Freitag, 11. September 2009
Die letzte Arbeitsstunde in der Woche ist doch regelmäßig die schönste: Kein Telefon bimmelt mehr, ich bin allein auf der Etage, schaffe multitaskenderweise tippend, druckend, heftend, mailend, speichernd noch ordentlich was weg, lasse nebenher den letzten Akt des Parsifal volle Kanne aus den PC-Lautsprechern wummern und singe dazu lauthals mit: »Enthüllet den Gral, öffnet den Schrein!«. Der Lohn: Gänsehaut pur und leidlich leere Schreibtische, materiell wie virtuell. Dann flugs den eigenen Schrein zugesperrt und ab durch die Mitte in ein pralles Wochenende!
Mittwoch, 9. September 2009
Montag, 7. September 2009
Eine Preziose, ja eine funkelnde Gemme aus der F.A.Z.: Obama sitzt !
Sonntag, 6. September 2009
Nachdem das weiland beste Nachrichtenmagazin im Staate auch nur noch ein diffuser Schatten seiner selbst ist und die überregionale Tageszeitung aus der bayerischen Landeshauptstadt gleichfalls zusehends verseichtet, kommt als morgendliche Zug-Lektüre für den bildungshungrigen zonebattler tatsächlich fast nur noch die F.A.Z. in Frage, deren famoses Feuilleton z.B. seinesgleichen sucht in der bundesdeutschen Presselandschaft. Seit Jahren präferiert der Berichtende das diskrete Studium der liebgewonnenen Tagespostille auf seinem stets griffbereiten kleinen Zauberkasten. Der ist zwar mittlerweile auch in die Jahre gekommen, aber warum sollte man einen bewährten und höchst zuverlässigen Taschenkumpel durch einen neumodischen Schnickschnack-Apparillo ersetzen, der sich letzten Endes doch als bunter Blender (mit erheblichen Folgekosten durch unentwegtes Onlinisieren) entpuppt? Eben.
Bis vor kurzem nutzte ich zum lässigen Lesen den Dienst »AvantGo«, welcher mir allmorgendlich eine Anzahl virtueller Zeitungen über den PC auf das dort angedockte kleine Kästchen spielte. Dummerweise hat der Betreiber den Service auf einmal ‑mir nix, dir nix- eingestellt, und ich stand für einige Tage ohne akzeptablen Ersatz da. Nun kann man ja ‑vor allem angesichts der aktuellen Umbauarbeiten entlang der Bahntrasse- zwischen Fürth und Nürnberg mit Gewinn aus dem Zugfenster gucken, retour womöglich auch, aber auf Dauer ist die dadurch erlangte (und erlangbare) Horizonterweiterung eher einseitiger Natur. Ich sann also notgedrungen auf Abhilfe.
Immerhin war es mir schon früher geglückt, unsere hiesigen Regionalblätter ins Westentaschenformat zu konvertieren. Und siehe, auch bei der großen F.A.Z. habe ich es letztlich hinbekommen, sie auf meinen kleinen, grünen Schirm zu kriegen:
Für den vermutlich mittlerweile einigermaßen überschaubaren Kreis der treuen Palm-Anwender sei das (unter Windows XP getestete) Rezept hier im Detail beschrieben: Man installiere sich zunächst den Sitescooper, ein Programm, welches beliebige Websites abgrast, sich dabei die eigentlich interessierenden redaktionellen Inhalte aus dem umgebenden Wust von Reklame, Bla und Blubber herausschnippelt und daraus schließlich eine sauber formatierte Artikel-Sammlung im passenden Format für das Lese-Progamm der eigenen Wahl erzeugt.
Mit den passenden Skript-Dateien lassen sich letztlich alle Arten von Online-Seiten durch den Sitescooper wunschgemäß aufbereiten. Im Falle der F.A.Z. ist das sogar ausgesprochen einfach, weil der Verlag als sehr entgegenkommenden Service selbst eine unbebilderte Kompakt-Version für Organizer anbietet. Die kann man ohne weiteres Gebastele sozusagen 1:1 heruntersaugen. Mein Sitescooper-Skript [1] muß einzig noch ein paar merkwürdig kodierte Interpunktions- und Sonderzeichen umwandeln, damit die Artikel hernach auf dem Palm-Display ordentlich lesbar dargestellt werden. Als passenden Reader für seinen Plastik-PDA bevorzugt unsereins den »Plucker«. Um die erforderliche Kompatibilität zum seit längerer Zeit nicht mehr weiterentwickelten Sitescooper sicherzustellen, lade man sich von der Download-Seite als Konverter für den PC den Plucker v1.1.13 und für den PDA den Plucker-Viewer v1.2 herunter, mit dem Formatierung, Zeilenabstände etc. am besten zu gefallen wissen.
Wenn’s denn mal so läuft, wie es laufen soll, dann geht die tägliche Aktualisierung des Lesestoffs [2] mit einem Mausklick von der Hand: Sitescooper am PC starten, durchlaufen lassen, Organizer synchronisieren und ab durch die Mitte! Der einzig nennenswerte Nachteil der Methode: Ich komme in den werktäglich 2x7 Minuten Fahrzeit nicht annähernd durch mit meiner individuell aufbereiteten Presseschau...
[1] Das verlinkte ZIP-Archiv enthält neben der deutschsprachigen Fassung des empfohlenen Plucker-Viewers noch weitere Sitescooper-Skripte für Telepolis und den beliebten Heise Newsticker. Solche für die Fürther Nachrichten und deren zahllosen Schwesterblätter aus gleichem Hause kann ich Interessenten auf Anfrage gerne zur Verfügung stellen.
[2] Qualitativ passabler Nachschub kann auf Dauer natürlich nur gewährleistet bleiben, wenn sich die Geschäftsmodelle der Verlagshäuser langfristig für diese bezahlt machen. Der zonebattler empfiehlt daher, weiterhin Printerzeugnisse zu kaufen und sich nur das für lau zu nehmen, was die Inhalte-Anbieter von sich aus kostenlos unters Volk streuen...
Donnerstag, 3. September 2009
Die meines Erachtens »schönste« Installation aus der aktuellen Ausstellung »Wiebke Siem: Die Fälscherin« im Neuen Museum Nürnberg ist geradezu eine Erleuchtung:
Die wundersamen und subversiv humorvollen Arbeiten der in Hamburg und Berlin lebenden Professorin sind dort noch bis zum 13. Sep. 2009 zu sehen. Der darob in höchstem Maße verzückte zonebattler zeigt in einem Kommentar noch weitere mittagspäusliche Schnappschüsse aus dieser spektakulären Sonderschau, um seinen LeserInnen den persönlichen Besuch schmackhaft zu machen: Es lohnt sich!
Mittwoch, 2. September 2009
Beim Lexikaliker gibt es einen schicken Strukturwandel zu bestaunen: Chapeau!
Dienstag, 1. September 2009
Heute feiern wir ein kleines Jubiläum: Wie sich an der laufenden Nummer im Titel dieses Beitrages ablesen läßt, gibt es das original zonebattler’sche Monatsrätsel seit nunmehr genau vier Jahren! Aber wir machen da jetzt kein großes Gewese drum, wir schauen uns vielmehr gleich die aktuelle Rateaufgabe an:
Hm, was soll man groß dazu sagen? Gestrenge Fotofreaks mögen dem Schnappschuß vielleicht zwar gewisse graphische Qualitäten, aber eben auch einen für hiesige Verhältnisse überdurchschnittlichen Rauschpegel attestieren. Na ja nun, sagt da der Knipser, es war halt Abend, die Sonne schon verschwunden, die automatisch gewählte ISO-Empfindlichkeit mithin zu hoch und die eigene innere Trägheit letztlich zu groß, um sich da nochmals zur hellen Mittagssstunde hinzuschleppen...
Tja, so ist halt, der zonebattler: faul und gefräßig und überdies schnippisch. Zum Ausgleich für die Frechheit und den Mangel an lichtbildnerischer Mühewaltung gibt es aber einen feinen multimedialen Preis, an dem definitiv nix rauscht, weder im Bild noch in den diversen Tonspuren:
Den mit drei Oscars ausgezeichneten Film »Der seltsame Fall des Benjamin Button« auf preßfrischer Original-DVD. Zwei Stunden und vierzig Minuten großes Kino mit dem coolen Pittens Brad und der schönen Blanchetts Cate! |
Wie immer gewinnt der oder die Erste, der/die unter richtigem Namen und mit funktionierender eMail-Adresse (oder unter bereits amtsbekanntem Pseudonym) die korrekte Antwort in einen Kommentar zu diesem Beitrag schreibt!
Bis zum Erscheinen des nächsten Rätsels (also genau einen Monat lang) können Lösungen eingereicht werden. Die Laufzeit endet mit dem Erscheinen eines weiteren Rätsel-Bildes am jeweils nächsten Monatsanfang. Mit der Vorstellung eines neuen Preisrätsels wird die zutreffende Antwort zur Vorgängerfrage (in einem Kommentar zu dieser) bekanntgegeben, sofern sie bis dahin nicht richtig beantwortet wurde.
Sonntag, 30. August 2009
Nach zwei am Bad Reichenhaller Friedhofs-Parkplatz ‑mithin in ruhiger Gesellschaft- verbrachten Nächten ging die Reise jetzt zügig weiter in Richtung Westen. Nur von einem kurzen Abstecher nach Inzell unterbrochen, fuhren wir durch bis Reit im Winkl und von dort aus hoch bis an den Chiemsee. Bald nach dem Aufbrechen hielt ich irgendwo unterwegs [1] kurz an, um die wundersam-nebelfeuchte Morgenstimmung in den dichtbewaldeten Gebirgsausläufern in einer HDR-Aufnahme festzuhalten:
Nach einer beschaulichen Pause am See ging es zügig wieder nach Süden, wobei wir einzig in Aschau im Chiemgau kurz verweilten. Ansonsten durchschnitten wir noch einen letzten Zipfel Österreichs, bevor das Auto dann endgültig von den großen Bergen weg in Richtung Tegernsee rollte. En passant nutzte ich eine der letzten Möglichkeiten, eine selbstzufriedene Bergwiesenbewohnerin abzulichten...
Am späten Nachmittag erreichten wir den Tegernsee bei Gmund und unternahmen dort sogleich eine ausgedehnte Wanderung an dessen beschaulichen Gestaden. Am Anblick des flirrenden Abendlichtes auf den sanft sich kräuselnden Wassern erfreuten sich Jung und Alt sowie natürlich der Autor und seine stets gezückte Kamera:
Es war Mittwoch und der Andrang gering, ja nachgerade nicht existent. Hin und wieder konnte man freilich erahnen, daß am Wochenende erheblich mehr los ist, wenn die Münchner nämlich meinen, sich hier naherholen zu müssen statt daheim in ihrer Stadt zu bleiben und Ruhe zu geben...
Mitten in der Woche freilich war von Streß und Stau und Gezerre und Geplärre nichts zu sehen und nichts zu hören, und so konnte ich abends um sechs einen absolut friedlichen Tegernsee auf den Film Chip bannen [2]:
Die Nacht verschliefen wir höchst kommod auf einem öffentlichen Parkplatz Gmunds, der sogar über ein Toilettenhäuschen mit Steckdosen und fließend warmem Wasser verfügte, ein eindeutiges Indiz für überbordenden kommunalen Reichtum.
Anderntags brachen wir früh am Morgen auf, faßten frische Milch für das Frühstück in der Stadt Tegernsee, verzehrten dasselbe genüßlich am Ufer von Rottach-Egern und vollendeten im Uhrzeigersinn über Bad Wiessee die Tour um den Teich. Die nächste Station war dann erst wieder Bad Tölz, welches wir ausgiebig zu Fuß erkundeten und erforschten. Über Benediktbeuern tuckerten wir dann schließlich bis an den Kochelsee, wo wir am Maschinenhaus des Walchensee-Kraftwerkes Posto bezogen, um nämliches am folgenden Morgen zu besichtigen... [3]
Mit dem Freitag brach der letzte Tag der Reise an. Nach ausgiebiger Inspektion des recht informativen Besucherzentrums [4] und anschließendem Besuch des Franz Marc Museums im nahen Kochel sausten wir über Penzberg [5] schnurstracks hoch bis an den Starnberger See, wohin es den zonebattler geradezu magnetisch zog: In Bernried wollte er unbedingt das »Museum der Phantasie« mit den Sammlungen von Lothar-Günther Buchheim besuchen, und dafür drohte die Zeit langsam knapp zu werden. Es reichte aber noch für ein mehrstündiges Eintauchen in das Reich des 2007 verstorbenen, streitbaren Multi-Talents; der geneigten Leserschaft sei ein Besuch im auch architektonisch faszinierenden Museum wärmstens anempfohlen...
Erschöpft und mit Eindrücken voll töffelten wir nach freundlicher Starthilfe durch andere Buchheim-Jünger [6] weiter bis nach Andechs, um mit einer zünftigen Brotzeit im dortigen Kloster-Biergarten die Reise gemütlich ausklingen zu lassen. Der Andrang hielt sich auch dort in überschaubaren Grenzen, das Essen schmeckte gut, die dunkle Radlerhalbe ausgesprochen lecker. Seine Wirkung auf die Sinne war indes zu spüren, und der zonebattler war froh, sich nur einen halben und keinen ganzen Liter des süffigen Trunkes hinter die nicht vorhandene Binde gekippt zu haben. Gleichwohl sah er unten am Parkplatz manches nicht doppelt oder dreifach, sondern gleich im Dutzend:
Ein Auto dieses Typs war ihm zeitlebens nicht untergekommen, geschweige denn deren zwölf nebeneinander! Wie wir später daheim ergoogelten, waren wir Zeuge eines höchst außergewöhnlichen »Cosmonauten-Treffens« geworden, über das sowohl der SPIEGEL als auch die Süddeutsche Zeitung ausführlich berichteten. Die mit Kurzzeit-Kennzeichen zugelassenen, markant-schnittigen Sportwagen jenes nie in Deutschland angebotenen Mazda-Modells waren für dieses exklusive Event doch tatsächlich per Schiff aus Japan herbeigeschafft worden!
Mit diesem Schmankerl zum Schluß soll es genug sein. Ein letzter Schnappschuß vom Andechser Maibaum und dem sich darüber ausbreitenden Abendhimmel ‑beides in den leuchtenden Landesfarben Bayerns gehalten- möge diese lange Reise-Reportage nunmehr beschließen. Zu sehen gab es danach auch nichts Nennenswertes mehr, und eine Schilderung der spätabendlichen Marschfahrt nach München und weiter über die Autobahn nach Fürth wäre so einschläfernd wie diese selbst.
Für die knapp zwei Wochen Rundreise hat der Herr des virtuellen Hauses hier glatt nochmal soviel gebraucht, um sie zur eigenen Erinnerung und zur Gemütsergötzung seines Publikums medial aufzubereiten. Ob er sich das beim nächsten Mal wieder antun mag, dessen ist er sich im Moment noch keineswegs sicher.
Gut. Nach einer kleinen Sendepause dreht es sich hier in diesem virtuellen Theater demnächst wieder um Fürth und seine nähere Umgebung!
[1] Ich könnte den Aufnahmeort ja jederzeit genau lokalisieren, aber jetzt gegen Ende der Expedition schenke ich mir derlei enervierende Extravaganzen...
[2] Jawohl, mein lieber Wiisen, auch das ist natürlich wieder ein aus fünf Einzelfotos zusammengemixtes HDR-Bild ! ;-)
[3] Seine bessere Hälfte wollte unbedingt noch das obere Ende der gigantischen Röhren inspizieren und trieb den zonebattler (und dieser seine Renngurke) die Serpentinen hoch bis fast nach Urfeld. Bei einer kurzen Pause oben ‑bei der der Berichtende noch auf ein Paar offenbar vergessener Wanderstiefel deutete und anschließend erhobenen Zeigefingers auf den guten Brauch des doppelten Blicks zurück verwies- vergaß die Beifahrerin ihren erleichterungshalber kurz abgeschnallten Bauchgurt, der ‑als Vorsichtsmaßnahme gegen Schurken und Lumpenpack- vom Bar- über Kartengeld bis hin zu Schlüsseln und Ausweisen alles enthielt, was wichtig ist und schwer wiederzubeschaffen wäre. Erst Stunden später (nach dem Abendessen und dem Umbau des Einsatzwagens zum Nachtlager) fiel ihr das Fehlen des Handys auf: In rekordverdächtiger Zeit ward der grüne Blechkamerad wieder in fahrfähigen Zustand versetzt und durch stockdunkle Nacht erneut die Serpentinen hochgeprügelt. Der Lohn des bangen Wartens: Das wertsachenbeladene Wimmerl fand sich an gemutmaßter Stelle glücklich wieder, prall gefüllt mit allen erwarteten Ingredienzien. Ein viertes Mal und letztes Mal ging es nun auf die zickezacke Bergstraße. Fazit: 4 x 30 min Fahrertraining plus diverse Adrenalinschübe, ohne oben irgendwas von den Kraftwerksanlagen gesehen zu haben...
[4] welches übrigens ein recht repräsentatives Exempel dafür abgibt, daß für die Errichtung spektakulärer Bauten und mondäner Präsentationen oft aberwitzige Geldbeträge flüssig gemacht werden können, es aber hinterher an allen Ecken und Enden fehlt, um selbst banalste Instandhaltungsarbeiten zeitnah durchzuführen (durchgebrannte Lampen, Computerhänger, verschlissene Kleinteile etc.).
[5] woselbst wir ‑zur eigenen Verblüffung- an einer außerordentlich ästhetischen Moschee vorbeibrummelten!
[6] Das nach längerer Fahrt durch Waldschneisen versehentlich nicht ausgeschaltete Fahrlicht hatte unterdessen die eher klein dimensionierte, unter dem Fahrersitz eingebaute Batterie leergelutscht, aber ein Satz dicker Überbrückungskabel gehört glücklicherweise zur Standardbestückung des Expeditionsmobils.
Samstag, 29. August 2009
Die Alpen! Als dramatisch veranlagter Mensch mit Hang zum Bombastischen und Pompösen unterlegt der zonebattler überwältigende Anblicke gern mit der passenden Musik. Zwar ist er Besitzer keines Autoradios, aber er hat die praktische Fähigkeit, einmal gehörte Melodien und Rhythmen umstands- und apparatelos aus den Tiefen seines Gedächtnisses abzurufen und sich direkt ins Hirn einzuspielen, in highfidelem Stereo, ohne jedes Rauschen und mit nicht nachweisbarem Klirrfaktor. Und das, obwohl er noch nicht einmal richtig Noten lesen kann! Angesichts der grandiosen Kulisse von stolzen Steinzacken ertönte die Alpensymphonie von Richard Strauss [1] aber ganz von selbst in des Berichterstatters Birne, und er konnte beliebig laut aufdrehen, ohne die Beifahrerin zu nerven...
Mit klingendem Spiel im Schädel und Blick in Richtung Watzmannmassiv brummte der Chronist also frohgemut nach Bad Reichenhall. Der hurtig fortschreitende Klimawandel ist wohl die Ursache dafür, daß der allseits beliebte Ferienort inzwischen schon weitgehend unter den grünen Blättern exotischer Pflanzen verborgen liegt:
Verborgen sind dort am Morgen auch die Kurgäste, die offenbar erst einmal alle ihre kauf- und saufrausch-induzierten Brummschädel vom Vorabend schlafend auskurieren müssen: Die ganzen salzsoleverspritzenden Kuranlagen rund um das Gradierwerk waren jedenfalls weitgehend verwaist. Außer uns war um halb neun (!) einzig ein amtlich bestallter Liegestuhlabwischer und ‑zurechtrücker schon auf den Beinen...
Nach diesen letztlich müßigen Betrachtungen wollte der wehmütige und zuweilen zur Melancholie neigende Verfasser dann aber endlich weiter via Berchtesgaden an den Königssee, den er vor schier unendlich langer Zeit als kleiner Bub samt Mutter und Großmutter schon einmal staunend befahren hatte. Staunen konnte der unterdessen ergraute erkahlende zonebattler auch bei seiner beherzt angetretenen Schiffsreise in die Vergangenheit, diesmal über die nach 30 Jahren just diesen Sommer fällige Erneuerung des Schindeldaches [2] der Wallfahrtskapelle von St. Bartholomä:
Indes wechselten wir dort zunächst nur das Boot, um schnurstracks durchzusummen [3] bis ans hintere Ufer des fjordartigen Alpensees. Von dort aus ging es in eineinhalbstündiger Wanderung weiter bis an den idyllisch gelegenen Obersee. Während der zonebattler und seine bessere Hälfte den nicht ganz einfachen Hindernislauf über Stock und Stein mit soliden Wanderstiefeln absolvierten, gingen zierliche Japanerinnen mit Badeschläppchen und die eine oder andere germanische Maid mit Stöckelpumps an den Start. Zu unserer Verblüffung schlugen sie sich damit gar nicht schlecht und kamen ziemlich zeitgleich mit uns bei der Fischunkelalm an...
In der den Sommer über bewirtschafteten Almhütte werden allerlei ortsübliche Brotzeiten verkauft, und als die Reisebegleiterin nach dem Verzehr einer solchen noch weiter in Richtung Röthbachfall am hinteren Ende des Talkessels gazellierte, zog es unsereiner vor, sich seitlich an der Hütte auf einer grob behauenen Bank niederzulassen und den zu staatsbürgerlichen Bildungszwecken mitgeführten Spiegel ausgiebig zu studieren. [4]
Der Rückmarsch gestaltete sich dann als einigermaßen unspektakulär, und so waren wir weitere eineinhalb Stunden später wieder am Bootsanleger, um der Rückfahrt in Richtung St. Bartholomä zu harren...
Das Wasser beider Seen ist von kristallklarer Transparenz und Trinkwasserqualität. Sein naturgemäß hoher Kalkanteil führt zu der durch Lichtbrechung entstehenden, smaragdgrünen Anmutung. Besonders interessant ist es, die dort dümpelnden und gründelnden Enten bei der Abwicklung ihres Tagesgeschäftes zu beobachten: Während das Federvieh anderswo ja meist im Wortsinne im Trüben fischt, scheinen sie im Königsee schier in der Luft zu schweben, weshalb man kann ihre Paddel- und Tauchmanöver in allen Einzelheiten beobachten kann:
In St. Bartholomä angelandet, inspizierten wir die Verköstigungsmöglichkeiten (anständig) und die Pilgerkapelle (feucht muffelig). Im einsetzenden Nieselregen das Seeufer und den durch länger zurückliegende Lawinen-Druckwellen teils flachgelegten Urwald erforscht. Die bessere Hälfte wollte anschließend unbedingt noch bis zur »Eiskapelle« an der Watzmannflanke flitzen [5]; der unter der Last seiner Jahre Ausrüstungsgegenstände schon etwas ermattete zonebattler blieb einmal mehr zurück, döste ein bißchen auf einer Bank nach Art der Leguane, schnürte anschließend ein wenig um die Buden mit Touristen-Zubehör herum und wurde schlagartig in seine Kindheit zurückgeworfen, als er dort eines Mustersortimentes ausgeblichener (ausgebleichter?) Stocknägel ansichtig wurde:
Jene Wanderandenken aus buntem Blech hatte er sich als kecker Knabe stets gerne an sein Stöckchen genagelt, wobei es ihm ehedem wohl einigermaßen egal war, ob die wohlfeilen Trophäen rechtschaffen erlaufen oder einfach nur erkauft worden waren. Wo mag der weiland plakettenübersäte Stock wohl abgeblieben sein? Kitsch hin, Sentimentalität her: Es hat etwas Anrührendes, wen derlei Tand nach vier Dezennien noch unverändert zu haben ist...
Während der um seine Fassung bemühte Berichterstatter also in seine unschuldige Kindheit zurückblickte, schaute so mancher Mitpassagier munter durch die Röhre: Man fragt sich unwillkürlich, ob es wirklich ein Fortschritt ist, heutzutage für wenig Geld Videos in Sendequalität aufnehmen zu können: Kaum einer macht sich doch schon bei Fotos die Mühe der Auswahl und zielgruppengerechten Aufbereitung, noch viel geringer dürfte der Anteil jener sein, die aus ihren alle zehn Meter gefilmten Panoramaschwenks verdaubare Zusammenfassungen für die Daheimgebliebenen schneiden. Wer aber soll das meist lieblose Draufgehalte jemals anschauen? Als die Welt noch schwarzweiß war und die Kleinbildfilme teuer, da sorgten schon Aufwand und Materialpreis dafür, daß Halter(innen) eines ordentlichen Knips-Apparates diesen halbwegs selektiv einsetzten. Aber diese Zeiten sind auf immer vorbei...
Vorbei ist nunmehr auch die siebte und vorletzte Episode meines mittlerweile arg ausufernden Reise-Rapports. Morgen folgt der definitiv letzte Teil, der manche Überraschung birgt und uns abschließend wieder heim ins schöne Fürth bringt.
[1] Erinnert und in Auszügen nachvollzogen wurde die wunderbare Einspielung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Georg Solti aus dem Jahre 1979. Diese habe ich als LP schon seit Jahrzehnten im Plattenschrank stehen. Als ich später anno 1983 als early adopter einen der ersten CD-Spieler erwarb, gab es unter den gerade mal zwei Handvoll zum Systemstart erhältlichen Silberscheiben tatsächlich auch eine Aufnahme der »Alpensymphonie« unter Herbert von Karajan. Die stellte zwar rein technisch alle bisherigen Tonträger in den Schatten und verfügte zudem über ein schönes Cover-Foto mit dem Matterhorn drauf, war aber ansonsten in meinen Ohren wegen der zäh gedehnten Tempi eine eher fade Enttäuschung. Groß war daher die Freude, als ich in 1986 meine geliebte Solti-Interpretation auch als CD erwerben und damit ordentlich Rabatz machen konnte!
[2] Wir hatten Stunden später noch Gelegenheit, uns die Arbeiten aus der Nähe anzuschauen: Mit gasbrennerbeheizten Biegeformen werden die vorher befeuchteten Schindeln in die gewünschte Krümmung gebracht, ein schweißtreibender Job für den jungen Mann, der die ganzen Vorrichtungen im gleichbleibendem Takt manuell und mit einiger Kraftanstrengung zu bedienen hatte.
[3] In diesem Jahr gibt es ein bemerkensweres Jubiläum zu feiern: Seit exakt 100 Jahren fährt die Königssee-Flotte mit akkubetriebenen Elektroschiffen und damit äußerst umweltfreundlich! Mit Verbrennungsmotoren (Außenbordern) sind nur einige wenige Schiffe von Förstern und Fischern ausgerüstet.
[4] Das reicht mir aber auch wieder für ein paar Jahre: Was einstmal eine Instanz als das deutsche Nachrichtenmagazin war, ist heute über weite Strecken nur noch buntes Trallala. Immerhin kann man das Hefterl im Gegensatz zur F.A.Z. auch in eng bestuhlten Verkehrsmitteln lesen, ohne die Gesichter der Sitznachbarn zu beschatten (und damit deren Gemüt zu verdunkeln)...
[5] eine im gegebenen Zeitrahmen (bis zur Abfahrt des letzten Bootes) beachtliche Tour-de-force, eindrucksvoll dokumentiert durch den mitgeführten Tracker.
Donnerstag, 27. August 2009
Österreich ist ein sehr beschauliches, ja nachgerade idyllisches Land von großer landschaftlicher Schönheit: Vielerorts dominiert der stille Zauber der Natur über die Begleiterscheinungen der Besiedelung (resp. Besudelung) durch den Menschen. Damit das auch weiterhin so bleibt, werden die in großer Zahl einströmenden Besucher aus aller Herren Länder in speziellen Touristengehegen konzentriert gesammelt und sicher aufbewahrt. Wenn man den Fremden ‑so die dahinterstehende Überlegung- auf kompaktem Raume alles bietet, was sie suchen und zu finden hoffen, dann verschonen sie das übrige Land mit ihren dicken, stinkenden Autos und ihren zuweilen auch recht fragwürdigen Umgangsformen...
Ein solches grenznahes Auffanglager ist Salzburg, in welches wir ‑von Norden her über Freilassing kommend- am frühen Morgen einfielen. Wie stets in solchen Fällen ließen wir den Einsatzwagen in einiger Entfernung vom Zentrum in einer Wohnstraße stehen, um uns per pedes die Stadt zu erwandern. Dies erwies sich bald als kluger Schachzug, denn die Innenstadt entpuppte sich als rappelvoller Schmelztiegel der Nationen, in dem das Finden eines Parkplatzes (eines kostenlosen zumal) ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre!
Anhand zahlloser Schlösser, Paläste und Stadtvillen wird dem staunenden Gast aus der Fremde exemplarisch vorgeführt, was man hier schon zu k.u.k.-Zeiten an architektonischen Glanzleistungen mit spielerischer Leichtigkeit hervorzubringen vermochte. Rund um die pompösen Bauten liegen oft bemerkenswert gepflegte Parkanlagen und Gärten: In hoher Blüte (!) steht bis heute die hehre Gartenbaukunst, und allerorten hat bestens geschultes Fachpersonal ein Auge darauf, daß die floralen Arrangements unter dem Besucheranstrom keinen bleibenden Schaden nehmen:
Ja, ihren gigantischen Theme Park haben die Salzburger im Griff! Wunderlicherweise läuft der Betrieb trotz all’ der Leute reibungslos und effizient, und Auswüchse von Agression findet man allenfalls bei in Stein gehauenen Gestalten aus vorgeschichtlich mythologischen Zeiten:
Für Besucher aus außereuropäischen Gefilden muß das alles von unerhörter Exotik sein. Was Wunder also, wenn freundliche Asiaten aller Altersklassen ihre Kameras gar nicht mehr aus der Hand legen: Ohne unwiderlegbare Bildbeweise würde man ihnen daheim die Schilderungen aus felix Austria vermutlich gar nicht glauben und als heillos übertrieben abtun!
Indes, die Wunder Salzburgs sämtlich abzulichten würde auch den ausdauerndsten Fotografen überfordern: Nicht umsonst steht die Altstadt auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO! Der Chronist gesteht freilich ein, nach kurzem, ziellosen Treiben durch die bunten Ladengassen erst den Dom und dann diverse Kunstausstellungen in quasiöffentlichen Gebäuden besichtigt zu haben, um erstens den Menschenmassen und später dann auch dem einsetzenden Regen zu entfliehen. Wo Kunst dargeboten wird ‑moderne zumal- da lichten sich die Reihen schnell, und es wird einem manche Überraschung zuteil. Besonders reizvoll fällt der Kontrast aus, wenn zeitgenössische Werke der Bildenden Kunst im Kontext historischer Prunkräume zu sehen sind:
Doch irgendwann hat man genug gesehen und will wieder nach draußen. Dort freilich regnete es noch immer. Das erwies sich aber unverhofft als glückliche Fügung, denn beim unbeschirmten Spurt durch die schmalen Gassen sahen wir plötzlich, wie unter schützenden Markisen die vielbesungene Spezialität der Stadt serviert wurde: Salzburger Nockerl ! Also nichts wie hinein in die gastliche Stätte und eine Portion für zwei in Auftrag gegeben. Die leckere Süßspeise wird stets frisch zubereitet und kam gerade zur rechten Zeit, bevor die Vorfreude in Wartefrust umschlug...
Wie man sieht, war des zonebattler’s Hunger größer als sein Drang zur bildlichen Dokumentation. Immerhin ist erkennbar, daß es vortrefflich gemundet hatte! [1]
Nach dem Essen war der Dauerregen noch nicht ganz vorbei, aber doch auf ein einigermaßen erträgliches Maß zurückgegangen. Leider fand ich rund um die Goldgasse das mir aus fernen Kindheitstagen erinnerliche »Goldene Dachl« nicht wieder, aber das war vor allem dem später nachrecherchierten Umstand geschuldet, daß dieses seit jeher in Innsbruck bereitgehalten wird. Tja.
Ein städtischer Bus brachte uns schließlich wieder hinauf nach Liefering, wo unser braves Vehikel geduldig auf uns gewartet hatte. Nach einem kurzen Tankstopp ging es dann wieder zurück nach Bayern mit Kurs Bad Reichenhall, wovon in der nächsten Folge zu berichten sein wird...
[1] Die riesig erscheinenden Nockerl sind zwar letztlich sättigend, aber doch im Wesentlichen aus heißer Luft bestehend. Das macht die gezuckerten Berge aus Eischaum bezwingbar...
Dienstag, 25. August 2009
Vor ein paar Jahren hatte ich das berufliche Glück (und persönliche Vergnügen), im Werk des größten Arbeitgebers von Burghausen ein Wochenseminar durchführen zu dürfen. Feierabends strolchte ich dann durch die Straßen und kam aus dem Staunen über den offensichtlichen Reichtum der Kommune gar nicht mehr hinaus: Während es in der hochgelegenen Neustadt noch Unmengen inhabergeführter Fachgeschäfte (und kaum Handy-Läden und Ein-Euro-Shops) zu geben schien, war die tiefer am Fluß gelegene Altstadt nicht nur bunt und prächtig herausgeputzt, sondern sogar mit einer zur kostenfreien Benutzung offenstehenden Tiefgarage großflächig unterkellert. Aber hallo! Früher das Salz, heute die Chemie, damit ließ und läßt sich wohl gutes Geld verdienen...
Burghausen verfügt ‑nomen est omen- über die längste Burganlage Europas, die zu bestreifen man sich unbedingt ausreichend Zeit nehmen sollte. [1] Auch die Aussicht vom Burgberg ins Umland ist spektakulär; in Richtung Altstadt schafft es nur der Kirchturm, die Randmauer der Festung zu überragen:
Guckt man auf der gegenüberliegenden Seite nicht nur in die Ferne, sondern auch hinunter, so verschlägt es einem schier die Sprache: Da unten liegt das schönste Freibad, welches dem Berichterstatter in den knapp fünf Dekaden Anwesenheit auf diesem Planeten jemals unter die Augen gekommen ist! Eine ehemals mäandrierende Schleife der Salzach ist es, die ‑längst durch begradigenden Durchstich des Flußes vom diesem abgezwickt und seither zum stillen Altwasser mutiert- dort drunten zum erquickenden Bade einlädt, von frischen Quellen gespeist, in herrlichem Smaragdgrün funkelnd...
Freilich war es jetzt schon später Nachmittag, und es wollten noch Burg und Stadt ausgiebig inspiziert sowie anschließend ein Standplatz für die bald hereinbrechende Nacht [2] gefunden werden, darum mußten wir das verlockende Badevergnügen auf den folgenden Sonntag-Morgen verschieben.
Der Eingang zum Wöhrsee-Bad befindet sich unweit der Altstadt in der Nähe des ehemaligen Pulverturmes der Burg, woselbst Seniorenheime in bester (=ruhiger) Lage einen beschaulichen Lebensabend versprechen. Um Interessenten und spätere Kunden für die mutmaßlich nicht ganz billigen Alten-Anstalten anzulocken, sind lebensechte Lockvögel aus bunt bemaltem Kunststoff aufgestellt (bzw. hingesetzt):
Die künstliche Oma lächelt zufrieden aus der redundant beschürzten Kittelschürze, der alte Herr daneben schaut indessen versonnen in die Ferne und spielt dabei offenbar eine Runde Taschen-Billard. Kunststück oder Narretei? Egal, wir wollten ja ins Wasser, schon weil eine Woche des Herumzigeunerns abseits aller Mischbatterien den Wunsch nach einer ordentlichen Dusche immer drängender werden ließ...
Als lokalpatriotische Fürther erinnerte uns jenes Burghausener Naturbad ganz außerordentlich an die Fotos von den alten Fürther Flußbädern. Der Vergleich hinkt natürlich, der zum See gewordene Ex-Flußarm in Burghausen ist ja mit der weiterhin fließenden heimischen Rednitz nicht vergleichbar, aber das Ensemble aus hölzernen Umkleidekabinen wirkt schon wie aus der Zeit gefallen und überaus nostalgisch:
Mehr als einen Kilometer kann man unterhalb der Burganlage geradeaus schwimmen, bevor man das andere Ufer erreicht und notgedrungen wenden muß. Wem unterwegs Elan und Energie auszugehen drohen, kann sich auf eine der mittendrin verankerten Sonneninseln aus Holz wuchten und eine Runde (oder auch zwei) dösen. Was für eine elementare Freude!
Wie neugeboren machten wir uns nach dem Badevergnügen wieder auf den Weg und die Piste. Immer an der Salzach entlang hangelten wir uns auf der österreichischen Seite nach Süden, bis wir bei Tittmoning wieder die Seite und das Land wechselten. Der kleine Ort und die ihn beherschende Burg sind eine Besichtigung allemal wert. Seine Einwohner scheinen fröhliche Freunde des Rebensaftes zu sein und überdies kreative Resteverwerter:
So weit, so schön. Eigentlich wollte ich ja (wie voreiligerweise angekündigt) in dieser Folge noch bis Salzburg kommen, aber es zeichnet sich ab, daß ich die verehrten LeserInnen etwas vertrösten muß: In der heute aufgeschriebenen Episode langt es nämlich nur noch bis nach Laufen und das gegenüberliegende Oberndorf bei Salzburg. Eine prächtige Jugendstil-Brücke mit allerlei staatstragender Ornamentik verbindet dort die in einer Salzach-Schleife gelegene bayerische Gemeinde mit dem österreichischen Ort jenseits des Stromes.
Unsereins verlor übrigens bei den häufigen Grenzübertritten auf der Fahrt mitunter die Orientierung, in welchem Land er denn nun gerade war... [3]
Des zonebattler’s bessere Hälfte frönte auch im Städtchen Laufen wieder ihrer Leidenschaft, dem ausgiebigen Inspizieren von Kirchen aller Konfessionen. Davon kann sie eigenartigerweise gar nicht genug kriegen, wovon der Chronist ein Lied zu singen weiß...
Eine Begegnung der besonderen Art gab es dann noch in einer der verwinkelten Altstadtgassen, wo wir mit zwei älteren Damen ins Gespräch kamen und später noch von einer ihr uraltes Haus (samt Inventar) vom ebenberdigen Gewölbe bis zum Dachboden ausgiebig gezeigt und vorgeführt bekamen. Überhaupt gibt es in der Laufener Altstadt (die wie soviele Kleinstädte heutzutage überwiegend von Alten bevölkert ist, denn die jungen Leute finden Arbeit eher in den entfernten Städten) viele malerische Winkel zu erspechten, und wer derlei semispitzwegeske Motive mag, könnte knallfarbene Postkartenbilder am laufenden Band produzieren:
Na ja, genug davon. Nur wenige Kilometer weiter legten wir uns zur Ruhe und ich mich jetzt hier und heute auch. In der demnächst folgenden sechsten Episode meiner ausufernden Reisereportage landen wir dann aber wirklich in Salzburg!
[1] Der knipsfreudige zonebattler empfiehlt ferner wärmstens den Besuch im »Haus der Fotografie« (alias Dr.-Robert-Gerlich-Museum): Nicht nur Apparate-Freaks und lokalhistorisch interessierte Besucher kommen da auf ihre (ohnehin geringen) Kosten, auch die künstlerisch angehauchten Sonderausstellungen sind von Rang und hohem Niveau!
[2] Ein solcher war nach einigem Hin und Her in einem Gewerbegebiet hinter einer verlassenen Fertigungshalle gefunden, umgeben von Discount-Märkten, Tankstellen und Industriebetrieben. War zwar rein optisch nicht vergleichbar mit den ansonsten präferierten Standorten in freier Natur, aber in fußläufiger City-Nähe und obendrein mückenfrei. Und das war für uns eine durchaus willkommene Abwechslung...
[3] Das galt selbstredend nur für den Verfasser, sein zweibeiniges Navigationssystem auf dem Beifahrersitz mit dem Autoatlas auf dem Schoß wußte auch ohne GPS-Tracker stets und zu jeder Zeit, woselbst wir uns gerade befanden.
Sonntag, 23. August 2009
Über Bodenmais gelangten wir in die niederbayerische »Glasstadt« Zwiesel, die im Wesentlichen von unsteten Touristen auf der Suche nach preiswerten Nutzloserabilien bevölkert ist. Vermittels einer als Sehenswürdigkeit ausgewiesenen Pyramide aus gestapelten Gläsern lockt man die Fremden busladungsweise in Tempel des Konsums, neudeutsch so genannte Factory Outlets, um sie dort von ihrem Gelde zu trennen im Tausch gegen Tand, den sie nicht wirklich brauchen...
Zur Erklärung des Phänomens sei mir ein philospohischer Exkurs erlaubt: Der Mensch ist meiner Meinung nach zufrieden, wenn er eine Aufgabe hat, die ihm wesensgemäß ist und ihm Freude bringt. Gelingt es ihm gar, seine Berufung zu erkennen und diese zum Beruf zu machen, so ist er nicht weniger als glücklich zu nennen. Große Teile der Bevölkerung freilich sehen das Arbeitsleben als Fron und den heiß ersehnten Urlaub als Gegengewicht, in welchem sie dann das Unterlassen jeglichen zielgerichteten Tuns als essentiell und sinnstiftend betrachten: Das wochenlange Faulenzen soll es richten und ihnen Erholung und Zufriedenheit bringen!
Aber das funktioniert natürlich so nicht, da mögen die Aussicht noch so schön, die weichen Pensions-Betten noch so bequem und das Buffet noch so aus- und einladend sein. Sehr bald beginnt der gelangweilte Mensch, sich eben doch nach einer Aufgabe umzusehen und hektischen Aktionismus zu entfalten. Und worin besteht der wohl? Für eine Minderheit vielleicht in geistigen und körperlichen Exerzitien, für das Gros der Sommerfrischler indes aber offenbar im Laufen, Kaufen, Saufen: Zeit ist reichlich vorhanden, Geld offenbar auch, die passende Infrastruktur sowieso. Also werden fleißig mundgeblasene Luftverdränger erworben und pralle Dirndl, alles von bester Qualität und zwei Jahre später in den Second-Hand-Läden der Republik in tadellosem Zustand für ein Zehntel des Einstandspreises erneut in Verkehr gebracht... [1]
Ganz so so üppig wie ehedem scheint der Rubel freilich doch nicht mehr rollen zu wollen, denn mitten in der Saison bleiben reichlich Parkplätze und Fremdenzimmer unbelegt: Die Generationen unterhalb des Rentenalters scheinen wohl mittlerweile Computer und Spielkonsolen den handgeschliffenen Kelchen und kristallgläsernen Elchen vorzuziehen. Egal: Hier kann unseres Bleibens nicht länger sein, darum ab durch die Mitte und wieder hinein in den Wald, woselbst lieblich-saftige Wiesen zum Dösen und gepflegten Bauchkratzen einladen!
Die in Reiseführern gern erwähnten Orte Frauenau, Spiegelau und Grafenau waren uns nur beiläufige Blicke wert, damit wir am gleichen Tage noch Zeit fanden, dafür Freyung etwas intensiver zu inspizieren. Dortselbst faßten wir auch Proviant und schlugen schließlich unweit vom Ort im finsteren Walde unser Nachtlager auf, indem wir an strategisch günstiger Stelle eine Wagenburg bildeten:
An dieser Stelle sei einmal mehr klarstellend darauf hingewiesen, daß unsereins auf Reisen im Gegensatz zu manchem Zivilisations-Amateur keinerlei Hinterlassenschaft in der Botanik deponiert, die nicht geschwind organisch abbaubar wäre! Tatsächlich nehmen wir oft anderer Leute Müll auf und mit zur fachgerechten Entsorgung, um uns beim Universum für die kostenfrei gewährte Nachtruhe erkenntlich zu zeigen...
Nach leidlich mückenfrei verbrachter Nacht ging es anderntags weiter über Passau [2] ins österreichische Schärding am dort gar breit und träge dahinströmenden Inn:
Auch dort war bei weitem nicht soviel los, wie die schmucke Altstadt und das vielfältige Angebot für Auge, Ohr und Gaumen nahegelegt hätte: Offenbar hockt der Mitteleuropäer heutzutage eher vor der Glotze oder auf fernen Inseln, als sich in der Ferienzeit in der näheren Umgebung seiner Heimat umzuschauen. Uns war es recht, verhalten wir uns doch sowieso gerne antizyklisch. Und der zonebattler kann ohnehin weit besser unbelebte Stilleben fotografieren als blinzelnde Menschen zu deren Zufriedenheit portraitieren... [3]
Aber ganz kann er es natürlich doch nicht ganz lassen: Nach einer auf deutscher Seite zwischen Bad Füssing und Ering verbrachten Nacht kam ihm tags drauf in Braunau am Inn ein paar fescher Damenbeine vor die Linse, welches hiermit stolz der Leserschaft präsentiert sei. Weiße Schleifchensandaletten mit Straßsteinen und Chromabsätzen staksen heutzutage über das Pflaster jener Stadt, in der einstmals ein später braunbehemdeter Stiefel- und Schnauzbartträger das Licht der Welt erblickte: Das muß man allemal als friedlichen Fortschritt werten!
Und damit soll es für heute genug sein. Die nächste Etappe wird uns in Kürze über das schöne und reiche Burghausen die Salzach entlang bis ins reiche und schöne Salzburg führen!
[1] Das alles wäre ja als geniale Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und mehrstufiger Wirtschaftsmotor zu preisen, wenn es nicht letztlich auf Kosten der Ressourcen und der Umwelt und ergo zu Lasten der Lebensgrundlagen unserer Nachkommen ginge...
[2] Der Dreiflüssestadt hatte ich ja erst neulich einen Besuch abgestattet, darum sei sie hier ohne weitere Einlassungen flugs passiert und keck übersprungen.
[3] Bitte das nicht tiefenpsychologisch (miß)deuten zu wollen. Jede(r) hat seine (ihre) Vorlieben und seine (ihre) handwerkliche Schwächen...
Süßer und scharfer Senf: