Gestern erst lag der unscheinbare Umschlag mit der neugierhalber bestellten CD im Briefkasten, heute Abend läuft sie schon zum sechsten oder siebten Mal ohne Unterlaß: Die »Missa Dei Filii« von Jan Dismas Zelenka ist ein so wunderbares Werk, daß ich gar nicht mehr aufhören kann, mich von der schier überirdischen Klangwolke umwabern zu lassen. Der Kammerchor Stuttgart und das Barockorchester Tafelmusik unter Frieder Bernius intonieren die fulminante Messe (und im Anschluß die »Litaniae Lauretanae«) mit unüberhörbarer Spielfreude und präsentieren den Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs als unerhört modernen, expressiven Genius. Eine Entdeckung allerersten Ranges, für ein läppisches Handgeld wohlfeil!
Immer noch berauscht und beschwingt von Zelenkas musikalischem Genius, ist der zonebattler zur aschermittwöchlichen Mittagsstunde zur nahen zweitausendeins-Filiale gehastet, um dort nach einer an sich bereits aus dem Katalog genommenen CD-Box mit Zelenka’schen Orchestersuiten und Triosonaten zu spechten. Und siehe, das allerletzte Exemplar war noch vorhanden und ist es jetzt nicht mehr...
Während die erste von fünf Silberscheiben bereits im Dienst-PC rotiert, muß ich wie schon einmal dem Label Brilliant Classics Anerkennung zollen für ein phantastisches Preis/Leistungs-Verhältnis! Im Amazonas-Delta müßte man für die Edition zwar vier Euro mehr hinlegen, aber immerhin ist sie dort noch zu kriegen. Und daß auch drei Euro zwanzig pro Disc immer noch ein bemerkenswertes Schnäppchen wären, ist mir schon nach fünf Minuten Hörens klar. Da vergeht der Rest des Arbeitstages wie im Fluge...
#1
Von einem offenbar ausgewiesenen Zelenka-Kenner bekam ich heute per Mail den Hinweis auf die Website www.jdzelenka.net. Herzlichen Dank an Wolf D. aus N.!
#2
Die genannten CD-Boxen habe ich noch in der Zeit, als das edle Grammophon-Label darauf prangte, für ein Vielfaches gekauft. Eine hochgepriesene Neuerscheinung – deswegen auch noch hochpreisig (wegen des »Neu« natürlich, nicht des Lobes wegen) – ist die Missa votiva des französischen Labels Zig Zag Territoires unter Vaclav Luks – eine Mammutmesse, die auch jedem Zelenkafreund zu empfehlen ist.
#3
Danke für den Tipp, die genannte Aufnahme der »Missa Votiva« (Zwv 18) habe ich neulich auch bei zweitausendeins im Regal stehen sehen. Dann sollte ich ja in der Mittagspause wieder mal dort vorbeieilen und mir diese Scheibe auch noch holen...
P.S.: Wie Du ja selbst schon festgestellt hast, gibt es gar nicht mehr so viele Läden mit einer nennenswerten Auswahl an klassischer Musik abseits der prominenten Gesichter. Das Internet ist keine schlechte Alternative, aber hin und wieder würde man doch gerne in einem gut sortierten Fachgeschäft ein wenig stöbern können...
P.P.S.: Was das »für ein Vielfaches kaufen« angeht, so könnte ich mal spaßeshalber zusammenrechnen, was mich weiland meine ganzen Ponnelle-Opernfilme auf großen, goldenen Laserdiscs gekostet haben, die ich dann Jahre später ‑insbesondere der einblendbaren Untertitel wegen- auf deutlich günstigeren DVDs allesamt nochmal erworben habe. Nee, ich tu’s besser nicht.
#4
Und wieder habe ich das letzte (oder einzige?) Exemplar erwischt. Wunderbar, ganz wunderbar... Et resurrexit!
#5