Zum Inhalt springen


zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Donnerstag, 31. Mai 2012

Glück­s­tau­mel

Ich muß es ein­fach wei­ter­sa­gen: »Tanz dei­nen Hei­rats­an­trag« (Süddeutsche.de)

Dienstag, 29. Mai 2012

Was­ser­spie­le (2)

Der Nürn­ber­ger Kla­ris­sen­platz ist um ei­ne tem­po­rä­re At­trak­ti­on rei­cher: Der dä­ni­sche Künst­ler Jep­pe Hein, über des­sen wei­land fa­mo­se Aus­stel­lung im be­nach­bar­ten Neu­en Mu­se­um ich be­reits be­rich­te­te, hat ein traum­haft schö­nes Stück ki­ne­ti­scher Kunst er­rich­tet, dem die Be­zeich­nung »be­geh­ba­rer Brun­nen« nicht an­nä­hernd ge­recht wird:

Jeppe Hein: Hexagonal Water Pavilion

Der »He­xa­go­nal Wa­ter Pa­vi­li­on« be­steht aus ins­ge­samt 16 Rei­hen von eng be­nach­bar­ten Spritz­dü­sen, die – an­geb­lich zu­falls­ge­steu­ert – für kur­ze Zeit »Wän­de« aus Was­ser ent­ste­hen las­sen. So rich­tig will­kür­lich scheint mir die An­steue­rung in­des nicht zu sein, es sieht mir eher nach ei­nem – wenn­gleich kom­ple­xen – sich wie­der­ho­len­den Ab­lauf­mu­ster aus.

Jeppe Hein: Hexagonal Water Pavilion

Was frei­lich der krea­tür­li­chen Freu­de am feuch­ten Ele­ment kei­nen Ab­bruch tut: Al­te, Jun­ge, Gro­ße und Klei­ne be­stau­nen und be­spie­len die im Wort­sin­ne »un­faß­ba­re« In­stal­la­ti­on mit gro­ßer An­teil­nah­me. Und auf ein­mal hat der an­son­sten recht ru­hi­ge, ja mit­un­ter ab­wei­send wir­ken­de Platz die von Stadt­pla­nern gern her­bei­zi­tier­te »ho­he Auf­ent­halts­qua­li­tät«!

Jeppe Hein: Hexagonal Water Pavilion

Wer sich am fröh­li­chen Trei­ben de­lek­tie­ren oder gar selbst zwi­schen den Trop­fen-Vor­hän­gen lust­wan­deln möch­te, muß sich nicht spu­ten: Bis zum 28. Ok­to­ber 2012 bleibt der Kunst-Brun­nen vor Ort und spen­det Spaß und ein an­ge­neh­mes Mi­kro­kli­ma. Ich hät­te ihn da ger­ne für im­mer...

Montag, 28. Mai 2012

Die Ver­kehrs­in­sel (3)

So, heu­te nun nimmt sich der Chro­nist end­lich den ÖPNV auf Mal­ta vor, der nicht oh­ne Grund zum Na­mens­stif­ter sei­ner dies­jäh­ri­gen Rei­se­be­richt­erstat­tung wur­de.

Frü­her – al­so ich mei­ne ganz frü­her – muß­te ja je­der selbst schau­en, wo er bleibt (und wie er bei Be­darf wo­an­ders hin­kommt). Erst in der (re­la­ti­ven) Neu­zeit kam die Idee des öf­fent­li­chen Per­so­nen­trans­ports auf. An­ge­fan­gen hat die Lohn­kut­sche­rei der­ma­l­einst wohl mit 1 PS, und noch heu­te kann man sich von ei­nem gleich­mü­tig kau­en­dem Gaul bei­spiels­wei­se durch Val­let­ta zie­hen las­sen:

Ein Einspänner in Valletta

Die lie­be­voll re­stau­rier­ten und be­stens ge­pfleg­ten Ein­spän­ner die­nen heut­zu­ta­ge na­tür­lich pri­mär der am­bu­lan­ten Tou­ri­sten-Ver­schau­ke­lung, doch auch die­se schei­nen nicht mehr so stark dar­auf an­zu­spre­chen wie ehe­dem: Un­ser­eins hat je­den­falls auf Mal­ta mehr war­ten­de als tra­ben­de Pfer­de­fü­ße ge­se­hen.

Zeit­gleich zur auf­kom­men­den Mo­to­ri­sie­rung zu Be­ginn des 20. Jahr­hun­derts wur­de der Om­ni­bus (lat.: »für al­le«) er­fun­den, und auf dem klei­nen In­sel­staat ver­mehr­ten sich die prak­ti­schen Groß­raum­fahr­zeu­ge ganz au­ßer­o­dent­lich schnell, wo­mög­lich in­fol­ge des mil­den Mee­res­kli­mas. Bis vor knapp ei­nem Jahr tucker­ten leuch­tend gelb-oran­ge-weiß be­mal­te Bus­se äl­te­rer Jahr­gän­ge und Bau­jah­re in gro­ßer Zahl quer durch Mal­ta, und wenn man den Er­zäh­lun­gen der Ein­hei­mi­schen Glau­ben schenkt, dann hat das be­stens funk­tio­niert: Die Bus­se ge­hör­ten näm­lich Klein­un­ter­neh­mern, die selbst am Steu­er sa­ßen und für die ste­te In­stand­hal­tung ih­res rol­len­den Ka­pi­tals aus vi­ta­lem Ei­gen­in­ter­es­se Sor­ge tru­gen. Den Fahr­plan konn­ten sie wohl schon da­mals nicht wirk­lich ein­hal­ten, aber im­mer­hin, ei­ne ge­wis­se Ver­läss­lich­keit und Re­gel­mä­ßig­keit schien al­le­mal ge­währ­lei­stet. Das frei­lich ist nun end­gül­tig Ver­gan­gen­heit, die stil- und cha­rak­ter­vol­len Fahr­zeu­ge sind heu­te ein sel­te­ner An­blick ge­wor­den, es kur­ven nur noch we­ni­ge die­ser Old­ti­mer als be­stens auf­po­lier­te Blick- und Kun­den­fän­ger pri­va­ter Tou­ren­an­bie­ter her­um:

traditioneller Bus auf Nostalgie-Trip

Die Ge­gen­wart ist un­gleich nüch­ter­ner, die Glo­ba­li­sie­rung hielt vor Jah­res­frist Ein­zug in Form der gro­ßen Fir­ma Ar­ri­va aus dem fer­nen Eng­land. Die­se ist heu­te ih­rer­seits ei­ne Toch­ter der Deut­schen Bahn, von ger­ma­ni­schen Stan­dards in Sa­chen Or­ga­ni­sa­ti­on und Pünkt­lich­keit (ja­wohl!) ist man hier je­doch noch Licht­jah­re ent­fernt.

Die Ur­sa­chen da­für sind si­cher­lich viel­fäl­ti­ger Na­tur, nicht we­ni­ge da­von lie­gen frei­lich of­fen­sicht­lich zu­ta­ge und be­dür­fen kei­ner für teu­er Geld ein­ge­kauf­ten Un­ter­neh­mens­be­ra­ter, um iden­ti­fi­ziert und an der Wur­zel ge­packt zu wer­den. Es geht im Grun­de schon mit den Fahr­zeu­gen los, die man ge­nau­so­gut in Lon­don hät­te ab­lich­ten kön­nen:

Ein Gelenk-Bus (Mercedes-Benz Citaro) am zentralen Busbahnhof von Valletta

Ne­ben die­sen enorm gro­ßen Ge­lenk-Bus­sen vom Typ Mer­ce­des-Benz Ci­ta­ro kom­men auf Mal­ta vor al­lem Fahr­zeu­ge des chi­ne­si­schen Her­stel­lers King Long zum Ein­satz. Die mo­der­nen Nie­der­flur­bus­se pas­sen mit ih­rer tür­ki­sen­en Lackie­rung und den sehr dun­kel ge­tön­ten Sei­ten­schei­ben nicht nur au­ra­tisch schlecht zum süd­län­disch-folk­lo­ri­sti­schen Flair der In­sel, son­dern vor al­lem kaum bis al­ler­knäpp­stens durch die en­gen Stra­ßen! Zeit­rau­ben­des Ran­gie­ren im Zen­ti­me­ter­be­reich, Hup­kon­zer­te und tem­po­rä­re Ver­kehrs­in­fark­te in den Stadt­zen­tren sind da­mit vor­pro­gram­miert und un­aus­weich­lich. Nicht im­mer ge­hen die Ma­nö­ver glimpf­lich aus, nach ge­ra­de ein­mal zehn Mo­na­ten Be­triebs­zeit zeigt man­cher Bus schon mehr Schram­men als an­de­re an­ders­wo nach Jah­ren. Auch au­ßer­halb der Ort­schaf­ten wer­den die Fahr­zeu­ge hart ran­ge­nom­men, wir ha­ben es im­mer wie­der er­lebt, daß die Fahr­wer­ke von un­ten ans Chas­sis krach­ten, weil die Fe­dern und die Stoß­dämp­fer über Ge­bühr (und über den An­schlag hin­aus) be­an­sprucht wur­den. Fesch und oh­ne Fehl und Ta­del ist hin­ge­gen die schmucke Uni­for­mie­rung der be­schlip­sten Fah­rer, auch wenn das kaum dar­über hin­weg­trö­sten kann, daß die teil­wei­se aus Eng­land im­por­tier­ten Män­ner hin­term Steu­er zu­wei­len we­der die Spra­che der Ein­hei­mi­schen ver­ste­hen noch die lo­ka­le To­po­gra­phie ver­in­ner­licht ha­ben...

Doch es sind nicht nur die Bus­se selbst und die Stra­ßen, die schlecht mit­ein­an­der zu har­mo­nie­ren schei­nen: Auch das or­ga­ni­sa­to­ri­sche Drum­her­um folgt höchst rät­sel­haf­ten Prin­zi­pi­en, um es mal freund­lich aus­zu­drücken. Da­bei sieht zu­nächst al­les ganz über­sicht­lich aus, wenn man sich ei­ner Bus­hal­te­stel­le nä­hert:

Bushaltestelle mit bunten Linien-Nummern

Al­le We­ge füh­ren von hier aus nach Val­let­ta, so­viel ist klar. Auch die Num­mern der Bus­li­ni­en sind deut­lich zu er­ken­nen, nur kor­re­lie­ren die dum­mer­wei­se nicht im­mer mit je­nen im Falt­blatt mit der Rou­ten­über­sicht. Hier ei­ne klei­ne Zu­sam­men­stel­lung un­se­rer im Wort­sin­ne ge­mach­ten Er­fah­run­gen wäh­rend des Be­ob­ach­tungs­zeit­raums von im­mer­hin 16 Ta­gen:

  • Die Rou­ten­dar­stel­lung im of­fi­zi­el­len und al­ler­or­ten ver­teil­ten Fly­er ist stark ver­bes­se­rungs­be­dürf­tig: End­hal­te­stel­len und Um­stei­ge­mög­lich­kei­ten sind nicht ein­deu­tig zu er­ken­nen, die re­al er­leb­te Strecken­füh­rung weicht teils gra­vie­rend von der Dar­stel­lung auf dem Pa­pier ab.

  • Man be­steigt froh­ge­mut und ziel­ge­rich­tet den Bus der Li­nie x, kommt aber ganz wo­an­ders hin, als man ge­plant hat­te, weil der Bus wäh­rend der Fahrt (und vom Fahr­gast un­be­merkt) zu ei­nem der Li­nie y kon­ver­tiert ist.

  • Bus­se hal­ten trotz Win­kens der War­ten­den nicht an ih­ren Soll-Hal­te­stel­len und fah­ren schnei­dig durch, da­für hal­ten ge­le­gent­lich an­de­re mit ei­gent­lich nicht vor­ge­se­he­ner Li­ni­en-Num­mer.

  • Es ver­keh­ren so­gar Bus­se, de­ren au­ßen an­ge­zeig­te Li­nie we­der im Über­sichts­plan ent­hal­ten noch an der Hal­te­stel­le an­ge­schrie­ben ist. Die­se »Gei­ster­bus­se« sind ziem­lich leer, wohl weil sich nie­mand so recht traut, sie zu be­stei­gen...

  • Bei no­mi­nel­lem 15-Mi­nu­ten-Takt steht man sich an ei­ner öden und stau­bi­gen Kreu­zung ei­ne knap­pe Stun­de lang die Bei­ne in den Bauch, dann kom­men drei lee­re Bus­se un­mit­tel­bar hin­ter­ein­an­der an­ge­fah­ren. Für ei­ne vor­her­ge­hen­de Ge­mein­schafts­pau­se des be­tei­lig­ten Fahr­per­so­nals gibt es in­des kei­ne be­last­ba­ren Be­le­ge.

  • So­gar auf Strecken mit ge­rin­ger Fre­quenz (1 Bus/Stunde) fal­len Bus­se oh­ne je­de Vor­war­nung aus, sie kom­men ein­fach nicht (und be­sche­ren den War­ten­den min­de­stens ei­ne wei­te­re Stun­de ge­mein­schaft­lich ban­gen Hof­fens).

  • Aus­hän­ge zur Be­kannt­ma­chung be­vor­ste­hen­der Plan­um­stel­lun­gen wer­den an den Hal­te­stel­len der­ge­stalt in die Rah­men mit den gül­ti­gen Ab­fahrts­ta­feln ge­steckt, daß die­se kom­plett ver­deckt wer­den.

  • Es darf grund­sätz­lich und auch bei gro­ßem Rei­sen­den­an­drang nur vorn beim Fah­rer ein­ge­stie­gen wer­den. Wenn ei­ne Rei­se­grup­pe zu­steigt (was an den ho­tel­ge­spick­ten Ufer­pro­me­na­den nicht eben sel­ten vor­kommt) und jede(r) erst sein/ihr Ticket lö­sen muß, sind fünf Mi­nu­ten weg wie nix...

  • Mög­li­cher­wei­se zum Aus­gleich wird da­für an re­gu­lä­ren Stopps mit­un­ter vor­bei­ge­fah­ren, selbst wenn Rei­sen­de per Knopf­druck ih­ren Aus­stei­ge­wunsch ein­deu­tig si­gna­li­siert ha­ben.

  • Die In­fo-Dis­plays im In­ne­ren zei­gen ge­le­gent­lich an was sie sol­len (die Rou­te und die näch­ste Hal­te­stel­le näm­lich), ger­ne aber auch fern­öst­li­che Hal­te­punk­te (De­mo-Mo­dus in den King Long-Bus­sen), kryp­ti­sche Feh­ler­mel­dun­gen aus den Tie­fen der Firm­ware (»Text(0x32 to 0xFF) Whe­re TTTT is ANSI Latin‑1«) oder son­sti­ge Sta­tus­mel­dun­gen von ge­rin­gem Nut­zen für die Pas­sa­gie­re.

Die ge­schil­der­ten (und kei­nes­wegs über­trie­ben dar­ge­stell­ten) »Ei­gen­hei­ten« füh­ren da­zu, daß die Bus­se fast nur von Tou­ri­sten und hei­mi­schen Ru­he­ständ­lern, kaum je­doch von der be­rufs­tä­ti­gen Be­völ­ke­rung fre­quen­tiert wer­den. Kein Wun­der, denn wer zu be­stimm­ten Zei­ten ir­gend­wo sein will oder muß, hat schlech­te Kar­ten, wenn er sich der Ar­ri­va an­ver­traut. Die scheint in­des auch oh­ne Be­rufs­pend­ler aus­kom­men zu kön­nen, die Bus­se sind auch so re­gel­mä­ßig prop­pen­voll bis heil­los über­füllt...

Informations-Display in einem Arriva-Bus

Für die Über­win­dung der doch eher über­schau­ba­ren Di­stan­zen ha­ben wir lei­der re­gel­mä­ßig sehr viel län­ger ge­braucht als er­war­tet und konn­ten da­her un­se­re ge­plan­ten Wan­de­run­gen im Land meist erst am spä­ten Vor­mit­tag an der da­für aus­er­wähl­ten Stel­le an­tre­ten. Doch al­len Wid­rig­kei­ten und an Hal­te­stel­len war­tend ver­pul­ver­ten Stun­den zum Trotz war der Bus un­ter dem Strich wohl die bes­se­re Wahl: Ein Miet­au­to mit un­ge­wohn­ter Rechts­len­kung hät­te dem Be­richt­erstat­ter im Ver­ein mit dem re­gen Ver­kehr und der ru­di­men­tä­ren Stra­ßen­be­schil­de­rung deut­lich mehr Streß be­rei­tet!

Zu lo­ben sind zu gu­ter Letzt die sehr über­sicht­li­chen Ta­ri­fe: Es gibt Ta­ges- und Wo­chen­kar­ten, mit ei­nem 7‑­Ta­ges-Ticket für EUR 12,00 wird man als Erwachsene(r) durch­aus preis­wert durch das Land chauf­fiert (Go­zo ko­stet ex­tra). Wen­den wir uns jetzt aber von der Stra­ße ab und dem Ver­kehr auf dem Was­ser zu. So ei­nen dicken Pott wie die­sen hier hat­te der zone­batt­ler noch nie zu­vor ge­se­hen:

großes Kreuzfahrtschiff im Hafen von Valletta

Ein Kreuz­fahrt­schiff ist sei­nem We­sen nach ei­ne schwim­men­de Rei­sen­den­be­spaßungs­an­la­ge: Der Pas­sa­gier soll un­ab­läs­sig un­ter­hal­ten sein und da­bei stil­voll von sei­nem Ta­schen­gel­de ge­trennt wer­den. Den­noch droht sich zwi­schen Schla­fen, Es­sen, Shop­pen, wie­der Es­sen, Spie­len, Kon­su­mie­ren, noch­mal Es­sen und dem Be­wun­dern des Son­nen­un­ter­gangs doch ir­gend­wann die Lan­ge­wei­le ein­zu­schlei­chen.

Da­mit es da­zu nicht kommt, wer­den re­gel­mä­ßig die Hä­fen pit­to­res­ker Städ­te an­ge­fah­ren und straff or­ga­ni­sier­te Land­gän­ge vor­ge­se­hen. Das wei­ße Traum­schiff legt al­so an, öff­net sei­ne Lu­ken und spuckt in Re­kord­zeit meh­re­re Tau­send Tran­sit-Tou­ri­sten aus, die nach Art ei­nes Heu­schrecken-Schwar­mes so­gleich sum­mend in Rich­tung In­nen­stadt da­von­schwir­ren.

die schwimmende Vergnügungsstadt aus der Nähe

Zacki­ge Führer(innen) tra­gen Feld­zei­chen in Form über­di­men­sio­na­ler Tisch­ten­nis­schlä­ger vor sich her, auf de­nen die Num­mer ih­res je­wei­li­gen Trup­pen­teils weit­hin sicht­bar auf­ge­malt ist. In dich­ter Tak­tung flu­ten die Di­vi­sio­nen durch die kurz vor­her noch ge­müt­lich da­hin­däm­mern­den Park- und Fe­stungs­an­la­gen. Des Be­ob­ach­ters Ohr wird mit ei­ner ba­by­lo­ni­schen Spra­chen­viel­falt be­auf­schlagt, in der die ein­stu­dier­ten Er­läu­te­run­gen vom Füh­rungs­per­so­nal rou­ti­niert ab­ge­spult wer­den. Par­al­lel da­zu wird von den Ein- und Durch­ge­schleu­sten fo­to­gra­fisch ab­ge­lich­tet, was im­mer vor die Lin­se kommt und sich nicht rasch ge­nug in Si­cher­heit brin­gen kann.

So schnell wie die Pla­ge ein­ge­fal­len ist, so schnell zieht sie an­schlie­ßend auch wei­ter zum näch­sten Point of In­te­rest. Ist ja kein Wun­der, die Zeit ist knapp und die Lo­gi­stik an­spruchs­voll. Punkt 17:00 Uhr tu­tet der schwim­men­de Frei­zeit­park aus al­len Hör­nern und mahnt zum Auf­bruch: Der Scharm macht kehrt und sucht sei­nen Weg zu­rück, es wu­selt die Gang­ways hin­auf und hin­ein an Bord, ex­akt ei­ne Stun­de spä­ter legt der Damp­fer ab und nimmt Kurs zum näch­sten In­va­si­ons­ab­schnitt...

Man sieht die Stadt vor lauter Masten kaum: ein typischer Yachthafen Maltas

We­ni­ger ef­fi­zi­ent und durch­ge­tak­tet geht es in den Yacht­hä­fen und an den zahl­rei­chen Ma­ri­nas zu, die an den Grand Har­bour von Val­let­ta an­schlie­ßen. Je wei­ter man sich im­mer an der Was­ser­kan­te lang von Val­let­ta ent­fernt, de­sto be­schau­li­cher und we­ni­ger pom­pös wird die Sze­ne­rie. Wer durch die Th­ree Ci­ties Co­s­picua, Vitto­rio­sa und Sen­glea ge­schlen­dert und end­lich in Kal­ka­ra an­ge­kom­men ist, fin­det dort kaum noch Tou­ri­sten, wohl aber un­prä­ten­tiö­se Lo­ka­le vor, in bzw. vor de­nen man es sich – im Krei­se von Ein­hei­mi­schen – gut­ge­hen las­sen kann. Über die er­folg­rei­che Ver­ko­stung der äu­ßerst preis­wer­ten und schmack­haf­ten Lecke­rei­en wer­de ich dann in der näch­sten Fol­ge ein paar Wor­te ver­lie­ren...

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Sonntag, 27. Mai 2012

Sprach­rei­sen

Freund Ar­min mach­te mich auf auf die Ra­dio­sen­dung »So­zu­sa­gen!« auf­merk­sam: Die »Be­mer­kun­gen zur deut­schen Spra­che« sind nicht nur wö­chent­lich auf Bay­ern 2 zu hö­ren, son­dern auch als Pod­casts er­hält­lich und von ho­hem Lern- und Un­ter­hal­tungs­wert. Rein­hö­ren lohnt!

Samstag, 26. Mai 2012

Die Ver­kehrs­in­sel (2)

Kaum mehr als zwei Stun­den nach dem Start im ver­nie­sel­reg­ne­ten Nürn­berg setz­ten wir zur (dann wind­bö­en­be­dingt et­was rum­pe­lig ge­ra­ten­den) Lan­dung auf dem Flug­ha­fen von Mal­ta an. Zwar wa­ren wir men­tal längst dar­auf ein­ge­stellt, in ein ziem­lich dicht be­sie­del­tes Land ein­zu­schwe­ben, den­noch wa­ren wir vom un­ge­wohn­ten An­blick der mo­no­chro­men Häu­ser­mas­sen ei­ni­ger­ma­ßen über­rascht und fas­zi­niert:

im Anflug auf Malta

Wäh­rend des Bus­trans­fers zu un­se­rem an der nörd­li­chen Strand­pro­me­na­de von Sli­e­ma ge­le­ge­nen Ho­tel ka­men wir aus dem Stau­nen nicht her­aus: Über­all brumm­te und wu­sel­te es, so daß man gar nicht wuß­te, wo man nun zu­erst hin­gucken soll­te. Em­si­ges Trei­ben al­ler­or­ten, wie in ei­nem Bie­nen­stock!

Gleich nach der In­be­sitz­nah­me der tem­po­rä­ren Blei­be und dem Ver­stau­en der mit­ge­brach­ten Hab­se­lig­kei­ten und Aus­rü­stungs­ge­gen­stän­de er­kun­de­ten wir die nä­he­re Um­ge­bung un­se­res Stütz­punk­tes und fan­den jen­seits der be­leb­ten Ufer­pro­me­na­de recht schnell in ent­span­nungs­rei­che Ge­fil­de...

Dösender

Man sieht: Es muß nicht im­mer Sand­strand sein! Auch auf nack­tem Fels ist gut ruhn, zu­mal wenn der son­nen­be­schie­nen und in­fol­ge­des­sen an­ge­nehm auf­ge­wärmt ist...

Der Spa­zier­gang an der stei­ni­gen Kan­te zum ge­le­gent­lich de­zent her­über­schwap­pen­den Mit­tel­meer war äu­ßerst span­nend: na­tür­li­che und von Men­schen­hand er­zeug­te Becken bar­gen al­ler­lei Ge­heim­nis­se, Fisch­lein hier, Krab­ben dort, un­ser­eins kann sich ja in Klei­nig­kei­ten end­los ver­lie­ren. Aber na­tür­lich auch in »Großig­kei­ten«: Als wir am Abend end­lich an Sli­e­mas süd­li­cher Ha­fen­pro­me­na­de an­ge­langt wa­ren, zeig­te sich uns die ge­gen­über­lie­gen­de Haupt­stadt Val­let­ta im Licht der tief­stehen­den Son­ne von ih­rer vor­teil­haf­te­sten Sei­te:

Blick auf Valletta mit der Kuppel der Karmeliterkirche und dem Turm der St. Paul's Pro-Cathedral

Der im­po­san­te Anblich blieb nicht der ein­zi­ge: Kir­chen grö­ße­ren Ka­li­bers fin­det man auf Mal­ta fak­tisch al­ler­or­ten, al­so wirk­lich in je­dem Kaff. Mehr als 98% der Ein­woh­ner sind ka­tho­lisch, mit­hin ist ba­rocker Prunk und Pracht im In­ne­ren von Sa­kral­bau­ten die Re­gel, selbst wenn sich man­ches Got­tes­haus nach au­ßen eher un­spek­ta­ku­lär gibt.

An­son­sten er­schien uns das Häu­ser­meer zu­wei­len rät­sel­haft in­ho­mo­gen: Zahl­rei­che Bau­ten (neue­re eben­so wie be­tag­te) ste­hen leer, man fragt sich mit­un­ter, wo wohl die Ein­hei­mi­schen woh­nen. Nie voll­ende­te Hoch­häu­ser und zum Ver­kauf ste­hen­de Ap­par­te­ment-Blöcke schei­nen die An­zei­chen ei­nes Bau­booms (wenn nicht gar ei­ner gro­ßen Spe­ku­la­ti­ons­bla­se) am tat­säch­li­chen Be­darf vor­bei zu sein. An et­li­chen Stel­len muß­ten ganz of­fen­sicht­lich hi­sto­ri­sche Alt­bau­häu­ser ei­nem »Fort­schritt« wei­chen, der letzt­lich Il­lu­si­on ge­blie­ben ist. Des zonebattler’s kon­ser­va­to­risch po­chen­des Herz blu­tet bei sol­chen An­blicken, sein auf Äs­the­tik und Schön­heit sin­nen­des Au­ge hält sich dann zum Aus­gleich an den Re­sten und De­tails ver­gan­ge­ner Gran­dez­za fest:

Detail eines alten Balkongeländers

Tröst­lich im­mer­hin, daß auf­grund der flä­chen­decken­den Ver­wen­dung des hei­mi­schen Kalk­sand­steins und des­sen re­la­tiv rasch fort­schrei­ten­der Ero­si­on durch salz­hal­ti­ge Mee­res­luft al­te und neue Bau­sub­stanz sich in der An­mu­tung rasch an­nä­hern: Bei man­cher »al­ten Vil­la« ist man ver­blüfft, ei­ne ein­ge­haue­ne Jah­res­zahl zu er­spä­hen, die ge­ra­de mal drei De­ka­den zu­rück­liegt...

Nach ei­ni­gen Ta­gen in­des ver­schwim­men sol­che vom ei­ge­nen Er­fah­rungs­ho­ri­zont ge­präg­ten Ge­dan­ken und Ur­tei­le, und man be­ginnt, sich der un­be­küm­mert läs­si­gen Le­bens­art der Mal­te­ken an­zu­nä­hern. Die Hek­tik des Ver­kehrs und der Tru­bel in den Städ­ten trü­gen: Die Men­schen sind ent­spannt und ge­las­sen (und müs­sen das wohl auch sein, um die das gan­ze Jahr über ihr Land flu­ten­den Tou­ri­sten­mas­sen mit Fas­sung zu er­tra­gen). Was soll man sich um Denk­mal­schutz Ge­dan­ken ma­chen, wo doch seit der Jung­stein­zeit hier ein Kom­men und Ge­hen herrscht und aus al­len Epo­chen im­mer noch weit mehr üb­rig­ge­blie­ben ist als ir­gend­wo sonst? Eben.

Angler am Abend, erfrischend und labend...

Üb­ri­gens na­gen nicht nur neu­zeit­li­che Bag­ger an den über­lie­fer­ten Bau­ten: In den frü­hen 1940er Jah­ren be­müh­te sich ne­ben der ita­lie­ni­schen ins­be­son­de­re die deut­sche Luft­waf­fe höchst ef­fi­zi­ent um die Ni­vel­lie­rung der vor­han­de­nen Ar­chi­tek­tur. Die Ach­sen­mäch­te ver­moch­ten Eng­lands »un­ver­senk­ba­ren Flug­zeug­trä­ger« frei­lich nicht un­ter­zu­krie­gen, der sein­ser­seits den ita­lie­ni­schen Ex­pe­di­ti­ons­trup­pen und Rom­mels Afri­ka-Korps in Nord­afri­ka das Le­ben schwer mach­te. Die Nar­ben des Krie­ges schei­nen heu­te ober­fläch­lich ver­heilt, die Er­in­ne­rung an die schwe­re Zeit wird aber durch das Ge­orgs-Kreuz in der Na­tio­nal­flag­ge wach­ge­hal­ten.

Über­haupt sind die Spu­ren der Ge­schich­te über­all prä­sent: Ne­ben rie­si­gen Fe­stun­gen und Ba­stio­nen aus der gro­ßen Zeit des Mal­te­ser-Or­dens vor rund 500 Jah­ren prä­gen die Hin­ter­las­sen­schaf­ten der gut 150-jäh­ri­gen eng­li­sche Ko­lo­ni­al­zeit (ab 1800) das Er­schei­nungs­bild Mal­tas: Uni­for­me Rei­hen­häu­ser im geor­gia­ni­schen Stil säu­men die Stra­ßen vie­ler Vier­tel, Eng­lisch ist ei­ne von zwei of­fi­zi­el­len Amts­spra­chen, es wird links ge­fah­ren und ge­lau­fen, und im­mer noch ste­hen reich­lich ro­te Brief­kä­sten und Te­le­fon­zel­len Ih­rer Ma­je­stät in Stadt und Land her­um...

rotes Relikt aus royalistischen Zeiten

Te­le­fo­nie­ren tut in und aus den ro­ten Zel­len heut­zu­ta­ge frei­lich kaum noch je­mand: Auch auf Mal­ta hat längst je­der­mann (und je­de Frau) ein Han­dy ein­stecken.

Die Über­bleib­sel kon­flikt­rei­che­rer Zei­ten die­nen heu­te vor al­lem der Er­bau­ung der Tou­ri­sten: Zur Mit­tags­stun­de wird Sa­lut ge­schos­sen, al­ler­lei hi­sto­ri­scher Mum­men­schanz ge­trie­ben und auch sonst ei­ni­ges ge­tan, was die Ka­me­ras klicken läßt und die Geld­bör­sen Ih­rer Be­sit­zer öff­net. So blei­ben al­le un­ver­sehrt und sind zu­frie­den.

Salutkanonen am Upper Barrakka Garden von Valletta

Am Um­gang mit ob­so­le­tem Kriegs­ge­rät wird das prag­ma­ti­sche Na­tu­rell der Mal­te­ken deut­lich: Ein paar Ka­no­nen wer­den zur De­ko­ra­ti­on auf­be­wahrt, ge­pflegt und vor­ge­zeigt, der Rest wur­de mit der Mün­dung nach un­ten an den Piers der Hä­fen ein­ge­bud­delt und dient dort als Pol­ler zum Fest­ma­chen von Tau­en oder zum Fern­hal­ten un­er­wünsch­ter Au­to­mo­bi­le. Lei­der funk­tio­nert das mit dem Re­cy­cling beim mo­der­nen Wohl­stands­müll noch nicht so gut, wir wer­den dar­auf spä­ter noch zu­rück­kom­men...

Bei der gro­ßen Men­ge der ge­bo­te­nen Se­hens­wür­dig­kei­ten und Sin­nes­ein­drücke ist man ir­gend­wann gei­stig ge­sät­tigt und kommt nicht um­hin, sich ir­gend­wo ein schö­nes Plätz­chen zu su­chen, um sich dort nie­der­zu­las­sen und das Er­leb­te noch­mals vor dem gei­sti­gen Au­ge Re­vue pas­sie­ren zu las­sen:

Ein Platz an der Sonne

Auch der Be­richt­erstat­ter macht jetzt Pau­se und denkt der­weil schon mal über die näch­ste Fol­ge nach. Die wird sich wie schon an­ge­kün­digt mit dem öf­fent­li­chen Nah­ver­kehr auf Mal­ta be­schäf­ti­gen und die an zen­tral­eu­ro­päi­sche Zu­stän­de ge­wöhn­te (und da­mit ver­wöhn­te) Le­ser­schaft ei­ni­ger­ma­ßen ver­blüf­fen...

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Donnerstag, 24. Mai 2012

Vir­tu­el­ler Ei­er­tanz

Über den letz­ten News­let­ter auf perun.net bin ich auf ei­nen Ar­ti­kel ge­sto­ßen, des­sen Lek­tü­re mir die Vor­freu­de auf die in Kür­ze er­schei­nen­de Word­Press-Ver­si­on 3.4 doch et­was ge­trübt hat: Falls nach dem Ein­spie­len des Up­dates hier und im vi­su­ell weit­ge­hend bau­glei­chen Me­di­en PRA­XIS-Blog nix mehr zu se­hen sein soll­te, ha­be ich die Wahl zwi­schen dem Ein­frie­ren des Soft­ware­stan­des (nicht wirk­lich gut) und dem An­pas­sen der für das Aus­se­hen zu­stän­di­gen The­me-Da­tei­en (nicht wirk­lich ein­fach für ei­nen mul­ti­pel Halb­ge­bil­de­ten wie mich).

Das Nach­zie­hen und Ak­tu­ell­hal­ten der Blog­soft­ware be­deu­tet ei­nen Pfle­ge­auf­wand, der bei mitt­ler­wei­le zehn von mir be­trie­be­nen oder be­treu­ten Bau­stel­len längst nicht mehr im all­ge­mei­nen Grund­rau­schen un­ter­geht. Bei ge­gen Be­zah­lung ge­war­te­ten Web­sites ist es zu­dem nicht im­mer ganz ein­fach, der ge­schätz­ten Kund­schaft die Not­wen­dig­keit die­ses ge­heim­nis­vol­len Tuns zu er­klä­ren, denn rein äu­ßer­lich ist ja nix zu be­mer­ken von dem kon­ti­nu­ier­li­chen Ge­schrau­be, Ge­öle und Ge­put­ze im Ma­schi­nen­raum!

Al­so dann: Ab­war­ten, Milch trin­ken und hof­fen, daß ei­ge­ne An­pas­sun­gen viel­leicht am En­de gar nicht nö­tig sein wer­den...

Dienstag, 22. Mai 2012

Da­men­bei­ne (6)

Wartende X-Beine in Fürth (Bay) Hbf

War­ten­de X‑Beine in Fürth (Bay) Hbf
 
vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Montag, 21. Mai 2012

Die Ver­kehrs­in­sel (1)

Zwei Jah­re nach sei­nem Ur­laub auf der »Schatz­in­sel« zog es den zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te heu­er er­neut auf ein sa­gen­um­wo­be­nes Ei­land: Mal­ta war dies­mal un­ser mee­res­um­spül­tes Ex­pe­di­ti­ons­ziel. Zwei­ein­halb Wo­chen lang er­forsch­ten wir den me­di­ter­ra­nen In­sel­staat zwi­schen Si­zi­li­en und Afri­ka, und wie die über­ein­an­der­ge­leg­ten GPS-Tracker-Da­ten zei­gen, mach­ten wir da­bei auch ei­nen klei­nen Ab­ste­cher nach Go­zo, der zwei­ten, deut­lich klei­ne­ren (und ru­hi­ge­ren) Haupt­in­sel des Ar­chi­pels. War­um ich die mehr­tei­li­ge Be­richt­erstat­tung mit »Die Ver­kehrs­in­sel« über­schrei­be, wird spä­ter deut­lich wer­den, wenn ich un­se­re schier un­glaub­li­chen Er­fah­run­gen mit dem öf­fent­li­chen Nah­ver­kehr dort in epi­scher Brei­te aus­wal­ze...

Übersichtskarte von Gozo und Malta mit den von uns zurückgelegten Wegen
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by Open­Rou­te­Ser­vice

Nach knapp drei Wo­chen Ur­laub da drun­ten gibt es ziem­lich viel zu er­zäh­len und auch man­ches im Bil­de vor­zu­zei­gen, al­lein wie Struk­tur hin­ein­brin­gen und am be­sten an­fan­gen? Star­ten wir doch ein­fach mal mit ein paar Spe­zia­li­tä­ten und Wun­der­lich­kei­ten, die uns mehr­fach und im­mer wie­der, ja nach­ge­ra­de stän­dig un­ter die Au­gen und vor die Fü­ße ge­kom­men sind. Zu­vör­derst ist das das bau­li­che Er­be der über 150-jäh­ri­gen bri­ti­schen Ko­lo­ni­al­herr­schaft: Die mal­te­si­che Stadt­ar­chi­tek­tur im geor­gia­ni­schen Stil ist trotz al­ler neu­zeit­li­chen Kahl­schlä­ge zu­gun­sten du­bio­ser Ap­par­te­ment-Häu­ser oder ge­sichts­lo­ser Ho­tel-Tür­me im­mer noch flä­chig prä­sent, und mit ihr die aus Eng­land be­kann­te Viel­falt an bun­ten Tü­ren mit (mehr oder we­ni­ger) no­blen Knäu­fen und Klop­fern dran:

Türknäufe und -klopfer in allen Formen und Farben

Nicht im­mer hal­ten üb­ri­gens die um den po­lier­ten Tür­knauf her­um ge­bau­ten Häu­ser, was die ge­pfleg­ten Be­schlä­ge ver­spre­chen: So man­ches der nicht im­mer in Wür­de ge­al­ter­ten Ge­bäu­de wä­re mit dem eng­li­schen Eu­phe­mis­mus »has seen bet­ter days« nur un­zu­rei­chend be­schrie­ben. Drum eben nicht die gan­ze Hüt­te ge­zeigt, son­dern voll fett auf die Mit­te der Haus­tür ge­zoomt, und schon ist die Welt – zu­min­dest bild­lich ge­spro­chen – wie­der in Ord­nung...

Oh­ne­hin un­sicht­bar ist da­ge­gen die mo­der­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons-In­fra­struk­tur in Form ko­sten­lo­ser und frei zu­gäng­li­cher WLAN-Hot­spots, im eng­li­schen Sprach­raum Wi-Fi ge­hei­ßen. In den tou­ri­stisch ge­präg­ten Ge­gen­den Mal­tas fin­det man al­le paar Me­ter ein Lo­kal, ei­ne Bar oder ei­nen der glo­bal om­ni­prä­sen­ten Bu­let­ten-Bra­ter, bei dem man sich zur gleich­zei­ti­gen Stil­lung von Ka­lo­rien- und Nach­rich­ten­hun­ger tem­po­rär nie­der­las­sen kann. Die hier­zu­lan­de ge­fürch­te­te und stets als Da­mo­kles­schwert über dem leicht­sin­ni­gen Rou­ter­be­sit­zer schwe­ben­de Be­trei­ber­haf­tung ist im EU-Mit­glieds­staat Mal­ta of­fen­bar (noch?) kein The­ma:

Praktisch und hilfreich: freies WLAN für alle

Wir mach­ten von dem vir­tu­el­len Kom­fort reich­lich Ge­brauch, in­dem wir mit dem Smart­phone fast täg­lich die ein­ge­gan­ge­nen Mails check­ten, vor al­lem aber, um uns für den Le­se­abend im Ho­tel­bett mit ak­tu­el­lem Ma­te­ri­al zu ver­sor­gen: Da­heim in der Hei­mat warf Freund Le­xi­ka­li­ker täg­lich »ca­lib­re« an, um uns die ak­tu­el­len News­feeds von FAZ.NET, Süddeutsche.de, ZEIT ONLINE und noch ein paar an­de­ren gern auf­ge­saug­ten Quel­len fein for­ma­tiert über den Äther auf mein stets mit­ge­führ­tes Le­se­brett­chen zu bea­men. Tags­über auf den Bei­nen und in der Frem­de Neu­es zu ent­decken, abends ak­tu­el­len In­put aus der Hei­mat zu stu­die­ren, die­se Mi­schung aus Fuß- und Kopf­ar­beit lern­ten wir zu schät­zen...

Schät­zen tut der zone­batt­ler be­kannt­lich auch sei­ne mo­to­ri­sier­te Renn­gur­ke, und so war er hoch­er­freut, vier­räd­ri­ge Cou­sins sei­nes ei­ge­nen Ve­hi­kels (au­ßer­halb des deut­schen Mark­tes »Sub­aru Sam­bar« ge­nannt) an al­len Ecken und En­den der In­sel her­um­flit­zen (oder her­um­ste­hen) zu se­hen:

Praktisch und beliebt: Subaru-Renngurken in allen Varianten

Über­haupt fin­den sich auf Mal­ta vie­le ja­pa­ni­sche Au­tos, die aus­weis­lich di­ver­ser Auf­kle­ber mit fern­öst­li­chen Schrift­zei­chen of­fen­kun­dig als Ge­braucht­fahr­zeu­ge nach Eu­ro­pa im­por­tiert wor­den sind. Da ei­ne hei­mi­sche Nach­fra­ge nach be­reits be­nutz­ten Fahr­zeu­gen in Ja­pan aus kul­tu­rel­len Grün­den kaum exi­stiert, flo­riert der Ver­kauf nach Über­see in Re­gio­nen mit Links­ver­kehr und Rechts­len­kung (wo­zu aus Grün­den des bri­ti­schen Er­bes eben auch Mal­ta ge­hört). Der Libero/Sambar ist je­den­falls der idea­le Klein­trans­por­ter für die zu­wei­len en­gen Gas­sen und hol­pe­ri­gen Stra­ßen Mal­tas!

We­ni­ger nach­voll­zieh­bar als die Lie­be zu knuf­fi­gen Töff-Töffs ist der Hang mal­te­si­scher Bal­ler-Män­ner zum Schie­ßen auf al­les, was Flü­gel hat und flat­tert. Jen­seits der mensch­li­chen Sied­lun­gen ste­hen in der idyl­li­schen Land­schaft al­le paar Me­ter pro­vi­so­ri­sche und ziem­lich schä­bi­ge Un­ter­stän­de her­um, und auch au­ßer­halb der of­fi­zi­el­len Jagd­sai­son kann man dort die Spu­ren des für Vö­gel je­der Art und Grö­ße töd­li­chen Ge­tu­es schwer­lich über­se­hen:

leere Schrotpatronen künden vom jähen Vogeltod

Für den ge­mei­nen Mal­te­ken scheint das Pul­ve­ri­sie­ren von be­weg­li­chen Luft­zie­len nicht min­der er­re­gend zu sein als für die Spa­ni­er der Stier­kampf. Gan­ze Po­pu­la­tio­nen zwit­schern­der Luf­ti­kus­se wer­den da weit­ge­hend aus­ge­rot­tet, für Zug­vö­gel ist das Ei­land mit­ten im Mit­tel­meer ja ein kaum zu ver­mei­den­der Zwi­schen­stopp. Ver­we­ge­ne Tief­flie­ger könn­ten mit schnei­di­gem Kur­ven in Bo­den­nä­he si­cher­lich da­zu bei­tra­gen, daß sich die wil­de Jä­ger­schar durch fri­end­ly fire selbst de­zi­miert, so vie­le von de­nen sind da zu­gan­ge mit dem Fin­ger am Ab­zug ih­rer Flin­te...

So wie der Ang­ler sei­ne Lieb­lings­ge­wäs­ser hat (und dort sei­ner Lei­den­schaft zu­min­dest laut­los, wenn­gleich für sei­ne Op­fer nicht min­der töd­lich nach­geht), so scheint auch der Schrot­schüt­ze sei­ne be­vor­zug­ten Re­vie­re zu ha­ben. Die Rei­se­füh­rer be­haup­ten je­den­falls froh­ge­mut, daß die in der frei­en Wild­bahn al­ler­or­ten an­zu­tref­fen­den Warn- und Ver­bots­schil­der nicht auf den arg­lo­sen Wan­de­rer ge­münzt sei­en, son­dern eher auf die (mehr oder we­ni­ger waid­män­nisch agie­ren­de) Kon­kur­renz mit Schieß­ge­wehr:

Wanderer, bleib' auf Deinem Wege...

Wir ha­ben das frei­lich nicht ve­ri­fi­ziert und blie­ben stets dies­seits der ty­po­gra­phisch kru­den Droh­ge­bär­den, es gab ja schließ­lich auch so ge­nü­gend un­ge­fähr­li­che Mög­lich­kei­ten, das Land per pe­des zu be­strei­fen.

Nun gut, nach die­sen et­was be­fremd­lich an­mu­ten­den Aspek­ten lo­ka­ler Sit­ten, Ri­ten und Ge­bräu­che wol­len wir uns dann aber doch end­lich und in­ten­siv den Schön­hei­ten der In­sel­grup­pe zu­wen­den, und de­rer gibt es wirk­lich vie­le: Die Land­schaft ist gran­di­os, die kul­tu­rel­len Zeug­nis­se ver­gan­ge­ner Epo­chen sind es nicht min­der, die Ein­hei­mi­schen freund­lich, nah­bar und um­gäng­lich (je­den­falls die oh­ne Feu­er­büch­se im An­schlag). In der näch­sten Fol­ge spu­len wir in Kür­ze noch ein­mal zu­rück und set­zen mit der Air Ber­lin zum Lan­de­an­flug an auf den Staat mit der no­mi­nell größ­ten Be­völ­ke­rungs­dich­te un­se­res Pla­ne­ten!

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Samstag, 19. Mai 2012

Zell­tei­lung

Was macht man, wenn man un­ter­wegs zwar ein Net­book mit Surf­stick da­bei hat, aber mit Smart­phone und Kind­le auch ger­ne und oh­ne zu­sätz­li­che Ko­sten on­line ge­hen möch­te? Ganz ein­fach, man macht mit­tels Con­nec­ti­fy das Net­book zum Hot­spot und bin­det über ei­ne mo­bi­le WLAN-Bla­se sei­ne son­sti­gen Ge­rät­schaf­ten draht­los an (und die der mit­rei­sen­den Kum­pels und Kol­le­gen gleich mit da­zu). Die sol­cher­art ge­teil­te Mo­bil­funk­ver­bin­dung funk­tio­niert ab­so­lut zu­ver­läs­sig und ist für Leu­te wie mich, die zwar über ei­nen Surf­stick mit Ta­ges-Pau­schal­ta­rif, nicht aber über ei­ne Han­dy-Flat­rate ver­fü­gen, nach­ge­ra­de ide­al!

Freitag, 18. Mai 2012

Nu

ungewöhnliches Kfz-Zulassungsschild
Donnerstag, 17. Mai 2012

An­ge­spitzt und ab­ge­dreht

Freund Le­xi­ka­li­kers chro­ni­sche Blei­stifto­ma­nie hat ei­nen neu­en Hö­he­punkt er­reicht!

Mittwoch, 16. Mai 2012

Zei­ten­sprung

Der mo­men­tan in Rich­tung rea­ler ho­me­zo­ne ra­sant rau­schen­de zone­batt­ler bringt heu­te das Kunst­stück fer­tig, we­gen sei­ner ga­lan­ten Hilfs­be­reit­schaft ei­ne hal­be Stun­de ver­spä­tet, letzt­lich aber doch drei Stun­den vor der kal­ku­lier­ten An­kunft qua­si »in Fürth zu sit­zen«... Das muß ihm erst mal ei­ner nach­ma­chen! Hier die Sto­ry:

Ei­ne dienst­li­che Groß­ver­an­stal­tung in Trois­dorf (bei Köln) fand tat­säch­lich schon vor dem Mit­tags­läu­ten ihr En­de, so daß ich wi­der Er­war­ten – ver­se­hen mit ei­nem sehr lecke­ren Lunch­pa­ket – schon ei­ne Stun­de frü­her als ge­dacht in die S‑Bahn in Rich­tung Bonn/Siegburg hopp­sen und von da aus plan­mä­ßig ei­nen ICE zum Frank­fur­ter Flug­ha­fen­bahn­hof neh­men konn­te. Dort be­wahr­te ich ei­ne beim fi­na­len Brem­sen fast zum Ge­schoß wer­den­de al­te Da­me vor dem un­kon­trol­lier­ten Her­um­ku­geln und wuch­te­te an­schlie­ßend ih­ren ver­flucht schwe­ren (da of­fen­bar mit ei­nem Mu­ster-Am­boß be­la­de­nen) Rol­la­tor aus dem Zug auf den Bahn­steig.

Die 15 Se­kun­den Ser­vice am Kun­den ko­ste­ten mich den Über­gang in ei­nen ge­gen­über­ste­hen­den ICE nach Nürn­berg, der gu­te 20 Mi­nu­ten strecken­stö­rungs­be­ding­te Ver­spä­tung auf dem wei­ßen Buckel hat­te und mir bei ra­scher Ori­en­tie­rung und be­herz­tem Hin­über­hech­ten ei­ne un­ver­hofft frü­he Heim­kehr be­schert hät­te...

Knapp da­ne­ben in­des ist auch vor­bei, und so hock­te ich mich not­ge­drun­gen auf ei­ne zu­gi­ge Bank, um dar­auf hal­tung­be­wah­rend die hal­be Stun­de bis zum re­gu­lär vor­ge­se­he­nen An­schluß­zug ab­zu­sit­zen. Der frei­lich wur­de dann auch als ver­spä­tet an­ge­kün­digt, ich hat­te es we­gen der strecken­be­zo­ge­nen Pro­ble­me ja schon fast be­fürch­tet. Letzt­lich war­te­te ich so­mit al­so doch fast ei­ne Stun­de in die­sem win­di­gen Schlauch von Bahn­hof. Dann end­lich rausch­te die ble­cher­ne Weiß­wurst freund­lich sum­mend hin­ein, und al­les ward gut:

Der auf den Namen »Fürth« getaufte ICE 3 im Bahnhof Frankfurt (Main) Flughafen

Nun hocke ich al­so in dem wei­land von un­se­rer Ober­bür­ger­mei­stersgat­tin auf den Na­men »Fürth« ge­tauf­ten ICE 3 und don­ne­re auf Aschaf­fen­burg zu. Dann noch ei­nen Kat­zen­sprung nach Würz­burg ab­sol­viert und von da das knap­pe Stünd­chen nach Fürth ab­ge­ses­sen und schon ... wer­de ich durch die weiß­grü­ne Wahl­hei­mat­stadt hin­durch­pre­schen, um erst ei­ni­ge Ki­lo­me­ter spä­ter in Nürn­berg ins Freie ent­las­sen zu wer­den. Na ja, der Ab­ste­cher dort­hin und re­tour ist mir dann auch egal. Was zählt, ist das Er­leb­nis, mal im »stadt­ei­ge­nen« Schnellst­zug ge­ses­sen zu sein!

« Vorherige Seite Nächste Seite »