Fundstück: | |
Art / Typ: | SONY BetaHiFi-Videorecorder SL-HF100ES |
Herkunft: | Japan, 1984 |
Zustand: | sehr guter Erhaltungszustand mit nur minimalen (äußerlichen) Spuren des Gebrauchs. Mängel: Fluoreszenz-Display durch langjährigen Dauerbetrieb etwas nachgedunkelt, Lademechanik ermüdet und mitunter nachhilfebedürftig, Videoköpfe vermutlich mittlerweile grenzwertig abgenutzt. Sämtliches Zubehör nebst Schrifttum und Original-Verpackung vollständig vorhanden. |
Fundort: | selbst gekauft im Juni 1984 beim heimatörtlichen Radio-/Fernseh-Fachhändler, unter Inanspruchnahme meines ersten (und bis heute einzigen) Bankkredites. Der Gerätekarton trägt einen Luftfracht-Aufkleber der JAL; vermutlich war ich damals einer der ersten (und wenigen) Käufer dieser weiland brandneuen AV-Komponente. |
Kaufpreis: | DM 2.498,00 |
Notizen: | Auch 28 Jahre nach dem Kauf vermag mich dieser »dicke Brummer« immer noch zu faszinieren: Seine umfassende Ausstattung und die äußerlich wie innerlich kompromißlos hochwertige Verarbeitung wären heutzutage im Zeitalter der digitalen Plastikschachteln in für den Normalverbraucher bezahlbaren Größenordnungen gar nicht mehr realisierbar. Was habe ich früher an Fernsehfilmen und ‑spielen aufgenommen! Damals war auch die technische Qualität unschlagbar (und blieb es gegenüber VHS und Video 2000 bis heute), der spätere Siegeszug der DVD lag in unendlicher Ferne (selbst die CD war ja 1984 noch neu und kaum verbreitet). Was mich die solide Archivierung meiner Lieblingsfilme seinerzeit gekostet hat (SONY UHG-HiFi-Kassetten von je 195 min Spieldauer kosteten im 3er-Pack immerhin stolze DM 69,00), rechne ich mir lieber nicht aus... Wert waren es mir die ausnahmslos öffentlich-rechtlichen TV-Produktionen aber allemal! Dennoch muß nun weichen, was mir fast drei Jahrzehnte lang treu gedient hat: Zum einen hat mich das Interesse an bewegten Fernsehbildern weitgehend und wohl auch unwiderruflich verlassen, zum zweiten habe ich jene Pretiosen, an denen das Herz aus manchen Gründen hängt, längst digitalisieren lassen, zum dritten tut es zum gelegentlichen zeitversetzten Anschauen der einen oder anderen TVReportage auch ein billiger und einfacherer, aber unverschlissener VHS-Rekorder. In wenigen Stunden werde ich daher meinen kartoffelsackschweren Videorecorder und ein kaum weniger wiegendes Paket voller hochwertiger BetaHiFi-Kassetten in meine virtuellen Auktionen einstellen. Eine eingeschworene Betamax-Gemeinde existiert nach wie vor, und so kann ich darauf vertrauen, daß der (t)olle Band-Bolide demnächst in die Hände eines guten neuen Herrchens kommt. Hier in meinem Blog kriegt er mit diesem Beitrag jedenfalls ein kleines Denkmal gesetzt... |
Ein letzter, anerkennender Blick unter die Frontklappe darf natürlich nicht fehlen:
Ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheit habe ich hier nicht vor dem Ablichten fleißigst gewienert und gepinselt, daher sind doch einige Fussel und Flusen im Bilde zu sehen. Macht aber nix, in dem Alter darf so ein edler Apparat schon etwas Patina angesetzt haben...
#1
So etwas ähnliches hatte ich als VHS-Version, allein die vielen Knöpfen, Rädchen und Schieber(chen)... heutzutag alles per OSD zu steuern, was den Bedienkomfort nicht in jedem Fall steigert.
Aber interessant wäre tatsächlich, wie viele Öcken, Tacken oder Batzen solch ein semiprofessionelles Gerät heute kosten würde. Mit echtem Geld bestimmt sehr viel, in Euro unbezahlbar!
#2
Den fotografischen Blick unter die Gehäusehaube habe ich mir verkniffen, vielleicht sollte ich den noch während der Laufzeit der soeben gestarteten Auktion nachholen, um den ungeheuren Materialeinsatz zu dokumentieren, der da getrieben wurde. Der Entwicklungs- und Produktionsaufwand muß immens gewesen sein, 2,5 kDM waren ja schon 1984 kein Pappenstil. 5.000 EUR würde sowas heutzutage allemal kosten, wenn nicht der feinmechanische Aufwand längst obsolet geworden wäre...
#3
Man muß glücklicherweise ja nicht alles selbst machen. Auf dieser Seite findet sich ein – wenn auch kleinformatiges – Foto vom reich bestückten (und reichlich komplizierten) Innenleben des SL-HF100. Aus dessen Materialgewicht baut man heute fast zwei Dutzend Blue-ray-Player.
#4
Ja, der mechanische Aufwand war schon gigantisch. Die gesamte Elektronik würde man hingegen heute in EINEM LC-DSP unterbringen...
#5
Das ist wohl so. Dennoch geht mit dem Fortschreiten des Fortschritts auch was verloren: Die guten Geräte aus der Analog-Ära hatten und haben ein Flair (zappelnde Zeiger, sich drehende Spulen, massive Knöpfe...), welches modernen Digital-Teilen zumeist vollständig abgeht.
#6
...oder – was noch schlimmer ist – wenn versucht wird, dies vorzugaukeln. Z. B. bei Verstärkern den schönen massiven, aus Aluminium gedrehten Lautstärkeregler... der sich beim Anfassen als dünnwandiges, wackeliges, chromiertes Kunststoffspritzgussteil entpuppt. Oder große Metallfüße, die sich beim genauen Betrachten als halbe, silberfarbene Kunststoffröhren offenbaren, usw. usf...
#7
Das heutzutage übliche Vortäuschen höherwertiger Materialqualitäten ist ebenso billig wie peinlich, und das nicht nur bei Audio- und Video-Geräten. Den meisten Kunden scheint das Blendwerk freilich ganz recht zu sein, solange man damit den Nachbarn preisgünstig beeindrucken kann...
#8
Das Beta-System hatte doch die Spulen übereinander, oder täusche ich mich da? In Zeiten wo ich mit Videorekorder zu tun hatte war es sowieso schon aus dem Rennen.
#9
Du täuschst Dich in der Tat: Beim VCR-System waren die beiden Bandspulen in der Kassette übereinander angebracht, bei Betamax liegen sie nebeneinander im Kassetten-Gehäuse wie bei VHS. Wiewohl Betamax weiland den »Formatkrieg« im Consumer-Bereich verloren hat, im professionellen Sektor hat es sich bis zur Ablösung durch digitale HD-Systeme wacker geschlagen und gehalten...
#10
Gute Reise, mein lieber alter SONY: Viel Glück in Deinem zweiten Leben an der Adria-Küste bei Rimini! Wärmer als bei mir in Fürth hast Du es da unten wohl allemal...
#11
Pressespiegel: »Sony stellt Produktion von Betamax-Videokassetten ein« (heise online)
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