Ich gucke eher selten fern, noch seltener gehe ich ins Kino (und Popcorn mag ich schon gleich gar nicht). Aber wenn ich denn daheim doch mal in die Röhre glotze, dann ist das wirklich noch eine solche, und zwar der hochwertige Trinitron-Glaskolben eines professionellen SONY-Studiomonitors. Wie ich dieses zentnerschwere Stück weiland günstig erbeutet und im Schweiße meines Angesichts in meinen Hort geschleppt habe, wäre eine erzählenswerte Geschichte für sich; für die folgenden Ausführungen ist indes nur erheblich, daß ich eben keinen neumodischen Flachbildschirm an der Wand hängen, sondern ein formidables Röhrenmonster auf dem dazugehörigen verfahrbaren Untersatz in meinem heimischen Mediensaal stehen habe. Und das hat ausnahmsweise mal nix mit dem mir innewohnendem Geiz Hang zur ressourcenschonenden Konsum-Askese zu tun, sondern mit dem Umstand, daß das von mir präferierte Filmmaterial oft schon Jahrzehnte alt und daher in analoger Wiedergabe weit ansehnlicher ist als in künstlich hochdigitalisierter Form. Man möge mir das abnehmen, ich weiß durchaus, wovon ich rede.
Während mich die ganze neumodische Hollywood-Blockbuster-Mainstream-Scheiße (pardon) nicht im mindesten interessiert, kultiviere ich doch einen Hang zu modernen Märchen in Form schlau ausgedachter und opulent ausgeführter Animationsfilme, womit ich meine juvenile Freude an den alten Disney-Klassikern in die Gegenwart hinübergerettet habe. Bei solchen modernen Meisterwerken aus der digitalen Retorte würde sich nun eine hochauflösende Wiedergabe schon sehr gut machen, und angesichts des Umstandes, daß bei aktuellen Neuerscheinungen die Preise von DVD-Ausgabe und Blu-ray-Variante oft nur noch um einen eher symbolischen Euro auseinanderliegen, reifte in mir unlängst der Plan zur Anschaffung eines zukunftssicheren Blau-Strahl-Spielers heran, der ja zur Wiedergabe normaler DVDs aus dem vorhandenen Bestand nicht minder taugt.
Denn so solide mein fetter SONY-Bolide auch ist, irgendwann wird er seinen elektrischen Geist wohl mal aufgeben, zumal er aus den frühen (!) 1980er Jahren datiert und damit auch schon drei Dekaden auf dem kantigen Buckel hat. Das ist selbst für Profi-Technik kein Pappenstil. Daß eine in nebulöser Zukunft fällige Ersatzbeschaffung nur noch flach und digital sein kann, liegt auf der Hand. Von daher hielt ich es für schlau und weitblickend gedacht, mir für die Übergangszeit einen Blu-ray-Player mit analogem Videoausgang zu besorgen.
Zunächst informierte ich mich im Netz über das vorhandene Angebot, fokussierte mich dann aber rasch auf die aktuellen Modelle von Philips. Das Studium insbesondere der negativen Kundenrezensionen auf amazon.de ließ mich hoffen, mit der Wahl eines Philips-Silberplattenspielers einen guten Griff zu tun und von nervigen Begleiterscheinungen wie langen Ladezeiten, sirrenden Laufwerksgeräuschen und Hochfrequenz-Fiepen aus der Elektronik verschont zu bleiben. Frohgemut bestellte ich mir schließlich einen Philips BDP3300.
Ein paar Tage später – das Gerät war noch nicht eingetroffen – haderte ich mit der getroffenen Entscheidung, denn das auch zur 3D-Wiedergabe fähige Modell Philips BDP3380 wäre nur einen schlappen Zehner teurer gewesen! Wenn schon, denn schon, dachte sich der zonebattler, und nahm kurzerhand in der Mittagspause einen davon aus der Nürnberger Saturn-Filiale mit. Und das just an jenem Tage, als das Paket mit dem (nur hinsichtlich fehlender 3D-Wiedergabe) kleineren Bruder daheim zugestellt worden war...
Also gut. Den BDB3300 zur unverzüglichen Rücksendung ins Amazonasbecken beiseite gestellt, den BDP3300 vom Saturn ausgepackt und angeschlossen, wie vorgehabt und vorgesehen über ein analoges Composite-Kabel über den FBAS-Ausgang (gelber RCA-Stecker für das Videosignal, rot/weiß für den stereophonen Ton). Das Ergebnis: unerwartet schlecht aufgrund unterdurchschnittlicher Schärfe und insbesondere in der oberen Bildhälfte starkes Flächenflimmern. Indiskutabel. Mein wenige Jahre alter DVD-Player gleicher Provenienz (ich bin ja seit jeher eigentlich ein Freund der niederländischen Marke) zeigt zweifelsfrei, daß es auch anders geht: Der zaubert nämlich ein Topp-Bild auf meinen zylindrisch gewölbten Schirm, welches schon viele Kiebitze verblüffen konnte).
Angesichts der wirklich unterirdischen Leistung des analogen Video-Ausgangs schloß ich auf ein Hardware-Problem eines mutmaßlichen »Montagsgerätes«, zumal dessen Firmware den neuesten Stand aufwies. Der Beweis erschien mir rasch erbringbar zu sein: Ich packte nun auch noch den per Post gelieferten BDP3300 aus und schloß diesen auf die gleiche Weise an. Und siehe da: tadelloses Bild vom Feinsten! Also dann beide Flachmänner wieder sorgfältig verpackt, den einen für die Rücksendung, den anderen für den Umtausch am Folgetag gegen ein anderes Exemplar.
Sicherheitshalber habe ich den BDP3300 dann anderntags nicht gleich zur Post geschleppt, sondern erstmal nur den BDP3380 im Rahmen meiner Mittagsrunde umgetauscht. Was mir ein freundlicher Bewohner des Ring-Planeten problemlos ermöglichte (den von mir beschriebenen Reklamationsgrund hätte er mangels vorhandenen Röhren-Fernsehers ohnehin nicht nachvollziehen können)... Abends dann die neue Kiste heimgeschleppt und erwartungsfroh angeschlossen und ‑geworfen. Der ahnungsvolle Leser ahnt, was passierte: das Gleiche wie am Vortag selbstredend, also mieses Bild bei neuester Firmware. Sapperlot!
Na schön, dachte ich mir, dann behältst Du halt doch den amazonischen ohne 3D-Feature, ist halt dann so. Wenn ich die Wahl habe zwischen besserem Bild und besserer Ausstattung, dann gilt es ohne zu Zögern die erste Option zu wählen (die sicher bei beiden Geräten gegebene, tadellose Bildwiedergabe über HDMI stellte ich nie in Frage, nur nützt mir die ja bis auf weiteres nix). Ein prüfender Blick auf die Firmware-Release-Angabe zeigte allerdings, daß der 2D-Player aus dem Versandhandel noch softwaretechnisch etwas hinterherhinkte...
Also hurtig die passende Firmware-Update-Datei von der Philips-Homepage heruntergeladen, auf einen USB-Stick entpackt und denselben an den Player angeflanscht. Das Service-Menü aufgerufen, den Update gestartet und bangen Herzens abgewartet. Wird schon schiefgehen!
Das tat es dann auch, wie die geneigte Leserschaft sicher längst vorausgeahnt hat. Natürlich lief der Update-Vorgang an sich problemlos durch, aber nach dem anschließend automatisch ausgelösten Neustart war – gack! – das Bild so mies wie vorher beim 3D-Player aus dem Saturn. Nicht die Hardware hatte also einen Hau, die Software war an der Verschlimmbesserung schuld! Eine Erkenntnis ohne praktischen Nutzen, denn selbstverständlich ist ein Downgrade auf frühere Firmware-Versionen herstellerseitig weder vorgesehen noch benutzerseitig möglich. Aus, vorbei!
Was also tun? Ein Blick ins einschlägige Service-Forum auf der Philips-Website brachte mir rasch die traurige Gewißheit, daß auch in schlimmeren Fällen von Software-Murks bei allen möglichen Geräten kaum jemals Abhilfe geschaffen worden ist. Und das selbst bei Schludrigkeiten, an denen mehr Kunden verzweifeln als ein statistisch kaum relevanter zonebattler, der partout seinen neuen HD-Spieler mit seinem ollen SD-Monitor verkuppeln will.
In meinem Frust und Zorn erklärte ich das Blu-ray-Abenteuer für beendet, noch ehe es so recht begonnen hatte, und trug am nächsten Tage beide Geräte aus dem Hause, den einen zur Post, den anderen in den Laden. Immerhin kriegt man heutzutage hier wie da problemlos sein Geld zurück und muß sich nicht mit lästigen Gutscheinen abspeisen lassen. Dennoch, die medientechnische »Fahrt ins Blaue« war eine arge Enttäuschung.
Nachtrag:
Das alles passierte vor gerade mal zwei Wochen. Heute machte ich schon um vierzehn Uhr vorgezogenen Feierabend, um mit dem ICE nach München runterzurutschen und mich dort privat mit einem meiner dienstlichen Kollegen auf einen Schwatz und eine zünftige Mahlzeit zusammenzusetzen. Die gute Stunde Fahrtzeit nutzte ich zum Verfassen der ersten zwei Drittel dieses Beitrags und nahm mir vor, den absehbaren Rest auf der Rückfahrt zu tippen. Doch das Ende der Geschichte war doch noch nicht so nah wie angenommen...
Denn vor dem Treffen mit meinem Spezi hatte ich vorhin noch knapp zwei Stündchen Zeit zu verbummeln, und es verschlug mich dabei u.a. in den großen Münchener Saturn-Ableger unweit der Theresienhöhe. Ich guckte hier, ich stöberte da, und was sah ich schließlich in einem Fundgruben-Korb unauffällig herumliegen? Einen Philips BDP3280 aus der Vorgängerserie, samt Zubehör eingewickelt in Frischhaltefolie und als Vorführmodell offeriert zum fast halbierten Preis von nur EUR 49,99!
Mitnehmen oder besser liegenlassen? Zunächst mal habe ich das Ding in eine lauschige Ecke des riesigen Ladens verschleppt, dort in Ruhe ausgewickelt und mich von seinem äußerlich tadellosen Zustand überzeugt. Sodann via Smartphone bei Amazon nachgeguckt, wie die Besitzer dieses Gerätes mit ihm zufrieden gewesen sind. Ein eindeutiges Votum war dadurch freilich nicht herzuleiten, manche hören einen unschönen Pfeifton im Standby-Modus, den andere wiederum nicht feststellen können. Hm. Dann vorsichtshalber bei eBay nachgeschaut, wieviel man im möglichen Falle eines Wiederkaufs wieder erlösen könnte. Ah, sogar mehr als ein Fuffi wird dafür immer wieder gerne gelöhnt, die Probe aufs Exempel zu machen wäre also letztlich doch ein risikoloser Nervenkitzel...
Und so liegt er nun in der Gepäckablage über mir, der Player Nummero 4, während ich hier gerade nach Zwischenhalt in Ingolstadt auf Fürth zueile und in die Tasten haue. Heute Abend noch kommt die Stunde der Wahrheit! Sollte der schicke Scheiben-Spieler sich dann von seiner besten Seite zeigen und durch tadellose Bildqualität via Analog-Anschluß überzeugen, werde ich mir seine letzte Firmware-Version zwar vorsorglich herunterladen, aber ohne alle Experimente für später archivieren. Aktualisieren werde ich ihn nämlich sicherheitshalber erst dann, wenn er dermaleinst über ein HDMI-Kabel digitalen Anschluß an einen hochauflösenden LCD- oder Plasma-Bildschirm findet. Draußen blinzeln die ersten Lichter der Großstadt, Nürnberg naht (in höchster Auflösung und in 3D). Ich muß zusammenpacken: Fortsetzung folgt!
So, heute kann ich das vorläufige Ende der ewigen Geschichte rapportieren: Der aus der Folie gepellte und sorgfältig mit Spiritus von Aufkleber-Resten befreite Player zeigt: ein ordentliches Bild! Allerdings trieb auch er mich fast in den Wahnsinn, weil ich in seinem Setup-Menü zunächst keine Einstellungs-Änderungen vornehmen konnte: Die Auswahl-Markierung sauste ohne mein Dazutun wie irre und ohne innezuhalten durch die Menüs, das irrlichternde Zappeln wollte schier gar kein Ende nehmen...
Ursächlich war die klemmende und dauerhaft eingedrückte »Play«-Taste am Gerät selbst, wie ich recht schnell herausfand. Die auf der Hauptplatine verbauten Membran-Tasterchen werden durch hakelige Kunststoff-Hebel von der Gerätefront aus betätigt, eine windige und letztlich verklemmungsfreudige (Fehl-)Konstruktion. Sei’s drum, gemeinhin nimmt man ohnehin die Fernbedienung, die auch bestens funktionert (sofern man es wie ich im spätestens zweiten Anlauf schafft, die beiden Micro-Zellen polrichtig einzulegen).
Zum »Entkuppeln« des auf Dauerfeuer-Stellung verklemmten Knopfes mußte ich den Player übrigens zerlegen, was ich zwar ziemlich genervt, freilich auch einigermaßen routiniert erledigt habe. Erstaunlich übrigens, wie wenig im Wortsinne greifbare Hartware heutzutage in so einem Gerät werkelt: kein Vergleich zu den wahren »Materialschlachten« im Inneren meiner betagten HiFi-Gerätschaften!
Also gut: Wenn die flache Flunder, die jetzt im Verein mit Laserdisc-Player, Video-Recorder und DVD-Spieler zu einem eindrucksvollen Geraffel-Stapel aufgetürmt ist, auch im Dauerbetrieb keine nennenswerten Macken zeigt, dann war der Fünfziger dafür gut angelegt. Das finale Experiment – bestehend aus dem Aufspielen der noch gestern Abend heruntergeladenen Firmware in letztgültiger Fassung – behalte ich mir wie angekündigt für jenen – hoffentlich fernen – Tag vor, an dem ich tatsächlich auf einen Full HD-Fernseher umrüste.
#1
Gut dass man derlei Aufwand bei dir in die Kategorie »Hobby« einsortieren kann, das macht die Geschichte noch halbwegs nachvollziehbar ;-)
#2
Na ja, unter »Hobby« verbuche ich mal nur den Aufwand für das Bloggen (wobei mir das die subjektiv empfundenen Fahrzeiten von N nach M und später von M nach N auf Null verkürzt hat), das Geräte-Gefrett selbst ist für einen Technophilen in meinem Alter freilich nur noch nervig...
#3
Kaum scheinen die Hürden der Hardware-Beschaffung einigermaßen zufriedenstellend genommen zu sein, geht der Ärger mit der Software weiter. Die freudig bestellte und flott gelieferte Blu-ray-Fassung von »Rango« verfügt über ein »Killer-Feature« der besonderen Art: Bei 32 Minuten und 29 Sekunden friert die Wiedergabe ein, das Bild bleibt stehen und der Philips-Player reagiert weder auf Tastendrücke noch auf gute Worte (und auf fluchende schon gleich gar nicht). Es bleibt dann nur der beherzte Griff zum Netzstecker, um den paralysierten Player auf die harte Tour aus seinem Koma wiederzuerwecken.
Natürlich habe ich die schäbige Scheibe reklamiert und unverzüglich retourniert, gestern abend steckte die Ersatzlieferung dann auch schon im Briefkasten. Einmal darf der geschätzte Leser nun raten, was diese bei 32:29 Min macht? Genau, selbstredend auch hängenbleiben!
Jetzt könnte ich natürlich als ultima ratio versuchen, die Firmware der Philips-Kiste testhalber doch upzudaten... Aber da diese Maßnahme ja nicht reversibel wäre und das Risiko der nachhaltigen Bildverschlechterung in sich trägt, lasse ich das tunlichst bleiben. Muß ich halt bei diesem Film kurz vor dem Gefrierpunkt zum nächsten Kapitel springen und mich von da per schnellem Rücklauf bis kurz nach dem kritischen Zeitpunkt zurücktasten. Komfort ist was anderes, aber mei, die Segnungen der modernen Technik haben halt auch ihre unverhofften Nebenwirkungen. Bin mal gespannt, ob sich der Prozentsatz der kritischen Blaustrahl-Silberlinge in meinem Archiv langfristig von derzeit 33,33% deutlich nach unten verschiebt...
#4
Willkommen im Club der freiwilligen Philips Software-Tester ! Hier wird der Kunde noch voll in den Entwicklungsprozess integriert, das muss man auch mal von der positiven Seite sehen.
Spaß beiseite, das Problem mit dem Einfrieren des Geräts hatte ich bei meinem Philips DVDR 520H von 2004 bei einigen normalen Kauf-DVDs ganz genau so. Ein Gerät übrigens, das erst nach mehrmaligen Software-Updates überhaupt halbwegs zuverlässig funktioniert hat. Seinerzeit lief der Update-Vorgang noch über CD-ROMs, die man in einem PC zu brennen und einzulegen hatte ... und die nach dem zweiten Update vom Gerät auch nicht mehr freiwillig ausgegeben wurde, so lieb hatten die zwei sich gewonnen !
Kurz und gut, das Gerät läuft erst einwandfrei, seitdem ich das interne DVD-Laufwerk durch ein Standard-Laufwerk von LG gleichen Baujahrs ersetzt habe, extern modisch angeflanscht da mit dem internen mechanisch inkompatibel ... dies als »ultima ratio« nachdem die Garantiezeit abgelaufen war und man ein Gerät für 480 Euro ja doch nicht so einfach entsorgt ... *seufz*
#5
Ah, ich sehe, ich bin nicht allein!
Dieser Tage werde ich übrigens an meiner Tonbandmaschine (!) vom Typ Philips N4504 ein »Update« durchführen, in dessen Verlauf ich die vier enthaltenen Gummiriemen durch frisch bestellte neue ersetzen werde. Nach etwa 35 Jahren will ich denen alten Kautschuk-Kringeln ihr Erschlaffen nicht krumm nehmen. Der Eingriff wird spannender werden als manche Software-Aktualisierung, vor allem aber ungleich befriedigender...
#6