Donnerstag, 3. Juni 2010
Ich habe heute die Sichtung und Bearbeitung meiner Urlaubsbilder abgeschlossen: Die mitgebrachte Beute von exakt 1.500 Fotos habe ich durch beherztes Löschen der zweit- bis fünftklassigen Aufnahmen auf einen zu bewahrenden Restbestand von 578 passablen Schnappschüssen eindampfen können. Was davon noch in die aktuelle Reiseberichterstattung übernommen werden soll, ist entsprechend vorbereitet und bereitgelegt.
Die digitale Technik mit ihren faktisch nicht mehr vorhandenen Folgekosten verführt zum sorglosen Abdrücken, und auch als eher bewußter Motivsucher hält man im Zweifelsfalle lieber mehrfach drauf, sobald bewegte Motivbestandteile (Menschen, Tiere, Fahrzeuge, flatternde Fahnen) die Bildgestaltung in Echtzeit erschweren. Aufgrund des vergleichsweise kleinen Displays der Kamera sind unterwegs ja nur die offensichtlichen Fehlschüsse sicher als solche zu erkennen und sogleich auszumerzen, den Rest muß man zur finalen Beurteilung in Ruhe am heimischen PC-Monitor Revue passieren lassen.
Und das so bald wie möglich! Sobald der Alltag einen wieder hat, die Erinnerungen an die Reise etwas zurück- und andere Themen in den Vordergrund getreten sind, gehen Lust und Laune zur lästigen Datei-Aufräumerei sehr schnell verloren. Jeder kennt das aus eigener Erfahrung.
Ich hingegen kenne Knipserkameraden, die sich lieber alle paar Jahre neue PCs mit größeren Festplatten kaufen und ihren ganzen Krempel unbesehen umkopieren, als sich die Mühe zu machen, ihre selbstverschuldete Bilderschwemme zu kanalisieren und den Abfall zu entsorgen. Wer aber soll sich das jemals anschauen, wenn schon der Ersteller keine rechte Lust dazu hatte?
Meine Meinung dazu: Entweder mache ich sowas richtig oder gar nicht. Wenn mir die Nacharbeit zuviel wird, nehme ich die Kamera erst gar nicht mit und genieße den Augenblick im doppelt unbeschwerten Sinne...
Mittwoch, 2. Juni 2010
Wo und wie also anfangen? Vielleicht am besten mit dem Hinweis, daß La Palma ein kleines Universum für sich ist: Trotz recht überschaubarer Abmessungen und einer Fläche von nur 708 Quadratkilometern ist die Insel im Osten ganz anders als im Westen und im Süden nicht vergleichbar mit dem Norden. Landschaft und Vegetation muten immer wieder verschieden an, nicht einmal das Wetter ist allerorten ähnlich. Ein in Nord-Süd-Richtung verlaufender Höhenzug aus alten Vulkankratern teilt die Insel nämlich in zwei klimatisch deutlich unterscheidbare Hälften: Da die feuchten Passatwinde von Osten kommen und ihre Wolken sich an den steilen Hängen stauen und abregnen, hatten wir schlauerweise auf der generell trockeneren und meist auch sonnigeren Westseite Quartier bezogen. Doch wo immer man sich auf La Palma niederläßt, dem Anblick von Bananen-Plantagen entgeht man fast nirgends:
Viele Anbauflächen sind in großem Maßstab mit einem Wind- und Wetterschutz aus Gewebe oder Folie überdacht, was zwar den Ertrag steigern mag, den Naturliebhaber freilich als ästhetische Sünde ersten Ranges befremdet. Überhaupt ist es mit dem bislang schwer subventionierten Bananenanbau so eine Sache, denn wie bei allen Monokulturen wird auch hier rigoros mit der chemischen Keule gegen Schädlinge vorgegangen. Man riecht es unten bei den Bananen, man merkt es weiter oben auch in den terrassierten Weinbaugebieten: Es wird gespritzt, was das Zeug hält, und ob das verwendete Präparat für den Menschen wirklich unschädlich und seine Dosierung immer sorgfältig abgemessen ist, kann man glauben oder nicht...
Erstmalig hatten wir freilich Gelegenheit, Bananen nicht nur im Supermarkt, sondern sozusagen »in freier Wildbahn« und an der Staude zu sehen. Ganz erstaunlich sind die nachgerade riesigen Blütenstände, die an den Büscheln dranhängen (und die man als kontinentaleuropäischer Konsument gemeinhin nie zu Gesichte bekommt):
Im rund ums Jahr milden Klima gedeihen indes nicht nur exotische Früchte, es wirkt sich scheinbar auch äußerst lebensverlängernd auf alte Automobile aus: Wie oft sieht man in Deutschland z.B. noch einen Renault R4, eine »Ente« oder gar einen VW Pritschenwagen der ersten Generation herumfahren? Auf La Palma kommen einem derlei Vehikel ständig entgegen! Die zahlreichen offenbar noch im täglichen Einsatz befindlichen Land Rover-Pickups der palmerischen Bauern hatten es mir besonders angetan, erinnerten sie mich doch an »Daktari«, eine meiner Lieblings-TV-Serien aus seligen Kindheitstagen...
Die ältesten und schönsten Exemplare dieser robusten Kleinlaster (jene mit den eng zusammenstehenden Scheinwerfern links und rechts des Kühlergrills) habe ich leider nicht fotografieren können, die konnte ich stets nur kurz in voller Fahrt bestaunen, als sie uns auf kurvenreicher Straße röhrend entgegenkamen. Für das gezeigte Foto stand daher ein etwas neuerer Typ Modell, der aber ‑nach unseren Maßstäben- auch schon von einer nostalgischen Aura umgeben war.
Clarence (den schielenden Löwen aus jener Serie um den amerikanischen Tierarzt in Afrika) haben wir natürlich nicht gesehen, wohl aber seine feline Verwandschaft: herren- bzw. frauchenlose Katzen schnurren und schnüren auf La Palma überall um einen herum. Nicht selten machen sie einen erbarmungswürdigen Eindruck...
Auch Federvieh gibt es auf der Insel reichlich, was man sehr schnell merkt, wenn man bei offenem Fenster schläft: Spätestens um vier Uhr in der Früh’ schreien sich die Hähne hier die Hälse heiser. Und weil es Ihrer viele sind, steigern sie sich auch gegenseitig rein in eine Gockel-Kakophonie, die das Weiterschlafen wenigstens bis zum Sonnenaufgang zur sportlichen Aufgabe macht. Dagegen gibt es nur ein Rezept, nämlich ausdauerndes und erschöpfendes Wandern, welches zu tiefem und langem Schlaf verhilft und mit dem wir dann in der nächsten Folge beginnen wollen!
Dienstag, 1. Juni 2010
Prinzessinnen retten? Lieber nicht!
Montag, 31. Mai 2010
Aus der Tiefe des Raumes hat unserer rühriger Stadtheimatpfleger wieder einmal zugeschlagen und ein interessantes Buch zur Fürther Mobilitätshistorie verfaßt:
Der reich bebilderte Wälzer erscheint zwar erst am 10. Jun. 2010, der Pressetext des herausgebenden Verlages macht aber jetzt schon neugierig:
Zu Wasser, zu Lande und in der Luft
Eine Fürther Verkehrsgeschichte
Alexander Mayer
Pünktlich zum 175. Jubiläum der Pionierfahrt des „Adlers“ zwischen Nürnberg und Fürth lädt der Fürther Stadtheimatpfleger Alexander Mayer zu einem unterhaltsamen Streifzug durch die Verkehrsgeschichte der Stadt ein, die ihren Namen und ihre Existenz der Rednitzfurt verdankt. Kompetent und kurzweilig schildert Mayer die Entwicklung der Kanalbauten und Fernstraßen von karolingischer Zeit über die industrielle Revolution bis zum Rhein-Main-Donau-Kanal und dem Frankenschnellweg. In Bild und Text verfolgt der Leser die Entstehung der ersten deutschen Eisenbahnlinie mit, den Ausbau des Bahnnetzes sowie den Aufbau von Straßen- und U‑Bahn. Auch die Geschichte der beiden Flughäfen und die Entwicklung des Autoverkehrs mit all seinen Problemen dürfen in diesem reichhaltig und abwechslungsreich illustrierten Band nicht fehlen. Ein rasanter Streifzug durch alles, was sich in und durch Fürth bewegt.
Schon am von der Rednitzfurt abgeleiteten Stadtnamen wird deutlich, wie wichtig die verkehrsgünstige Lage an der Kreuzung mittelalterlicher Handelswege und zwischen Main und Donau für Fürths Entstehung und Entwicklung waren. Der Leser begleitet Reisende auf holprigen Wegen und gemächlichen Treidelfahrten und gewinnt einen Eindruck von der Mühsal des Reisens im Mittelalter und der frühen Neuzeit.
Kanäle und die Eisenbahn wurden überall auf der Welt zu Motoren des Industriezeitalters und Fürth nahm in Deutschland eine Pionierrolle ein. Ausführlich schildert Mayer die Planung und den Bau der Strecke von Nürnberg nach Fürth und die parallel betriebenen Kanalbauten.
Der Aufbau eines effektiven Nahverkehrs war zugleich Folge und Bedingung der fortschreitenden Industrialisierung Von der Pferdebahn über die 1898 eingeführten elektrischen Triebwagen zeichnet der Autor die Entwicklung des Nahverkehrs in der Metropolregion bis hin zu S- und U‑Bahn nach. Er erörtert Entwicklung und Probleme des Strebens nach der autogerechten Stadt und porträtiert die beiden Flughäfen, mit denen Fürth schon sehr früh den Anschluss an das Luftverkehrsnetz fand.
Sutton Verlag, ISBN: 978–3‑86680–594‑1
128 Seiten, 17,90 € [D] |
Für eingefleischte FürtherInnen mit Interesse an der Lokalhistorie ist das zweifellos ein Pflichtkauf! Und wer es noch nicht kennt, sei auch auf das vor zwei Jahren im gleichen Verlag publizierte Buch zur Grundig-Geschichte hingewiesen...
Sonntag, 30. Mai 2010
Mit knapp zwei Jahrzehnten Abstand hat der zonebattler heuer zum zweiten Mal im Leben spanisches Territorium betreten. Erneut war es eine Insel, zum ersten Mal indes eine kanarische solche: La Palma, La Isla Bonita hatten er und seine bessere Hälfte sich zum Ziel ihrer diesjährigen Expeditionsreise auserchoren.
400 km westlich von Afrika gelegen, war diese recht kleine Vulkaninsel (gut 40 km lang, knapp 30 km breit) lange Zeit der letzte Stützpunkt vor jener neuen Welt, die Kolumbus (der übrigens selbst nie auf der Insel gewesen ist) auf der anderen Seite des weiten Ozeans entdeckt hatte. Der Reichtum, den Kaufleute, Spekulanten und andere frühe »global player« durch den Handel mit der neuen Kolonie etwa ab dem Jahre 1500 in die Haupt- und Hafenstadt Santa Cruz de La Palma brachten, ist dort heute noch zu erahnen. Von den von den spanischen Eroberen dahingemetzelten verdrängten Ureinwohnern hingegen sind nur ein paar Petroglyphen überliefert. Wir selbst wollten freilich weniger auf den historischen Spuren der Konquistadoren wandeln, sondern uns primär die einzigartige Natur des Eilandes auf ausgedehnten Wanderungen erschließen. Mit Karte, Reiseführern [1], Smartphone [2], GPS-Tracker [3], Kamera [4] und Rucksäcken mit Trinksystem [5] bestens ausgerüstet, begannen wir sogleich mit der systematischen Erforschung des aus geologischer, wie auch aus botanischer und zoologischer Hinsicht gleichermaßen einzigartigen Eilandes...
Wer auf La Palma wandern will, braucht einen (Miet)wagen, um in serpentinenreicher Fahrt zum Start- und Zielpunkt seiner Tour zu gelangen. Man merkt schnell, daß die kleinen Abmessungen der Insel nur wenig mit den zurückzulegenden Strecken und den dafür benötigten Fahrzeiten zu tun haben: Ständig geht es durch Haarnadelkurven sonder Zahl bergauf oder bergab, man kommt aus dem Drehen des Lenkrades von einem Anschlag bis fast zum anderen über weite Strecken gar nicht mehr heraus.
Kein Wunder daher, daß man für läppische 20 km Luftlinie einen halben Tag brauchen kann und unterwegs fast nur Kleinwagen und geländegängige Pickups zu Gesichte bekommt. Mit fetten Limousinen, tiefergelegten gar, würde man dort durchaus nicht repräsentieren können, sondern sich eher lächerlich machen. Wie die ganzen Bus- und Lastwagenfahrer ihre ausladenden Vehikel kreuz und quer durch die Insel chauffieren, ist mir bis heute schleierhaft. Der zonebattler jedenfalls pilotierte einen kompakten Renault Clio mit Servo-Lenkung und hat sich gestern bei der ersten Fahrt daheim mit dem eigenen Minibus sehr darüber gewundert, warum ihm dessen Lenkrad und Pedale allesamt so ungewohnt schwergängig vorkommen...
© Powered by OpenRouteService; Map data: © OpenStreetMap contributors
Anders als im Vorjahr zeigen die übereinandergelegten Tracker-Dateien mit den gefahrenen und den gewanderten Strecken diesmal keinen Rundreise-Kurs: Wir wohnten ja nicht wie sonst ambulant in der mobilen Renngurke, sondern stationär und während des gesamten Reisezeitraumes in einem gemieteten Ferienhaus, von dem wir tagtäglich immer wieder neu (aber naturgemäß oft über die gleichen Straßen) ausrückten.
Unser Domizil bestand recht eigentlich aus dem mittleren von drei leicht versetzt aneinandergebauten Häuschen. Zunächst waren wir überrascht, links und rechts keine Nachbarn vorzufinden, später gewöhnten wir uns daran und gegen Ende hätten wir es wohl tatsächlich als unangenehm empfunden, wenn unsere splendid isolation noch durch andere Touristen gestört worden wäre. Die offenbar typisch schwache Auslastung der (inselweit üppig dimensionierten) Übernachtungskapazitäten hat freilich ihre Schattenseite in Form von Muff und Schimmel, welcher sich leicht dort ausbreiten kann, wo hohe Luftfeuchtigkeit und geringe Luftzirkulation eine unheilige Allianz eingehen... Lüften, Lüften und nochmals Lüften hat uns geholfen, unserer ansonsten formidablen Finca die unangenehmsten Gerüche (wenn auch nicht deren Verursacher) für die Dauer unseres Aufenthalts halbwegs auszutreiben.
In der einfach, aber komplett ausgestatteten Hütte fand sich sogar ein Pärchen passabler PC-Aktivboxen, deren kleiner Klinkenstecker sogleich in die passende Buchse meines Handys fand: Da ich neben den Beethoven’schen Symphonien und Klavierkonzerten u.a. die Telemann’sche Tafelmusik und überdies noch sämtliche Trompetenkonzerte des gleichen Komponisten im Telefon gespeichert vorhalte, war damit eine gediegene Grundversorgung mit Frühstücksmusik sichergestellt (Parsifal, Lohengrin und Tannhäuser wären auch noch mit auf der Speicherkarte, aber situativ nicht unbedingt angebracht gewesen)...
Im Gegensatz zu den aus der Heimat gewohnten langen Dämmerungszeiten wird auf La Palma das Tageslicht am Morgen zügig angeschaltet und des Abends nicht minder flott wieder abgedreht, eine Folge der im Vergleich zu Deutschland weit südlicheren Lage auf dem Globus. Man muß das Phänomen in seine Tagesplanung einbeziehen, wenn man nicht riskieren will, nach dem Genuß eines spektakulär knalligen Sonnenuntergangs am einsamen Strande kurz darauf im Zappendusteren zu stehen.
Das nachfolgende Foto zeigt nicht etwa einen Ausschnitt aus der Altdorfer’schen »Alexanderschlacht«, sondern einen Blick von der großen Terrasse unserer Casa in Richtung Meer und untergehende Sonne:
Am unteren Bildrand sind schon jene gewebeüberspannten Bananenplantagen zu erahnen, von deren inselverschandelnden (und potentiell gesundheitsgefährdenden) Nebenwirkungen später noch zu berichten sein wird.
Soviel zur Einstimmung, soviel für heute. Im nächsten Teil brechen wir endlich auf und beginnen uns auf der Insel gründlich umzuschauen...
[1] Wir hatten im Gepäck:
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WK E2 – La Palma – Wander- und Freizeitkarte 1:30000
Verlag Freytag & Berndt, Wien
Gute, detaiilierte Karte, die auch für den Autofahrer taugt. Ideal wäre es, wenn die Straßenkilometrierung hin und wieder mit eingedruckt wäre. Nach häufigem Falten beginnt sich die Karte an den Knickstellen zu zerlegen, aber einen mehrwöchigen Urlaub hält sie aus und durch...
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Klaus und Anette Wolfsperger:
La Palma – Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen
Bergverlag Rother, München (10. Auflage, 2010)
Das Standardwerk für das Bestreifen der Insel. Gehört schon wegen des praktischen Kompaktformates in den Rucksack bzw. in die Hand jedes Wanderers. Leider finden sich in den Tourenbeschreibungen mitunter kaum nachvollziehbare Zeitangaben, nicht eindeutig identifizierbare Wegpunkte und diffuse Aussagen zu den Schwierigkeitsgraden (z.B. bei Nr. 42: »leichte, aber etwas anstrengende Wanderung«). Na ja. Sehr hilfreich sind die ergänzenden und korrigierenden Käuferkommentare bei amazon.de!
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Michael Reimer und Wolfgang Taschner:
Genusswandern auf La Palma -
Traumtouren auf der grünen Insel der Kanaren
Bruckmann Verlag, München 2007
Diesen reich bebilderten Wanderführer habe ich als Restposten-Exemplar kurz vor dem Urlaub in der Nürnberger zweitausendeins-Filiale zufällig erspäht und sogleich für kleines Geld mitgenommen. Dank der vielen bunten Fotos und des übersichtlichen Layouts wäre dieser Reiseführer eine Empfehlung wert, wenn, ja wenn nicht das große A5-Format so unpraktisch wäre! Zum appetit-anregenden Durchblättern in der Casa ideal, aber für den Einsatz unterwegs leider doch zu unhandlich...
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Izabella Gawin:
La Palma – Handbuch für individuelles Entdecken
Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld (6. Auflage, 2009)
Sehr ordentlicher Allround-Reiseführer in angenehm kompakter Größe. Die Ortsbeschreibungen waren durchaus hilfreich, die allgemeinen Tipps ebenso. Als Selbstversorger im vorab gemieteten Ferienhaus machten wir von den Unterkunfts- und Restaurant-Empfehlungen keinen Gebrauch. Auch dieser generelle Führer hat einen eigenen Wanderteil mit 20 knapp beschriebenen Touren.
Leider nicht dabei hatten wir:
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Irene Börjes und Hans-Peter Koch:
La Palma – Das Reisehandbuch zur grünsten Insel der Kanaren
Michael Müller Verlag, Erlangen 2010
Die Reiseführer aus unserer Nachbarstadt genießen nicht ohne Grund einen hervorragenden Ruf, und der hier genannte wäre mein Wunsch-Führer gewesen. Leider kam die ursprünglich für April 2010 vorgesehene Neuauflage nicht mehr rechtzeitig für uns in den Handel, mittlerweile ist sie für den Juli angekündigt. In einem Andenkenladen auf La Palma hätte ich tatsächlich noch die hierzulande vergriffene Ausgabe von 2007 erstehen können. Schon beim kurzen Durchblättern zeigte sich, daß dieses handliche Taschenbuch mit seinen umfassenden Informationen zu Land und Leuten eine dicke Empfehlung wert ist: Zusammen mit dem Rother Wanderführer und der großen Karte von Freytag & Berndt hat man damit alles Nötige in Händen!
[2] Mein schon früher vorgestelltes Dienst-Handy bewährte sich nicht nur als mp3-Player, sondern auch als Taschenlampe, Ausgaben-Erfasser, Mail-Terminal und dank des integrierten GPS-Empfängers auch als komfortabler Schrittzähler (man beachte den gezeigten Screenshot mit dem Höhenprofil einer Wanderung). Freilich habe ich den (noch zu verifizierenden) Verdacht, daß der Nokia Sports Tracker trotz nicht ausgewählten Online-Zugangs ungefragt Server-Verbindungen hergestellt hat: Ein Auslandstarif von 2 Cent pro 10 KB Datenvolumen klingt moderat, aber es läppert sich da schnell was zusammen. Jedenfalls war das Guthaben meiner Prepaid-SIM-Karte bereits nach einer Woche wundersamerweise aufgebraucht. Gut, daß ich die automatische Deckelung als »Reißleine« einkalkuliert hatte: Mit einem regulären Laufzeit-Vertrag wäre der Spaß womöglich (noch viel) teurer geworden...
[3] Mein schon mehrfach besungener und immer wieder gern erwähnter Vorratsdatenspeicher hat sich in diesem Urlaub einmal mehr bestens bewährt: Mit zwei Satz Standard-Akkus protokolliert er lässig gut 14 Stunden lang alle Bewegungen zuverlässig mit, und sein großzügig bemessener Speicher war auch nach drei Wochen fleißigen Wanderns noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt.
[4] Was bin ich froh, die dicke Digital-Spiegelreflex wieder zurückgegeben zu haben und meiner Kompakt-Knipse treu geblieben zu sein: Bei fünf Stunden in praller Sonne und 1000 Metern Höhenunterschied ist man froh um jedes Gramm, das man nicht mitzuschleppen hat!
[5] Vor Jahren schon hatten wir zwei preiswerte Wanderrucksäcke mit integriertem Wasserbehälter beim Discounter nebenan gekauft, bislang aber nicht genutzt. Bei ihrem ersten Einsatz auf La Palma erwiesen sich die portablen Behältnisse sofort als überaus praktisch: Zum einen sind sie dank schmalen Schnittes und gepolsterter Auflagen weit weniger schweißtreibend zu tragen als meine voluminöseren DB-Lokführer-Rucksäcke, zum anderen ist so ein Trinksystem (bestehend aus einer herausnehmbaren Weichkunststoffblase mit Schlauch und Mundstück dran) von erheblichem praktischen Nutzen: Der Dürstende muß nicht innehalten, um nach einer Flasche zu fingern, sondern nuckelt einfach während des Gehens am Mundstück des am Tragegurt griffbereit festgeklipsten Schlauches. Zudem läßt ein formflexibler Wasservorrat im gepolsterten Extra-Fach des Rucksackes weit mehr Stauraum für andere Zwecke frei als eine mitgeführte starre Flasche...
Freitag, 28. Mai 2010
Mittwoch, 26. Mai 2010
Der zonebattler meldet sich hiermit ordnungsgemäß aus seinem Jahresurlaub zurück, in den er sich wohlweislich gar nicht explizit abgemeldet hatte: Geschlagene drei Wochen lang hat er nun mit seiner besseren Hälfte ein geheimnisvolles Eiland im großen Ozean intensiv erforscht, erwandert und erfahren. Gestern spätabends erst ist er wieder heimgeschwebt, heute früh schon muß er wieder ins Büro einrücken und hofft inständig, daß der Erholungseffekt von zweiundzwanig naturnah verbrachten Tagen zumindest bis zur ersten Mittagspause vorhalten möge...
Sobald es die aufgestauten dienstlichen Obliegen- und privaten Angelegenheiten zulassen, werde ich zunächst die unterdessen hier aufgelaufenen Kommentare beantworten und dann mit einer reich bebilderten Reiseberichterstattung fortfahren. Es gibt nämlich eine ganze Menge zu erzählen...
Samstag, 1. Mai 2010
Freitag, 30. April 2010
Mittwoch, 28. April 2010
In den nächsten Wochen und Monaten wird die längst überfällige Sanierung der Karolinenstraße endlich in Angriff genommen: Zwischen der Schwabacher Straße und der Karlstraße wird die elende Buckelpiste dann komplett erneuert. Ob es wohl damit zusammenhängt, daß gestern in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem kleinen Schrebergarten zwei überaus rätselhafte Steintürme niedergekommen sind?
Was mögen das nun für eigenartige Artefakte sein? Zwei außerirdische Stelen unbekannter Genese und Zweckbestimmung? Ein Mahnmahl zum Gedenken an das verlorene New Yorker World Trade Center? Oder doch nur ganz banalerweise zwei behelfsmäßige Pfeiler, die später Versorgungsleitungen über den Baustellenverkehr hinweg leiten sollen? Aber warum stehen sie dann eng nebeneinander und nicht vis-à-vis auf gegenüberliegenden Straßenseiten? Fragen über Fragen...
Fraglos aber wird das noch spannend!
Dienstag, 27. April 2010
In Begleitung einer halben Hundertschaft anderer Senioren Kunstinteressierter sowie seiner besseren Hälfte als Nesthäkchen unternahm der zonebattler am letzten Wochenende eine von der hiesigen Museumsinititative organisierte Busreise ins ferne Wolfsburg. Erste Station der auch in gruppendynamischer Hinsicht spannenden Expedition war das in Privatbesitz befindliche Schloß Derneburg, dessen betuchter Hausherr seine Leidenschaft für moderne Kunst plastisch zu demonstrieren weiß:
Der Name jenes sehr potenten amerikanischen Geldjongleurs und Weltenbürgers sei hier diskret verschwiegen, verdankte es die Reisegruppe doch seiner Generosität, daß sie in Begleitung seiner irdischen deutschen Statthalterin das in Restaurierung befindliche Gemäuer nebst bestens bestückter Bibliothek und sonstigen Innereien ausgiebig besichtigen und gebührend bestaunen konnte.
Die Kunst im Griff habend und gleichzeitig von der Kunst ergriffen zeigte sich auch der kundige Kurator unseres Nürnberger Musen-Tempels und Fast-Nachbar des hier rapportierenden Berichterstatters. Den andächtig lauschend Verharrenden von hinten festzuhalten war indes keine große Kunst:
Angesichts des getriebenen Aufwandes zur Instandsetzung des alten Gemäuers und der Bedeutung der später dort beheimateten Kunstsammlung war wohl manch einer überrascht ob der Aussage, daß dafür keinerlei öffentliche Mittel in Anspruch genommen wurden und werden. Je nun, wer hat, der hat! Und wer viel hat und davon auch der Öffentlichkeit etwas zurückgibt, hat sich alle Achtung redlich verdient...
Gleich neben dem Schloß steht übrigens ein Atelierhaus, welches sich der Vorbesitzer Georg Baselitz errichten ließ. Dort drinnen spukten neben dem Geist des (durchaus noch lebenden) berühmten Bildhauers diverse andere schemenhafte Gestalten herum:
Nach dem Genuß von gereichtem Gebäck und Getränken und einem anschließenden Verdauungsspaziergang zu den architektonischen Schmankerln im angrenzenden Wald ging es weiter zum Schloß Essenrode, welches wir mit nur geringer Verspätung erreichten. Dessen warmherzige Hausherrin gewährte uns einen interessanten Einblick in die Historie des barocken Hauses und in die Tücken der Bewirtschaftung eines derartigen Besitzes. Immerhin, man hat sich mit Ackerbau und Pferdezucht bis in die Gegenwart zu behaupten gewußt. Schwein gehabt!
Eigentum verpflichtet ja bekanntlich, und im Falle denkmalgeschützter Gemäuer größeren Kalibers ist diese Herausforderung geradezu mit Händen zu greifen: Der Erhalt von Haus und Hof erfordert nicht nur finanziellen Einsatz, sondern auch große Hingabe und fraglos auch Disziplin. Keine kleine Aufgabe, aber doch eine, die ihren Lohn in sich trägt. Bei Tee, Kaffee und Kuchen klang die Stippvisite beschaulich aus.
Von Essenrode aus war es bis Wolfsburg nurmehr ein besserer Katzensprung. Nach dem Einchecken ins Hotel stand der Abend zur freien Verfügung, was der zonebattler und seine Begeleiterin zu einem ausgiebigen Fußmarsch durch die ehemalige Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben nutzten.
Wer aus Fürth kommt und demzufolge architektonisch doch einigermaßen verwöhnt ist, der kann der ziemlich gesichtslosen Anhäufung von bunt zusammengewürfelt erscheinenden Betonbauten in der zugigen und maßlos weiten Fußgängerzone nur wenig abgewinnen, von regelbestätigenden Ausnahmen abgesehen, von denen später noch die Rede sein soll. Der abendliche Inspektionsgang führte uns bis in die »Autostadt«, einer Art Disneyland des Volkswagenkonzerns. Im abendlichen Dämmerlicht waren kaum noch Passanten unterwegs, und auch die diensttuenden Enten hatten zur blauen Stunde offenbar schon Feierabend...
Dem zonebattler ist der dort mit immensem Aufwand getriebene Kult ums Automobil absolut unverständlich und wesensfremd. Den Schlüssel zu seiner damals nagelneuen Renngurke fernöstlicher Provenienz hat er weiland aus der Hand der Chefin eines zweieinhalbköpfigen Familienbetriebes (den in Ausbildung befindlichen Sohn zur Hälfte, dessen vor der Werkstatt unkrautzupfende Großmutter gar nicht gerechnet) in Empfang genommen, das erscheint ihm im Rückblick als allemal angemessener als ein spektakulär inszeniertes Abholungs-Brimborium mit Lichterzauber und sonstigem (in den Produktpreis fraglos mit einkalkulierten) Firlefanz. Aber egal, der künstliche Freizeitpark rund um des motorisierten Deutschen liebstes Kind war ja nur ein en passant mitgenommenes Betthupferl und als solches dann doch verdaulich...
Der Folgetag begann mit einem üppigen Sonntagsfrühstück (das Wolfsburger Holiday Inn sei hiermit lobend weiterempfohlen), welches eine gute Grundlage darstellte für eine sorgfältig vorbereitete Architekturführung. Unter der überaus engagierten und höchst sachkundigen Leitung einer Architektin und eines angehenden solchen ging es in zwei Gruppen zunächst zum Alvar-Aalto-Kulturhaus: Äußerlich vermag der nun schon knapp 50 Jahre alte Bau des finnischen Architekten heutzutage nicht mehr sonderlich zu gefallen, im Inneren aber ist er eine Fundgrube wunderbar kreativer Detaillösungen. Sogar die damals vom Meister selbst gestalteten Lampen, Hocker und anderen Einrichtungsgegenstände sind noch weitgehend erhalten. Am nachhaltigsten aber bleibt die raffinierte Führung des Tageslichtes über dreh- und klappbare Wand- und Deckenelemente in Erinnerung. Die dazugehörigen Lichteinlässe verleihen dem kupferverkleideten Dach eine unverwechselbare Topographie:
Das im Anschluß besuchte Wissenschaftsmuseum »phæno« der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid stammt aus dem Jahre 2005 und ist in gewisser Weise das genaue Gegenteil des Kulturhauses: Äußerlich spektakulär und wahlweise an ein Raumschiff, einen Wal, einen Zeppelin oder einen sinkenden Hochseedampfer erinnernd, präsentiert sich das riesige Gebäude aus grauem Sichtbeton in seinem Inneren eher als kantengeglättete Luxus-Version einer großräumigen Lagerhalle...
Nach diesen subjektiven und wenig qualifizierten Einlassungen zur zeitgenössischen Baukunst der Weltklasse wenden wir uns nun endlich dem Höhepunkt der Reise zu, dem lange erwarteten Besuch im Kunstmuseum Wolfsburg. Dessen Behausung weiß in seiner strengen Materialästhetik aus Glas und Metall durchaus zu gefallen, jedenfalls dem Schreiber dieser Zeilen, der hier seinem Hang zur Symmetrie huldigen und hemmungslos ausleben konnte:
An den Verzehr eines Mittagessens mit integriertem Kulturzuschlag im hauseigenen Restaurant anschließend, erwartete uns nunmehr die titelgebende Reise ins Licht, die Begehung der immateriellen Arbeit »Bridget’s Bardo« des amerikanischen Land-Art-Künstlers James Turrell. Im Gefolge des fachlich beschlagenen Lichtkünstlers Bernd Schulz tauchten wir ein in einen Raum aus reinstem Licht...
Man könnte dieses phänomenale Erlebnis schwerlich ab-lichten (und dürfte das aus urheberrechtlichen Gründen leider ohnehin nicht machen, daher muß es nachfolgend zur rudimentären Illustration eine krude Perspektivzeichnung von eigener Hand tun), man kann es kaum beschreiben, man muß es selbst erlebt haben: Über eine lange Rampe geht es hinab in einen riesigen Raum, dessen Wände zu leuchten scheinen in einem zyklischen Wechsel von Rot nach Blau und umgekehrt. Im Wortsinne nicht zu fassen ist die Stirnwand der quaderförmigen Halle am Fuße der Rampe, die durch eine Lichtschranke und zwei Aufseher gesichert werden muß: Die Wand ist nämlich eine dem Gehirn nur vorgegaukelte, in realiter öffnet sich der Raum trompetengleich über Hohlkehlen in alle vier Richtungen. Die eigentliche Rückwand liegt viel weiter hinten als vermutet und ist vom Betrachter beim besten Willen nicht auszumachen.
Außerhalb des Blickfeldes sind jene starken LED-Scheinwerfer (sic!) positioniert, die das komplexe Raumgebilde indirekt illuminieren. Selbst mit diesem Wissen im Hinterkopf sieht der Betrachter aber stets eine farbige und durchaus gegenständlich wirkende Wand vor sich: Deren perfekte Illusion wäre nur zu brechen, indem man einen Gegenstand hindurch würfe (und den man dann auf dem eigentlichen Boden weit dahinter zu liegen kommen sähe)...
Doch das ist nicht die einzige Sensation: Die von innen erkennbaren Räume hinter dem Eingang oben und dem Ausgang unten scheinen in intensiv komplementärem Grün oder Gelb zu leuchten, obwohl sie jeweils reinweiß gestrichen und auch neutral beleuchtet sind: Die eigene Farbwahrnehmung, der innere »Weißabgleich« wird dermaßen nachhaltig verschoben, daß man hernach mehrere Minuten braucht, bis die gewohnte Farbwahrnehmung wiederhergestellt ist. Es ist im Wortsinne unfaßbar und gleichzeitig unbeschreiblich schön: Gehet hin und seht selbst, so lange das temporäre Werk noch besteht und zu bestaunen ist!
Was danach noch kommen konnte (und mußte), ist indes kaum der Rede wert: Gute sechs Stunden im Bus nämlich, die lesend, diskutierend oder auch dösend abzusitzen waren. Gegen 22 Uhr hatte uns die Heimat wieder. Noch Tage später leuchtet es in der Erinnerung nach: Der weite Weg hat sich ohne jeden Zweifel und in mehrfacher Hinsicht gelohnt!
Süßer und scharfer Senf: