Von 1962 bis 1976 leistete sich der amerikanische 3M-Konzern den »Luxus« einer eigenen Spiele-Abteilung: In mehreren Serien erschienen viele anspruchsvolle Titel, die sich trotz (oder wegen) einfacher Regeln und kurzer Spieldauer durch außergewöhnlich hohen Spielwitz auszeichneten. Der Erfolg war indes nicht von Dauer: Sei es, daß die Zeit noch nicht reif war für anspruchsvolle (und teure) Erwachsenen-Spiele, sei es, daß die engagierte Spiele-Mannschaft von 3M im Laufe der Jahre nach und nach in andere Firmenbereiche »wegbefördert« wurde, nach 14 Jahren jedenfalls war die Firma des ungewöhnlichen Geschäftsbereiches überdrüssig. Das Aus kam insbesondere für die deutsche Niederlassung völlig überraschend, der Restbestand der zum Teil liebevoll übersetzten Spiele landete auf den Ramschtischen. Schade drum: Titel wie das nachfolgend in der US-Version abgebildete »Breakthru« haben das Zeug zum Klassiker!
In den Kommentaren zu diesem Artikel finden Sie Abbildungen, Beschreibungen und Kurz-Rezensionen von Spielen der berühmten »Bookshelf«-Serie. Mit ihren soliden Schuber-Schachteln im Einheitsformat (30 x 21,5 x 6 cm) gereichen diese Ausgaben in der Tat jedem Bücherregal auch heute noch zur Zierde. Übrigens: »3M« stand (und steht auch heute noch) für »Minnesota Mining & Manufacturing Corporation«.
Von vielen Spielen dieser Reihe existieren Varianten, die sich in Schuberfarbe, 3M Logo-Gestaltung, Materialausstattung und teilweise sogar in den Spielregeln unterscheiden. Auch unterschiedliche Schubergrößen – zumal bei Erstauflagen – hat es zuweilen gegeben. Neben den genannten »Bookshelf«-Titeln und den von manchen Sammlern mitunter dazugerechneten »3M Classics« gab es von 3M noch eine Menge anderer Spiele in diversen Serien, so z.B. die »Flatbox Sports Games« und die »Cassette Games«. Ferner waren »Special Editions« und »Super Pad Games« im Lieferprogramm. Hier sei nur die Reihe der »Gamette Games« hervorgehoben, in der sich auch einige Titel der »Bookshelf«-Reihe in vereinfachter Form wiederfinden.
Viele ehemalige 3M-Spiele wurden in den USA noch von der Firma Avalon Hill weiterproduziert. Auch in Deutschland gab es Wiederauflagen – in anderer Ausstattung – von Top-Titeln wie »Bazaar« und »Acquire« (bei Schmidt) oder »Twixt« (bei Schmidt und Klee). Vielleicht bringt die Zukunft noch manch’ freudiges Wiedersehen: Geniale Ideen veralten schließlich nicht. Angesichts der erstklassigen Qualität der seinerzeit verwendeten Materialien und des schönen Designs empfehle ich gleichwohl allen Freunden des gepflegten Tüftelns, sich auf Flohmärkten oder im Internet nach den inzwischen recht selten gewordenen Originalen umzusehen. Es lohnt sich!
P.S.: Interessierte LeserInnen finden hier und da weiteren Lesestoff zum Thema...
Steckbrief:
Beschreibung:
»Acquire« (engl. für »erwerben, erreichen«) ist an sich ein recht abstraktes Wirtschaftsspiel: Durch das Ablegen numerierter Spielsteine werden auf dem Spielplan Hotels gegründet, vergrößert und später zu Ketten erweitert. Berühren sich irgendwann zwei solcher Hotelketten, kommt es zu einer Fusion, bei der ‑ganz wie im richtigen Leben- der Größere den Kleineren schluckt. Die Spieler trachten danach, durch Ankaufen von Hotel-Aktien ihr Vermögen zu vergrößern, um sich im Falle einer Fusion möglichst günstig zu stellen: Am Ende gewinnt nämlich ‑wie könnte es anders sein- der reichste Spieler...
Spielmaterial:
Spielplan aus Kunststoff, 108 schwarze Spielsteine (numeriert), 6 farbige Markierungs-Steine, 7 verschiedene Blöcke mit Hotel-Aktien, 4 Blöcke mit Spielgeld-Scheinen (Stückelung 100, 500, 1000, 5000 Währungseinheiten), 7 Informationskarten (Wert- und Preistabellen), Kunststoff-Sortiereinsatz, Regelheft.
Bewertung:
»Acquire« ist ein unbestrittener Brettspiel-Klassiker und taucht auf »Top 10«- und ähnlichen Hit-Listen regelmäßig auf einem der vordersten Plätze auf. Sid Sackson hat hier ein echtes Meisterwerk geschaffen, dessen Faszination kaum jemand entziehen kann. Ein Muß für jeden Brettspiel-Begeisterten!
Bemerkungen:
Wie schon in der Bewertung angedeutet, ist der Besitz einer »Acquire«-Ausgabe für den Spielefreund ebenso obligatorisch wie für den gläubigen Muslim die Pilgerfahrt nach Mekka! Wer die Originalausgabe von 3M nicht auftreiben kann, wird sicher auch an der etwas weniger abstrakt aufgemachten Wiederauflage von Schmidt seine Freude haben. Trotz der opulenteren Ausstattung späterer Neu-Auflagen bevorzugen richtige Fans natürlich gleichwohl das schlichte 3M-Original, von dem es übrigens eine noch seltenere Variante mit Holzsteinen gegeben hat...
#1
Steckbrief:
Beschreibung:
In diesem abstrakten Handelsspiel müssen »Waren« in Form von Karten mit »Geld«, sprich Spielsteinen, gekauft werden. Jede Warenkarte zeigt in Form bunter Kreise, was sie kostet: Die benötigten Spielsteine können vom Spieler bei seinem Zug entweder einzeln gezogen oder aber – und das ist der Clou – zu bestimmten Wechselkursen eingetauscht werden. Die für das ganze Spiel verbindlich festgelegten Tauschkurse (z.B. weiß, blau = rot, rot, gelb, gelb) gelten in beiden Richtungen und sind von den beiden zu Spielbeginn willkürlich gezogenen Kurskarten abzulesen. Für jeden getätigten Warenkauf gibt es Punkte, und zwar pikanterweise umso mehr, je weniger Spielsteine man nach der Transaktion noch in seinem Bestand übrig hat...
Spielmaterial:
10 Kurskarten, 45 Warenkarten, 5 x 20 farbige Spielsteine, 1 Farb-Würfel, 1 Punktwertungs-Block, Kunststoff-Sortierkasten (gleichzeitig Spielfeld), Regelheft.
Bewertung:
»Bazaar« macht Spaß und ist leicht zu erlernen, dennoch ist das Spiel nicht ohne Makel: Da jeder Spieler für sich allein spielt, mit dem Planen aber erst beginnen kann, wenn er (oder sie) an der Reihe ist, kann sich das Spiel zum Verdruß der Schnelldenker manchmal schon etwas in die Länge ziehen, zumal wenn gemütlichere Zeitgenossen mit von der Partie sind. Generell ist das Fehlen jeglicher Interaktion unter den Beteiligten nicht unbedingt das Richtige für Leute mit kommunikativem Naturell...
Bemerkungen:
Trotz aller Kritikpunkte haben Tüftler und mathematisch talentierte Spieler an »Bazaar« ihre Freude. Unter dem Namen »Bierbörse« wurde das Spiel übrigens in den späten Siebziger Jahren von Parker neu herausgebracht.
#2
Steckbrief:
Beschreibung:
Seeschlacht in der Schachtel: Das Flaggschiff der goldenen Flotte in der Spielfeld-Mitte muß zum Sieg den Rand erreichen, die darum herum angeordnete silberne Flotte dagegen hat die Aufgabe, das goldene Flaggschiff am Ausbrechen zu hindern und zu schlagen! Der einfache Zug-Mechanismus (die Schiffe können waagrecht wie senkrecht analog zum Turm im Schach beliebig weit bewegt werden, geschlagen wird dagegen über ein Feld diagonal, quasi wie beim Bauern) läßt sich schnell erlernen. Trotz übersichtlicher und einfacher Regeln sind die möglichen taktischen Finessen natürlich nicht so einfach zu durchblicken...
Spielmaterial:
20 silberne, 12+1 goldene »Schiffe« (massive Metall-Zylinder), Kunststoff-Spielfeld, Regelblatt (US-Version: Regel in inneren Schachtel-Deckel eingedruckt).
Bewertung:
Nach meinem Dafürhalten ein flottes und packendes Strategie-Spiel, das an eine Mischung aus Schach und Dame erinnert. Besonderen Reiz gewinnt das Duell durch die asymmetrische Rollen- und Zielverteilung: Während die silberne Angreiferflotte das goldene Flaggschiff des Gegners zu schlagen trachtet, versucht dessen Kapitän, durch Erreichen des Spielfeldrandes das Spiel für sich zu entscheiden. Als Spieler erlebt man damit je nach befehligter Flotte das Geschehen aus völlig verschiedener Perspektive. Toll! Wer abstrakten Strategiespielen freilich nichts abgewinnen kann, sollte die Finger von »Breakthru« lassen...
Bemerkungen:
Die hier gezeigte deutsche Ausgabe hat eine völlig andere Schuber-Illustration als das ganz oben im Artikelbild vorgestellte US-Original. Möglicherweise erschien den Verantwortlichen damals das ursprüngliche Bild als zu militärisch-martialisch für den deutschen Markt. Verschiedene Ausführungen der Spielsteine sind bekannt, so gibt es beispielsweise außer den »nackten« Metall-Zylindern solche mit aufgeprägten Ankern bzw. Steuerrädern. Von meinen beiden Exemplaren erweist sich die deutsche Fassung mit deutlich unterscheidbaren Zylinderstücken aus Edelstahl und Kupfer als besser spielbar als die amerikanische: Zwar sind deren silber- und goldfarben galvanisierte Metallstücke nicht zuletzt ob ihrer Form mit angeschrägter Oberkante schöner anzuschauen, doch auch leicht miteinander zu verwechseln, wenn sie sich erst einmal in enger Formation gegenüberstehen. Da sie sich dann ineinander spiegeln, sind die nur minimal unterschiedlichen Farbtönungen selbst bei guter Raumbeleuchtung nicht mehr gut auseinanderzuhalten...
#3
Steckbrief:
Beschreibung:
»Challenge Bridge« (zu dem es zwei Ergänzungs-Sets gibt) führt anhand von 100 ausgesuchten Turnierpartien preisgekrönter Bridge-Meisterpaare in die taktischen Finessen dieses komplizierten Kartenspieles ein. Der mitgelieferte, patentierte »Card Selector« erlaubt Bridge-Freunden das Nachspielen der ausgewählten Partien.
Bewertung:
In Ermangelung selbst rudimentärer Regelkenntnisse steht mir eine Beurteilung dieses 3M-Produktes im Grunde gar nicht zu. Dennoch liege ich sicher nicht falsch mit der Aussage, daß »Challenge Bridge« wirklich nur für Fans und Kenner dieses Kartenspieles (sowie natürlich für kompromißlose 3M-Komplettsammler) interessant ist...
Bemerkungen:
Ich kenne weder Bridge selbst noch das 3M-Spiel aus eigener Anschauung, auch die beiden Ergänzungs-Sets sind mir nur aus der Literatur bekannt. Da »Challenge Bridge« aber zu den rareren 3M-Editionen zählt und zu entsprechenden Liebhaber-Preisen gehandelt wird, sollte sich der potentielle Bridge-Interessent vielleicht zunächst einmal nach einer handelsüblichen (und preisgünstigen) Standard-Ausgabe dieses anspruchsvollen Karten-»Vergnügens« umsehen.
#4
Steckbrief:
Beschreibung:
»Challenge Football« ist der – naturgemäß nicht unproblematische – Versuch, die Dynamik und die spezifischen Eigenheiten einer Mannschafts-Sportart auf ein Brettspiel zu übertragen. Der angreifende Spieler zeichnet seinen Vorstoß mittels Fettstift auf ein abwischbares, kunststoff-laminiertes Tableau, der Verteidiger kann daraufhin seine fiktiven Mannschafts-Kameraden nach links bzw. rechts springen oder aber auch stehen lassen. Klingt nicht eben spannend und ist es wohl auch nicht. Dazu kommt freilich noch eine Anzahl Sonderregeln.
Bewertung:
Sicher bin ich nicht der einzige Europäer, dem die Regeln des amerikanischen Footballs für immer fremd und verschlossen bleiben werden: Schon von der Thematik her reizt mich dieses »Sport«-Spiel überhaupt nicht! Zum Spielwitz kann ich mich daher nicht kompetent äußern, Kenner der Materie wissen aber von deutlich besseren Adaptionen des US-Nationalsports zu berichten...
Bemerkungen:
Ich persönlich halte Sportspiele auf dem Wohnzimmertisch für prinzipiell fragwürdig, die Dynamik echter Leibesübungen bleibt doch bei der Umsetzung meistens auf der Strecke. Einzig im Videospiel könnte ich mir ein passables »Football-Feeling« vorstellen!
#5
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#14
Steckbrief:
Beschreibung:
»Jati« ist sozusagen die »Blaue Mauritius« unter den 3M-Spielen: Nur wenige Sammler kennen dieses äußerst seltene Spiel aus eigener Anschauung. Das nur in kleiner Testauflage hergestellte Produkt wurde nur an professionelle Spielekritiker verschickt, deren (angeblich) überwiegend negatives Urteil dann wohl dazu führte, daß »Jati« nie in die Massenproduktion gelangte
Bemerkungen:
Wegen der äußerst geringen Zahl noch existierender Exemplare ist »Jati« fraglos der »Heilige Gral« der 3M-Sammler! Wenn überhaupt, so ist dieses Spiel allenfalls für einen extremen Liebhaberpreis zu erwerben...
#15
Steckbrief:
Beschreibung:
Bei dieser pfiffigen »Halma«-Variante stehen sich die jeweils 12 Figuren zweier Spieler auf dem Spielplan gegenüber und es gilt, mit der kompletten Truppe die ursprüngliche Startposition des Gegners zu erreichen, sozusagen die Seiten zu wechseln. Wer das zuerst geschafft hat, hat das Spiel gewonnen. Das klingt zunächst recht simpel, hat aber in der Praxis seine Tücken: Das einfache Ziehen einer Figur (wie bei Halma) ist nämlich unzulässig, es darf ausschließlich über (eigene oder fremde) Figuren gesprungen werden. Dabei sind beliebig lange, waagrechte oder senkrechte »Bocksprünge« möglich. Wer also eine eigene Figur dummerweise alleinstehend zurückgelassen hat, muß ihr zwecks Abholung mit bereits ins Ziel gebrachten Figuren wieder entgegenzukommen trachten...
Spielmaterial:
Kunststoff-Spielfeld mit 6 x 11 Lochmatrix, 2 x 12 Metall-Steckfiguren, Regel in Schachtel-Innendeckel eingedruckt.
Bewertung:
Ein schönes Strategie-Spiel für zwei Kontrahenten, daß schon aufgrund der gediegenen Ausführung (gedrehte Vollmetall-Figuren) Spaß macht. Aber auch der Spielwitz kommt nicht zu kurz und reizt immer wieder zu einem Spielchen zwischendurch. Einmal mehr muß freilich darauf hingewiesen werden, daß es sich auch bei diesem 3M-Kleinod um ein sehr abstraktes Spiel für Denksportler handelt!
Bemerkungen:
Auch wenn das Spielprinzip gar nicht aus dem Fernen Osten stammt, weiß die »asiatische« Gestaltung von Schuber und Material sehr zu gefallen. Die gedrehten Vollmetall-Figuren stellen stilisierte Menschen mit den typischen spitzen »Tellerhüten« dar, liegen auch ganz anders in der Hand als die sonst üblichen »Plastik-Pöppel«. Ein edles Spiel!
#16
Steckbrief:
Beschreibung:
Die Besonderheit dieser Schach-Variante liegt darin, daß geschlagene Figuren nicht etwa vom Brett genommen, sondern im Wortsinne »umgedreht« werden und dann – sozusagen als umgefärbte Überläufer – im Heer des Angreifers weiterhin zum Einsatz kommen. Wie schon bei »Oh-Wah-Ree« schafft es Alex Randolph auch hier, einem traditionellen Spiele-Klassiker durch raffinierte Regelmodifikationen völlig neue Seiten abzugewinnen!
Spielmaterial:
Vermutlich 2 Satz Schach-Figuren (mit Symbolen beidseitig bedruckte Holz-Zylinder), Spielplan, Kunststoff-Sortiereinsatz, Regelheft.
Bewertung:
Leider kann ich derzeit kein kompetentes Urteil zu diesem Spiel abgeben, da ich es nicht aus eigener Anschauung kenne. Ich könnte mir aber vorstellen, daß hier der schwächere Spieler noch schneller als beim Schach auf die Verliererspur gerät, wenn geschlagene Figuren nicht aus dem Spiel genommen, sonderm der Armee des Gegners zugeführt werden...
Bemerkungen:
Obige Abbildung zeigt Schuber-Rücken und Figuren des wahrscheinlich einzigen Prototypen. Front- und Rückseiten-Illustrationen gab es (noch) keine. Damit dürfte dieses 3M-Spiel das seltenste überhaupt sein! Warum das 1997 in Deutschland von Abacus neu herausgegebene Spiel nicht schon damals bei 3M in Stückzahlen produziert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings wurde es von 3M unter dem Namen »Neo Chess« außerhalb der »Bookshelf Games«-Reihe dann doch noch angeboten.
#17
Steckbrief:
#18
Steckbrief:
Beschreibung:
»Oh-Wah-Ree« basiert auf dem gut drei Jahrtausende alten »Mancala«-Spiel aus Afrika. Das Grundprinzip dieser längst weltweit verbreiteten »Pit & Pebble« (Mulden und Steinchen)-Spiele ist immer ähnlich: Nachdem in die den Spielern zugeteilten Mulden gleichmäßig Steine verteilt worden sind, leeren die Spieler abwechselnd diese Mulden und verteilen die erhaltenen Steine nach bestimmten Regeln reihum in die angrenzenden Löcher. Schafft man es, mit der Plazierung des letzten Steines eine angreifbare gegnerische Mulde zu erreichen, so gewinnt man die darin enthaltenen Steine. Wer als erster keine Steine mehr in eigenen Mulden liegen hat, hat das Spiel verloren. Klingt kompliziert, erschließt sich aber in der Praxis sehr schnell...
Spielmaterial:
Klappbares Spielbrett, Säckchen mit gelben, grünen, roten und blauen Glasmurmeln (je 12 Stück), Säckchen mit 72 (richtigen) Kieselsteinen, Anleitungsheft. Beide Stoffsäckchen haben jeweils eine Kordel zum Verschließen.
Bewertung:
Ein zeitloses, klassisches Spiel mit Tiefgang! Alex Randolph hat es geschafft, das ursprüngliche 2‑Spieler-Spiel durch seine behutsamen Regel-Adaptionen auch für drei oder vier Kontrahenten interessant zu machen. Auch die neu hinzugekommene Option, nicht nur gegnerische Steine einsammeln, sondern auch fremde Mulden erobern und zu eigenen machen zu können, sorgt für Spannung und erregende Spielverläufe. Ein Spiel ohne Fehl und Tadel: »Oh-Wah-Ree« ist der funkelnde Diamant unter den 3M-Spielen!
Bemerkungen:
Ohne Zweifel das von Gestaltung und Ausstattung her schönste 3M Bookshelf-Spiel! Die polierten, völlig glatten Kieselsteine liegen angenehm in der Hand und strahlen eine hohe Wertigkeit aus. Gleiches gilt für das Spielfeld: Obwohl es »nur« aus tiefgezogenem Kunststoff gefertigt ist, sieht es tatsächlich wie edelster Marmor aus. Die Abbildung auf der Rückseite des Schubers zeigt vermutlich einen frühen Prototypen aus reinweißem Plastik, die tatsächlich produzierte Variante ist um Klassen besser!
#19
Steckbrief:
#20
Steckbrief:
#21
Steckbrief:
Beschreibung:
»Point of Law« besteht im wesentlichen aus einem Büchlein mit 100 (echten) Fällen, die dereinst bei diversen US-Gerichten anhängig waren. Aufgabe der »Spieler«, so man sie denn wirklich so nennen mag, ist es, die tatsächliche Entscheidung des bzw. der Richter zu erraten. Klingt nicht eben spannend und ist es wohl auch nicht, zumal es sich bei den Geschichten keineswegs um besonders spektakuläre Fälle handelt, sondern um »gewöhnliche« Allerweltsdelikte bzw. dröge Zivilrechts-Angelegenheiten.
Bewertung:
Ich habe mir dieses Spiel noch nicht näher angeschaut und kann daher keine wirklich fundierte eigene Meinung dazu artikulieren. Wie man aber schon der recht subjektiv gefärbten Beschreibung entnehmen kann, erscheint mir dieses 3M-Produkt freilich als nicht sonderlich besitzenswert!
Bemerkungen:
Kann man ein solches Richterspruch-Erraten wirklich ernsthaft als Spiel bezeichnen? Zweifel sind erlaubt! Sicher nur für ernsthafte 3M-Komplettsammler interessant...
#22
Steckbrief:
#23
Steckbrief:
#24
Steckbrief:
Beschreibung:
Zwei Spieler versuchen, mit ihren roten respektive schwarzen Steckstützen und Verbindungsstücken eine Art Brücke von einer Seite des gelochten Spielfeldes zur jeweils gegenüberliegenden zu schlagen. Da sich die Wege der Spieler kreuzen, kommen diese sich sehr schnell ins Gehege. Nur wenn zwei Stützen im richtigen Abstand zueinander gesteckt werden, (vergleichbar dem Rösselsprung beim Schach), darf der Spieler sie mit einem Verbindungsstück überbrücken und damit dem Gegner auch ein Stück Weges versperren. Dieser Zugmechanismus eröffnet verschiedene taktische Raffinessen: So kann man z.B. durch geschicktes Positionieren seiner Stützen auf zwei Arten überbrückbare Lücken schaffen, deren Schließung in der nächsten Runde der Gegner ‑da er in seinem Zug ja bestenfalls eine der beiden Möglichkeiten blockieren kann- nicht zu verhindern vermag...
Spielmaterial:
Faltbares Kunststoff-Spielfeld (hellgrau) mit 24 x 24 Stecklöchern, separate Schachtel mit jeweils 50 Stützen und 50 Verbindungsstücken in rot und schwarz, Regelheft.
Bewertung:
Ein geniales Spiel, ein Klassiker ersten Ranges! Trotz simpler Regeln ist »Twixt« von großer Tiefe: Ein unbedachter Zug, einmal nicht aufgepaßt oder nicht genügend nachgedacht, schon hat ein aufmerksamer Gegner einen Vorteil errungen, der ihm unter Umständen bis zum Schluß nicht mehr genommen werden kann. Unkonzentrierte Spieler haben keine Chance und werden das Spiel deswegen vielleicht nicht mögen, analytische Denker dagegen kommen an »Twixt« schlechterdings nicht vorbei!
Bemerkungen:
Die Nennung des Erfinders war damals noch nicht allgemein üblich. Gleichwohl existiert neben der »anonymen« deutschen Ausgabe eine Schubervariante, die über dem Namen des Spieles den des Autors trägt. Auch von den Regelheften gibt es verschiedene Ausführungen; in einer mir bekannten amerikanischen Edition mit braunem Schuber ist die Anleitung auf die Rückseite des inneren Spielfeld-Verpackungskartons gedruckt.
#25
Im Format der »Bookshelf« Spiele veröffentlichte 3M noch drei echte Klassiker: Backgammon, Schach und Go werden angesichts der gleichen Schuber-Maße von manchen Sammlern ebenfalls zu den »Bookshelf Games« gerechnet. Ich für meinen Teil sehe aber die drei »3M Classics« – wie einige andere Autoren auch – als separate Serie an...
Die Ausstattung dieser Spiele ist zwar mitunter ungewöhnlich (das »Backgammon« hat beispielsweise ein Spielbrett aus Kork), aber keinesfalls herausragend oder gar spektakulär! Angesichts der in Sammlerkreisen verlangten Preise sollte sich jeder Interessent daher gut überlegen, ob nicht bei jedem dieser Klassiker im Zweifelsfall eine der zahlreichen Edel-Ausgaben eines anderen Herstellers die bessere Investition darstellt. Allenfalls werden puristische 3M-Sammler keine Alternative kennen...
#26
»Alle Neune!«: Hier sind sämtliche Titel der »Gamette Games«-Serie vereint. Ein schöner Anblick, der Sammler-Begehrlichkeiten weckt! Einige davon gab es sogar in deutschen Fassungen. Mit den preisgünstigen kleinen Spielen im reduzierten Format versuchte 3M damals, auch im Mittelpreis-Segment Marktanteile zu erobern. Auf günstige Preise kann der Spiele-Fan heutzutage freilich kaum mehr hoffen...
#27
Original und »Fälschung«: oben das ursprüngliche »Twixt« von 3M, unten die Wiederauflage von Schmidt. An diesem Beispiel kann man hervorragend studieren, daß so ein Schachtelbild halt nicht als Kunstwerk, sondern als Gebrauchsgraphik angesehen und behandelt wird! Der unbekannte Bearbeiter hat nicht nur das Höhe-/Seiten-Verhältnis geändert und das Cover in die Länge gedehnt, er hat es auch »entmilitarisiert«. Nein, das ist kein Scherz: Wenn man genau hinsieht, dann erkennt man auf dem Original die schemenhaften US-Soldaten, die im Hintergrund mit vorgehaltenen Maschinenpistolen einen Hang erklimmen. Auf der bearbeiteten Schmidt-Ausgabe sind diese Allegorien auf den strategischen Charakter des Spieles eliminiert! Ein paar Reste auf dem Anzug-Revers des nachdenklichen Spielers sind noch übriggeblieben, aber freilich nur im direkten Vergleich zu identifizieren. Die großen Stecklöcher ganz am vorderen Rand des Spielfeldes sind der flotten Übermalaktion gleichfalls zum Opfer gefallen...
#28
Ich gehe natürlich davon aus, dass der zb all diese Pretiosen höchstselbst in seinem Wohnzimmer hortet. Der gemeine GK kann indes nur mit so profanen Reißern wie »Unsere Wehrmacht im Manöver«, (einem gebräunten Flohspiel-Derivat) und dergleichen aufwarten :-)
#29
Fast richtig: Setze Flur für Wohnzimmer und streiche »Jati« (die »Blaue Mauritius« der 3M-Spiele), dann stimmt’s in etwa... ;-)
#30
Kommentar zum Spiel »Foil«:
Sehr bemerkenswert ist auch das Designer-Gestühl (Bertoia 1952) auf dem (aus anderen Literaturstellen nicht bekannten) Rückseitenbild rechts außen ... wie das Spiel (und der zonebattler selbst) ein Kind einer längst vergangenen Zeit (nicht abfällig gemeint) !
#31
Hello. I’m a porter living in the USA (sorry for not speaking German), and I collect the 3M Games at my group home. I’m proud to collect these games and I have two websites (not just one) about them. I see on the E‑S-G website that there are now 55 copies of Jati. I know it’s very hard to get one, except that I see it listed on eBay US many times, but at a high price ($200–400 US). I also collect printed documents about the 3M Games, mostly from many 3M-related websites, and I keep them in a large white binder I call »my 3M Archives«.
#32
Wie ich soeben erstaunt gelesen habe, ist in 2013 ein bis dato unbekanntes, somit 29. Spiel aus der 3M Bookshelf-Serie aufgetaucht: »Options« existiert allerdings nach derzeitigem Erkenntnisstand nur als Prototyp und Unikat!
#33