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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Sonntag, 28. September 2014

Kli­ma­wan­del

Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren)
 
Abb. 1: Ba­na­nen­stau­de in ei­ner Plan­ta­ge auf La Pal­ma (Ka­na­ren)
Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern)
 
Abb. 2: Ba­na­nen­stau­de im Stadt­park von Fürth (Bay­ern)
Als ich vor gut 15 Jah­ren nach Fürth ge­zo­gen bin, war ich sehr an­ge­tan vom Un­der­state­ment ei­ner klei­nen Groß­stadt, die – ein­ge­klemmt zwi­schen den un­ein­hol­bar rei­chen Stief­schwe­stern Er­lan­gen und Nürn­berg – ih­ren ei­ge­nen, ehr­li­chen und bo­den­stän­di­gen Weg zu su­chen schien.
 
Heu­te blicke ich ent­täuscht und er­nüch­tert auf ei­ne pro­vin­zi­el­le Kom­mu­ne, die ihr »Ta­fel­sil­ber« – na­ment­lich ihr ar­chi­tek­to­ni­sches Er­be – ver­schleu­dert, und in der längst nicht mehr die ge­wähl­ten Po­li­ti­ker, son­dern Bau­trä­ger, In­ve­sto­ren und an­de­re Ver­tre­ter von Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen die Marsch­rich­tung zu be­stim­men schei­nen.
 
Kein Wun­der, daß in sol­chen Ver­hält­nis­sen längst auch die Ba­na­nen ge­dei­hen...
Freitag, 26. September 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (4)

Neu­er Tag, neu­es Glück: Er­staun­lich, wie schnell man sich doch in frem­den Ge­fil­den ein­le­ben und ein­ge­wöh­nen kann! Spä­te­stens am drit­ten Tag weiß man die Ide­al­kur­ve um’s sub­op­ti­mal auf­ge­bau­te Früh­stücks-Buf­fet zu neh­men, den bi­zar­ren Toa­ster zu be­die­nen, die ge­nieß­ba­ren von den eher un­ver­dau­li­chen Dar­rei­chun­gen zu un­ter­schei­den. Manch’ spa­ni­sche Spe­zia­li­tät bleibt ei­nem den­noch auf Dau­er ver­schlos­sen, war­um die Re­stau­rant-Che­fin bei­spiels­wei­se die aus der Spül­kü­che ge­hol­ten, fri­schen Tas­sen und Glä­ser stets ein­zeln vom vol­len auf das lee­re Ta­blett um­schich­tet, statt das lee­re kur­zer­hand mit­zu­neh­men und das vol­le an des­sen Platz zu stel­len. Der­lei Op­ti­mie­rung wür­de un­ser­ei­ner schon aus Grün­den der Faul­heit be­trei­ben, aber wo­mög­lich ist dies schon wie­der zu teu­to­nisch ge­dacht und die me­di­ter­ran-me­di­ta­ti­ven Aspek­te des Be­cher-Um­schlich­tens igorant über­se­hend...

Na egal, wir sind ja zum Ge­nie­ßen da und nicht als un­be­stell­te Pro­zeß­op­ti­mie­rer und Un­ter­neh­mens­be­ra­ter in der Pflicht. Dar­um lie­ber ein we­nig zick­zack ge­lau­fen und die ver­streu­ten Zu­ta­ten zu­sam­men­ge­sam­melt, als das Per­so­nal mit Vor­schlä­gen zur bes­se­ren Pla­zie­rung von Spei­sen, Ge­trän­ken und Werk­zeu­gen un­nö­tig ver­wirrt und be­frem­det. Und in Ei­le ist man ja im Ur­laub ge­mein­hin auch nicht.

So, ge­füll­ten Bau­ches und mit kom­plet­ten Marsch­ge­päck ver­se­hen, tap­pen wir heu­te wie­der ein­mal nach Sól­ler hin­über. Hat­te ich üb­ri­gens schon er­wähnt, daß es zwi­schen Stadt und Ha­fen ein hi­sto­ri­sches Stra­ßen­bähn­chen gibt? Sehr pit­to­resk! Das Oran­gen­pflücken wäh­rend der Fahrt scheint nicht ver­bo­ten zu sein:

Straßenbahn in Sóller auf eng gefaßter Trasse zwischen zwei Garten-Grundstücken

Dies­mal wol­len wir uns je­doch nicht im Städt­chen ver­lie­ren, son­dern es stram­men Schrit­tes durch­mes­sen, um es am an­de­ren En­de als­bald wie­der zu ver­las­sen. Auch in stark vom Tou­ris­mus be­fal­le­nen Ge­gen­den ist man ge­mein­hin sehr bald al­lein mit sich und der Na­tur, wenn man erst­mal die von Bah­nen, Bus­sen, Ta­xis und Au­tos aus­ge­spuck­ten Men­schen­mas­sen hin­ter sich ge­las­sen hat. So auch hier:

Auf dem Weg durch Felder und Olivenhaine

Das Wan­dern ent­lang der Oli­ven­hai­ne wird nie lang­wei­lig, so viel­fäl­tig zeigt sich der Wuchs der ge­drun­ge­nen Bäu­me in ih­rer kru­sen Knor­zig­keit: Wer schon als Kind mär­chen­haft-un­heim­li­che TV-Er­leb­nis­se mit le­ben­den Bäu­men in Dis­ney-Trick­fil­men hat­te, des­sen Phan­ta­sie sieht Ge­stal­ten oh­ne En­de in den teil­wei­se gro­tesk ver­dreh­ten For­men der Oli­ven­bäu­me.

Sehr in­di­vi­du­ell prä­sen­tie­ren sich auch die mensch­li­chen Be­hau­sun­gen auf dem Land, das ist na­tür­lich nicht nur auf Mal­lor­ca so: Ver­baut wird, was ge­ra­de zur Hand ist, und je nach Be­darf wird hier mal was weg­ge­ris­sen und da mal was dran­ge­stückelt. Daß das Re­sul­tat im­mer noch äs­the­ti­sche Qua­li­tä­ten auf­weist, ja nach­ge­ra­de von ei­ner ge­wis­sen Gran­dez­za [1] sein kann, ist merk­wür­di­ger­wei­se dann aber doch ei­ne süd­län­di­sche Spe­zia­li­tät:

Landhaus zwischen Sóller und Port de Sóller

Spea­king of süd­län­disch: An die­ser Stel­le be­glück­wünscht sich der zone­batt­ler auf’s Neue zu sei­nem Grund­satz, In­seln im ma­re nostrum stets zu Früh­lings­zei­ten auf- und heim­zu­su­chen: Vom pral­len Grün der üp­pig sprie­ßen­den Ve­ge­ta­ti­on ist spä­ter im trocke­nen und hei­ßen Hoch­som­mer näm­lich nicht mehr viel üb­rig, von den dann ob­wal­ten­den Tem­pe­ra­tu­ren nicht zu re­den! Dar­um auf­ge­merkt, verehrte(r) Leser(in): Wer im April nach Mal­ta oder Mal­le reist, wird reich be­lohnt durch bun­te Blü­ten (und gün­sti­ge Vor­sai­son-Prei­se)...

Für wacke­re Wan­ders­leu­te wich­tig ist die ein­deu­ti­ge Be­schil­de­rung der vor­ge­se­he­nen We­ge und Ste­ge, und in die­ser Hin­sicht geht es im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge recht kom­mod zu. Im­mer wie­der fin­det man – zu­min­dest auf den po­pu­lär­sten Rou­ten – höl­zer­ne Strecken-Mar­kie­rer wie die­sen hier vor:

Wanderweg-Markierungspfahl

Als we­ni­ger hilf­reich bis kom­plett un­brauch­bar ha­ben sich da­ge­gen die von der lo­ka­len Tou­ris­mus-Be­hör­de her­aus­ge­ge­be­nen, ko­sten­lo­sen Wan­der­kar­ten er­wie­sen, da ist man mit ein­schlä­gi­gen Wan­der­füh­rern aus den be­kann­ten Ver­la­gen bes­ser be­dient.

Ge­schlaucht von ei­ni­gen ganz­tä­gi­gen Wan­de­run­gen mit et­li­chen Hö­hen­me­tern rauf und run­ter, schal­te­ten wir ge­le­gent­lich mal ei­nen Gang zu­rück und füll­ten den Tag mit eher ge­müt­li­che­ren »Spa­zier­gän­gen« rund um die »Haus­ber­ge« von Port de Sól­ler. Hier kom­men wir ge­ra­de vom Leucht­turm öst­lich der Ha­fen­bucht her­un­ter und ge­nie­ßen den wei­ten Blick auf die­sel­be:

Blick auf Port de Sóller

Man be­ach­te das Mä­del am rech­ten Bild­rand, die den Blick auf ihr Be­tatsch-Te­le­fon al­le­mal in­ter­es­san­ter fin­det als den in die ana­lo­ge Welt. Die Di­gi­ta­li­tis hat na­tür­lich längst die gan­ze Mensch­heit be­fal­len, und der Au­tor die­ser Zei­len ist ja selbst auch mit al­ler­lei auf­merk­sam­keits­ab­sor­bie­ren­den Ge­rät­schaf­ten un­ter­wegs. Den­noch: Die Na­tur hat im­mer noch ei­ne bes­se­re Pi­xel­dich­te und hö­he­re Farb­tie­fe zu bie­ten als je­des Smart­phone, von den son­sti­gen Sin­nes­rei­zun­gen nicht zu re­den!

Doch ge­hen wir wei­ter die Stra­ße hin­un­ter und nä­hern wir uns dem Hei­mat­ha­fen von oben her. Fried­lich düm­pelt ei­ne Hand­voll Boo­te in der Bucht, fla­nie­ren al­ler­lei Men­schen die Pro­me­na­de ent­lang, se­geln ein paar Mö­ven über die Sze­ne­rie hin­weg. Ein­mal mehr sei hier Port de Sól­ler je­nen Ur­lau­bern emp­foh­len, die ei­ne lau­schi­ge Land­par­tie ei­ner rau­schi­gen Strand­par­ty vor­zie­hen...

im Anmarsch auf Port de Sóller

Un­ten an­ge­kom­men geht es dann noch auf der Strand­pro­me­na­de an all den Re­stau­rants und Ho­tels vor­bei zum ei­ge­nen Heim am an­de­ren En­de des Bucht­bo­gens, und was steht da vor un­se­rem Haus und an der End­hal­te­stel­le um­keh­rend? Ge­nau, die put­zi­ge Stra­ßen­bahn. Ich hat­te ja schon in der er­sten Epi­so­de er­wähnt, daß die ein­fa­che Fahrt 5,00 EUR pro Na­se ko­stet, wes­we­gen ich aus Geiz und Ra­che die Fahrt nur ein­mal leib­haf­tig ge­nos­sen, an­son­sten aber das nost­al­giet­rie­fen­de Roll­ma­te­ri­al eben­so flei­ßig wie ko­sten­frei ab­ge­lich­tet ha­be:

abfahrbereite Trambahngarnitur

Des zonebattler’s ir­ra­tio­na­le Af­fi­ni­tät zu tu­ten­den Tram­bahn­zü­gen mag mit sei­nem Hang zu schmal­spu­ri­gen Feld­bah­nen zu­sam­men­hän­gen, der wie­der­um auf früh­kind­li­che Prä­gung zu­rück­zu­füh­ren ist. Im­mer­hin ist er in­zwi­schen er­wach­sen ge­nug, um dar­aus we­der ein neu­es Hob­by noch ei­ne wei­te­re Samm­lung zu ma­chen...

Zum Ab­schluß der heu­ti­gen Fol­ge läßt der Be­richt­erstat­ter stolz den kunst­ge­schicht­lich Halb­ge­bil­de­ten raus­hän­gen und prä­sen­tiert ei­ne Hom­mage an Cas­par Da­vid Fried­rich und des­sen be­rühm­te »Rücken­fi­gu­ren«:

Wandererpaar beim Picknick mit Meeresblick

Beim – gänz­lich un­in­sze­nier­ten – Fest­hal­ten der­ar­ti­ger An­blicke ist un­ser­ei­ner im­mer ziem­lich ner­vös: Die zu­fäl­lig ge­se­he­ne Sze­ne kann von ei­ner Se­kun­de zur an­de­ren un­wie­der­bring­lich da­hin sein, und Ar­ran­gie­ren läßt sich ja nix mit arg­lo­sen Ak­teu­ren, die von ih­rer ad-hoc-Ver­wen­dung als mo­tiv­be­rei­chern­de, wenn­gleich an­ony­me Staf­fa­ge gar nichts wis­sen (sol­len). Dar­um hur­tig aus der Hüf­te ge­schos­sen und gleich ein paar mal hin­ter­ein­an­der auf den Aus­lö­ser ge­drückt in der Hoff­nung, da­bei nicht nur Aus­schuß pro­du­ziert zu ha­ben. Wenn sich so­dann beim über­leg­ten Kom­po­nie­ren das Mo­tiv vor ei­nem un­ver­se­hens auf­löst, hat man zu­min­dest die Chan­ce, beim spä­te­ren Ana­ly­sie­ren der Aus­beu­te doch noch ein leid­lich pas­sa­bles Fo­to vor­zu­fin­den...

Den be­wußt in der Bild­mit­te pla­zier­ten Seg­ler er­klä­re ich hier­mit kur­zer­hand zum Cliff­han­ger, um in der Le­ser­schaft Neu­gier auf die näch­ste Fol­ge zu schü­ren: Dort wer­de ich den wei­ßen Vier­ma­ster sei­ner Ei­gen­schaft als Pro­jek­ti­ons­flä­che für ar­chai­sche Fern­weh- und Welt­flucht­träu­me jäh be­rau­ben und ihm so­zu­sa­gen die mon­dä­ne Mas­ke vom Ge­sicht rei­ßen. Bis dem­nächst!

 
[1] Falls jetzt hier ein Spitz­f­in­di­kus mä­kelnd ein­wer­fen mag, daß man den Ter­mi­nus Gran­dez­za als Syn­onym für »wür­de­vol­les Be­neh­men« nur auf Men­schen an­wen­den kann, so sei dem kon­ternd er­wi­dert, daß auch Ge­bäu­den durch­aus ei­ne Per­sön­lich­keit und See­le in­ne­woh­nen kann.

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Sonntag, 21. September 2014

Abend­spa­zier­gang

feliner Freigänger auf dem der zonebattler'schen homezone gegenüberliegenden Haus
Dienstag, 16. September 2014

Par­al­lel­welt

Um der spät­som­mer­lich-hef­ti­gen Heim­wegs-Hit­ze heu­te hilf­rei­che Ab­küh­lung durch chil­len­de Gän­se­haut ent­ge­gen­zu­set­zen, ha­be ich mir zum Fei­er­abend ei­ne Do­sis aus dem Wag­ner­schen Mu­sik-Kos­mos ver­ord­net und mir aus­ge­wähl­te Aus­zü­ge aus dem »Par­si­fal« au­ral ver­ab­folgt.

Gurn­emanz:

Dem Heil­tum bau­te er das Hei­lig­tum.
Die sei­nem Dienst ihr zu­ge­s­in­det
auf Pfa­den, die kein Sün­der fin­det,
ihr wißt, daß nur dem Rei­nen
ver­gönnt ist, sich zu ei­nen
den Brü­dern, die zu höch­sten Ret­tungs­wer­ken
des Gra­les Wun­der­kräf­te stär­ken.

Da muß­te ich denn doch ver­hal­ten grin­sen: Die Ker­le vor mir sa­hen teil­wei­se eher wie stau­bi­ge Brü­der aus und we­ni­ger wie sol­che, die »zu höch­sten Ret­tungs­wer­ken des Gra­les Wun­der­kräf­te stär­ken«. Aber mit­un­ter irrt man sich ja in der Be­ur­tei­lung von Äu­ßer­lich­kei­ten...

Sonntag, 14. September 2014

Pim­mel-Pilz

kurioser Pilz in des zonebattler's heimischen Jagdgründen
Freitag, 12. September 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (3)

Nach­dem uns Port de Sól­ler schon vor Rei­se­an­tritt als idea­ler Aus­gangs­punkt für wun­der­ba­re Wan­de­run­gen emp­foh­len ward, hat­ten wir ei­nen Miet­wa­gen nur für die letz­te Ur­laubs­wo­che ge­bucht. Zu­nächst woll­ten wir uns per pe­des im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge be­we­gen: Was soll man sich auch ein kost­spie­li­ges und platz­grei­fen­des Ve­hi­kel an’s Bein bin­den, wenn’s in der Nah­zo­ne rund um den Fe­ri­en­ort schon so viel zu ent­decken gibt?

Al­so schnür­ten wir die Wan­der­stie­fel und mach­ten uns auf nach Sól­ler, dem ei­gent­li­chen Ort zum Ha­fen. Schon nach ein paar hun­dert Me­tern land­ein­wärts stie­ßen wir auf ein auf­ge­las­se­nes und de­so­lat van­da­li­sier­tes Ho­tel, in des­sen gleich­falls de­pri­mie­rend ver­müll­ten Pool ein Bild des Jam­mers sich dem Be­trach­ter (und sei­nem Ka­me­ra­ob­jek­tiv) dar­bot:

toter Plüsch-Pokemon in einem seit langem aufgelassenen Hotel-Pool

Der to­te Plüsch-Po­ke­mon Qua­put­zi mit den weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen war un­zwei­fel­haft er­mor­det wor­den, in sei­nen Pu­pil­len spie­gel­te sich na­men­lo­ses Ent­set­zen. Frö­sche son­der Zahl quak­ten um ihm her­um ein (eher dis­so­nan­tes) Re­qui­em. Hier kam of­fen­kun­dig je­de Hil­fe zu spät. Trau­rig tapp­ten wir wei­ter. [1]

In Sól­ler an­ge­kom­men, be­geg­ne­ten wir zu­nächst ein­mal der put­zi­gen Tram, die sich dort mit freund­lich war­nen­dem Ge­tu­te ih­ren Weg ins Stadt­zen­trum bahnt:

Straßenbahn in Sóller

Wun­der­sa­mer­wei­se pas­sie­ren dort kaum Un­fäl­le: Markt­trei­ben, Men­schen­men­gen und schie­nen­ge­bun­de­ner Ver­kehr kom­men im öf­fent­li­chen Raum ganz gut mit­ein­an­der aus. Wo­bei so ein Stra­ßen­b­ähn­lein na­tür­lich auch nicht so lan­ge Brems­we­ge auf­weist wie ei­ne »rich­ti­ge« Ei­sen­bahn, mit­hin weit we­ni­ger ge­fähr­lich ist. Den­noch, gut auf­pas­sen müs­sen die Fah­rer al­le­mal!

Zu­mal der arg­los da­hin­fla­nie­ren­de Tou­rist ja oft­mals nicht so recht auf sei­nen Weg ach­tet, son­dern den Blick nach oben wen­det, um die Se­hens­wür­dig­kei­ten des süd­li­chen Stadt­bil­des zu er­ha­schen und zu ge­nie­ßen. Recht oft kommt ei­nem da­bei die mal­lor­qui­ni­sche Flag­ge vor die Lin­se, die in­su­la­ren Spa­ni­er ha­ben zwei­fel­los ih­ren ei­ge­nen Stolz und zei­gen den auch de­mon­stra­tiv vor:

Flagge vom Mallorca

Ob sich die se­pa­ra­ti­sti­schen An­wand­lun­gen der Ba­lea­ren-Be­woh­ner wohl ver­stär­ken, falls sich die Schot­ten dem­nächst vom Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich los­sa­gen soll­ten? Für un­ser­ei­nen ist schwer ein­zu­schät­zen, ob der­lei Be­flag­gun­gen spe­zi­fi­schen Lo­kal­stolz si­gna­li­sie­ren, Über­bleib­sel vom letz­ten Volks­fest sind oder schlich­te Folk­lo­re, den baye­ri­schen Wap­pen und Wim­peln in hei­mi­schen Schre­ber­gär­ten ver­gleich­bar. Ob­wohl man auch da nicht im­mer weiß, wes Gei­stes Kind der Auf­stel­ler ist...

Schlen­dern wir mal wei­ter ins Zen­trum, wo­selbst sich an der Pla­ça Con­sti­tu­ció die Kir­che Sant Bar­tom­eu er­hebt. Die ist ge­nau­so ori­gi­nell-pit­to­resk wie ih­re be­rühm­te Na­mens­vet­te­rin im Ober­baye­ri­schen, aber im Ge­gen­satz zu die­ser von Oran­gen­bäu­men um­stellt und ge­ziert, die in und um Sól­ler präch­tig ge­dei­hen und de­ren au­ßer­or­dent­lich aro­ma­ti­sche Früch­te all­er­o­ten für klei­nes Geld feil­ge­bo­ten wer­den:

Pfarrkirche Sant Bartomeu inmitten von Sóller

Die Stim­mung dort am Plat­ze vor der Kir­che ist wirk­lich sehr er­bau­lich: Ei­len­de und Wei­len­de, ent­spann­te Ca­fé-Be­su­cher, ge­sti­ku­lie­ren­de Dis­ku­tan­ten, spie­len­de Kin­der, gur­ren­de Tau­ben und bim­meln­de (resp. tu­ten­de) Bähn­chen, da ist es gut sit­zen und vor-sich-hin-Blin­zeln...

Wenn er sich an dem be­schau­lich da­hin­blub­bern­den Klein­stadt­le­ben satt­ge­se­hen hat, hält der zone­batt­ler ger­ne nach Ku­rio­si­tä­ten Aus­schau, für bi­zar­re De­tails un­ter­hält er ja auch ei­ne ei­ge­ne Ab­tei­lung in sei­nem vir­tu­el­len Schau­ka­sten. Das hier ist ihm zum Ex­em­pel in Sól­ler als nach­den­kens- und fest­hal­tens­wert auf­ge­fal­len:

Warnschild mit Strafandrohung

Auch oh­ne nen­nens­wer­te Spa­nisch-Kennt­nis­se ver­moch­te un­ser­eins mit sei­nem an­ti­ken La­ti­num die Bot­schaft ent­zif­fern, wo­nach das Auf­sam­meln von Hun­de­kacke ob­li­ga­to­risch sei und das Igno­rie­ren die­ser An­ord­nung mit ei­nem Ord­nungs­geld von 60 bis 300 EUR, min­de­stens je­doch 70 EUR be­legt ist. Da fragt man sich schon, wel­cher Bü­ro­krat die­se ei­gen­ar­ti­ge Rech­nung an­ge­stellt hat. Aber egal, man muß nicht al­les ver­ste­hen, zu­mal dann nicht, wenn man selbst kein Hun­de­hal­ter ist...

Jetzt aber end­lich zum Hö­he­punkt des Ta­ges und der Er­klä­rung, war­um die dies­jäh­ri­ge Ur­laubs­be­richt­erstat­tung un­ter dem Ti­tel »Über­ra­schungs­in­sel« fir­miert. Hier naht die näm­li­che Über­ra­schung an Bord der längst ge­wohn­ten Stra­ßen­bahn, die der Be­rich­ten­de schon rou­ti­ne­mä­ßig fo­to­gra­fisch ein­zu­fan­gen trach­te­te:

ein weiterer Straßenmbahnzug in Sóller

»Was machst denn Du hier?!« tön­te es un­ver­hofft vom Trieb­wa­gen her­ab. »Was machst denn Du hier?!« rief auch der zone­batt­ler fast si­mul­tan und lip­pen­syn­chron hin­auf, denn er hat­te zur glei­chen Zeit ein be­kann­tes Ge­sicht er­späht. Man mag es kaum glau­ben, aber un­ser Für­ther Miet­Mi­chel stand (nebst ein paar auch uns be­kann­ten Kum­pa­nen und ei­ner Kum­peline) im Wag­gon und rat­ter­te mit ihm in die End­hal­te­stel­le ein.

Gro­ßes Hal­lo und aus­gie­bi­ges Um­ar­men, man hat­te sich da­heim trotz nach­bar­schaft­li­cher Nä­he seit Mo­na­ten nicht ge­se­hen, und hier, gut 1.200 km weit weg von da­heim, ren­nen sich die Für­ther fast über den Hau­fen. Ir­re! Wo­bei das erst der Auf­takt der sto­cha­sti­schen Un­wahr­schein­lich­kei­ten war: Gut ei­ne Wo­che spä­ter – als wir uns zum Zwecke der Ab­ho­lung ei­nes Miet­wa­gens erst­mals in die Haupt­stadt Pal­ma de Mal­lor­ca be­ga­ben – tra­ten wir mit­tags nach stun­den­lan­gem Kunst­mu­se­ums­be­such auf den Vor­platz hin­aus und tra­fen dort ... den Miet­Mi­chel samt Be­glei­tung an! Und als hät­ten wir den Hat­trick vor­aus­ge­ahnt, sa­hen wir ihn spä­ter an sei­nem Rück­rei­se­tag noch ein drit­tes Mal, als wir uns im in­ner­städ­ti­schen Stra­ßen­ge­wirr Pal­mas ver­franz­ten und un­ver­hofft am zen­tra­len Bus-Ter­mi­nal vor­bei­fuh­ren, wo die Miet­Mi­che­lei den Weg zum Flug­ha­fen zwecks Heim­rei­se an­trat. Da­heim läuft man sich al­len­falls ein bis zwei Mal im Jahr un­ge­plan­ter­ma­ßen über den Weg, und drun­ten auf Mal­le schafft man’s drei Mal hin­ter­ein­an­der in­nert 14 Ta­gen! Und wer weiß, wie­vie­le Für­ther man wäh­rend des In­sel­auf­ent­hal­tes nur knapp ver­fehlt hat...

Tja, das staun­te die mit­ge­führ­te bes­se­re Hälf­te als pro­fes­sio­nel­le Sta­ti­sti­ke­rin, und auch die stets auf Draht sei­en­den Tau­ben reck­ten die Häl­se und wun­der­ten sich:

auf Draht seiende Tauben

Es wird ja ger­ne ge­feixt, daß man der Ba­lea­ren größ­tes Ei­land als 17. Bun­des­land der Bun­des­re­pu­blik an­se­hen kön­ne. Nach der­lei Be­geg­nun­gen ist man ge­neigt, der sa­ti­ri­schen Über­trei­bung ein Körn­chen Wahr­heit zu at­te­stie­ren. Üb­ri­gens wa­ren Miet­Mi­chel & Co. so­wie der zone­batt­ler samt Hal­te­rin an je­nem Ta­ge erst­mals im Städt­chen. Eben­so be­lu­stigt wie be­glückt ging man dann wie­der sei­ner un­ter­schied­li­chen We­ge...

Un­ser­eins mar­schier­te spä­ter wie­der zu­rück ans Meer und fing zum gu­ten Schluß noch ein paar pro­me­nie­ren­de Mä­dels im abend­li­chen Port de Sól­ler ein:

junge Mädchen beim Abend-Auslauf an der Strandpromenade von Port de Sóller

Obi­ges Bild ist als un­ver­fäng­li­ches Stim­mungs­fo­to zu ver­ste­hen, wer zu Stu­di­en­zwecken und aus staats­bür­ger­li­chem In­ter­es­se her­aus auf De­tails er­picht ist, sei hier auf mei­ne Samm­lung von Da­men­bei­nen ver­wie­sen.

Tja, so bringt man sich die Er­in­ne­run­gen an ei­nen früh­lings­war­men Ur­laubs­tag wie­der zu­rück ins Ge­dächt­nis, der­wei­len drau­ßen der Herbst mit grim­men Re­gen­wet­ter den Som­mer end­gül­tig zu ver­drän­gen sich an­schickt. Da ist das zeit­li­che Strecken der Ur­laubs-Er­zäh­lung psy­cho­lo­gisch durch­aus nicht un­pfif­fig. Fünf wei­te­re Fol­gen ha­be ich noch vor­ge­se­hen, aus Grün­den der Selbst­dis­zi­pli­nie­rung ver­spre­che ich aber jetzt schon der ge­neig­ten Le­ser­schaft, spä­te­stens bis Sil­ve­ster da­mit fer­tig zu sein. In die­sem Sin­ne: Bis dem­nächst!

 
[1] Wir ka­men im Lau­fe der näch­sten zwei­ein­halb Wo­chen noch mehr­fach an die­ser Stät­te des Grau­ens vor­bei, je­des­mal por­trä­tier­te ich den Ge­meu­chel­ten, der leb­los, je­doch mit ei­gen­ar­ti­ger Wür­de in dem be­to­nier­ten Tüm­pel düm­pel­te. Freun­de aus Nürn­berg, die ei­ni­ge Wo­chen nach uns ih­ren Ur­laub an glei­cher Stel­le ver­brach­ten, be­rich­te­ten uns spä­ter, daß sie das tri­ste Was­ser­loch oh­ne den blau­en Spi­ra­li­ker vor­ge­fun­den hat­ten. Wir wer­den sein Schick­sal wohl nim­mer­mehr er­grün­den kön­nen...

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Montag, 8. September 2014

Kon­trast­mit­tel

Des zonebattler’s ho­me­zo­ni­ges Re­chen­zen­trum (Tower-PC, Mo­ni­tor, zwei Brüll­wür­fel, Ta­sta­tur, Maus, Scan­ner und Drucker) war ur­sprüng­lich ganz in de­zen­tem Be­am­ten-Bü­ro-Beige ge­hal­ten, vie­le wer­den sich noch an die­se farb­lo­sen Zei­ten er­in­nern. Heut­zu­ta­ge ist die pseu­do-no­ble Farb­kom­bi­na­ti­on Silber/Schwarz en vogue, letz­te­res ger­ne in der staub­an­zie­hen­den und über­aus kratz­emp­find­li­chen »Klavierlackeffekt«-Abart. Auch bei mir wur­den al­ters­schwa­che und ob­so­le­te Ge­rät­schaf­ten nach und nach durch dunk­le Nach­fol­ger er­setzt. Zu­letzt war nur noch mei­ne treue Ta­sta­tur üb­rig (Cher­ry Mo­dell RS 6000 M), die dank so­li­der Me­cha­nik, ab­rieb­fest ein­ge­la­ser­ter Ta­sten­be­schrif­tung und rei­ni­gungs­freund­li­chem Auf­bau ewig zu hal­ten ver­sprach.

Lei­der hat der un­längst be­schaf­te, qua­si-neue Ge­braucht-PC des En­des­un­ter­fer­tig­ten kei­ne PS/2‑Buchsen mehr zum Be­trieb von Hack­brett und Na­ge­tier. Da war die al­te Ta­sta­tur nim­mer an­zu­schlie­ßen, zu­mal auch ein rein me­cha­ni­scher Ad­ap­ter kei­ne USB-Taug­lich­keit mehr hät­te her­stel­len kön­nen. Mit der dem Rech­ner bei­gege­be­nen Ori­gi­nal-Ta­sta­tur konn­te ich mich nicht an­freun­den, das heu­te üb­li­che »low con­trast« De­sign (schwar­ze Ta­sten, dun­kel­grau be­schrif­tet) taugt ei­nem nicht, wenn man das blin­de Tip­pen nie ge­lernt hat und abends über­dies ger­ne bei schum­me­ri­ger Be­leuch­tung in die Ta­sten haut. Ich sann auf eben­so ef­fi­zi­en­te wie ef­fek­ti­ve Ab­hil­fe...

Die simp­le und preis­wer­te Lö­sung be­stand im Kauf ei­ner ge­brauch­ten USB-Va­ri­an­te der ge­lieb­ten Cher­ry-Ta­sta­tur in schwar­zer Aus­füh­rung via eBay. Für ei­nen glat­ten Zeh­ner (in­klu­si­ve Por­to) fisch­te ich ein elek­trisch pas­sen­des USB-Hack­brett aus der Bucht, wel­ches ich so­fort nach Er­halt zer­leg­te und gründ­lich rei­nig­te. Der ei­gent­li­che Clou aber be­stand im an­schlie­ßen­den Ver­hei­ra­ten des schwar­zen Ta­sta­tur-Un­ter­baus mit den hell­grau­en Ta­sten des al­ten Ex­em­plars:

umgebaute Tastatur Cherry RS 6000 M

Schaut schick, aus, nicht war? Paßt vor­züg­lich zum Rest der auf dem Schreib­tisch her­um­lun­gern­den PC-Pe­ri­phe­rie, läßt sich aber nach wie vor auch bei Fun­zel­licht be­stens be­die­nen! Lei­der ist im Ge­häu­se­bo­den die Aus­spa­rung für das ge­die­gen­heits­meh­ren­de Bal­last-Blech weg­ra­tio­na­li­siert wor­den, aber mit dem Ge­wichts­ver­lust kann ich eher le­ben als mit un­le­ser­li­cher Be­schrif­tung.

Die nach der Ba­stel­ak­ti­on üb­rig­ge­blie­be­nen Ein­zel­tei­le ha­be ich selbst­re­dend nicht et­wa weg­ge­wor­fen, son­dern zu ei­ner kom­ple­men­tär ko­lo­rier­ten Ku­rio­si­tät zu­sam­men­ge­setzt:

umgebaute Tastatur Cherry RS 6000 M

Schaut ja auch nicht ganz ver­kehrt aus (und er­in­nert mich an mei­ne bun­te Hand­staub­sauger-Spie­le­rei), taugt aber aus mei­ner al­ters­schwa­chen Sicht nur als Er­satz­teil­spen­der (falls ich z.B. mal die fe­dern­de Si­li­kon-Mat­te oder das dar­un­ter­lie­gen­de Kon­takt­fo­li­en-Sand­wich aus­tau­schen müß­te).

Scha­de nur, daß mir mit­un­ter trotz gut sicht­ba­rer Ta­sten die rech­ten Wor­te zum je­wei­li­gen An­laß nicht ein­fal­len wol­len: Wenn der Mu­sen­kuß aus­bleibt, nützt das be­ste Werk­zeug nix. Aber es scha­det auch nicht, für den Fall des plötz­lich her­nie­der­fah­ren­den Gei­stes­blit­zes gut ge­rü­stet zu sein...

Sonntag, 7. September 2014

Aus­ge­knipst

Freund Le­xi­ka­li­ker hat sich – prag­ma­tisch wie er nun mal ist – ei­nen Schal­ter zur so­for­ti­gen Her­stel­lung von Ru­he im Hirn ein­ge­baut, sehr an­schau­lich und be­bil­dert be­schrie­ben im Bei­trag »Kopf­schmuck«. Die Er­fin­dung soll­te auch für auf­merk­sam­keits­de­fi­zi­tär und hy­per­ak­ti­vi­täts­syn­droma­tisch ge­plag­te Wirr­köp­fe wie den zone­batt­ler von gro­ßem the­ra­peu­ti­schen Nut­zen sein! Ich könn­te mir al­ler­dings vor­stel­len, daß die Ein­bau­po­si­ti­on für ei­nen Rücken­schlä­fer la­tent un­gün­stig ist und kon­tra­pro­duk­ti­ver­wei­se ge­fähr­li­che Schwing- und Auf­schau­kel­zu­stän­de be­gün­stigt...

Samstag, 6. September 2014

Fron­tal­an­griff

Baukran in der Fürther Winklerstraße