Mittwoch, 29. Oktober 2014
Als neulich jemand im von mir fast täglich bespielten Old-Fidelity-Forum in der An- und Verkauf-Rubrik ein olles iPad der ersten Generation in neuwertigem Erhaltungszustand anbot, schlug ich ohne langes Überlegen zu und erstand das originäre und damit technik-historisch bedeutsame Tatsch-Tablett für einen schlanken Hunderter. Im Laufe der Abwicklung stellte sich heraus, daß der Verkäufer nicht nur ein Vornamensvetter von mir ist, sondern auch noch am gleichen Tag Geburtstag hat, was den doppelsteinböckischen Deal schon mal unter einem guten Sternbild ablaufen ließ.
Wenige Tage später kam per Post ein wohlriechender Schuhkarton an, der ursprünglich lederne Damenstiefel beherbergt hatte von der gleichen Größe, wie sie auch des zonebattler’s besserer Hälfte passen würden. Was mich aber nicht zum Spinnen von abstrusen Verschwörungs-Theorien veranlaßte: Das dem Karton entnommene iPad entpuppte sich in der Tag als makellos und im Vollbesitze seines ursprünglich mitgelieferten Original-Zubehörs. Für kleines Geld (sprich mit Porto immer noch für einen einstelligen Betrag) ließ ich mir noch aus England eine hauteng geschnittene Hülle aus einem silikonartigen Weichmaterial kommen, welche die Rückseite des Pads und dessen Kanten vor Beschädigungen schützt und den ganzen Apparillo überdies griffiger in der Hand liegen läßt. Perfekte Paßform, perfekter Start!
Der Auslöser für den Spontankauf war die vage Idee, das bescheiden bestückte Brettchen (WLAN-Version, 16 GB Massenpeicher) als drahtlos angekoppeltes Internetradio zur Musikbeschallung über die große HiFi-Anlage einzusetzen. Später kam die Überlegung hinzu, das iPad auch für jene Aufgaben heranzuziehen, die der Autor dieser Zeilen gemeinhin auf dem vom Arbeitgeber gesponsorten iPad neuerer Bauart seiner Lebensgefährtin ausführt, wenn diese abends noch am Hauptcomputer im großen Salon zugange ist und weder das gemeinsame Sofa noch ihr eigenes iPad in Beschlag nimmt. Verführerisch nahm also der Gedanke Konturen an, das neue/alte Pad zur Emanzipation vom gerne gegriffenen Tablett der Freundin zu benutzen und sich dann in den letzten Stunden des ausklingenden Tages nur noch um den besten Platz auf der Couch balgen zu müssen...
Das Ertüchtigen eines alten Gerätes für aktuelle Zwecke aber ist in der Tat nicht ganz so einfach, denn die Hardware der 1. iPad-Generation ist nach heutigen Maßstäben uralt bis prähistorisch, auch wenn die Markteinführung gerade mal vier Jahre her ist. Folgendes muß man wissen (und damit leben können), wenn man es mir nachtun und ein billig erschnapptes iPad mit Gewinn und Spaß betreiben will:
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Das Ur-iPad hat keine Kameras eingebaut, Knipsen, Skypen und dergleichen fällt also schon mal flach. Braucht aber längst nicht jede(r), und auch aktuelle Pads saugen weder Staub noch waschen sie das Geschirr ab.
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Die Auflösung des Bildschirms ist mit 1024 x 768 Pixeln sichtbar gröber als die heutigen »Retina«-Displays mit der vierfachen Pixelzahl (2048 × 1536) auf gleicher Fläche. Dazu sage ich gleich noch was...
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Der nicht erweiterbare Arbeitsspeicher zur Programm-Ausführung (RAM, nicht zu verwechseln mit dem Massenspeicher zur Datei-Ablage) ist mit 256 MB grenzwertig knapp bemessen, was man sehr bald bemerkt, wenn man mit dem Safari-Webbrowser komplexe Seiten ansurft, die den Browser dann urplötzlich abstürzen lassen. Ganz klar ein Fall von failure by design!
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Im gegenwärtig tobenden Wettbewerb zu kleinerer, leichterer, schickerer, tollerer Bauform kann man mit dem bauchigen Boliden keinen Blumentopf mehr gewinnen. Andererseits: Ein paar Zentimeter am eigenen Bauchumfang abgespeckt (und ein paar Kilo Gewicht gleich mit abgeworfen) sowie im Gegenzug die Armmuskulatur gestärkt wäre das erstrebenswertere und die eigene Befindlichkeit deutlich mehr befördernde Ziel...
Also gut, ich hatte also ein schwachbrüstiges Ur-iPad in Händen und schickte mich an, es im Rahmen des Möglichen zu optimeren. Als sehr erfreulich erwies sich schon mal die immer noch sehr respektable Akku-Laufzeit, bei täglicher Benutzung für 1–2 Stunden muß das Pad allenfalls zweimal pro Woche an die elektronenspeisende Nabelschnur gehängt werden. Gemessen hab ich’s nicht, aber die Durchhaltezeit ist wirklich noch beeindruckend und mehr als nur OK. Wollen wir hoffen, daß das so bleibt.
Die Sache mit der Auflösung des Displays ist auch weit weniger dramatisch als anfangs befürchtet: Natürlich sieht schon das unbewaffnete Auge – das kritisch-geschulte des zonebattler’s zumal – den Unterschied zur vierfachen Pixelzahl und entsprechend höheren ‑dichte sofort, wenn altes und neues Pad nebeneinanderliegen und zum Vergleich das gleiche Bild anzeigen. Nur: Wenn die Schrift so winzig wird, daß man sie auch mit Brille kaum noch lesen kann, dann zoomt man sie halt mit einer Zweifinger-Geste auf, und dann ist sie auf dem alten Display so gut zu lesen wie auf dem neueren. Bei Fotos und Videos bemerkt man sowieso kaum einen Unterschied, das liegt in der (physikalischen) Natur der Sache.
Als schwieriger erwies sich der Umgang mit der Software, sprich das Bestücken mit Anwendungen (neudeutsch »Apps« geheißen): Da das iPad 1 als letzte betriebssystemseitige Ausbaustufe unter iOS 5.11 läuft (die derzeit aktuelle Version für jüngere Geräte ist iOS 8.1), kann man sich nur solche Apps herunterladen und installieren, die auch unter dieser alten Betriebssystemvariante lauffähig sind. Das sind bei weitem nicht alle, im Gegenteil: Viele Apps erfordern heutzutage mindestens iOS 6 oder gar iOS 7, um sich überhaupt auswählen und ausprobieren zu lassen...
Aber da sich ja unsereins ausweislich des eigenen Impressums als Tüftler sieht und betrachtet, war das eher eine Herausforderung als ein Ärgernis. Nach einigen Stunden erwartungsfrohen Experimentierens kann ich in der Tat sagen, daß man mit einem alten iPad immer noch einigermaßen vorne mitspielen kann, wenn man hervorragende Verarbeitung und solide Handhabungs-Qualitäten ebenso schätzt wie intuitiv bedienbare Software. Nachfolgend empfehle ich ein paar ressourcensparende Werkzeuge für die mir persönlich wichtigen Einsatz-Szenarien:
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Internettiges Radiohören funktioniert hervorragend mit der App radio.de. In der nach Genre sortierbaren Senderliste findet jede(r) die eigenen Lieblingssender! Meiner einer läßt sich gerne von barocken Trompetenkonzerten, gelegentlich aber auch von loungigem Smoothgejazze hintergrundbeschallen: Was drahtlos per WLAN vom Router reinkommt, wird vom iPad via Bluetooth ebenso schnurlos an ein an die große HiFi-Anlage angestöpseltes Empfängerlein weitergereicht. Kommode Bedienung und eine mehr als nur befriedigende Klangqualität: Das war’s, was ich suchte und wollte. Allein dafür hat sich die Anschaffung (aus meiner höchst subjektiven Sicht) schon rentiert!
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Videos gucken will man auch hin und wieder, sei es, um sich an tolpatschigen Katzenbabies zu ergötzen, sei es, um sich mit anderen infantilen Bewegtbildern den Feierabend zu versüßen: Dafür taugt die mitgelieferte YouTube-App allemal! [1]
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Um von Kanapee oder Fauteuil aus mal eben elektrische Post zu empfangen und zu versenden ist die gleichfalls zur Grundausstattung gehörende Mail-App bestens geeignet.
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Zum Surfen in den Weiten und Tiefen erweist sich der Grazing Web Browser als zuverlässiger Partner, der aufgrund seines cleveren Speicher-Managements deutlich seltener abstürzt als der reguläre Standard-Browser Safari. Klasse!
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Zum Bilder herumzeigen hat man mit der Standard-App Fotos schon das nötige Tool an Bord. Wie aber die vorzuführenden Schnappschüsse auf das Pad bringen, ohne sich und seinen Rechner mit dem unsäglichen iTunes-Programm kontaminieren zu müssen? Dafür gibt es allerlei Transfer-Apps, die alle ähnlich funktionieren: Man startet die App auf dem Pad, ruft auf dem PC (der dabei im gleichen Netzwerk angemeldet sein muß) eine bestimmte Adresse im Webbrowser auf und kann dann über ein Webinterface die zu übertragenden Bilddateien auswählen und einem Album zuordnen. Aus der Fülle ähnlicher Apps habe ich mit WiFi Album Free eine noch unter iOS 5.11 ihren Dienst tuende Variante gefunden. Deren Bedienoberfläche schaut zwar nicht so schick aus wie die anderer Produkte, funzt dafür aber tadellos, und das ist ja schließlich das einzig relevante Kriterium...
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Für den seltenen Fall, daß dem zonebattler zum Ferngucken zumute ist (etwa 1x alle 14 Tage), ist es schön zu wissen, was gerade läuft, denn der zeitraubenden Zapperei will unsereiner nicht mehr erliegen. Daher lautet meine Empfehlung für ein visuell schick aufbereitetes TV-Programm: Klack für Tablet. Mit wenigen Hand- bzw. Fingergriffen wählt man seine Sender aus und sortiert sie in die gewohnte Reihenfolge, und schon kann man in einer Zeitschiene mit allen Sendern untereinander sehen, was gerade wo ausgestrahlt wird.
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Benötigt man zwecks Vor- oder Nachbereitung einer Wanderung oder Radtour geographische Orientierung, so ist das vorinstallierte Google Earth die ebenso naheliegende wie optimale Wahl.
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Last but not least will man sich vielleicht mal Notizen machen, wenn einen der Geistesblitz trifft und Papier und Bleistift gerade nicht in Griffweite sind. In diesem Fall kriegt man UPAD Lite umstandslos was später noch Lesbares auf’s Glas gekrakelt...
Mehr brauche ich nicht, mehr nutze ich nicht, nach mehr verlangt es mich nicht, und das gilt im Großen und Ganzen auch für das neuere und softwaremäßig auf dem aktuellen Stand der Technik befindliche Pad der besseren Hälfte. [2] Insofern hat sich der Apfel-Kauf für mich gelohnt, wobei ich aber auch weiterhin Birnen und andere Früchte zu goutieren gedenke.
zonebattler’s Fazit: Ein aktuelles iPad ist schön und teuer, ein älteres erheblich billiger, aber immer noch fesch und nicht nur als Briefbeschwerer nützlich!
[1] Bei der Gelegenheit sei erwähnt, daß mir die App-Icons des alten iOS 5.11 in ihrem nach offizieller Apple-Doktrin inzwischen geächteten Skeuomorphismus erheblich besser gefallen als die neuen Symbolbildchen. Namentlich ist mir beispielsweise das frühere YouTube-Icon – ein knuffig-stilisertes Abbild eines Röhrenfernsehers aus den 1940er Jahren – erheblich sympathischer als das rote »Play«-Dreieck auf weißer Tastenfläche im roten Kästchen beim aktuellen iOS. Apple fiele kein Zacken aus der Krone, wenn sie dem Benutzer die Wahl ließen zwischem einem »modernen« und einem »klassischen« Symbolsatz...
[2] Über die Tauglichkeit der hauseigenen Orga-Anwendungen (Erinnerungen, Kalender, Kontakte, Nachrichten, Notizen) kann ich nicht urteilen, da mir sowohl die Apple-Cloud als auch andere wolkige und nebulöse Dienste zutiefst suspekt bis zuwider sind: Ich mag meine vertraulichen bis geheimen Daten nicht plappertaschigen Apps anvertrauen, sondern speichere sie seit vielen Jahren in meinem ollen Palm-Organizer ab, den ich an und mit allen von mir benutzten PCs offline via Kabel oder Infrarot-Auge synchronisiere. Man mag mich dafür belächeln, aber es funktioniert bestens: Ich habe noch nie irgendwelche für mich relevanten Daten verloren, nicht bei Bedarf zur Hand gehabt oder fahrlässig wildfremden Leuten zugänglich gemacht. Das soll auch weiterhin so bleiben.
Dienstag, 28. Oktober 2014
Montag, 27. Oktober 2014
Freitag, 24. Oktober 2014
So, mit einem gemieteten Automobil erschließen sich dem Wanderer auch die etwas entlegeneren Gegenden, wenngleich mit dem systembedingten Nachteil, daß man am Schluß der Tagestour wieder zum Standort des Fahrzeuges und damit zum Ausgangspunkt zurückkommen muß. Aber gut, ist halt so. Das Herumfahren im eigenen Wagen ist im Tramuntana-Gebirge mit einiger Lenkrad-Kurbelei verbunden, die Straßen sind schmal und mäandrieren fröhlich am Hang entlang. Unsere flache Flunder der Marke Opel verfügte im Gegensatz zum eigenen LowTech-Minibus über allerlei maschinelle Bedienungshilfen, und so geriet das ständige Drehen des Volants nicht wirklich zur muskulösen Anstrengung. Wohl aber zur mentalen, denn trotz (oder wegen) der beachtlichen Steigungen hier und der Gefälle dort sind die Straßen voller Masochisten, die sich auf Rennrädern oder Mountainbikes die Hügel hochquälen und es runterwärts munter laufen lassen, bis die nächste Kurve ein Abbremsen und ein Verlassen der Ideallinie erzwingt. Da fühlte sich der zonebattler schon recht herausgefordert, zumal das Leihauto im Gegensatz zum nasenlosen Glaskasten daheim über eine lange und unübersichtliche Frontpartie verfügte. Dennoch ging der Urlaub letztlich – soviel sei hier beruhigend vorweggenommen – völlig kollisionsfrei vonstatten.
Also auf geht’s, die Wanderstiefel in den Kofferraum geworfen und hakenschlagend und serpentinenfahrend durch die grandiose Berglandschaft nach Sa Calobra aufgebrochen, wo es einen kleinen Strand gibt und die Einmündung des Torrent de Pareis, eines Sturzbaches, in dessen grandiose, natürlich nicht ständig wasserführende Schlucht wir uns einige hundert Meter weit vorgewagt haben:
Man beachte die beiden winzigen Wanderer im Hintergrund, an derer Größe resp. Kleine die Dimensionen der steilen Schlucht deutlich wird. Erstaunlich, was einem da so alles entgegenkam, vom bestens ausgerüsteten Trekking-Experten bis hin zum sandalentragenden Schulkind. Ganz wollten wir den Torrent nicht hinaufsteigen, das hätte uns zuviel Zeit gekostet, die uns später an anderer Stelle gefehlt hätte...
Also machten wir irgendwann kehrt und kraxelten wieder zurück bis ans flach auslaufende Ende der Schlucht, tappten nochmals bis ans Meer und erfreuten uns dort des Anblicks der von des Ortes unermeßlichen Schönheit niedergestreckten Touristen:
Ja, so kann man’s natürlich auch machen, wenngleich unsereiner der Meinung ist, daß man im April sogar daheim in der Sonne schmoren kann, mit mutmaßlich geringerem Sonnenbrand-Risiko, vom Hautkrebs gar nicht zu reden. Aber den konservierenden Pökel-Effekt der gischtbeförderten, salzhaltigen Luft hat man natürlich nur am Meeresstrand und nicht im fernen Binnenland...
Wir schlichen an den Liegenden vorbei zu unserer schnittigen Karosse zurück, fanden diese unversehrt und unbestrafzettelt am Eingang zur Bucht vor und machten uns auf den Rückweg, den wir hier und da zwecks Aussichtsgenuß unterbrachen. Hier sehen wir unseren modisch kaffeebraun-metallic eingefärbten OPEL Astra am höchsten Punkt der serpentinenreichen Straße zur Bucht Cala Tuent:
Angesichts unübersehbarer Horden von Radlern (die einen von links hoch und nach rechts runter, die anderen von rechts hoch kommend und nach links runter wollend) haben wir uns die Cala Tuent geschenkt und sind wieder in Richtung Port de Sollér gefahren, nicht ohne noch einen ausgedehnten Spaziergang rund um den schönen Cúber-Stausee zu unternehmen. An dessen sanft sich im Winde kräuselnden Gestaden sich allerlei farbenfrohes Getier am Grase labt:
Vermutlich ist die Colorierung seines dichten Pelzes weniger dem Modebewußtsein des Schafes als vielmehr der Gewitztheit seines Besitzers zu verdanken, der seine Herde per Spraydose mit einem weithin zu sehenden Eigentumsmerkmal versehen wollte. Wandelnde Farbkleckse findet man zudem im Gebirge zwischen all den hellgelben Steinen viel schneller wieder, und freundlicher als ein brutal eingeschmortes Brandzeichen ist buntes »Haarspray« doch auch allemal!
Den Cúber-Stausee per pedes zu umrunden ist ein unbeschwertes Vergnügen, welches man Mallorca-Besuchern nur wärmstens ans Herz legen kann: Der Weg am Ufer verläuft naturgemäß eben und verleiht der Wanderung Spaziergang-Charakter, aber die Aussicht ist grandios und das in alle Richtungen. Der zonebattler hätte vor dieser Reise nicht für möglich gehalten, daß man auf der Hauptinsel der Balearen Fotos wie dieses hier machen kann:
Wenn man nicht gerade Geologe ist, könnte man das doch glatt für ein alpenländisches Panorama halten, nicht wahr? Aber nein, mitten im Mittelmeer gibt es steinere Auffältelungen zu bestaunen. Bei dem Gebäude handelt es sich übrigens um eine staatliche (wenngleich nicht stattliche) Wanderhütte, das Refugio de Cúber. Leider hatte das Refugium wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber nachdem wir dort ohnehin weder essen noch übernachten wollten, machte uns das nichts aus. Auch geöffnete Refugios kann man übrigens nicht einfach so aufsuchen in der Hoffnung auf Kost und Logis: Beides muß lange im Voraus bestellt und reserviert werden, sonst hat man das Nachsehen und muß unter freien Himmel frierend und hungernd den neuen Tag erwarten...
Nach erfolgter See-Umrundung (für die man etwa 1,5 Stunden braucht) machten wir auf dem Heimweg nochmal in Sollér Station (Straßenbahnen gucken und Orangen-Eis goutieren), bevor wir dann wieder zurück in unser Hafenstädtchen fuhren und den Tag rotstichig und kitschgefährdet an der Steilküste oberhalb der Bucht ausklingen ließen:
So gegen 20:30 Uhr plumpst Ende April die Sonne ins mallorquininsche Meer, und der Anblick ist immer wieder sehr erbaulich. Danach kann man noch bei relativ angenehmen Temperaturen draußen sitzen bleiben oder sich ins Hotelbett fallen lassen, um dort noch ein wenig durch das digitale Fenster in die weite Welt zu schauen, eine verführerische Option, die wir in der Regel präferierten...
Bevor wir für heute das Licht ausknipsen, gehen wir noch der Frage nach, was man denn als Gast auf Mallorca sinnvollerweise kaufen kann. Die erste Antwort liegt auf der Hand: Orangen!
Das Bildbeispiel stammt aus dem schönen Städtchen Valldemossa und illustriert den augenfälligen Vorteil der überall auf der Insel erhältlichen Südfrüchte: sie sind dort konkurrenzlos (oder vielmehr konkurrenzbedingt) billigst zu haben. Das zweite Alleinstellungsmerkmal kann nur aus speichelflußtreibender Erinnerung beschwörend bekräftigt werden: Die mallorquinischen Orangen sind wunderbar wohlschmeckend, saftig und aromatisch. Frischer kriegt man sie sowieso nirgends. Wer auf Mallorca die prallen Früchte des Landes links liegen läßt, verpaßt einen der göttlichsten Genüsse, die das Land und das Leben zu bieten haben!
Ansonsten halten sich die Touristen gerne an Klamotten, Kunststück, im Urlaub hat man Zeit und Muße zum Shoppen und das Geld sitzt lockerer als in des heimischen Alltags repetitiven Trott. Davon profitieren nicht nur die schicken Boutiquen und omnipräsenten Filialisten in Palma und den anderen Städten, sondern auch die kleinen Anbieter in den ruhigeren Winkeln des Eilands. In Valldemossa brauchte ich den Kamerablick nur von den Orangenbeuteln ein wenig zur Seite zu schwenken, um ein paar ambulant angebotene, fesch-feminine Kittel zu erhaschen:
Noch ein paar Meter weiter fand sich ein Laden voller entsetzlich kitschiger Mitbringsel aus überwiegend fernöstlicher Produktion, fabrikneuer Müll, bei dem man sich wirklich fragen muß, wer sich sowas antut und dafür auch noch Geld hinlegt. The horror! Den abartigen Schund abzulichten hätte sich des zonebattler’s motivverwöhnte Kamera fraglos geweigert. Doch jedem das Seine: Der Autor und seine bessere Hälfte neigen dazu, Souvenirs mitzunehmen, die einserseits nichts kosten, andererseits aber unermeßlich wertvoll sind: Wurzeln, Steine, Muschelschalen und andere Leichenteile, die noch viele Jahre später als Erinnerungsanker taugen...
Fortsetzung folgt: Demnächst gibt’s ein paar Vierbeiner sowie ein paar Zweibeiner von hinten zu sehen. Und auch – nun ja – ein ganzes Regal voller einzelner Beine ohne den Rest ihrer ehemaligen Besitzer. Bleiben Sie dran!
Mittwoch, 22. Oktober 2014
Neulich habe ich im Rahmen einer Wanderung im oberpfälzischen Kastl das seltene Glück gehabt, dem Balzverhalten einer gemeinen Wasserpumpe beiwohnen zu können. Mit geschwollenen Schwengel umgarnte der grobe Kerl ein zierliches Wasserhühnchen, welches von der brachialen Männlichkeit des Pumphahnes angezogen zu sein schien, sich aber dennoch noch etwas unentschlossen gab – darin den turtelnden Tauben auch menschlicher Abstammung nicht unähnlich. Leider hatte der Berichterstatter nur sein Handy zur Hand und konnte daher den Vorgang nur in minderer Qualität dokumentieren, aber nach seinem eigenen Predigen ist ja die beste Kamera stets die, die man gerade dabei hat:
Den eigentlichen Liebesakt konnte der zonebattler leider nicht mehr dokumentieren, denn er hinkte seiner Wandergruppe hinterher und die beiden abgelichteten Protagonisten waren recht statisch und träge in ihrem rituellen Balzverhalten. Na ja, vielleicht komme ich da irgendwann noch mal hin und kann dann eine ganze Familie eiserner Wasserspender mit meiner richtigen Kamera ablichten...
Dienstag, 21. Oktober 2014
Sonntag, 12. Oktober 2014
Tausendfüßler aus Gießkannen von Frank Dimitri Etienne, gesehen in der aktuellen Ausstellung »urban mining« des BBK Nürnberg. Hingehen, anschauen, staunen!
Freitag, 10. Oktober 2014
Die letzte Folge mit einem spannungssteigernden Ausblick auf ein scheinbar schönes Schiff beendet habend, wenden wir uns heute zum Einstieg eben jenem »Segler« näher zu und betrachten ihn von einer näher gelegenen Klippe am nordwestlichen Zipfel von Port de Sóller aus. Und was sehen wir da Merkwürdiges? Genau, am Heck einen dicken, mutmaßlich Antennen beherbergenden Riesen-Bovisten und am zweiten Mast von vorn einen senkrechten Stahl-Stummel mit riesigen Auspuffrohren dran, der den Windjammer letztlich als schnödes, wenngleich natürlich hypermodernes Motorfahrzeug entlarvt:
Abends konnte ich herausgoogeln, daß es sich bei diesem offenkundigen Luxus-Vehikel entweder um die »Wind Spirit« oder um deren Schwesterschiff »Wind Star« handeln mußte. Die Reederei Windstar Cruises kann ihre beiden Retro-Pötte offenbar selbst nicht wirklich unterscheiden, die beiden verlinkten Schiffs-Seiten und die dort gezeigten Fotos sind jedenfalls bis auf den jeweiligen Namen identisch!
Klar ist, daß derlei Nobel-Gefährte einsatzmäßig rund ums Jahr verplant sein müssen, um ihre exorbitanten Kosten wieder einzuspielen. Da kann man sich nicht auf die Zufälligkeiten des Wetters und der Winde verlassen, im Zweifels- bzw. Flautenfall muß eine starke Motoranlage dafür sorgen, daß der Kahn pünktlich an der nächsten fahrplanmäßig vorgesehenen Mole zu liegen kommt.
Na ja, wer’s mag. Meiner einer würde keinen um Zehnerpotenzen kostspieligeren Urlaub antreten, auf dem es mehr Meer als Land zu sehen gibt und in dessen Verlauf die von den Wellen geschwenkten und geschüttelten Innereien womöglich zu rebellieren beginnen. Und so machen wir uns daher mit dem (zugegeben streckenweise auch recht schaukelnden) Omnibus auf in die gar nicht so ferne Hauptstadt Palma de Mallorca, um uns für die letzte Urlaubswoche mit einem Mietwagen zu versorgen und zu mobilisieren. Den frisch übernommenen Flitzer lassen wir aber erstmal vor dem Europcar-Büro stehen und begeben uns zu Fuß auf eine kleine Stadtbesichtigung...
Den innerstädtischen Rummel mit Touristenströmen, Gauklern und Taschenspielern, Boutiquen und Nippesläden spare ich hier bewußt aus, und auch das in einer teuren Pseudokunst-Galerie live miterlebte Verkaufsgespräch, in dem eine aufgebrezelte Blubberphrasendrescherin ohne jede Sachkunde einem nicht minder ahnungslosen (aber immerhin wohlhabenden) Kundenpaar teuren Edelkitsch aufzuschwatzen trachtete, ist glücklicherweise schon so tief im Sumpf des zonebattler’schen Synapsenrauschens versunken, daß er die Details gar nimmer herausziehen kann und mag. Viel lieber lenkt er den Blick und die Aufmerksamkeit seines verehrten Publikums auf würdevolle alte Architektur-Details, wie beispielsweise die über diesem Absatz abgebildeten Zinnen des alten Königspalastes »Palacio Real de La Almudaina«.
Gemeinhin ist ja die Mittagszeit nicht eben ideal zum Knipsen, da grell die Details überstrahlend und ungünstige Schattenwürfe bedingend. Den wuchtigen Palastmauern gereichte der Höchststand des beleuchtenden Gestirns indes eher zum Vorteil. Nicht ganz so kontrastreich geriet mir die Aufnahme einer alten Windmühle in Hafennähe, die – im Gegensatz zu vielen anderen gesehen Exemplaren – nicht weitgehend verfallen, sondern recht ansehnlich restauriert worden war:
Heutzutage wird natürlich allenthalben mit Strom gemahlen statt mit unzuverlässiger Windenergie, aber wer weiß, vielleicht erlebt die Windkraftnutzung auch auf den Balearen eine Renaissance. Die Sonne scheint auch häufiger als bei uns daheim im Norden, da könnten die Inseln doch glatt auch in Sachen Solarenergienutzung eine Vorreiterrolle spielen...
Doch zurück zu bodenständigen Betrachtungen. Palmen gibt es ja reichlich in und um Palma, nomen es omen. Aber welche Bäume wachsen in Ufernähe in dichten Wäldern und haben einen weißen Stamm? Nein, keine Birken. Es sind vielmehr die Masten der Segelboote, die dort sonder Zahl vor sich hindümpeln und überwiegend der Wiederkehr ihrer absenten Herrschaft harren:
Wir guckten uns die angeketteten Nußschalen und auch die größeren Boote gerne an, sowas sieht man im heimischen Binnenland ja nicht alle Tage. Immer wieder erstaunlich, was Leute in ein schnittiges Schiffchen zu investieren bereit sind, dessen Alltagsnutzen vermutlich deutlich unter dem repräsentativen Nutzen rangiert. Aber das gilt ja für monströs aufgeladene Autos an Land genauso. Wir wenden uns jetzt vom Repräsentationsbedürfnis des Geldadels ab und dem früherer Kirchenfürsten zu, deren Drang zu Höherem, Größeren, Weiteren zumindest vorgeblich der Ehre Gottes diente. Hier sehen wir die gothische Kathedrale der Heiligen Maria (»La Seu«) aus ungewohnter Perspektive:
Das Foto schoß ich tatsächlich aus einigen hundert Metern Entfernung vom Dach des »Es Baluard« aus, einem wunderbaren Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, dessen gelungene Architektur sich hervorragend in eine Eckbastion der alten Renaissance-Stadtmauer einfügt. Einen Besuch in diesem Musentempel kann man kulturell interessierten Palma-Besuchern nur wärmstens ans Herz legen, Bau und Inhalt haben internationales Format! Wir haben mehrere Stunden staunend drinnen verbracht, hernach auf dem Vorplatz erneut unverhofft den MietMichel getroffen (wir erinnern uns an die Folge 3) und uns dann einen Besuch in der Kirche geschenkt, da uns der als in jeder Hinsicht zu kostspielig erschien (vom Eintrittsgeld her betrachtet ebenso wie betreffs der an- bzw. abzustehenden Wartezeit).
Aber man muß ja auch nicht alles und jedes sehen, zumal die unbekannteren Ecken oft mehr Überraschungen bereithalten als die offiziellen »Sehenswürdigkeiten«. Hier hält sich zum Exempel eine pittoreske Touristengruppe direkt unterhalb der Kathedrale einander fest die Treue (und sich gegenseitig beim Wickel resp. am Kittel):
Ob die mir unbekannten Herr- und Damenschaften nun haltsuchend von der Pracht der Kathedrale über ihnen überwältigt oder nach kollektivem Genuß von alkoholischer Eimerware ins Wanken gekommen waren oder schlicht versuchten, zwecks Erstellung eines gemeinsamen Selfies kompakt zusammenzurücken – wer weiß? In jedem Fall gaben sie ein schönes Motiv für den Berichterstatter ab, der sich einmal mehr darüber freute, aufgrund der späteren Unindentifizierbarkeit der Gezeigten niemanden um Publikationsgenehmigung fragend angehen zu müssen...
Nur wenige Meter weiter ergab sich die nächste Gelegenheit zur lichtbildnerischen Betätigung. Im Schatten des großen Gotteshauses – vielleicht schon zum Parc de La Mar gehörig – gibt es eine Art Freilicht-Theater, welches mit einem Dach aus rautenförmigen Elementen überspannt ist. Die Schattenspiele dieses ein bißchen an das Bayerische Staatswappen erinnernden Waffelmusters sind wahrlich spektakulär anzuschauen:
Es gibt also auch abseits des quirligen Lebens im Stadtzentrum einiges zu sehen in Palma de Mallorca, und wer Ruhe sucht, der findet sie auch. Klar, ein Gang durch die Ladenstraßen gehört ebenso dazu wie die Einkehr in einem der zahllosen kleinen Lokale, aber der zonebattler und seine bessere Hälfte finden Steinmassen gemeinhin attraktiver (und weniger schwatzhaft) als Menschenmassen...
So, zum Abschluß gehen wir ein paar hundert Meter weiter nordöstlich vor dem Heiligen Franziskus auf die Knie, um die hinter ihm im Abendlicht gülden strahlende Basilica de San Francesco noch angemessen einzufangen:
Es ist Abend geworden, schnell kriechen die Schatten höher an des Heiligen Kutte und darüber hinaus. Wir machen uns daher auf und schlängeln uns zielstrebig wieder südwestwärts durch das Labyrint der Altstadt, um an der Uferpromenade zurück zum Stellplatz unseres bis dahin noch keinen Meter bewegten Wagens zu gelangen.
Diesen in Betrieb zu nehmen war gar nicht so einfach: Statt des gebuchten und erbetenen Kleinwagens waren wir mangels Verfügbarkeit eines solchen zur nächsthöheren Klasse upgegradet worden, und der zonebattler mußte zunächst einmal konstatieren, daß so ein moderner Mittelklassewagen mehr Hebel, Knöpfe und Lämpchen hat als seine spartanische Renngurke Moleküle. Schließlich gelang es ihm aber doch, den Wagen zu starten, den rechten Gang zu finden und den Flitzer unfallfrei durch die Stadt zu manövrieren sowie nach Port de Sóller zu überführen. In der nächsten Folge starten wir mit der schnittigen Karre dann von dort aus zu ersten Ausflügen in die weitere Umgebung unseres Domizils...
Freitag, 3. Oktober 2014
Sonntag, 28. September 2014
Abb. 1: Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren) |
Abb. 2: Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern) |
Als ich vor gut 15 Jahren nach Fürth gezogen bin, war ich sehr angetan vom Understatement einer kleinen Großstadt, die – eingeklemmt zwischen den uneinholbar reichen Stiefschwestern Erlangen und Nürnberg – ihren eigenen, ehrlichen und bodenständigen Weg zu suchen schien.
Heute blicke ich enttäuscht und ernüchtert auf eine provinzielle Kommune, die ihr »Tafelsilber« – namentlich ihr architektonisches Erbe – verschleudert, und in der längst nicht mehr die gewählten Politiker, sondern Bauträger, Investoren und andere Vertreter von Partikularinteressen die Marschrichtung zu bestimmen scheinen.
Kein Wunder, daß in solchen Verhältnissen längst auch die Bananen gedeihen... |
Freitag, 26. September 2014
Neuer Tag, neues Glück: Erstaunlich, wie schnell man sich doch in fremden Gefilden einleben und eingewöhnen kann! Spätestens am dritten Tag weiß man die Idealkurve um’s suboptimal aufgebaute Frühstücks-Buffet zu nehmen, den bizarren Toaster zu bedienen, die genießbaren von den eher unverdaulichen Darreichungen zu unterscheiden. Manch’ spanische Spezialität bleibt einem dennoch auf Dauer verschlossen, warum die Restaurant-Chefin beispielsweise die aus der Spülküche geholten, frischen Tassen und Gläser stets einzeln vom vollen auf das leere Tablett umschichtet, statt das leere kurzerhand mitzunehmen und das volle an dessen Platz zu stellen. Derlei Optimierung würde unsereiner schon aus Gründen der Faulheit betreiben, aber womöglich ist dies schon wieder zu teutonisch gedacht und die mediterran-meditativen Aspekte des Becher-Umschlichtens igorant übersehend...
Na egal, wir sind ja zum Genießen da und nicht als unbestellte Prozeßoptimierer und Unternehmensberater in der Pflicht. Darum lieber ein wenig zickzack gelaufen und die verstreuten Zutaten zusammengesammelt, als das Personal mit Vorschlägen zur besseren Plazierung von Speisen, Getränken und Werkzeugen unnötig verwirrt und befremdet. Und in Eile ist man ja im Urlaub gemeinhin auch nicht.
So, gefüllten Bauches und mit kompletten Marschgepäck versehen, tappen wir heute wieder einmal nach Sóller hinüber. Hatte ich übrigens schon erwähnt, daß es zwischen Stadt und Hafen ein historisches Straßenbähnchen gibt? Sehr pittoresk! Das Orangenpflücken während der Fahrt scheint nicht verboten zu sein:
Diesmal wollen wir uns jedoch nicht im Städtchen verlieren, sondern es strammen Schrittes durchmessen, um es am anderen Ende alsbald wieder zu verlassen. Auch in stark vom Tourismus befallenen Gegenden ist man gemeinhin sehr bald allein mit sich und der Natur, wenn man erstmal die von Bahnen, Bussen, Taxis und Autos ausgespuckten Menschenmassen hinter sich gelassen hat. So auch hier:
Das Wandern entlang der Olivenhaine wird nie langweilig, so vielfältig zeigt sich der Wuchs der gedrungenen Bäume in ihrer krusen Knorzigkeit: Wer schon als Kind märchenhaft-unheimliche TV-Erlebnisse mit lebenden Bäumen in Disney-Trickfilmen hatte, dessen Phantasie sieht Gestalten ohne Ende in den teilweise grotesk verdrehten Formen der Olivenbäume.
Sehr individuell präsentieren sich auch die menschlichen Behausungen auf dem Land, das ist natürlich nicht nur auf Mallorca so: Verbaut wird, was gerade zur Hand ist, und je nach Bedarf wird hier mal was weggerissen und da mal was drangestückelt. Daß das Resultat immer noch ästhetische Qualitäten aufweist, ja nachgerade von einer gewissen Grandezza [1] sein kann, ist merkwürdigerweise dann aber doch eine südländische Spezialität:
Speaking of südländisch: An dieser Stelle beglückwünscht sich der zonebattler auf’s Neue zu seinem Grundsatz, Inseln im mare nostrum stets zu Frühlingszeiten auf- und heimzusuchen: Vom prallen Grün der üppig sprießenden Vegetation ist später im trockenen und heißen Hochsommer nämlich nicht mehr viel übrig, von den dann obwaltenden Temperaturen nicht zu reden! Darum aufgemerkt, verehrte(r) Leser(in): Wer im April nach Malta oder Malle reist, wird reich belohnt durch bunte Blüten (und günstige Vorsaison-Preise)...
Für wackere Wandersleute wichtig ist die eindeutige Beschilderung der vorgesehenen Wege und Stege, und in dieser Hinsicht geht es im Tramuntana-Gebirge recht kommod zu. Immer wieder findet man – zumindest auf den populärsten Routen – hölzerne Strecken-Markierer wie diesen hier vor:
Als weniger hilfreich bis komplett unbrauchbar haben sich dagegen die von der lokalen Tourismus-Behörde herausgegebenen, kostenlosen Wanderkarten erwiesen, da ist man mit einschlägigen Wanderführern aus den bekannten Verlagen besser bedient.
Geschlaucht von einigen ganztägigen Wanderungen mit etlichen Höhenmetern rauf und runter, schalteten wir gelegentlich mal einen Gang zurück und füllten den Tag mit eher gemütlicheren »Spaziergängen« rund um die »Hausberge« von Port de Sóller. Hier kommen wir gerade vom Leuchtturm östlich der Hafenbucht herunter und genießen den weiten Blick auf dieselbe:
Man beachte das Mädel am rechten Bildrand, die den Blick auf ihr Betatsch-Telefon allemal interessanter findet als den in die analoge Welt. Die Digitalitis hat natürlich längst die ganze Menschheit befallen, und der Autor dieser Zeilen ist ja selbst auch mit allerlei aufmerksamkeitsabsorbierenden Gerätschaften unterwegs. Dennoch: Die Natur hat immer noch eine bessere Pixeldichte und höhere Farbtiefe zu bieten als jedes Smartphone, von den sonstigen Sinnesreizungen nicht zu reden!
Doch gehen wir weiter die Straße hinunter und nähern wir uns dem Heimathafen von oben her. Friedlich dümpelt eine Handvoll Boote in der Bucht, flanieren allerlei Menschen die Promenade entlang, segeln ein paar Möven über die Szenerie hinweg. Einmal mehr sei hier Port de Sóller jenen Urlaubern empfohlen, die eine lauschige Landpartie einer rauschigen Strandparty vorziehen...
Unten angekommen geht es dann noch auf der Strandpromenade an all den Restaurants und Hotels vorbei zum eigenen Heim am anderen Ende des Buchtbogens, und was steht da vor unserem Haus und an der Endhaltestelle umkehrend? Genau, die putzige Straßenbahn. Ich hatte ja schon in der ersten Episode erwähnt, daß die einfache Fahrt 5,00 EUR pro Nase kostet, weswegen ich aus Geiz und Rache die Fahrt nur einmal leibhaftig genossen, ansonsten aber das nostalgietriefende Rollmaterial ebenso fleißig wie kostenfrei abgelichtet habe:
Des zonebattler’s irrationale Affinität zu tutenden Trambahnzügen mag mit seinem Hang zu schmalspurigen Feldbahnen zusammenhängen, der wiederum auf frühkindliche Prägung zurückzuführen ist. Immerhin ist er inzwischen erwachsen genug, um daraus weder ein neues Hobby noch eine weitere Sammlung zu machen...
Zum Abschluß der heutigen Folge läßt der Berichterstatter stolz den kunstgeschichtlich Halbgebildeten raushängen und präsentiert eine Hommage an Caspar David Friedrich und dessen berühmte »Rückenfiguren«:
Beim – gänzlich uninszenierten – Festhalten derartiger Anblicke ist unsereiner immer ziemlich nervös: Die zufällig gesehene Szene kann von einer Sekunde zur anderen unwiederbringlich dahin sein, und Arrangieren läßt sich ja nix mit arglosen Akteuren, die von ihrer ad-hoc-Verwendung als motivbereichernde, wenngleich anonyme Staffage gar nichts wissen (sollen). Darum hurtig aus der Hüfte geschossen und gleich ein paar mal hintereinander auf den Auslöser gedrückt in der Hoffnung, dabei nicht nur Ausschuß produziert zu haben. Wenn sich sodann beim überlegten Komponieren das Motiv vor einem unversehens auflöst, hat man zumindest die Chance, beim späteren Analysieren der Ausbeute doch noch ein leidlich passables Foto vorzufinden...
Den bewußt in der Bildmitte plazierten Segler erkläre ich hiermit kurzerhand zum Cliffhanger, um in der Leserschaft Neugier auf die nächste Folge zu schüren: Dort werde ich den weißen Viermaster seiner Eigenschaft als Projektionsfläche für archaische Fernweh- und Weltfluchtträume jäh berauben und ihm sozusagen die mondäne Maske vom Gesicht reißen. Bis demnächst!
[1] Falls jetzt hier ein Spitzfindikus mäkelnd einwerfen mag, daß man den Terminus Grandezza als Synonym für »würdevolles Benehmen« nur auf Menschen anwenden kann, so sei dem konternd erwidert, daß auch Gebäuden durchaus eine Persönlichkeit und Seele innewohnen kann.
Sonntag, 21. September 2014
Süßer und scharfer Senf: