Nach einer faulheitsbedingten Pause von mehreren Jahren habe ich mich jetzt endlich wieder dazu aufraffen können, mit dem Verkauf meiner überzähligen Habseligkeiten zu beginnen: Im Laufe der Zeit haben sich so viele Dinge angesammelt (und platzraubend angestapelt), die einerseits viel zu schade zum Wegwerfen, anderseits zu sehr von nostalgisch-zeitgeschichtlichem Wert sind, um eine sinnvolle Spende für das nahe Gebrauchtwarenkaufhaus abzugeben. Ein gutes Beispiel ist dieser Philips Elektronik-Experimentierkasten aus den späten 1970er Jahren:
Ich hatte weiland als jugendlicher Bastler und Tüftler genau den gleichen Kasten im Einsatz, womöglich wäre er in mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand sogar noch irgendwo im Elternhaus wiederzufinden. Mein hier abgebildetes Exemplar indes habe ich vor zwei oder drei Jahren vom Flohmarkt gerettet, es ist erstaunlicherweise unbespielt und mithin der Wunschtraum eines jeden Sammlers. An einen solchen wird der Kasten dann letztlich auch gehen, und meine damalige Investition im Wert eines Tortenstücks wird eine traumhafte Rendite abwerfen, von der selbst der kriminellste Bankster nur träumen kann. Wobei die Taschengeld-Aufbesserung – in absoluten Zahlen betrachtet – natürlich trotzdem längst nicht dazu reichen wird, noch heuer in den fröhlichen Vorruhestand zu gehen...
Die Höhe des Verkaufserlöses ist mir dabei aber gar nicht so wichtig: Es geht mir vor allem darum, daß meine »Schätze« in gute Hände kommen, sprich den Weg zu anderen Liebhabern finden, die meine Pretiosen zu schätzen wissen und sie gut bewahren werden. Bei altem Technikkram funktioniert das so gut wie immer: Da Knaben bekanntlich nur etwa sieben Jahre alt werden (und danach nur noch wachsen), sind sie nach dem Erreichen ihrer maximalen Größe (und insbesondere auch dann, wenn sie wieder zu schrumpeln beginnen) gerne bereit, für die materielle Inkarnation ihrer eigenen Kinder- und Kadettenträume gutes Geld für gute Ware springen zu lassen, wenn es nur jene Spielzeuge sind, die sie damals selbst besaßen (oder sich danach mit am Schaufenster plattgedrückter Nase verzehrten). Neben jahrzehntealten Experimentierkästen (die in unbespieltem Zustand zu finden natürlich auch mir als Flohmarkt-Trüffelschwein nur noch seltenst gelingt) sind es insbesondere alte HiFi-Geräte, die heutzutage mitunter zu aberwitzigen Summen weggehen, welche ein Mehrfaches ihres damaligen Neupreises betragen können...
Zu meiner Freude ist das Einstellen eigener Angebote in die »elektrische Bucht« heutzutage einfacher denn je, auch wenn das Anfertigen aussagekräftiger Fotos und das Verfassen detailgetreuer Beschreibungstexte natürlich selbst den Routinier einiges an Zeit kostet. Dennoch: Ist man erstmal wieder drin und stellt alle paar Tage ein bis zwei Offerten bereit, dann kriegt man das qualifizierte Anpreisen und die spätere logistische Abwicklung (Korrespondenz, Inkasso, Verpackung und Versand) mit minimalem Aufwand und quasi nebenher auf die Reihe. Und Spaß macht es ja schließlich auch (mir jedenfalls).
Mich würde interessieren, wieviel Prozent aller verschickten Päckchen und Pakete heutzutage dem Austausch von Gebrauchtwaren zuzurechnen sind: Was dem Einen sein Ballast, ist des Anderen Begehr, und erst das Internet hat es geschafft, für private Angebote jenseits von Immobilien und Kraftfahrzeugen einen bestens funktionierenden Second-Hand-Markt zu etablieren. Das freut viele, aber natürlich nicht alle, insbesondere nicht die Hersteller, die gerne neuen Krempel verkaufen würden, statt den alten herumgeschoben zu wissen (und daran nichts zu verdienen). Aber so ist das halt, der Geist ist aus der Flasche und geht nicht mehr hinein. Außerdem hat sich der virtuelle Handel ja auch auf den Neuwarenvertrieb höchst beflügelnd ausgewirkt...
Doch damit genug der markttheoretischen Betrachtungen: In meiner Nachttischschublade harrt ein Dutzend Armbanduhren mit längst leergelutschten Knopfzellen darauf, von mir vorteilhaft abgelichtet und potentiellen Interessenten angedient zu werden. Mir reicht mein mechanisches Zeiteisen bis ans Ende meiner Tage, daher weg mit den Altlasten, selbst wenn das in diesem Fall definitiv ein Draufzahlgeschäft werden wird. Eine leere (und wieder anderweitig nutzbare) Schublade ist freilich auch ein schöner Gewinn!
Wer für seine Schätze angemessene Preise erzielen will, sollte sich mit Texten und Bildern für seine Auktionen Mühe machen: Niemand kauft gerne die sprichwörtliche »Katze im Sack«! Gute Fotos sind also Pflicht, und wenn man ein Stativ und einen Wohnzimmertisch hat, ist das eine Sache von Minuten:
Inklusive Nachbearbeitung am Rechner ist so ein Triptychon in weniger als einer Viertelstunde erstellt, und in den allermeisten Fällen wird einem dieser Aufwand auch noch bestens vergütet (vom späteren Höchstbieter und Käufer nämlich)!
#1
..... und die Auktion immer Sonntagabend um 20–21 Uhr auslaufen lassen. ;-)
#2
Habe ich früher immer gemacht, mittlerweile schere ich mich nimmer drum: Wer auf eines meiner Angebote wirklich scharf ist, hockt entweder zu jeder beliebigen von mir vorgegebenen Zuschlagszeit vor irgendeinem Bildschirm oder hat ein Sniper-Programm drauf angesetzt...
#3
Letzte Erinnerungen an meine alte (und nie wirklich geliebte) Dampfmaschine aus Kindertagen:
Heute startet die Auktion, in knapp zwei Wochen bin ich das Ding los und ein anderer freut sich dann so sehr darauf, daß er mir auch noch gutes Geld dafür bezahlt. Wenn das keine Win-Win-Situation ist!
#4
Na die Verpackung ist aber vom Erhaltungsgrad her des zonebattlers nicht würdig, oder? Was ist da passiert, etwa ein kapitaler Wasserschaden während des zb Abwesenheit oder gar ein Meteoritenhagel?
#5
Was da passiert ist? Mehr als 40 Jahre sind seit dem Kauf ins Land gegangen, mein Lieber! Und ich hatte überdies noch zwei jüngere Brüder...
#6
Hast ja recht, ist schon erstaunlich genug dass der Karton überhaupt noch da ist. Und manchmal bringt der sogar mehr als der Inhalt :-)
#7
Genau darauf spekuliere ich ja... ;-)
#8
[...] Bucht zu verkaufen sondern auch dafür in kleinem Rahmen die Werbetrommel zu rühren, tue ich es Bloggerkollegen Ralph Stenzel gleich und weise heute, hier und jetzt auf einige meiner aktuellen eBay-Auktionen [...]
#9
Inzwischen habe ich den Bogen aus, wie man auch technische Gerätschaften wie HiFi-Gerätschaften ordentlich und »wertig wirkend« ablichtet, ohne daß die Perspektive unrealistisch wirkt und zu einem »billigen« Eindruck führt:
Der Trick ist, das Gerät aus einigen Metern Entfernung mit auf Anschlag in den Telebereich ausgefahrenen Objektiv zu fotografieren. Dadurch werden die typischen Verzeichnungen einer aus der Nähe geschossenen Weitwinkelaufnahme vermieden.
Den etwas kühlen Gesamteindruck hätte ich übrigens durch einen später durchgeführten Weißabgleich wieder in Richtung warm verschieben können, aber das habe ich absichtlich unterlassen: So wie in der Metzgerstheke »Fleischröhren« eingebaut sind und auch beim Bäcker das Licht aus speziell abgestimmten Leuchtstoffröhren kommt (um die Frische der jeweilig angebotenen Ware zu unterstreichen bzw. zu suggerieren), so wird die eher strenge, technische Aura solcher Gerätschaften durch eine niedrigere Farbtemperatur vorteilhaft betont. Psychologie ist alles!
Meine Kompakt-Kamera stand hierbei auf dem Stativ, die Geräte hingegen auf dem Eßzimmertisch, beleuchtet wurde ausschließlich mit dem von der rechten Seite durch Fenster und Balkontür einfallenden Tageslicht. Hinterher optimierte ich Farbsättigung und Kontrast wie immer vollautomatisch mittels FixFoto.
Selbstverständlich könnte man duch den Einsatz zusätzlicher (Kunst-)Lichtquellen noch mehr herausholen (um z.B. die Überbelichtung der gleißend hellen Alu-Knöpfe zu vermeiden), aber für ambulant und auf die schnelle angefertigte Produktfotos zum Zwecke des Verkaufs per Auktion reicht die Qualität allemal. Hier ging es mir schließlich nicht um das letzte Quentchen an technischer Perfektion, sondern um zeitsparende Effizienz.
Jetzt, wo ich die »tools of the trade« einigermaßen beherrsche, bin ich allerdings auch schon fast durch mit dem Abstoßen meiner in vielen Jahren zusammengetragenen Sammlerstücke. Da ich sie sämtlich in guten Händen weiß (bzw. mir das einbilden kann), fehlen sie mir kein bißchen. Heutzutage erfreue ich mich an jedem Stück, welches ich nicht mehr besitze, weil ja jedes Teil »bekümmert« werden will, und sei es nur durch regelmäßiges Abstauben. Das machen nun andere für mich!
#10