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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


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Die Ver­kehrs­in­sel (15)

Was nun wirk­lich fas­zi­nie­rend ist auf Mal­ta, sind die stei­ner­nen Zeu­gen der Ge­schich­te, an­ge­fan­gen von den früh­stein­zeit­li­chen Tem­pel­an­la­gen über die auch äs­the­tisch bom­ba­sti­schen Fe­stungs­bau­ten des Jo­han­ni­ter­or­dens bis hin zu den Wohn­sied­lun­gen aus bri­ti­scher Ko­lo­ni­al­zeit. Auch wenn es hier und da und dort brö­selt und Wind und Wet­ter ih­re Na­ge­zäh­ne oh­ne Un­ter­laß wet­zen, Mal­ta ist ein Frei­licht-Mu­se­um par ex­cel­lence!

Hier stan­den wir in den Bus­kett Gar­dens, dem (ein­zi­gen!) Wald Mal­tas und er­späh­ten dort ein prunk­vol­les Wap­pen am Ver­da­la Pa­lace, dem of­fi­zi­el­len Sitz des Staats­ober­haup­tes und da­mit so­zu­sa­gen das in­su­la­re Schloß Bel­le­vue [1]:

Detail am Verdala Palace

Auch wenn wir in die­sem un­se­ren zwei­ten Mal­ta-Ur­laub dar­auf be­dacht wa­ren, uns bis da­to un­be­kann­te Ecken der In­seln zu er­kun­den, so zog es uns na­tür­lich den­noch auf’s Neue in je­ne Or­te, die wir schon im Vor­jahr be­gei­stert er­forscht hat­ten. Wie z.B. in die al­te Haupt­stadt Mdi­na, in de­ren mit­tel­al­ter­li­chen Gas­sen-La­by­rinth man im­mer wie­der ger­ne auf den Aus­lö­ser drückt:

in den Gassen von Mdina

An son­nig-hei­ßen Ta­gen lernt man die schat­ti­gen Zu­fluchts­or­te Mdi­nas zu schät­zen und setzt sich ger­ne zu Kaf­fee und Ku­chen in ei­nes der Ca­fés an bzw. in der Stadt­mau­er, wo man über­dies noch ei­nen gran­dio­sen Fern­blick ge­nie­ßen kann...

Doch auch die we­ni­ger schat­ti­gen Se­hens­wür­dig­kei­ten ha­ben ih­ren Reiz, zu­mal die Tem­pe­ra­tu­ren im spä­ten Früh­ling und frü­hen Som­mer durch­aus noch gut aus­zu­hal­ten sind. Al­so sind wir na­tür­lich auch heu­er mit dem Bus ins Fi­scher­städt­chen Mar­sax­l­okk ge­fah­ren, um dort dem bun­ten Trei­ben zu­zu­schau­en. Ganz be­son­ders bunt sind dort be­kann­ter­ma­ßen die Fi­scher­boo­te:

aufgebocktes Fischerboot in Marsaxlokk

Auch an Sonn- und Fei­er­ta­gen kann man die Fi­scher beim Ar­bei­ten be­ob­ach­ten, denn zu tun ist na­tür­lich im­mer et­was: Net­ze müs­sen en­thed­dert und ge­flickt, Mo­to­ren re­pa­riert und ge­schmiert, Be­triebs­stof­fe ge­la­den und ver­staut wer­den. Vor al­lem aber müs­sen die vom Salz­was­ser und der Son­ne mal­trai­tier­ten An­strei­che re­gel­mä­ßig er­neu­ert wer­den, ei­ne Ar­beit, die mit Hin­ga­be und in nach­ge­ra­de kon­tem­pla­ti­ver Ver­sen­kung aus­ge­führt wird:

Fischer beim Anstreichen seines Kahns

Die Mal­te­ser küm­mern sich nicht nur sorg­sam und lei­den­schaft­lich um ih­re Käh­ne und Kut­ter (so­wie um ih­re Schrot­flin­ten), sie ha­ben auch ein Herz für Old­ti­mer auf Rä­dern: Im­mer wie­der be­geg­net man ta­del­los re­stau­rier­ten sol­chen, meist bri­ti­scher Pro­ve­ni­enz. Oft­mals sind sie lei­der schon wie­der weg, be­vor man die Ka­me­ra in An­schlag brin­gen kann, aber ein­mal hat­te ich Glück und konn­te ei­nen lang­sam da­hin­tuckern­den LKW ge­ra­de­zu mu­ster­gü­lig ab­lich­ten:

vortrefflich restaurierter alter Lastwagen

Von Mar­sax­l­okk aus sind wir land­ein­wärts in Rich­tung Nord­we­sten ge­wan­dert, und wenn ich heu­te – zwei­ein­halb Mo­na­te spä­ter – die­se Zei­len nie­der­schrei­be, so ha­be ich wie­der die flir­ren­de Luft vor Au­gen, das Sum­men der In­sek­ten im Ohr, die viel­fäl­ti­gen Düf­te in der Na­se. Und na­tür­lich die Bil­der der Land­schaft im Kopf, die ich im In­ter­es­se der Ver­dich­tung ger­ne auf das We­sent­li­che zu­recht­schnei­de und von stö­ren­dem Drum­her­um be­freie:

Phalanx von Plastik-Tonnen auf einem Acker

Was in die­sen Ton­nen mal drin war, will man ver­mut­lich gar nicht so ge­nau wis­sen. Über al­ler­lei du­bio­se Be­hält­nis­se am Ran­de land­wirt­schaft­li­cher Nutz­flä­chen hat­te ich mich ja schon im letz­ten Jahr be­frem­det ge­zeigt...

Nicht we­ni­ger be­fremd­lich und auch et­was be­droh­lich er­schei­nend, letzt­lich aber be­lu­sti­gend war ein paar Stun­den spä­ter der laut­star­ke Emp­fang, den uns in ei­ner win­zig klei­nen Sied­lung am Rand des Flug­ha­fens von Mal­ta ein paar vier­bei­ni­ge Wäch­ter der Hl. Mut­ter Got­tes be­rei­te­ten:

kläffende Köter, einen Marienschrein bewachend

Wenn man ge­gen den Tur­bi­nen­lärm star­ten­der Pas­sa­gier­jets an­kläf­fen muß, muß man sich schon or­dent­lich ins Zeug le­gen. Im­mer­hin konn­ten auch die­se ar­men Schwei­ne Kö­ter ih­ren Po­sten nicht ver­las­sen und uns nicht in die Wa­den bei­ßen. So konn­ten wir un­ver­seht zum Flug­platz wei­ter­tap­pen, an sei­nem Zaun ent­lang bis zum Ter­mi­nal-Ge­bäu­de mar­schie­ren und dort den­näch­sten Bus Rich­tung Val­let­ta neh­men...

Ver­gan­gen­heit, Ge­gen­wart und Zu­kunft lie­gen auf dem über­schau­ba­ren In­sel­reich recht nah bei­ein­an­der, und es ist ver­blüf­fend, wie schnell man zu Fuß (!) von ei­ner »Zeit­zo­ne« zur näch­sten ge­lan­gen kann. Sprin­gen wir zum Ab­schluß und zum Ex­em­pel noch schnell in die Zu­kunft und schau­en uns ei­ne un­fer­ti­ge Lu­xus-Wohn­an­la­ge an, die auf ei­nem Hü­gel nörd­lich von Na­xxar ent­steht:

unfertige Luxus-Wohnungen

Wie so oft ließ der Zu­stand der Bau­stel­le nicht er­ken­nen, ob hier nur im Rah­men ei­ner aus­ge­dehn­ten Sie­sta pau­siert wur­de, oder ob die zu 85% fer­tig­ge­stell­te Wohn­an­la­ge schon wie­der dem bau­trä­ger­plei­te­be­ding­ten Ver­fall preis­ge­ge­ben ist [2]: Hier und da hör­te man zwar ei­ne Bohr­ma­schi­ne oder ei­ne Sä­ge krei­schen, aber an­son­sten herrsch­te – mit­ten un­ter der Wo­che – Ru­he und Lee­re.

Leer sind nun­mehr auch des Chro­ni­sten Hirn und Wam­pe, wes­halb er sich jetzt in Rich­tung Kü­che und Kühl­schrank ver­ab­schie­det. In der näch­sten und letz­ten Fol­ge sei­nes Rei­se-Rap­ports läßt er es aber dem­nächst noch ein­mal so rich­tig kra­chen!

 
[1] Wenn der zone­batt­ler sich nicht faul­heits­hal­ber um die vor­be­rei­ten­de Lek­tü­re von Rei­se­füh­rer und Wi­ki­pe­dia ge­drückt ge­habt hät­te, dann hät­te er vor­her ge­wußt, daß der Prä­si­den­ten­pa­last der Öf­fent­lich­keit nicht zu­gäng­lich ist und er hät­te sich von sei­ner bes­se­ren Hälf­te nicht berg­auf bis zum ver­schlos­se­nen Zaun trei­ben las­sen müs­sen. Tja, so er­eil­te ihn die ver­dien­te Stra­fe (wo­bei der Fuß­marsch dort­hin na­tür­lich trotz­dem ein schö­ner sol­cher war)...

[2] Man sieht so vie­les auf Mal­ta und Go­zo, was sich un­se­ren teu­to­ni­schen Denk­mu­stern nicht wirk­lich er­schließt. Ist aber um­ge­kehrt ver­mut­lich ge­nau­so.

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