Ein Stück Software der ganz besonderen Art ist der »Dynamic Auto-Painter« von MediaChance: Das höchst erstaunliche Programm malt Bilder im Stile berühmter Künstler nach ihm eingefütterten Foto-Vorlagen. Das ist übrigens ganz wörtlich zu nehmen: Es wird nicht etwa das eingelesene Foto selbst »künstlerisch« verfremdet, sondern das Programm beginnt auf einer leeren »Leinwand«, in vorher gewählter Manier die ausgewählte Aufnahme »nachzupinseln«. Es ist hochgradig faszinierend, dem Programm bei der Arbeit zuzuschauen: Wenn es auch noch so beruhigend dahinplappern könnte wie seinerzeit Bob Ross in seiner legendären Sendung »The Joy of Painting«, dann wäre es eine echte Konkurrenz zum nächtlichen Kult-Programm!
Schauen wir uns doch einmal an, was der Dynamic Auto-Painter zum Beispiel aus einer sommerlichen Ansicht des Parks von Schloß Weißenstein zu Pommersfelden macht. Vorneweg steht vergleichshalber mein Originalfoto, es folgt eine Auswahl verschiedenartiger Nachschöpfungen (halten Sie den Mauszeiger auf ein Bild, um sich die jeweils verwendete Stilrichtung anzeigen zu lassen):
Für diese Demonstration wurden stets die Standard-Einstellungen der ausprobierten Malstile verwendet. Man kann in der sehr schön gestalteten Bedienoberfläche des Programms allerdings noch an zahlreichen Stellschrauben drehen, um auf das Ergebnis Einfluß zu nehmen.
In den Kommentaren geht es nahtlos weiter mit zusätzlichen Bildbeispielen...
#1
Hier habe ich dem elektrischen Meister bei seinem Tun über die Schulter geschaut:
Faszinierend, nicht wahr? Dann noch viel Spaß beim eigenen Experimentieren!
#2
Unglaublich. Damit können es die gängigen Photoshop-Filter tatsächlich noch nicht aufnehmen. Und auch wenn sich an manchen Bildstellen (Gott sei Dank!) deutlich erkennen lässt, dass ein Computer weder Augen noch Gefühl besitzt, hat dieses Programm womoglich schon ausreichend Potenzial, sämtliche Straßenmaler auf der Piazza Navona in die Arbeitslosigkeit zu treiben...
#3
Das Programm legt ja auch nicht wie Photoshop & Co. irgendwelche Filter über das vorhandene Foto und verfremdet dieses damit mehr oder weniger gekonnt, sondern es nimmt das Ausgangsbild nur als Referenz für eine eigenständig aus virtuellen Pinselstrichen heranwachsende Neuschöpfung. Deswegen kann man damit sogar aus winzigen Thumbnail-Bildchen passable »Gemälde« erzeugen.
Natürlich sind die Ergebnisse letztlich seelenlos, aber wenn das Ausgangsfoto schon aus »Malersicht« komponiert und aufgenommen wurde (also hinsichtlich Gestaltung und Motivgewichtung »malerisch« wirkt) und frei von typischen Foto-Effekten ist (z.B. stürzende Linien, Blendenreflexe usw.), dann wirken die vom Rechenknecht gebastelten »Kunstwerke« schon verblüffend echt. Just eben habe ich mir die »Wasserfarben«-Variante vom Pommersfeldener Schloß ausgedruckt: Wenn ich das Blatt signiere und unter Glas rahme, dann würden mich wohl nur die wenigsten als Schwindler entlarven...
#4
Dazu passt das es mit professionellen Druckern inzwischen möglich ist auf Leinwände zu drucken.
Jedem seinen Vincent van Goch.
#5
Wenn Du tatsächlich so signieren solltest, würde Dir auch niemand Fälschungsabsicht unterstellen können. Oder hast Du da was verwechselt ?
#6
Außer dem vom Burgblickfräulein bereits vermissten Gefühl fehlt auch noch (zumindest bei solchen Bildern, die Ölgemälden nachempfunden sind) der Geruch frischer Ölfarbe, mit der mich z. B. bei meine Neuerwerbung verwöhnt ;-) Aber faszinierend sind die Ergebnisse dieser Software schon.
#7
Lieber Lexikaliker, auf den ersten HP Deskjet mit Ölfarbaroma oder den AirWick Raumerfrischer mit sensordosierter Museumsatmosphäre muss man bei der Findigkeit des kommerzialisierten Kunstmarktes sicher nicht mehr lange warten... ;-)
#8
Liebes Burgblickfräulein, mich würde es nicht wundern, aber umso mehr entsetzen, wenn man im Rahmen des professionellen Duftmarketings, bei dem den Kunden ohne deren Wissen absatzfördernde Riechstoffe verabreicht werden, bereits eine derartige Raumbeduftung anböte oder zumindest in der Entwicklung hätte – es gibt sicher Kunst- und Antiquitätenhändler, die gegen eine derartige Stimulierung ihrer Klientel nichts einwenden würden. Mir indes würde das mächtig stinken ;-)
#9
Was für ein schönes Spielzeug! Ich blättere munter durch mein Blog und lasse Fotos zu Gemälden umarbeiten, siehe da und dort...
#10
Eine wirklich außerordentlich schöne »Gemäldegalerie« gibt es hier zu bestaunen!
#11
An einem schönen Tag entstand das folgende Foto, welches mir heute Abend als Vorlage für meine pseudokünstlerischen Ambitionen diente:
Doch damit soll es nunmehr der pittoresken Beispiele genug sein...
#12
Deine »Gemäldegalerie« enthält einige wirklich gut gelungene Exponate – Kompliment!
Schönes Spielzeug :o)
#13
Nur zur Klarstellung: Die im Kommentar #11 verlinkte Galerie stammt nicht von mir, wiewohl die »Gemälde« dort mit dem Dynamic Auto-Painter erzeugt worden sind...
#14
Interessant, wie im vorletzten Bild ein sonnenähnliches Etwas entsteht und im letzten plötzlich der Schornstein raucht ;-)
#15
In der Tat, diese bemerkenswerten Abweichungen vom Original sind mir auch schon aufgefallen. Womöglich hat dieses Programm ja doch künstlerische Allüren und entwickelt ein kreatives Eigenleben? Allerhand!
#16
Es sieht so aus, als liefen irgendwelche Iterationen (gar beabsichtigt?) aus dem Ruder.
#17
Ich behaupte mal, dass die Sonne beim vangoghoiden Bild beabsichtigt im Algorithmus verankert liegt. Immerhin neigte er ja auch im Vorbild dazu, kleine, helle punkte zu großen, sonnenartigen etwasen aufzublasen. Und da in der Vorlage in der Region auch schon ein etwas hellerer Cirrusschlenker ist, nimmt er sich den und algorithmiert das dahin.
#18
Grausligeres hat die Welt noch nicht gesehen und der Hund noch nicht gefressen.
Was passiert, wenn man als Stilrichtung »Photorealismus« eintippt?
#19
Na was wohl? Dann rekonstruiert das Programm aus gescannten Kunstgeschichte-Bildbänden wieder jene Daguerrotypien, nach denen z.B. der gute Vincent weiland seine fiebrig-impressionistischen Bilder gemalt hat! Aber aus Respekt vor den Meistern, die ich solcherart nicht entzaubern will, halte ich mich an dieser Stelle mit einschlägigen Bildbeispielen zurück...
#20
Wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass man per Maus unter Auswahl verschiedener Pinselarten WÄHREND des Entstehungsprozesses Einfluss auf die Detailierung und Farbgestaltung von Bildelementen nehmen kann. So lässt sich das bisweilen steril wirkende Endergebnis ein klein wenig mit einer persönlichen Note versehen.
Den Forderungen nach eigener Kreativität wird insofern Rechnung getragen, dass die Version 2 die Möglichkeit bietet, einen ganz eigenen Malstil zu entwerfen.
Der Ansatz ist jedenfalls bemerkenswert und nicht zu vergleichen mit dem Pixelgeschiebe der hinlänglich bekannten »Künstler-Plugins« für PS & Co.
#21
Danke für die Ergänzung! Auch ich halte gerne den Pinsel bzw. den Mauszeiger auf jene Bildpartien, die ich als besonders relevant erachte. Wer sich mit dem Dynamic Auto-Painter befaßt, sollte nach den ersten Experimenten auf jeden Fall die gut strukturierte Dokumentation lesen, um das Programm nach allen Regeln der Kunst [sic!] ausreizen zu können...
#22
[...] längerer Zeit habe ich in einem reich illustrierten Artikel unter dem vieldeutigen Titel »Malermeister« ein PC-Programm vorgestellt, welches auf Grundlage einer Foto-Vorlage ein neues Bild [...]
#23
Ein paar weiter schöne Bildbeispiele sind hier zu sehen!
#24