Der high-fidel veranlagte zonebattler hat in seiner realen homezone in zahlreichen Stuben allerlei Beschallungsanlagen aufgebaut, um sich und sein zuweilen zur Schwermut neigendes Gemüt bedarfsweise und zu therapeutischen Zwecken mit aufmunternden Werken von Bruckner, Wagner, Mahler oder gar Zelenka recht lautstark beaufschlagen lassen zu können. Hin und wieder würde er zwecks Erweiterung seines musikalischen Horizonts gerne auch mal Radio hören, allein in dieser Hinsicht gab es bis vorgestern ein kleines Problem: Ausgerechnet die beste Anlage, bestehend u.a. aus einer gut 30 Jahre alten (aber unverändert in der Spitzenklasse spielenden) Mini-Kombo von Grundig sowie wuchtigen Aktiv-Lautsprechern von gleichfalls Fürther Provenienz, hat mit dem UKW-Empfang im mittleren Salon so ihre Schwierigkeiten: Weit abseits der vorhandenen Antennendosen kann nur eine Wurfantenne zum Einsatz kommen, und wiewohl diese zum rauschfreien Empfang sämtlicher Dudelfunksender in der Region bestens taugt, ausgerechnet zum Empfang meines Favoriten BR Klassik reicht es in dieser vertrackten Zimmerecke eben nicht!
Mehrmals hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir einen physischen Streaming Client zum Empfang von Internet-Radio zu kaufen und diesen Kasten per WLAN an den während meiner Anwesenheit ohnehin ständig eingeschalteten DSL-Router anzukoppeln. Aber immer wenn ich im einschlägigen Angebot von Amazon.de blätterte und die Kundenrezensionen studierte, ist mir die Lust auf einen solchen Neuerwerb gleich wieder vergangen: So ziemlich alle verfügbaren Geräte zeigen sich bockig und störrisch, nerven mit Verbindungsabbrüchen, fehlerhafter Firmware oder kryptischen Bedienungskonzepten. Auspacken, Anschließen, Einschalten und Genießen, diese Selbstverständlichkeit aus der analogen Ära ist im digitalen Zeitalter wohl leider zum seltenen Ausnahmefall geworden...
Dennoch habe ich in dieser Hinsicht neuerdings Grund zur Freude (und zum Schreiben dieses Artikels): Beim erneuten Stöbern nach einem Web-Radio bin ich nämlich eher zufällig über einen Tuner gestolpert, der neben dem UKW-Band auch den terrestrisch ausgestrahlten Digital-Rundfunk nach dem DAB/DAB+-Standard empfängt. Sowas hatte ich noch gar nicht als Alternative ins Kalkül gezogen! Ob sich das »Radio der Zukunft« in seinem nunmehr dritten Anlauf wirklich durchsetzen kann und auf Dauer als Standard etablieren wird, scheint mir noch nicht ausgemacht zu sein. Egal, bei einem Kaufpreis von gerade mal 50 EUR fackelte ich nicht lange. Und hier ist er nun, der außerordentlich preiswerte Neuzugang:
Zugegeben, im Vergleich zu meinen Grundig-Minis mit ihren massiven Gehäusefronten aus gebürstetem und eloxiertem Aluminium wirkt das Dual DAB 1A Digitalradio wie ein billiger Radiowecker (und schaut auch auf den ersten Blick genau wie ein solcher aus). Letztlich sind es aber die inneren Werte, die zählen! Aber handeln wir zunächst noch die Äußerlichkeiten ab: Das ebenso kompakte wie leichte Kästchen bezieht seine Energie von einem Steckernetzteil und hat ansonsten noch je eine Buchse für die mitgelieferte Wurfantenne und für das stereophone Ausgangssignal (ein Anschluß-Adapterkabel 3,5 mm Klinke auf RCA-Phono-Stecker ist gleichfalls im Lieferumfang enthalten). Nicht mit dabei sind die beiden Micro-Batterien (AAA) für den obligatorischen Fernbedienungsgeber, aber sowas hat man gemeinhin im Haus.
Für jemanden mit rudimentärer Sachkenntnis und nur einer linken Hand geht die Inbetriebnahme samt Sendersuchlauf in Minutenschnelle vonstatten, und auch einen alten Hasen wie mich kann man noch verblüffen: Über 40 Sender sind in meiner schattigen Stubenecke in rauschfreier DAB+-Qualität zu empfangen, mein Lieblingsprogramm BR Klassik wird sogar mit einer weit höheren Datenrate übertragen als die ganzen Hoppsassa- und Blubbersender. Klasse! Dabei werden zusätzlich auch noch allerlei mehr oder weniger hilfreiche Text-Informationen übertragen und auf dem gut ablesbaren Display in hellem Blau angezeigt:
Über klangliche Unterschiede zwischen meinem prinzipiell hervorragenden UKW-Tuner und seinem digitalen Urenkel mag ich mich nicht wirklich auslassen, ich will Musik goutieren und keine Hörtests absolvieren. Auf das Klangbild haben die Lautsprecher und deren Plazierung den größten Einfluß; von Voodoo halte ich ebensowenig wie von prinzipieller Verteufelung nicht-analoger Audio-Technik. Daher gibt es hier für mich auch nix zu meckern. Im Gegenteil: Beide Daumen hoch!
Ich habe schon lange nicht mehr mit einem neumodischen digitalen Apparillo soviel Freude (und so wenig Frust) gehabt wie mit diesem gut durchdachten und bestens funktionierenden Gerätchen! Über die zeittypische Leichtbauweise (der Name »Dual« ist heutzutage nur noch eine Vertriebsmarke und hat überhaupt nichts mehr mit dem feinmechanischen Präzisionsapparatebau aus dem Schwarzwald zu tun, für die das traditionsreiche Logo in frühren Zeiten stand) kann man nicht wirklich maulen, die Bedienung geht intuitiv von der Hand und zu konfigurieren gibt es nicht viel. Nörgeln könnte ich höchstens auf hohem Niveau: Wenn die Tasten der Fernbedienung etwas kontrastreicher beschriftet wären und man die Nachleuchtdauer der sich nach einigen Sekunden automatisch herunterdimmenden Display-Beleuchtung einstellen könnte, dann wäre der kleine Kumpel der ideale Wellenfänger ohne Fehl und Tadel. Aber auch so kann ich das Dual DAB 1A Digitalradio uneingeschränkt weiterempfehlen, und wer es aufgrund meines überschwenglichen Lobes schnell und günstig haben will, möge es mir nachtun und das Teil nach einer günstig ausfallenden Empfangsprognose kurzerhand bei Amazon.de bestellen. Viel Spaß damit!
Gerade im Radio-Bereich sollte man Analog-ist-besser-Mimimi einfach entspannt weglächeln, denn: In jedem Radioprogramm gibt es eh immer mindestens eine digitale Produktionsstufe, so dass, selbst wenn es (von mir noch nie wahrgenommene) Qualitätsverluste bei digitalen Medien gäbe, diese eh mit-übertragen werden, egal ob per analoger oder digitaler Ausstrahlung. Genau genommen sollte man ab dem ersten digitalen Produktionsschritt nur noch digital übertragen, denn die dabei genutzten Protokolle haben sehr effektive Korrekturalgorithmen, die das Signal unempfindlich macht gegen viele regelmäßig auftretende Fehlerquellen, wie bspw. Gewitter.
#1
Hoffentlich gereicht mir das nicht zum Nachteil, wenn mal wieder die Alpensymphonie von Richard Strauss übertragen wird, die enthält nämlich das fetzigste Gewitter ever, mit Windmaschine und allem krachenden Pipapo. Da soll mir bitteschön nix wegkorrekturalgorithmiert werden!
#2
zu #2 eine kleine Anmerkung: Ich denke nicht. Wesentlich heftiger als jede Fehlerkorrektur macht sich nach meiner Einschätzung jede Art von Dynamikkompression bemerkbar. Hier ist das Digitalradio klar im Vorteil: Braucht man bei analoger Übertragung regelmäßig immer ein zumindest kleines bisschen Kompression, damit man mit dem Signal auch unter ungünstigen Empfangsbedingungen auch bei leisen Passagen noch halbwegs sauber über die Rauschschwelle kommt, kann man die Kompression bei der digitalen Übertragung prinzipbedingt sogar weglassen. Ob das bei B4 getan – oder besser: genutzt – wird, weiß ich nicht.
DAB+ verwendet AAC+, das ist für Klassik m.E. nicht der beste Codec – technisch gesehen. Aber: In der Praxis würde ich sogar soweit gehen, zu sagen, dass man das vernachlässigen kann!
Denn um die Unterschiede hören zu können, bräuchte ich ...
... ein gleichsam jugendliches wie geschultes Gehör
... einen hervorragenden Empfänger mit bester D/A‑Wandlertechnik
... eine Anlage vom Besten
... das unter wirklich optimalen Bedingungen und fehlerlos aufgezeichnete Ausgangsmaterial, am besten analog auf Zweizollband
Das haben nicht mal die Audiophlien, die die Analogradio-ist-besser-Debatte befeuern, am Start.
Nun gibts aber einen Haufen Vorteile: Selbst unter suboptimalen Empfangsbedingungen hast Du störungsfreien Empfang! Kein Rauschen trübt den Musikgenuss, es sei denn, es wird mitübertragen.
Du hast hier in Franken eine wirklich schöne Auswahl an Sendern, nicht nur der BR sondern auch die D‑Radios machen viel Spaß und hier wirst Du als Klassik-Fan mit Sicherheit auch auf Deine Kosten kommen.
Ich kann sonst nur beisteuern, dass ich nur Radio über Satellit besser finde.
Hab viel Spaß mit Deinem neuen Digitalradio. Auch wenn Du die Sache für noch nicht ausgemacht hältst, blicke ich hier mit einigem Optimismus in die Zukunft. Wer sich mal ein DAB+-Radio gekauft hat, will das nicht wieder hergeben :)
#3
Ich will mein Kästla ja auch gar nicht wieder hergeben, solange da noch ein Tonsignal rauskommt! Das mit der Fehlerkorrektur und dem Gewitter in meinem Kommentar #2 war natürlich ein Jux, ich bin ja schon seit März 1983 (der erste in Erlangen und vermutlich ganz Franken verkaufte CD-Player ging an mich) mit digitalen Programmquellen und deren Eigenheiten vertraut... ;-)
Die prinzipbedingt möglicherweise wegfallende Dynamikkompression hat leider nicht nur positive Konsequenzen: Meine kraftvollen Lautsprecher vom Typ GRUNDIG HiFi Aktiv-Box 40 (hier im Bild) geben den eingespeisten Dynamikumfang dermaßen ungerührt wieder, daß es mir, wenn ich ein Pianissimo noch gut hörbar einstelle, beim urplötzlich einsetzenden Fortissimo die noch verbliebenen Haare vom Schädel bläst (und die gut dichtenden Fenster aus ihren Rahmen).
Außerdem werden die Leistungsverstärker in den Boxen vom Musiksignal ein- und nach Ausbleiben desselben nach einigen Minuten automatisch wieder ausgeschaltet. Das führt gerade bei klassischer Musik mit langen, leisen Passagen dazu, daß sich meine Wuchtbrummen mittendrin wieder schlafenlegen, weil sie die das sanfte Säuseln nicht wirklich ernstzunehmen gewillt sind. Drehe ich den Pegel aber soweit auf, daß die Lautsprecher gnädigerweise auch leises Musizieren ernstnehmen, dann fliegt mir bei jeder beliebigen Bruckner-Symphonie irgendwann der Tieftöner um die Ohren, vom späteren Zorn der mit dem lautstarken Schallmauer-Durchbruch beaufschlagten Nachbarn unter mir nicht zu reden...
#4
Den Jux hab´ ich durchaus verstanden – aber der »Ernst« läuft mit – gerade unregelmäßige Naturgeräusche stellen so einen Codec durchaus vor Herausforderungen (und eine gepflegte Fachsimpelei ist zuweilen ja auch ganz nett).
Deine Grundig-Monitore reichen bis 26 kHz?!? Das ist – um es mal in der Sprache unserer Tage auszudrücken – fett krass!! Derartige Werte würde man von K+H erwarten – nicht aber von Grundig. Das zeigt ja nur, dass GRUNDIG früher mal was richtg Feines war...
Das sich Deine Boxen bei sehr leisem Eingangssignal aber abschalten, finde ich schon seltsam. Gehört das so? Lässt sich das abschalten oder der Gain nachstellen? Das kann ja nicht im Sinne des Erfinders sein, oder?
#5
Auch meiner einer freut sich stets über über eine gediegene Fachsimpelei unter fachlich beschlagenen Simpeln! ;-)
Über den tragischen Niedergang der deutschen Unterhaltungselektronik-Industrie könnte man endlos (und letztlich ziellos) lamentieren und räsonieren. Ähnlich wie in der Foto-Industrie hat man die Konkurrenz aus Fernost erst ignoriert, belächelt und kleingeredet, schließlich dann mit untauglichen Mitteln zu bekämpfen versucht. Egal ob Dual, Saba, Nordmende, Lorenz, Telefunken oder eben Grundig: Bis in die frühen 1980er Jahre hinein konnten die Spitzenprodukte der deutschen Hersteller funktional nicht nur mithalten, sie definierten nicht selten auch den Stand der Technik! Innen sah man ihnen die hohe Ingenieurskunst auch an: optimierte Platinenlayouts, servicefreundliche Verarbeitung, hochwertige Bauteile.
Zeitgenössische Gerätschaften aus Fernost sahen unter dem Deckel dagegen oft aus wie provisorische Experimentier-Aufbauten aus dem Hobby-Keller: scheinbar wahllos verteilte Platinen, wirre Kabelbäume, der schiere Horror für den Servicetechniker. Äußerlich aber waren die Rollen andersherum verteilt: Während die hiesigen Hersteller oft wenig wertig aussehende Geräte mit reichlich Plastik-Anmutung auf den Markt warfen, wußten die Japaner das interessierte Publikum mit massiven Alu-Frontplatten, dicken Drehknöpfen und satt klickenden Metallschaltern zu begeistern. Das Ende ist bekannt, Stereo-Anlagen waren ja immer nicht nur Werkzeuge für audiophil veranlagte Genießer, sondern auch (Männer-)Spielzeug und Statussymbol....
Meine aktiv angetriebenen Grundig-Schallwandler kannst Du Dir gerne mal persönlich ansehen und ‑hören, beschreibende Worte allein genügen da nicht. Wer heute mit Smartphone-Ohrstöpseln im Gehörgang groß wird, hat in der Regel keinen Schimmer mehr, was an elektrisch erzeugter Klangqualität möglich ist und früher selbst in der erschwinglichen Mittelklasse die Regel war!
Das Problem mit dem automatischen Ausschalten wäre theoretisch sogar zu umgehen vermittels einer Schaltspannung, die den Vorverstärker die Boxen dauerhaft ferneineschalten läßt. Dummerweise kam das erst mit der nächsten Generation der Grundig-Aktivlautsprecher auf, meinen alten Original-Kabeln fehlt auch die dafür notwendige, zusätzlich Ader. Doch Immerhin, meine »Kindersärge« spielen noch fantastisch auf mit ihren 33 Jahren auf dem Buckel. Das schaffen heutige Consumer-Geräte nimmermehr, da wette ich was.
P.S.: Wer den Höhe- und fulminanten Schlußpunkt des Grundig’schen HiFi-Könnens aus Fürther Produktion sehen will, guckt hier, da und dort! Wer dann auf den Geschmack gekommen ist und sich vage an die ersten eigenen Gerätschaften aus seligen Jugendtagen erinnert, steigt am besten hier ein (womit der Abend dann vermutlich gelaufen wäre)...
#6
Zu den oben stehenden ernsthaften Stellungnahmen zu ebenso ernst zu nehmenden klassischen Geräten passt natürlich auch die Anzeige »Serious Classics« ausnehmend gut, sozusagen als Hommage :-) !
#7
Da ich so gut wie gar nicht mehr Radio höre, gebe ich meinen kleinen (aber feinen) Empfänger ab. Das Gerät hat keinerlei Gebrauchsspuren, sein Display leuchtet (dank automatischer Dimmung) so hell wie eh und je und der Lieferumfang (Empfänger, FB, Netzteil, Wurfantenne, Anleitung und Karton) ist ebenso vollständig wie mackenfrei. Die FB hat ebenfalls keine Gebrauchsspuren, ich habe nach der Ersteinrichtung immer nur meine Universal-FB genutzt.
Kostenpunkt: 30 EUR inkl. Paketversand (innerhalb D).
Anfagen bitte per Mail!
#8
Ups, das ging aber schnell: Das Gerät ist vergeben und wird schon morgen früh an sein neues Herrchen verschickt. Womit das Angebot im vorausgegangenen Kommentar binnen weniger Stunden hinfällig geworden ist!
#9