Von ca. 1975 bis März 1983 habe ich mir eine (Klassik-)LP-Sammlung aufgebaut, seit der Einführung der CD dann nur noch silberne Scheiben zugelegt. Neulich holte ich meine Lieblingsaufnahme des Wagner’schen Parsifal aus dem Regal, die ich lange nicht mehr angefaßt hatte, da ich sie vor Jahren schon »gerippt« und unterwegs nur die platzsparende mp3-Fassung gehört habe.
Beim Aufklappen dieser 4‑CD-Box der Deutschen Grammophon machte ich eine sehr unangenehme Entdeckung: Die beiden darin enthaltenen Schaumstoff-Quadrate, die zwischen jeweils 2 gegenüberliegenden CDs eingelegt waren, um dieselben gegen gegenseitiges Beschädigen zu schützen, hatten sich teilweise sehr innig mit den Scheiben verbunden. Offenbar gab es da chemische Reaktionen infolge altersbedingter Weichmacher-Ausdünstung, die teilweise zum bekannten Zerbröseln des Schaumstoffmaterials führten, mitunter aber eben auch dazu, daß sich der Schaumstoff in die Labelseite der CDs regelrecht »einbrannte«. Abspielen lassen sich die derart angegriffenen Discs immerhin (noch)...
Daraufhin habe ich alle meine CD-Boxen und auch die dicken LP-Mehrfachalben aufgemacht (schon zu LP-Zeiten waren ja ‑entsprechend große- Schaumstoff-Einlagen Usus, um ein unkontrolliertes »Geklapper« in der Schachtel zu unterbinden). Das Ergebnis: Überall das Gleiche, die überwiegend jahrzehntealten Schaumstoffmatten haben ihre Elastizität verloren, zerbröseln einem unter den Fingern und in einigen Fällen haben sie sich mit den zu schützenden Silberscheiben in kaum zu trennende Beziehungen begeben.
Ich kann allen Leserinnen und Lesern nur raten, ihre Sammlungen durchzusehen und etwa vorhandene »Zeitbomben« dieser Art schnellstmöglich zu entfernen: Der Schutzeffekt geht über die Jahre sowieso flöten und kehrt sich irgendwann heimtückischerweise ins Gegenteil um!
Danke für die Warnung!
Vor Kurzem habe ich etwas Ähnliches erlebt: In meinem Fön sorgt eine Schaumstoffscheibe dafür, daß die angesaugte Luft etwas gefiltert wird. Ich wollte diesen Filter mal wieder kurz unter warmem Wasser reinigen, da zerfiel er mir in lauter kleine Stückchen. Nein, der Fön ist keine 30 Jahre alt, aber dafür wurde der Schaumstoff wohl mehr beansprucht. Jetzt muß der Fön eben ohne Filter auskommen.
Liebe Grüße, Sus
#1
Hm, auch in meinen uralten staubigen Brüdern (die sich von Haartrocknern prinzipiell nur durch die Arbeitsrichtung unterscheiden, Gebläse hier, Gesauge da) gibt es Schaumstoff-Filtermatten, die mir allerdings noch nicht zerkrümelt sind. Alter und Beanspruchung sind offenbar nicht die einzigen Kriterien, es spielen mit Sicherheit noch die Ausdünstungen unmittelbar benachbarter Materialien (oder gar der Kontakt mit denen) eine Rolle bei der chemischen Metamorphose. Generell gilt: Nix ist für die Ewigkeit geschaffen!
#2
Sehr guter Tip!
ich denk das wär ja fast was für Heise oder ähnlichen Diensten
Vom effekt her vermute ich ausdünstende Weichmacher..die bei Fön möglicherweise besonders schnell durch den Luftstrom entfleuchen
Ansonsten ist feuchtes und warmes Klima – wir sind hier ja bald Subtropen – sicher besonders förderlich (sprich schaumstoffzersetzend). Damit könnte das alles im endeffekt eine Folge des Klimawandels sein...die Schaumstoffe waren halt noch für kalte und trockene Gegenden gemacht..´(Ok..ich glaub dieser Absatz ist dann doch nicht ernstgemeint...)
#3