Nach zwei am Bad Reichenhaller Friedhofs-Parkplatz ‑mithin in ruhiger Gesellschaft- verbrachten Nächten ging die Reise jetzt zügig weiter in Richtung Westen. Nur von einem kurzen Abstecher nach Inzell unterbrochen, fuhren wir durch bis Reit im Winkl und von dort aus hoch bis an den Chiemsee. Bald nach dem Aufbrechen hielt ich irgendwo unterwegs [1] kurz an, um die wundersam-nebelfeuchte Morgenstimmung in den dichtbewaldeten Gebirgsausläufern in einer HDR-Aufnahme festzuhalten:
Nach einer beschaulichen Pause am See ging es zügig wieder nach Süden, wobei wir einzig in Aschau im Chiemgau kurz verweilten. Ansonsten durchschnitten wir noch einen letzten Zipfel Österreichs, bevor das Auto dann endgültig von den großen Bergen weg in Richtung Tegernsee rollte. En passant nutzte ich eine der letzten Möglichkeiten, eine selbstzufriedene Bergwiesenbewohnerin abzulichten...
Am späten Nachmittag erreichten wir den Tegernsee bei Gmund und unternahmen dort sogleich eine ausgedehnte Wanderung an dessen beschaulichen Gestaden. Am Anblick des flirrenden Abendlichtes auf den sanft sich kräuselnden Wassern erfreuten sich Jung und Alt sowie natürlich der Autor und seine stets gezückte Kamera:
Es war Mittwoch und der Andrang gering, ja nachgerade nicht existent. Hin und wieder konnte man freilich erahnen, daß am Wochenende erheblich mehr los ist, wenn die Münchner nämlich meinen, sich hier naherholen zu müssen statt daheim in ihrer Stadt zu bleiben und Ruhe zu geben...
Mitten in der Woche freilich war von Streß und Stau und Gezerre und Geplärre nichts zu sehen und nichts zu hören, und so konnte ich abends um sechs einen absolut friedlichen Tegernsee auf den Film Chip bannen [2]:
Die Nacht verschliefen wir höchst kommod auf einem öffentlichen Parkplatz Gmunds, der sogar über ein Toilettenhäuschen mit Steckdosen und fließend warmem Wasser verfügte, ein eindeutiges Indiz für überbordenden kommunalen Reichtum.
Anderntags brachen wir früh am Morgen auf, faßten frische Milch für das Frühstück in der Stadt Tegernsee, verzehrten dasselbe genüßlich am Ufer von Rottach-Egern und vollendeten im Uhrzeigersinn über Bad Wiessee die Tour um den Teich. Die nächste Station war dann erst wieder Bad Tölz, welches wir ausgiebig zu Fuß erkundeten und erforschten. Über Benediktbeuern tuckerten wir dann schließlich bis an den Kochelsee, wo wir am Maschinenhaus des Walchensee-Kraftwerkes Posto bezogen, um nämliches am folgenden Morgen zu besichtigen... [3]
Mit dem Freitag brach der letzte Tag der Reise an. Nach ausgiebiger Inspektion des recht informativen Besucherzentrums [4] und anschließendem Besuch des Franz Marc Museums im nahen Kochel sausten wir über Penzberg [5] schnurstracks hoch bis an den Starnberger See, wohin es den zonebattler geradezu magnetisch zog: In Bernried wollte er unbedingt das »Museum der Phantasie« mit den Sammlungen von Lothar-Günther Buchheim besuchen, und dafür drohte die Zeit langsam knapp zu werden. Es reichte aber noch für ein mehrstündiges Eintauchen in das Reich des 2007 verstorbenen, streitbaren Multi-Talents; der geneigten Leserschaft sei ein Besuch im auch architektonisch faszinierenden Museum wärmstens anempfohlen...
Erschöpft und mit Eindrücken voll töffelten wir nach freundlicher Starthilfe durch andere Buchheim-Jünger [6] weiter bis nach Andechs, um mit einer zünftigen Brotzeit im dortigen Kloster-Biergarten die Reise gemütlich ausklingen zu lassen. Der Andrang hielt sich auch dort in überschaubaren Grenzen, das Essen schmeckte gut, die dunkle Radlerhalbe ausgesprochen lecker. Seine Wirkung auf die Sinne war indes zu spüren, und der zonebattler war froh, sich nur einen halben und keinen ganzen Liter des süffigen Trunkes hinter die nicht vorhandene Binde gekippt zu haben. Gleichwohl sah er unten am Parkplatz manches nicht doppelt oder dreifach, sondern gleich im Dutzend:
Ein Auto dieses Typs war ihm zeitlebens nicht untergekommen, geschweige denn deren zwölf nebeneinander! Wie wir später daheim ergoogelten, waren wir Zeuge eines höchst außergewöhnlichen »Cosmonauten-Treffens« geworden, über das sowohl der SPIEGEL als auch die Süddeutsche Zeitung ausführlich berichteten. Die mit Kurzzeit-Kennzeichen zugelassenen, markant-schnittigen Sportwagen jenes nie in Deutschland angebotenen Mazda-Modells waren für dieses exklusive Event doch tatsächlich per Schiff aus Japan herbeigeschafft worden!
Mit diesem Schmankerl zum Schluß soll es genug sein. Ein letzter Schnappschuß vom Andechser Maibaum und dem sich darüber ausbreitenden Abendhimmel ‑beides in den leuchtenden Landesfarben Bayerns gehalten- möge diese lange Reise-Reportage nunmehr beschließen. Zu sehen gab es danach auch nichts Nennenswertes mehr, und eine Schilderung der spätabendlichen Marschfahrt nach München und weiter über die Autobahn nach Fürth wäre so einschläfernd wie diese selbst.
Für die knapp zwei Wochen Rundreise hat der Herr des virtuellen Hauses hier glatt nochmal soviel gebraucht, um sie zur eigenen Erinnerung und zur Gemütsergötzung seines Publikums medial aufzubereiten. Ob er sich das beim nächsten Mal wieder antun mag, dessen ist er sich im Moment noch keineswegs sicher.
Gut. Nach einer kleinen Sendepause dreht es sich hier in diesem virtuellen Theater demnächst wieder um Fürth und seine nähere Umgebung!
[1] Ich könnte den Aufnahmeort ja jederzeit genau lokalisieren, aber jetzt gegen Ende der Expedition schenke ich mir derlei enervierende Extravaganzen...
[2] Jawohl, mein lieber Wiisen, auch das ist natürlich wieder ein aus fünf Einzelfotos zusammengemixtes HDR-Bild ! ;-)
[3] Seine bessere Hälfte wollte unbedingt noch das obere Ende der gigantischen Röhren inspizieren und trieb den zonebattler (und dieser seine Renngurke) die Serpentinen hoch bis fast nach Urfeld. Bei einer kurzen Pause oben ‑bei der der Berichtende noch auf ein Paar offenbar vergessener Wanderstiefel deutete und anschließend erhobenen Zeigefingers auf den guten Brauch des doppelten Blicks zurück verwies- vergaß die Beifahrerin ihren erleichterungshalber kurz abgeschnallten Bauchgurt, der ‑als Vorsichtsmaßnahme gegen Schurken und Lumpenpack- vom Bar- über Kartengeld bis hin zu Schlüsseln und Ausweisen alles enthielt, was wichtig ist und schwer wiederzubeschaffen wäre. Erst Stunden später (nach dem Abendessen und dem Umbau des Einsatzwagens zum Nachtlager) fiel ihr das Fehlen des Handys auf: In rekordverdächtiger Zeit ward der grüne Blechkamerad wieder in fahrfähigen Zustand versetzt und durch stockdunkle Nacht erneut die Serpentinen hochgeprügelt. Der Lohn des bangen Wartens: Das wertsachenbeladene Wimmerl fand sich an gemutmaßter Stelle glücklich wieder, prall gefüllt mit allen erwarteten Ingredienzien. Ein viertes Mal und letztes Mal ging es nun auf die zickezacke Bergstraße. Fazit: 4 x 30 min Fahrertraining plus diverse Adrenalinschübe, ohne oben irgendwas von den Kraftwerksanlagen gesehen zu haben...
[4] welches übrigens ein recht repräsentatives Exempel dafür abgibt, daß für die Errichtung spektakulärer Bauten und mondäner Präsentationen oft aberwitzige Geldbeträge flüssig gemacht werden können, es aber hinterher an allen Ecken und Enden fehlt, um selbst banalste Instandhaltungsarbeiten zeitnah durchzuführen (durchgebrannte Lampen, Computerhänger, verschlissene Kleinteile etc.).
[5] woselbst wir ‑zur eigenen Verblüffung- an einer außerordentlich ästhetischen Moschee vorbeibrummelten!
[6] Das nach längerer Fahrt durch Waldschneisen versehentlich nicht ausgeschaltete Fahrlicht hatte unterdessen die eher klein dimensionierte, unter dem Fahrersitz eingebaute Batterie leergelutscht, aber ein Satz dicker Überbrückungskabel gehört glücklicherweise zur Standardbestückung des Expeditionsmobils.
Vielen Dank für die gesammelten Einsichten in das Leben von Erdenbewohnern und Cosmonauten, und angesichts der gebotenen Qualität hätte ich fast die 48. Edition des Monatsrätsels nicht vermisst ;-)
#1
Was Cosmo-Fans recht ist, ist Libero-Freunden billig, siehe hier und da und dort !
#2
Bumerang-Tasche
Trotz vereister Straßen war ich auch heute wieder mit dem Rad unterwegs und fuhr extrem vorsichtig, weil jede abrupte Änderung des Richtungsvektors oder der Geschwindigkeit dafür sorgt, dass man sich ganz schnell am Boden wiederfindet. Also gaaanz langsam fahren. Plötzlich kommt aus einer Einfahrt, die üblicherweise mit einem Sperrpfosten gesichert ist, ein Fahrzeug herausgeschossen. Es war noch viel Platz; dennoch habe ich reflexhaft gebremst, damit ja nix passiert. Peng! Rad rutscht weg und ich kippe um. Der Autofahrer biegt in die Straße ein. Dieser blöde Depp! Erst so forsch fahren und dann nicht mal schauen. Na, egal. Ich rappele mich hoch, stelle dankbar fest, dass es nirgends wehtut und setze meine Fahrt heimwärts fort. Die Haustür ist nur angelehnt, weil bei der Kälte der Tür-Schließer nicht tut. Praktisch, da muss ich den Schlüssel nicht auspacken, denke ich. Rad also reingetragen, damit der Schneematsch keine Spuren im Hausflur hinterlässt, Hoftür geöffnet und das Radel zu seinem Stammplatz gebracht und an die Wand gelehnt. Routinemäßig will ich meine Handtasche greifen. So eine Scheiße! Die ist weg! Samt Geldbeutel, Kreditkarten, Handy, Palm, Ausweis, Führerschein usw. Wahrscheinlich ist sie beim Sturz aus dem Korb gefallen und ich habe es nicht gemerkt. Also nix wie wieder zurück. Da Radeln zu gefährlich ist, schnell hingerannt-ist ja nicht so weit und kaum 5 Minuten her. Tja, keine Tasche – auch nicht im Gebüsch. Also nachfragen im Supermarkt und in der Bäckerei. Leider Fehlanzeige. Alle anderen Kunden mustern, ob sie wohl die Tasche gefunden haben. Jede größere Tasche ist verdächtig-da könnte meine ja drin sein. Personal instruiert, falls noch etwas abgegeben werden sollte. Nochmal draußen geschaut. Dann in der Kneipe nebenan nachgefragt, die innere Panik sich möglichst nicht anmerken lassen. Ha, Spieler am Spielautomaten! Die verzocken sicher gerade das gefundene Geld aus meinem Geldbeutel. Typisch! Insgesamt also leider Fehlanzeige. Diesmal muss ich die Tasche samt Inhalt wohl abschreiben. Hier in diesem Sozialbau wohnt ja allerlei Gelichter, wie die Tageszeitung beredt zu berichten weiß... Also heimgetrottet, um den unerfreulichen Vorfall zu beichten und Unterstützung zu bekommen. Der Mitbewohner hat wenig Verständnis, aber rennt seinerseits los, um zu suchen, weil an meinem Schlüsselbund auch SEIN Autoschlüssel dran ist. Ich suche derweil die Telefonnummer der Polizei raus und frage um Rat. Als erstes die Karten sperren lassen, rät man mir dort. Ok, immer mit der Ruhe, also Kartennummern der zu sperrenden Karten rausgesucht und mehrere Versuche unter verschiedenen Telefonnummern gestartet, in Warteschleifen abgehangen, bis ich mit der internationalen Rufnummer zur Visa-Karten-Sperrung endlich durchkomme. Der Mitarbeiter nimmt mein Anliegen freundlich auf. Nachdem ich endlich alle Angaben gemacht habe, bricht bei ihm das System zusammen. Also nochmal von vorne, diesmal geht es schneller. Er bedankt sich, dass ich diese Service-Nr. angerufen habe und wünscht mir einen schönen Abend. Nach einer weiteren halben Stunde sind auch meine beiden EC-Karten erfolgreich gesperrt. Uffz! Geschafft! Nun erstmal was essen. Wir erstellen jetzt eine Liste, was abhanden gekommen ist und damit fährst Du zur Polizei, sagt der Mitbewohner. Können wir nicht zusammen..., quengele ich. Ich hab grad nicht die Nerven. Nichts da, wir lassen die Wohnung nicht mehr alleine, solange das Schloss nicht ausgewechselt ist. Und morgen bleibst Du auch daheim. Ich versuche, meinen Chef anzurufen. Da geht nur der AB ran; dem will ich das aber nicht erzählen, daher wieder aufgelegt. Die Liste wird ausgedruckt. Dingdong macht es an der Tür. Draußen sind zwei freundliche Polizisten, die mir meine Tasche bringen. Alles ist noch da. Eine nette alte Dame habe sie gefunden. Puh, so ein Glück! Ich kann es kaum fassen. Nein, sie möchte keine Belohnung – allenfalls kann ich sie anrufen und mich bedanken. Sie lassen mir Name, Straße samt Hausnummer und eine Mobiltelefonnummer da. Leider ist letztere unvollständig. Also bedanke ich mich demnächst mal persönlich. Was lerne ich aus dieser Lektion? Nur das mitnehmen, was man wirklich braucht. Und – Fürth ist viel besser als sein Ruf. Schönen Dank auch an die Polizei als Freund und Helfer, die verlorene Sachen sogleich wieder heimbringt zu Frauchen. So ein Service! Ich kann mich dran gewöhnen, dass meine verloren Sachen immer wieder zu mir zurückkehren.
#3
Zu dieser Artikelreihe gibt es eine eigene Bildergalerie auf »Licht-Bild-Schau«.
#4