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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


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Die Über­ra­schungs­in­sel (3)

Nach­dem uns Port de Sól­ler schon vor Rei­se­an­tritt als idea­ler Aus­gangs­punkt für wun­der­ba­re Wan­de­run­gen emp­foh­len ward, hat­ten wir ei­nen Miet­wa­gen nur für die letz­te Ur­laubs­wo­che ge­bucht. Zu­nächst woll­ten wir uns per pe­des im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge be­we­gen: Was soll man sich auch ein kost­spie­li­ges und platz­grei­fen­des Ve­hi­kel an’s Bein bin­den, wenn’s in der Nah­zo­ne rund um den Fe­ri­en­ort schon so viel zu ent­decken gibt?

Al­so schnür­ten wir die Wan­der­stie­fel und mach­ten uns auf nach Sól­ler, dem ei­gent­li­chen Ort zum Ha­fen. Schon nach ein paar hun­dert Me­tern land­ein­wärts stie­ßen wir auf ein auf­ge­las­se­nes und de­so­lat van­da­li­sier­tes Ho­tel, in des­sen gleich­falls de­pri­mie­rend ver­müll­ten Pool ein Bild des Jam­mers sich dem Be­trach­ter (und sei­nem Ka­me­ra­ob­jek­tiv) dar­bot:

toter Plüsch-Pokemon in einem seit langem aufgelassenen Hotel-Pool

Der to­te Plüsch-Po­ke­mon Qua­put­zi mit den weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen war un­zwei­fel­haft er­mor­det wor­den, in sei­nen Pu­pil­len spie­gel­te sich na­men­lo­ses Ent­set­zen. Frö­sche son­der Zahl quak­ten um ihm her­um ein (eher dis­so­nan­tes) Re­qui­em. Hier kam of­fen­kun­dig je­de Hil­fe zu spät. Trau­rig tapp­ten wir wei­ter. [1]

In Sól­ler an­ge­kom­men, be­geg­ne­ten wir zu­nächst ein­mal der put­zi­gen Tram, die sich dort mit freund­lich war­nen­dem Ge­tu­te ih­ren Weg ins Stadt­zen­trum bahnt:

Straßenbahn in Sóller

Wun­der­sa­mer­wei­se pas­sie­ren dort kaum Un­fäl­le: Markt­trei­ben, Men­schen­men­gen und schie­nen­ge­bun­de­ner Ver­kehr kom­men im öf­fent­li­chen Raum ganz gut mit­ein­an­der aus. Wo­bei so ein Stra­ßen­b­ähn­lein na­tür­lich auch nicht so lan­ge Brems­we­ge auf­weist wie ei­ne »rich­ti­ge« Ei­sen­bahn, mit­hin weit we­ni­ger ge­fähr­lich ist. Den­noch, gut auf­pas­sen müs­sen die Fah­rer al­le­mal!

Zu­mal der arg­los da­hin­fla­nie­ren­de Tou­rist ja oft­mals nicht so recht auf sei­nen Weg ach­tet, son­dern den Blick nach oben wen­det, um die Se­hens­wür­dig­kei­ten des süd­li­chen Stadt­bil­des zu er­ha­schen und zu ge­nie­ßen. Recht oft kommt ei­nem da­bei die mal­lor­qui­ni­sche Flag­ge vor die Lin­se, die in­su­la­ren Spa­ni­er ha­ben zwei­fel­los ih­ren ei­ge­nen Stolz und zei­gen den auch de­mon­stra­tiv vor:

Flagge vom Mallorca

Ob sich die se­pa­ra­ti­sti­schen An­wand­lun­gen der Ba­lea­ren-Be­woh­ner wohl ver­stär­ken, falls sich die Schot­ten dem­nächst vom Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich los­sa­gen soll­ten? Für un­ser­ei­nen ist schwer ein­zu­schät­zen, ob der­lei Be­flag­gun­gen spe­zi­fi­schen Lo­kal­stolz si­gna­li­sie­ren, Über­bleib­sel vom letz­ten Volks­fest sind oder schlich­te Folk­lo­re, den baye­ri­schen Wap­pen und Wim­peln in hei­mi­schen Schre­ber­gär­ten ver­gleich­bar. Ob­wohl man auch da nicht im­mer weiß, wes Gei­stes Kind der Auf­stel­ler ist...

Schlen­dern wir mal wei­ter ins Zen­trum, wo­selbst sich an der Pla­ça Con­sti­tu­ció die Kir­che Sant Bar­tom­eu er­hebt. Die ist ge­nau­so ori­gi­nell-pit­to­resk wie ih­re be­rühm­te Na­mens­vet­te­rin im Ober­baye­ri­schen, aber im Ge­gen­satz zu die­ser von Oran­gen­bäu­men um­stellt und ge­ziert, die in und um Sól­ler präch­tig ge­dei­hen und de­ren au­ßer­or­dent­lich aro­ma­ti­sche Früch­te all­er­o­ten für klei­nes Geld feil­ge­bo­ten wer­den:

Pfarrkirche Sant Bartomeu inmitten von Sóller

Die Stim­mung dort am Plat­ze vor der Kir­che ist wirk­lich sehr er­bau­lich: Ei­len­de und Wei­len­de, ent­spann­te Ca­fé-Be­su­cher, ge­sti­ku­lie­ren­de Dis­ku­tan­ten, spie­len­de Kin­der, gur­ren­de Tau­ben und bim­meln­de (resp. tu­ten­de) Bähn­chen, da ist es gut sit­zen und vor-sich-hin-Blin­zeln...

Wenn er sich an dem be­schau­lich da­hin­blub­bern­den Klein­stadt­le­ben satt­ge­se­hen hat, hält der zone­batt­ler ger­ne nach Ku­rio­si­tä­ten Aus­schau, für bi­zar­re De­tails un­ter­hält er ja auch ei­ne ei­ge­ne Ab­tei­lung in sei­nem vir­tu­el­len Schau­ka­sten. Das hier ist ihm zum Ex­em­pel in Sól­ler als nach­den­kens- und fest­hal­tens­wert auf­ge­fal­len:

Warnschild mit Strafandrohung

Auch oh­ne nen­nens­wer­te Spa­nisch-Kennt­nis­se ver­moch­te un­ser­eins mit sei­nem an­ti­ken La­ti­num die Bot­schaft ent­zif­fern, wo­nach das Auf­sam­meln von Hun­de­kacke ob­li­ga­to­risch sei und das Igno­rie­ren die­ser An­ord­nung mit ei­nem Ord­nungs­geld von 60 bis 300 EUR, min­de­stens je­doch 70 EUR be­legt ist. Da fragt man sich schon, wel­cher Bü­ro­krat die­se ei­gen­ar­ti­ge Rech­nung an­ge­stellt hat. Aber egal, man muß nicht al­les ver­ste­hen, zu­mal dann nicht, wenn man selbst kein Hun­de­hal­ter ist...

Jetzt aber end­lich zum Hö­he­punkt des Ta­ges und der Er­klä­rung, war­um die dies­jäh­ri­ge Ur­laubs­be­richt­erstat­tung un­ter dem Ti­tel »Über­ra­schungs­in­sel« fir­miert. Hier naht die näm­li­che Über­ra­schung an Bord der längst ge­wohn­ten Stra­ßen­bahn, die der Be­rich­ten­de schon rou­ti­ne­mä­ßig fo­to­gra­fisch ein­zu­fan­gen trach­te­te:

ein weiterer Straßenmbahnzug in Sóller

»Was machst denn Du hier?!« tön­te es un­ver­hofft vom Trieb­wa­gen her­ab. »Was machst denn Du hier?!« rief auch der zone­batt­ler fast si­mul­tan und lip­pen­syn­chron hin­auf, denn er hat­te zur glei­chen Zeit ein be­kann­tes Ge­sicht er­späht. Man mag es kaum glau­ben, aber un­ser Für­ther Miet­Mi­chel stand (nebst ein paar auch uns be­kann­ten Kum­pa­nen und ei­ner Kum­peline) im Wag­gon und rat­ter­te mit ihm in die End­hal­te­stel­le ein.

Gro­ßes Hal­lo und aus­gie­bi­ges Um­ar­men, man hat­te sich da­heim trotz nach­bar­schaft­li­cher Nä­he seit Mo­na­ten nicht ge­se­hen, und hier, gut 1.200 km weit weg von da­heim, ren­nen sich die Für­ther fast über den Hau­fen. Ir­re! Wo­bei das erst der Auf­takt der sto­cha­sti­schen Un­wahr­schein­lich­kei­ten war: Gut ei­ne Wo­che spä­ter – als wir uns zum Zwecke der Ab­ho­lung ei­nes Miet­wa­gens erst­mals in die Haupt­stadt Pal­ma de Mal­lor­ca be­ga­ben – tra­ten wir mit­tags nach stun­den­lan­gem Kunst­mu­se­ums­be­such auf den Vor­platz hin­aus und tra­fen dort ... den Miet­Mi­chel samt Be­glei­tung an! Und als hät­ten wir den Hat­trick vor­aus­ge­ahnt, sa­hen wir ihn spä­ter an sei­nem Rück­rei­se­tag noch ein drit­tes Mal, als wir uns im in­ner­städ­ti­schen Stra­ßen­ge­wirr Pal­mas ver­franz­ten und un­ver­hofft am zen­tra­len Bus-Ter­mi­nal vor­bei­fuh­ren, wo die Miet­Mi­che­lei den Weg zum Flug­ha­fen zwecks Heim­rei­se an­trat. Da­heim läuft man sich al­len­falls ein bis zwei Mal im Jahr un­ge­plan­ter­ma­ßen über den Weg, und drun­ten auf Mal­le schafft man’s drei Mal hin­ter­ein­an­der in­nert 14 Ta­gen! Und wer weiß, wie­vie­le Für­ther man wäh­rend des In­sel­auf­ent­hal­tes nur knapp ver­fehlt hat...

Tja, das staun­te die mit­ge­führ­te bes­se­re Hälf­te als pro­fes­sio­nel­le Sta­ti­sti­ke­rin, und auch die stets auf Draht sei­en­den Tau­ben reck­ten die Häl­se und wun­der­ten sich:

auf Draht seiende Tauben

Es wird ja ger­ne ge­feixt, daß man der Ba­lea­ren größ­tes Ei­land als 17. Bun­des­land der Bun­des­re­pu­blik an­se­hen kön­ne. Nach der­lei Be­geg­nun­gen ist man ge­neigt, der sa­ti­ri­schen Über­trei­bung ein Körn­chen Wahr­heit zu at­te­stie­ren. Üb­ri­gens wa­ren Miet­Mi­chel & Co. so­wie der zone­batt­ler samt Hal­te­rin an je­nem Ta­ge erst­mals im Städt­chen. Eben­so be­lu­stigt wie be­glückt ging man dann wie­der sei­ner un­ter­schied­li­chen We­ge...

Un­ser­eins mar­schier­te spä­ter wie­der zu­rück ans Meer und fing zum gu­ten Schluß noch ein paar pro­me­nie­ren­de Mä­dels im abend­li­chen Port de Sól­ler ein:

junge Mädchen beim Abend-Auslauf an der Strandpromenade von Port de Sóller

Obi­ges Bild ist als un­ver­fäng­li­ches Stim­mungs­fo­to zu ver­ste­hen, wer zu Stu­di­en­zwecken und aus staats­bür­ger­li­chem In­ter­es­se her­aus auf De­tails er­picht ist, sei hier auf mei­ne Samm­lung von Da­men­bei­nen ver­wie­sen.

Tja, so bringt man sich die Er­in­ne­run­gen an ei­nen früh­lings­war­men Ur­laubs­tag wie­der zu­rück ins Ge­dächt­nis, der­wei­len drau­ßen der Herbst mit grim­men Re­gen­wet­ter den Som­mer end­gül­tig zu ver­drän­gen sich an­schickt. Da ist das zeit­li­che Strecken der Ur­laubs-Er­zäh­lung psy­cho­lo­gisch durch­aus nicht un­pfif­fig. Fünf wei­te­re Fol­gen ha­be ich noch vor­ge­se­hen, aus Grün­den der Selbst­dis­zi­pli­nie­rung ver­spre­che ich aber jetzt schon der ge­neig­ten Le­ser­schaft, spä­te­stens bis Sil­ve­ster da­mit fer­tig zu sein. In die­sem Sin­ne: Bis dem­nächst!

 
[1] Wir ka­men im Lau­fe der näch­sten zwei­ein­halb Wo­chen noch mehr­fach an die­ser Stät­te des Grau­ens vor­bei, je­des­mal por­trä­tier­te ich den Ge­meu­chel­ten, der leb­los, je­doch mit ei­gen­ar­ti­ger Wür­de in dem be­to­nier­ten Tüm­pel düm­pel­te. Freun­de aus Nürn­berg, die ei­ni­ge Wo­chen nach uns ih­ren Ur­laub an glei­cher Stel­le ver­brach­ten, be­rich­te­ten uns spä­ter, daß sie das tri­ste Was­ser­loch oh­ne den blau­en Spi­ra­li­ker vor­ge­fun­den hat­ten. Wir wer­den sein Schick­sal wohl nim­mer­mehr er­grün­den kön­nen...

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