üppiger Mauerbewuchs

Wel­che Far­ben­pracht, was für Kon­tra­ste! So ging auch un­ser drit­ter Tag mit dem aus­ge­borg­ten Ve­hi­kel gut ge­launt zu En­de. Das Fahr­zeug ward oh­ne gro­ße For­ma­li­tä­ten wie­der ab­ge­ge­ben, man ist ver­blüfft ob der hemds­är­me­li­gen Art, mit dem der­lei dort er­le­digt wird: Ein arg­wöh­ni­scher Teu­to­nen-Dienst­lei­ster hät­te zu­min­dest den Tank­füll­stand kon­trol­liert und die Kar­re auf of­fen­sicht­lich Be­schä­di­gun­gen un­ter­sucht; in Spa­ni­en sieht man das ent­spann­ter und scheint trotz­dem nicht schlecht da­mit zu fah­ren. [2]

Wir wa­ren nun­mehr al­so wie­der un­be­reift und tapp­ten aus­rü­stungs­be­hängt zu­rück zum Ho­tel. Der Ur­laub nä­her­te sich sei­nem En­de. In der sieb­ten und letz­ten Fol­ge las­se ich es in ei­ner Wo­che aber noch ein­mal so rich­tig kra­chen auf der »Lär­min­sel«!

 
[1] An die­ser Stel­le muß ich be­stürzt ein­räu­men, was lan­ge schon als un­be­que­mer Ver­dacht in mir her­um­gei­ster­te: Mei­ne Ur­laubs­fo­tos der letz­ten Jah­re sind sich oft­mals zum Ver­wech­seln ähn­lich! Zu­min­dest könn­te ich pro­blem­los ein Me­mo­ry-Spiel da­mit be­bil­dern: Hier ein Paar blau­hal­si­ger Ei­dech­sen (La Pal­ma dort, Te­ne­rif­fa da), ein Paar Pal­men, zwei Kärt­chen mit Fi­scher­boo­ten aus Mal­ta und Mal­lor­ca, und, und, und. Ich soll­te wirk­lich zwi­schen den In­sel-Ur­lau­ben mal ei­ne gänz­lich an­ders ge­ar­te­te De­sti­na­ti­on an­steu­ern, um wie­der auf an­de­re Ge­dan­ken (und zu neu­en Mo­ti­ven) zu kom­men...

[2] Wer wie wir ger­ne wan­dert, dem sei un­se­re pra­xis­be­währ­te Vor­ge­hens­wei­se zur Nach­ah­mung emp­foh­len: Man bu­che im Vor­feld nur Flug, Ho­tel und Trans­fer. Die Start- und Ziel­punk­te vie­ler Wan­de­run­gen sind mit dem Bus schnell und preis­wert zu er­rei­chen, man braucht da­für kein ei­ge­nes Fahreug. Für aus­ge­dehn­te In­sel-Tou­ren oder zum Er­rei­chen ent­le­ge­ner Or­te kann man sich für ein paar Ta­ge pro­blem­los kurz­fri­stig vor Ort ei­nen Miet­wa­gen neh­men und sich da­bei auch nach dem Wet­ter rich­ten. Wür­de man schon von da­heim aus ein Au­to be­stel­len, ist man ter­min­lich schon fest­ge­legt und kommt ver­mut­lich kaum gün­sti­ger weg!

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Sonntag, 14. Juni 2015

»Die Zeit ist ka­putt«

So sprach einst Hans Al­bers als Ba­ron Münch­hau­sen im gran­dio­sen UfA-Ju­bi­lä­ums­film von 1943, und es muß im Nach­hin­ein Wun­ders neh­men, daß im spä­ten Na­zi­reich ein so an­spie­lungs­rei­cher Satz un­be­an­stan­det durch die Zen­sur kam. Seit ein paar Ta­gen ist auch in Fürth die Zeit ka­putt, je­den­falls für mich, der ich werk­tags au­ßer Sa (nicht 24.12., 31.12.) des Mor­gens zum Haupt­bahn­hof ha­ste und bei­zei­ten nach der gro­ßen Uhr im süd­sei­ti­gen Gie­bel des Emp­fangs­ge­bäu­des schie­le, um zu se­hen, ob ich noch ei­nen Zahn zu­le­gen muß, um mei­nen Zug zu­ver­läs­sig zu er­rei­chen:

ausgeweidete Bahnhofsuhr in Fürth (Bay) Hbf

Es gibt aber neu­er­dings nichts mehr zu se­hen, zu­min­dest kei­ne Uhr­zeit mehr. So ei­nen drei­sten »Zeit­dieb­stahl« ha­be ich zwar schon vor zwei Jah­ren in der Zi­ta­del­le von Vic­to­ria auf der In­sel Go­zo be­merkt, aber da war im­mer­hin noch das Zif­fer­blatt vor­han­den und nur die Zei­ger ver­schwun­den. Hier in der Hei­mat schmückt jetzt nur noch ein ne­bu­lö­ses Rund die Fas­sa­de:

ausgeweidete Bahnhofsuhr in Fürth (Bay) Hbf

O tem­po­ra, o mo­res! Was soll das wer­den? Hat DB Station&Service den ma­ro­den Me­cha­nis­mus zu Re­pa­ra­tur- und War­tungs­zwecken aus­bau­en las­sen, auf daß uns in Kür­ze wie­der zu­ver­läs­sig Stun­de und Mi­nu­te ge­wie­sen wer­den kön­nen? Oder hat man die ka­put­te Uhr ver­schrot­tet, weil man lie­ber gar kei­ne Zeit an­zeigt als ei­ne fal­sche? Rück­bau al­so als ko­sten­gün­sti­ge Pro­blem­lö­sung? Wä­re ei­ner­seits ver­ständ­lich in Zei­ten, wo fast jede(r) ein Smart­phone mit prä­zi­ser Zeit­an­zei­ge in Hän­den hält, an­de­rer­seits aber ein trau­ri­ges Sym­bol für die al­lent­hal­ben ero­die­ren­de In­fra­struk­tur.

Und es wä­re nicht des er­ste Mal: So­was ken­nen wir lei­der be­reits in Sa­chen elek­tro­ni­sche Ab­fahrts­ta­fel, de­ren süd­städ­ti­sche Aus­ga­be auch erst ka­putt, dann re­pa­riert, dann er­neut de­fekt und schließ­lich er­satz­los ver­schwun­den war. Bleibt zu hof­fen, daß die DB die Zei­chen der Zeit (und die Wich­tig­keit die­ser ele­men­ta­ren Dienst­lei­stung) er­kennt und uns Süd­städ­tern bald wie­der mit­teilt, was die Stun­de ge­schla­gen hat...

Freitag, 12. Juni 2015

Die Lär­min­sel (5)

Ein neu­er Mor­gen, ei­ne neue Bus­li­nie: Noch ein­mal woll­ten wir ei­nen Ta­ges­aus­flug eher be­däch­tig an­ge­hen und uns noch nicht wie­der an die Gren­zen der in­fekt­be­dingt schwä­cheln­den ei­ge­nen Kon­di­ti­on her­an­ta­sten. La Oro­ta­va hieß das Ziel der Wahl, wel­ches von di­ver­sen Freun­den und Be­kann­ten uns als herr­li­cher Sehn­suchts­ort ge­schil­dert wor­den war. Al­so ab in den Bus und kur­ven­reich den Hang hin­ter Pu­er­to de la Cruz hin­auf­ge­tuckert...

Und es ist ja wahr: Hat man sich von der pro­sa­ischen Bus­sta­ti­on erst ein­mal in den hi­sto­ri­schen Stadt­kern durch­ge­han­gelt, fin­det man ein weit­ge­hend in­tak­tes Alt­stadt-En­sem­ble von ho­her ar­chi­tek­to­ni­scher Qua­li­tät vor. Der Blick streift über Dä­cher, Bal­ko­ne, Türm­chen und In­nen­hö­fe, die ei­ne ru­hi­ge Wür­de und ei­ne an­ge­nehm de­zen­te Un­auf­ge­regt­heit aus­strah­len. Doch, hier kann man es aus­hal­ten!

Über den Dächern von La Orotava

Stun­den­lang ha­ben wir die Gas­sen und Sträß­chen kreuz und quer und rauf und run­ter be­streift, ha­ben Kir­chen und Park­an­la­gen be­sich­tigt, Müh­len­re­lik­te und In­nen­hö­fe in­spi­ziert, da die Na­se an die Schei­be ge­preßt und dort den Blick durch ein Git­ter­tor ge­nos­sen. All das läßt sich in der Rück­schau (auch ge­fühls- und ge­ruch­mä­ßig) ge­nau re­kon­stru­ie­ren, wenn ich mei­ne per Vor­rats­da­ten­spei­cher ge­sam­mel­ten GPS-Tracks in Goog­le Earth la­de und aus der Vo­gel­per­spek­ti­ve den Streif­zug nach­voll­zie­he.

Hier prä­sen­tier­te sich ein be­son­ders schö­nes Ex­em­plar ei­ner tra­di­tio­nell ver­zier­ten Fas­sa­de, mit sorg­fäl­tig ge­pfleg­tem Blu­men­schmuck an den höl­zer­nen Bal­ko­nen (die frei­lich ih­rer­seits et­was kon­ser­vie­ren­de Zu­wen­dung ver­tra­gen könn­ten):

Die Casa de Los Balcones

Der Aus­schnitt zeigt die Ca­sa de Los Bal­co­nes, ei­ne der be­kann­te­ren Se­hens­wür­dig­kei­ten der Stadt. Das Haus an sich ist auch durch­aus se­hens- und be­wun­derns­wert, die im Erd­ge­schoß an­ge­bo­te­nen Mit­bring­sel der Ka­te­go­rie »tra­di­tio­nel­les Hand­werk« ver­mö­gen in­des pri­mär hoch­be­tag­te Gä­ste zu be­gei­stern und von ih­rem Geld zu tren­nen. Der noch nicht ganz in die­se Al­ters­klas­se fal­len­de zone­batt­ler freu­te sich da­ge­gen über das eben­so bal­last­stoff­freie wie ko­sten­lo­se WLAN in an­ge­nehm schat­ti­ger Ni­sche...

Hin­ter dem nicht min­der ein­drucks­vol­len Li­ceo de Tao­ro hat mei­ner ei­ner nicht nur zu sei­ner gro­ßen Er­leich­te­rung ei­ne sehr or­dent­li­che Stoff­wech­sel­stu­be ge­fun­den, son­dern auch ba­den­de Bäum­chen, so­zu­sa­gen ein Na­tur­schau­spiel der un­ge­wöhn­li­chen Art:

zweckentfremdete Badewanne hinter dem Liceo de Taoro

Ein Fo­to wie die­ses ist schon ge­nug künst­le­ri­scher Er­trag für ei­nen gan­zen Ur­laub, wie ich fin­de. Da gab und galt es nix zu in­sze­nie­ren, nur drauf­zu­hal­ten und ab­zu­drücken. In ei­nem klei­nen Ex­kurs sei hier mal dar­über re­flek­tiert, wie mei­ne Ur­lau­be dies­be­züg­lich vor ei­nem Vier­tel­jahr­hun­dert – in ei­nem frü­he­ren Le­ben – so ab­lie­fen: 10–15 Dös­chen mit Dia-Fil­men drin mög­lichst an den Rönt­gen­ge­rä­ten der Flug­ha­fen-Se­cu­ri­ty vor­bei­ge­schleust, der ho­hen Ko­sten von ca. 50 Pfen­ni­gen pro Aus­lö­sung we­gen eher we­ni­ger ex­pe­ri­men­tiert, Mehr­fach­ver­su­che zur Er­fas­sung der be­sten Per­spek­ti­ve oder des schön­sten Mo­men­tes nur in Aus­nah­me­fäl­len un­ter­nom­men, her­nach zu Hau­se ta­ge­lang auf das Ent­wickeln ge­war­tet und dann wo­chen­lang ge­schnip­pelt, ge­rahmt und in Ma­ga­zi­ne ein­sor­tiert. Da­nach ein bis zwei­mal an­ge­schaut und spä­ter nim­mer­mehr. Wo­bei ich den­noch (oder ge­ra­de des­we­gen) der­zeit da­bei bin, die ana­lo­gen Er­in­ne­run­gen (sprich: die Di­as) zu di­gi­ta­li­sie­ren, denn am Mo­ni­tor, auf dem Smart­phone-Dis­play oder via Ta­blet schaut man sich halt doch eher al­te Ela­bo­ra­te an, wo­hin­ge­gen man Pro­jek­tor und Lein­wand schon aus Grün­den der Faul­heit eher sel­ten her­aus­kramt und auf­baut... Heu­te lei­ste ich mir fol­ge­ko­sten­los weit mehr Ver­su­che und kom­me nicht mit mit 300 Fo­tos heim, son­dern mit der vier­fa­chen Men­ge (von de­nen hin­ter­her frei­lich 2/3 wie­der der [Entf]-Taste zum Op­fer fal­len). Un­ter dem Strich bin trotz der ge­stie­ge­nen Ver­su­chung zur Nach­läs­sig­keit wohl den­noch ein bes­se­rer Knip­ser ge­wor­den, die Übung macht’s...

Aber ge­nug der Ab­schwei­fung, wir sind ja hier in ei­ner Rei­se-Re­por­ta­ge und we­der in ei­nem Fo­to­kurs noch in ei­nem Bild­be­ar­bei­tungs-Se­mi­nar. Am näch­sten Mor­gen fühl­ten wir uns bei­de wie­der fit ge­nug für grö­ße­re Un­ter­neh­mun­gen und nah­men uns für drei Ta­ge ei­nen Leih­wa­gen, um un­se­ren Ak­ti­ons­ra­di­us zu er­wei­tern und da­hin zu fah­ren, wo die dicken Bus­se sel­ten oder gar nie hin­kom­men. [1] Wir zuckel­ten auf klei­nen Stra­ßen (und mit­un­ter dank des­ori­en­tier­ter elek­tri­scher La­dy in der smart­phoni­schen Na­vi-App über Stock und Stein) in das wun­der­ba­re Ana­ga-Ge­bir­ge im Nord­osten der In­sel. Gran­dio­se Per­spek­ti­ven ta­ten sich dort auf:

Im Anaga-Gebirge

Der hel­le Strei­fen zwi­schen den dunk­len Ber­gen un­ten und den dü­ste­ren Wol­ken oben ist üb­ri­gens das Meer... In je­nem Ge­bir­ge ist es ger­ne neb­lig und feucht, wes­we­gen es dort üp­pi­ge Lor­beer­wäl­der gibt. Die­ser Ab­wechs­lungs­reich­tum macht den gro­ßen Reiz Te­ne­rif­fas aus: Zwi­schen hei­ßer Wü­ste und feucht­kal­tem Dschun­gel lie­gen ja re­gel­mä­ßig nur ein paar Dut­zend Ki­lo­me­ter!

Wir kurv­ten ha­ken­schla­gend bis zu ei­nem Wei­ler na­mens Cha­mor­ga, da hört die Welt zu­min­dest für die Au­to­mo­bi­li­sten auf. Auf Schu­sters Rap­pen ging es dann wei­ter bis (fast) zum Ro­que Ber­me­jo am Nord­ost­zip­fel Te­ne­rif­fas. Erst läuft man noch über ein paar we­gen Un­ter­spü­lung und Hang­rut­schen nicht mehr be­fahr­ba­re Be­ton­strei­fen, dann geht es nur noch über Tram­pel­pfa­de wei­ter durch die üp­pi­ge Ve­ge­ta­ti­on:

Auf dem Weg zum Roque Bermejo

Süd­lich und un­ter­halb des Leucht­tur­mes Faro de Ana­ga mach­ten wir dann er­stens Rast und zwei­tens kehrt: Der wei­te­re Ab­stieg bis zum un­ter uns schwap­pen­den At­lan­tik hät­te be­stimmt wei­te­re 45 Mi­nu­ten (pro Rich­tung!) ge­dau­ert und un­se­re Kräf­te all­zu­sehr be­an­sprucht: Die brauch­ten wir ja noch für den wei­ten Rück­weg bis zum in Cha­mor­ga ab­ge­stell­ten Wa­gen. Die Ent­schei­dung er­wies sich als rich­tig: Als wir schließ­lich wie­der an un­se­rem Volks­wa­gen an­ge­langt wa­ren, wa­ren wir ei­ni­ger­ma­ßen grog­gy. Aber auch glück­lich über das Ge­se­he­ne und Ge­lei­ste­te! Lä­sti­gen Lärm gab es an die­ser ent­le­ge­nen Ecke des be­sie­del­ten Lan­des üb­ri­gens durch­aus auch, und zwar in Form von Hun­den, die ihr Re­vier schon auf Di­stanz bel­lend zu ver­tei­di­gen trach­te­ten. Tja, »Lär­min­sel« kommt wirk­lich nicht von un­ge­fähr!

Der Tag war noch längst nicht ver­stri­chen, und wir woll­ten ja den fahr­ba­ren Un­ter­satz best­mög­lich aus­nut­zen. Al­so erst­mal wie­der zu­rück auf der Ber­ge Rücken bis nach El Bai­la­de­ro, dort die uns schon be­kann­te Rou­te gen Sü­den ver­las­sen und in San An­drés Sta­ti­on ge­macht. Von da aus an der Kü­ste ent­lang nach San­ta Cruz hin­ein­ge­fah­ren. Von dort aus woll­ten wir uns zur be­rühm­ten Pan­ora­ma-Stra­ße TF-24 zum Tei­de hoch­schlän­geln. Zu die­sem Zwecke gab ich als Zwi­schen­ziel das Städt­chen La Es­pe­ran­za ins Smart­phone-Na­vi mei­ner bes­se­ren Hälf­te ein und ließ mich ein­mal mehr von der elek­tri­schen Tan­te (ver)führen. Die er­wies sich ein­mal mehr als gna­den­los ziel­stre­big und ab­kür­zungs­fi­xiert und ließ mich über Feld­we­ge und Ge­röll­pi­sten ran­gie­ren, de­ren An­blick je­den Au­to­ver­lei­her furchige Fal­ten (oder fal­ti­ge Fur­chen?) auf die Stirn ge­trie­ben hät­te. Letzt­lich ging al­les gut und glatt, und ich kann mir al­tem Sonn­tags­fah­rer noch ei­ni­ges an fah­re­ri­schem Kön­nen und ei­nem neu­zeit­li­chen VW Po­lo recht re­spek­ta­ble Ge­län­de­wa­gen-Qua­li­tä­ten at­te­stie­ren...

Schließ­lich er­reich­ten wir doch noch die TF-24 (der ge­treu­lich mit­ge­tracker­te Kurs nimmt sich auf Goog­le Earth gar nicht so ver­we­gen aus wie er sich un­ten auf der rea­len Er­de an­fühl­te) und fuh­ren zü­gig (und mit rich­ti­gem Asphalt un­ter den Rei­fen) nach Süd­we­sten in Rich­tung des ma­je­stä­ti­schen Vul­kans. Da­bei ka­men wir von un­ten in die Wol­ken, und das ist nun wirk­lich ei­ne ganz be­son­de­re Er­fah­rung:

In wolkengetränkten Wäldern

Win­dig ist es da und at­mo­sphä­risch ei­ni­ger­ma­ßen gru­se­lig, ziem­lich feucht na­tür­lich so­wie­so. Dar­um al­so nach dem Knip­sen gleich wie­der ins Au­to ge­hech­tet und wei­ter ge­fah­ren, im­mer wei­ter, im­mer hö­her durch ki­lo­me­ter­lang sich hin­zie­hen­de Wäl­der.

Ir­gend­wann kommt man eben­so un­ver­mit­telt oben aus der Wol­ken­decke her­aus, wie man un­ten in sie hin­ein­ge­fah­ren ist. Und da steht er dann in sei­ner vol­len Pracht, der höch­ste Berg in spa­nisch be­wirt­schaf­te­ten Lan­den: El Tei­de !

Blick auf den Teide

Die gran­dio­se Sze­ne­rie ist mit fo­to­gra­fi­schen Mit­teln na­tür­lich nicht an­nä­hernd ein­zu­fan­gen: Der strah­lend blaue Him­mel, die schnee­wei­ße Wol­ken­schicht, die fri­sche, kla­re Luft, der sanft über die Haut strei­chen­de Wind, die weit­ge­hen­de Ab­we­sen­heit an­de­rer Men­schen, all das macht den Auf­ent­halt an so ei­nem Aus­sichts­punkt zu ei­nem sehr in­ten­si­ven Er­leb­nis. Als et­was stö­rend emp­fand ich die – auf dem klein­ge­rech­ne­ten Fo­to gnä­di­ger­wei­se nicht mehr er­kenn­ba­re – Seil­bahn an der lin­ken Flan­ke des Vul­kan­ke­gels: Dem Gi­gan­ten der­ma­ßen auf die Pel­le zu rücken er­schien mir als ir­gend­wie ent­wür­di­gen­de An­ma­ßung. Na ja, der mo­der­ne Mensch neigt ge­mein­hin oh­ne­hin nicht zur De­mut. Der Tei­de wird sich schon mit hei­ßem Atem zu weh­ren wis­sen, wenn’s ihm zu­viel wird...

Als Ver­hei­ßungs­ort be­son­de­rer Gü­te kam mir die­se fu­tu­ri­sti­sche »Ster­nen-Stadt« vor, die nach­ge­ra­de aus­sieht wie ein ty­pi­sches Sci­ence-Fic­tion-Ro­man-Co­ver aus den 1970er Jah­ren: Er­ha­ben­heit, Auf­bruch­stim­mung, Er­for­schung des Un­be­kann­ten, das al­les und mehr irr­lich­ter­te durch des zonebattler’s Syn­ap­sen, als er der Ob­ser­va­to­ri­en ge­wahr wur­de. Die sind da oben dem Him­mel so nah wie mög­lich und er­freu­en sich dank ge­rin­ger Luft- und Licht­ver­schmut­zung be­ster Aus­sicht ins All. Groß­ar­tig!

Observatorien in der Nachbarschaft des Teide

So­wohl die Kup­peln der Stern­gucker als auch die un­ten wa­bern­den Wol­ken wa­ren uns schon in ähn­li­cher Form und An­mu­tung vor fünf Jah­ren auf La Pal­ma un­ter die Au­gen (und vor die Lin­se) ge­kom­men. Ich muß ge­ste­hen, daß ich sei­ner­zeit nicht nur be­gei­stert, son­dern nach­ge­ra­de über­wäl­tigt war. Aber in der Wie­der­ho­lung nutzt sich halt doch al­les ein we­nig ab...

Gleich nach den Ob­ser­va­to­ri­en lie­ßen wir dann den Tei­de vor­erst links lie­gen und bo­gen nach rechts auf die TF-24 ab, die Son­ne stand ja schon tief, es war in­zwi­schen Abend ge­wor­den und der zone­batt­ler des Fah­rens mü­de. Und ob­wohl es Luft­li­nie gar nicht so weit bis nach Hau­se war, ging es na­tür­lich zicke-zacke kur­ven­reich und ent­spre­chend lang­sam berg­ab. Bis wir end­lich im Ho­tel an­lang­ten, war es schon fast du­ster. Ein er­füll­ter Tag lag hin­ter, zwei wei­te­re mit selbst­ge­steu­er­tem Ge­fährt noch vor uns. In der näch­sten Fol­ge fah­ren wir die TF-24 wie­der hoch und ma­chen sei­ner Ma­je­stät dem gro­ßen Vul­kan und sei­nem Hof­staat drum­her­um end­lich un­se­re Auf­war­tung.

 
[1] 60 EUR ko­ste­te der Spaß in Form ei­nes VW Po­lo (zzgl. Sprit in der ver­fah­re­nen Men­ge), da kann man nicht mau­len. Wie im­mer war die Be­die­nung ge­wöh­nungs­be­dürf­tig, des Au­tors ei­ge­ne Renn­gur­ke hat ja ins­ge­samt we­ni­ger Mo­le­kü­le als so ein mo­der­nes Au­to Schal­ter und Lich­ter. Über­dies wäh­ne ich mein ei­ge­nes Vo­lant und die Pe­da­le nach dem Ur­laub als schwer­gän­gig oder ein­ge­ro­stet, weil es mei­nem Ve­hi­kel an neu­zeit­li­chen As­si­stenz­sy­ste­men man­gelt, aber der Mensch ist ja fle­xi­bel und kann sich an fast al­les ad­ap­tie­ren (mei­ner ei­ner so­gar in der Rich­tung vom Lu­xus zum Spar­ta­ni­schen)...

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Donnerstag, 11. Juni 2015

Dor­nen­kro­ne

blühende Distel an des zonebattler's Schrebergarten
Freitag, 5. Juni 2015

Die Lär­min­sel (4)

Nach­dem wir von Freun­den schon im Vor­feld un­se­rer Rei­se über das gut funk­tio­nie­ren­de Bus­netz auf Te­ne­rif­fa in­for­miert wor­den wa­ren, hat­ten wir uns vor­ge­nom­men, den über­wie­gen­den Teil des Ur­laubs oh­ne ei­ge­nen Miet­wa­gen zu ver­brin­gen und uns von öf­fent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln her­um­kut­schie­ren zu las­sen. Das klapp­te auch ganz gut, und un­se­re er­ste Fahrt im dröh­nen­den und vi­brie­ren­den Die­sel-Bus brach­te uns zum Nord­ost­zip­fel der In­sel, in de­ren Haupt­stadt San­ta Cruz de Te­ne­ri­fe.

Un­weit des dor­ti­gen Bus­bahn­ho­fes gibt es ein spek­ta­ku­lä­res Stück mo­der­ner Ar­chi­tek­tur zu be­sich­ti­gen, die Kon­zert­hal­le Au­di­to­rio de Te­ne­ri­fe:

Das Auditorio de Tenerife

Das ver­we­gen ge­stal­te­te Ge­bäu­de ist ge­ra­de mal ein Dut­zend Jah­re in Be­trieb, da zei­gen sich schon die er­sten Schä­den in der Au­ßen­hül­le: Fei­ne Mo­sa­ik­stein­chen fal­len ab, Was­ser sucht sich sei­nen Weg, Stahl­ar­mie­run­gen be­gin­nen zu ro­sten. Wie schein­bar über­all in spa­ni­schen Ge­fil­den schei­nen In­stand­hal­tung und prä­ven­ti­ve Pfle­ge un­be­kann­te Fremd­wör­ter zu sein, man klotzt was hin und ranzt es run­ter, schließ­lich reißt man es ab und baut was Neu­es hin (oder auch nicht). Al­les nicht sehr nach­hal­tig und res­sour­cen­scho­nend, aber kon­se­quent nach dem (vor­mals ost­zo­na­len) Mot­to: »Wir bau­en auf und rei­ßen nie­der, so ha­ben wir Ar­beit, im­mer wie­der«. An­de­re machen’s frei­lich auch nicht bes­ser, den glei­chen Spruch ha­be ich ja schon über Mal­ta vom Sta­pel ge­las­sen... In­nen im Foy­er des ver­we­gen ge­schwun­ge­nen Mu­sen­tem­pels ist es un­glaub­lich laut, das Ge­plap­per und Gek­lacker der Be­su­cher po­ten­ziert sich in dem Schall­trich­ter aus Be­ton zu ei­ner lär­men­den Sym­pho­nie. Aber we­nig­stens konn­te ich dort drin­nen di­ver­se net­te Da­men­bei­ne ein­fan­gen... [1]

Laut und quir­lig ging es auch in der be­leb­ten In­nen­stadt von San­ta Cruz zu, wie­wohl es ein »ru­hi­ger« Sonn­tag war und die mei­sten Ge­schäf­te ge­schlos­sen hat­ten. Aber die Spa­ni­er fei­ern ja recht ger­ne und An­läs­se da­zu fin­den sich rund ums Jahr und im­mer wie­der. Uns steht ja auch hin und wie­der der Sinn nach Ge­sel­lig­keit, aber im Ur­laub su­chen wir doch eher das Ru­hi­ge und Er­ha­be­ne. [2] Dar­um sind wir tags drauf ins na­he­ge­le­ge­ne Oro­ta­va-Tal ge­tuckert und ha­ben dort ei­ne Hö­hen­wan­de­rung un­ter­nom­men, die uns tat­säch­lich in ganz un­er­war­te­te Hö­hen führ­te:

Blick auf den Teide

Wir ver­paß­ten auf­grund un­ge­nü­gen­der Weg­be­schrei­bung im Rei­se­füh­rer den vor­ge­se­he­nen (aber we­gen fri­schen Erd­rut­sches ge­sperr­ten Ab­zweig) und stie­gen hö­her und hö­her, oh­ne zu be­mer­ken, daß wir schon längst über den an­ge­peil­ten »Hö­hen­weg« auf­ge­stie­gen wa­ren. Tat­säch­lich »mach­ten« wir knapp 1000 Me­ter in der Ver­ti­ka­len und ka­men letzt­lich bei der Stra­ße durch den Tei­de-Na­tio­nal­park her­aus, wo­durch wir un­se­res schweiß­trei­ben­den Irr­tums end­lich ge­wahr wur­den. Im­mer­hin konn­ten wir beim Ab­stieg drei wei­te­ren deut­schen Paa­ren, die mit dem glei­chen Wan­der­füh­rer ei­nes re­nom­mier­ten Er­lan­ger Ver­la­ges be­waff­net wa­ren, ein ähn­li­ches Schick­sal er­spa­ren...

Im­mer­hin war die An­stren­gung nicht ver­ge­bens, wir wur­den mit Son­nen­schein und wun­der­ba­rer Fern­sicht be­lohnt. An den Fol­ge­ta­gen wa­ren Wäl­der und Wip­fel wol­ken- und ne­bel­ver­han­gen, und auch der Tei­de war nicht aus­zu­ma­chen. Schon am näch­sten Mor­gen – wir wa­ren bei war­mer Wit­te­rung kurz­be­host und ‑be­är­melt mit dem Bus nach La Lagu­na auf­ge­bro­chen – tapp­ten wir stun­den­lang leicht bib­bernd durch die hi­sto­ri­sche (und re­gen­nas­se) In­nen­stadt und be­nei­de­ten je­ne, die mit pas­sen­de­rer Klei­dung und Aus­rü­stung un­ter­wegs wa­ren:

Drei gut beschirmte Damen in La Laguna

Na ja, wir han­gel­ten uns im Nie­sel­re­gen von Dach zu Dach, Un­ter­stand zu Un­ter­stand, Se­hens­wür­dig­keit zu Se­hens­wür­dig­keit und be­schlos­sen den Halb­tag mit Kaf­fee, Ku­chen und Kn­ser­vie­rungs­stof­fen. Kann man mal ma­chen. So rich­tig gran­di­os fan­den wir es dort nicht, aber das war viel­leicht der Er­war­tungs­hal­tung ei­ner­seits und dem un­ver­hofft naß­küh­len Wet­ter an­de­rer­seits ge­schul­det...

Tags drauf kam die un­ver­hoff­te, gro­ße Zä­sur: Wäh­rend der zone­batt­ler die Rei­se zwar an­ge­krän­kelt, aber im­mer­hin schon auf dem We­ge der Bes­se­rung an­ge­tre­ten hat­te, war sei­ne bes­se­re Hälf­te ge­sund in den Flie­ger ge­stie­gen, hat­te sich aber von ba­zil­len-be­fal­le­nen Mit­rei­sen­den die Krät­ze ein­ge­fan­gen und muß­te des Abends mit im be­droh­li­chem Tem­po an­stei­gen­den Fie­ber zu ei­nem »Cen­tro Med­ico« ver­bracht wer­den. Ist auch ei­ne in­ter­es­san­te Ur­laubs­er­fah­rung, wenn ei­ne re­so­lu­te Doc­to­ra, die des Deut­schen nicht mäch­tig ist, nur ih­re dol­met­schen­de Sprech­stun­den­hil­fe an­schaut und nicht die vor ihr ste­hen­de Pa­ti­en­tin. Im­mer­hin wa­ren die War­te­zei­ten kurz und die An­ti­bio­ti­ka bil­lig zu ha­ben. Muß sich trotz­dem nicht so bald wie­der­ho­len...

Vier Ta­ge Bett­ru­he für die Ge­fähr­tin be­deu­te­ten vier Ta­ge frei­en Her­um­lun­gerns für den Be­richt­erstat­ter, der sich nur zu ger­ne nun selbst et­was schon­te und mit der Ka­me­ra be­waff­net in der nä­he­ren Um­ge­bung des Ho­tels her­um­strich.

Fassadenkunst in Puerto de la Cruz

Die In­nen­stadt von Pu­er­to de la Cruz ist zwar in we­ni­gen Geh­mi­nu­ten durch­mes­sen, aber man fin­det doch recht in­ter­es­san­te und auch ab­wechs­lungs­rei­che Ecken und An­sich­ten, die auf­z­neh­men sich lohnt. Lei­der war ich aber doch recht trä­ge und nicht so recht mo­ti­viert, mich auf fo­to­gra­fi­sche Pirsch zu be­ge­ben. Dar­um ha­be ich nur den ei­nen oder an­de­ren Schnapp­schuß ge­macht und mich nicht wei­ter an­ge­strengt.

Man­che Mo­ti­ve in­des sind so au­gen­fäl­lig, daß man sie auch re­flex­haft und oh­ne gro­ße Mü­hen ein­fan­gen kann. Wie z.B. die­ses Ex­em­pel von gen­re­haf­ter Street Pho­to­gra­phy:

Straßenszene am Vormittag

Zu­ge­ge­ben, der al­te Herr mit Rol­la­tor war recht lang­sam un­ter­wegs, da konn­te ich mir mit dem Kom­po­nie­ren des Bil­des Zeit las­sen. Über­haupt schien die ge­mäch­li­che Un­auf­ge­regt­heit un­se­res Ur­laubs­or­tes auf mich ab­zu­fär­ben, und ich weiß bis heu­te nicht, ob es wirk­lich an der At­mo­sphä­re lag oder an mei­nem nur lang­sam ab­flau­en­den grip­pa­len In­fekt, an dem ich ja schon seit län­ge­rem la­bo­rier­te.

Egal, war­um auch im­mer ich et­was lang­sa­mer re­agier­te als sonst, so­lan­ge die Mo­ti­ve vor mir sich noch we­ni­ger be­we­gen und mir nicht da­von­lau­fen, krie­ge ich sich im­mer noch pro­blem­los ein­ge­fan­gen, wie zum Ex­em­pel die­sen Ang­ler, der auf der Kai­mau­er sit­zend sein Glück ver­such­te:

Mann mit Hut, sitzend und angelnd

Die Pas­si­on des An­gelns ge­hört zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen zu je­nen fin­ste­ren Lei­den­schaf­ten, de­ren Reiz und Mi­ra­kel sich mir zeit­le­bens nicht er­schlie­ßen wer­den, und das hat nicht nur da­mit zu tun, daß un­ser­ei­ner kein gro­ßer Fisch­esser ist. Na ja, je­dem das Sei­ne, und so­lan­ge der schweig­sa­me Ru­ten­schwin­ger sei­nem Hob­by nach­geht, ist er we­nig­stens weg von der Stra­ße und kommt nicht auf noch düm­me­re Ge­dan­ken...

Jetzt aber hur­tig et­li­che Stun­den vor­ge­spult und die weit­ge­hend er­eig­nis­frei­en Re­kon­va­les­zenz-Ta­ge der bes­se­ren Hälf­te über­sprun­gen. Nach leid­li­cher Ge­ne­sung (mei­ner ei­ner war dann selbst al­ler im­por­tier­ten Schnup­fen-Re­ste le­dig) fin­gen wir wie­der an mit der Er­for­schung un­se­rer Um­welt. Ein Bus brach­te uns in kü­sten­nah mä­an­drie­ren­der Fahrt ins west­lich ge­le­ge­ne Ga­ra­chi­co.

eingerahmter Meeresblick in Garachico

Ein be­freun­de­tes Ga­le­ri­sten-Ehe­paar hat­te dort we­ni­ge Wo­chen zu­vor den ei­ge­nen Ur­laub ver­bracht und war des Lo­bes voll über die­sen be­schau­li­chen Ort. Wir selbst glau­ben, sei­ne (durch­aus vor­han­de­nen) Rei­ze in den paar Stun­den un­se­res Auf­ent­hal­tes weit­ge­hend voll­stän­dig wahr­ge­nom­men und ge­wür­digt zu ha­ben. Ja, es ist nett dort, aber nein, wenn man nicht ge­ra­de Kunst­ma­ler ist oder in Ru­he sei­nen neu­en Ro­man fer­tig­stel­len möch­te, ist man dort nicht un­be­dingt am rech­ten Plat­ze.

Sehr leb­haft vom Tag in Ga­ra­chi­co in Er­in­ne­rung ge­blie­ben ist mir aber er­stens die Be­geg­nung mit ei­nem jun­gen Hundchen (wel­ches sich nur zu ger­ne krau­len und necken ließ und da­von schier au­ßer sich ge­riet vor pu­rer Le­bens­freu­de), so­wie die mit ei­ner Stre­litzie, wel­che sich na­tur­ge­mäß we­ni­ger spiel­freu­dig und be­gei­ste­rungs­fä­hig zeig­te, sich da­für aber in wun­der­bar leuch­ten­den Far­ben prä­sen­tier­te:

prächtige Strelitzie

Tat­säch­lich sind dem zone­batt­ler auf Te­ne­rif­fa der­ma­ßen vie­le die­ser Pa­ra­dies­vo­gel­blu­men un­ter die Au­gen ge­kom­men, daß er ei­nen va­ge er­wo­ge­nen Ur­laub auf der »Blu­men­in­sel« Ma­dei­ra nun­mehr zu ver­wer­fen be­reit ist und da­mit auch um et­li­che nur äu­ßerst schweiß­trei­bend zu be­wäl­ti­gen­de Hö­hen­me­ter ele­gant her­um­kä­me...

So­viel für heu­te. In ei­ner Wo­che geht es wei­ter.

 
[1] Ge­gen En­de des Ur­laubs sind ganz in der Nä­he zwei Gra­zi­en vor der Na­se mei­nes Miet­wa­gens über die Kreu­zung ge­stakst, bei­de mit knall­engen Jeans und leuch­tend ro­ten Pumps von schwin­del­erre­gen­der Ab­satz­hö­he an­ge­tan. Das wä­re ein Fo­to ge­we­sen! Aber was will man ma­chen, wenn die Am­pel kurz vor dem Um­sprin­gen ist, bei­de Hän­de am Lenk­rad lie­gen und die Ka­me­ra ir­gend­wo auf dem Rück­sitz liegt? Die fahr­läs­si­ge Un­vor­be­rei­tet­sei­ung ver­flu­chen!

[2] Wir hal­ten es da eher mit Jo­hann Ne­stroy (oder war es doch Karl Va­len­tin?), der die Men­schen lieb­te, aber die Leu­te nicht moch­te und da­her mied...

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Dienstag, 2. Juni 2015

Ma­le­ri­sches In­ter­mez­zo (2)

Was neu­lich erst for­mi­da­bel funk­tio­niert hat mit mei­nen Mal­ta-Mit­bring­seln, klappt tat­säch­lich nicht min­der gru­sig ein­drucks­voll mit aus mei­nen un­längst ge­zeig­ten Pa­ris-Fo­tos her­ge­lei­te­ten Aqua­rell-At­trap­pen: Kaum hat man die Licht­bil­der oben in den Trich­ter des Dy­na­mic Au­to Pain­ters ge­stopft und zü­gig an der Kur­bel ge­dreht, kommt un­ten küh­ne Kauf­haus-Kunst her­aus, ne­ben der der »röh­ren­de Hirsch« oder die »ras­si­ge Zi­geu­ne­rin« aus den 1960er bis 1970er Jah­ren vor Neid (v)erblassen wür­den, und sei de­ren Öl­far­be auch noch so echt und ma­nu­ell auf­ge­tra­gen:

Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden
 
Pariser Plattitüden

Mit der­lei bun­ten Bil­dern kann man sich ja ei­ne Zeit lang ele­gant über die ei­ge­ne Schreib­faul­heit hin­über­ret­ten, aber ich ge­lo­be fei­er­lich, es da­mit nicht zu über­trei­ben. Schon des­halb nicht, weil ich gar nicht so vie­le Fo­tos in mei­nem Ar­chiv wäh­ne, die sich zu die­ser Art der pseu­do­künst­le­ri­schen Ver­wur­stung eig­nen...

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag