Inspiriert durch einen Hobby-Kollegen, der unlängst im Old Fidelity-Forum einen B&O Beomaster 4000 erwähnte, habe ich mich mal näher mit der HiFi-Historie von Bang & Olufsen beschäftigt. Sehr schnell war mir klar, daß mich deren überteuertes, neumodisches Gelumpe kein bißchen interessiert, es in der Vergangenheit aber fraglos tolle Sachen – zumindest designmäßig – vom dänischen Nobel-Hersteller gegeben hat.
Als nächstes habe ich mir dann die schön gestaltete und aufwendig gemachte B&O Sammler-Bibel von Tim & Nick Jarmann kommen lassen, und nach einigen zusätzlichen Internet-Recherchen war mir klar, worauf es hinauslaufen würde:
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Der »heilige Gral« – sprich die mondäne Verstärker-/Tuner-Kombination aus Beolab 5000/Beomaster 5000 im außergewöhnlichen Rechenschieber-Design aus dem Jahr 1967 – ist ebenso selten wie (zu) teuer.
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Der Beomaster 3000–2 (1971) ist schön und leicht zu kriegen, aber groß und durch seine Holzhaube etwas konservativ in der Anmutung.
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Die späteren Modelle (z.B. Beomaster 4400) mit dem abgeschrägten Bedienpult vorne gefallen mir überhaupt nicht.
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Die silbernen Alufronten ziehe ich aufgrund der besseren Ablesbarkeit der Beschriftung und der Harmonie zu den Holzteilen den schwarz eloxierten Ausführungen vor.
Was also blieb mir übrig? Der kleine, feine Receiver Beomaster 901 von 1973:
Den habe ich mir soeben aus der elektrischen Bucht gefischt, dank rudimentärer Beschreibung und dubioser Handy-Fotos hatte ich wenig Konkurrenz und mußte dem Anbieter letztlich nur EUR 36,06 (plus Paket-Porto) dafür löhnen.
Glück hatte ich mit diesem Fang in mehrfacher Hinsicht: Erstens kam das doch recht schwere Gerät trotz unzureichender Verpackung (nur eine Lage alte Blasenfolie im engen Karton) unbeschädigt an, zweitens ließ sich die gelbe Balsamierungsschicht aus Nikotin mit Glasrein problemlos entfernen, drittens wirken die Palisanderholz-Teile nach Einölung mit »Babera«-Holzpflegemittel wie neu, viertens schließlich funktionierte das Gerät auf Anhieb mit nur geringen Alters-Gebrechen (wie leichtem Poti-Kratzen an manchen Regler-Positionen). Ach ja: Die (immerhin 40 Jahre alten) Gummifüße waren hinüber, da habe ich mir gestern in der nahen Conrad-Filiale Ersatz in Form von identisch dimensionierten, richtigen Gerätefüßen zum Anschrauben geholt, die auf Möbeln auch längerfristig keine Spuren hinterlassen (sollten).
Die flache Flunder ist ungeeignet für Leute, die zum Musikgenuß immer auch ein buntes Lichterfest haben wollen: Außer der grünen Stereo-Lampe und der roten, zweigeteilten Stereo-Anzeige gibt es an diesem Apparat nix, was leuchten könnte. Dennoch finde ich das Gerät wunderschön, wegen des ungewöhnlichen Formfaktors, wegen der Einfassung des Holz-Deckels durch Alu-Leisten vorn und hinten, nicht zuletzt natürlich auch aufgrund der äußerst unkonventionellen Gestaltung der Front und ihrer Bedienungselemente. Wie es klingt? Das ist meiner Meinung nach vor allem von den angeschlossenen Lautsprechern und deren Aufstellung im Raum abhängig...
Das einzige, was mir jetzt noch fehlt zu meinem Glück, ist ein passender Aufstellungsort in meiner an Altgeraffel nicht eben armen Wohnung... ;-)
P.S.: Ein Klick auf eines der Fotos bringt eine größere Fassung zur Anzeige.
Toller Fang! Mit der Bitte um Vorführung beim nächsten Besuch :)
#1
Sehr gerne, der Herr! :-)
#2
Als passenden Partner für meinen 40 Jahren alten Neuzugang suche ich jetzt einen 30 Jahre alten CD-Player, der es mit ihm an visueller Originalität aufnehmen kann: Wer mir einen gut erhaltenen (und leidlich funktionierenden) Vertikal-Spieler Dual CD 120 anbieten kann, möge mir ein Angebot machen! Eventuell wäre ich auch an einem der baugleichen Klones des Hitachi DA-1000 von Nordmende (CDP 380), Saba (Audio System 2000) oder einem anderen »Hersteller« bzw. Logo-Draufkleber interessiert...
#3
Fein, fein. Das liest sich gut. Meine B&O‑Teile ( BC5500 & 5000, Beosystem 6500) habe ich vom Sperrmüll und einmal aus einer Kleinanzeige gefischt. Vor allem die alten Sachen bekommt man mitunter recht günstig. Da hat man eine zeitlang viel Spaß.
Optisch sind das zwar immer wahre Wunder gewesen, aber eben auch nur dort. Ich habe sie veräußert und bin über Umwege (GRUNDIG Fine Arts, alte Pioneer aus den 70er Jahren, und und und und und) wieder bei einer Onkyo-Anlage gelandet. Die reicht mir. Lediglich der Plattenspieler ist ein Leckerbissen geblieben (Technics SL‑7, für die Ewigkeit gebaut). Dazu die passenden Boxen (ELAC-Oldschool :-) , 140 cm klein) ... reicht mir. Viel Spaß mit den Bangs!
#4
Vielen Dank, wobei der Plural nicht angebracht ist: Mehr als der eine »Bang« soll es ja gar nicht werden, und ob dieser eine Repräsentant des dänischen Flunder-Designs auf Dauer Bleiberecht bekommt, ist auch noch nicht ausgemacht. Wie bei jeder Art von Oldtimern muß man aufpassen, daß Lust und Last in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen und das auch bleiben. Aber wem sag’ ich das... ;-)
#5
So, die Suchanzeige in Kommentar #3 hat sich schon erledigt. Dank aufmerksamer Foren-Freunde habe ich in Rekordzeit ein schön erhaltenes Exemplar des »nur« 30 Jahre alten DUAL CD 120 als Zuspieler für meinen B&O‑Receiver auftreiben können:
Der via eBay Kleinanzeige offerierte Player stand in Bochum, wurde von einem in der Nachbarschaft des Verkäufers wohnenden (!) Foren-Mitglieds für mich bezahlt, abgeholt, bestens verpackt und per Paket expediert. So kam ich um die für mich zwar kostenlose, aber dennoch latent langweilige Zugfahrt in den Ruhrpott und retour elegant herum.
Einen kleinen Schreck bekam ich bei der ersten Inbetriebnahme, denn der Player gab nur krächzende Geräusche aus seinem Inneren von sich, nicht aber Musik. Ursache war die Transportschutzschraube, die ich angesichts eines leeren Gewindeloches zunächst fehlend wähnte, die aber in Wirklichkeit doch an etwas unsichtiger Stelle vorhanden und korrekt angezogen war: Mit blockiertem Laser-Schlitten kann der beste Player nicht aufspielen! Das tut er jetzt und erfreut damit des zonebattler’s Herz und Ohren. Hoffentlich lebt das musikalische Senioren-Geräte-Duo noch lange!
#6
Ein inspirierender Beitrag. So einen B&O Receiver will ich auch irgendwann mal haben. Vor allem die mit den Schiebereglern und dem Holzgehäuse haben es mir angetan.
#7
Ja, das hat was, gell?! Übrigens habe ich irgendwann mal irgendwo gelesen, daß hinter dem Lautstärke-Steller meiner Flunder gar kein Schiebe-Potentiometer steckt, so lange Bauformen gab es nämlich nicht. Tatsächlich wird über einen Seilzug ein normales Dreh-Poti betätigt. Irre cool, aber mechanisch recht aufwendig und im Fall der Fälle nur mit Geduld und einiger Könnerschaft zu reparieren...
#8
Stimmt. Die Der Lautstärkeregler ist extrem lang. Flach und breit sieht einfach geil aus.
#9
So ist es. Auch wenn’s nicht wirklich praktisch ist... ;-)
#10