...sondern ein ernstzunehmendes fotografisches Werkzeug der gediegenen Art ist meine neue SONY Alpha 850, auch wenn das Label des japanischen Elektronik-Konzerns heutzutage gemeinhin mit Spielkonsolen, günstigstenfalls noch mit HiFi-Geräten assoziiert wird. Doch schon äußerlich ist offenkundig, daß man mit der Alpha 850 kein Spielzeug, sondern einen wertigen Kamera-Boliden in die Hand bekommt:
Die Qual der Wahl war übrigens gar keine: In meinem privaten Minolta-Museum verstaubten seit Jahren eine Anzahl feiner AF-Objektive, die keine Filme mehr belichten durften, seit ich mit Kompakt-Knipsen des ehemaligen Erzkonkurrenten Canon herumlaufe und damit das mehr oder weniger relevante Geschehen um mich herum im Bild festhalte. Die Firma SONY aber hat vor einigen Jahren Konica Minoltas kränkelnde Kamera-Sparte übernommen und seither etliche digitale Spiegelreflex-Kameras vorgestellt, die das Minolta-Erbe in hohen Ehren halten, insbesondere das eingeführte und vielfach bewährte Minolta AF-Objektivbajonett. Was im Klartext nichts anderes bedeutet, als daß des zonebattler’s aus knapp zwei Handvoll Optiken der legendären »Ofenrohr«-Generation bestehende Objektivsammlung nach sage und schreibe 25 Jahren ohne weitere Umstände und mit voller Funktionalität an die modernste SONY-Spiegelreflex paßt: So habe ich nach dem Kauf des nackten Kamera-Bodies ohne weitere Investitionen wieder eine komplette Ausrüstung zur Hand!
Neben der erheblich teureren, aber nur wenig leistungsfähigeren großen Schwester Alpha 900 ist die Alpha 850 erst die zweite Kamera im SONY-Sortiment, die über einen Vollformat-Sensor in den Dimensionen des Kleinbildfilmes (24x36 mm) verfügt. Den signifikanten Vorteil des großen Sensors sehe ich weniger in der aberwitzigen Auflösung von 24 Megapixeln als vielmehr im Umstand, daß die Brennweiten meiner Kleinbild-Objektive unverändert bleiben und nicht in Richtung Telebereich verschoben werden (Stichwort »Crop-Faktor«). Insbesondere die extremen Weitwinkel-Linsen bleiben mir also in Ihrer spektakulären Perspektive erhalten, was man ja schon in den ersten Bildbeispielen sehen kann: So soll es sein!
Hier in meinem Blog werden natürlich nicht nur Fotos aus dem neuen Apparat, sondern weiterhin (und sicher weit überwiegend) solche aus der ungleich handlicheren immer-dabei-Knipse erscheinen. Da ich als sozusagen gelernter Dia-Fotograf gerne formatspezifisch komponiere und Fotos später nur in Ausnahmefällen beschneide, wird sich die Herkunft hier präsentierter Aufnahmen schon auf den ersten Blick erkennen lassen: Was nach einem Breite/Höhe-Verhältnis von 4:3 (= 500x375 Pixel) ausschaut, kommt aus der Kompakten, schmalere 3:2‑Fotos im Handtuch-Format (500x334 Pixel) hingegen aus der Spiegelreflex. In diesen weit heruntergerechneten Größen sind natürlich keinerlei technische Qualitätsunterschiede wahrzunehmen und nachzuweisen, dennoch wird sich die Anmutung der Bilder aus der »großen« Kamera oft deutlich von denen aus der kleineren unterscheiden, sei es durch die Verwendung der schon angesprochenen Extrembrennweiten, sei es durch die erheblich erweiterten kreativen Möglichkeiten lichtstarker Objektive (Freistellung des fokussierten Motives gegen einen bei weit geöffneter Blende amorph aufgelösten Bildhintergrund).
Nach- und aufbereitet wird das Rohmaterial aus beiden Apparaten weiterhin mit FixFoto. Alle mit diesem wunderbaren Programm optimierten Fotos hier verfügen weiterhin über ihre originalen EXIF-Daten: Wer sich also für technische Details wie Aufnahmedatum, Brennweite, Belichtungszeit und Blende interessiert, kann sich per rechtem Mausklick auf ein Foto und anschließender Anwahl von »Bildeigenschaften« all diese (und noch weitere) Informationen anzeigen lassen.
Abschließend sei nochmals daran erinnert, daß die besten Bilder nicht allein von der Kamera gemacht werden, sondern primär der Kreativität des Fotografen bzw. der Fotografin zuzuschreiben sind: Das beste Werkzeug nutzt einem nichts, wenn man keine Ideen hat! Umgekehrt allerdings ist es die reine Freude, wenn man mit einem hervorragenden Apparat bei der Umsetzung der eigenen gestalterischen Visionen nicht so schnell an die physikalischen Grenzen des Machbaren stößt...
Interessierte LeserInnen seien auf eine ausführliche Rezension der SONY Alpha 900 hingewiesen, die sich von der Alpha 850 im Wesentlichen nur durch die höhere maximale Serienbild-Geschwindigkeit von fünf (statt drei) Bildern pro Sekunde unterscheidet. Die Besprechung der früher erschienenen »Flaggschiff«-Kamera ist also in fast jeder Hinsicht auf das (vermutlich nur aus Marketinggründen per Firmware leicht gedrosselte) preisgünstigere Schwestermodell übertragbar.
Die Original-Bedienungsanleitung zur Alpha 850 findet sich hier.
#1
Ein nicht eben billiges, wiewohl sehr sinvolles Zubehör ist übrigens der passende Batteriehandgriff, der auf den obskuren Namen VG-C90AM hört: Damit läßt sich die Kamera nicht nur im Hochformat besser halten und bedienen, sie wird mit dem Anbauteil generell (noch) griffiger. Mit einer zusätzlichen Handschlaufe ist man dann optimal ausgerüstet und muß keine Angst mehr haben, daß einem die wertvolle Apparatur versehentlich entgleitet und sich ebenso unverzüglich wie unkontrolliert der Schwerkraft anheimgibt...
Zu analogen Zeiten beherbergte so ein Anschraubgriff zumeist noch einen Motor zum raschen Weiterspulen des Filmes; heutzutage findet sich in diesem ansonsten hohlen Anbauteil nur Platz für den Haupt- und einen zusätzlichen Akku, was freilich auch eine sehr sinnvolle Verwendung darstellt. Es bleibt ein Restzweifel, ob ein Griff, ein Batteriefach und ein paar zusätzliche Schalter und Taster einen gut dreistelligen Preis rechtfertigen, aber um den Aufschlag für das vermeintliche »Profi-Prestige« kommt man leider auch als Sparfuchs mit Ergonomie-Fimmel schwerlich herum...
#2
Für meine Nikon D80 habe ich im letzten Jahr auch einen Batteriegriff gekauft. Es handelt sich dabei um einen chinesischen Nachbau des Originals, was den Preis im überschaubar zweistelligen Rahmen hielt.
Und die Vorteile des Anbauteils sprechen für sich:Mit dem Zweit-Akku kann ich je nach Einstellung eine vierstellige Anzahl Fotos schießen, ehe ich ans Nachladen denken muss, die Kamera liegt im Hochformat perfekt in der Hand und das »Profi-Prestige« bringt zwar keinen messbaren Bonus, aber schmeichelt dem Ego :-D
#3
Chinesische Nachbauten gibts für meine SONY natürlich auch, und das zu durchaus attraktiven Preisen weit unterhalb dessen, was man für das Original hinblättern muß. Letzteres hatte ich aber schon mal in realiter vor Augen und auch kurz in Händen: Anmutung, Verarbeitungsqualität und Bedienungselemente sind da halt schon über jeden Zweifel erhaben. Im Gegensatz natürlich zum Preis im Fachgeschäft, daher gebe ich mich derzeit der Vorfreude hin und warte noch ein paar Tage auf Versandlieferung für einen knappen Hunderter weniger: Haben und Nichthaben, sind schon zweihundert, wie meine Oma selig gesagt hätte...
#4
Vielen Dank für den Tipp – da ist die Versuchung groß. Ich hatte vergessen, dass ich eine Minolta X‑700 mit 3 Objektiven von meinem Bruder habe, da meine Hauptkamera eine Canon EF war, habe ich nicht mehr. Und gerade wegen Weitwinkelaufnahmen habe ich immer Probleme, wenn ich an den Kauf einer SLR denke.
#5
Vorsicht: Die manuell zu fokussierenden Minolta MC- und MD-Objektive für die X‑700 passen leider nicht auf das in den 1980er Jahren eingeführte Minolta AF-Bajonett! Der harte Technologie-Schnitt hat Minolta damals viel böse Kritik eingetragen, aber er war letztlich wohl doch nötig...
Falls Du aus diesem Grund Deine X‑700 irgendwann loswerden möchtest (meine hat aus Nostalgiegründen einen repräsentativen Regal-Standplatz auf Lebenszeit), dann guck mal in das Minolta-Forum, in dem sich noch viele Analog-Fotografen tummeln: Die X‑700 ist begehrt und gute Original-Optiken noch mehr!
#6
Bedeutet das, dass keine Objektive für die X‑700 passen? Ich nehme es an. Schade.
#7
Minolta SR mount lenses for the manual focus SLR system must not be confused with Minolta AF mount lenses for the more modern auto focus cameras. The two types of lens mounts are not compatible, and not for mechnical reasons only: AF mount lenses contain active electronic components that communicate with the body, transmitting data like focal length etc. So I’m afraid that you can’t use your »vintage« Minolta lenses on today’s cameras made by SONY...
#8
Ich wusste nicht, dass es keine AF-Objektive sind, die ich habe. Kenne die Kamera nicht besonders.
#9
Na ja, Du mußt die Schärfe von Hand durch Drehen am Objektivring einstellen, nicht wahr? Bei Autofokus-Systemen besorgt das ein Motor, der beim leichten Druck auf den Auslöser losschnurrt...
#10
Ja, danke für die einfache Erklärung, wenn auch auf Deutsch, verstehe ich trotzdem, aber ich hatte es vergessen, natürlich erinnere ich mich jetzt an den Einzug von Autofocus.
#11
Achja, das waren noch Zeiten, als das Gehäuse in erster Linie robust sein mußte und man wenn überhaupt den Objektiven Einfluß auf das Bild zugestand.
Mein persönliches Lieblingsfoto habe ich übrigens mit einer Nikon EM geschossen. weniger Kamera geht kaum :-)
#12
Weniger Kamera geht kaum? Von wegen ! ;-)
#13
Bei den gestern Abend gelegenheitshalber gemachten Bildern einer Ausstellung ist mir einiges verstärkt bewußt geworden:
(M)eine Kamera muß immer und überall griffbereit zur Hand sein, der beste Apparat nützt mir nix, wenn er daheim in der Fototasche steckt.
Ich brauche ein Schwenkdisplay mit Live-View zur kreativen Bildgestaltung, damit ich (wie beispielsweise in der verlinkten Plakatausstellung) auch aus Kniehöhe oder über den Kopf hinweg knipsen und dabei trotzdem den erfaßten Ausschnitt präzise wählen kann.
Aus geringerer Lichtstärke und hohen ISO-Werten resultierendes Rauschen ist mir weitgehend wurscht, zumal ich überwiegend für meine Internet-Projekte fotografiere und nur selten Abzüge anfertigen lasse. In bildschirmüblichen Dimensionierungen läßt sich manches kaschieren, was in größeren Formaten negativ auffiele.
Menschen fühlen sich unangenehm berührt bis bedroht, wenn sie durch das dicke Rohr einer großen Spiegelreflex-Kamera anvisiert werden. Knipse ich sie dagegen mit der lässig auf Hüfthöhe gehaltenen Kompakt-Knipse (vermittels Schwenkdisplay womöglich sogar »um die Ecke«), kriegen sie davon gar nichts mit und verhalten sich demzufolge auch nicht unnormal.
Ich bin des Schleppens schöner, aber schwerer Gerätschaften ebenso müde wie des Herumhantierens mit sperrigen Wechseloptiken.
Schon im Neuzustand sind bei digitalen Systemkameras sichtbare Flecken in monochromen Flächen (Himmel!) bei kleiner Blendenöffnung nicht unüblich, da kleinste Staubkörnchen zielstrebig ihren Weg auf die Sensoroberfläche finden. Weder späteres Nachbearbeiten (Wegstempeln) am heimischen PC noch (überdies nicht ganz risikolose) Reinigungsversuche am Bildsensor erscheinen mir persönlich als auf Dauer seligmachende Lösungsansätze, und wer hat schon immer einen portablen Reinraum zum Objektivwechsel dabei?
Als Konsequenz werde ich mich von meiner schicken neuen SONY-Kamera doch wieder verabschieden (müssen): 1600 Euro für die Vitrine sind mir definitiv zuviel!
#14
Deine Argumente kann ich gut nachvollziehen, habe ich doch früher auch eine Spiegelreflex-Kamera mit drei (zeitweilig sogar vier) Objektiven, das übliche Zubehör wie Filter, Gegenlichtblende usw. und manchmal noch einen Stabblitz mit Schiene durch die Gegend gewuchtet. Die kleine und feine Kompaktkamera Olympus 35 RC meines Bruders habe ich dabei als einmal neidisch beäugt, doch zum Umstieg konnte ich mich nicht überwinden.
Damals wie heute blenden die unüberschaubaren Möglichkeiten und lassen einen zu Produkten greifen, die das Potential haben, bereits nach kurzer Zeit eine neue Schmerzgrenze auszuloten. Der Umfang dessen, was die Technik mit dem Benutzer macht, ist ernorm, allem voran das Ausmaß der Zeit und der Fachkenntnis, die dem Leidenden abverlangt werden. Und dessen Bereitschaft, das alles zu ertragen, ist angesichts dessen, was lockt, oft sehr groß – ich nehme mich da nicht aus.
#15
Das ist wohl die große Kunst dabei: Die glitzernden Verlockungen und latenten Möglichkeiten mit den tatsächlichen Bedürfnissen, der eigenen Leidensbereitschaft (und womöglich noch dem Füllstand des eigenen Geldbeutely) in Einklang und zur Deckung zu bringen. Selbst mit fünf Dekaden Lebenserfahrung auf dem Buckel gelingt mir das keineswegs immer auf Anhieb...
#16
Der Abgleich ist schwierig, da die Bedürfnisse ebenso wenig konstant sind wie die Leidensfähigkeit – je stärker erstere, an deren Vergrößerung die Anbieter der Verlockungen heftig arbeiten, nach ihrer Befriedigung rufen, desto eher ist man bereit, mit letzterer nachzuziehen, um den Heilsversprechen zu folgen.
Auch lenkt die Fokussierung sowohl der Hersteller als auch der Kunden auf die günstigen Preise von den versteckten und in keiner offiziellen Währung zu beziffernden Kosten meist sehr wirksam ab: Das für Updates, Workarounds und ähnliche Aktivitäten am neuen, aber leider nicht optimal funktionierenden Gerät genutzte Wochenende relativiert dessen günstigen Kaufpreis, den der Hersteller vielleicht nur durch Reduzierung des Aufwandes zur Qualitätssicherung erzielen konnte, doch wie schlägt diese Zeit zu Buche und – noch wichtiger – wer macht schon eine solche Rechnung auf?
Ich jedenfalls habe lange gebraucht, um wenigstens zu spät darauf zu kommen ;-)
#17
Und ich bin heute wieder darüber gestolpert. Paßt auch! ;-)
#18