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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Mittwoch, 29. Oktober 2014

Alt­glas­ver­wer­tung

Als neu­lich je­mand im von mir fast täg­lich be­spiel­ten Old-Fi­de­li­ty-Fo­rum in der An- und Ver­kauf-Ru­brik ein ol­les iPad der er­sten Ge­ne­ra­ti­on in neu­wer­ti­gem Er­hal­tungs­zu­stand an­bot, schlug ich oh­ne lan­ges Über­le­gen zu und er­stand das ori­gi­nä­re und da­mit tech­nik-hi­sto­risch be­deut­sa­me Tatsch-Ta­blett für ei­nen schlan­ken Hun­der­ter. Im Lau­fe der Ab­wick­lung stell­te sich her­aus, daß der Ver­käu­fer nicht nur ein Vor­na­mens­vet­ter von mir ist, son­dern auch noch am glei­chen Tag Ge­burts­tag hat, was den dop­pel­stein­böcki­schen Deal schon mal un­ter ei­nem gu­ten Stern­bild ab­lau­fen ließ.

Das neue alte iPad 1 auf dem Wohnzimmertisch

We­ni­ge Ta­ge spä­ter kam per Post ein wohl­rie­chen­der Schuh­kar­ton an, der ur­sprüng­lich le­der­ne Da­men­stie­fel be­her­bergt hat­te von der glei­chen Grö­ße, wie sie auch des zonebattler’s bes­se­rer Hälf­te pas­sen wür­den. Was mich aber nicht zum Spin­nen von ab­stru­sen Ver­schwö­rungs-Theo­rien ver­an­laß­te: Das dem Kar­ton ent­nom­me­ne iPad ent­pupp­te sich in der Tag als ma­kel­los und im Voll­be­sit­ze sei­nes ur­sprüng­lich mit­ge­lie­fer­ten Ori­gi­nal-Zu­be­hörs. Für klei­nes Geld (sprich mit Por­to im­mer noch für ei­nen ein­stel­li­gen Be­trag) ließ ich mir noch aus Eng­land ei­ne haut­eng ge­schnit­te­ne Hül­le aus ei­nem si­li­kon­ar­ti­gen Weich­ma­te­ri­al kom­men, wel­che die Rück­sei­te des Pads und des­sen Kan­ten vor Be­schä­di­gun­gen schützt und den gan­zen Ap­pa­ril­lo über­dies grif­fi­ger in der Hand lie­gen läßt. Per­fek­te Paß­form, per­fek­ter Start!

Der Aus­lö­ser für den Spon­tan­kauf war die va­ge Idee, das be­schei­den be­stück­te Brett­chen (WLAN-Ver­si­on, 16 GB Mas­senpei­cher) als draht­los an­ge­kop­pel­tes In­ter­net­ra­dio zur Mu­sik­be­schal­lung über die gro­ße Hi­Fi-An­la­ge ein­zu­set­zen. Spä­ter kam die Über­le­gung hin­zu, das iPad auch für je­ne Auf­ga­ben her­an­zu­zie­hen, die der Au­tor die­ser Zei­len ge­mein­hin auf dem vom Ar­beit­ge­ber ge­spon­sor­ten iPad neue­rer Bau­art sei­ner Le­bens­ge­fähr­tin aus­führt, wenn die­se abends noch am Haupt­com­pu­ter im gro­ßen Sa­lon zu­gan­ge ist und we­der das ge­mein­sa­me So­fa noch ihr ei­ge­nes iPad in Be­schlag nimmt. Ver­füh­re­risch nahm al­so der Ge­dan­ke Kon­tu­ren an, das neue/alte Pad zur Eman­zi­pa­ti­on vom ger­ne ge­grif­fe­nen Ta­blett der Freun­din zu be­nut­zen und sich dann in den letz­ten Stun­den des aus­klin­gen­den Ta­ges nur noch um den be­sten Platz auf der Couch bal­gen zu müs­sen...

App-Icons im Detail

Das Er­tüch­ti­gen ei­nes al­ten Ge­rä­tes für ak­tu­el­le Zwecke aber ist in der Tat nicht ganz so ein­fach, denn die Hard­ware der 1. iPad-Ge­ne­ra­ti­on ist nach heu­ti­gen Maß­stä­ben ur­alt bis prä­hi­sto­risch, auch wenn die Markt­ein­füh­rung ge­ra­de mal vier Jah­re her ist. Fol­gen­des muß man wis­sen (und da­mit le­ben kön­nen), wenn man es mir nach­tun und ein bil­lig er­schnapp­tes iPad mit Ge­winn und Spaß be­trei­ben will:

  • Das Ur-iPad hat kei­ne Ka­me­ras ein­ge­baut, Knip­sen, Sky­pen und der­glei­chen fällt al­so schon mal flach. Braucht aber längst nicht jede(r), und auch ak­tu­el­le Pads sau­gen we­der Staub noch wa­schen sie das Ge­schirr ab.

  • Die Auf­lö­sung des Bild­schirms ist mit 1024 x 768 Pi­xeln sicht­bar grö­ber als die heu­ti­gen »Retina«-Displays mit der vier­fa­chen Pi­xel­zahl (2048 × 1536) auf glei­cher Flä­che. Da­zu sa­ge ich gleich noch was...

  • Der nicht er­wei­ter­ba­re Ar­beits­spei­cher zur Pro­gramm-Aus­füh­rung (RAM, nicht zu ver­wech­seln mit dem Mas­sen­spei­cher zur Da­tei-Ab­la­ge) ist mit 256 MB grenz­wer­tig knapp be­mes­sen, was man sehr bald be­merkt, wenn man mit dem Sa­fa­ri-Web­brow­ser kom­ple­xe Sei­ten ansurft, die den Brow­ser dann ur­plötz­lich ab­stür­zen las­sen. Ganz klar ein Fall von fail­ure by de­sign!

  • Im ge­gen­wär­tig to­ben­den Wett­be­werb zu klei­ne­rer, leich­te­rer, schicke­rer, tol­le­rer Bau­form kann man mit dem bau­chi­gen Bo­li­den kei­nen Blu­men­topf mehr ge­win­nen. An­de­rer­seits: Ein paar Zen­ti­me­ter am ei­ge­nen Bauch­um­fang ab­ge­speckt (und ein paar Ki­lo Ge­wicht gleich mit ab­ge­wor­fen) so­wie im Ge­gen­zug die Arm­mus­ku­la­tur ge­stärkt wä­re das er­stre­bens­wer­te­re und die ei­ge­ne Be­find­lich­keit deut­lich mehr be­för­dern­de Ziel...

Al­so gut, ich hat­te al­so ein schwach­brü­sti­ges Ur-iPad in Hän­den und schick­te mich an, es im Rah­men des Mög­li­chen zu op­ti­me­ren. Als sehr er­freu­lich er­wies sich schon mal die im­mer noch sehr re­spek­ta­ble Ak­ku-Lauf­zeit, bei täg­li­cher Be­nut­zung für 1–2 Stun­den muß das Pad al­len­falls zwei­mal pro Wo­che an die elek­tro­nen­spei­sen­de Na­bel­schnur ge­hängt wer­den. Ge­mes­sen hab ich’s nicht, aber die Durch­hal­te­zeit ist wirk­lich noch be­ein­druckend und mehr als nur OK. Wol­len wir hof­fen, daß das so bleibt.

Das schmucklose Auftreten der »radio.de«-App

Die Sa­che mit der Auf­lö­sung des Dis­plays ist auch weit we­ni­ger dra­ma­tisch als an­fangs be­fürch­tet: Na­tür­lich sieht schon das un­be­waff­ne­te Au­ge – das kri­tisch-ge­schul­te des zonebattler’s zu­mal – den Un­ter­schied zur vier­fa­chen Pi­xel­zahl und ent­spre­chend hö­he­ren ‑dich­te so­fort, wenn al­tes und neu­es Pad ne­ben­ein­an­der­lie­gen und zum Ver­gleich das glei­che Bild an­zei­gen. Nur: Wenn die Schrift so win­zig wird, daß man sie auch mit Bril­le kaum noch le­sen kann, dann zoomt man sie halt mit ei­ner Zwei­fin­ger-Ge­ste auf, und dann ist sie auf dem al­ten Dis­play so gut zu le­sen wie auf dem neue­ren. Bei Fo­tos und Vi­de­os be­merkt man so­wie­so kaum ei­nen Un­ter­schied, das liegt in der (phy­si­ka­li­schen) Na­tur der Sa­che.

Als schwie­ri­ger er­wies sich der Um­gang mit der Soft­ware, sprich das Be­stücken mit An­wen­dun­gen (neu­deutsch »Apps« ge­hei­ßen): Da das iPad 1 als letz­te be­triebs­sy­stem­sei­ti­ge Aus­bau­stu­fe un­ter iOS 5.11 läuft (die der­zeit ak­tu­el­le Ver­si­on für jün­ge­re Ge­rä­te ist iOS 8.1), kann man sich nur sol­che Apps her­un­ter­la­den und in­stal­lie­ren, die auch un­ter die­ser al­ten Be­triebs­sy­stem­va­ri­an­te lauf­fä­hig sind. Das sind bei wei­tem nicht al­le, im Ge­gen­teil: Vie­le Apps er­for­dern heut­zu­ta­ge min­de­stens iOS 6 oder gar iOS 7, um sich über­haupt aus­wäh­len und aus­pro­bie­ren zu las­sen...

Diashow mit Fotos von einer der diesjährigen Wanderungen

Aber da sich ja un­ser­eins aus­weis­lich des ei­ge­nen Im­pres­sums als Tüft­ler sieht und be­trach­tet, war das eher ei­ne Her­aus­for­de­rung als ein Är­ger­nis. Nach ei­ni­gen Stun­den er­war­tungs­fro­hen Ex­pe­ri­men­tie­rens kann ich in der Tat sa­gen, daß man mit ei­nem al­ten iPad im­mer noch ei­ni­ger­ma­ßen vor­ne mit­spie­len kann, wenn man her­vor­ra­gen­de Ver­ar­bei­tung und so­li­de Hand­ha­bungs-Qua­li­tä­ten eben­so schätzt wie in­tui­tiv be­dien­ba­re Soft­ware. Nach­fol­gend emp­feh­le ich ein paar res­sour­cen­spa­ren­de Werk­zeu­ge für die mir per­sön­lich wich­ti­gen Ein­satz-Sze­na­ri­en:

  • In­ter­net­ti­ges Ra­dio­hö­ren funk­tio­niert her­vor­ra­gend mit der App radio.de. In der nach Gen­re sor­tier­ba­ren Sen­der­li­ste fin­det jede(r) die ei­ge­nen Lieb­lings­sen­der! Mei­ner ei­ner läßt sich ger­ne von ba­rocken Trom­pe­ten­kon­zer­ten, ge­le­gent­lich aber auch von loung­i­gem Smooth­ge­jaz­ze hin­ter­grund­be­schal­len: Was draht­los per WLAN vom Rou­ter rein­kommt, wird vom iPad via Blue­tooth eben­so schnur­los an ein an die gro­ße Hi­Fi-An­la­ge an­ge­stöp­sel­tes Emp­fän­ger­lein wei­ter­ge­reicht. Kom­mo­de Be­die­nung und ei­ne mehr als nur be­frie­di­gen­de Klang­qua­li­tät: Das war’s, was ich such­te und woll­te. Al­lein da­für hat sich die An­schaf­fung (aus mei­ner höchst sub­jek­ti­ven Sicht) schon ren­tiert!

  • Vi­de­os gucken will man auch hin und wie­der, sei es, um sich an tol­pat­schi­gen Kat­zen­ba­bies zu er­göt­zen, sei es, um sich mit an­de­ren in­fan­ti­len Be­wegt­bil­dern den Fei­er­abend zu ver­sü­ßen: Da­für taugt die mit­ge­lie­fer­te You­Tube-App al­le­mal! [1]

  • Um von Ka­na­pee oder Fau­teuil aus mal eben elek­tri­sche Post zu emp­fan­gen und zu ver­sen­den ist die gleich­falls zur Grund­aus­stat­tung ge­hö­ren­de Mail-App be­stens ge­eig­net.

  • Zum Sur­fen in den Wei­ten und Tie­fen er­weist sich der Gra­zing Web Brow­ser als zu­ver­läs­si­ger Part­ner, der auf­grund sei­nes cle­ve­ren Spei­cher-Ma­nage­ments deut­lich sel­te­ner ab­stürzt als der re­gu­lä­re Stan­dard-Brow­ser Sa­fa­ri. Klas­se!

  • Zum Bil­der her­um­zei­gen hat man mit der Stan­dard-App Fo­tos schon das nö­ti­ge Tool an Bord. Wie aber die vor­zu­füh­ren­den Schnapp­schüs­se auf das Pad brin­gen, oh­ne sich und sei­nen Rech­ner mit dem un­säg­li­chen iTu­nes-Pro­gramm kon­ta­mi­nie­ren zu müs­sen? Da­für gibt es al­ler­lei Trans­fer-Apps, die al­le ähn­lich funk­tio­nie­ren: Man star­tet die App auf dem Pad, ruft auf dem PC (der da­bei im glei­chen Netz­werk an­ge­mel­det sein muß) ei­ne be­stimm­te Adres­se im Web­brow­ser auf und kann dann über ein Web­in­ter­face die zu über­tra­gen­den Bild­da­tei­en aus­wäh­len und ei­nem Al­bum zu­ord­nen. Aus der Fül­le ähn­li­cher Apps ha­be ich mit Wi­Fi Al­bum Free ei­ne noch un­ter iOS 5.11 ih­ren Dienst tu­en­de Va­ri­an­te ge­fun­den. De­ren Be­dien­ober­flä­che schaut zwar nicht so schick aus wie die an­de­rer Pro­duk­te, funzt da­für aber ta­del­los, und das ist ja schließ­lich das ein­zig re­le­van­te Kri­te­ri­um...

  • Für den sel­te­nen Fall, daß dem zone­batt­ler zum Fern­gucken zu­mu­te ist (et­wa 1x al­le 14 Ta­ge), ist es schön zu wis­sen, was ge­ra­de läuft, denn der zeit­rau­ben­den Zap­pe­rei will un­ser­ei­ner nicht mehr er­lie­gen. Da­her lau­tet mei­ne Emp­feh­lung für ein vi­su­ell schick auf­be­rei­te­tes TV-Pro­gramm: Klack für Ta­blet. Mit we­ni­gen Hand- bzw. Fin­ger­grif­fen wählt man sei­ne Sen­der aus und sor­tiert sie in die ge­wohn­te Rei­hen­fol­ge, und schon kann man in ei­ner Zeit­schie­ne mit al­len Sen­dern un­ter­ein­an­der se­hen, was ge­ra­de wo aus­ge­strahlt wird.

  • Be­nö­tigt man zwecks Vor- oder Nach­be­rei­tung ei­ner Wan­de­rung oder Rad­tour geo­gra­phi­sche Ori­en­tie­rung, so ist das vor­in­stal­lier­te Goog­le Earth die eben­so na­he­lie­gen­de wie op­ti­ma­le Wahl.

  • Last but not least will man sich viel­leicht mal No­ti­zen ma­chen, wenn ei­nen der Gei­stes­blitz trifft und Pa­pier und Blei­stift ge­ra­de nicht in Griff­wei­te sind. In die­sem Fall kriegt man UPAD Li­te um­stands­los was spä­ter noch Les­ba­res auf’s Glas ge­kra­kelt...

Mehr brau­che ich nicht, mehr nut­ze ich nicht, nach mehr ver­langt es mich nicht, und das gilt im Gro­ßen und Gan­zen auch für das neue­re und soft­ware­mä­ßig auf dem ak­tu­el­len Stand der Tech­nik be­find­li­che Pad der bes­se­ren Hälf­te. [2] In­so­fern hat sich der Ap­fel-Kauf für mich ge­lohnt, wo­bei ich aber auch wei­ter­hin Bir­nen und an­de­re Früch­te zu gou­tie­ren ge­den­ke.

Die in Google Earth visualisierte Route der Steigerwald-Wanderung vom letzten Sonntag

zonebattler’s Fa­zit: Ein ak­tu­el­les iPad ist schön und teu­er, ein äl­te­res er­heb­lich bil­li­ger, aber im­mer noch fesch und nicht nur als Brief­be­schwe­rer nütz­lich!

 
[1] Bei der Ge­le­gen­heit sei er­wähnt, daß mir die App-Icons des al­ten iOS 5.11 in ih­rem nach of­fi­zi­el­ler Ap­ple-Dok­trin in­zwi­schen ge­äch­te­ten Skeu­omor­phis­mus er­heb­lich bes­ser ge­fal­len als die neu­en Sym­bol­bild­chen. Na­ment­lich ist mir bei­spiels­wei­se das frü­he­re You­Tube-Icon – ein knuf­fig-sti­li­ser­tes Ab­bild ei­nes Röh­ren­fern­se­hers aus den 1940er Jah­ren – er­heb­lich sym­pa­thi­scher als das ro­te »Play«-Dreieck auf wei­ßer Ta­sten­flä­che im ro­ten Käst­chen beim ak­tu­el­len iOS. Ap­ple fie­le kein Zacken aus der Kro­ne, wenn sie dem Be­nut­zer die Wahl lie­ßen zwi­schem ei­nem »mo­der­nen« und ei­nem »klas­si­schen« Sym­bol­satz...

[2] Über die Taug­lich­keit der haus­ei­ge­nen Or­ga-An­wen­dun­gen (Er­in­ne­run­gen, Ka­len­der, Kon­tak­te, Nach­rich­ten, No­ti­zen) kann ich nicht ur­tei­len, da mir so­wohl die Ap­ple-Cloud als auch an­de­re wol­ki­ge und ne­bu­lö­se Dien­ste zu­tiefst su­spekt bis zu­wi­der sind: Ich mag mei­ne ver­trau­li­chen bis ge­hei­men Da­ten nicht plap­per­ta­schi­gen Apps an­ver­trau­en, son­dern spei­che­re sie seit vie­len Jah­ren in mei­nem ol­len Palm-Or­ga­ni­zer ab, den ich an und mit al­len von mir be­nutz­ten PCs off­line via Ka­bel oder In­fra­rot-Au­ge syn­chro­ni­sie­re. Man mag mich da­für be­lä­cheln, aber es funk­tio­niert be­stens: Ich ha­be noch nie ir­gend­wel­che für mich re­le­van­ten Da­ten ver­lo­ren, nicht bei Be­darf zur Hand ge­habt oder fahr­läs­sig wild­frem­den Leu­ten zu­gäng­lich ge­macht. Das soll auch wei­ter­hin so blei­ben.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Fei­er­abend­zug

zonebattler's LEGO-Lok aus Kindertagen, nunmehr in seinem Büro auf- und ausgestellt
Montag, 27. Oktober 2014

Po­le Po­si­ti­on

vor der Kirche von Iphofen abgestellte Rollatoren
Freitag, 24. Oktober 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (6)

So, mit ei­nem ge­mie­te­ten Au­to­mo­bil er­schlie­ßen sich dem Wan­de­rer auch die et­was ent­le­ge­ne­ren Ge­gen­den, wenn­gleich mit dem sy­stem­be­ding­ten Nach­teil, daß man am Schluß der Ta­ges­tour wie­der zum Stand­ort des Fahr­zeu­ges und da­mit zum Aus­gangs­punkt zu­rück­kom­men muß. Aber gut, ist halt so. Das Her­um­fah­ren im ei­ge­nen Wa­gen ist im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge mit ei­ni­ger Lenk­rad-Kur­be­lei ver­bun­den, die Stra­ßen sind schmal und mä­an­drie­ren fröh­lich am Hang ent­lang. Un­se­re fla­che Flun­der der Mar­ke Opel ver­füg­te im Ge­gen­satz zum ei­ge­nen Low­Tech-Mi­ni­bus über al­ler­lei ma­schi­nel­le Be­die­nungs­hil­fen, und so ge­riet das stän­di­ge Dre­hen des Vo­lants nicht wirk­lich zur mus­ku­lö­sen An­stren­gung. Wohl aber zur men­ta­len, denn trotz (oder we­gen) der be­acht­li­chen Stei­gun­gen hier und der Ge­fäl­le dort sind die Stra­ßen vol­ler Ma­so­chi­sten, die sich auf Renn­rä­dern oder Moun­tain­bikes die Hü­gel hoch­quä­len und es run­ter­wärts mun­ter lau­fen las­sen, bis die näch­ste Kur­ve ein Ab­brem­sen und ein Ver­las­sen der Ide­al­li­nie er­zwingt. Da fühl­te sich der zone­batt­ler schon recht her­aus­ge­for­dert, zu­mal das Leih­au­to im Ge­gen­satz zum na­sen­lo­sen Glas­ka­sten da­heim über ei­ne lan­ge und un­über­sicht­li­che Front­par­tie ver­füg­te. Den­noch ging der Ur­laub letzt­lich – so­viel sei hier be­ru­hi­gend vor­weg­ge­nom­men – völ­lig kol­li­si­ons­frei von­stat­ten.

Al­so auf geht’s, die Wan­der­stie­fel in den Kof­fer­raum ge­wor­fen und ha­ken­schla­gend und ser­pen­ti­nen­fah­rend durch die gran­dio­se Berg­land­schaft nach Sa Ca­l­obra auf­ge­bro­chen, wo es ei­nen klei­nen Strand gibt und die Ein­mün­dung des Tor­rent de Pa­reis, ei­nes Sturz­bach­es, in des­sen gran­dio­se, na­tür­lich nicht stän­dig was­ser­füh­ren­de Schlucht wir uns ei­ni­ge hun­dert Me­ter weit vor­ge­wagt ha­ben:

im Torrent de Pareis

Man be­ach­te die bei­den win­zi­gen Wan­de­rer im Hin­ter­grund, an de­rer Grö­ße resp. Klei­ne die Di­men­sio­nen der stei­len Schlucht deut­lich wird. Er­staun­lich, was ei­nem da so al­les ent­ge­gen­kam, vom be­stens aus­ge­rü­ste­ten Trek­king-Ex­per­ten bis hin zum san­da­len­tra­gen­den Schul­kind. Ganz woll­ten wir den Tor­rent nicht hin­auf­stei­gen, das hät­te uns zu­viel Zeit ge­ko­stet, die uns spä­ter an an­de­rer Stel­le ge­fehlt hät­te...

Al­so mach­ten wir ir­gend­wann kehrt und kra­xel­ten wie­der zu­rück bis ans flach aus­lau­fen­de En­de der Schlucht, tapp­ten noch­mals bis ans Meer und er­freu­ten uns dort des An­blicks der von des Or­tes un­er­meß­li­chen Schön­heit nie­der­ge­streck­ten Tou­ri­sten:

in der südlichen Sonne Bratende

Ja, so kann man’s na­tür­lich auch ma­chen, wenn­gleich un­ser­ei­ner der Mei­nung ist, daß man im April so­gar da­heim in der Son­ne schmo­ren kann, mit mut­maß­lich ge­rin­ge­rem Son­nen­brand-Ri­si­ko, vom Haut­krebs gar nicht zu re­den. Aber den kon­ser­vie­ren­den Pö­kel-Ef­fekt der gischt­be­för­der­ten, salz­hal­ti­gen Luft hat man na­tür­lich nur am Mee­res­strand und nicht im fer­nen Bin­nen­land...

Wir schli­chen an den Lie­gen­den vor­bei zu un­se­rer schnit­ti­gen Ka­ros­se zu­rück, fan­den die­se un­ver­sehrt und un­be­straf­zet­telt am Ein­gang zur Bucht vor und mach­ten uns auf den Rück­weg, den wir hier und da zwecks Aus­sichts­ge­nuß un­ter­bra­chen. Hier se­hen wir un­se­ren mo­disch kaf­fee­braun-me­tal­lic ein­ge­färb­ten OPEL Astra am höch­sten Punkt der ser­pen­ti­nen­rei­chen Stra­ße zur Bucht Ca­la Tuent:

kantige Berge, gerundete Karosse: Pinkelpause mit Ausblick

An­ge­sichts un­über­seh­ba­rer Hor­den von Rad­lern (die ei­nen von links hoch und nach rechts run­ter, die an­de­ren von rechts hoch kom­mend und nach links run­ter wol­lend) ha­ben wir uns die Ca­la Tuent ge­schenkt und sind wie­der in Rich­tung Port de Sol­lér ge­fah­ren, nicht oh­ne noch ei­nen aus­ge­dehn­ten Spa­zier­gang rund um den schö­nen Cú­ber-Stau­see zu un­ter­neh­men. An des­sen sanft sich im Win­de kräu­seln­den Ge­sta­den sich al­ler­lei far­ben­fro­hes Ge­tier am Gra­se labt:

grasendes Schaf am Cúber-Stausee

Ver­mut­lich ist die Co­lo­rie­rung sei­nes dich­ten Pel­zes we­ni­ger dem Mo­de­be­wußt­sein des Scha­fes als viel­mehr der Ge­witzt­heit sei­nes Be­sit­zers zu ver­dan­ken, der sei­ne Her­de per Spray­do­se mit ei­nem weit­hin zu se­hen­den Ei­gen­tums­merk­mal ver­se­hen woll­te. Wan­deln­de Farb­kleck­se fin­det man zu­dem im Ge­bir­ge zwi­schen all den hell­gel­ben Stei­nen viel schnel­ler wie­der, und freund­li­cher als ein bru­tal ein­ge­schmor­tes Brand­zei­chen ist bun­tes »Haar­spray« doch auch al­le­mal!

Den Cú­ber-Stau­see per pe­des zu um­run­den ist ein un­be­schwer­tes Ver­gnü­gen, wel­ches man Mal­lor­ca-Be­su­chern nur wärm­stens ans Herz le­gen kann: Der Weg am Ufer ver­läuft na­tur­ge­mäß eben und ver­leiht der Wan­de­rung Spa­zier­gang-Cha­rak­ter, aber die Aus­sicht ist gran­di­os und das in al­le Rich­tun­gen. Der zone­batt­ler hät­te vor die­ser Rei­se nicht für mög­lich ge­hal­ten, daß man auf der Haupt­in­sel der Ba­lea­ren Fo­tos wie die­ses hier ma­chen kann:

Das Refugio de Cúber vor dramatischer Kulisse

Wenn man nicht ge­ra­de Geo­lo­ge ist, könn­te man das doch glatt für ein al­pen­län­di­sches Pan­ora­ma hal­ten, nicht wahr? Aber nein, mit­ten im Mit­tel­meer gibt es stei­ne­re Auf­fäl­te­lun­gen zu be­stau­nen. Bei dem Ge­bäu­de han­delt es sich üb­ri­gens um ei­ne staat­li­che (wenn­gleich nicht statt­li­che) Wan­der­hüt­te, das Re­fu­gio de Cú­ber. Lei­der hat­te das Re­fu­gi­um we­gen Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten ge­schlos­sen, aber nach­dem wir dort oh­ne­hin we­der es­sen noch über­nach­ten woll­ten, mach­te uns das nichts aus. Auch ge­öff­ne­te Re­fu­gi­os kann man üb­ri­gens nicht ein­fach so auf­su­chen in der Hoff­nung auf Kost und Lo­gis: Bei­des muß lan­ge im Vor­aus be­stellt und re­ser­viert wer­den, sonst hat man das Nach­se­hen und muß un­ter frei­en Him­mel frie­rend und hun­gernd den neu­en Tag er­war­ten...

Nach er­folg­ter See-Um­run­dung (für die man et­wa 1,5 Stun­den braucht) mach­ten wir auf dem Heim­weg noch­mal in Sol­lér Sta­ti­on (Stra­ßen­bah­nen gucken und Oran­gen-Eis gou­tie­ren), be­vor wir dann wie­der zu­rück in un­ser Ha­fen­städt­chen fuh­ren und den Tag rot­sti­chig und kitsch­ge­fähr­det an der Steil­kü­ste ober­halb der Bucht aus­klin­gen lie­ßen:

Sonnenuntergang bei ruhiger See

So ge­gen 20:30 Uhr plumpst En­de April die Son­ne ins mal­lor­quin­in­sche Meer, und der An­blick ist im­mer wie­der sehr er­bau­lich. Da­nach kann man noch bei re­la­tiv an­ge­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren drau­ßen sit­zen blei­ben oder sich ins Ho­tel­bett fal­len las­sen, um dort noch ein we­nig durch das di­gi­ta­le Fen­ster in die wei­te Welt zu schau­en, ei­ne ver­füh­re­ri­sche Op­ti­on, die wir in der Re­gel prä­fe­rier­ten...

Be­vor wir für heu­te das Licht aus­knip­sen, ge­hen wir noch der Fra­ge nach, was man denn als Gast auf Mal­lor­ca sinn­vol­ler­wei­se kau­fen kann. Die er­ste Ant­wort liegt auf der Hand: Oran­gen!

beutelweise Niedrigpreise: Orangen-Angebot in Valldemossa

Das Bild­bei­spiel stammt aus dem schö­nen Städt­chen Vall­de­mo­s­sa und il­lu­striert den au­gen­fäl­li­gen Vor­teil der über­all auf der In­sel er­hält­li­chen Süd­früch­te: sie sind dort kon­kur­renz­los (oder viel­mehr kon­kur­renz­be­dingt) bil­ligst zu ha­ben. Das zwei­te Al­lein­stel­lungs­merk­mal kann nur aus spei­chel­fluß­trei­ben­der Er­in­ne­rung be­schwö­rend be­kräf­tigt wer­den: Die mal­lor­qui­ni­schen Oran­gen sind wun­der­bar wohl­schmeckend, saf­tig und aro­ma­tisch. Fri­scher kriegt man sie so­wie­so nir­gends. Wer auf Mal­lor­ca die pral­len Früch­te des Lan­des links lie­gen läßt, ver­paßt ei­nen der gött­lich­sten Ge­nüs­se, die das Land und das Le­ben zu bie­ten ha­ben!

An­son­sten hal­ten sich die Tou­ri­sten ger­ne an Kla­mot­ten, Kunst­stück, im Ur­laub hat man Zeit und Mu­ße zum Shop­pen und das Geld sitzt locke­rer als in des hei­mi­schen All­tags re­pe­ti­ti­ven Trott. Da­von pro­fi­tie­ren nicht nur die schicken Bou­ti­quen und om­ni­prä­sen­ten Fi­lia­li­sten in Pal­ma und den an­de­ren Städ­ten, son­dern auch die klei­nen An­bie­ter in den ru­hi­ge­ren Win­keln des Ei­lands. In Vall­de­mo­s­sa brauch­te ich den Ka­me­ra­blick nur von den Oran­gen­beu­teln ein we­nig zur Sei­te zu schwen­ken, um ein paar am­bu­lant an­ge­bo­te­ne, fesch-fe­mi­ni­ne Kit­tel zu er­ha­schen:

ambulante Auslage an einem Haus in Valldemossa

Noch ein paar Me­ter wei­ter fand sich ein La­den vol­ler ent­setz­lich kit­schi­ger Mit­bring­sel aus über­wie­gend fern­öst­li­cher Pro­duk­ti­on, fa­brik­neu­er Müll, bei dem man sich wirk­lich fra­gen muß, wer sich so­was an­tut und da­für auch noch Geld hin­legt. The hor­ror! Den ab­ar­ti­gen Schund ab­zu­lich­ten hät­te sich des zonebattler’s mo­tiv­ver­wöhn­te Ka­me­ra frag­los ge­wei­gert. Doch je­dem das Sei­ne: Der Au­tor und sei­ne bes­se­re Hälf­te nei­gen da­zu, Sou­ve­nirs mit­zu­neh­men, die ein­ser­seits nichts ko­sten, an­de­rer­seits aber un­er­meß­lich wert­voll sind: Wur­zeln, Stei­ne, Mu­schel­scha­len und an­de­re Lei­chen­tei­le, die noch vie­le Jah­re spä­ter als Er­in­ne­rungs­an­ker tau­gen...

Fort­set­zung folgt: Dem­nächst gibt’s ein paar Vier­bei­ner so­wie ein paar Zwei­bei­ner von hin­ten zu se­hen. Und auch – nun ja – ein gan­zes Re­gal vol­ler ein­zel­ner Bei­ne oh­ne den Rest ih­rer ehe­ma­li­gen Be­sit­zer. Blei­ben Sie dran!

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Mittwoch, 22. Oktober 2014

Hahnenk(r)ampf

Neu­lich ha­be ich im Rah­men ei­ner Wan­de­rung im ober­pfäl­zi­schen Kastl das sel­te­ne Glück ge­habt, dem Balz­ver­hal­ten ei­ner ge­mei­nen Was­ser­pum­pe bei­woh­nen zu kön­nen. Mit ge­schwol­le­nen Schwen­gel um­garn­te der gro­be Kerl ein zier­li­ches Was­ser­hühn­chen, wel­ches von der bra­chia­len Männ­lich­keit des Pump­hah­nes an­ge­zo­gen zu sein schien, sich aber den­noch noch et­was un­ent­schlos­sen gab – dar­in den tur­teln­den Tau­ben auch mensch­li­cher Ab­stam­mung nicht un­ähn­lich. Lei­der hat­te der Be­richt­erstat­ter nur sein Han­dy zur Hand und konn­te da­her den Vor­gang nur in min­de­rer Qua­li­tät do­ku­men­tie­ren, aber nach sei­nem ei­ge­nen Pre­di­gen ist ja die be­ste Ka­me­ra stets die, die man ge­ra­de da­bei hat:

Wasserhahn und Wasserhenne beim Liebesspiel

Den ei­gent­li­chen Lie­bes­akt konn­te der zone­batt­ler lei­der nicht mehr do­ku­men­tie­ren, denn er hink­te sei­ner Wan­der­grup­pe hin­ter­her und die bei­den ab­ge­lich­te­ten Prot­ago­ni­sten wa­ren recht sta­tisch und trä­ge in ih­rem ri­tu­el­len Balz­ver­hal­ten. Na ja, viel­leicht kom­me ich da ir­gend­wann noch mal hin und kann dann ei­ne gan­ze Fa­mi­lie ei­ser­ner Was­ser­spen­der mit mei­ner rich­ti­gen Ka­me­ra ab­lich­ten...

Dienstag, 21. Oktober 2014

Aral­bend­rot

Abendrot über der Fürther Südstadt
Sonntag, 12. Oktober 2014

Ei­gen­le­ben

Tausendfüßler aus Gießkannen von Frank Dimitri Etienne

Tau­send­füß­ler aus Gieß­kan­nen von Frank Di­mit­ri Eti­en­ne, ge­se­hen in der ak­tu­el­len Aus­stel­lung »ur­ban mi­ning« des BBK Nürn­berg. Hin­ge­hen, an­schau­en, stau­nen!

Freitag, 10. Oktober 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (5)

Die letz­te Fol­ge mit ei­nem span­nungs­stei­gern­den Aus­blick auf ein schein­bar schö­nes Schiff be­en­det ha­bend, wen­den wir uns heu­te zum Ein­stieg eben je­nem »Seg­ler« nä­her zu und be­trach­ten ihn von ei­ner nä­her ge­le­ge­nen Klip­pe am nord­west­li­chen Zip­fel von Port de Sól­ler aus. Und was se­hen wir da Merk­wür­di­ges? Ge­nau, am Heck ei­nen dicken, mut­maß­lich An­ten­nen be­her­ber­gen­den Rie­sen-Bo­vi­sten und am zwei­ten Mast von vorn ei­nen senk­rech­ten Stahl-Stum­mel mit rie­si­gen Aus­puff­roh­ren dran, der den Wind­jam­mer letzt­lich als schnö­des, wenn­gleich na­tür­lich hy­per­mo­der­nes Mo­tor­fahr­zeug ent­larvt:

»Wind Spirit« oder »Wind Star« im Einsatz vor Port de Sóller

Abends konn­te ich her­aus­goo­geln, daß es sich bei die­sem of­fen­kun­di­gen Lu­xus-Ve­hi­kel ent­we­der um die »Wind Spi­rit« oder um de­ren Schwe­ster­schiff »Wind Star« han­deln muß­te. Die Ree­de­rei Wind­star Crui­ses kann ih­re bei­den Re­tro-Pöt­te of­fen­bar selbst nicht wirk­lich un­ter­schei­den, die bei­den ver­link­ten Schiffs-Sei­ten und die dort ge­zeig­ten Fo­tos sind je­den­falls bis auf den je­wei­li­gen Na­men iden­tisch!

Klar ist, daß der­lei No­bel-Ge­fähr­te ein­satz­mä­ßig rund ums Jahr ver­plant sein müs­sen, um ih­re ex­or­bi­tan­ten Ko­sten wie­der ein­zu­spie­len. Da kann man sich nicht auf die Zu­fäl­lig­kei­ten des Wet­ters und der Win­de ver­las­sen, im Zwei­fels- bzw. Flau­ten­fall muß ei­ne star­ke Mo­tor­an­la­ge da­für sor­gen, daß der Kahn pünkt­lich an der näch­sten fahr­plan­mä­ßig vor­ge­se­he­nen Mo­le zu lie­gen kommt.

Na ja, wer’s mag. Mei­ner ei­ner wür­de kei­nen um Zeh­ner­po­ten­zen kost­spie­li­ge­ren Ur­laub an­tre­ten, auf dem es mehr Meer als Land zu se­hen gibt und in des­sen Ver­lauf die von den Wel­len ge­schwenk­ten und ge­schüt­tel­ten In­ne­rei­en wo­mög­lich zu re­bel­lie­ren be­gin­nen. Und so ma­chen wir uns da­her mit dem (zu­ge­ge­ben strecken­wei­se auch recht schau­keln­den) Om­ni­bus auf in die gar nicht so fer­ne Haupt­stadt Pal­ma de Mal­lor­ca, um uns für die letz­te Ur­laubs­wo­che mit ei­nem Miet­wa­gen zu ver­sor­gen und zu mo­bi­li­sie­ren. Den frisch über­nom­me­nen Flit­zer las­sen wir aber erst­mal vor dem Eu­rop­car-Bü­ro ste­hen und be­ge­ben uns zu Fuß auf ei­ne klei­ne Stadt­be­sich­ti­gung...

Palacio Real de La Almudaina

Den in­ner­städ­ti­schen Rum­mel mit Tou­ri­sten­strö­men, Gauk­lern und Ta­schen­spie­lern, Bou­ti­quen und Nip­pes­lä­den spa­re ich hier be­wußt aus, und auch das in ei­ner teu­ren Pseu­do­kunst-Ga­le­rie live mit­er­leb­te Ver­kaufs­ge­spräch, in dem ei­ne auf­ge­bre­zel­te Blub­ber­phra­sen­dre­sche­rin oh­ne je­de Sach­kun­de ei­nem nicht min­der ah­nungs­lo­sen (aber im­mer­hin wohl­ha­ben­den) Kun­den­paar teu­ren Edel­kitsch auf­zu­schwat­zen trach­te­te, ist glück­li­cher­wei­se schon so tief im Sumpf des zonebattler’schen Syn­ap­sen­rau­schens ver­sun­ken, daß er die De­tails gar nim­mer her­aus­zie­hen kann und mag. Viel lie­ber lenkt er den Blick und die Auf­merk­sam­keit sei­nes ver­ehr­ten Pu­bli­kums auf wür­de­vol­le al­te Ar­chi­tek­tur-De­tails, wie bei­spiels­wei­se die über die­sem Ab­satz ab­ge­bil­de­ten Zin­nen des al­ten Kö­nigs­pa­la­stes »Pa­la­cio Re­al de La Al­mu­dai­na«.

Ge­mein­hin ist ja die Mit­tags­zeit nicht eben ide­al zum Knip­sen, da grell die De­tails über­strah­lend und un­gün­sti­ge Schat­ten­wür­fe be­din­gend. Den wuch­ti­gen Pa­last­mau­ern ge­reich­te der Höchst­stand des be­leuch­ten­den Ge­stirns in­des eher zum Vor­teil. Nicht ganz so kon­trast­reich ge­riet mir die Auf­nah­me ei­ner al­ten Wind­müh­le in Ha­fen­nä­he, die – im Ge­gen­satz zu vie­len an­de­ren ge­se­hen Ex­em­pla­ren – nicht weit­ge­hend ver­fal­len, son­dern recht an­sehn­lich re­stau­riert wor­den war:

traditionelle Windmühle in Palma de Mallorca

Heut­zu­ta­ge wird na­tür­lich al­lent­hal­ben mit Strom ge­mah­len statt mit un­zu­ver­läs­si­ger Wind­ener­gie, aber wer weiß, viel­leicht er­lebt die Wind­kraft­nut­zung auch auf den Ba­lea­ren ei­ne Re­nais­sance. Die Son­ne scheint auch häu­fi­ger als bei uns da­heim im Nor­den, da könn­ten die In­seln doch glatt auch in Sa­chen So­lar­ener­gie­nut­zung ei­ne Vor­rei­ter­rol­le spie­len...

Doch zu­rück zu bo­den­stän­di­gen Be­trach­tun­gen. Pal­men gibt es ja reich­lich in und um Pal­ma, no­men es omen. Aber wel­che Bäu­me wach­sen in Ufer­nä­he in dich­ten Wäl­dern und ha­ben ei­nen wei­ßen Stamm? Nein, kei­ne Bir­ken. Es sind viel­mehr die Ma­sten der Se­gel­boo­te, die dort son­der Zahl vor sich hin­düm­peln und über­wie­gend der Wie­der­kehr ih­rer ab­sen­ten Herr­schaft har­ren:

Boote, Boote, Boote im Hafen von Palma de Mallorca

Wir guck­ten uns die an­ge­ket­te­ten Nuß­scha­len und auch die grö­ße­ren Boo­te ger­ne an, so­was sieht man im hei­mi­schen Bin­nen­land ja nicht al­le Ta­ge. Im­mer wie­der er­staun­lich, was Leu­te in ein schnit­ti­ges Schiff­chen zu in­ve­stie­ren be­reit sind, des­sen All­tags­nut­zen ver­mut­lich deut­lich un­ter dem re­prä­sen­ta­ti­ven Nut­zen ran­giert. Aber das gilt ja für mon­strös auf­ge­la­de­ne Au­tos an Land ge­nau­so. Wir wen­den uns jetzt vom Re­prä­sen­ta­ti­ons­be­dürf­nis des Geld­adels ab und dem frü­he­rer Kir­chen­für­sten zu, de­ren Drang zu Hö­he­rem, Grö­ße­ren, Wei­te­ren zu­min­dest vor­geb­lich der Eh­re Got­tes dien­te. Hier se­hen wir die gothi­sche Ka­the­dra­le der Hei­li­gen Ma­ria (»La Seu«) aus un­ge­wohn­ter Per­spek­ti­ve:

Kathedrale La Seu im Süden der Altstadt von Palma

Das Fo­to schoß ich tat­säch­lich aus ei­ni­gen hun­dert Me­tern Ent­fer­nung vom Dach des »Es Ba­luard« aus, ei­nem wun­der­ba­ren Mu­se­um für mo­der­ne und zeit­ge­nös­si­sche Kunst, des­sen ge­lun­ge­ne Ar­chi­tek­tur sich her­vor­ra­gend in ei­ne Eck­ba­sti­on der al­ten Re­nais­sance-Stadt­mau­er ein­fügt. Ei­nen Be­such in die­sem Mu­sen­tem­pel kann man kul­tu­rell in­ter­es­sier­ten Pal­ma-Be­su­chern nur wärm­stens ans Herz le­gen, Bau und In­halt ha­ben in­ter­na­tio­na­les For­mat! Wir ha­ben meh­re­re Stun­den stau­nend drin­nen ver­bracht, her­nach auf dem Vor­platz er­neut un­ver­hofft den Miet­Mi­chel ge­trof­fen (wir er­in­nern uns an die Fol­ge 3) und uns dann ei­nen Be­such in der Kir­che ge­schenkt, da uns der als in je­der Hin­sicht zu kost­spie­lig er­schien (vom Ein­tritts­geld her be­trach­tet eben­so wie be­treffs der an- bzw. ab­zu­ste­hen­den War­te­zeit).

Aber man muß ja auch nicht al­les und je­des se­hen, zu­mal die un­be­kann­te­ren Ecken oft mehr Über­ra­schun­gen be­reit­hal­ten als die of­fi­zi­el­len »Se­hens­wür­dig­kei­ten«. Hier hält sich zum Ex­em­pel ei­ne pit­to­res­ke Tou­ri­sten­grup­pe di­rekt un­ter­halb der Ka­the­dra­le ein­an­der fest die Treue (und sich ge­gen­sei­tig beim Wickel resp. am Kit­tel):

Touristen beim gegenseitigen Haltsuchen

Ob die mir un­be­kann­ten Herr- und Da­men­schaf­ten nun halt­su­chend von der Pracht der Ka­the­dra­le über ih­nen über­wäl­tigt oder nach kol­lek­ti­vem Ge­nuß von al­ko­ho­li­scher Ei­mer­wa­re ins Wan­ken ge­kom­men wa­ren oder schlicht ver­such­ten, zwecks Er­stel­lung ei­nes ge­mein­sa­men Sel­fies kom­pakt zu­sam­men­zu­rücken – wer weiß? In je­dem Fall ga­ben sie ein schö­nes Mo­tiv für den Be­richt­erstat­ter ab, der sich ein­mal mehr dar­über freu­te, auf­grund der spä­te­ren Unin­den­ti­fi­zier­bar­keit der Ge­zeig­ten nie­man­den um Pu­bli­ka­ti­ons­ge­neh­mi­gung fra­gend an­ge­hen zu müs­sen...

Nur we­ni­ge Me­ter wei­ter er­gab sich die näch­ste Ge­le­gen­heit zur licht­bild­ne­ri­schen Be­tä­ti­gung. Im Schat­ten des gro­ßen Got­tes­hau­ses – viel­leicht schon zum Parc de La Mar ge­hö­rig – gibt es ei­ne Art Frei­licht-Thea­ter, wel­ches mit ei­nem Dach aus rau­ten­för­mi­gen Ele­men­ten über­spannt ist. Die Schat­ten­spie­le die­ses ein biß­chen an das Baye­ri­sche Staats­wap­pen er­in­nern­den Waf­fel­mu­sters sind wahr­lich spek­ta­ku­lär an­zu­schau­en:

Schattenspiele unter einem Sonnendach aus rautenförmigen Segmenten

Es gibt al­so auch ab­seits des quir­li­gen Le­bens im Stadt­zen­trum ei­ni­ges zu se­hen in Pal­ma de Mal­lor­ca, und wer Ru­he sucht, der fin­det sie auch. Klar, ein Gang durch die La­den­stra­ßen ge­hört eben­so da­zu wie die Ein­kehr in ei­nem der zahl­lo­sen klei­nen Lo­ka­le, aber der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te fin­den Stein­mas­sen ge­mein­hin at­trak­ti­ver (und we­ni­ger schwatz­haft) als Men­schen­mas­sen...

So, zum Ab­schluß ge­hen wir ein paar hun­dert Me­ter wei­ter nord­öst­lich vor dem Hei­li­gen Fran­zis­kus auf die Knie, um die hin­ter ihm im Abend­licht gül­den strah­len­de Ba­si­li­ca de San Fran­ces­co noch an­ge­mes­sen ein­zu­fan­gen:

Basilica de San Francesco im Palma de Mallorca

Es ist Abend ge­wor­den, schnell krie­chen die Schat­ten hö­her an des Hei­li­gen Kut­te und dar­über hin­aus. Wir ma­chen uns da­her auf und schlän­geln uns ziel­stre­big wie­der süd­west­wärts durch das La­by­rint der Alt­stadt, um an der Ufer­pro­me­na­de zu­rück zum Stell­platz un­se­res bis da­hin noch kei­nen Me­ter be­weg­ten Wa­gens zu ge­lan­gen.

Die­sen in Be­trieb zu neh­men war gar nicht so ein­fach: Statt des ge­buch­ten und er­be­te­nen Klein­wa­gens wa­ren wir man­gels Ver­füg­bar­keit ei­nes sol­chen zur nächst­hö­he­ren Klas­se up­ge­gra­det wor­den, und der zone­batt­ler muß­te zu­nächst ein­mal kon­sta­tie­ren, daß so ein mo­der­ner Mit­tel­klas­se­wa­gen mehr He­bel, Knöp­fe und Lämp­chen hat als sei­ne spar­ta­ni­sche Renn­gur­ke Mo­le­kü­le. Schließ­lich ge­lang es ihm aber doch, den Wa­gen zu star­ten, den rech­ten Gang zu fin­den und den Flit­zer un­fall­frei durch die Stadt zu ma­nö­vrie­ren so­wie nach Port de Sól­ler zu über­füh­ren. In der näch­sten Fol­ge star­ten wir mit der schnit­ti­gen Kar­re dann von dort aus zu er­sten Aus­flü­gen in die wei­te­re Um­ge­bung un­se­res Do­mi­zils...

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Freitag, 3. Oktober 2014

Trau­ma­schleu­der

ungewöhnliches Kettenkarussell auf der heute eröffneten Fürther Michaelis-Kirchweih
Sonntag, 28. September 2014

Kli­ma­wan­del

Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren)
 
Abb. 1: Ba­na­nen­stau­de in ei­ner Plan­ta­ge auf La Pal­ma (Ka­na­ren)
Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern)
 
Abb. 2: Ba­na­nen­stau­de im Stadt­park von Fürth (Bay­ern)
Als ich vor gut 15 Jah­ren nach Fürth ge­zo­gen bin, war ich sehr an­ge­tan vom Un­der­state­ment ei­ner klei­nen Groß­stadt, die – ein­ge­klemmt zwi­schen den un­ein­hol­bar rei­chen Stief­schwe­stern Er­lan­gen und Nürn­berg – ih­ren ei­ge­nen, ehr­li­chen und bo­den­stän­di­gen Weg zu su­chen schien.
 
Heu­te blicke ich ent­täuscht und er­nüch­tert auf ei­ne pro­vin­zi­el­le Kom­mu­ne, die ihr »Ta­fel­sil­ber« – na­ment­lich ihr ar­chi­tek­to­ni­sches Er­be – ver­schleu­dert, und in der längst nicht mehr die ge­wähl­ten Po­li­ti­ker, son­dern Bau­trä­ger, In­ve­sto­ren und an­de­re Ver­tre­ter von Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen die Marsch­rich­tung zu be­stim­men schei­nen.
 
Kein Wun­der, daß in sol­chen Ver­hält­nis­sen längst auch die Ba­na­nen ge­dei­hen...
Freitag, 26. September 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (4)

Neu­er Tag, neu­es Glück: Er­staun­lich, wie schnell man sich doch in frem­den Ge­fil­den ein­le­ben und ein­ge­wöh­nen kann! Spä­te­stens am drit­ten Tag weiß man die Ide­al­kur­ve um’s sub­op­ti­mal auf­ge­bau­te Früh­stücks-Buf­fet zu neh­men, den bi­zar­ren Toa­ster zu be­die­nen, die ge­nieß­ba­ren von den eher un­ver­dau­li­chen Dar­rei­chun­gen zu un­ter­schei­den. Manch’ spa­ni­sche Spe­zia­li­tät bleibt ei­nem den­noch auf Dau­er ver­schlos­sen, war­um die Re­stau­rant-Che­fin bei­spiels­wei­se die aus der Spül­kü­che ge­hol­ten, fri­schen Tas­sen und Glä­ser stets ein­zeln vom vol­len auf das lee­re Ta­blett um­schich­tet, statt das lee­re kur­zer­hand mit­zu­neh­men und das vol­le an des­sen Platz zu stel­len. Der­lei Op­ti­mie­rung wür­de un­ser­ei­ner schon aus Grün­den der Faul­heit be­trei­ben, aber wo­mög­lich ist dies schon wie­der zu teu­to­nisch ge­dacht und die me­di­ter­ran-me­di­ta­ti­ven Aspek­te des Be­cher-Um­schlich­tens igorant über­se­hend...

Na egal, wir sind ja zum Ge­nie­ßen da und nicht als un­be­stell­te Pro­zeß­op­ti­mie­rer und Un­ter­neh­mens­be­ra­ter in der Pflicht. Dar­um lie­ber ein we­nig zick­zack ge­lau­fen und die ver­streu­ten Zu­ta­ten zu­sam­men­ge­sam­melt, als das Per­so­nal mit Vor­schlä­gen zur bes­se­ren Pla­zie­rung von Spei­sen, Ge­trän­ken und Werk­zeu­gen un­nö­tig ver­wirrt und be­frem­det. Und in Ei­le ist man ja im Ur­laub ge­mein­hin auch nicht.

So, ge­füll­ten Bau­ches und mit kom­plet­ten Marsch­ge­päck ver­se­hen, tap­pen wir heu­te wie­der ein­mal nach Sól­ler hin­über. Hat­te ich üb­ri­gens schon er­wähnt, daß es zwi­schen Stadt und Ha­fen ein hi­sto­ri­sches Stra­ßen­bähn­chen gibt? Sehr pit­to­resk! Das Oran­gen­pflücken wäh­rend der Fahrt scheint nicht ver­bo­ten zu sein:

Straßenbahn in Sóller auf eng gefaßter Trasse zwischen zwei Garten-Grundstücken

Dies­mal wol­len wir uns je­doch nicht im Städt­chen ver­lie­ren, son­dern es stram­men Schrit­tes durch­mes­sen, um es am an­de­ren En­de als­bald wie­der zu ver­las­sen. Auch in stark vom Tou­ris­mus be­fal­le­nen Ge­gen­den ist man ge­mein­hin sehr bald al­lein mit sich und der Na­tur, wenn man erst­mal die von Bah­nen, Bus­sen, Ta­xis und Au­tos aus­ge­spuck­ten Men­schen­mas­sen hin­ter sich ge­las­sen hat. So auch hier:

Auf dem Weg durch Felder und Olivenhaine

Das Wan­dern ent­lang der Oli­ven­hai­ne wird nie lang­wei­lig, so viel­fäl­tig zeigt sich der Wuchs der ge­drun­ge­nen Bäu­me in ih­rer kru­sen Knor­zig­keit: Wer schon als Kind mär­chen­haft-un­heim­li­che TV-Er­leb­nis­se mit le­ben­den Bäu­men in Dis­ney-Trick­fil­men hat­te, des­sen Phan­ta­sie sieht Ge­stal­ten oh­ne En­de in den teil­wei­se gro­tesk ver­dreh­ten For­men der Oli­ven­bäu­me.

Sehr in­di­vi­du­ell prä­sen­tie­ren sich auch die mensch­li­chen Be­hau­sun­gen auf dem Land, das ist na­tür­lich nicht nur auf Mal­lor­ca so: Ver­baut wird, was ge­ra­de zur Hand ist, und je nach Be­darf wird hier mal was weg­ge­ris­sen und da mal was dran­ge­stückelt. Daß das Re­sul­tat im­mer noch äs­the­ti­sche Qua­li­tä­ten auf­weist, ja nach­ge­ra­de von ei­ner ge­wis­sen Gran­dez­za [1] sein kann, ist merk­wür­di­ger­wei­se dann aber doch ei­ne süd­län­di­sche Spe­zia­li­tät:

Landhaus zwischen Sóller und Port de Sóller

Spea­king of süd­län­disch: An die­ser Stel­le be­glück­wünscht sich der zone­batt­ler auf’s Neue zu sei­nem Grund­satz, In­seln im ma­re nostrum stets zu Früh­lings­zei­ten auf- und heim­zu­su­chen: Vom pral­len Grün der üp­pig sprie­ßen­den Ve­ge­ta­ti­on ist spä­ter im trocke­nen und hei­ßen Hoch­som­mer näm­lich nicht mehr viel üb­rig, von den dann ob­wal­ten­den Tem­pe­ra­tu­ren nicht zu re­den! Dar­um auf­ge­merkt, verehrte(r) Leser(in): Wer im April nach Mal­ta oder Mal­le reist, wird reich be­lohnt durch bun­te Blü­ten (und gün­sti­ge Vor­sai­son-Prei­se)...

Für wacke­re Wan­ders­leu­te wich­tig ist die ein­deu­ti­ge Be­schil­de­rung der vor­ge­se­he­nen We­ge und Ste­ge, und in die­ser Hin­sicht geht es im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge recht kom­mod zu. Im­mer wie­der fin­det man – zu­min­dest auf den po­pu­lär­sten Rou­ten – höl­zer­ne Strecken-Mar­kie­rer wie die­sen hier vor:

Wanderweg-Markierungspfahl

Als we­ni­ger hilf­reich bis kom­plett un­brauch­bar ha­ben sich da­ge­gen die von der lo­ka­len Tou­ris­mus-Be­hör­de her­aus­ge­ge­be­nen, ko­sten­lo­sen Wan­der­kar­ten er­wie­sen, da ist man mit ein­schlä­gi­gen Wan­der­füh­rern aus den be­kann­ten Ver­la­gen bes­ser be­dient.

Ge­schlaucht von ei­ni­gen ganz­tä­gi­gen Wan­de­run­gen mit et­li­chen Hö­hen­me­tern rauf und run­ter, schal­te­ten wir ge­le­gent­lich mal ei­nen Gang zu­rück und füll­ten den Tag mit eher ge­müt­li­che­ren »Spa­zier­gän­gen« rund um die »Haus­ber­ge« von Port de Sól­ler. Hier kom­men wir ge­ra­de vom Leucht­turm öst­lich der Ha­fen­bucht her­un­ter und ge­nie­ßen den wei­ten Blick auf die­sel­be:

Blick auf Port de Sóller

Man be­ach­te das Mä­del am rech­ten Bild­rand, die den Blick auf ihr Be­tatsch-Te­le­fon al­le­mal in­ter­es­san­ter fin­det als den in die ana­lo­ge Welt. Die Di­gi­ta­li­tis hat na­tür­lich längst die gan­ze Mensch­heit be­fal­len, und der Au­tor die­ser Zei­len ist ja selbst auch mit al­ler­lei auf­merk­sam­keits­ab­sor­bie­ren­den Ge­rät­schaf­ten un­ter­wegs. Den­noch: Die Na­tur hat im­mer noch ei­ne bes­se­re Pi­xel­dich­te und hö­he­re Farb­tie­fe zu bie­ten als je­des Smart­phone, von den son­sti­gen Sin­nes­rei­zun­gen nicht zu re­den!

Doch ge­hen wir wei­ter die Stra­ße hin­un­ter und nä­hern wir uns dem Hei­mat­ha­fen von oben her. Fried­lich düm­pelt ei­ne Hand­voll Boo­te in der Bucht, fla­nie­ren al­ler­lei Men­schen die Pro­me­na­de ent­lang, se­geln ein paar Mö­ven über die Sze­ne­rie hin­weg. Ein­mal mehr sei hier Port de Sól­ler je­nen Ur­lau­bern emp­foh­len, die ei­ne lau­schi­ge Land­par­tie ei­ner rau­schi­gen Strand­par­ty vor­zie­hen...

im Anmarsch auf Port de Sóller

Un­ten an­ge­kom­men geht es dann noch auf der Strand­pro­me­na­de an all den Re­stau­rants und Ho­tels vor­bei zum ei­ge­nen Heim am an­de­ren En­de des Bucht­bo­gens, und was steht da vor un­se­rem Haus und an der End­hal­te­stel­le um­keh­rend? Ge­nau, die put­zi­ge Stra­ßen­bahn. Ich hat­te ja schon in der er­sten Epi­so­de er­wähnt, daß die ein­fa­che Fahrt 5,00 EUR pro Na­se ko­stet, wes­we­gen ich aus Geiz und Ra­che die Fahrt nur ein­mal leib­haf­tig ge­nos­sen, an­son­sten aber das nost­al­giet­rie­fen­de Roll­ma­te­ri­al eben­so flei­ßig wie ko­sten­frei ab­ge­lich­tet ha­be:

abfahrbereite Trambahngarnitur

Des zonebattler’s ir­ra­tio­na­le Af­fi­ni­tät zu tu­ten­den Tram­bahn­zü­gen mag mit sei­nem Hang zu schmal­spu­ri­gen Feld­bah­nen zu­sam­men­hän­gen, der wie­der­um auf früh­kind­li­che Prä­gung zu­rück­zu­füh­ren ist. Im­mer­hin ist er in­zwi­schen er­wach­sen ge­nug, um dar­aus we­der ein neu­es Hob­by noch ei­ne wei­te­re Samm­lung zu ma­chen...

Zum Ab­schluß der heu­ti­gen Fol­ge läßt der Be­richt­erstat­ter stolz den kunst­ge­schicht­lich Halb­ge­bil­de­ten raus­hän­gen und prä­sen­tiert ei­ne Hom­mage an Cas­par Da­vid Fried­rich und des­sen be­rühm­te »Rücken­fi­gu­ren«:

Wandererpaar beim Picknick mit Meeresblick

Beim – gänz­lich un­in­sze­nier­ten – Fest­hal­ten der­ar­ti­ger An­blicke ist un­ser­ei­ner im­mer ziem­lich ner­vös: Die zu­fäl­lig ge­se­he­ne Sze­ne kann von ei­ner Se­kun­de zur an­de­ren un­wie­der­bring­lich da­hin sein, und Ar­ran­gie­ren läßt sich ja nix mit arg­lo­sen Ak­teu­ren, die von ih­rer ad-hoc-Ver­wen­dung als mo­tiv­be­rei­chern­de, wenn­gleich an­ony­me Staf­fa­ge gar nichts wis­sen (sol­len). Dar­um hur­tig aus der Hüf­te ge­schos­sen und gleich ein paar mal hin­ter­ein­an­der auf den Aus­lö­ser ge­drückt in der Hoff­nung, da­bei nicht nur Aus­schuß pro­du­ziert zu ha­ben. Wenn sich so­dann beim über­leg­ten Kom­po­nie­ren das Mo­tiv vor ei­nem un­ver­se­hens auf­löst, hat man zu­min­dest die Chan­ce, beim spä­te­ren Ana­ly­sie­ren der Aus­beu­te doch noch ein leid­lich pas­sa­bles Fo­to vor­zu­fin­den...

Den be­wußt in der Bild­mit­te pla­zier­ten Seg­ler er­klä­re ich hier­mit kur­zer­hand zum Cliff­han­ger, um in der Le­ser­schaft Neu­gier auf die näch­ste Fol­ge zu schü­ren: Dort wer­de ich den wei­ßen Vier­ma­ster sei­ner Ei­gen­schaft als Pro­jek­ti­ons­flä­che für ar­chai­sche Fern­weh- und Welt­flucht­träu­me jäh be­rau­ben und ihm so­zu­sa­gen die mon­dä­ne Mas­ke vom Ge­sicht rei­ßen. Bis dem­nächst!

 
[1] Falls jetzt hier ein Spitz­f­in­di­kus mä­kelnd ein­wer­fen mag, daß man den Ter­mi­nus Gran­dez­za als Syn­onym für »wür­de­vol­les Be­neh­men« nur auf Men­schen an­wen­den kann, so sei dem kon­ternd er­wi­dert, daß auch Ge­bäu­den durch­aus ei­ne Per­sön­lich­keit und See­le in­ne­woh­nen kann.

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Sonntag, 21. September 2014

Abend­spa­zier­gang

feliner Freigänger auf dem der zonebattler'schen homezone gegenüberliegenden Haus
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