Ich wandelte weiland durch den wattig-wabernden Hochnebel von La Palma, als mein Handy schellte (schull? scholl?) und ein wildfremder Anrufer ausgerechnet Maulbeerbäume von mir kaufen wollte. Der Depp Gentleman hatte mit der Google-Bildersuche nach derlei Gewächsen gefahndet, mein Maulbeerbaumbild aus diesem Artikel in der Trefferliste ganz vorne gefunden und ohne weitere inhaltliche Lektüre meines Beitrages sofort geschlußfolgert, daß ich wohl Maulbeerbaumschulbetreiber wäre. Den Weg ins Impressum und damit zu meiner Telefonnummer hat er auch noch gefunden, und sogar zum Wählen derselben war er offenkundig in der Lage. Über seine sonstigen geistigen Fähigkeiten konnte und kann ich indes nur Mutmaßungen anstellen.
Fast hätte ich den Vorfall schon vergessen, aber heute erfuhr die Erinnerung daran plötzliche und unverhoffte Auffrischung: Wieder klingelte mein Mobilfernsprecher, wieder zeigte das Display eine mir gänzlich unbekannte Rufnummer, und wieder wollte ein Fremder etwas von mir haben, wenn auch diesmal nur zur Miete. Baugerüste wollte der Kollege aufstellen, ich wäre »im Internet« eindeutig als Lieferant genannt. Aha. Den genauen Such- und Findeweg wollte oder konnte mir der Begehrenträger nicht nennen, aber ich habe empirisch verifiziert, daß die google’sche Bildersuche unter dem Stichwort »Baugerüst« einmal mehr eines meiner Fotos an erster Stelle anlistet, und zwar das von jenem Beitrag hier. Auch aus dem geht freilich ebenfalls nicht wirklich hervor, daß ich Anbieter, Vertreiber oder auch nur Besitzer des gezeigten Objektes wäre.
Bin mal gespannt, ob und wie die kuriose Serie weitergeht. Vielleicht will ja jemand irgendwann mal meinen Dienstwagen mit 11.000 PS erwerben? Dann sollte ich ihm einen guten Preis nennen und mit dem Geld auf eine der von mir favorisierten Inseln abhauen, vielleicht auf die, auf der es keine Eisenbahn mehr gibt...
Vielleicht haben diejenigen auch die Dienste einer dieser unsäglichen Personensuchmaschinen in Anspruch genommen – deren Algorithmen assoziieren oft ungehemmt und erzeugen mit ihrem Tun zuweilen bizarre Daten (auch ich war mal bei einer als Gewerbetreibender gelistet).
#1
Ich assoziiere ja selbst gern ungehemmt und mit zuweilen bizaren Ergebnissen. Aber bevor ich jemanden anrufe oder auch nur anmaile, vergewissere ich mich doch, daß ich an der richtigen Adresse bin...
#2
Da haben wir’s doch: Vergewissern möchten sich meist nur diejenigen, die dem, was sie bereits wissen, nicht uneingeschränkt trauen. Wenn man jedoch dem, was man im Internet findet, uneingeschränkt traut, hat man erst gar nicht den Wunsch, sich zu vergewissern. Wenn einem dann noch die Methoden und Möglichkeiten des Vergewisserns fremd sind und man möglichst schnell und einfach an’s Ziel zu kommen will, passieren solche Dinge.
#3
Um trauen und glauben geht es doch aber hier noch nicht einmal, es fängt ja schon mit der nicht vollständigen Wahrnehmung an bzw. mit der bewußten Weigerung, sich überhaupt erstmal ins Bild zu setzen! Wobei Du insofern recht haben magst, als komische Personen-Suchmaschinen und andere automatische Aggregatoren aus den ursprünglich gegebenen Kontexten zuweilen neue (andere, scheinbare) zusammenstöpseln. Das könnte man in der Tat nicht denjenigen anlasten, die dem hirnlos hergeleiteten Dummfug auf den Leim gehen...
#4
Vermutlich ist das wie mit dem blinden Fleck: Man sieht nicht, dass man an (besser: mit) einer bestimmten Stelle nichts sieht. In diesem Fall nimmt der Anrufer seine Wahrnehmung als vollständig (genauer: nicht als unvollständig) wahr und geht davon aus, sich ins Bild gesetzt zu haben. So kommt es, dass das, was der eine für lückenlos und vollständig hält, für den anderen lückenhaft und unvollständig ist und in der Diskussion der erste gar nicht weiß, von was der zweite denn eigentlich spricht, denn er kann nicht in dieser Kategorie denken.
#5
Äh, ja. Ich bitte freundlichst, die Kategorien meiner eigenen Denkfähigkeit nicht verlassen zu wollen... ;-)
#6