Obzwar der zonebattler als semi-autistischer Apparate-Fetischist allerlei libidinöse Verhältnisse zu seinen elektrischen Gadgets unterhält, seine Beziehungen zu schmucklosen Haushaltsgroßgeräten sind gemeinhin doch eher von pragmatischer Nüchternheit geprägt. Die regelbestätigende Ausnahme steht momentan in seinem kalten Treppenhaus und harrt einer ungewissen Zukunft entgegen:
Sieben Jahre Erlangen, sieben Jahre Forchheim, 14 Jahre Fürth. Das sind die drei Stationen meines noblen »Quelle Matura Turbo 1102SL« Waschtrockners gewesen. Mancherlei männliche und weibliche Leibwäsche hat der gar nicht so stumme Diener stets zuverlässig gewaschen, geschleudert und mitunter (in der ersten, recht kleinen und latent feuchten Wohnung) auch getrocknet. Die damit verknüpften Erinnerungen an vergangene Zeiten will ich hier nicht ausbreiten, aber es dürfte offenkundig sein, daß an so einem Blechkasten durchaus auch sentimentale Gedanken hängen können, wenn er einen knapp drei Jahrzehnte lang begleitet und treue Dienste geleistet hat...
Am 17. Oktober 1985 habe ich weiland diesen braunen Brummer erstanden, auf daß er meine erste Wohnung nach dem Auszug aus der mütterlichen Einflußsphäre zieren und meine Textilien erfrischen möge. Farblich sollte er in das in den 1970er Jahren geflieste Bad passen, eine banal-weiße Waschmaschine kam deshalb keinesfalls in Frage. Nein, das auch in »champagner« erhältliche, exklusive Top-Modell aus dem Quelle-Katalog mußte es sein! Immerhin vermochte ich – als junger Eisenbahner – den stolzen Preis von 1.998,00 DM dank des dienstlich verfügbaren »Quelle-Scheines« im Schickedanz’schen »Selgroß«-Großhandelshaus um etwa 12% auf DM 1753,84 zu reduzieren. Was immer noch eine Menge Geldes war, sich aber jetzt im Rückblick auf knappe 9 Euro-Cent pro Tag herunterrechnen läßt. Ein Schnäppchen!
Inzwischen leidet der servile Kamerad aber an altersbedingter Gebrechlichkeit und Inkontinenz. Einen vor Jahren aufgetretenen »Herzinfarkt« konnte ich noch selbst heilen (es waren nur die Motorkohlen abgenutzt, und damals konnte ich noch die paar Kilometer zum heute nicht mehr existierenden Nürnberger AEG-Hausgerätewerk radeln, um passenden Originalersatz zum Selbsteinbau zu erstehen), unbehandelt mußte indes ein Bruch der Ladetüreinfassung oberhalb ihres Scharnieres bleiben:
Nun, dieses Handicap haben wir beide noch mit Fassung und Würde getragen bzw. souverän ignoriert, denn bei schonender Betätigung blieb die Tür bis heute ebenso dran wie dicht. Im Gegensatz zur Laugenpumpe an der tiefsten Stelle des Gerätes: Die kann mittlerweile das Wasser nicht mehr halten, und so sammelte sich während des Herumpanschens, vor allem aber auch danach, eine verräterische und peinliche Pfütze unter dem wackeren Waschknecht an. Die Korrosionsspuren an seiner Pumpe zeigen durchaus deutlich, daß hier eine Organtransplantation die einzig nachhaltig wirksame Kur wäre:
Hier freilich versagen des zonebattler’s Kunst und Können aufgrund des Mangels an Ersatzteilen. Die im Übrigen auch gar nicht so leicht einzubauen wären, ohne den darüberliegenden Bottich und die sonstigen Innereien temporär aus dem Wege zu schaffen. Und ob die ganzen beteiligten Gummi-Arterien und ‑Venen das Abziehen, Draufstecken und Verklemmen noch hinreichend elastisch mitmachen würden, ist auch noch die Frage.
Und deshalb endet hier die Geschichte und das Dienst- und Treueverhältnis meines paradoxerweise zur »weißen Ware« zählenden, beigen Wäschepflegers. Der nur des Waschens, nicht aber des energieverschwenderischen Trocknens mächtige Nachfolger – ein tatsächlich reinweißes Gebraucht-Geschenk einer lieben Freundin – steht schon in der Küche und sorgt mit ungewohnten Geräuschen, Gerüchen und Laufzeiten für anfängliche Irritationen. Na, man wird sich daran gewöhnen, wie an so vieles. Mein alter Recke aber soll nicht unwürdig auf den Recyclinghof verstoßen werden, sondern über eine meiner Auktionen ein gutes neues Herrchen (oder Frauchen) finden und sich nach Möglichkeit in einem Waschkeller mit Ablauf im Boden noch ein paar Jahre nützlich machen...
ZEITMASCHINE, Hammer! So eine hatten ich & mein Kommunarde während Zeiten des Studiums in den 80ern auch. Nagelneu, von seiner Mutter gekauft, damit er sauber bleibt
#1
Epilog: Meine Maschine ging für 1,00 EUR an einen oberfränkischen Waschmaschinen-Sammler. Ja, sowas gibt es. So eine repräsentative Waschmaschinen-Kollektion braucht mehr Platz als beispielsweise die Bleistifte des Lexikalikers, ist aber mindestens so originell und keinesfalls weniger lehrreich...
Besonders gerührt bin ich von der Aussicht, meinen Waschtrockner nicht in der Schrottpresse enden, sondern in einer Art Museum landen zu sehen. Wo ich ihn sogar mal werde besuchen können! Hier die letzte Nachricht vom neuen Besitzer:
Da kriegt der darob gerührte zonebattler fast feuchte Augen...
#2
Schönes 80er Jahre Gerät. Lebt die Maschine denn noch?
#3
Wie ich einen Kommentar weiter oben ausführte, habe ich die Maschine im November 2013 für einen symbolischen Euro veräußert. Was der Sammler aus dem Oberfränkischen mit ihr angestellt hat, entzieht sich meiner Kenntnis...
#4
Ich geh dann mal davon aus, das sie noch lebt. Diese ältere Technik hält fast ewig bei guter pflege. Ich hab auch so alte Geräte über 30 Jahre.
#5