Anfangs zog es uns gar nicht groß von dannen, zu interessant war es ja schon vor der eigenen Tür: Die ersten Urlaubstage verbrachten wir tatsächlich in und um Port de Sóller herum und waren dabei nur zu Fuß unterwegs. Ein schönes Wanderziel gab der bereits im ersten Teil erwähnte Wehr- und Wachturm Torre Picada ab, der sich trutzig über Bucht und Hafen erhebt. Leider ist er ebenso strategisch gut plaziert wie mittlerweile in Privatbesitz und daher fest verschlossen, der Besucher kann also nur sehnsuchtsvoll an seinen dicken Mauern emporblicken und muß auf die oben zweifelsfrei vorhandene, fantastische Rundumsicht leider verzichten...
Na gut, unverstellten Fernblick auf das Meer wird man wohl anderswo schon noch öfters geboten kriegen, dachten wir uns und wandten den Blich daher wieder zu Boden. Und siehe da, auch im dichten Gestrüpp gibt es Lohnendes zu sehen. Zum Exempel diese mallorquinische Ziege mit ihren merkwürdigen, äh, zitzenartigen »Schniepfeln« am Halse, deren evolutionären Sinn und Zweck näher auszuführen ich zuständigerhalber den eventuell hier mitlesenden Biologen überlasse:
Ob die in der lieblichen Landschaft herumstrolchenden Ziegen samt Familie nun wilde Exemplare oder domestizierte solche waren, ist schwer zu sagen. Jedenfalls bewegten sie sich ungerührt und fröhlich – vorne kauend, hinten kackend – über die Insel, des Menschen Nähe nicht unbedingt suchend, aber auch nicht wirklich vermeidend.
Weiteres felltragendes Getier werden wir später noch zu sehen kriegen. Einstweilen tappen wir mal den Berg hinunter und sehen uns eine typische kleine Bucht an der westlichen Küste Mallorcas an. Wie man sieht, tummeln sich dort mangels breiter Sandstrände keine Touristenmassen, sondern allenfalls ein paar einzelne Wanderer:
Kennt man eine, kennt man alle: Ein paar blechbedachte Hütten hier, ein befestigter Slipway ins Wasser da, diverse Fischerboote in verschiedenen Stadien des Verfalls daneben, so schauen die meisten der kleinen, landschaftlich herrlich gelegenen Meereszugänge aus. Mitunter räkeln sich dort auch heimische Meerjungfrauen:
Der Berichterstatter gesteht freimütig, den Entstehungsort seiner geogetaggten Fotos von Bucht nebst Nixen soeben nochmals per Google Earth »angeflogen« zu haben, um die gezeigte Bucht bei Llucalcari (einem Ortsteil von Deià) korrekt verorten und benennen zu können: Im Nachhinein vermengen sich die ähnlichen Lokalitäten in des zonebattler’s Synapsengespinst ohnehin zu einem einzigen, idealtypischen Ort des sanft-salzigen Säuselns...
Springen wir nun aber wieder zurück in den »Heimathafen« Port de Sóller, an dessen Gestaden eher die deutlich jüngeren (oder erheblich älteren) Mädels anzutreffen sind, erstere mit noch spürbarer Lust an bewegungsreichem Sport & Spiel:
Des Autors Abendsport bestand im Wesentlichen darin, zum Einfangen solcher Szenen seine Kamera in Richtung Motiv zu halten und abzudrücken. Dies allerdings ohne schlechtes Gewissen, denn sein Tagespensum an kalorienverzehrender Bewegung hatte er in Form ausgedehnter Tageswanderungen dann ja meist schon erbracht. Und als Stadtbewohner kann er sich in den Ferien eh nix Netteres vorstellen, als abends träge auf einer Bank an der Uferpromenade dem Sonnenuntergang entgegenzudösen (und allenfalls hier und da mal den Verschluß seiner Knipse auszulösen)...
Für seine nach bunten Bildern lechzende Leserschaft rafft sich der zonebattler aber nochmals auf und schlendert in den Hafen rüber, wo man nach farbenfrohen Genre-Motiven nie lange suchen muß:
Ein, zwei mittlelgroße Fischtrawler scheinen in Port de Sóller stationiert zu sein, das Gros der an der Mole angebundenen kleineren Schiffchen dient heutzutage wohl überwiegend Freizeitzwecken oder allenfalls der Versorgung der eigenen Familie mit frischen Fischen, Krabben oder anderen verzehrbaren Wasserbewohnern. Seite an Seite dümpeln sie da im Abendlicht friedlich dem nächsten Tag entgegen:
Schaut man genauer hin, so fällt einem auf, daß recht viele Boote – insbesondere die reinen Hobbykähne – kaum mehr benutzt und gepflegt zu werden scheinen. Ein Auto kann man in die Garage stellen; ein Boot am Landungssteg mag noch so schön und teuer gewesen sein, Sonne, Salz und Feuchtigkeit befördern unerbittlich die schnell voranschreitende Korrosion. Wer seine Jolle nicht beständig pflegt oder instandhalten läßt, dem gammelt sie schneller unter dem Hintern weg, als einem lieb sein kann. Die laufenden Unterhaltungskosten scheinen längst nicht alle bedacht zu haben, die sich »mal eben« ein kostspieliges Statussymbol ins Wasser gesetzt haben...
Schiffe sind dem wankel(un)mütigen Berichterstatter aber ohnehin eher suspekt, zumal die kleinen solchen, bei deren Geschaukele sein Verdauungstrakt verdrießlicherweise schnell auf Schubumkehr schalten kann. Daher wendet er sich wieder dem Landverkehr zu, namentlich dem spurgebundenem. Hier schnurrt einer der letzten Trambahnzüge des Tages bei tiefstehender Abendsonne in Richtung Sóller davon:
Wiewohl der Endesunterfertigte im Zivilberuf stolzer Eisenbahner ist, so sind ihm doch – im Gegensatz zu seinen ferrophilen Kollegen – Schienenfahrzeuge im Privatleben weitgehend schnuppe. Aber diese hölzernen Bimmelbähnlein [1] – ein Teil des betagten Fuhrparks stammt übrigens von der berühmten Lissabonner Straßenbahn – haben doch was Putziges und rühren sein seit jeher sentimentales Herz...
Und damit genug für heute: In der nächsten Folge machen wir uns auf in die Berge und kommen danach auch ins nahe Städtchen Sóller, wo sich eine jener überraschenden Begegnungen zutrug, die dieser kleinen Reise-Reprise ihren Namen gegeben haben. Bis dahin!
[1] Recht eigentlich müßte es Tutebähnlein heißen, denn die Triebwagenführer vertreiben lebende Fahrthindernisse nicht mit Glocken- oder Schellen-Einsatz, sondern vermittels preßluftgetriebener Hupen von tiefer Tonlage. Was die goldigen Vehikel noch putziger macht!
Süßer und scharfer Senf: