Samstag, 16. Januar 2010
Ein Stück Software der ganz besonderen Art ist der »Dynamic Auto-Painter« von MediaChance: Das höchst erstaunliche Programm malt Bilder im Stile berühmter Künstler nach ihm eingefütterten Foto-Vorlagen. Das ist übrigens ganz wörtlich zu nehmen: Es wird nicht etwa das eingelesene Foto selbst »künstlerisch« verfremdet, sondern das Programm beginnt auf einer leeren »Leinwand«, in vorher gewählter Manier die ausgewählte Aufnahme »nachzupinseln«. Es ist hochgradig faszinierend, dem Programm bei der Arbeit zuzuschauen: Wenn es auch noch so beruhigend dahinplappern könnte wie seinerzeit Bob Ross in seiner legendären Sendung »The Joy of Painting«, dann wäre es eine echte Konkurrenz zum nächtlichen Kult-Programm!
Schauen wir uns doch einmal an, was der Dynamic Auto-Painter zum Beispiel aus einer sommerlichen Ansicht des Parks von Schloß Weißenstein zu Pommersfelden macht. Vorneweg steht vergleichshalber mein Originalfoto, es folgt eine Auswahl verschiedenartiger Nachschöpfungen (halten Sie den Mauszeiger auf ein Bild, um sich die jeweils verwendete Stilrichtung anzeigen zu lassen):
Für diese Demonstration wurden stets die Standard-Einstellungen der ausprobierten Malstile verwendet. Man kann in der sehr schön gestalteten Bedienoberfläche des Programms allerdings noch an zahlreichen Stellschrauben drehen, um auf das Ergebnis Einfluß zu nehmen.
In den Kommentaren geht es nahtlos weiter mit zusätzlichen Bildbeispielen...
Seit dem 1. Jan. 2009 läuft dieses Blog auf einer eigenen WordPress-Installation, was mir alle Freiheiten hinsichtlich der Gestaltung läßt. Am eher unspektakulären Gewand meines virtuellen Tagebuches habe ich seinerzeit tagelang gefeilt, und wo ich mit eigenem Halbwissen nicht wirklich weiterkam, hat mir Freund Lexikaliker dankenswerterweise weitergeholfen. [1]
Das Aussehen eines WordPress-Blogs wird im wesentlichen von der Wahl des Themes bestimmt, und davon gibt es ungezählte zur freien Bedienung nach eigenem Gusto. Ähnlich wie bei modernen Schickimicki-Handys handelt es sich dabei um eine Sammlung von (idealerweise sorgfältig aufeinander abgestimmten) Grafiken und Bedienelementen, die der Website (oder eben der Bedienoberfläche der Handgurke) eine recht individuelle, wiewohl (hoffentlich) konsistente Anmutung verpassen.
Eher zufällig bin ich dieser Tage auf das etwas verspielte, wenngleich traumhaft schöne WordPress-Theme NotePad Chaos gestoßen und habe es hier mal testhalber für ein paar Minuten installiert. [2] [3]
So sehr mir die neue Verkleidung gefallen hat, so schnell bin ich aber wieder zurückgekehrt zum gewohnten Layout. Nicht, weil mir »NotePad Chaos« zu süßlich erschienen wäre, sondern weil die Dimensionierung meiner Bilder, das Spaltenlayout und ziemlich viele andere Kleinigkeiten hätten neu angepaßt werden müssen. Die zeitfressenden Teufel stecken im Detail, und wenn man auf Ästhetik auch bei Zeilenumbrüchen Wert legt, dann sollte man sich doch schon ziemlich frühzeitig auf ein Theme festlegen und es konsequent beibehalten. Aber vielleicht liebäugelt ja jemand aus der geschätzten Leserschaft mit dem Gedanken, demnächst ein eigenes Blog aufzumachen. Da käme meine Empfehlung womöglich gerade zur rechten Zeit...
[1] Mit einem der mitgelieferten Standard-Themes hat man natürlich keinerlei Arbeit, aber eben auch keinen individuellen Look...
[2] Vom gleichen Autor gibt es noch weitere aufwendig gestaltete Themes.
[3] Selbstredend könnte man die Überschriften etc. noch eindeutschen.
Freitag, 15. Januar 2010
Mittwoch, 13. Januar 2010
Montag, 11. Januar 2010
Die Dame am Fensterplatz will heim zu Muttern, der alte Herr neben der Abteiltür rückt zur Kur nach Bad Salzuflen ein. Der zonebattler und sein Kollege M. sitzen sich gegenüber und eilen in dienstlicher Mission gen Kassel. Alle zusammen hocken sie in einem wohlig warmen Abteil des ICE 882 und rauschen durch die weißgepuderte fränkische Winterlandschaft. Es ist Montag, kurz nach Neun und kurz vor Kitzingen. Der Chronist unterdrückt ein Gähnen.
»Dunk-tank-bonk-rattattatzong!«
So hämmert es von unten polternd gegen den Wagenboden, als würde ein Titan die Marschtrommel rühren. Der Spuk währt nur Sekunden, gehört aber eindeutig nicht zur gewohnten und ordnungsgemäßen Geräuschkulisse. zonebattler und M. schauen sich in unheilvoller Vorahnung stirnrunzelnd an. Schotterflug kann es kaum gewesen sein, aber Eisschlag liegt dieser Tage allemal im Bereich des zu Befürchtenden: Was an Eisbrocken womöglich von einem vorausfahrenden Zug heruntergefallen ist, kann durch den brachialen Sog des darüberrasenden Nachfolgers ‑eben unseres Zuges- durchaus hochgerissen und an die Fahrzeugunterseite geschleudert worden sein. Und auch wenn ein ICE ein sehr solide gebautes Vehikel ist, gepanzert ist der blecherne Lindwurm am Bauch natürlich nicht...
Und da wird er auch schon langsamer und langsamer und kommt endlich zum Stehen. Der freundliche Zugchef verkündet über die Lautsprecher-Anlage, daß man sich die Sache mal näher werde ansehen müssen, um sich über die möglichen Schäden Klarheit zu verschaffen und über die weitere Fahrfähigkeit des Triebzuges befinden zu können. So eine Scheiße, murmelt der alte Herr, es ist zum Kotzen!
Zwanzig Minuten später verkündet der Zugchef, daß man zwar diverse Kabel verloren habe, diese aber nicht ganz so wichtig wären und die Weiterfahrt daher problemlos möglich sei. Sanft rollt unser Wagen wieder an und beschleunigt zügig. Der Zugchef verspricht angesichts der aufgelaufenen Verspätung heiße und kalte Freigetränke (alles außer Alkohol). Deutlich verspätet laufen wir in Würzburg ein. Die Stimmung an Bord ist dennoch bestens.
Ich wuchte einer in unser ‑offiziell als Behindertenabteil deklariertes- Compartiment zusteigenden Dame den Rollkoffer in die Gepäckablage und mutmaße ächzend, daß dieser wohl einen Reise-Amboß beinhalte. Während unser Senior erneut lautstark sein Los beklagt, hat unser neues Schicksalsgemeinschaftsmitglied (mit Destination Hamburg) nur um fünf Minuten den eigentlich angepeilten Vorgängerzug verpaßt und muß dafür nun mit uns büßen. So trägt jeder sein Bündel, und wie so oft erscheint das sogenannte schwächere Geschlecht als stärker im (Hin-)Nehmen...
Nach ein paar weiteren Warteminuten beginnt sich die Welt wieder am Fenster vorbeizubewegen. An den pittoresken Weinbergen vorbei rollen wir in den ersten Tunnel der Schnellfahrstrecke. Unter monotonem Summen geht es Tunnel für Tunnel zügig nordwärts. Fulda ist unser nächster Zwischenhalt; nun ist es nicht mehr allzuweit bis Kassel-Wilhelmshöhe. Der zonebattler überlegt, ob er noch einen Schluck aus seiner Wasserpulle nehmen und dann die bordeigene Bedürfnisanstalt aufsuchen soll, oder doch lieber auf das eine verzichtet in der Hoffnung, dann auch das andere verschieben zu können. Die blecherne Weißwurst donnert mit Karacho in einen weiteren der schnurgeraden, kilometerlangen Tunnel...
»Brammbadabamm-peng-pang-klonk-brattbrattbratt!«
Erneut ‑und diesmal mitten in der schützenden Betonröhre- prasselt es von unten lautstark gegen den Boden. Indes es bleibt beim Gehämmer, kein Eiszapfen schießt einem von unten zwischen die Knie. Sofortige Schnellbremsung, synchrone Verbeugung der in Fahrtrichtung sitzenden Fahrgäste, die Massenträgheit läßt grüßen. Weit entfernt vom hellen Tageslicht kommen 12.000 hilflose Pferdestärken und mehrere hundert pochende Menschenherzen endgültig nicht mehr weiter. So eine Scheiße, schimpft der alte Herr. Das Licht flackert kurz, dann geht es aus. Und bleibt es auch.
Es dauert freilich nicht lange, da meldet sich schon wieder der charmante Zugchef und kündigt eine erneute Untersuchung des rollenden Unterbaus an. Und wirklich, schon bald darauf sieht man unter dem Fenster auf der Tunnelwandungsseite Lampenlicht und schemenhafte Gestalten. Die Sache zieht sich, zwei Triebköpfe und zwölf Wagen abzuschreiten dauert seine Zeit, zumal wenn man noch zwischen den großflächig vereisten Drehgestellen nach Beschädigungen Ausschau hält... Auf dem Gegengleis wummern Züge vorbei.
Diesmal ist endgültig Feierabend, tönt es schließlich aus dem Lautsprecher, dieser Zug fährt keinen Meter mehr weiter. Offenbar sind doch wesentliche Teile des unterflurigen Gedärms aus Schläuchen und Leitungen in Mitleidenschaft gezogen, die Beleuchtung ist mit Bordmitteln nicht mehr instandzusetzen. Immerhin arbeiten das Notlicht, die Lüftung und die Lautsprecher. Dank des souverän agierenden (und kommunizierenden) Zugchefs ist allen klar, daß hier die Witterung dem Menschen die Grenzen aufgezeigt hat, kein Grund zum Groll, geschweige denn zur Panik besteht und alles unternommen wird, um die Eingeschlossenen so schnell wie möglich aus ihrer mißlichen Lage zu befreien.
Die tatkräftige Kompetenz der Besatzung verfehlt ihre Wirkung nicht: Die Stimmung an Bord ist ausgelassen bis euphorisch, ein Berufskraftfahrer und BahnCard 100-Inhaber aus einem Nachbarabteil (unterwegs an die holländische Küste zwecks Übernahme und Überführung eines LKW-Chassis zum Kühlaufbau-Hersteller in Rostock) erzählt von seinen noch viel spannenderen in Zügen erlebten Abenteuern und Unfällen. Auf die Idee, daß sein dunkles Karma möglicherweise anziehend auf Katastrophen wirken könnte, kommt er freilich nicht. So eine Scheiße, es ist zum Kotzen., grummelt es aus der Abteilecke.
Doch da präsentiert uns der Chef der Besatzung auch schon die Lösung: In Kürze werde der aus Stuttgart kommende ICE 770 längsseits gehen und allen Reisenden mittels Behelfsbrücken an ausgewählten Türen das Überwechseln auf den gesunden Zug ermöglichen. Spannend wie im Piratenfilm das Entern der feindlichen Fregatte! Der Zugchef bittet um Umsicht beim Gepäckfassen, der zonebattler dagegen die Mitreisenden um Geduld: Wer jetzt schon im Wintermantel vollbepackt in den Gang drängt, wird dort sicherlich noch eine ganze Weile schwitzen müssen...
Und in der Tat fegen auf dem Nachbargleis noch ein paar andere Züge durch, bis sich endlich der auf Sicht fahrende ICE 770 nebenan ins Blickfeld schiebt. Glücklicherweise ist der »Rettungszug« vom gleichen Typ, so daß ein türparalleles Stehenbleiben möglich ist. Im zweiten Anlauf gelingt es dem Lokführer von nebenan, sein Gefährt exakt zu positionieren. Das Rendezvous beginnt: Türen frei!
Freundlich, aber bestimmt bittet der Zugchef, jegliches Herumspielen an den Türöffnungstastern zu unterlassen. Recht hat er: Behelfsbrücken aus Aluminium gibt es nur für wenige Türen, an allen anderen kann man metertief in die Dunkelheit stürzen. Minuten später muß der Kommandant zum eigenen Verdruß verkünden, daß eine höhere Obrigkeit die Evakuierung im Tunnel untersagt und den anstehenden Passagier-Exodus ins Freie verlegt habe. Die Vorbereitungen werden unterbrochen, die Notstege eingeholt. Es ist zum Kotzen. Man ist erstmals versucht, dem Veteranen zuzustimmen.
Auf dem Gang kommt man sich näher, die gegenseitige Hilfsbereitschaft ist groß. Der alte Herr erzählt, mittlerweile 84 Jahre alt zu sein und im Krieg mit einem Minenräumboot den finnischen Meerbusen befahren zu haben. Wie er da wohl geflucht haben mag? Hier im Tunnel warten jedenfalls unten keine Minen und oben keine russischen Jagdbomber.
Mit buchstäblich allerletzter Kraft schleppt sich der waidwunde Tatzelwurm dem Licht entgegen: Anfahren... Zwangsbremsung. Anfahren... Zwangsbremsung. Anfahren... Zwangsbremsung. So gedemütigt humpelt das teure Aushängeschild der deutschen Schienenfahrzeug-Industrie schrittweise die paar hundert Meter bis ins Freie. Endlich ist der Zug in voller Länge aus der Röhre.
Zum zweiten Mal gelingt das Präzisionsmanöver, der havarierte ICE 882 und sein Zwillingsbruder ICE 770 stehen nun friedlich Seite an Seite und lassen einen fast vergessen, daß sie zusammen einen schweren Infarkt in einer der Hauptschlagadern des bundesdeutschen Schienennetzes darstellen. Dutzende Züge müssen vermutlich deswegen jetzt großräumig umgeleitet werden, ungezählte Verspätungsminuten vervielfachen sich im Schneeballsystem. Aber es hilft ja nun nichts, Sicherheit geht vor Tempo. Die Zugbegleitmannschaften beginnen zügig mit dem Einhängen der Leichtmetall-Behelfsstege von Zug zu Zug. Jetzt noch die Geländer hochgeklappt, und dann kann es losgehen. Es kommt Bewegung in die Warteschlange.
Eine junge Frau mit Kinderwagen muß immer wieder höflichkeitshalber vorgetragene Vorlaß-Angebote zurückweisen: Das Personal habe ihr bedeutet, daß sie als letztes drankäme. Manche wundern sich darob, doch natürlich ist das das einzig Sinnvolle: Der Strom der Flüchtlinge muß ja möglichst zügig in den Nachbarzug verteilt werden, um den Einstiegsraum für die Nachfolgenden zu räumen: da geriete ein breiter Kinderwagen schnell zum staufördernden Hindernis. Als letzter übergesetzt, steht dem Filius in seiner Schaukelkarre hingegen reichlich Platz im Wagenvorraum zur Verfügung...
Und da ist auch schon die Tür erreicht: Mit ein paar Schritten ist man drüben, verabschiedet sich schnell von den bisherigen Abteilgenossen und ‑genossinnen und sucht sich ein freies Plätzchen. Wider Erwarten ist das gar nicht so schwierig, der Zug aus Stuttgart ist nicht übermäßig besetzt gewesen. Nach wenigen Minuten sind auch Mutter und Kind herübergebracht, die Behelfsbrücken werden eingeholt und verstaut, Türen zu und ab dafür!
Der Rest ist schnell erzählt: Mit gut zweieinhalb Stunden Verspätung in Kassel angelandet, kommt der zonebattler an seinem Ziel zwar nicht mehr in den Genuß eines Mittagessens, dafür aber als erster und auf die Sekunde pünktlich zur Kaffeepause ins Casino. Dann halt statt gefüllter Maultaschen drei Sorten Gebäck auf den Teller geschlichtet und eine große Tasse Milchkaffee gezapft, ist ja auch nicht zu verachten. Händeschütteln mit lange nicht mehr gesehenen Kollegen, Scherze hier, Späße dort. Die geschilderte Odyssee wird genüßlich goutiert und kommentiert, man ist unter Fachleuten und kennt sich aus.
Heimwärts geht es abends weit weniger spektakulär zu, einzig eine drohende (und dann letztlich doch nicht erforderliche) Umleitung zwischen Würzburg und Nürnberg bereitet kurzfristig Ungemach. Und natürlich ist es doof, am eigenen Balkon in Fürth vorbeifahren zu müssen, um in Nürnberg in Dunkelheit und Kälte auf einen Zug zurück zu warten. Doch was macht das schon nach so einem abenteuerlichen Tag?
Sonntag, 10. Januar 2010
Wer kennt das nicht? Man bekommt ein Buch geschenkt, kauft sich gar selbst einen vielgepriesenen Roman, doch irgendwie wird man nicht so recht warm mit (und bei) der Lektüre und verspürt irgendwann keine Lust mehr, den Wälzer ordnungsgemäß bis zum Ende durchzulesen. Schade um die unbenutzten Buchstaben, schade auch um die bisher investierte Zeit! Was also tun mit dem angefangenen Schmöker?
Gestern fand ich unverhofft im nahen Supermarkt die Lösung, und die ist ebenso preiswert wie verblüffend:
Mit der »Fertiglesebrille« sind angelesene Druckerzeugnisse im Nu bis zum Schluß konsumiert: Das unscheinbare und von einer herkömmlichen Lesebrille kaum zu unterscheidende Gerät klärt den trüben Blick und verhilft dem/der Träger/in im Handumdrehen zu frischer Motivation und neuer Lesefreude. In kurzer Zeit sind die Lesestoffstapel durchgearbeitet und die bis dato herumliegenden Papiermassen entweder dem Regal oder dem Altpapier-Container anvertraut.
zonebattler’s Fazit: Die »Fertiglesebrille« ist ein absolutes Muß für den kultivierten Haushalt. Auch den sogenannten bildungsfernen Schichten kann das optische Wundergerät nur empfohlen werden: Zwar haben wir den Einsatz am populärsten aller Boulevard-Blätter mangels Zugang nicht erproben können, wohl aber über Nacht im Selbstversuch das Fürther Telefonbuch einstudiert. Die unter normalen Umständen eher sperrige und wenig erkenntnisreiche Lektüre war mit Hilfe der neuen Linsen ein nachgerade erhebender Lesegenuß bis in die frühen Morgenstunden!
Freitag, 8. Januar 2010
Donnerstag, 7. Januar 2010
Mittwoch, 6. Januar 2010
Dienstag, 5. Januar 2010
Süßer und scharfer Senf: