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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Samstag, 22. August 2009

Drei Län­der, zwölf Ta­ge und 1400 Ki­lo­me­ter (3)

Das Über­que­ren ei­ner Staats­gren­ze (zu­mal ei­ner sol­chen zu ei­nem ehe­ma­li­gen »Ostblock«-Land) ist für den zone­batt­ler im­mer wie­der span­nend und stets von ei­ner ge­wis­sen Auf­re­gung be­glei­tet, auch wenn sich Tsche­chi­en heut­zu­ta­ge auf den er­sten Blick kaum an­ders prä­sen­tiert als sein gro­ßer ger­ma­ni­scher Nach­bar: Die Bäu­me sind ge­nau­so grün, die Stra­ßen nicht we­ni­ger gut in Schuß und die Su­per­märk­te tra­gen die glei­chen Na­men wie die hei­mi­schen. [1]

Um das be­son­ders Exo­ti­sche zu fin­den, muß man mitt­ler­wei­le al­so schon et­was ge­nau­er hin­schau­en. Dann frei­lich er­späht das Au­ge des stau­nen­den Be­trach­ters so man­ches, was ihm in hei­mi­schen Ge­fil­den noch nie be­geg­net ist, bei­spiels­wei­se Bäu­me mit über­aus bi­zar­ren Frucht­ge­bil­den dran:

merkwürdige Früchte an einem Baum in Domažlice

Bo­ta­ni­ke­rIn­nen in der Le­ser­schaft sei­en hier­mit herz­lich er­mun­tert, zur Iden­ti­fi­ka­ti­on je­nes ei­gen­ar­ti­gen Ge­wäch­ses bei­zu­tra­gen: Han­delt es sich da­bei um ei­ne von weiß­be­kit­tel­ten Wis­sen­schaft­lern zu Zei­ten des Kal­ten Krie­ges her­an­ge­züch­te­te Mu­ta­ti­on zu Nutz’ und From­men des so­zia­li­sti­schen Freun­des und zum Scha­den des ka­pi­ta­li­stisch-im­pe­ria­li­sti­schen Fein­des? Oder ist es schlicht ei­ne son­der­ba­re Spe­zi­es aus sub­tro­pi­schen Ge­fil­den, wei­land von ei­nem k.u.k. Land­ver­mes­ser ein­ge­führt und dank des Kli­ma­wan­dels in­zwi­schen auch in un­se­ren Brei­ten präch­tig ge­dei­hend?

Im west­böh­mi­schen Städt­chen Do­maž­li­ce blüht und flo­riert es aber auch sonst an al­len Ecken und En­den! Wie fern mu­tet die Dis­kus­si­on um ei­ne Shop­ping Mall in Fürth an, wenn man so ei­nen pit­to­res­ken Markt­platz sieht, der beid­sei­tig von al­ten Häu­ser­zei­len flan­kiert ist, de­ren durch­ge­hen­de Ar­ka­den wie­der­um mit herr­li­chen Rund­bö­gen bei je­dem Wet­ter zum Fla­nie­ren und ent­spann­ten Ein­kau­fen ein­la­den:

Der Marktplatz von Domažlice

Tritt man in ei­nes der präch­ti­gen Grün­der­zeit-Ge­bäu­de ein (des­sen Haus­weg­wei­ser man als Sprach­un­kun­di­ger al­len­falls va­ge zu in­ter­pre­tie­ren in der La­ge ist), dann stößt man nicht sel­ten schon im Trep­pen­haus auf fein re­stau­rier­te Pracht und ei­ne ge­die­ge­ne At­mo­sphä­re, die ein mo­der­ner Zweck­bau nie und nim­mer zu er­zeu­gen in der La­ge wä­re:

im Treppenhaus eines großen Ämter- und Instituts-Gebäudes von Domažlice

Auch drau­ßen vor der Pfor­te läuft das Le­ben zwar ge­schäf­tig, aber eher un­auf­ge­regt ab: Man schlen­dert durch die be­leb­ten Ar­ka­den, wirft hier und und da ei­nen Blick in die sich meist in er­staun­li­che Tie­fen er­strecken­den Ge­schäf­te und ist mit sich und der Welt rund­um zu­frie­den...

In­zwi­schen ist es dar­über Mit­tag ge­wor­den, und al­ler­or­ten be­gin­nen die Tou­ri­sten und die Ein­hei­mi­schen, sich zum ge­pfleg­ten Mah­le nie­der­zu­las­sen. In al­len Ecken und Ni­schen wer­den tra­di­tio­nel­le Böh­mi­sche Knö­del ser­viert und mit gu­tem Ap­pe­tit von der hun­gir­gen Kund­schaft ver­zehrt:

speisende Restaurantgäste zwischen Straße (links) und Arkadengang (rechts)

Da woll­te und konn­te un­ser­eins nicht ab­seits ste­hen und tat des­glei­chen... [2] Nach dem Ge­knö­del noch ei­nen krö­nen­den Pa­la­tschin­ken mit Eis und Sah­ne ver­spach­telt und ab­schlie­ßend die Wam­pe prü­fend be­ta­stet: paßt scho! Die Fahrt ging her­nach durch ab­wechs­lungs­rei­che Land­schaft wei­ter bis nach Kla­to­vy, in des­sen gran­dio­ser Alt­stadt die Kirch­tür­me kaum an den Fin­gern zwei­er Hän­de ab­zu­zäh­len sind. An zahl­lo­sen Stel­len wird das stol­ze Stadt­bild flei­ßig auf­po­liert, und über­all wer­den mit Lie­be zum De­tail Mau­rer­kel­len oder Ma­ler­pin­sel ge­schwun­gen...

Restauration einer Hausfassade in Klatovy

Doch so span­nend Stadt­rund­gän­ge auch sein kön­nen, uns in­ter­es­sie­ren ja vor al­lem im­mer die eher un­be­kann­ten Zu­falls­fun­de ab­seits der tou­ri­stisch aus­ge­tre­ten Pfa­de. Wie zum Bei­spiel je­nes trau­rig her­un­ter­ge­kom­me­nes Schloß im na­hen Týnec, des­sen ein­sti­ge Pracht aber glück­li­cher­wei­se noch er­ahn­bar ist:

verfallendes Schloß in Týnec südwestlich von Klatovy

Ei­ne Hand­voll Ar­bei­ter im­mer­hin schien in dem aus­la­den­den Ge­mäu­er kon­ser­vie­rend tä­tig zu sein. Die Ar­beit dort wird ih­nen bis zum Er­rei­chen des Ru­he­stan­des (oder bis zum En­de des ver­füg­ba­ren Re­stau­rie­rungs-Bud­gets, whi­che­ver co­mes first) si­cher­lich nicht aus­ge­hen...

Wei­ter ging es mit Kurs Rich­tung Sü­den, bis wir das lie­bens­wer­te Nach­bar­land am Abend bei Baye­risch Ei­sen­stein [3] vor­erst wie­der ver­lie­ßen. Wäh­rend sei­ne bei­den In­sas­sen den fe­sten Vor­satz faß­ten, das ei­ne oder an­de­re Wo­chen­en­de nach dem Ur­laub zu wei­te­ren Stipp­vi­si­ten ins gar-nicht-so-fer­ne Tsche­chi­en nut­zen zu wol­len, blub­ber­te un­ser bra­ver Mi­ni­bus mit der vol­len Kraft sei­ner drei klei­nen Zy­lin­der wie­der nach Deutsch­land hin­ein. Was ihn und uns dort er­war­te­te, wird Ge­gen­stand der näch­sten Fol­ge sein!

 
[1] Das Ben­zin ist dort frei­lich bil­li­ger, Sü­ßig­kei­ten her­ber, die Lo­ko­mo­ti­ven bun­ter und die Frau­en auf­rei­zen­der, da­für tra­gen arg vie­le Buch­sta­ben zun­gen­bre­che­ri­sche Hüt­chen, Win­kel und Ak­zen­te: Es hat halt al­les sei­nen Preis...

[2] Im von uns ge­wähl­ten Lo­kal war das Fleisch lei­der eher zäh ge­ra­ten, aber So­ße und Knö­del haben’s letzt­lich ‘raus­ge­ris­sen. Der an­schlie­ßen­de Beu­te­zug im na­hen Su­per­markt (über­aus preis­wer­te Knö­del-Mi­schun­gen so­wie Ob­la­ten und Waf­feln der von Ken­nern sehr ge­schätz­ten Mar­ke »Ko­loná­da«) ver­spricht im­mer­hin die spä­te­re Fort­set­zung bö­mi­scher Gau­men­freu­den un­ter den kon­trol­lier­ten Rah­men­be­din­gun­gen der ei­ge­nen Haus­hal­tung.

[3] Höchst ku­ri­os und be­su­chens­wert ist der dor­ti­ge Bahn­hof: Die Staats­gren­ze geht mit­ten durch das hi­sto­ri­sche Emp­fangs­ge­bäu­de, wel­ches auf der ei­nen Sei­te von der DB, auf der an­de­ren aber von der tsche­chi­schen Staats­bahn CD be­trie­ben wird: Deut­scher­seits steht »Baye­risch Ei­sen­stein« auf den Bahn­steig­schil­dern, jen­seits der De­mar­ka­ti­ons­li­nie hin­ge­gen »Že­lez­ná Ru­da«. Auch Bahn­steig­be­lag, Si­gnal­tech­nik etc. än­dern sich von ei­nem Schritt zum näch­sten. Sehr skur­ril!

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Mittwoch, 19. August 2009

Drei Län­der, zwölf Ta­ge und 1400 Ki­lo­me­ter (2)

Wenn man kei­nen Zug und kei­nen Flie­ger er­rei­chen muß, trö­delt man ger­ne et­was vor sich hin, läßt sich mit dem Be­la­den des Au­tos Zeit und tut noch die­ses oder je­nes. Blu­men­kä­sten wol­len schluß­end­lich auch noch von den Bal­ko­nen in den Hof hin­un­ter ge­tra­gen wer­den, auf daß es der Nach­bar mit dem ver­tre­tungs­halb­er­nen Gie­ßen leich­ter ha­ben mö­ge. Zwi­schen­drin sind klei­ne Ver­schnauf­pau­sen an­ge­nehm, und über­dies ist man ja im Ur­laub und nicht auf der Flucht. Na gut, so ge­gen 14 Uhr tucker­ten wir dann end­lich los gen Osten. Nach noch nicht ein­mal ein­ein­halb Stun­den Fahrt mach­ten wir im ma­le­ri­schen Kastl be­reits ei­ne er­ste Wan­der­pau­se, es gibt schließ­lich über­all was zu se­hen in un­se­rem schö­nen Bay­ern­lan­de. Auf der Wei­ter­fahrt über Schmid­müh­len und Rie­den nach Theu­ern hat­ten wir zwei in­ter­es­san­te Be­ge­gun­gen. Die er­ste war recht dy­na­mi­scher Art:

Begegung mit einer Schafherde an einer Brücke

Gleich­zei­tig zu mar­schie­ren, dumm zu gucken, zu kau­en und zu kacken ist schon ei­ne rei­fe Lei­stung, un­ser­eins schafft al­len­falls drei von die­sen vier Tä­tig­kei­ten si­mul­tan!

Ei­ne knap­pe Stun­de spä­ter gab es schon das näch­ste un­ver­hoff­te Zu­sam­men­tref­fen, wel­ches fo­to­gra­fisch zu do­ku­men­tie­ren ich mir nicht ver­knei­fen konn­te:

ein weiterer Subaru Libero

Der recht­erhand ste­hen­de Vet­ter mei­ner Renn­gur­ke stand un­ab­ge­sperrt in ei­ner pit­to­res­ken Gas­se von Schmid­müh­len. Sein Herr­chen (oder Frau­chen) ha­ben wir lei­der nicht zu Ge­sich­te be­kom­men. Wä­re si­cher auch in­ter­es­sant ge­we­sen, aber man kann nicht al­les ha­ben und es war lang­sam an der Zeit, sich ei­nen Schlaf­platz zu su­chen. Ge­ra­de am An­fang ei­ner Rei­se ist man noch nicht so fit im Er­spä­hen ge­eig­ne­ter Or­te, der Blick da­für will wie­der auf’s Neue ge­schult und ge­schärft sein...

Am näch­sten Mor­gen stan­den wir nach am­bu­lan­tem Früh­stück kurz nach neun am Ham­mer­her­ren­schloß in Theu­ern, in wel­chem das Berg­bau- und In­du­strie­mu­se­um Ost­bay­ern un­ter­ge­bracht ist. Für Spu­ren­su­cher wie uns sind in­du­strie­ge­schicht­li­che Ar­te­fak­te stets von be­son­de­rem In­ter­es­se, und wenn der zap­pe­li­ge zone­batt­ler al­te Feld­bah­nen und neue Kunst auf ei­nem Fleck vor­fin­det, dann ist er hem­mungs­los be­gei­stert und ganz in sei­nem Ele­ment:

ein alter Lorenzug mit Gmeinder-Lok und eine Kunst-Installation von Herta Wimmer-Knorr

Man merkt dem Mu­se­um an, daß sei­ner­zeit viel Geld und Mü­he hin­ein­ge­steckt wor­den sind, es lag ja im för­de­rungs­wür­di­gen Grenz­land und der »Ei­ser­ne Vor­hang« war nicht all­zu weit weg. Doch wäh­rend die Do­ku­men­ta­tio­nen und Son­der­schau­en zu hi­sto­risch ab­ge­schlos­se­nen The­men (Berg­bau in der Re­gi­on, In­du­stria­li­sie­rung) auch heu­te noch vor dem kri­ti­schen Au­ge be­stehen kön­nen, wir­ken man­che Ab­tei­lun­gen zu »mo­der­nen« Ge­bie­ten (z.B. Halb­lei­ter­pro­duk­ti­on) mitt­ler­wei­le reich­lich an­ge­staubt, weil nach der (si­cher ziem­lich auf­wen­di­gen) Er­rich­tung halt kei­ne Fort­schrei­bung und Ak­tua­li­sie­rung mehr er­folg­te. Heut­zu­ta­ge wird der schma­le Etat ver­mut­lich al­len­falls für das Putz­per­so­nal rei­chen und nicht für wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter, und mit der Spen­dier­freu­de der Spon­so­ren aus der Wirt­schaft wird es in der tie­fen Pro­vinz auch nicht mehr all­zu­weit weit her sein...

Aber ich will nicht mau­len, der Ein­tritts­preis ist kaum der Re­de wert und die Fül­le des Ge­zeig­ten bie­tet für je­den et­was. An die­sem ru­hi­gen Fe­ri­en­tag hat­ten wir das Haus fast ganz für uns al­lei­ne, kei­ne Schul­klas­sen auf Pflicht­be­such lärm­ten durch das al­te Ge­mäu­er. Üb­ri­gens ge­hö­ren zum Mu­se­um noch wei­te­re Ge­bäu­de in fuß­läu­fi­ger Ent­fer­nung, bei­spiels­wei­se ein ein­drucks­vol­les al­tes Glas­schleif- und Po­lier­werk. Das frü­her zum Po­lie­ren ver­wen­de­te Ei­sen­oxid (Po­lier­rot) sorg­te dort der­ma­l­einst für ein eher mo­no­chro­mes Da­sein (und heut­zu­ta­ge für reiz­vol­le Still­le­ben):

vom Polierrot gefärbte Fässer, Behälter und Siebe

Zwi­schen­drin plau­der­ten wir ein we­nig mit ei­ner weiß­ge­klei­de­ten Mut­ter von vier bra­ven und wohl­erzo­ge­nen Kin­dern, doch blieb die Un­ter­hal­tung et­was ein­sei­tig (und ein­sil­big), was ver­mut­lich auf das dor­ti­ge Idi­om zu­rück­zu­füh­ren ist: Wer ver­steht schon wasch­ech­te Ober­pfäl­zer? [1]

alleinerziehende Gans nebst Nachwuchs

Über lee­re Land­stra­ßen zuckel­ten wir wei­ter ost­wärts und in­spi­zier­ten aus­gie­big die Stadt­ker­ne von Schwan­dorf und Neun­burg vorm Wald. Die hi­sto­ri­sche In­nen­stadt von Neun­burg ist üb­ri­gens un­be­dingt se­hens­wert, wenn­gleich sie dem Frem­den man­ches Rät­sel auf­gibt:

Zimmer ohne Aussicht in Neunburg vorm Wald

In un­mit­tel­ba­rer Nä­he der deut­schen Ost­gren­ze be­zo­gen wir schließl­lich bei Ham­mer in der Nä­he von Wald­mün­chen un­ser näch­stes Nacht­quar­tier am Ran­de ei­nes schüt­zen­den Mais­fel­des. In der näch­sten Fol­ge wer­den wir dann end­lich Tsche­chi­en er­rei­chen, das Land der herr­li­chen Städt­chen und der schö­nen Frau­en. [2]

 
[1] Der Herr Up­per­Pa­la­ti­ne mö­ge mir die ver­all­ge­mei­nern­de Aus­sa­ge ver­zei­hen: Ich be­trach­te ihn als re­gel­be­stä­ti­gen­de Aus­nah­me!

[2] Aus Grün­den des Selbst­er­hal­tungs­trie­bes wer­de ich den zwei­ten Aspekt nicht de­tail­lier­ter aus­füh­ren kön­nen, wo­für ich jetzt schon um Ver­ständ­nis bit­te...

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Dienstag, 18. August 2009

Drei Län­der, zwölf Ta­ge und 1400 Ki­lo­me­ter (1)

Wie schon im Vor­jahr rück­ten der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te auch heu­er wie­der zu ei­ner Cam­ping­rei­se [1] aus, in de­ren Ver­lauf sich ih­re schier un­be­zahl­ba­re Renn­gur­ke ein­mal mehr als Raum­schiff, Ba­sis­la­ger, Feld­kü­che und Schlaf­zim­mer al­ler­be­stens be­währ­te. Zwar fiel die zu­rück­ge­le­ge Strecke mit ins­ge­samt 1.400,1 km dies­mal et­was kür­zer aus, doch hät­ten wir uns die knapp zwei­wö­chi­ge Ex­pe­di­ti­on kaum ab­wechs­lungs­rei­cher vor­stel­len kön­nen...

Im Uhr­zei­ger­sinn fuh­ren wir ei­nen Rund­kurs durch die Ober­pfalz und den Baye­ri­schen Wald hin­un­ter in die Al­pen, mach­ten da­bei man­chen Ab­ste­cher nach Tsche­chi­en und Öster­reich und han­gel­ten uns über die ober­baye­ri­schen Seen schließ­lich lang­sam wie­der hin­auf in die frän­ki­sche Hei­mat. Er­neut ließ ich durch mei­nen klei­nen GPS-Tracker am Gür­tel die ge­sam­te Rei­se­rou­te au­to­ma­tisch mit­pro­to­kol­lie­ren und kann sie jetzt im Nach­hin­ein auf der Land­kar­te be­trach­ten:

Reiseroute auf der Landkarte
© Powered by MapSurfer.NET; Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors
 
Groß­fas­sung 800 x 700 Pi­xel

Die sich beim Hin­ein-Zoo­men na­he­zu be­lie­big ver­fei­nern­de Rou­te macht es mög­lich, die Tour am Bild­schirm noch­mals in al­len De­tails durch­zu­ge­hen: Ein fei­nes Fea­ture, wel­ches wir als »Er­in­ne­rungs­an­ker« sehr schät­zen und nim­mer mis­sen mö­gen...

Wer sich mit mi­ni­ma­lem Lu­xus, da­für aber mit dem Nö­tig­sten aus­ge­stat­tet auf Rei­sen in die Na­tur be­gibt, wird mit Aus­sich­ten und at­mo­sphä­ri­schen An­mu­tun­gen be­lohnt, die sich im Bild nur un­zu­rei­chend wie­der­ge­ben las­sen. Schon der er­ste Son­nen­un­ter­gang »im Fel­de« war von ganz an­de­rer Klas­se als je­ne, die sich ge­mein­hin da­heim in der stei­ner­nen Stadt be­ob­ach­ten las­sen:

abends um halb neun

Und auch am Mor­gen, wenn die Bla­se zwickt er­sten Son­nen­strah­len kit­zeln, hat man ei­nen völ­lig an­de­ren Pan­ora­ma­blick vor sich als von der hei­mi­schen Bett­statt aus:

morgens um kurz vor sieben

Frei­lich sei schon hier am An­fang der Be­richt­erstat­tung nicht ver­schwie­gen, daß das am­bu­lan­te Va­ga­bun­den­le­ben nicht nur aus ei­tel Son­nen­schein be­steht. Drau­ßen in Feld und Flur lau­ern näm­lich fie­se Fein­de, mit de­nen der ge­mei­ne Städ­ter eher sel­ten kon­fron­tiert wird: My­ria­den blut­gie­ri­ger Schna­ken und Stech­mücken wol­len im Wald und auf der Hei­de den arg­lo­sen Tou­ri­sten ans Le­der! [2] Wäh­rend aber der Chro­nist auf wun­der­sa­me Wei­se selbst kurz­be­host und be­tee­shir­ted re­gel­mä­ßig in Ru­he ge­las­sen wird, muß sich sei­ne bes­se­re Hälf­te eben­so zwangs­läu­fig mit bis zu drei gleich­zei­tig über­ge­streif­ten Socken­paa­ren schüt­zen, um nicht auf das Schmerz­lich­ste von den sur­ren­den Sechs­bei­nern ge­pie­sackt zu wer­den:

schwerer Schnakenschutz (dreilagig)

Nun wä­ren ja Woll­socken an sich kein Hin­der­nis für ei­nen ge­zielt lan­cier­ten In­sek­ten-An­griff, aber bei drei La­gen gro­ber Wol­le ist der Ab­stand vom Lan­de­platz zur Haut des Op­fers dann letzt­lich doch grö­ßer als die Län­ge des ty­pi­schen Schna­ken­sta­chels...

So­viel zum Auf­takt die­ser klei­nen Se­rie mit lau­schi­gen (und lau­ni­schen) Im­pres­sio­nen aus der Som­mer­fri­sche. In den dem­nächst fol­gen­den Tei­len wer­de ich di­ver­se Hö­he­punk­te (und Tief­schlä­ge) der Rund­fahrt nä­her er­ör­tern und wie im­mer nicht mit bun­ten Bil­dern gei­zen. Blei­ben Sie dran!

 
[1] Grund­sätz­li­ches zu un­se­rer be­vor­zug­ten Art des Ur­lau­bens hat­te ich hier schon ein­mal nä­her aus­ge­führt.

[2] Ganz nach dem Loriot’schen Mot­to: »Das Be­ste sitzt un­ter der Haut!«

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Samstag, 15. August 2009

Ein­ge­rückt!

Ähem, *Räus­per*, Hmhmm. *Plopp*, *Plopp*. Sprech­pro­be: eins – zwei – drei?

OK, geht ja tat­säch­lich noch. Fein. Hoch­ver­pup­tes Ehr­li­kum, der zone­batt­ler ist nach ord­nungs­ge­mä­ßer Ab­wick­lung sei­nes Jah­res­ur­lau­bes heil und am Stück aus der Som­mer­fri­sche zu­rück­ge­kehrt. Auch in die­sem Jahr wird es ei­ne mehr­tei­li­ge Nach­be­rei­tung sei­ner Ex­pe­di­ti­on in Bild und Ton Wort ge­ben, aber vor dem di­gi­ta­len Ge­tue muß erst ein­mal der ana­lo­ge Haus­halt wie­der auf Vor­der­mann ge­bracht und suk­zes­si­ve hoch­ge­fah­ren wer­den. Ab näch­ster Wo­che tut sich dann hier wie­der was!

Montag, 3. August 2009

Bay­ern­land

bei schneller Vorbeifahrt eingefangene Allianz-Arena im Norden Münchens
Sonntag, 2. August 2009

Schot­ten dicht

Seit ge­stern ist ei­ne Re­gi­strie­rung als Benutzer(in) nur noch auf (form­lo­sen) An­trag hin mög­lich. Die Di­rek­ti­on bit­tet um Ver­ständ­nis für die­se aus Si­cher­heits­grün­den drin­gend ge­bo­ten er­schei­nen­de Maß­nah­me! Selbst­ver­ständ­lich kann man hier aber auch wei­ter­hin Kom­men­ta­re ab­ge­ben, oh­ne ex­pli­zit an­ge­mel­det zu sein...

Samstag, 1. August 2009

Rät­sel­haf­tes Fürth (47)

In ra­scher Fol­ge ver­rin­nen die Mo­na­te, und noch ehe man das Ge­fühl hat, der Som­mer wä­re end­lich und wahr­haf­tig aus­ge­bro­chen, schwupps, da ist es schon Au­gust und die Ta­ge wer­den wie­der kür­zer. Recht kurz fällt auch der Vor­spann zum fäl­li­gen Mo­nats­rät­sel aus, birgt doch je­de noch so de­zen­te An­deu­tung die Ge­fahr in sich, die ge­schätz­te Le­ser­schaft all­zu schnell auf die rich­ti­ge Fähr­te zu brin­gen. Dar­um sei oh­ne wei­te­res Ge­re­de zur Sa­che ge­kom­men und der Vor­hang auf­ge­zo­gen:

Rätselbild des Monats

Auch dies­mal gilt es, Roß und Rei­ter bzw. Ob­jekt und Stand­ort mög­lichst ge­nau zu be­nen­nen, um mit Fug’ und Recht das vir­tu­el­le Sie­ger­trepp­chen be­stei­gen zu kön­nen!

Als Preis winkt er­neut ei­ne span­nen­de DVD aus mei­ner gut sor­tier­ten Samm­lung:

Der Sci­ence Fic­tion-Klas­si­ker »Logan’s Run« in der eng­lisch­spra­chi­gen Ori­gi­nal­fas­sung mit zu­schalt­ba­ren (eng­li­schen) Un­ter­ti­teln. Falls der bzw. die Preisträger(in) da­mit über­for­dert wä­re, steht, das im­mer­hin sei zur Be­ru­hi­gung ver­ra­ten, als Al­ter­na­tiv-Preis ein an­de­rer, syn­chro­ni­sier­ter Strei­fen be­reit...

Wie im­mer ge­winnt der oder die Er­ste, der/die un­ter rich­ti­gem Na­men und mit funk­tio­nie­ren­der eMail-Adres­se (oder un­ter be­reits amts­be­kann­tem Pseud­onym) die kor­rek­te Ant­wort in ei­nen Kom­men­tar zu die­sem Bei­trag schreibt!

Bis zum Er­schei­nen des näch­sten Rät­sels (al­so ge­nau ei­nen Mo­nat lang) kön­nen Lö­sun­gen ein­ge­reicht wer­den. Die Lauf­zeit en­det mit dem Er­schei­nen ei­nes wei­te­ren Rät­sel-Bil­des am je­weils näch­sten Mo­nats­an­fang. Mit der Vor­stel­lung ei­nes neu­en Preis­rät­sels wird die zu­tref­fen­de Ant­wort zur Vor­gän­ger­fra­ge (in ei­nem Kom­men­tar zu die­ser) be­kannt­ge­ge­ben, so­fern sie bis da­hin nicht rich­tig be­ant­wor­tet wur­de.

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Freitag, 31. Juli 2009

Al­les Kä­se oder was?

Vor­hin ha­be ich wei­ter hin­ten im Blog her­um­ge­ba­stelt, und da­mit das ja nie­mand über­sieht, wei­se ich hier und jetzt in ei­nem fri­schen Bei­trag ex­tra dar­auf hin:

von Jenni Beyer aus Babybel-Wachs geformte Figur   von Jenni Beyer aus Babybel-Wachs geformte Figur   von Jenni Beyer aus Babybel-Wachs geformte Figur   von Jenni Beyer aus Babybel-Wachs geformte Figur   von Jenni Beyer aus Babybel-Wachs geformte Figur

Es gibt 15 aus­drucks­star­ke neue Wachs­pla­sti­ken von Jen­ni Bey­er aus Fürth zu se­hen, und kei­nes­wegs al­le da­von sind harm­los, lieb und nett!

Donnerstag, 30. Juli 2009

Wun­der­ba­re Win­dows-Weich­wa­re (4)

Fragt man Knipser(innen), wie und wo­mit sie denn Bild­be­ar­bei­tung am PC be­trei­ben, so hört man von den ei­nen ein rat­lo­ses »Hä? Wo­zu datt denn?« und von den mei­sten an­de­ren ein selbst­be­wußt ge­nä­sel­tes »Pho­to­Shop na­tür­lich, was sonst?«. Tja, was sonst? Der zone­batt­ler wä­re nicht der zone­batt­ler, wenn er nicht auch da­für ei­ne von der Mehr­heits­mei­nung ab­wei­chen­de Emp­feh­lung hät­te, und die­se lau­tet klar und klipp und kom­pro­miß­los: »Fix­Fo­to«!

Seit Jahr und Tag be­ar­bei­te ich mei­ne Blog-Bil­der mit die­sem un­ge­wöhn­li­chen (und zu Un­recht weit­ge­hend un­be­kann­ten) Stück Soft­ware und ha­be hier im­mer mal wie­der ent­spre­chen­de An­wen­dungs­hin­wei­se ein­ge­streut (z.B. hier, da und dort): Die we­sent­lich­sten und in fast al­len Fäl­len an­ge­zei­gen Op­ti­mie­rungs­schrit­te (Kon­trast- und Per­spek­tiv­kor­rek­tur so­wie Weiß­ab­gleich) sind mit Fix­Fo­to im Hand­um­dre­hen er­le­digt! Das al­lein wä­re heut­zu­ta­ge na­tür­lich noch kein Al­lein­stel­lungs­merk­mal, aber was Fix­Fo­to al­len Kon­kur­renz­pro­duk­ten vor­aus hat, ist die nach­ge­ra­de wun­der­ba­re Er­geb­nis­vor­schau für na­he­zu al­le Funk­tio­nen, z.B. für die Kon­trast­op­ti­mie­rung:

Vorschaufenster der Kontrastoptimierung

Wäh­rend mit den senk­rech­ten Schie­bern rechts die je­weils än­der­ba­ren Pa­ra­me­ter ein­zu­stel­len sind, kann mit dem waag­rech­ten Schie­ber oben die spä­te­re Wir­kung auf das ak­tu­el­le Bild vi­sua­li­siert wer­den: In­tui­ti­ver geht es kaum! Auch wer sich nicht all­zu tief in die Ma­te­rie ein­ar­bei­ten mag, kann die ei­ge­nen Schnapp­schüs­se mit we­ni­gen Maus­klicks ganz er­heb­lich ver­bes­sern. [1]

Dem An­fän­ger mag die Pro­gramm­ober­flä­che et­was un­ge­wohnt vor­kom­men, doch ist die Po­si­ti­on al­ler Fen­ster und Sym­bol­lei­sten frei kon­fi­gu­rier­bar. Wer sich auf die durch­dach­te Be­dien­phi­lo­so­phie ein­läßt, wird der Funk­ti­ons­viel­falt zu­dem schnell Herr. Über­dies gibt es ‑auch das ist bei­lei­be kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit- ein leb­haf­tes An­wen­der-Fo­rum, in wel­chem zahl­rei­che Fans des Pro­gramms ger­ne sach­kun­di­ge Hil­fe­stel­lung lei­sten. Der Re­zen­sent hat dies­be­züg­lich schon sehr er­freu­li­che ei­ge­ne Er­fah­run­gen ma­chen dür­fen...

Das FixFoto-Programmfenster mit individuell arrangierten Werkzeugen
 
Groß­fas­sung 1280 x 1000 Pi­xel

In wei­ser Selbst­be­schrän­kung hat der Au­tor Joa­chim Ko­op­mann sein Pro­gramm nicht als funk­ti­ons­über­fach­te­tes Uni­ver­sal-Bild­be­ar­bei­tungs­mon­ster kon­zi­piert, son­dern ganz kon­se­quent für die Be­lan­ge und Be­dürf­nis­se der di­gi­ta­len Fo­to­gra­fie aus­ge­legt. Daß das nicht zu La­sten der be­reit­ge­stell­ten Op­tio­nen geht, sieht man auf der Sei­te mit den An­wen­dungs­bei­spie­len schon auf den er­sten Blick.

Der Ver­fas­ser die­ser Zei­len ge­steht frei­mü­tig ein, Fix­Fo­to der­zeit längst nicht aus­zu­rei­zen und vie­le sei­ner Mög­lich­kei­ten noch nicht ein­mal an­nä­hernd aus­pro­biert und aus­ge­lo­tet zu ha­ben. Den­noch kann er sich sei­nen mul­ti­me­dia­len Work­flow oh­ne die­sen fa­mo­sen Nach­fol­ger der klas­si­schen Dun­kel­kam­mer nicht mehr vor­stel­len:

  Funk­tio­na­li­tät 5 Sterne  
  Be­dien­bar­keit 4 Sterne  
  Nut­zen 5 Sterne  
  Preis / Lei­stung 4 Sterne  
  Ge­samt­ur­teil 5 Sterne  

Die so­eben er­schie­ne­ne Fix­Fo­to-Ver­si­on 3 ist im Ver­gleich zur Vor­gän­ger-Fas­sung deut­lich teu­rer ge­wor­den und ko­stet nun­mehr EUR 60,00. Wem das als zu­viel er­scheint, mö­ge über­le­gen, wie­viel ei­ne gu­te Ka­me­ra oder ein gu­tes Ob­jek­tiv ko­stet und wie schnell sich ein her­vor­ra­gen­des Werk­zeug be­zahlt macht, selbst wenn es nicht aus Glas und Me­tall, son­dern »nur« aus Bits und Bytes be­steht... [2]

 
[1] So­fern die­se nicht völ­lig ver­wackelt oder an­der­wei­tig grob miß­ra­ten sind: Ab­ge­schnit­te­ne Köp­fe oder tot­ge­blitz­te Bleich­ge­sich­ter sind na­tür­lich mit kei­nem Werk­zeug der Welt zu re­pa­rie­ren.

[2] Au­ßer­dem kauft man nicht die sprich­wört­li­che »Kat­ze im Sack«: Fix­Fo­to kann von je­der­mann her­un­ter­ge­la­den, in­stal­liert und an­schlie­ßend vol­le drei Wo­chen lang oh­ne je­de Ein­schrän­kung aus­pro­biert wer­den.

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Mittwoch, 29. Juli 2009

Fahrt ins Blaue

Heu­te hat der zone­batt­ler ein­fach so blau ge­macht, sich kur­zer­hand in die nur mä­ßig fre­quen­tier­te Le­der­klas­se des ICE 21 ge­setzt und sich von Nürn­berg bis Pas­sau ver­wöh­nen las­sen, er­stens durch den freund­li­chen Zug­be­glei­ter, der Zei­tun­gen und fei­ne Scho­ko­la­den auf Ko­sten des rol­len­den Hau­ses of­fe­rier­te (die Wahl fiel auf die F.A.Z. so­wie auf Oran­ge-Sand­dorn-Ge­schmack), zwei­tens durch die schö­ne Aus­sicht, die ja schon ab Nürn­berg-Sand­reuth, erst recht ab Neu­markt (Oberpf), spä­te­stens ab Pars­berg und al­ler­spä­te­stens ab Re­gens­burg ein Quell rein­ster Freu­de ist:

ein Tagesausflug nach Passau

Wenn man sich da­zu über die gu­ten Ohr­stöp­sel Beet­ho­vens Sech­ste, die »Pa­sto­ra­le« mit­hin, au­ral ver­ab­folgt, wird das mu­si­ka­li­sche »Er­wa­chen hei­te­rer Emp­fin­dun­gen bei der An­kunft auf dem Lan­de« zum mul­ti­me­dia­len Breit­wand-Er­eig­nis. Da­nach noch ein we­nig in der Zei­tung ge­blät­tert, ein wei­te­res Scho­ko­läd­li auf der Zun­ge zer­ge­hen ge­las­sen (Sau­er­kirsch dies­mal) und schwupp, schon ist man in der alt­ehr­wür­di­gen Drei­flüs­se­stadt und tritt aus der an­ge­nehm kli­ma­ti­sier­ten Blech­wurst hin­aus in die Schwü­le des son­ni­gen Som­mer­ta­ges. Mit we­ni­gen Schrit­ten ge­langt man in die na­he In­nen­stadt, wo ne­ben den üb­li­chen Al­ler­welts-Sou­ve­nirs auch re­gio­nal­ty­pi­sche Kopf­be­deckung in rei­cher Aus­wahl feil­ge­bo­ten wird:

ein Tagesausflug nach Passau

Mit ih­ren en­gen Gas­sen, den pit­to­res­ken Häu­sern und den al­ler­or­ten an­zu­tref­fen­den, ein­ge­kü­bel­ten Pal­men kann man der Alt­stadt süd­län­di­sches Flair nicht ab­spre­chen. Et­was ir­ri­tie­rend wirkt nur der ört­li­che Dia­lekt, der selbst den schön­sten Töch­tern der Re­gi­on an­haf­tet und der auf den Aus­wär­ti­gen ei­ni­ger­ma­ßen be­fremd­lich wir­ken kann. Doch ehe man lan­ge dar­über nach­ge­dacht hat, steht man auch schon an der schö­nen blau­en (bzw. eher blau­grü­nen) Do­nau...

ein Tagesausflug nach Passau

Rasch wird die Land­zun­ge schmal und schma­ler, und bald schon steht der stau­nen­de Be­trach­ter an de­ren Spit­ze, wo­selbst sich die dunk­len Flu­ten der Do­nau mit dem ra­ben­schwar­zen Was­ser der Ilz und bei­de sich mit der bräun­li­chen Pam­pe des Inns in­nig ver­quir­len und ver­men­gen. Ne­ben al­ler­lei stamp­fen­den Aus­flugs­schif­fen mit bei­gebe­ho­sten Rent­ner­ge­schwa­dern an Bord pad­deln auch ge­fie­der­te Leicht­ma­tro­sen un­ter el­ter­li­cher Auf­sicht in der Me­lan­ge her­um:

ein Tagesausflug nach Passau

Nach ei­ner län­ge­ren Denk­pau­se, wach­dö­send-blin­zelnd nach Art der Ei­dech­sen auf son­nen­be­schie­ne­ner Bank zu­ge­bracht, geht es im Zick­zack­kurs wie­der zu­rück in das La­by­rinth der Alt­stadt, in der es von ba­rocken Kir­chen nur so wim­melt. De­ren al­ler­präch­tig­ste ist der Dom, der ‑wie lei­der so vie­le über­kom­me­ne Zeug­nis­se sa­kral­ar­chi­tek­to­ni­scher Pracht- heut­zu­ta­ge von gan­zen Hor­den han­dy­hal­ten­der und kom­pakt­knip­sen­fuch­teln­der Idio­ten bei­der­lei Ge­schlechts be­völ­kert wird, die mit grel­lem Ge­blit­ze die Emp­find­lich­keit der Kunst miß­ach­ten und ih­re Un­fä­hig­keit zum ad­äqua­ten Um­gang mit Kul­tur­schät­zen wie auch den ei­ge­nen Ge­rät­schaf­ten weit­hin sicht­bar do­ku­men­tie­ren, oh­ne es selbst über­haupt zu be­mer­ken, ge­schwei­ge denn zu be­grei­fen...

ein Tagesausflug nach Passau

Drum al­so hur­tig wie­der nach drau­ßen ge­schrit­ten, wo sich die Igno­ran­ten und acht­lo­sen Dep­pen meist nicht auf den er­sten Blick als sol­che aus­wei­sen. In­zwi­schen frei­lich steht die Son­ne hoch im Ze­nit, und au­ßer­halb der en­gen, schat­ten­spen­den­den Gas­sen ist es hoch­som­mer­lich warm, ja nach­ge­ra­de brü­tend heiß ge­wor­den. Kein Wun­der, daß sich da kaum noch je­mand un­ge­schützt dem pral­len Son­nen­licht aus­set­zen mag:

ein Tagesausflug nach Passau

Doch Ab­küh­lung ist al­le paar Schrit­te zu ha­ben, sei es in flüs­si­ger, sei es in halb­fe­ster, in je­dem Fal­le ka­lo­rien­rei­cher Form. Und auch hier gibt es wel­che, die durch ih­re zi­vi­li­sa­ti­ons­mül­li­gen Hin­ter­las­sen­schaf­ten be­kun­den, daß ih­nen das ei­ge­ne Plai­sier al­les und die Äs­the­tik ih­res Um­fel­des rein gar nix be­deu­tet...

ein Tagesausflug nach Passau

Ir­gend­wann sind Bauch und Bir­ne voll, und so ta­pert man denn wie­der zu­rück zum Bahn­hof. Bis zum an­vi­sier­ten ICE gen Nürn­berg ist es zwar noch ei­ne Stun­de hin, aber die könn­te man ja im Schat­ten des Bahn­steig­da­ches mit der Lek­tü­re ei­nes an­ti­qua­risch er­wor­be­nen Bu­ches sinn­reich ver­brin­gen. In­des, die War­te­zeit fällt kür­zer aus als er­war­tet, denn der Vor­läu­fer-ICE aus Wien von ei­gent­lich zwei Stun­den vor­her läuft bald mit 80-mi­nü­ti­ger Ver­spä­tung ein, die, wie der Zug­chef spä­ter süf­fi­sant ver­kün­den wird, zu La­sten der ÖBB gin­gen und mit­hin kei­nen An­spruch auf Ver­spä­tungs­gut­schei­ne der DB be­grün­de­ten... Hät­te man als dem Ser­vice-Ge­dan­ken ver­pflich­te­ter Dienst­lei­ster viel­leicht et­was de­zen­ter aus­for­mu­lie­ren kön­nen, aber das sagt sich leicht, wenn man nicht sel­ber in der Si­tua­ti­on ist, mit dem viel­fäl­ti­gen Fol­ge­streß ei­ner der­ar­ti­gen Ver­spä­tung fer­tig­wer­den zu müs­sen.

ein Tagesausflug nach Passau

Mir kann’s näm­lich egal sein, ich muß ja nur zwei Sta­tio­nen wei­ter bis nach Nürn­berg und nicht auf an­de­re Fern­rei­se­zü­ge um­wech­seln. Auch rück­wärts ver­geht die Zeit im Zu­ge wie im Flu­ge, dies­mal zwar oh­ne Scho­ko­la­de, da­für aber mit der Süd­deut­schen Zei­tung und an­ge­neh­men Mit­rei­sen­den. Und schon hat mich die Hei­mat wie­der. Ge­müt­lich kurz nach 7:00 Uhr auf­ge­stan­den, vor 18:00 Uhr schon wie­der zu­rück, da­zwi­schen mehr Ein­drücke, als in Echt­zeit zu ver­ar­bei­ten wä­ren: Ein prall­vol­ler Tag!

Montag, 27. Juli 2009

Es ist voll­bracht!

Der sehr ge­ehr­te Steu­er­pflich­ti­ge zone­batt­ler gibt hier­mit be­kannt und mit stolz­ge­schwell­ter (stolz­ge­schwol­le­ner?) Brust zu Pro­to­koll, so­eben mit sei­ner EkS­tEr­kl, vul­go Ein­kom­men­steu­er­erklä­rung, für das Jahr 2008 fer­tig und durch zu sein! In fei­er­li­cher Pro­zes­si­on wird er in we­ni­gen Mi­nu­ten bar­fuß und für­baß die paar Dut­zend Me­ter zum Für­ther Fi­nanz­amt hin­über­pil­gern, um das dicke Bün­del aus Bö­gen und Be­le­gen in den zahn­be­wehr­ten Schlund des dor­ti­gen Brief­ka­stens zu ver­sen­ken. O wel­che Frei­heit, o wel­che Won­ne! Für die­ses be­glücken­de Ge­fühl ist es ein klei­ner Preis, den grö­ße­ren Teil ei­nes frei­ge­nom­me­nen Mon­tags dran­ge­ge­ben zu ha­ben. End­lich er­le­digt!

Nein, da will man nicht klein­lich sein und sich fra­gen, war­um man sich au­ßer durch Na­me, An­schrift und Ge­burts­da­tum un­be­dingt auch noch durch Steu­er­num­mer, Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer und über­dies noch ei­ne eTin gleich mehr­fach iden­ti­fi­zie­ren soll: Man freut sich ja schon, daß man dies­mal erst­mals nicht auf aus­nahms­los je­der Sei­te von Man­tel­bo­gen und An­la­gen oben aufs Neue sei­ne Steu­er­num­mer hin­pin­seln muß­te. [1] Auch das stets ner­ven­zeh­ren­de Aus­fül­len der ob­sku­ren An­la­ge AUS [2] konn­te nach lan­gem, zä­hen Rin­gen auch dies­mal wie­der er­folg­reich be­wäl­tigt wer­den, hip hip, hur­ra!

Die Be­leg­schub­la­de bleibt heu­te zu: Daß sich dort schon wie­der je­de Men­ge Pa­pie­re für das lau­fen­de Steu­er­jahr 2009 in lo­ser Schüt­tung sta­peln, kann und wird mir heu­te nicht die gu­te Lau­ne ver­der­ben. Doch da­mit will ich es ge­nug sein las­sen, sonst schneit mir am En­de noch ei­ne Ver­gnü­gungs­steu­er-Nach­for­de­rung ins Haus: Die Welt ist klein (Fürth erst recht) und wer weiß, wer hier so al­les mit­liest...

 
[1] Ja, der zone­batt­ler ist wohl com­pu­ter­af­fin, doch nein, er kal­li­gra­phiert so lan­ge es geht sei­ne Steu­er­ehr­lich­keit wei­ter­hin per Ku­gel­schrei­ber auf wohl­rie­chen­de grau-grü­ne Re­cy­cling­pa­pier-For­mu­la­re...

[2] Weil die ver­mö­gens­wirk­sa­men Lei­stun­gen des Ar­beit­ge­bers all­mo­nat­lich auf ein wei­land von der net­ten Bank­be­ra­te­rin emp­foh­le­nes Fonds-Dings­bums flie­ßen tröp­feln, darf un­ser­ei­ner all­jähr­lich ein­stel­li­ge Mi­ni-Be­trä­ge auf di­ver­se, sich schwer­lich selbst­er­läu­tern­de Fel­der ver­tei­len. Wer denkt sich so­was nur aus?

Sonntag, 26. Juli 2009

Sat­ter Sams­tag

Nun schon im drit­ten Jahr in Fol­ge be­such­ten wir ge­stern ein gro­ßes Or­che­ster-Kon­zert des Col­le­gi­um Mu­si­cum im Pom­mers­fel­de­ner Schloß Wei­ßen­stein, dies­mal in Be­glei­tung des Burg­blick­fräu­leins und von Herrn To­bi B.. Um für den zu er­war­ten­den Kul­tur­ge­nuß ei­ne so­li­de Grund­la­ge zu schaf­fen, schlich­te­ten wir uns zu­nächst auf der Ter­ras­se des nur ei­nen Kat­zen­wurf vom Schloß ent­fern­ten Al­lee-Ca­fés die Wän­ste mit Ku­chen, Tor­te und Kaf­fee­va­ria­tio­nen voll und lie­ßen uns den fau­len Pelz von der Son­ne be­schei­nen. Let­ze­res ist ja doch bei­lei­be kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit in die­sem recht wech­sel­war­men Som­mer.

An­schlie­ßend stimm­ten wir uns ver­mit­tels ei­nes Rund­gangs durch den gro­ßen eng­li­schen Land­schafts­gar­ten hin­ter dem Schloß auf das Le­ben in der wei­land Fürst­bi­schof­lich Schönborn’schen Som­mer­re­si­denz ein und run­de­ten die Lek­ti­on mit ei­ner Schloß­füh­rung ab. Dann aber war es end­lich so­weit, wir nah­men im gro­ßen Prunk­saal un­se­re Plät­ze ein und war­te­ten ge­spannt auf das, was uns die vie­len jun­gen Mu­si­ke­rin­nen und Mu­si­ker zu bie­ten hat­ten...

ein sättigender Samstag in Pommersfelden

Und das war ei­ne gan­ze Men­ge: Schon das er­ste Stück, das Kon­zert für Kon­tra­baß und Or­che­ster Nr. 2 E‑Dur von Carl Dit­ters von Dit­ters­dorf wuß­te in mehr­fa­cher Hin­sicht zu ge­fal­len. Der (den Da­men be­son­ders ge­fal­len­de) So­list ver­moch­te sei­nem wuch­ti­gen In­stru­ment schier un­glaub­li­che Tö­ne zu ent­locken, stel­len­wei­se schien in den fu­rio­sen So­lo­par­tien die Kom­po­si­ti­on ih­rer Zeit weit vor­aus zu sein. Ein fei­ner Auf­takt, vom Pu­bli­kum zu Recht ge­fei­ert!

ein sättigender Samstag in Pommersfelden

Nach kur­zer Um­bau­pau­se, in der die bis da­to kam­mer­kon­zert­li­che Strei­cher-In­stru­men­tie­rung mit Blä­ser-For­ma­tio­nen zu sym­pho­nie­ge­rech­ter Grö­ße auf­ge­stockt wur­de, ging es wei­ter mit Vor­spiel und Lie­bes­tod aus Ri­chard Wag­ners »Tri­stan und Isol­de«. Im di­rek­ten Ver­gleich zum vor­her ge­spiel­ten Werk wur­de of­fen­bar, was für ein Ma­gi­er der Or­che­strie­rung der ol­le Ri­chard doch war. Auch wenn un­ser­ei­ner mehr den ro­man­ti­schen Früh­wer­ken des Mei­sters zu­neigt, hier riß es mich schier vom Hocker: An­ge­sichts der wun­der­ba­ren In­ter­pre­ta­ti­on moch­te man kaum glau­ben, daß es sich hier um ein En­sem­ble aus jun­gen Mu­si­kern (über­wie­gend Mu­si­kerin­nen üb­ri­gens) am An­fang ih­rer Lauf­bahn han­del­te!

ein sättigender Samstag in Pommersfelden

Nach der Pau­se schließ­lich folg­te das vom Chro­ni­sten sehn­süch­tig er­war­te­te Haupt­werk des Nach­mit­tags, die Sym­pho­nie Nr. 4 Es-Dur sei­nes Leib- und Ma­gen-Kom­po­ni­sten An­ton Bruck­ner in der gern ge­spiel­ten Fas­sung von 1878/80. Und was wir da zu hö­ren be­ka­men, war ab­so­lut be­gei­sternd! Zwar hät­te ich mir den »er­lö­sen­den« Pau­ken­schlag ge­gen En­de des zwei­ten Sat­zes hör­bar lau­ter und die Ein­sät­ze man­cher Blech­blä­ser et­was prä­zi­ser ge­wünscht, aber wer woll­te dar­über rich­ten bei ei­ner ins­ge­samt her­vor­ra­gen­den In­ter­pre­ta­ti­on vom au­ßer­or­dent­lich trans­pa­ren­ter Durch­hör­bar­keit? Nein, das Pu­bli­kum war zu Recht be­gei­stert und der zone­batt­ler schier aus dem Häus­chen. Bra­vo!

Lei­der gab es kei­ne Zu­ga­ben, aber was hät­te nach die­ser Stei­ge­rung von Stück zu Stück ernst­haft noch kom­men kön­nen? Au­ßer­dem be­gan­nen un­se­re Mä­gen be­reits ih­re ei­ge­nen Me­lo­dien zu knur­ren, die mit­täg­li­che Tor­ten­schlacht lag ja nun schon et­li­che Stun­den zu­rück. Drum al­so flugs in die Renn­gur­ke ge­sprun­gen und ins na­he Höch­stadt ge­tuckert, um dort im nächst­mög­li­chen Re­stau­rant den Abend zu be­schlie­ßen. Wir lan­de­ten letzt­lich bei freund­li­chen Asia­ten. Und nach­dem sich auch dies als glück­li­che Wahl ent­pupp­te, wird uns die­ser Sams­tag als ein be­son­ders und rund­um ge­lun­ge­ner sol­cher in Er­in­ne­rung blei­ben...

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